Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 31, 1913, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    An Dunkel gehüllt.
(30. Fortsetzung,)
Das liegt meiner Meinung nach
ziemlich klar cuf der Hand. Herr
Kommissar. Man forschte nach dem
Besuch, weil man in ihm den Mörder
vermutete. ES lag m meinem In-
ttlksse. die Polizel von meinem Äeiu
chc bei Frau von Hunn in Unkennt
tii zu lassen."
.Nun gut. den Grund lasse ich gel
ien. Weshalb aber griffen Sie so
plötzlich zur Flucht?"
Ich werde Ihnen olles haarklein
Berichten. Herr Kommissar. So wie
eZ war! Was läge überhaupt für
ein Grund für mich vor. eine Dame
zu ermorden, die mir stets freundlich
gesinnt war? Ein Raubmord war
es nicht, dafür sprachen die begleiten
den Umstände. Es wurde nichts der
wißt, und ich mache doch auch gewiß
richt den Eindruck eines Raubmör
das. Ueberhaupt bin ich kein solcher
Waffenheld, verstehe wohl einen Pin
sel, nicht aber eine Waffe mit Erfolg
zu handhaben."
Also fangen Sie an. Herr Lastend,
Sie können sich setzen.
Der Maler machte gern von der
Erlaubnis Gebrauch, da ihn tatsäch
lich seine Beine kaum trugen.
.Ich muß ein wenig weit ausho
len." sagte er.
Bitte, ich habe Zeit. Nur suchen
Sie alles zu vermeiden, was nichts
Mit der Sache zu tun hat."
. .Meine Mutter gehörte zu den
Freundinnen Frau von Hunns". er
zählte der Maler. Frau von Hunn
verfolgte meine Karriere mit Jnter
esse und hat mir stets eine mütterlich
freundliche Gesinnnung entgegenge
bracht. Wir hatten uns lange aus
den Augen verloren. Meine Eltern
waren tot, mich aber fesselten andere
Interessen, auch war ich längere Zeit
im Auslande. Erst hier in Hamburg
iraf ich Frau von Hunn zum ersten
Male wieder, und zwar auf der
Straße. Sie lud mich freundlich ein.
s:e zu besuchen, was ich natürlich mit
Freuden tat. So war ich häufig bei
ihr zu Gaste zum Mittagessen, wenn
Frau von Hunn durch keine anderen
Verpflichtungen in Anspruch genom
men war; auch kaufte sie mir einige
Bilder ab und wirkte für mich in
ihrem Bekanntenkreise. Nun hatte ich
vor Jahren eine Liebe, und wenn
man uns Künstlern auch eine gewiss
Leichtfertigkeit nicht absprechen kann,
fo muß ich doch sagen, meine Liebe zu
der Operettensängerin Gisela Krause
war echt. Alles hätte ich ihr zu
Füßen gelegt. Nur. daß ich nichts zu
Füßen zu legen hatte. Denn ich war
ein unbemittelter Maler, der es nicht
verstand, sich durchzusetzen. Sei es
aus Mangel an Protektion, oder lag's
am Können? Gisela Krause, kurz
weg die rote Gola genannt, wegen
ihres roten Haares, stand mir bei
einigen Bildern Modell. Ihre Pracht
vollen Körperformen entfachten meine
Sinne fast bis zur Raserei. Es kam
zwischen uns zu erregten Szenen, und
Gola versprach mir. die Meine zu
werden, wenn ich imstande sein würde,
ihr ein sogenanntes Dasein zu bieten.
Ich ging ins Ausland, mein Glück
wo anders zu versuchen. Als ich
nach jahrelanger Abwesenheit zurück
kehrte, erfuhr ich. daß Gola di Frau
eines adligen Rittergutsbesitzers ge
worden war. Was wollte ich machen?
