Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 27, 1913, Image 3

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    Tastet Cmflfja Zxibünt. tttntxHtfi, 27. Tsthuat 1013.
JHCrSSÄflBSI
01
j)ic Erben von
JUiminaUomcm
rWWtlj W1AKS
(20. Fortsetzung.)
H war ein grobe, slachei, sehr
otte Etui, für vier Stucke berechne
I wovon aber zwei fehlten. Blofj die
JBroct) und ein Kollier flimmerten
W mattem Glanz auf dem rbliche
mt. aprikoseitfarbiaen Samme
Zwei Ohrgehänge, die offenbar doz
uehSkten. waren nicht oa.
Wal Hempel in so große Er
guna versetzte, war die Norm de
Schmucke. ES waren au Aril
lanten geUldete Pentagramme mit je
einer schwarzen Perle in der Mitte
Die Gegenstücke zu den in Mutter
ittabl Nachlaß gefundenen Ohrge,
bangen!
Wie im Traum starrte Hembe
daraus nieder, wahrend eine Flu
wirrer Gedanken unkla: durch sein
ßirn jagte.
wWaS haben Sie?' fragte Senken
berg erstaunt, wobei zugleich etwa
wie Unruhe in seinen Augen usblid
te. Gerade dieser Schmuck hat ei
ntlich wenig Altertumswert
kaum hundertundfünfzia Jahre!"
.Die Ohrgehänge " stammelte
Hempel. wo haben Sie die vyrge
hange, die doch dazu gehören?
Eine tief Stille folg! der Frage,
Dann stand Senkenbeg auf, nahm
Mi Etut und klappte es heftig ,u.
.Sie find abhanden gekommen
sagte er kuri.
. Wie? Wann? Wurden Sie Ihnen
aestoblen?"
.Nein!" ... Ein erstaunter, fast
hochmütig abweisender Blick traf den
dreisten Nrager. .WaS kümmern Sie
die Ohrgehänge? ES liegt ja nicht!
an hrem Berlkst.'
.Ihnen vielleicht nicht, aber
ii!" vlatzte der Detektiv unbedach
heraus. Jch weiß, wo st stnd.
und. . ."
Weiter kam er nicht, denn Herrn
v. SnkenbergS Hand hatte seinen
Arm m,t so eiserner Kraft gepackt.
wie man S seinen schwächlichen Mus
kein nie zugetraut haben würde.
.Sie Sie wissen Sie wollen
behaupten " . stieß er heraus, und
sein Antlid war itfet so weift, als e
kein Tropfen Blut mehr in seinem
ganzen hageren orper.
Plötzlich lachte er bitter auf.
.Sie stnd ein Narr! Die Dinger
liegen am Grunde dei atlantilchen
OzeanS. wenn Sie'S durchaus Kissen
müssen! Seit dreiundzwanzig Jahren
kann kein menschliches Auge sie mehr
erblickt haben.
.Doch! DaS meine! Ich schwöre
Ihnen, da ten sie vor roenwen
Wochen sah! Und ich muß unbedingt
ijfjen, wie Sie au Ihrem Besitz in
fremd Hände lameni
Senkenberg starrte ihn geisteLabwe
send an.
.?ln wessen Handen sind sie jetzt?'
fragte er endlich mit erloschener
Stimm. .
Jetzt erst besann sich Hempel. wie
völlig er in seiner Erregung auS der
Rolle gefallen war.
Hatte der ander S bemerkt? War
er mißtrauisch geworden? ES schien
nicht so. Er starrt' noch immer gei
stesabwesend vor ' hin, und seine
Gedanken waren 'offenbar mit ganz
anderen Dingen beschäftigt.
SilaS aber hatte plötzlich seine
volle Kaltblütigkeit wieder erlangt.
.Einem Sammler wie mir", sagt
n ruhig, .kommen wohl mancherlei
Dinge vor Augen. Ich sah die Ohr
gehänge kürzlich in einer Provinz
stadt. und sie rregten mein Interesse
ebenso sehr durch ihre seltsame Fas.
sung als durch einige Umstände, die
sich an sie knüpfen. Sie sind nämlich
sozusagen momentan herrenloses Gut.
Man fand sie im Nachlaß einer alten
Frau, und derjenige, den ein beigeleg
ter Zettel ausdrücklich als Besitzer be
zeichnet ein gewisser Eisler
behauptet, durchaus nichts von ihnen
zu wissen."
, Er hatte den Namen EiSler beson
derö betont und Senkenberg dabei
scharf beobachtet.
Aber kein Zug in dessen Gesicht
verändert sich. Stumm und gkich
gültig starrte er vor sich hin.
