Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 19, 1913, Image 2

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    TüMse CmtU ttlUat.
Würger Tsssendleu.
Rotwfli von flatt Federn.
Die Marquise von DretonvilZittt
faß allein in ihrem Salon. Im Erker
lag aus dem Fensterbrett ibr winzige!
Hündchen, tat sich zwischen cal
Ktlai und die Lehne einet Stuhl ge
drängt hatte. Ein letzte Leuchten fiel
auf die Seine, die belebten rucken,
die Hügel von Coint Cloud und all
den Dunst von Paris, in dem die
Sonne sank.
Im Zimmer war Dämmerung. Die
Muife war eingenickt; sie erwackiie.
alt der Diener lautlos eintrat und
mit leiser und ehrerbietiger Stimme
meldete: Maitre Tassendieu fragt,
ob die Frau Marquise ihn zu emp
sangen geruht?' (
Sie nickte. Der Diener zündete die
erzen in den Wandleuchtern neben
einem der hohen Spiegel an. wah.
rend der Advokat eintrat; indem Hai
den Licht glitt er mit seinen schweren
Schuhen auf dem spiegelnden Parkett
cu. Das Hündchen kläffte wie ra.
send. Mit einer ärgerlichen, fast zor
nigen Bewegung erhielt der Advokat
sich aufrecht, schritt auf die Marquise
zu und verbeugte sich.
Deim Licht der Kerzen sah sie die
Verbeugung und sah den Mann: er
war mittelgroß, breitschultrig; er
trug einen braunen Frack, keine Pe
rücke; langes schwarze Haar siel um
den großen Kopf, die starken Zuge.
Die Marquise machte dem Diener ein
Zeichen.- der da? noch immer kläffende
kleine Tier faßte und ihr brachte; sie
legte eS in den Schoß und schob eS m
einen weiten Aermel. so datz nur daS
grollende kleine Köpfchen hervorsah.
.Ich habe die Ehre, die Frau
Marquise von Breionvilliers zu spre
chen? Mein Freund von Tursan hat
mich der Frau Marquise empfoh
len '
Die Kerzen flammten auf der cn
deren Seite auf. und der Advokat
sah die Marquise. Sie mochte über
fünfzig Jahre alt sein; aber die
Haut ihre Gesichtes war rosig unter
dem gepuderten Haar, nur vom Alier
ein wenig verzogen: Mund und
Augen bildeten gegen die Wangen
scharfe Ecken. Auf dem Schemel
ruhte ein winziger Fuß. und unier
dem weiten grauseidenen Kleid war
das schlanke, wohlgeformte Bein
sichtbar.
.Herr von Tursan hat mir von
Ihnen gesprochen", begann sie mit
einer Stimme, in der er deutlich den
Tadel für die Vertraulichkeit sühlie.
mit der. er seinen Ausdruck gewählt
hatte wahrend eine Handbewegung
ihn zum Sitzen einlud.
.Er wollte selbst zur gleichen
Stunde kommen", sagte der .Advokat
und sah sich herausfordernd gegen die
Spiegel, die seidenen Tapeten, die
Wandtäfelungen deS weiten Zimmers
um. die ihn wider seinen Willen auS
der Fassung brachten.
.Er ist jedenfalls noch nicht hier.
Aber das tut nichts. Ich wollte Sie
kennen lernen. Das Nähere über den
Prozeß wird Ihnen Bonnot, mein
Sekretär, sagen. Herr von Aligre
hält meine Sache für verloren, aber
Herr von Tursan sagte mir. Sie foä
nn der Mann, schon verlorene Pro
zesse zu gewinnen.'
Sie sprach die letzten Worte mit
liebenswürdigem Lächeln, aber das
Gesicht des Advokaten bekam seinen
bittern Ausdruck. .Das hangt von
den Richtern ab. Frau Marquise.'
sagte r, .und die müssen wir vorlau
fig nehmen, wie Gott sie unS gibt.
Sie werden meine Worte begreifen,
gnädige Frau: ich habe Didier vertei
digt."
Midier ? ist daS der Mann, der
das Buch geschrieben hat?"
.Derselbe, gnädige Frau." -
Die Marquise schwieg einen Augen
blick, dann fragte sie: .Wozu ist er
verurteilt worden?'
.Zur Auspeitschung. zum Pranger
und zur Deportation'; die Stimme
deö Advokaten zitterte vor Leid und
Zorn.
. In diesem Augenblick meldete der
Diener Herrn von Tursan. Er trat
auch sogleich ein, schlank, jung, mit
gepudertem Haar, in einem Anzug
auS filbergrauer Seide, den Hut an
term Arm;, rasch und lächelnd trat er
ein. mit anmutigen Schritten ging er
auf die Marquise zu und küßte ihre
schlanken, ringgeschmückten Finger.
DaS Hündchen richtete sich auf ihrem
Schoß empor, um seine Hand zu
lecken.
.Sie sind schon da, Tassendieu?"
sagte er dann, .Sie haben schon ge
sprachen?' Er sah die Marquise fra
gend an.
- Sie antwortete: .Maitre Tassendieu
unterhält mich von einem Prozeß, den
er geführt hat.' .
Ich sprach von Didier,' sagte
Tassendieu finster.