Ich kehrte zurück, wie ich gegangen
ine unbekannte Größe. Allein die
Leidenschaft für das dämonische Weib
erwachte in der Heimat wieder mit
: feiner vollen Macht, und es gelang
mir. mich schriftlich mit der Geliebten
in Verbindung zu setzen. Sie schrieb
mir, sie sei nicht glücklich in der Ehe
geworden; sie gedachte mit Wehmut
der zusammen verlebten Stunden
ach, was man so sagt. Vielleicht war
es ja auch der Fall. Ich klammerte
mich an jedes Liebeswort. und der
Wunsch war in mir lebendig, Gola zu
kinem Stelldichein zu bewegen. Doch
die Baronin Lüderitz war vorsichtig.
Sie überlegte hin und her, wie
das einrichten ließe, und behielt sich
die Bestimmung des Tages vor, an
welchem sie es ermöglichen könne, nach
Hamburg zu kommen, da solches nur
in der Abwesenheit ihres Mannes ge
fchehen dürfe. Auch müsse sie beto
nen, daß. da sie ja in Hamburg be
kannt sei. wo Freunde ihres Mannes
sie treffen könnten, es sich empfehlen
würde, einen Ort zu wählen, der einer
'Baronin Lüderitz durchaus würdig
sei. Und da fiel mir meine alte
mütterliche Freundin, Frau von
' Hunn, ein. Ich trug ihr mein Anlie
aen vor. Zwar wich ich bei meinem
Bericht ein wenig von der Wahrheit
ab, indem ich ihr verschwieg, daß es ; Schicksal an meiner Seite zu vertäu
sich um eine verheirate Frau han-!fchen. obgleich ein gewisser Abenteu
delie. Ich sagte nur,, ich liebte einlrerdrang ihr nicht abzusprechen ist,
Mädchen aus besserer Familie und! wenn nicht durch einen Zufall auch sie
heil den Wunsch, mich mit ihr aus ; sich durch den ihr geschenkten Briefbe
zusprechen; das könne aber weder auf I schwerer mit in die Mordgeschichte
l'fentlichcr Straße, noch in einem, verwickelt sah. Eine gewisse Gefahr
ZzM, sondern nur unter dem Schutze lag immerhin vor. da sie wegen ihrer
ei t Tame geschehen, und ich bat sie, s Untreue zum Schweigen verdammt
v:':t Schutzengel zu sein. Das. war. Sie ergriff daher die Gelegen
' "m:nt schien Frau von Hunn heit. die Bande, die sie drückten, ab
' ,:lcn: es schien ihr die nötig schütteln, und den Sprung in die
'": j'ir ein Liebe zu sein, di ; ungetuifje Zukunft zu wagen." .
Romc t vou A. bliese. j
sich in anständigen Bahnen bewegte.
Sie gab ihre Ginraiflifiuna. AIS ich
Äola schrieb, ich wllrde sie in der
Villa meiner Bekannten, einer Frau
von Hunn, erwarten, bestimmte sie
den Zag und die Stunde ihrer An
kunft. welchen ich alsdann ssrau von
Hunn brieflich mitteilte. Jcy war be
reits eine halbe Etunde vor der Zeit
eingetroffen. Tie Baronin Lüderitz
kam in einer geschlossenen Drosch?e
direkt vom Bahnhof. Erst war die
Unterhaltung allgemein, nämlich, s?
lange Frau von Hunn bei uns weilte!
später zog sie sich zurück. Baroni :
Lüderitz ließ sich von Frau von Hunn
im ganzen Hause herumführen, be
wunderte alles. waS sie sah. mit unge
teiltem Interesse, und blieb förmlich
elektrisiert vor dem Schreibtisch mei
ner mütterlichen Freundin stehen. Ein
Briefbeschwerer fesselte ihre Aufmerke
samkeit, und zwar brachte sie diese mit
einem solchen Enthusiasmus zum
Ausdruck, daß Frau von Hunn, lie
benswürdig. wie sie nun einmal war,
beim Abschied zu Gola sagte: Ciebes
Fräulein, da der Briefbeschwerer
Ihnen so großes Vergnügen bereitet
hat, erlauben Sie mir wohl, Ihnen
denselben als ein Andenken an diese
Stunde, die Ihnen unvergeßlich blei
den dürfte, zu verehren." Gisela
küßte der alten Dame gerührt die
Hand. Ich fuhr mit meiner (Belieb-
ten gemeinsam fort.