Hempel fuhr fort: Sie begreifen,
daß eS wichtig wäre, festzustellen, wie
die Schmuckstücke in den Besitz dieser
Frau Rabl so heißt die Alte
kamen? Ob durch Kauf, Schenkung
oder gar Diebstahl?"
Auch der Name Rabl verhallte
wirkungslos an den Ohren Sen
kenbergS. der Überhaupt kaum auf
die Wort seine GafleS zu achten
schien. '
.Um dieS herauszubringen wäre
eS aber nun von größter Wichtigkeit.
Herr v. Senkenberg, wenn Sie mir
angeben würden, in welcher Weise Sie
selbst sich von den Gegenständen
trennten. Ich glaube, e würde
mir dann nicht schwer fallen, Ihnen
die Ohrgehängt wieder zu verfchaf
fex :.:
OenkenbergS Blick schien wie auS
teeiten Fernen wieder in die Wirk
l"ei zurückzukehren. Zugleich drei
t'z sich in Ausdruck innerer Qual
itr.i heftigen Kampfes Lber seine
ZZ'j auS. Lange blieb sein Blick
l:r.x auf Hempel ruhen.
;gnBWHVia.ffaai
MMigaaügg
Senkenberg
von Erich Eben stein.
f WBBW
.Nein!" sagte er' endlich, den Kopf
zurückwerfend, hastig. .Nicht jetzt!
Nicht heute! ES ist zu viel. . . ich bin
erschöpft. . ."
Er kämpft sichtlich mit Atemnot
und tastete mechanisch nach der Klin
gel, die er in Bewegung setzte.
.Ich muß Sie nun bitten, mich
zu verlassen Mark wird ah,
da sind Sie a. Mark . sagte er form
lich aufatmend zu dem eintretenden
Kammerdiener, .führen Sie Monsieur
Rodin auf sein Zimmer. Ich will
zu Bett gehen. Sie brauchen nich
mehr zu kommen. Ich bedarf Ihrer
nicht mehr.
Lempel verbeugte sich.
.Und morgen? Werden Sie mir
morgen ?"
.Nein! Bringen Sie mir den
Schmuck. . . dann vielleicht. . .! Gute
Nacht! Uno nehmen Sie einem al
ten nervösen Menschen seine Schwa
che nicht übel. . . ich wollte Sie
nicht kränken durch diese rasche Wer
abschiedung."
ES war sicher keine Komödie. An
der Anstrengung, mit der er sprach
sah man deutlich, daß er in der Ta
sehr angegriffen war.
Schweigend folgte empel m
Diener in daS zweite Stockwerk, wo
dieser ihm ein Zimmer anwies.
Alles war dort für den Gafl vorve
reitet: Ein kaltes Abendbrot. Getran
ke. Zigarren und das frisch bezogene
Bett, neben dem ein Tischchen ml
Büchern stand.
Bisher hatte Peter Mark lem
Wort gesprochen. Jetzt aber sagte
er. den Armleuchter auf den Tisch
stellend und den Gast bekümmert an
sehend:
Was ist denn geschehen? Ach. l,e
ber Herr, saaen Sie mir doch die
Wahrheit Sie sehen so ernst aus.
und mein armer Herr unten . . . eS
wird doch nichts SölimmeS borge
fallen sein zwischen Ihnen?"
Nein! Nur twaS Seltsan. s,
Mrk!" Und er erzählte dem unruhig
aufhorchenden Diener, was sich bege
den hatte.
.Können Sie sich die Sache erkla
ren?" schloß er. Warum will der
alte Herr nicht gleich sagen, wem er
die Orgehänge gab oder verkaufte?
Warum glaubt er. daß sie am Grun
ke des Atlantischen OzeanZ liegen
müssen?"
' Mark schwieg.
.So reden Sie doch. Mark! Ich
müßte doch ein Idiot sein, wenn ick
nicht merkte, daß da in Geheimnis
dahinter steckt."
Ja. eS aibt ins! Aber ich bin
nicht berechtigt, davon zu sprechen,
wenn mein Herr es nicht tun will."
gab Mark zur Antwort.
Ach. Unsinn! Sie hörten ja selbst.
daß er eS mir sagen will, wenn ich
ihm die Ohrgehänge bringe. Es griff
hn nur heute zu sehr an.
.Dann muß auch ich warten.
Aber Mensch bedenken Sie doch
es liegt vielleicht Ihrem Herrn
"eraoe sehr viel daran, daß er die
Dinger wieder bekommt."
Das könnte wohl sein.
Also! Und ich kann sie ihm nicht
verschaffen, ehe ich nicht klar sehe.