Herr von Tursan zog die Brauen
hoch, dann lächelte er wieder. .Ja,
mein armer Freund, wenn Beredsam
dit Didier retten könnte. Du hättest
ei getan!' sagte er leichthin. .Glau
ben Sie mir, meine Tante, ich rate
Ihnen gut in der Kunst wie für
Ihren Prozeß ' '
.Für den Prozeß ohne Zweifel.'
erwiderte die Marquise, .aber waS
h:ben .Sie mir für ein Ungetüm von
em Maler schickt! Er ist in sei'
r.:m Schlafrock zu mir gekommen.
r'.i einer Belzmütt und offenem
es war indezent! Nein,
nein, nein, meiner Treu, nein, tch
werde den Salon von La Bresse ma
len lassen.'
.Da sind seine Absonderlichkei
ten!' sagte der junge Mann lachend,
.ei ist ein Narr, gnädige Frau, und
feine Manieren sind abscheulich, aber
er kann malen, und 1 Bresse kann
ei nicht!'
.La Bresse hat die Deckengemälde
für Herrn von Beaumanoir ge
malt '
.Herr von Beaumanoir hat die
Göttinnen, die er verdient.'
Da unterbrach Tassendieu das Ge
sprach. .Sie kennen den Präsidenten
von Aligre. Frau Marquise?', fragte
er.
Sie hatten ihn eine Minute lang
fast vergessen; die Marquise hob den
Kopf. .Man unterbricht nicht. Maitre
Tassendieu.' sagte sie milde. Herr
von Aligre und ich sind gute Freunde.'
Wenn der Mann ihr nicht so wel
tenfern erschienen wäre, so hätten sei
ne finstern Augen sie beklommen ge
macht, als er mit mühsam verhalte
ner Leidenschaft sagte: .Frau Mar
quife ich will an Ihrem Prozeß
arbeiten, als wenn mein Leben von
seinem AuSgang abhinge, wenn Sie
dafür mit dem Herrn Präsidenten ein
Wort für meinen Freund Didier
sprechen wollen!'
Wieder zog Herr von Tursan die
Brauen hoch, dann lächelte er wieder
und nickte. .Sie sind die Güte selbst,
liebe Tante, und Sie werden diese
Bitte Maitre TassendieuS genviß gern
erfüllen.'
Die Marquise schwieg. Endlich er
widerte sie: .Ich will Ihnen etwas
sagen. Monsieur: ich liebe die Bücher
schreibe! nicht; ich liebe die Leute
nicht, die sich um Dinge bekümmern,
die sie nichts angehen. Wie konnte der
Mensch es sich herausnehmen, gegen
den Statthalter zu schreiben?'
Weil der Statthalter die Provinz
zur Verzweiflung trieb und ein
Ehrenmann wie Auguste Didier dies
nicht länger mit ansehen konnte. Die
armen Leute waren zum König ge
gangen, der König hat es vorge
zogen sie nicht zu empfangen '
.Man kritisiert nicht, was Seine
Majestät tut.'
Tassendieu war in einen düstern
Eifer geraten. .Daß die Könige nicht
kritisiert werden, ist ihr Unglück und
daS ihrer Untertanen.' sagte er mit
einer großen Handbewegung. .So
spricht der Chevalier von Mehegan,
einer unserer besten Autoren.'
.Ich würde Ihren Autor in die
Bastille sperren.'
.Es geht leider nicht, liebe Tante;
er ist tot.' bemerkte Herr von Tur
san lässig, .aber er gehörte zur besten
Gesellschaft.' -
.Um so schlimmer für die Gesell
schaft. Darum gehe ich nirgend mehr
hin und will niemanden sehen, den ich
nicht kenne.'
.Sie haben von Ihrem Stand
Punkt vermutlich vollkommen recht,
Tante,' und zu Tassendieu gewandt:
.Mein Lieber.' sagte er. .Du bist im
Begriff. Dein Plaldoyer für Auguste
Didier zu wiederholen. DaS wäre
nicht am Platz. Die Frau Marquis
glaubt an Deine Beredsamkeit, und sie
wird Dir ihren Prozeß, von dem
wirklich sehr viel abhängt, auch ohne
diese Probe anvertrauen."
.In der Tat, mein Herr', sagte
die Marquise wieder verbindlich, .und
ich sage auch nicht, daß ich für Ihren
Mann nicht sprechen will, obgleich es,
wie ich furchte, kaum etwas nutzen
wird."
.Dieser arme Didier hat eine Frau
und vier Kinder.' sagte Herr von
Tursan.
.Und ich nehme an jedem Unglück
lichen Anteil." fuhr die Marquise
fort, .wiewohl die Erfahrung mich
gelehrt hat, daß die Unglücklichen
auch immer irgendwie an ihrem Un
glück Schuld tragen. Der Mann hätte
an Frau und Kinder denken und
schweigen sollen! Du auch, Dodo!"
Das Hündchen, das geschlummert
hatte, war erwacht und klaffte wie
der. .Es ist vollkommen lächerlich,
wie heute jeder über alle? mitsprechen
will, die Staatsgeschäfte, die Litera
tur, die Religion selbst. Jede Sache
muß den Berufenen überlassen blei
ben, und sehr viele Dinge dürfen
überhaupt nicht erörtert werden.