Wohin fuhren S,e?'
In ein Restaurant, woselbst wir
in einem Separatzimmer ein Abend
essen vor der Rückfahrt der Baronin
einnahmen."
.Kehrten Sie an jenem Abend noch
einmal in die Villa zurück?"
Nein."
Und wo verbrachten Sie diesen
Abend?"
Still in meiner Klause.-
Können Sie für diese Aussage den
Beweis antreten?"
.Wie soll ich das verstehen, Herr
Kommissär? Ich könnte das doch
nur insofern, als sich meine Wirtin
des betreffenden Tages erinnerte.
Dies wird aber schwerlich der Fall
sein, da für sie der Tag von keiner
Bedeutung gewesen, folglich auch nicht
mehr in ihrer Erinnerung sein wird."
Der Kriminalkommissär konnte sich
dem Eindruck nicht verschließen, daß
die Erzählung des Malers den unver
kennbaren Stempel der Wahrheit
trug. Es ,war auch zu bedenken, daß
der Bruder der Ermordeten um acht
Uhr des Abends gesehen worden, wie
er sich in die Villa seiner Schwester
begab. Da hatte sie also noch gelebt.
Um zehn Uhr war sie nach Aussage
des Dieners Scheurer tot gewesen.
Dann aber, zum Henker, hatte zian ja
einen ungeheuren Mißgriff getan, und
der Verdacht blieb auf dem sich noch
in Haft befindlichen Diener Manfred
Scheurer. vielleicht auch auf Georg
Ollenschläger sitzen.
.Nun gilt :s noch, Ihre sonderbare
Flucht zu erklärenhuh der Beamte
nach einer Pause von neuem an.
Meine Flucht, ja, die vollzog sich
unter höchst sonderbaren Umständen.
Ich wiegte mich bereits in völlige
Sicherheit, da :rschien eines Tag:s
ein älterer Mann bei mir. dessen Na
men ich noch heute nicht kenne. Er
sah in der Kleidung zwar stark her
untergekommen aus, im übrigen
machte er einen guten Eindruck, auch
fein Auftreten war das eines gebitde
ten Menschen. Er sagte mir, er wisse
um meinen Besuch bei Frau von
Hunn, daß er aber schweigen könne,
und so weiter. Ich war gerade etwas
knapp bei Kasse und gab ihm zwanzig
Mark, mit denen er anscheinend auch
zufrieden war. Vorläufig, das war
mir klar. Denn er würde wieder
kommen und fordern und immer wie
der fordern, und so hielt ich es für
das beste, das Feld zu räumen, um
vor den Nachstellungen dieses Erpref
sers sicher zu sein. Es war eine ganz
gemeine Feigheit, ich sehe das vollkom
men ein, indes noch niemals hatte ich
mich in einer solchen desperaten Lage
befunden, ich war völlig von dem Ge
schick, in das ich da auf so sonderbare
Weise verwickelt worden, überwältigt
und keines klaren Gedankens mehr
fähig. Die wahnwitzige Angst, für
den Mörder von Frau von Hunn ge
halten zu werden, raubte mir jede
ruhige Ueberlegng. In meiner Not
nahm ich auch meine Zuflucht zu der
Baronin Lüderitz, die ich anflehte,
mich zu begleiten, da unser Aufenthalt
in der Villa Hunn an jenem verhäng
nisvollen sechsten Oktober verraten
worden. Wer weiß, ob meine Ge
liebte sich entschlossen hätte, ihr siche
res Heim gegen das unbestimmte
I an :.. t r-. ! rn.rt.
' ..uiw luiniii zn nun in mi i"'9
der falschen" Papiere?" tnquirierte
der Kriminalbeamte unbarmherzig
weiter.
.Darüber muß ich jede AuZkunft
verweigern."
.Also doch ein dunkler Punkt"
sagte Penk.' Wir aber müssen öl
lige Klarheit haben."
Das tut mir leid." entgegnete der
Maler hierauf. Die gerichtliche lin
tersuchung muß ja ergeben, daß ich die
volle Wahrheit sprach. Ein Schuld
an dem Morde meiner mütterlichen
Freundin kann mich nicht treffen, is
fehlt doch jeder Beweggrund."