Denn das Ding hat einen Haken.
Momentan sind sie so gut wie unver
aufllch. Si liegen nämlich bei Ge
richt deponiert, da der als ihr Be
sitzet bezeichnete Mensch von ihnen
nichts wissen will und außerdem de
Mordes angeklagt ist." '
Wie heißt der Mann?"
EiSler!" ,
Der Name ist mir gänzlich unfce
annt. Wie können sie in seinen Besitz
gekommen sein?"
.Ein alte Rrau namenS Rabl
hatte sie in Verwahrung."
Auch diesen Namen habe ich nie
gehört."
Begreifen Sie nun. daß wir eS
nur herausbringen können, wenn
wir Schritt sür Schritt den Weg
verfolgen, den der Schmuck genom
men hat? Wir M)n nur die letzten
beiden Inhaber. In wessen Händen
war er früher? Wir müssen beim an
dern Ende anfangen, da Frau Rabl
ot ist. Wer besaß die Ohrgehänge
zuerst, nachdem sie Senkenberg ver
assen hatten?'
Der Diener schwieg und starrte
umm zu Boden.
Mensch ' " Sie sind doch ein
reuer Diener und wollen JhreS
Herrn Bestes! Glauben Sie. daß er
rtzt, wo er wetg. ve Schmuckstücke
ieaen nicht auf dem Grunde dS
OzeanS. Ruhe haben wird, he er
mehr weiß? Ehe er fle wieder
hat?"
Mark hob aushorchend den Kops.
ES ist wahr" murmelte er. .er
wird weder Rast noch Ruhe haben
jetzt die alte Angst wird tausend
ach m ihm auMyen. . .
Er sah Hempel fest an. , ,.
.Sie haben techt diese Sache
muß aufgeklärt werden! Ganz klar!
und bis auf den letzten Punkt! Und
zwar so rasch als möglich l' sagte et;
yk VtfltMlNt. .
Dann treiben Si kein unnütze
Gheimnikrämerei. Ihr . Her
i
, i
brillcht nie zu rsahren. woher ich
den Wink erhielt, und jedenfalls bin
ich Gentleman genug, um fremd Ge
Heimnisse nicht vor fremden Ohren
auszuposaunen. Ich brauche sie le
diglich sür mich, um in oller Stille
auszuforschen, ob und welche Rechte
andere an die Schmuckstück: haben."
XXII.
Peter Mark kämpfte nicht mehr
mit sich selbst.
.Ich will Ihnen also zu diesem
Zweck die Taisachen mitteilen, d!
Sie wissen müssen, illor stchtund
zwanzig Jahren heiratete Herr v.
- . IM.-! ... t . .!
sknienorrg im jcon, aoer armes
Mädchen. Sie war Waise und er
liebte si sehr, obwohl sich bald zeigte,
da sie ihn nur ver Bersorcuna bal
ber genommen halte und sich nich
daS mindeste aS ihm machte. Sie
war eitel,' gefallsüchtig und sehr ver
schwenderisch. Die Ehe wurde noch
unglücklicher, als ein Knabe geboren
ward, den der Vater abgöttisch liebte,
die Mutter aber aus jede Weise ver
nachlässtgte. Er war kein Waschlap,
pen trotz seiner Liebe zu der Frau
Er wollte ie zwingen, ihre Mutter
Pflicht zu erfüllen, und stellte darum
alle Vergnügungen auf Senkenberg
ein. ES gav vesyas manchmal furcht
bare Szenen. Und eine Tages war
d,e gnadige Frau samt dem Kleinen,
der damals ein Jahr alt war, der
schwunden.
Man sprengte natürlich auS, sie
se, zu ihren verwandten gereist, ob
wohl sie gar leine besaß. In Wahr
hkit war si mit einem anderen
Manne durchgegangen. DaS Kind
hatte sie. wie sie selbst schrieb, nur
mitgenommen, um bessere scher
dungsbedingungen zu erlangen und
Rache an dem Gatten zu neh
men. Wenn er si nicht verfolgte
und auch sonst in alle Bedingungen
n, äiaen wurde. ote ihr Anwalt stell
len wurde, sollte er den kleinen Feli,
unversehrt wiedrr erhalten. . .
Hempel hob überrascht den Kopf.
.Felix hieß der Knabe?"
.Ja."