Tassendieu saß schwer auf seinem
Stuhl und sah vor sich hin. DaS
Licht der Kerzen strahlte aus allen
Spiegeln. Er nickte, scheinbar zustim
mend, und erwiderte nichts.
Herr von Tursan war aufgestan
den. .Die Frage ist immer nur, wer
die Berufenen sind nicht wahr?'
sagte er leichthin. .Tun Sie eS, gna
dige Frau, sprechen Sie mit dem
Herrn Präsidenten. Und wir sprechen
morgen mit Bonnot.'
Auch Tassendieu stand, auf. Das
Hündchen kläffte ihn boshaft an. Ein
Diener trat ein, der daS kleine Tier
der Marquise abnahm und hinaus
trug. Ein anderer öffnete die Türen.
Tassendieu verbeugte sich und ging;
wieder wäre er auf dem Parkett bei
nahe gefallen. Tursan erfaßte ihn am
Arm. .Ich nehme Dich mit.' sagte er.
Aber in der Tür kehrte er um, ging
inS Zimmer zurück und sah die Mar
quise mit einem resigniert fragenden
Lächeln an.
.Sie bringen mir die unmöglich
sten Menschen.' sagte sie.
Su gutem Zweck, gnädige Frau.'
j Sie wollen sagen: Man muß
bissige Hunde verwenden, um gesähr
detel Gut zu schützen?" Tursan nickte.
.Aber wie können Sie solch einem
Menschen gestatten, sich .Ihren
Freund' ,u nennen? Sie setzen sich
zur Kanaille herab, mein Lieber
.Verzeihen Sie, Tante "
.Sie werden sehen, wohin hl
führt!'
.Ihren Prozeß , gewinnen.'
.Gut. gut. Er soll ihn überneh
men. Aber ich will ihn nicht sehen.
Ich würde ihm keine Rosen an den
flovf werfen.'
.Darin haben Sie recht. Tante.'
Er kiißte ihr nochmals die Hand,
ging lächelnd durch die spiegelnden
Zimmer und stieg die Treppe hinab.
Ein Bogengang mit zierlichen
Säulen umgab den von zwei Latee
nen trüb erleuchteten Hof. Tursan!
mit vier Pferden bespannte Kutsche
hielt vor der Treppe. Der Dieser
öffnete den Schlag. Tassendieu. der
auf ihn gewartet hatte, stieg mit ihm
ein. und die Nosse. die der Kutscher
mit Mühe zurückhielt, stampften
durch den Torweg in die dunkle
Straße hinaus.
.Wirst Du den Protest Lberne
men?" fragte Tursan. während sie
durch da abendlich belebte PariS slo
gen.
.Ja.' sagte Tassendieu.
.Ich danke Dir. Teufel!' führ
er fort, .welchen Maler sie nimmt,
kann mir gleichgültig sein; ich kann
die Decke neu malen lassen. Aber von
dem Prozeß hängt zuviel ab."
.Ich werde ihn fuhren. Ob q
ihn gewinne, werden wir sehen!"
Sie schwiegen eine Zeit. Der Wa
gen raste über eine Brücke. .Und wag
denkst Du sonst?" fragte Tursan.
.Sonst? WaS ich denke? Ich ken
ne sie ja. Sie haben keinen Begriff
vom Recht und diktieren daS Recht.
Sie kennen die Menschen und ihr
blutiges Elend nicht, sie ahnen nicht,
was nützlich und schädlich ist. und sie
haben die höchsten Stellen im Staat
und in der Verwaltung. Sie verste
hen nichts gründlich, und sie entschci
den über die Schicksale und die Ar
beiten von Künstlern und Gelehrten, j
Sie verwenden das Geld auf die
eitelsten Dinge, und sie haben allen
Reichtum. Was können sie. als sich
gut kleiden und bewegen? toie po
das Ballett der Menschheit, und an
statt sie zu beklatschen und zu derach
ten, läßt man sie gebieten. Sie sind
überflüssig; man kann sie nicht ön
dern; man kann nicht einmal mit
ihnen diskutieren; man kann ihnen
nur den Kopf abhauen.'
Herr von Tursan, der weich in den
Kissen des Wagens lag. lächelte. .Den
Kopf abhauen, ist das nicht ein star
kes Mittel, mein Freund?"
Aber Tassendieu lächelte nicht.
Bonnot. der Sekretär der Mar
quise, ein uralter kleiner Mann,
sprach ihr anfangs mit Mlktrauen
und Abneigung von dem Advokaten,
den Herr von Tursan zu lym gebracht
hatte, und zuletzt mit heller Bewun
derung. Aber in den vier Jahren, in
denen er den Prozeß führte und ge
wann, sah er die Marquise nicht ein
einziges Mal. Seine Rechnungen
wurden stets ohne ieve Bemängelung
bezahlt.
Dann waren die Unruhen in Pa-
ris ausgebrochen, und eines Tages,
da die Marquise von Bersallles zu
rückkam. hatten Leute in die Fenster
ihres Wagens geschrieen und Steine
nach ihrem Kutscher geworfen. ä)a
verließ sie entrüstet die Stadt und zcg
sich aufs Land zurück.