Mag sein! Wär S nicht dennoch
besser, Si: offenbarten sich ohne Bor
behalt?"
,Daö wäre nicht fair gehandelt."
.Wi Sie wollen."
Hugo Lafrentz wurde in feine Zelle
zurückgeführt.
Nach dem Verhör der Baronin soll
ten beide Inhaftierten dein Gerichts
gefängniS überliefert werden.
Die rote Gola faß gewaltig hoch
zu Pferde, als sie sich dem Kriminal
kommissär gegenüber befand. Sie
beklagte sich über di Behandlung, die
ihrem Stande nach unwürdig fei.
Sie fei da durch einen einzigen kleinen
Fehltritt in eine Lage gekommen, für
welche sie di Polizei verantwortlich
machen würde.
.DaS tut mir aufrichtig leid, meine
gnädige Frau," sagte Penk mit leich
ter Ironie. .Aber Sie kennen doch
daS Sprichwort: Mitgefangen, mitge
hangen!"
Gola verbreitete sich ausführlich
über ihr tragisches Geschick, beschwor
ihre Unschuld an dem Morde unter
tausend Versicherungen, und schob die
ganz Schuld an ihrer Entgleisung
Hugo Lasrentz zu, der ihr vor und
nach der Heirat unablässig nachgestellt
habe.
Darum bandelt es sich hier gar
nicht, Frau Baronin," erklärte Pen'.
Das haben S'.e m,t Ihrem Herrn
Gemahl abzumachen. Wir haben f
hier mit dem Morde in der Horner
Villa zu tun."
Ich weiß! Allein '.ch habe doch
absolut nichts damit zu schaffen.
Inwieweit Hugo Lafrentz sich rechtfer-
tigen kann, weiß ich nicht, darüber
mag er sich ausweisen. Während m:i-
ner Anwesenheit in Hamburg hat :r
die Dame nicht getötet."
Sie stellte den Hergang genau so
dar, wie es kurz vcrher der Maler
getan. Auch machte sie kein Hehl, wie
sie in den Besitz der ihr nicht gehören
den Papiere gekommen. Ich er
neuerte in Berlin di Bekanntschaft
einer früheren Kollegin." erklärte sie.
welche den Schritt, nämlich meinen
Gatten zu verlassen und mit einem
Andern nach dem Auslande zu Ziehen
alles andere verschwieg ich ihr
furchtbar interessant fand. Für einen
meiner besten Brillantringe überließ
sie mir ihre Papiere, da sie sich diese!
bn leicht wieder anschaffen konnte,
wie sie sagte.
.Und Ihr Eeliebler?" fragte der
Kriminalkommissär. Auf welche
Weise kam er zu dem Militärpaß?"
.Er besaß denselben bereits, als
ich anlangte. Er sagte mir, er haöe
ihn von einem Freund erhalten. Ich
kenne aber die Freunde Hugo Lafrentz'
nicht."
DaS polizeiliche Verhör war somit
beendet, und trotzdem kaum ein Grund
vorlag, die Baron'n in Haft zu be
halten, beschloß der Kriminalkommis
sär doch, nicht vorzugreifen, und
dem Gutachten deS Landrichter? an
heim zu stellen, über die Freiheit der
Baronin ?u bestimmen.
Vinzenz von Lüveritz eilte sofort
nach der Verhaftung seiner Frau nach
Hamburg, um Schritte zu der Haft
entlassung derjenigen zu tun. die doch
noch seinen Namen trug. Nach Hin
terlegung einer Kaution durfte sich
seinem Wunsche wohl kaum in Hin
dernis entgegenstellen. Justizrat Pol
derer, der völlig wieder hergestellt
war, übernahm auf Ma? Ollenschlä
gerS Vorschlag die Verhandlungen mit
dem Gericht.