Erzählen Sie weiter
.Es ist nicht mehr viel zü erzäh
len. De? Brief war in Hamburg
aufgegeben, unmittelbar vor der Ab
fahrt des Dampfers .Atlantic" nach
New Nork. worauf sich die Gnädige
eingeschifft hatt waS man übrigens
erst viel svater durch ihre? Anwalt
erfuhr. Er hatte den AuNrag. die
Scheidunasanaeleaenheit erst dann in
Angriff zu nehmen, wenn sie ihm
ihre Ankunft von drüben meldet
Dazu kam eS nie. Die Atlantic
scheiterte nach üntrn Zusammenstoß
auf hoher See bei dichtem Nebel,
Keine einzige Frau,' kein einziges
Kind wurde gerettet, überhaupt nur
ein kleiner Theil der Mannschaft und
drei oder vier männliche Passagiere,
die sich in ein Boot retten konnten.
Einige Wochen später wurden diese
Angaben, die der Anwalt Hrrn
Senkenberg mitgeteilt hatte, amtlich
bestätigt."
Weiß man stimmt, daß Frau v.
Senkenberg sich mit dem Kmde einge
schifft hatte?"
Ich glaubt wohl. Wo sollte i't
eS gelassen haben, da keinerlei
Verwandle besaß? M'.nde,tens hatte
sie dock andernfalls den Anwalt ver
siandigt! Wie kommen Si auf diese
Idee?"
Es war nur ein momentaner Ein
fall. Wie hieß der Mann, mit dem
sie floh?"
Mark zögerte inen Moment. Dann
sagte r finstr: Eberyarkt v. a
vandal hieß der Lump."
.Lavandal? Ein Verwandter. .
.Meines armen Herrn, jawohl!
Dessen Gastfreul'dschc! t er hundert
mal genoß, der ihm wiederholt seine
Schulden bezahlte und dem er zum
Dank die ?krau stabl!"
Und etzt ist wieder m Lavandal
hier zu Gast!', sagte er nach einer
Weile.
Gott sei'S geklagt, a! Bisher
durfte der Name nicht einmal genannt
werden und nun. . . aber dahinter
teckt nur die Gutmütigkeit Fräulein
Renates, die gewiß dem Herrn keine
Ruhe ließ. Glück wird es unS sicher
nicht bringen!
.In welchem Verhaltn's sieht der
unge Lavandal zu jenem Eberhard?
War er sein Vaterv
Nein. Der ump war unver
mählt. Es gab zwei Brüder. Sie
hatten damals ein kleims Gütchen
hier in der Näye, daS Eberhard
durchbrachte. Der andere sein
Bruder Feli? ist der Bater deS
ungen Lavandal.
Onkel und Neffe also!
Ein Blitz deS Triumphes leuchtete
n Hempels Augen aus.
.Kennen Si die Namen der ge
retteten Passagier der Atlantic"?
War-'
.Nein. Lavandal war nicht dar
unter." ,
, Hempel hatte sich wieder gesetzt
und war rn tiefes Nachdenken ver
unken.
(Fortsetzung folgt).
-Unterschatzung. Bauer
(triumphierend): Unsere vorjährigen
Sommergast' wollen heuer, bei uns
wohnen, und da hast Du gemeint, die
ommen nicht wieder, weil wir sie so
bervorteilt haben! (überlegen) Weißt
Du Alte. Du bist noch zu unerfahren.
Du weißt gar nicht, wie dumm die
Stadtleut' sind!" , . ; ...
ZNarcell Sirolondo's
Schreck.
klne Sck,svi'lkrsck,nrr doa Hg
nerkien'Wöriohoi'scr.
Mein F:rien deS Jahre 1910
waren erschienen, und ich genoß den
Scmmer, wie fast immer, tn meiner
Hkimat Schlewig'Holstein.
Ich kenne e geniu. diel schmale,
kleine, einzig schöne Stück Erde
und so ist eS mir immer n.ch leicht,
ein Plödchen dort zu finden, da
völlige Einsamkeit im Verein Mi
landschaftlicher Lieblichkeit biete
Ganz versteckt lebte 1 bei einem
ju-gen unverheirateten Lehrer in se
nem bequemen, breiten, alten Hau
mitten im Walde. Seine biedere,
etwa sechzisiährige Wirtschafterin
konnte exzellent kochen. DaS hat
sie gelernt in der Küche deS adeli
gen Gut'S, zu dem da Dorf und
die Schule , ja auch gehörten. Uno
der einzige Fremde war ich auch
Herz, wag willst du noch mehr!