Sie erlaubte nicht, daß eine Zki
tung in ihr HauS kam, und verbot
ihren Leuten strenge, von den unge
hörigen Borgangen rn Frankreich zu
ihr zu sprechen. Als ihr Kammer
diener einmal zitternd, während er
ihr die Schokolade reichte, eine War
nung versuchte, von schrecklichen Din
gen erzählen wollte, wurde er auf der
Stelle entlassen. Sie wollte nichts
hören, bis die Ordnung wiederherge
stellt war.
Eines Morgens wurde sie durch
Glockenläuten geweckt, wildes, anhcl
tendeS Läuten von den Kirchtürmen,
während der zarte Ton des silbernen
GlöckchenS auf ihrem Nachttisch unbe
achtet in den weiten Zimmern des
Schlosses verhallte. Dann hörte sie
Schüsse fallen; irgendwo in der nach
sten Nähe prasselten Kalk und Steine
nieder. Es konnte kein Traum sein..
Charles, ihr neuer Kammerdiener,
kam, ohne anzuklopfen, in ihr Schlaf
zimmer! Aber daS war nicht Charles,
das waren fremde, wilde Gesichter
und üble Fäuste, die die alte Dame
aus dem Bette gezerrt hätten. Ware
nicht einer in schäbiger Uniform, aber
mit entschlossenen Zügen eingetreten,
der den Leuten wehrte, und sie aus
stehen und sich ankleiden hieß.
Zwischen den Bajonetten zerlump
ter Soldaten war sie ins Dorf und
in einem schlechten Wagen bis Paris
gekommen. An jeder Station hatten
ihr Betrunkene Schimpfreden und
Drohungen in den Wagen gerufen.
Erst im Gefängnis fand sie wohlge
kleidete Menschen 'und gesittete Ma
nieren wieder. Aber sie saß mit vom
Alter verzogenem Gesicht da und
sprach nichts. Die meiste Zeit war sie
damit beschäftigt, vor dem schlechten
Spiegel mit zitternden Händen ihr
graues Haar zur hohen Frisur zu
ordnen, die nie gelingen wollte, die
graugewordenen Wangen zu fchmin
len und die Kleider auf dem fchlot
ternden Korsett recht sitzen zu ma
chen. Ohne Kammerfrau war allik
so schwer.
Aber sie zitierte nicht, all sie. von
einer wüsten, johlenden Menge umge
ben. vor den schlechtgekleideten Rich
tern stand. RinaS um sie rote Mützen,
Piken. Schmutz. Branntweindunst.
blutbefleckte Kleider, gierige, haßer
füllte Gesichter. Ei wurden nur wk
nige Fragen an sie gestellt, und ihren
Antworten folgte Brüllen und
höhnische Lachen. In der Nähe del
Vorsitzenden stand ein Mann in lan
gem braunen Rock und Nchasistieseln.
einen Degen ma'schnallt und eme
blauweißrote Schärpe um den reiv.
AuS der um den Hals gewickelten
schwarzen Binde stieg zwischen zwei
zerknitterten weißen Kragenecken ein
breite, finstere Gesicht; unter dem
riesigen Kokaidenhut hingen schwarze
Haarsträhne herab; die dunkeln Augen
waren unverwandt auf die Marquise
gerichtet. AIS eine kurze Pause ein
trat, well ein Beweisstück in len
Akten nicht zur Stelle war. sah sie
ihn an: sie wußte nicht, woher sie das
Gesicht kannte. Er sprach jetzt mit
dem Borsitzenden. Die Menge wurde
unruhig. Der Borsitzcnoe klingelte.
.Der Zeuge. Bürger Tassendieu'.'
sagte er laut.
Da erkannte sie den Advokaten, der
vor acht Jahren in ihrem Salon ge
sessen und ihren Prozeß gewonnen
hatte. Sie erkannte auch die tiesc.
eindringliche Rednerstimme wieder,
als er sagte, daß er sie persönlich ge
kannt. daß sie das Urteil gegen Didier
gutgeheißen.' rief er. mit der Faust
auf den Eerichtstisch schlagend.
.Auguste Didier. der auSzepeitscbt
und deportiert wurde, weil er sich
eures Elends angenommen. Erinnert
Ihr euch? Einfältig, kenntniSloS.
vom Dünkel eines gutgekleideten
Weibes ausgeblasen, sagte sie. daß
Leute, die die Regierung kritisierten,
in die Dasiille gkhörten. nicht einmal
daS Sprechen wollte sie unZ Repulli
kanern gestatten. Genügt das?"
Die Menge tobte. Die Jury er.
kannte ohne Beratung und einstimmig
auf den Tod. Die Marquise zuckte
einmal zusammen, dann stand sie
wieder starr aufrecht. Die Wachen
sollten sie abführen, aber eine Hand
bewegung TassendieuS. der indeS
seinen Sitz auf der Geschworenenbank
eingenommen hatte, hielt sie zurück
Ein junger, einfach und gut ge
kleideter Mann mit blondem Haar
wurde vorgeführt. Die Hände waren
ihm auf den Rücken gebunden. Da er
sich erregt usah, fiel sein Blick auf
die Marquise, und er verbeugte sich.
