Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 30, 1913, Image 3

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    Tägliche Cmofia Tribune. Tonneritag, 20. Jaur
I
i
l
In Dunkel gehüllt.
Nomc l fcou
(29. Fortsetzung.)
soeben war dcr Varon vom Hof
ritten, ol die alte Dame, auf Üt
.... lotte gestützt, mit Hilfe eines Stocke
die Treppe heruntrgehumpelt Um.
Sie war gewohnt, die Nachmittage
tm reife ihrer Kinder zu verleben,
und wenn da Steigen der Treppe ihr
auch große Schwierigkeiten machte, so
schute sie diese Mühe doch nicht.
Wohl hatte man ihr da Parterre
zur Verfügung, gestellt, als e mit
ihren Beinen zu hapern anfing, sie
vber hatte erklärt:
.Ich bleibe oben! Alle Geschehniss,
sehen sich au der Bogelperspektive
. ander an. und seidcm ich men
mehr am Nuder bin, mag ich nich
allemal die Dinge sehen, wie sie in
. Wirklichkeit fmdl"
Sie pflegte das liebenswürdig zu
agen, so daß e durchaus keiner Bk'
esdigung gleichkam? denn solche hätte
niemals beabsichtigt.
Die beiden Damen betraten da
Wohnzimmer.
.Wir sahen den Nodenhorsier weg
reiten," sagte die alte Dame, .da lieb
uns die Neugierde nicht länger oben.
Auguste sagte, Baron von Lüderitz sei
so aufgeregt gewesen.
Liselotte geleitete ihre Herrin für
sorglich an den bequemen Sorgenstuhl
den der Baron soeben verlassen. Das
war ihr Nachmittagsplätzchen im
Winter.
Ja. Mutter." erklärte Herr Treu
fei, .eS ist in Jammer. Der arme
Kerl kann einem vom Grunde des
HerzenS auS dauern. Nicht nur. daß
ftck erst dieses Weib ihn kapert und
ihm dann auSrückt, nein, sie bringt
ihn sofort noch mit der Polizei in
Konflikt.'
.Ach." meinte die Mutter ungedul
big. .daS sind ja olle Kamellen. Dar
lim brauchte er doch heute nicht so
außer Rand und Band zu geraten.
.Die Sache ist die, Mutter, sie ha
ben sie."
.Wen? Die Frau ? Die ist ja
dcch langst über alle Berge!"
.Ist Dir hier auf Nosenhagen nur
so vorgekommen, I5r hat die Zei
tung hier gelassen. Also hört mal!"
Treusel las die Notiz vor. tt
leite hatt eine Handarbeit genommen.
Ihre Finger zitterten jedoch so hef-
tig, daß sie dieselbe nicht meistern
konnte. Ihre Augen füllten sich mit
Tränen. Wie litt sie mit ihm. Oh.
hätte si ihn nur heute sehen kon
lun, r hätte aus ihren Augen das
tiefe Mitgefühl herausgelesen. Und
sie wußte, er würde selbst aus den
wenigen Worten, in denen sie chrn
irre Teilnahme ausgedruckt hatte, kl
. nen gewissen Trost mit nach Hause
genommen haben.
Trotzdem bisher eine deutliche Aus-
sprach zwischen lhncn nicht stattge
funden, waren sie. sich doch ihrer gro
ßen, heißen, gegenseitigen Liebe be
wußt. Ja. auch Liselotte liebte den
Baron. Dieses Gefühl hatte schon
in ihr gelebt, als s:c noch unter fei
mm Dache weilte. Es mochte wohl
aus einem grenzenlosen Mitleid ge
' deren sein. Gleichviel, es war da
und barg etwas unendlichBeseligendes
in sich.
Aus Liselottens Herzen stieg ein
qualvoller Seufzer empor. Der Arme!
Nun saß er da mit seinem Jammer
in den öden, verlassenen, weiten Näu-
wen, ein Spielball trostloser Gedan
ken.
Legen Sie die Arbeit beiseite. Li
selotte." mahnte die alte Frau. Auch
Si hat diese Nachricht erregt. Uno
mit Recht. Immer und immer an
. daS ' traurige Geschick Ihres Hau
ses rinnert zu werden, tut weh.
Klber bedenken Sie, Kind, die böse
Tat schreit nach Sühne. Nun hat
man die Schuldigen erwischt, die ihre
Strafe wohl verdient haben."