Ein benachbarier. mir längst b
kanntet Gutsbesitzer hatte mir sofor
beim Wiedersehen tn alter Lieben
Würdigkeit daS fteckjt, auf seinem
Gebiet zu jagen, wieder erteilt, und
so warS xt grüne leinene .agdlittel
der meisten meine Scbultern deckt:,
'Die Flinte übergehängt, bin ich
wieder einmal unterwegs. Um in
Revier ,u kommen, fahre ich am
besten zwei Stationen mit der Eisen
bahn. Der Mc.nn mit der roten
Mütze unsere? StatiönchenS tut sich
ein? drauf zu gut. auf den Feldern
seines BaterS alliahrlich feinen Bo,!
schießen zu können, er of,net mir
gütigst persönlich daS Kupee und
mit einem .Waidmannsheil" läßt er
eS schallend zufallen.
Guten Tag! Gu ten Taaag
In einer Ecke sitzt ein Jüngling.
im Netz über ihm fein Koffer. Er
ist mein einziger Kupeegenoss und
hat mir soeben so umständlich mtl
ncn Gruft erwidert.
BartloS fein Milchgesichtchen, lang
sehr lang seine vielen Haare, via
türlich den Hut abgenommen. Nichi
der Hitze wegen. Die Haare!
Ar Stelle emeS normalen s?chiip
sei ein blauer, großer, ach ein seh
grcßer Schmetterling, der die kühne
idrust beilattert.
Aha ein angebender Junger
.haliens. der inS Engagement deS
SommerZ oder wenn die Götter
ihm durch den Besi eines Hrtm,..'
eine rucke machen uver die er
Hölle, nach Muttern fahrt.
Er mustert mich, ceme Fimlk
zwischendurch auch mal. Mir ist in
der Theaterserlenzeit ein Heiner
Schnurrbart und ein noch kleinerer
Vollbart gewachsen, und ich bin clfo
r .Seine Abnunasleliaieit' nur
ein harniloser, biedere? Landmann.
Das völlige Schweigen ist ihm im
angenehm.
Wahrscheinlich hatte er das Un
glück, auf all .'einer Fahrt immer al
em zu ntzen und konnte die ganz ge
füllte, so interessante Mtmenvrujt
nicht entladen.
Er rauspert sich.
Sie v::,zeioen. mein Herr, wissen
Sie vielleicht, ich bin hier fremd, ov
in Schleswig ein Theater iU
Also doch, mein Blick hatte mich
richtig fehcn lassen.,'
Ich zieae die Tarnkappc. tieser und
preche im Dialekt der ilteiner. t
.0 ja, mein Herr, da haben wir
unser feines StaoUheater.
So. so! Hm wissen Sie, ov
da eine anständige Komödie gemacht
wird?" .Wie?"
Ich meine, ob die Leitung dort
une anständige, künstlerisch bestrebte
!
Wer natürlich ist sie das, gewiß; die
aeben immer .Robert und Bertram'
und so was Lustiges, ach. wie yeiöl
doch daS andere Ding, hm, da
macht der Komiker so ne seine Rlle
drin. Deubel auch, ah ta Hase
mannS Töchter" großartig, sage
ch Ihnen."
Ein herablassendes Lachein o3
Jünglings. Alte Schmöker; wir
geben jetzt Gawan!" Ich werde den
grünen Ritter spielen; dem wird der
Kopf abgehauen, dann nimmt er ihn
unter den Arm, und geht wieder üb,
indem er seinen ffluch gibt.
Donner und Säbel!' Ich reiße
das Maul auf. so weit es möglich
st. .Wie heißt das Ding?"
Gawan! G a w a ni"
Jawoll jawoll, und Sie eh
Sie, wie sagten Sie, Sie spielen
der, Ritter, dem dann der Kopf run-
eraehauen werden soll?" Ein sei,
ges Lächeln überglänzt den Jüng
lM. .
Ha. ja. un er Beruf : tarn
ltln so leichter, wie sich daS groß:
Publikum immer vorstellt. -Z. 58.
der Souffleur! Sie glauben auch
gcwiß, man braucht seine kolle gar
nicht zu lernen, man könne dem
Souffleur alles nachsprechen. ,
Jh. dafür ist der Mann doch da,
mein ich!'
Ne, ne. mein Herr, alles, alles
bis aufs Wort tonnen muß man.
Passen Sie auf, ich will Ihnen den
beweis erbringen.
Und er legt los und beginnt: I
zählte zwanzig Jahre, Königin
Durch ein staunendes lautes Je
wundern unterbreche . ich ihn, bevor
r nocy pianie, sre,wiuig zu enoen.
Großartig, großartig' können Sie
dvS. Herr. . .
Ja. un? 1 .Schminken; die
Leuie meinen immer, d ' Frise
schminkt unk. Gott bewahre, de
kenn ja koch nicht ahnen, was tn:
im Geiste für in Ehraktermas
vcrschweb?.'