Sie erkannte ihren Neffen. Er lächelte
jetzt nicht; er sprach sehr heftig. Er
stellte jede Schuld in Abrede. Er sei
immer für daS Recht und die Freiheit
gewesen. .Hier, dieser Mann kann eS
bezeugen," rief er, auf Tassendieu
weisend.
.Der Bürger Tassendieu ist Ge
schworener und kann in Deinem
Prozeß nicht Zeuge sein. Bürger Tur
san. jagte der Vorsitzende. .Wenn er
Deinen Fall kennt, um so besser für
Dich.'
Der Prozeß ging schnell vorwärts.
Der Angeklagte hatte Anordnungen
des Nationalkonvents getadelt. 2v,f
sendieu gab als erster unter den Ge
schworenen seine Stimme ab. .Schul
big , sagte er.
Tursan sah ihn starr und bleich
an. Als das gleiche Wort von allen
Lippen gefallen war, stand Tassendieu
auf und schloß ihn in seine Arme.
.Ich liebe Dich,' sagte er, .und wer
de Dich immer lieben. Aber die Re
publik geht vor. Du kannst die Re
publik und die Gleichheit nicht verste
hen. Ich opfere Dich ihr. lebe woh!!'
Wilder Jubel brach aus der
Menge.
Die Marquise und ihr Neffe wur
den nach der Conciergerie gebracht.
.Sie haben es gewollt, mein Nef
fe," sagte sie zu ihm, aber Sie wer
den nun wenigstens einsehen, daß ich
recht hatte." Dann sprach sie kein
Wort mehr.
W,her 's tztlt.
Neulich wurde mir unterwegs ein
Mann vorgestellt. Niedermaier, oder
so ähnlich, hieß er. Ich weiß nur.
daß mir der Name nicht sehr auffiel.
Was mir aber auffiel, als wir ein
Stück Weges zusammen gingen, daS
war die Form seiner Urteile. .Endlich
ist das Wetter etwas besser,' sagte
ich im Gehen. .In seiner Art ein
wahrhaft unvergleichliches Wetter",
gab er mir zur Antwort. .Gehen
Sie auch jeden Tag ins CasZ Cen
tral?" sagte ich spater .Ich kann
diesen Brennpunkt sozialen Gesche
hens und wundervoller Lebensplastik
gar nicht entbehren.' meinte er
.Wegen der Abhärtung trage ich auch
im Winter keine Unterhosen.' sagte
ich beiläufig nach einer Weile.
.0 sagte er mit tiefem Ernste, .daö
ist eine kulturelle Tat von einer
Reichweite, die sich heute noch gar
nicht ermessen läßt .. .'.Hör mal.'
sagte ich am selben Tage zu meinem
Freunde, .was hast Du mir denn ge
stern für einen sonderbaren Menschen
vorgestellt. waS ist der eigentlich?'
Der?" sagte mein Freund, .der
ist in der großen Buchhandlung an
der Bahnhofstraße angestellt und hat
die Prospekte der neuen Bücher zu
lesen.-
Qat Zlendei-dou,.
Humor-.', von Jeaa Jullien.
Da! kleine malvensardene. na
$
Parfüm duftende Briefblatt lag no
tcr mir aus dem Schreibtisch.
EI versteht sich von selbst, daß
man anonyme Briefe ungelesen in
den Papierkorb wirst, wie der An
stand et un vorschreibt. Und doch
zwingt un wenige Augenblicke dar
aus unser Gefühl, da zerknitterte
B'att wieder aufzunehmen, sorgsäl
,ig zu glätten und Wort für Wort
zu lesen. Die geheimnisvolle Macht
w Unbekannten hat un gepackt und
läßt un nicht lo.
Die kurzen Worte, die da dus
rende Billett enthielt, verrieten eine
weibliche Hand. Mit launisch tan
zenden Buchstaben stand da geschrie
ben: .Heute abend sieben Uhr Post
omt I."
Welche meiner Bekannten konnte
mir abends um sieben Uhr ein Stell
dchein mitten auf dem Boulevard
geben? Ich überdachte im Fluge noch
einmal alle meine Bekanntschaften der
lebten Monate. Aber ich wurde mir
keiner Schuld gegen irqend eine mei
ner Bekannten bewußt. Trotzdem
unterlag e keinem Zweifel, daß die
Schreiberin deS Briefchens ihren Na
men genannt bähe, wenn sie den
Zweck de Rendezvous erkennen las
Jen wollte. Abermals knitterte cy
daS Briesblat! zusammen und warf
eS wieder in den Papierkorb.
Einige stunden spater ertappte ich
mich doch wieder beim eingehenden
Studium deS anonymen BriefeZ.
Plötzlich tippte ich mich bezeichnend
mit dem Finger an die Stirn wie
hatte ich nur die einzige Möglichkeit
dikher außer acht lass::, können? Die
Schreiberin konnte ja niemand an
derS als eine Dame sein, die mich tn
irgend einer der zahlreichen Gesell
schasten kennen gelernt hatte und aus
diesem Wege nun meine nähere Be
kanntschast machen wollte. Im Ge
triebe auf dem Boulevard aber war
sie sicher, keinen U.igelegenhe'ien bei
der Annäherung ausgesetzt zu sein.