Der Auftrag, den der Justizrat Pol
derer erhielt, bezoi sich allerdings
auch darauf, die Scheidung des Ba
rons von feiner Frau in die Wege zu
leiten. Nach der Versicherung seines
Anwalts konnte der Baron auch da
rauf rechnen, daß der Frau das Recht
der Wetterführung seines Namens
nach der Scheidung aberkannt werden
würde. Andererseits war er bereit,
seine bisherige Frau finanziell sicher
zustellen. Mit ihr persönlich zu ver
handeln, verschmähte er. obgleich er
darauf gefaßt sein mußte, während
des Scheidungsprozesses öfter mit ihr
zusammen zu kommen.
Gegen Philipp Scheurer wu?de der
Haftbefehl ausgeschrieben. Er war
darauf gefaßt gewesen und ließ sich
ohne den geringsten Widerstand ab
führen.
(Fortsetzung folgt). '
Ein wahrer Segen. Au
tor: Der letzte Akt meines Trauer
spiels ist etwas kurz."
.Ja, es ist ein Gnadenakt."
In Genf hat fich der
von der Staatsanwaltschaft Heil
bronn wegen Unterschlagungen aesuch
t Notar A. Walter aus Marbach
vollständig mittellos der Genfer Po
iizeibehörde gestellt .'
laqliche Cmolja tri&ünr. Freitag, be Zonuir
Französische Lchwiudler.
ttMtttux tj üxt$tm in Bl
arikn. .
Die sehr umsichtige und klug buk
gotisch Heeresverwaltung Ist in Hai
rankriege von zwei französischen
Schwindlern ganz gehörig hineinge
legt worden. Al die HekreZverwal
tung vor Beginn des Kriegs km AuS
lande ine Reihe von Flieqern durch
Ihre Agenten engagieren licß, erhielt
sie u. a. die Zusage zweier Franzosen,
die in ihrer Heimat anaeblich als gut
Flieger galten. Die Franwfen tra
fn auch pünktlich beim bulgarischln
Heer ein. erhielten jeder den ihnen
zugesagten Vorschuß von .7)0 Fran
ken und warteten die Order ob. durch
di sie an die Front dirigiert werden
sollten.
ES verging darüber einige Zeit?
Die beiden ließen eS sich, wie d! ande
ren von den Bulgaren gewonnenen
Flieger, in Sofia wclil sein, frequen
t!rten eifrig die unterschiedlichen Ver
gnügunsisstätten der bulgarischen
Hauptstadt, und alle wäre auch so
weit ganz schön gcwescn. wenn man
nicht eines TageS von ihnen verlangt
hätte, daß sie ' auch fliegen sollten.
Man schickte sie nämlich mit den so
eben auS Frankreich völlig reu einge
troffenen Flugzeugen nach Adrians
pel. wo sie'Lber der belaaerien Stadt
ErkundiqungSfluge vornehmen sollten.
ES vergingen wieder einige Tage mit
dem Zusammensetzen der Apparate,
während deren die beiden Franzosen,
die sonst ihre Tüchtigkeit und ihre
Leistungen nicht genug hatten rühmen
können, in auffallender Weise immer
kleinlauter wurden. Sie ließen schon
durchblicken, lyifj es doch nicht ganz
sicher sei. ob sie auf den neuen, noch
unerprobten und von nicht sachkundi
oen Monteuren zusammengesetzten
Flugzeugen eines Tvps. auf dem sie
bisher noch nicht geflogen hätten, auch
fliegen könnten.
Endlich kam der große Tag, an dem
die ersten Flüge über der belagerten
tadt gemacht werden sollten. Die
beiden französischen Flieger nahmen
etwas umständlich und bleich ibre
Plätze am Steuer ein. die Propeller
wurden angeworfen, und die ge
spannte Armee wartete darauf, zum
erstenmal fliegende Flugzeuge zu
sehen. Aber die beiden Flieger gaben
nicht das bekannte Zeichen zum L?s
lassen der Maschinen. Sie winkten
vielmehr, es sei nichts, sie stellten die
Motoren ab und verließen ihre Sitze.