.Nicht?"
knu hhft Mkft iin
j i i
da ist wieder eine Kunst ganz für
iaf autin, ranajtt lernet nie.
.Ja. dak glaub ich wohl! Ich
lonnl nichti
.Ich bin jugendlicher Held!
.oool
.Mzrtimer. . Carlo?, Melchihal
Ufa. Ja, Sie kennen vielleicht nich
ane die e Klassiker ,o aeläu ig."
.Ach nein. wir HL' auf dem
lochen Land '
.Ja, ja. verstehe! Na. ich komwe
ttt;i im Winter mal hierher astic
XV; vielleicht s:h wir unS mal wie
de.. gestatten Sie Mac..
Bcrolondo'"
.Ei verflucht!" Gott lob, mei
n Station! .Andrefen. sehr an
genehm, junger Kollege! Verzeihen
le, aber meine Station ist gekoir
men. muß raus. Auf Wiedersehen
a, der Bur. so Gott will. Mn
munkelt wieder und wieder. Baron
Berger kriege sie doch, im nächsten
Jahr. Auf der Probe hörte ich'ö
noch am letzten Tag. Nimmt er mich
mit. empfehle ich Sie sür den Ritter
mit dem Kopf unterm Arm! Leö:n
Sie wohl. Maestro Borolondo."
Durch? Fenster deZ schon wied:
rollenden Zuaeö, den Mund torwei
auf: .Haaa. waas, Sie sind
auch v
.Djaa! -'
Rusflsche P,ll,la,k,,e.
John Kennen, der noch vor der
insuyrung einer er a unq in
Rußland die Verbreitung des Sozia
lismuS studierte und in verfönlicke
Berührung mit den hervorragendsten
Revolutionären kam. vero fentlich
einige Anekdoten, die auf die Tätig
ke,t ber ru ifchen Polnei auch vor
der Erfindung der Afewschen Me
tyode ein eigentümliches Licht werfen.
In Petersburg wurde einst ein Dok
tor Kadian verhaftet, und da die
Polizei ihn sür einen großen Revo
lutionar hielt, stellte sie in seiner
Wohnung eme Falle" auf. d.
sie verhaftete jeden, der die Wohnung
betreten wollte. Bet dem Verhafteten
wohnte auch feine Schwester, mt an
einem unter dem Protektorat der
Großfürstin Katherina Michailowna
fteyenven Madchengymnastum als Leh
rerin angestellt war. Der Zufall
fugte eS, daß am Tage der Verhaf
tung die lliahrliche Sch!ußfe,er die
ser Schule stattfand, zu der auch
die Proiektorm erschien. Aber ffrau
ein Kadian kam nicht, weil sie als
erste? Opfer in die Falle gegangen
war, als sie kurz vor Beginn des
Festes sich zu Hause umziehen wollte.
Ter Schnldirektor sandte eine Schü
erin zu ihr, und als diese nicht zu
ruckkehrte, eine zweite. Schließlich
ging die Schulvorsteherin selber hin.
da sie sich das Ausbleiben von drei
Personen nicht erklaren konnte, aber
auch sie wurde, wie .die Schülerinnen,
verhaftet.
Dasselbe Schicksal ereilte den Schul
direktor. der die Festlichkeit absagen
mußte und voller Entrüstung seinen
verlorenen Schäfchen nachlief. Erst
auf der , Polizeiwache konnte er sich
legitimieren. worauf sich der ganze
Irrtum aufklarte. Eine andere Falle,
von der Kennan erzählt, hatte einen
noch komischeren Erfolg.. Ais Gene
ral Surow Polizeimeister von Peters
bürg war, wurde die Hauptstadt mit
einer Flut aufrührerischer Flugschris
ten überschwemmt, ohne daß es ge
lang, die Geheimdruckerei zu finden,
aus der die verbotene Literatur
rammte. . Surow kam schließlich auf
den Gedanken, eine eigene Geheim
druckerei zu errichten, deren Werke
durch verkleidete Spitzel seiner
Gendarmerie in den Fabriken vertei
en ließ, um die Stimmung der Ar
beiterschaft auszukundschaften. -Der
Chef der Stadtpolizei. Gene
ral Drenteln, der mit Surow ver
eindet war, erfuhr von diesem Un
ernehmen nichts. So kam eS, daß
eine Leute eines Tages, die Geheim-
druckerei Surows aufhoben und deren
Setzer und Drucker verhafteten.
Triumphierend meldete, Drenteln .dem
Ministerium, ihm sei es gelungen,
die .Aufrührer ausfindig zu machen,
die von der Gendarerie, die eigentlich
allein für solche politischen Untcrneh
men zuständig war, vergeblich gesucht
worden feien . .