Schlau waren doch diese Weltdamen!
Meine Eigenliebe war gerührt,
mein Entschluß gefaßt. Ich machte
auf daS sorgfältigste Toilette, ging
zum Friseur und langte noch vor der
festgesetzten Stunde am Postamt des
Boulevards an. Vom ersten Augen
blick an nahm ich alle Gefährte: Au
toS, Droschken und Privatwagen,
scharf aufs Korn. Hielt einer der
Wagen, so näherte ich mich unaufsäl
lig. gewärtig deS Winkes einer zar
len, elegant behandschuhten Hand.
In diesem Gewühl der Auf- und
Abwandelnden, der vorsaendcn und
weiterrollenden Wagen, dem Oeffnen
jnd Schließen der Türen fürcht::
ich jeden Augenblick von Bekannten
aufgehalten zu werden. Richtig,
da kam auch gerade Bachelin auf das
Postamt zu. Ich hatte knapp Zeit,
mich hinter einen Zeitungskiosk zu
verbergen. Bachelin. ein ehemaliger
Studiengenosse, der es zu nichts ge
bracht hatte, hielt mich stets fest.
Tenn er irgendwo meiner hzbhaft
werden konnte, um mich mit der
umstänölichei, Erzählung seines ver
f'hlten LebenS zu 5.igweilen und
schließlich anzi.' mpen. Seit Mona
ten wich ich ihm darum auS und ließ
mich verleugnen, wenn er mich ke
suckte.
Ein elegantes Auto fauste in dem
Augenblick heran, als Bachelin das
Postamt verließ. Ich konnte ihm
nicht mehr entwischen.
Gulen Abend, alter Freund.'
tief er mir unangenehm laut ent
oegen. Welch glücklicher Zufall
führt uns endlich einmal wieder zu
sammen? Du flanierst hier ich
auch; bummeln wir ein wenig mit
einander!'
.Unmöglich, ich erwarte jeman
den!"
.Aha. mein Lieber, kann mir den
ken, wen Du erwartest! Du bist
eben ein Glückspilz; ich aber ein
Pechvogel! Sag' mal, konntest Du
nicht einen der blauen Lappen, die
Du sicherlich zum Berjuxen mit Der
ner Dame zu Dir gesteckt hast, mir
überlassen?"
.Mein Bester, ich versichert Dich,
daß...'
' .Du würdest mir auL einer s ' eck
lichen Verlegenheit helfen. In acht
Tagen erhältst Du das Geld zurück
DaS Auto hielt; kein Zweif.:!
Meine Unbekannt, erwartete mich!
WaS sollt: ich !un? Bachelin ließ
mich nicht locker, und um ihn auf
rascheste Weise loS zu werden, mußte
ich in den sauren Apfel beißen. Ich
griff in die Tasche und reichte ihm
einen HundertscLschein. Und ohne
seinen Dank abzuwarten, stürzte, ich
auf daS Auto zu. .
ES war leer.
Der Chauffeur hal!e aber ger '3
,iren Auftrag. Er j:ug'e sich, dis
tret zu mir hera: ' i '
.Belieben der Herr eine Fahrt durch
daS BoiS zu unternehmen? Meine
Herrschaft erwartet mich erst später!'
Mit :inem unte.drüZten Fluch '
gen Bachelin. der meine Aufmerk,
amkeit abgelenkt hatte, nahm ich
eine Beobachtung wieder auf. Zwan
zig Schritte nach rechts. . zwanzig
nach links spazierte ich auf dem Bllr
aersteig hin urd vr. Stets ql.iubte
ich, meine Unbekannte müsse auf der
Leite erscheinen, der ich just den
Zacken wandte. Der Zeiger d?r pro
hen Uhr am Bankgebäude gegenüber
wie aus halb acht. Da Postamt
l, rte sich; die Wagc,. sarsten vor
sber, on onzuhzlten.
Wenn die Dame mich etira 4.1
dem Postamt selbst erwartete? Dar
an hatte ich noch nicht gedacht!
?':igst trat ich ein und I sie iU
Lr'''marke. Niemand zu erblicken.
Vielleicht war sie gerade '.n diesem
flwrHid draußen borüb'f gegan
gen?! Nachdem ich bis ein Jierlel tor
acht aus und eb-zandert war, be
!chlcß ich. da Warten aufzugeben.
Der Ziti.nahädle- dem ich sär. '
l:che "'erdblätter schon abgekauft
hatte, begann mich mit spöttischen
Blicken zu messen. Und zwei Pcli
zisten umkreisten mich in Ermange
ung oner auffälligen Personen
bereit seit einer geraumen Weile.
Doch so überl.'gte ich ei
ne Dame, wie di: unbekannt Schrei
kerin.. läßt nicht verg'b.ich auf sich
warten. Ich halte sie gew'f, in dem
Menschengewühl verfehlt!