Sie erklärten, mit diesen Maschinen
konnten sie nicht sogleich flieaen. es
müßten erst einige einschneidende Aen
derungen vorgenommen werden, die
Apparate seien nicht flugfähig. Man
glaubte ihnen zunächst noch. Am
nächsten Tage kamen - aber andere
Flieger an. die die Apparate besichtig
ten und erklärten, es seien vorzügliche
Flugzeug, und sich erboten, sofort
mit ihnen Aufstiege zu unternehmen.
Nun stellte sich heraus, daß man zwei
Hochstapler engagiert hatte. Die Flug-
zeuge bewahrten sich hervorragend und
die Folge war. daß die be'den Flie-
ger unverzüglich flogen . Bon
den 2500 Franken eines jeden war
aber nichts mehr übrig geblieben.
Vogelnester all Fabrikprodukt!
Es ist nicht etwa ein saisonwidri
ger Scherz, sondern eine nüchterne
Tatsache, daß es jetzt bei uns Fabri
ken gibt, welche künstliche Vogelnester
- nicht etwa blok solche für Stall
Geflügel geschäftsmäßig in Masse
herstellen. Schon öfter ist bekannt
lich empfohlen worden, die Ansiede
lung gewisser Gattungen inscktenver
nichtender Vögel zu ermutigen, in
dem man in Höfen, Gärten u. s. w.
einfache Nest-Kästchen in Bäumen
oder auf Pfosten anbringt, wie auch
sur bequeme Gelegenheit zum Trin
ken sorgt. Aber die besagten Fabri-
ken haben durch ihre Sachverstandi
gen mehr System in die Geschichte
gebracht.
Vorläufig werden nur für ein vaar
wenige Vogel-Gattungen künstliche
Nester fabriziert, vor allem für
Spechte, oder Woodpeckers", die
kolossal viele Insekten und ihre Lar
ven vertilgen und daher namentlich
von Obstgarten-Besitzern, die wissen.
waS ihnen gut tut, gerne gesehen sind.
Diese Vogelhäuser werden aus
Blöcken von Fichtenholz gemacht,
welche 15 Zoll lang sind und einen
Durchmesser von 5 bis 6 Zoll ha
ben. Mit Bohrern werden die Oeff
nungen angebracht. Das hintere
Ende des Blockes wird fo geformt
daß sich bequem eine patentierte Vor
richtung daran anbringen läßt, mit
welcher das Nest an einem Baum oder
sonst einem gewünschten Platze befe
stigt wird. Oben wird noch ein be
sonderes Holzstück als Wetterdach
übergelegt. Außerdem wird im Bo
den des Häuschens, vom Eingang an,
eine pfropfenzieherartige Vertiefung
ausgehöhlt, welche den Füßen und
Krallen , des Spechtes genau ent
spricht. Ein Professor der Vogel
künde hat allein 1000 deraritze Ne
sier bestellt.
Viele andere folgen dem Beispiel,
und longsam scheint sich diese Ge
pflogenheit von Osten nach Westen zu
verbreiten. Natürlich werden die
Nester je nach den Bedürfnissen der
verschiedenen Vögel auch verschieden
gebaut.
Teutsche Heldinnen.
Irr erst weiblich, Ztliat , rrui
schl Hkskk.
Tie erste preußische Frau, die sich
in den Unglücküjahren nach 180(5 a!4
Soldat in den Dienst de Vaterlan
dei stellte, war die Schlesien v.
Bonin. Sie trat 1S07 mit ihrem
Gemahl in daS Korpl deS Grafen v.
Goetzen ein und rettete für den König
mehrere Kassen, so daß sie nach Ab
zg dessen. waS ihr die Franzosen
leider wieder abjagten. 22,000 Taler
abliefern konnte. Mit geradezu er
stannlicher Kaltbliitigkkit nahm sie am
3. Februar unter Beihilfe von vier
preußischen Soldaten in Bunzlau den
französischen General Brun sowie
den sächsischen Brigademajor von
Globig. die ihren Truppen voraus
per Eztrapost durch Bunzlau reisen
wollten, gefangen. Die packende
Schilderung der Vorgänge, die Major
Noel in seinem neuesten Werk: .Die
deutschen Heldinnen in d:n Kriegs
jähren I80715" nach ihrem eigenen
Bericht mitteilt, mutete uns wie ein
Märcken an. wenn die ewissenbakte
Arbeit NoelS nicht zur Genüge be
ianni wäre.