Liselotte nickte. Kam es auf die
Sühne an? Schrie auch die Mord
tat zum Himmel, was nützte die Süh
ne? Er aber litt; schwerer als das
leichtsinnige, rothaarige Weib.
So war es nun also doch gelun
. gen. des wirklich Schuldigen habhaft
zu werden, nachdem bereits jede Hoff
nung aufgegeben gewesen. Soeben
' waren die beiden, von Bremen anlan
gcnd. dem Polizeigefängnis in Ham
bürg zugeführt worden.
Der Kriminalkommissar befand sich
ir. gehobener Stimmung; er rieb sich
, dor Vergnügen die Hände. Der
mysteriöse Fall sollte also doch nicht
ohne seinen vollen Schlußakkord en
den. Diese letzten Wochen, die inen
gänzlichen Stillstand in dem Falle
Hunn bedeutet hatten, waren für
Philipp Scheurer nicht gaitz ohne
Aufregung verlaufen. Er hatte vcr
schiedene Male Borladungen aufs
Kriminalkommissariat erhalten; .galt
S doch für ihn, den Beweis zu er j
bringen, daß er nicht der Absender,
also auch nicht der Besitzer des omi
nösen Briefes gewesen.
Dieser Beweis konnt von ihm nicht
erbracht werden. Ebenso wenig aber
konnte man ihm da Gegenteil bcwei
sen, solange er in dieser Sache beim
t:isrM blick
r'. j
A. Wilckc,
sä!!3!
iüaaawg
Der Kriminalkommissär hatte nun
sreiiich eine besondere Ueberraschuna
für ihn bei seinem ersten Berhör
In petto gehabt. (Zr wurde mit der
Wirtin des Kunstmaler, der Frau
amvert, konfrontiert.
.Ist daS der Mann, der kurz vor
der Abreise ihre Mieter diesem
seinen Besuch gemacht?" hatte der
Beamte die Frau gefragt.
Diese hatte die Frage ohne Zögern
bejaht.
Auch Philipp Scheurer gab seinen
Besuch bei Herrn Lafrentz zu. Ge
wiß doch, er war dort gewesen.
In welcher Angelegenheit?"
Da hatte der bereits mit allen Hun
den gehetzte Mann sofort ein Mä
lein zur Hand. Er sei der Bermitt
ler eines Bilderhandeis gewesen. Die
sei war durch die plötzliche Abreise
des Malers vereitelt worden, und ihm
dadurch ein guter Verdienst entgan
gen. .Jnoes der Abienoer eines Arie
fes?"
Er wußte nicht, von welchem Brie
fe die Rede war. Er habe keinen
Brief abgeschickt.
Dem Kerl war nicht beizukommen
gewesen; auch sein Sohn Manfred
wellte unter Eid aussagen, daß er
von einem derartigen Briefe nichts
gewußt habe.
Jetzt allerdings erhielt die Sache
ein anderes Gesicht. Man hatte den
Maler erwischt. Da wurde kein Leug
nen mehr helfen.
,Eut." sagte sich Philipp Scheurer.
da wandern wir wieder einmal ins
alte Logis."
Er sagte das nicht nur mit einem
stillen Sichfllgen in das Unabänder
liche, nein, es überkam ihn sogar ein
gewisses Frohgefühl bei dem Gedan-
ken, daß er im Grunde doch als der
Netter seines Sohnes litt. Man muß
Opfer mit Würde zu bringen der
stehen.
So sah Philipp Scheurer mi
philosophischer Beschaulichkeit den
kommenden Dingen entgegen.
Achtzehntes Kapitel.
Jutta Schwerdtfeger legte dieAbend
zeitung hin. Ein merklicher Seufzer
stahl sich über ihre Lippen.
Sie saß allein an dem ovalen So
fatisch im Wohnzimmer; ihr Bruder
hatte wohl eine Stunde ihr gegenüber
bei seiner Arbeit gesessen, hatte an
dtm Halter gekaut, und wiederhol
erklärt, er sei heute zur Arbeit nich
aufgelegt.
Dann qUale Dich doch nicht,
Hans, sagte Jutta freundlich,
, Gedanken lassen sich nun ma
nicht aus den Fingern saugen."
Recht hast Du, wie immer,
meinte HanS, packte seine Sachen zu
ammen, und brachte sie hinüber in
an Zimmer.