Warum erwartete ich ihr Erschei
nen auch nicht v"n der Terrasse de
angrenzenden CaföZ au! Ja, die
guten Gedanken kommen einem im
n,er. wenn' zu spät ist! Tausend
Möglichkeiten, sie verfehlt zu haben,
durchzuckten mein Hirn, bi mir nach
rastlosem Grübeln der Gedanke kam,
der zu nahe lag. al daß ich ihn
hätte sofort fassen tt'm:'. Natürlich,
daS war'i! Meine schöne Unbckann
te war im letzten Modert verhindert,
daS Rendezvous inne zu halten!
Ein unerwarteter Besuch, eine
Einladung; irgendetwaS hatte sie
am Erscheinen verhindert. Die Da
men der eleganten Welt sind ja so
vielseitig in Anspruch genommen. Ich
würde gewiß zu Hause ein Tele
gramm vorfinden, das mich über ihr
Ausbleiben aufklärte! ,
Und anstatt, wie ich zuerst vorge
habt, meine Verstimmung Über die
Enttäuschung in irgend einem Bari
et6 zu zerstreuen, wandte ich mich
heimwärts.
Im Hausflur überreichte mir der
Portier einen Brief, den ein Boie
soeben abgegeben hätte.
Der Umschlag war von der gleichen
Art wie der des geheimnisvollen Bil
letts am Morgen. Ich widerstand
der Versuchung, das Briefchen auf
der Treppe zu öffnen.
Mit allen Sinnen genoß ich mr
nutenlang, während ich daS duftende
Billett geschlossen in der Hand hielt.
daS süße Gefühl, sich geliebt zu wis
stn.
Was würde die Schöne mir zu sa
gen haben? Welchen Ersatz bot sie
mir für das entgangene erste Stell
dichein?!
In meinem Zimmer angelangt, riß
ich mit nervöser Haft den Umschlag
ab. Ein Zettel fiel heraus, der
nichts als die Worte enthielt:
.Besten Dank für daS pllnktlt
che Erscheinen zum Rendezvous
und für die 100 Francs.
Bachelin!'
Ich war dem Burschen aufgesessen.
Es gibt kein scheußlicheres Gefühl,
als die Gewißheit, einmal der ganz
Dumme gewesen zu sein. Und dazu
noch die Ironie dessen, der sich für
sa viel klüger hielt. Ich hätte Ba
ckelin guillotinieren mögen. Nach
zwei Tagen war ich dem Spitzbuben
nicht mehr böse und amüsierte mich
selbst über seine Findigkeit.
vibknschütztn.
Die Eibenschützen spielten in der
mittelalterlichen Kriegsgeschichte eine
Rolle, seit die normannischen Schut
zen, die der Ueberlieferung nach mit
Bogen aus Eibenholz bewaffnet wa
ren, in der Schlacht bei Höflings
10L6 den Ausschlag gaben. Daher
förderten die englischen Könige von
nun an die Anpflanzung von Eiben
sast in demselben Maße wie später
brandenburgische Fürsten die Obst
baumkultur. Königliche Erlasse schrie
ben iedem Bewohner, dessen Einkom
men 10 Pence nicht überstieg, den
Besid von Dfeil und Bogen sowie
sonntägliche Uebungen damit vor. Die
Leute wurden sogar von königlicher.
Beamten kontrolliert. Auch lange
nach Einführung der Feuerwaffen
noch blieb der Bogen in England eine
wichtige Masse und die Elbe ein ve
liebt Baum. Später trug sie dem
Wandel der Zeiten Rechnung und
wurde ein Ziergewächs, als man ihre
Fähigkeit entdeckte, dichte Hecken zu
bilden oder als einzelner Formenbaum
durck oärtnerlsche Künstelet wunoer
liche Gestalten anzunehmen. Die Zeit
der wandartigen, steifen, aber immer
bin eindrucksvollen TaruShecken ist
auck vorüber: doch findet die Eibe
noch auf den Friedhöfen eine Stelle,
die sie aut ausfüllt. Sie kommt ober
auch noch vielfach im Freien vor. z.
B. n Pommern. '2)iealcnvurg. -im
ringen. Tirol usw. Als stärkste Eibe
gilt die bei Uerdingen in der Rhein
Provinz. Der Baum hat einen Durch
messer von 1.25 Meter.
A u S d e r S ch u l e. Lehrer:
.Wie hat der grausame Tyrann ge
heißen, welcher Rom in Brand
steckte?"
Schüler: .Karo hat er geheißen."
' Lehrer: .Falsch. Er hieß Nero."
Schüler: .Also ein Hund war
doch."
Das Land der L'ersicherungen.
I (Fnufdnl fnit man sich .rjtn
U
I,lichkN ffrlnflf schöhe.
England ist daS klassische Land'
der Versicherungen; ein Achtel der
Ersparnisse der Nation wird mitlek.
bar oder unmittelbar in LebenSver
sicherungen angelegt, und de? Begriff
der Versicherung ist ein so allgemein
geläufiger, daß man meint, man
könne sich dadurch gegen alle Zufäl
igkeitkn und Gefahren dei Lebens
chützen. So gibt e Leute in EngX
and. bis nnrslffitfir innf sinh fictrrr
Eingehen einer Ehe sogleich eine
' ' f ' BM !"- ...