Ein zweites schlesischeS Ehepaar
trat gleichfalls auS Liebe zu König
und Vaterland 1807 in die Reihen
der freiwilligen täflet. Die Nrau.
Marie Werder, kocht unerkannt mit
großer Tapferkeit in verschiedenen
Ms?chten gegen oie Franzoen uno
vrlor bei Neurode durch einen Säbel
hieb einen kleinen Finger, worüber sie
mit den Worten scherzte: EinS von
10 bleibt 9." Auch 1813 folgte daS
Werdersche Ehepaar dem Ruf deS Kö-
nigs, und als vor Leipzig der Gatte
einst zurückwich, rief ihm Marie zu:
Sckämen Sie sich, Werder sind Sie
ein Preuße?" Am Abend vor dem
entscheidenden Kampf sagte Werder
zu seiner Frau: Wenn wir morgen
abend leben, so werden wir einst ru
hig sterben!" Doch überlebte er den
folgenden Tag nicht.
Marie offenbarte sich nun ihrem
Major, bestattete den Gatten und
kehrte dann einsam in die verödete
Heimat zurück. Ein umfangreiches
Kapitel widmet Major Noel sodann
der bekanntesten Heldin der Befrei
ungskriege. der Potsdamerin Eleo
nore Prochaska. die am 16. Sepiem
ber 1813 im Gefecht an der Göhrde
fiel. Ihrem Beispiel folgte Anna
Lühring. die 1814 als Fußjäqer eir
trat. Weiteren Kreisen wohlbekannt
ist ferner der Unteroffizier Auguste
Krüger, die einzige Heldin, deren
Brust das Eiserne Kreuz zierte. Sie
starb 1848 in Templin. Unsterblichen
Ruhm gewann auch Johanna Stegen,
das Mädchen von Lüneburg. die ihren
Landsleuten am 2. April 1813 wäh
rend des Gefechts bei Lüneburg Pa
tronen in der Schürze zutrug. Sie
starb 1842 in Berlin, wo sie aus dem
Sophienkirchhof in der Bergstraße be
graben liegt. Ein würdiges Denkmal
schmückt ihr Grab; ein zweites will
man ihr, wie man hört, in Lüneburg
setzen.
Kiiriose Kohle Bergwerkerei.
Kürzlich brachte eine amerikanische
technische Zeitschrift mehrere, photo
graphisch aufgenommene Bilder, wel
che' man, wenn man den Text nicht
las, leicht für Ansichten der Panama
kanal - Ausgrabungs - Arbeiten hal
ten konnte. 'Sie waren jedoch etwas
ganz Anderes.
Denn sie stellten eine merkwürdige
Art von Kohlen Förderung dar.
wie sie im südlichsten Kansas. in den
Eounties Cherokee und Erawford. be
trieben wird. Manche haben ihr den
Namen Kohle - Streifbergwerkerei"
gegeben.
Durch zwei Drittel dieses Distrik
tes zieht sich eine Ader guter Stein
kohle, deren Mächtigkeit zwischen 18
Zoll und 4 Fuß schwankt. 9 bis 30
Fuß unter der Oberfläche hin. Es
liegt indes keine Bedachung von Ge
stein darüber, und der Abbau ist da
her nicht in der gewöhnlichen Weise
möglich. So wird denn das Erdreich
von oben her in gewaltigen Mengen
abgescharrt, bis man die Kohle er
reicht. ,
Dazu werden mächtige Dampf
schaufeln, sowie, Pferde und Scharr
Apparate angewendet. 14 Dampf
schaufeln, sind in den beiden Counties
im Gebrauch, und eine derselben ge
hört zu den größten, welche' überhaupt
jemals gebaut worden sind. Sie wiegt
nicht weniger, als 300 Tonnen, und
soll doppelt so groß sein, wie die
größte, welche am Panamakanal in
Benutzung ist! ' Bis zu 12 Acres
Land werden in einem Jahr von der
einen Schaufel bis zu einer Tiefe von
24 oder mehr Fuß abgestreift. Es
sind Geleise gelegt,. um die freigelegte
Kohle in Waggons fortzuschaffen.