- Düpiert. ' Sträfling (der
an dem ersten , schönen Frühlingstaa
entlassen wird, vertraulich zum Ge
fangnisaufseher): Und nun will tch
Ihnen auch ein Geständnis , machen,
Herr Aufseher ... ich war unschul
big!" . .
-3a so. A.: Meine öauvt-
ausgaben entstehen durch Reklame."
B.: Wirklich? Ich wußte gar nicht.
daß Sie ein Geschäft haben. ,
A.: Lab' ich auch nicht. Aber
meine Frau liest die Anzeign in den
Zeitungen." -; '
Ein guter Doktor.
Schulze (zu den Bauern Im Wirts-
haus): . . .Un) 'n guter i',nd gelehr
or muß dos szin.'de? sich bei uns
niederläßt,, zwanzig Iah hat r stu
diert!" ...... . ...
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:ailbcn,irane ,arle mcht das Kleid etwas düster, aber es erhält durch den Besatz
frei biinaender Quasten vorne herunter und durch das kleine Panier, das iibcc
einer Echärpe drapiert ist und den Rock an den Hüften zusammenzieht, einen sehr
pikanten Ciickt. Ein Picture"-Hut aus bieasamem Hanfstroh, mit einer Samt
kröne, ist mit blakaelben Rosen aarniert. Tie Ecbube sind auS Lackleder. Mit
gelnopftcn Oberteilen ans hellgrauem
Etwas von der Lippenfprache.
Sie verdrilnqt teilweise die Finger
Sprache für Taubstumme.
Die Fähigkeit, gewisse Worte von
ben Lippen eines Redenden abzu
lesen und hierdurch daS Verstehe
des Gehörten auch unter nnaun
siigen Umständen zu erleichtern?
ist gerade nichts neues: gar manche
haben es darin ohne besondere , Ab
licht zu einer nicht ' unbeträchtlichen
Fertigkeit gebracht. Eine Verhältnis
maßig neue Idee ist eS aber. Tub
stummen eine systematische , Lippen
Sprache beizubringen und sie an
die ausschließliche Anwendung diefer
zu gewöhnen, sowohl was das Spre
chen" selbst wie auch daS vollkommene
Berstehen deS solcherart Gesprochenen
anbelangt. ' ' -'
Es gab bisher nur eine .Klasse,
in welcher eine derartige Sprache ent
wickelt' wurde: nämlich ein Teil des
Verbrechertums. Schon vor Jahr
zehnten hatte Spielhagen in seiner
bekannten und berühmten Erzählung
, Hairzmer und Amboß ,. ein anschau
icheS Beispiel hierfür angeführt.
Man hat bei uns gelegentlich beobach
et, daß gewisse berüchtigte Verbrecher
elbst im Gefanaenen-Naum der Ge
kichtSstube lange vertrauliche Unter
Haltungen mit einem Kumpanen durch
bloße Bewegung ihrer Lippen führen
onnten. Daher fanden es auch nicht
wenige Detektivs der Mühe wert, sich
diese Kunst anzueignen. .
ei den Taubstummen aber war
ange 'jeit die Finger-Sprache die
vorherrschende, oder die einzige, wel
che gelehrt wurde, in neuester Zeit
lazeinr oieieive inveg ourch die Lippen
Sprache verdrängt, zu werden:, un
zweifelhaft macht die Einführung der
egkeren be landige Fortschritte. Es
wird behauptet, daß die Lippen
Sprache, wenn . sie vollständig be
herrscht wird, entschieden vorzuziehen
sei: ihre Anwendung hat nichts so
Auffälliges wie die der Fingersprache
unv lam ich auch als das Natur
ledere : bezeichnen. ? da es mmerbin
Etwas von den wirklichen . Sprach
Werkzeugen zur Vetätiauna bringt.
Das andere System dagegen ist doch
nur ein äußerliches Signal-System.