Und während r dort alles an den
richtigen Plag legte, denn das Ge
chwistcrpaar war sehr ordnunqslie
bend, fiel Jutta der lange Aufsatz
Zum Horner Mord in die Augen
Sie war über alles, was sich hü-
her in der Sache ereignete, nicht nur
aus den Zeitungen unterrichtet; der
Neqierunqsrat kam mindestens drei
mal in der Woche. Die beiden alte
rcn Leute waren sich darüber einig,
daß die Polizei doch allmählich auf
den Grund kam, und nun wohl ein
baldiger Abschluß zu erwarten stand.
Wenn doch schon mal das Ende
da sein möchte. Fast drei Monate
pielte die Geschichte, und wenn man
eben glaubte, dieselbe als erledigt an
ehen zu können, trat eine neue Wen
dung ein.
.Hans! rief Jutta auf den Korri
dor hinaus. Hans, komm' doch eben
mal herein.
War ja eben da." scholl's lachend
zurück.
Dann aber glitt Hans Schwerdtfe
gers geschmeidige Gestalt durch die
Tür zu seiner Schwester; er setzte sich
auf das Sofa neben sie, schlang den
Arm um ihren Nacken, und hatte ae
ro.de ein Scherzwort in Bereitschaft.
als sein Blick auf daS Zeitungsblatt
,el, und zwar gerade aus die in
etter Schrift gedruckten Zeilen: Zum
Horner Mord."
Na, daS konnt' ich mir wohl dew
en." erfuhr es seinen Lippen.
Es blieb unaufgeklärt, welche Ge
danken eö waren, die beim Anblick
des Artikels durch seinen Kopf g,n-
gen. Hastig ergrlss er oas lern,
eine Lippen hatten sich fest auseinan
der gepreßt, und seine Hände krall
en sich formlich in daS Papier hin
ein.
Jutta war selber in hoher Erre
gung.
Hans, nun hat man sie!" sagte
lc mit zitternder Stimme.
Hans lachte, es klang wie ein schril-
ler Mißton durch das trauliche Ge
mach.
DaS sagtet Ihr auch, als man
den Diener des Senator Büttner
bei dem Schlafittchen kriegte. Damals
schon stand ich der Sache ein wenig
skeptisch gegenüber ' ' - ::
Ja. Hans, ich erinnere mich, Du
glaubtest nicht an Manfred Scheurer
Schuld." siel Jutta dem CrVt in
(II. V.
vir iicvr.
Eh, wa heißt glauben? Natürlich
wissen konnte ich e nicht." berichtigte
Hans.
.Und wie denkst Du jetzt darüber?
kragte Jutta, der in der eigenen
Aufregung die Nervosität bei Bruder
entging.
Er schwieg eine ganze Weile, al
müsse die Antwort, die er zu geben
aezwungen wäre, gut erwogen wer
den. Tann blickte er seine Schwester
an, wie um in ihren Mienen zu stu
dieren.
Ja, sieh mal. Jutta." erklärte er
mit zusammengezogenen Brauen.
wenn ich nur Nicht auch noch 'ran
komme!"
Jutta erschrack; sie wurde sehr un
gehalten.
.Aber Han. da ist doch nicht
zum Scherzen "
.Liebe Jutta, ich scherze nicht. Der
Mann reist aus den Namen Schwerdt.
fcger."
Nun mußte Jutta doch lächeln
Sie gab ihrem Bruder einen Klaps,
er hatte doch immer seine Witze zur
stelle.
Du Kindökopf." schalt sie. .Wie
viel Schwerdtfeger gibt'S in der
Welt!"
Recht, wie immer!" HanS erhob
sich. Nun, bitte, verschone mich mal
gefälligst mit dem verflizten Horner
Mord. Ich will nichts mehr davon
hören. Er endet nie, sage ich Dir.
Die Akten schwellen auf w,e der
Bauch eines notorischen Biertrinker,
hernach können die Herren Juristen
selber nicht mehr durchfinden. Adieu,
empfehle mich!
Der Junge war so unduldsam
Mein Gott, nahm die Geschichte
auch kein Ende. Jutta brachte der
Sache doch ein reqeö Interesse entae
gcn, da sie der Ermordeten doch so
nahe gestanden.
Hans steckte noch einmal den Kops
zur Tür herein.
Ich gehe noch ein Weilchen frische
Luft schnappen."