Solcherart behandeltes Land ist für
ackerbauliche Zwecke auf viel Jahre
ruiniert, fall aber schließlich dafür
wertvoller werden, zumal es von
Hause aus sehr Hartgebackener Boden
ist.
Im Friedrich-Werderschen
Rathaus zu Berlin waren seinerzeit
(Ende des 17. Jahrhunderts) unter
gebracht: Ratszimmcr, reformierte
Kirche. Schule. Gerichtsstube. Stadt
kcller, Brot scharren, Gefängnis und
Folterkammer. .
, 1 - ' " 1 imnu ' " ""
.?
r L s'r.'A
I ,- - ")i
V 1
u;.. i. A
rx I
J s 4
i . ' . t
; V
. l'-i . v
i;'T-s j, lp-A
K ' V-1- '
' imT'T'km "
- j i k . ; , k
X ' 5 ti
X , H ,
. kti nß-
. '..
, 1 . ' ,,, , mitmm r w7wnTTi',''M'''' mnurmnimimt ,
' V . ',' T' ' . . ' 1 ,
! '. t- v .. 1 I v 1 '- 4
- -in iTfi j. ..ij-, - -' .. ".n... -..-
Neue (?at Akrmkl scheinen direkt an der Taille zu beginnen. Eiinclne der
feschen französischen Coats, welche dicse 2nison lieroorgebraclit wurden Haben
aiiffollcnde herunterhängende Schildern, die Slcrrncl kommen anscheinend aus der
Nihe es TaillenbaneS. aber trok ieses eiaenarrin TchnitteS ist daS Modell im
mc: Rtaüiti und Überaus comsoitabel. Ter hier illustrierte Coat ist ei Sl'fcliotr'
Tamd Modell, auS schwerem pestrciftcin wollenen Stoffe gemacht, mit eiiom
gasten Revers, die einen Aufschlag vc eiestreisiem Samt haben. Ter NobrS'
pierre-5iraaenauS Samt ist mit einem Äliven-Crnament geichloffen, Ter Coa:
i't sür Straßengebrauch bestimmt und ist kurz genug um die hübschen Nnöps
schule sehen zu lassen.
Unsere Miltmjkl Orte.
9050.
Ein Mödchknschürze auS einem Ttlick.
Ginaharn, Lawn. Cambric oder ähnliche Stosse können slir dieses Model
benuht werden, das ebenso komfortabel wie bequem ist, Die Schürze wird übe,
den Kopf migezvaen. DaS Muster ist in 4 Grösn nrschnitten: 4. tt. S und IQ
Jahre- LS benvtint 1 ?wrds 'li(oü: Stoff für die iijährige Größe.
Preis des Musters 10 i?cuts.
B e st e l l u n g s ' Ll n w i s u n g e n
Diese Muster werden an irgend eine Adresse gegen Einsendmg de
Preise geschickt. Man pebe Nummer und ffirrfce und die volle Adresse deut,
lich n und schicke den Coupon nebst dem oben erwähnten Preis an da
kattsrn Department;, Omaha Tribüne,
1311 Ssward Lt.
Acr Smaya Zriöün?" Datiern ßoupon.
Ich wünsche Muster Ns
.... Zoll, Brust, oder Taiemveite
(Iahn .... bei Kmdersachen.)
Name .. . .... .fc
No. ........ Ctrabe
DieProduktionvon Nah
rungsmitteln in Frankreich waren
letztes Jahr genügend, um den ein
heimischen Markt zu decken,' sodasz die
Einfuhr verringert werden konnte.
JXl (GN
"äm )
Stadt
I in I a h r t 1900 waren 31 Pro
zent der Vevollerung von Wishiiz
ten, D. C. farbig, während dee
Prozentsah vor zwei Jahren bereitZ
auf 28,5 Prozent reduziert war."
v;
v
Co.
I
if
it:
V
-.