Woch erfordert es für die Taub
tummen einige Jahre, die Livven
Sprache vollkommen ausüben zu ler
nen. sodaß' sie sich in derselben so
fließend unterhalten können, wie ein
normaler Mensch in der seinigen, an
dererseits , ist es leicht, und einfach,
diese Sprache von. den Lippen ab
esen zu lernen. Die meisten mit
uns Sinnen Begabten können sich
chon durch eine Uebung von - ein
aar Wochen? diese Kenntnis aneignen.
ebenso wie die Fähigkeit,, ein un
hörbares" Geflüster beinahe ebenso
deutlich zu verstehen, als ; ob jedes
Wort herausgeschrieen würde. Es
dürfte daher bald viel mehr Per
oncn geben, welche die Lippen
Sprache verstehen .als , solche, welche
ie selber ausüben' können. , ,
Der erste Buchstabe, welcher dem
Zögling beim Unterricht in dieser
Sprache beigebracht wird, ist gewöhn
ch das F. Der Zögling wird auf die
Stellung der Lippen und der Zähne
des Lehrers beim Aussprechen dicfes
Buchstabens, aufmerksam gemacht und
dann wird die Hand des Kindes mit
der Rückseite nahe an den Mund des
Lehrets emporgehaUen. sodaß eS den
auskommenden Atem suhlt. Darauf
wird des Kindes Hand nach seinem
eigenen Munde emporgehalten, und es
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diese taubenar Kistüm lebblst. Diö
Sucde.
ahmt die Stellung der Lippen und der
Zähne des LehrerS nach und befolgt
die Weisung, den Atem siark auözu
stoßen. Sobald das Kind diese Buch
staben vollkommen herausbringt, wer
den dieselben auf eine Tafel ge
schrieben und vom Kind: kopiert.
In entsprechender Weise wird die?
Darstellung jedes Buchstabens bei
gebracht. Vokale sind meistens leicht
zu lernen. Falls bei einem Buch
staben, wegen der Aehnlichkcit mit an
deren im Ausdruck, eine besondere
Schwierigkeit entsteht, so wird die
Hand des Kindes auch an den HalS
des Lehrers derart gehalten, daß eS
den Unterschied in den Schwingungen
der Stimmbänder ' deutlich ' fühlt,
worauf es die Finger an den eigenen
Hals hält und genau die nämlichett
Schwingungen hervorzubringen sucht.
Binnen ein paar Monaten lernt der
Zögling das ganze Alphabets aber
erst nach ein paar Jahren beherrscht
er ein genügende Zahl Wörter' für
fließende Unterhaltung.
Bietk,Vktie.
Eine wunderliche Sitte herrschte im
17. Jahrhundert in Spanien ' Ob
Ritter oder Bürgersmann, Beamter
oder Handwerker, jeder mußte seine
Dienerschaft, zumindest aber einen
.Diener" haben, der ihm stets wie
sein Schatten folgte. Die seltsame
Gepflogenheit erstreckte sich auch auf
das schönere' Geschlecht, das besonderere
Wert darauf legte, neben Kammer
jungfern und Zofen, einen Bedien
ten-" zu besitzen. Die Hauptsache war!
stets die auffallend bunte Livree deS
Lakaien, der sich gleichzeitig als eine
Art Reklame und Quartier-Maöer
für seine Herrschaft bewährte und mit
deren wirklichem oder . Phantasie
Wappen geschmückt war. Einen Stich
ins Groteske bekam diese Bedienten
Manie in den gar nicht seltenen Fäl
len. wo der Herr selbst nichts zu bre
chen und zu beißen hatte und auf die
Mildtätigkeit anderer Leute angewie
sen war. Die Fälle waren nicht un
gewöhnlich, wo der Diener" vor sei
nem Herrn herzog und 'sür ihn
bettelte. Trotzdem er seinen edeln Ge
bieter ernähren mußte, fühlte er sich
als' desftn Untergebener und tat so.
als wäre es ihm eine besondere Ehre,
in dessen Diensten zu stehen. Die im
Solde bürgerlicher Frauen . stehenden
Diener hatten es insofern besser.
als sie wenigstens ordentlich zu essen
bekamen. Dabei beschränkte sich ihre
Dienstzeit auf wenige Stunden,, auf
die Promenaden der Gnädigen". Da
konnte die Dame doch nicht ohne Be"
dienten" erscheinen, zumal, wenn sie
älter war und über keinen dienenden
Kavalier" verfügte, der ihr aus Ga
anterie die Mantilla nachtrug. ' Oft
aten sich mehrere Nachbarinnen' zu
ammen und hielten sich aus Spar
amleitsrllcksichtcn einen gemeinsamen
Diener. So erzählt Lazarillo von
Tormes, daß er im Dienste von sie
ben Bllrgersfrauen stand, von denen
jede an einem anderen Tage der
Woche auf seine Begleitung Anspruch
machte.
Mißtrauisch. Köchin (mit'
eidia zu dem zweiten Gatten der
Gnädigen, der gerade einen ehelichen
Zwist hatte): Ach, ja, gnä' Herr.,, ich
hatte vie gern gewarnt, als Sie ver
obt waren aber die Madame hat'
mich nimmer aus den Augen ßcfcj
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