Hans, nicht so spat!" rief ihm
Jutta nach. Und trinke nicht so
viel, denke an das Versprechen, das
Du mir erst vorgestern gegeben."
Unbesorgt!" scholl'S zurück.
Jutta ging hinaus, auf dem Kor
ridor das Licht auszudrehen. Zwar
war noch nicht die Stunde des Schla
fcngehens, jedoch hatte sie Grund, zu
sparen. Mit Hansens Verdienst war
es stark bergab gegangen in der letz
ten Zeit.
Ueberhaupt wollte ihr HanS gar
nicht gefallen. Steckte ihm vielleicht
eine Krankheit im Körper? Man
schleppt so etwas manchmal lange mit
sich herum. Jutta erinnerte sich die
ler solcher Fälle. Vornehmlich pfleg
ten ernsten Nervenkrankheiten lange
Borbereitungen voraufzugehen.
Diese Gedanken waren wohl da
nach angetan, die alte Dame in ernst
liche Sorge zu versetzen.
Am folgenden Morgen erfolgte im
Kriminalkommissariat das Verhör
der beiden Inhaftierten vor dem Kri
minalkommissar Penk.
Sehr verschieden hatten die beiden
Schuldigen sich bei der Verhaftung
in Bremen benommen.
Hugo Lafrentz war sich in seiner
schlotternden Angst wie ein Häuflein
Unglück vorgekommen. Die Baronin
dagegen hatt gewütet und sich wie
e:ne Furie geberdet.
Die beiden waren nach ihrer Ver
Haftung natürlich streng voneinander
getrennt worden, so daß lede Verstan
digung zwischen ihnen ausgeschlossen
blieb.
Man vernahm zuerst den Maler.
Die schlaflos verbrachte Nacht
hatte nur dazu beigetragen, ihm seine
trostlose Lage noch deutlicher vor Au
gen zu führen. Er sah bejammerns
wert aus.
Fühlen Sie sich nicht wohl, SSm
Lafrentz?" fragte Penk in einer An
Wandlung von Mitleid.
Zum Sterben elend, Herr Kom
missar." lautete die Antwort. Nicht
körperlich." setzte er erläuternd hinzu.
Ich bin geistig tatsächlich zerschla
gen.
Wenn doch die Menschen, bevor sie
sich zu einer so rabiaten Tat hin
reißen lassen, bedächten, daß es im
Bereiche der Möglichkeit liegt, ertappt
zu werden," sagte der Kriminalkom
missar freundlich. Ich gebe ja zu.
daß dcr Mensch in gewissen Situativ
nen im Affekt handeln kann und sich
etwa durch eine schwere Kränkung
hinreißen laßt, einen Schritt zu tun,
der nicht wieder gut zu machen ist.
Sie sehen, Herr Lafrentz. ich komme
Ihnen da sehr entgegen und möchte
Ihnen ein Geständnis erleichtern.
Haben Sie Vertrauen zu mir. Ein
aufrichtiges Bekenntnis läßt mildern
de Umstände zu.
Das ist eS geraoe, Herr Kom
missar, was mich so schrecklich herun
erbringt. Ich habe absolut Nichts
mit Frau von Hunns Ermordung zu
un.
Das klingt doch wohl ein wenig
unglaubhaft. Sie waren an dem
Nachmittage deS sechsten Oktobers in
r Horner Villa und meldeten sich
nicht, als man nach jenem Besuch
orschte."
(Fortsetzung folgt).
In Polen sind etwa 150.000
Acres Land mit Zuckerrüben bebaut.
All rkgkt!
Von fläte Helmar.
Taisy Kingleton liig in dem Ho
telzimmer auf ihrer Ehaiselongue und
träumte .... Nur noch vierzehn
iflge, oann muszte sie wieder nach
Ämertka zurück. Schade, daß die Zei
o iqneil verging!
Ei war der erste Sommer, den die
junge Amerikanerin in Europa ver
vrachtk. viaq wochenlangem Umher
reisen war sie hierher nach Lehn,
gekommen, einem aufblühenden Ba
deorte in der Nähe der Mecklenburgs
fchen Heimat ihrer verstorbenen Mut
ter und nur eine halbe Stunde von
dem Gute Neuhos entfernt, da ied
von DaishS Onkel verwaltet wurde
Hotel Germania, in dem sie wohn
te. war nicht sehr komfortabel, wenn
auch da größte dei Orte war
Aber trotzdem suhlte die Amerikane
rin sich hier wohl und dachte ungern
an den bevorstehenden Abschied. Na
türlich war sie der Star von Lebnid.