Versicherung gegen Scheidung und
gegen die Ankunft von Zwillingen
aufzunehmen. Die großen Londoner
Versicherungsgesellschaften haben zwar
in neuerer Zeit ihrem Kundenheise
in der Suche nach den seltsamsten
Objekten einige Beschränkungen auf.
erlegt; aber der wunderlichen Wer
sicherungen gibt e noch immer genug.
So kann man sich z. B. versichern:
gegen Schädigung durch Dienstboten,
gegen Berlu t durch schlechte Wet
ter. gegen da Liegenlassen von wert
vollen Dokumenten, gegen, neue Steu
ern oder neue Zölle, gegen bestimm-
:e politische Ge ehe usw. Ein Sän
ger oder eine Sängerin können sich
gegen den Verlust ihrer Stimme ver
iDern, und einem Vorsichtigen ließt
e nicht nur frei, für den Fall sich
eine Sicherheit zu verschaffen, daß er
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inoi lvayniinnig wiro, lonvern auq
für den Fall, daß irgendeine Wahn
sinnige Person ihre normalen Gel
steskräfte wiedergewinnt.
Versicherungen gegen Erdbeben sind
zwar in Albion nicht häufig, aber
durchaus zulässig. Viel öfter neh
men Automobilisten den Dienst der
Gesellschaften in Anspruch; sie kön
nen Vorsorgen für die Geldstrafen,
tie sie wegen zu schnellen FayrenS
erhalten, und für die Unglücks sälle, i
die sie dabei erleiden. Die Höhe der
Prämien hängt bei diesen Versieh,
rungen der Automobilisten völlig von
der bisherigen Führung des Kunden
ab. Ein Automobilist, der noch kei
ne Polizeistrafen erhalten hat, zahlt
verhältnismäßig wenig; einer, der .
bereits mehrmals dem Arm ' Ge
rechtigkeit verfallen ist, muß eine
sehr beträchtlich höhere Prämie enr
richten. Mancher gefährliche Schnell
fahrer aber zahlt fogar eine Prämie,
wie bei einer gewöhnlichen LebenS
Versicherung nur ein ganz fchwer
Herzkranker.
Durch die Ausschreitungen der
Suffragetten und die tumulturischen...
Vorgänge, die in den letzten Jahres
England in Unruhe versetzten, sind v
Versicherungen gegen den Verlust und
Demonstrationen sehr in Aufnahme
gekommen. Die gewöhnliche Rate bei
dieser Arbeit von Versicherung ist
nicht sehr hoch, aber sie steigt be
trächtlich, wenn eS sich um Lokale
handelt, die an besonders ge
fährdeter Stelle liegen, oder um
Persönlichkeiten und Geschäfte, bei
denen vorauszusehen ist. daß sie ir
gendwo Haß und Erbitterung ent
fesseln könnten. Früher kam ti
häufiger vor. daß man Objekte ver
sicherte, die in gar keiner Beziehung ,
zu dem Versicherten standen, so z. B. '
daS Leben irgendeines bekannten
Räubers oder Mörder jtsra. Einen
tieferen Sinn für Gerechtigkeit wird
man darin erblicken, wenn sich je
mand zugunsten seiner Gläubiger
versichert; kluge Leute aber, die der
.Tücke deS Objektes' gar nicht trau
en und gegen jede Möglichkeit ge ,
schützt sein wollen, versichern sich so
gar gegen den Verlust ihrer Abonne
mentskarte auf der Bahn oder ihres
ausicyiuiieis.
Jetzt auch Pelz Juwelen.
Vielleicht ist keine Tatsache bezeich
nenver für das Vornehm und Teuer
werden der Pelze, als daß manche
dieser in neuester Zeit sogar zum
Rang der Juwelen für fashionable
Evastöchter erhoben worden sind!
So hat man jetzt Armspangen und
Halsgeschmeide aus Pelzen, wozu vor
zugsweise Robben, Hermelin und
auch die weniger aristokratischen, aber
sich in der Verarbeitung sehr fein
ausnehmenden Maulwurfs Felle
verwendet werden. Diese Pelze, in
Streifen von etwa einem Zoll Breite, .
werden schlangensörmig um den Arm
oder Halz gelegt; sie tragen auch eine'
winzig Nachahmung vom -Kopf deS
betreffenden Pelztiers. Der allgemei
nen Gestalt nach entsprechen dies
Pelz Juwelen den Armspangen oder
dem Halsgeschmeide auS Perlen oder
Gold; aber sie machen natürlich wie
dcrum einen anderen Eindruck und
hakn vorläufig den Reiz der Neuheit.
Auch sind sie noch immer Verhältnis
mäßig billig; für etwa drei Dollar
kann man schon etwaS ganz HübscheSi
haben.
Für die Abend Toilette können
die Pelz Juwelen so gewählt wer
den. daß sie mit dem Pelz Besa
ha ?s,ikkä trn fFinfTrtttrt fttS ,
" V fcvtv " w 4kvt VW fc
Tage dagegen so schreibt die Mode, V
vor sollten ne dem Muss entspre ! f
chen. Für ersteren Zweck hat man
neuerdings an Stelle der Gold und '
Juwelen Brokat , Handtäfchchen ! ,
solche auS Pelzwerk in den Markt i'lA
br'ngen begonnen. Und befcheidinÄ J
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schon seit einiger Zeit.
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