Denn ob sie neben ihrem Onkel über
die Landstraße ritt, die zu seinem
Gute führte, ob sie mit der Zofe die
Dünen entlang zum Bade ging, oder
ob sie bei der tnble d'hote in ihrem
reizvollen Amerikanisch-Deutsch sich
bei der Unterhaltung beteiligte, im
mer lenkte Dalsy alle Blicke auf sich,
Sie erhob sich, um ihre Zofe zu ru
sen. Maggi, Sie brauchen heute
keinen Tee zu machen. Ich gehe ru
dern und komme erst abend zurück
Helfen Sie mir jetzt beim Umziehen
Nein nicht diese Kleid. Meinen
Sailor-Dreß für heute. Ter ist kom
fortabler."
AIS Daist, ihr Spiegelbild prüfend
anschaute, war sie zufrieden. In dem
weißen, fußfreien Matrosenkleid, der
Tellermütze auf dem vollen braunen
Haar, sah sie frisch und jung auS,
jünger als sie war. Sie nahm ihr
Cape über den Arm und ging durch
die Hauptstraße nach dem Waldweg,
der hinunter zum Strande führte
Hailoh, Madel, wo willst Du
denn hm in dieser Hitze?
Sie blickte sich um, denn sie horte
einen Reiter im Galopp naher kom
men.
Oh. Onkel Otto!"
Na, nicht sehr erfreut über meinen
Besuch, wie mir scheint?
Er war abgesprungen und hielt
sein Pferd am Zügel.
Ich habe Dich nicht erwartet.
Und Du bist natürlich hier so
beschäftigt, daß jede Minute schon
ihre Bestimmung hat?
Daisy blickte ihren Onkel erstaunt
an. Ter kleine Herr, dc en rundes
rotes Gesicht ein kurzer weißblonder
Bart umgab, sah heute mißgestimmt
aus, und der Klaps aus die Schulter,
mit dem er seine Nichte stets begrüßte,
fiel noch etwas derber als sonst aus.
Willst mit mir snalen, Onkel?"
ragte das junge Mädchen. Aber der
mißgluckte Versuch, den Mecklenburg!-
chen Dialekt nachzuahmen, der fast
immer schallendes Gelächter bei On-
ei Jarchow hervorrief, tat heute keine
Wirkung.
Ja, ich will Dir ein paar Worte
agen, kleine Kröte Du. Aber erst
antworte mal: Du gehst natürlich
wieder mit Karl Rehagen rudern,
wie?"
Wir sind um 4 verabredet, On
kel." Daisy sah nach der Uhr. Zehn
Minuten habe ich noch Zeit. Ich bin
nicht gern unpünktlich."
Schön, Kind, dann bind' ich mein
Pferd hier an. Und wir setzen uns
auf eine Bank drin im Wald. Was
ich Dir zu sagen habe, wird keine
fünf Minuten dauern."
Well?"
Also kurz und bündig: Dein Be
nehmen hier gefällt mir nicht."
Oh!" rief Daisy und guckte mit
ihren klugen grauen Augen ganz ver
blufft den Onkel an.
Ja, Kind, es ist nicht all right.
wie Du zu sagen pflegst, nicht fair,
nicht ladhlike. Uff!" stöhnte er, nahm
seine Mütze ab und legte sie neben
sich. Verstehst Du mich? Ich habe
in Deiner Sprache geredet. Nicht all
right!" wiederholte er.
Seine Nichte schüttelte Verständnis
los den Kopf.
Mach bloß nicht so unschuldige
Augen, Mädel. Es ist so. Wenn
Deine Mutter noch lebte, brauchte ichs
Dir nicht zu sagen. Aber so muß
ich. Mit wem gehst Du spazieren?
Mit wem sitzest Du in den Dünen?
Von wem willst Du Dich gar noch
malen lassen? Alles der Karl Neha
gen. Stimmig?
All right."
Gar nicht all right. - Teufel noch
mal. Du bist doch ein kluges Mädel.
Daisy. Merkst Du denn 'nicht, daß
Du- dem jungen Menschen den Kopf
verdrehst? Den Sport lass' mal blei
den, verstehst Du? Der Junge hat
schon 'nen großen Namen als Maler
und 'ne Zukunft. ' Soll sich nicht in
Wcibergeschichten einlassen, die ihm
den Kopf schwer machen. Dazu ist
er mir zu schade. Geh lieber nach
Ostende: Da hast Du Platz und Aus
wähl zum Flirten. Ich hab' den
Karl für den Sommer zu mir ringe
laden, daß er sich von feiner Atelier
luft erholt und nicht, daß er ein lan
geS fpihnasiqes Gesicht kriegt vor un
glücklicher Liebe."
Oh, er sieht aber brillant aus.
Ja. bwiliant", ahmte ihr der.On
kel in feinem Aerger nach. Und Du
wirst ihn natürlich heiraten wollen, I
wie?" I
- Vielleicht, ; Onkel, . ich bin - nicht j
sicher. Du weißt, Papa möchte mich
mit einem au seinem Trust verhei
raten. Ich will aber nicht. Deshalb
bin ich gereist. Teutschland gefällt
mir. Wenn ich einen smarten Mann
fände, ich würde hier bleiben. Ich
suhle mich hier so wohl "
Du fühlst Lich wohl, meinst Du",
verbesserte Jarchow schon halb der
söhnt. .Na. ich wollte Dir b'?ß
meine Meinung sagen. Du weißt.
hcirls Vater war mein bester Freund.
und der Junge steht mir nahe. Da
ist ein anderer Typ wie Euere smar
ten Trustleute drüben. Ja, D ,
Du hörst wohl gar nicht mehr zu?
Wohin guckst Du denn"
Oh. ich dachte hinter un Schritte
zu hören." Sie zog die Uhr. .Du
verzeihst. Onkel '
Aha. Viel Vergnüg?-., also. Und
überleg Dir mal. wa ich Dir ge
sagt habe." Er schüttelte ihr kräftig
die Hand und ging.
Al Dais über den weißen Sand
zur Brü'cke schritt, vor der die Boote
lagen, fand sie Karl Rehagen schon
unten an der Treppe wartend.
Sie stiegen in ein Boot. Daisy
sehte sich an da Steuer, wäbrend
Karl die Ruder nahm und mit kräs
tigen Stößen da Boot durch die
Brandung in die See trieb. Sie
schaute in daS graugrüne Wasser, das
in kleinen Wellen da Boot umgab
Runde Tropfen, die vom Nuder zu
rück in die See fielen, glitzerten in der
Sonne. Da hinten dehnte sich drei
der Strand au wie ein glattes, gelb
lich-weiße Tuch. Die Badegäste hat
ten vor der NachmittagSglut in den
istrandbutten und Korben Schutz ge
sucht. Nur die Kinder litten nicht
unter der Hitze und gruben fleißig
im Sand, oder sie liefen mit aufge
schürzten Kleidern in Wa ser.
Daisy Blick glitt zu dem Maler
bin und verfolgte den gleichmäßigen
Nhtitbmus seiner Bewegungen.
Nein. Karl behagen sah wirklich
nicht spitznasig au. Ganz im Ge
geiikeii: gesuno uno rrastiq war er.
der germanische Typ. der ihr so sym
pathisch war.
Jetzt schaute er mit seinen lustigen
blauen Augen zu ihr hin, und als
sein Blick ihrem begegnete, fragte er:
Wohin fahren wir eigentlich?
Ganz gleich, wohin."
Dann wollen wir zu der kleinen
Insel da hinter der Bucht. Ich hole
Ihnen die langen Schilfgraser, die
Sie so lieben, und darf dafür eine
Skizze von Ihnen machen, ja? Ihr
Helles Kleid wird gut zu dem Grün
ringsum stehen.
Oh Yes." x
An einem Mrspruna der kleinen
Insel stiegen sie aus. Das Stückchen
Land, das rings vom Wasser umge
ben war, hatte kaum hundert Meter
Durchmesser. An der einen Seite
schössen lange Schilfkolben empor,
saftig grünes, hohes Gras an der
Seite.
Karl Rehagen warf sich auf die
Erde und zog sein Skizzenbuch aus
der Tasche. Daisy stand vor ihm
mit dem roten Sonnenschirm in der
Hand. Der Maler kniff daS eine
Auge zusammen und sah sein Modell
scharf an.
Sehr gut so," murmelte er. Aber
er machte gar keine Anstalt, mit dem
Skizzieren zu beginnen und blieb ru
hig sitzen.
Well?"
..Fertig!"
Oh, Charlie, was machen Sie da
sür Scherz?"
Durchaus nicht. Ihr Bild ist fix
und fertig. Hier und hier
er wies auf Kopf und Herz.
Dann stand er auf und ging zu ihr
hin: Sagen Sie, Daisy. was ist ei
gentlich smart auf Deutsch?"
Die Amerikanerin errötete: Sie
haben gehorcht?"
Der Wald hat keine Wände."
All right. Hoffentlich hörten Sie
besser zu, als ich bei Onkels Straf
predigt. Mich schläfert sein Mecklen-
burger Dialekt immer ein. Der
lingt wie das Gesumme einer Som
merfliege."
Aber was ist smart bitte?"
Smartneß ich denke, es ist
ckwer zu übersetzen. Energie viel
eicht, aber liebenswürdige Energie,
auch Eleganz; doch nicht, was ihr
Deutschen Schwierigkeit nennt."
Hm. Daisy, dann wärs vielleicht
nicht smart, wenn ich jetzt das Ge
präch mit Ihnen fortsetzte, das Ihr
Onkel mit Ihnen begann. Wollen
Sie mich hören?"
Ob ich will? Ich muß ja. Ich
ann doch nicht allein im Boot fort
rudern und Sie hier dem Hunaer
ode aussetzen. Also reden Sie. Ich
will versuchen, besser zuzuhören, als
vorhin." Ja. Daisy. deshalb hab
ch Sie auch auf die Insel verichleppt.
Denn sehen Sie, ich habe ein paar
Worte gehört aus Ihrem Gespräch:
Ihr Onkel pflegt ziemlich laut zu
prechen und ich glaube, vom Heiraten
war die Rede. Stimwts?"
Daisy nickte und sah, gespannt zu
dem jungen Maler hin, der nervös
mit dem Stift auf sein Skizzenbuch
klopfte.
Er hat Ihnen ebenfalls Vor
würfe gemacht; man sieht Sie zuviel
mit mir zusammen, nicht?"
All right."
.Und wann Sie erlauben doch
die Frage wann wird geheiratet?"
Daisy fand den Ton seiner Worte
recht ungemütlich; sie juckte die Ach
Zlilstre SHlMujler - Weck
n:w.
Win lckbschcö. leicht zu mnilikndkS Klcidllikn.
firnricrliT Wollcitoff wurde für dicscs Dcssin be nicht. ES eignet sich indelse
auch für ffaffirncre, Wnlarca, Winnharn, Cliaml'im). Prrcale, Zmnt oder. Cordurv'
?cr Sckiliik? vorne ist sehr praktisch. Tai Mustcr ist in 4 ttrvkcn arschnitten: 4.
li. 8 und 10 Jahre. Es öenüiiat 3 Inrds Stoff für d,e Liährlge GröZze..
Preis des MustcrZ 10 Cent?.
B e st e l l u n g s . A n w e l s n g e u
Tiefe Muster werden an irgend eine Adresse genen Einsendimg des
Preise? geschickt. Man (itbt Nummer und Grre und die volle Adresse deut
lich ! und schicke den Coupon nebst dem oben erwäönten Preis cm da
?attern vez)Jrtmet, lZmaka Tribüne,
1311 5word et.
Dcr Smaßa Triöüm" Fattcrn ßoupon.
Ich wünsche Muster No
.... Zoll, Brust oder TMemvnts
(Jahre .... bei Kindersachen.)
Name.
Na.
Straße
,'..
sein, weil sie nicht wußte, welche Ant
n.ort sie ihm aeben sollte.
Reden Sie nur ruhig. Weihen
sne mich in Ihre Pla:ie ein. Ihr
Onkel ist ein Prachtmensch, das muß
ihm der Neid lassen. Aber wann
wird man Sie in Neuhos als Herrin
begrüßen? Sehen Sie mich
doch nicht so an, als ob Sie kein
Deutsch verständen. Ich meine
wann werden Sie denn also Ihre
eigene Tante?
Jekt erst begriff die Amerikanerin.
Karls Gesicht wurde immer finsterer,
wahrend sie hell auflachte.
Charlie: ie sind ungeübt im
Horchen. Alles haben Sie bloß halb
gehört. Onkel Otto hat ja nicht die
mindeste Lust, mich zu meiner eigenen
Tante zu machen? und ich will's auch
gar nicht werden. Viel mehr Lust
hätte ich "
Karl schaute sie an und vegeanete
einem so gütigen und zärtlichen Blick
in Daisys Augen, daß er ihre Hände
ergriff und leidenschaftlich küfzte.
..ab ich denn diesmal recht ver-
standen?" rief er. Sag mir's noch
mal. daß ich's glauben kann. Bloß
zwei Worte, Liebling.
All right". flüsterte ihm Daist,
zu; und er wieveryoile luveinv: .All
right!"
Die Acltestcn.
Bejahrte Mitglieder dcr europäischen
Monarchic.
Prinzrcgent Luitpold von Bayern
war nicht nur der älteste regierende
Fürst von Europa, er llberagte. den
Jahren nach, auch alle übrigen Mit
gliedcr der europäischen Dynastien,
der herrschenden sowohl als auch der
entthronten. Jetzt acht die Rolle des
Nestors der europäischen Regenten und
m besonderen der deutschen Bundes
iirsten auf den Herzog Georg II.
von Sachsen-Meiningeii über, der am
April sein 86. Lebensiahr vollen
det hat und sich, von seiner Schwer.
Hörigkeit abgesehen, einer bewun
dernswerten Frische erfreut.
Aber Herzog Georg U. steht unter
den fürstlichen Persönlichkeiten der
ersten Abteilung des Gotha", die den
Dynastien der Gegenwart und der
Vergangenheit vorbehalten ist. nur an
vierter Stelle. Das Seniorat. wenn
man es so nennen darf, in dieser Ab
eilung gebührt , der Grokherzogin.
Mutter August Karolina von Meck.
enburg-Strelid, die seit dem lg.
Juli 90 Jahre alt ist. Sie ist, wie
Stadt
.,., . , ..
man weiß, eine englische Prinzessin
und zwar, da bei ihrer Geburt Han
nover und England noch miteinander
verbunden waren, die einzige im eng
lischen Königshause, deren Titel
Prinzessin von Großbritannien und
Irland und Hannover" lautet.
In zweiter und dritter Stelle die
ser Altersfolge steht ebenfalls je eine
fürstliche Dame, nämlich die Herzo-,
gin-Witwe Adelgunde von Modena,
das letzte der Geschwister des Prinz
regenten Luitpold, die am 19. März
89 Jahre alt wurde, und die Prin
zessin Therese von Sachsen-Alten
bürg, die am 9. Oktober das gleiche
Alter erreichte. Hier fügt sich nun der
Herzog Georg II. von Sachsen-Mei
ningen an und ihm schließen sich, als
aus dem gleichen Jahrgange siam
mend, die Exkaiserin Eugenik de
Franzosen, geboren am 5. Mai 1826,
und die Prinzessin-Mutter Mathild,
von Schwarzburg, geboren als eini
Prinzessin von Schönburg-Walden
bürg am 18. November 1826, an.
Der Siebente auf der Stufenleiter ist
Erzherzog Rainer von Oesterreich, bei
am 11. Januar 86 Jahre alt wird,
und an achter Stelle steht sein Vetter,
der 82jährige Kaiser Franz Josef. I.
der seit dem 18. August 82 Jahre all
ist. Ebenso alt wird am 22. JanUal
Prinz Christian von SchleswigHol
stein, der als Gemahl der Prinzessik
Helene von Großbritannien und Jr,
land in England lebende Onkel des
deutschen Kaisers und der deutsche!
Kaiserin. Herzog Ludwig in Bayeri
hat am 21. Juni seinen 81. Geburts,
tag gefeiert, und dm Reigen det
Fürsten und Fürstinnen, die das acht?
Jahrzehnt ihres Daseins überschrittet
haben, beschließt der seit dem 23. Ma
jährige Fürst Heinrich XIV. Neus
jüngerer Linie.
M a tz st a b. .Ein schönes Ai
tomobil haben Sie da, Herr Jottei
das hat sicher fünfzig Pferdekräfte.
Eigentumer (lachend): .Nein, m
zehn, eines mit fünfzig wäre ja rot
größer."
Wissen Sie. ich habe es nicht na
der Größe geschätzt, sondern nach de
Gestanr.
Recht schmeichelhafi
Ich würde meine Wirtschafterin he
raten, trotzdem sie keinen PfennI
Geld hat, aber die ganze Familie t
leider dagegen!"
.Wag kümmert Sie denn Ihre F
milie?"
Meine Familie ist ja ' auch ni
dagegen ... die ihrige!"