Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 11, 1913, Image 5

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    Tägliche Cmalj Tribüoe.
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2cc Slbend dämmert, es wirbelt der
, , , Tacke.
Großmütterchen sitzt am warmen
Gemache.
Erzähl uns nun, Groszmütterlein!" Recht gern, ihr närrischen Tinger.
Ihr müßt nur brav und bescheiden sein", und mahnend hebt sie die Finger.
Dann fängt sie an: ES war einmal" und bis Kinder, sie lauschen und
lauschen;
Sie hören das Bellen des Hofhunds nicht, und des Sturmes Zischen
. und Rauschen,
Hub nicht das Schlagen der Schmarzwalduhr und der Stunde rasches
Verrinnen,
Sie sitzen und horchen mit Mund und Ohr, versenkt in Träumen und
Sinnen.
Kcoszmutter weiß der Geschichten viel aus fernen vergangenen Tagen,
Von Niesen und Zwergen, von Burgen und Seen seltsame Märchen und
Sagen:
Von Nixen und Elfen, von Rübezahl, Musikanten und Lumpengesindel,
Und wie Dornröschen in Schlaf versank, gestochen von giftiger Spindel.
Vom Weibe, das tanzt in feurigen Schuhn, von sieben Naben und
.. Schwaben,
Vom Aschenbrödel und Drosselbart, und Hans, dem glücklichen Knaben:
Von der großen Stadt tief unter dem See, Vineta, der schlummernden
Leiche,
Auch wohl zum Schlüsse vom Meister Till fchalkhaste luftige Streiche.
Großmutter weiß der Geschichten so viel, als Blätter auf Büschen und
Bäumen,
Die Kinder lauschen mit Ohr und Mund, versenkt in Sinnen und
Träumen,
Und die kleine Marie, sie lächelt und schläft. Still wird c im trauten
Gemache, ,,
Und der Wind schläft auch, und die Sterne stehn hell über des Landhof'-'
Dache.
Der Hofhund.
Der Hund a:i seiner Kette
Liegt da die ganze Nacht,
Ihm ist kein warmes Bette
Wie euch zurccht gemacht.
Er hat nicht Schlaf noch Schlum
mer.
Er drückt kein Auge zu,
IndeS ohn Leid und Kummer
Der Müller schläft in Ruh.
So ist er auf der Lauer,
Ein Wächter brav und treu;
Ihn schreckt kein . Regenschauer,
Ihn macht kein Wetter scheu.
Und während ohne Torgen
Sein Herr, der strenge, ruht.
Da wacht er bis zum Morgen
Und kält in Gut in Hut.
Er bellt und rührt sich wacker,
Hört rr nur einen Laut.
Und bleckt die scharfen Hacker.
Wenn eii'!,' her sich traut.
Und wie sie saust ihn streichelt,
Erfreuts den wackern Hans:
Er schmunzelt und er schmeichelt
Und wedelt mit dein Schwanz.
Zugend.
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Wind den Schnee bon des Landhoft
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Kamin mit den Kleinen im trauton
Und kommt gar an die .Kauer
Mit leisem Schritt ein Dieb,
5o spricht er ohne Schauer:
Ist dir dein Leben lieb,
So mach nicht ans den Niegel
Und tu nicht auf das Tor!
Sonst pack ich dich beim Flügel
Und schüttle dich beim Ohr!"
Und ruht nicht eher wieder.
Bis sauber ist der Ort:
Dann reckt er seine Glied,'
Und murrt in einem fort.
Doch morgens in der Frül'
Stellt sich der Hunger ein:
Da soll für seine Mühe
Ihm auch ein Frühstück sein.
Drum geht die Magd zum
Keller.
bringt Brot und Milch heraus,
?as brockt sie in den Teller
Und stellts ihm hin zum TchmauZ.
Was die Schneeflocken erzählen.
Der erst? Schnee fällt! Die
Schneeflocken tanzen herab und wie
der hinauf, wie sie der Wind treibt.
Drei von ihnen setzen sich gerade ans
Fenster, durch das das Niild zum
Fenster hinaussieht. Sie sind aller
liebst weiß und haben zierliche
Strahlen, wie Sternchen. Der Zuk
kerbäcker kann sie nickt so schön ma
chen. In der Mitte st eine kleine
sechseckige Scheibe. , Techs feine
Strahlen stehen an jeder Ecke: links
und recht? an jedem Ttrahl sind
wieder kleine Jäckchen.
Die Schneeflocken sind weitgereiste
Leute. Die Wolke ist ihr Tchisf und
ihr Tampfwagen. Sie sind weit
über Meere und Länder dabin ge
fahren. Wer eine Reise tut. kann
etwas erzählen: die Schneeflocken
rannen es auch.
Die erste.
Wir Schneeflocken zogen in der
Wolle über das weite, weite Land.
Der kalte Wind blies, und alles
Wasser erstarrte zu Eis. Da tanzten
mir herab auf das Feld und deckten
die junge Saat mit weichem Feder
bett zu. Wir deckten die schlafenden
Blümchen ii Walde und auf der
Wiese, die vielen kleinen Käfer,
Schmetterlingspuppen und Würm
chen. damit sie nicht erfroren. Ein
kleines Mädchen ging durch den
Wald und sehte sich auf einen Stein.
Es schlief ein und erstarrte. Vater
und Mutter suchten es nnd folgten
den Fußstapfen in: Schnee. Diese
zeigten den sorgenden Eltern den
Weg bis zum halbtoten Kinde.
O weh!" rief die Mutter, mein
Liebling ist tot!" .Fein!" rief
der Vater, der Schnee hat ihn ge
sckübt!" Er rieb das Kindlein mit
chnee, da ward es wieder lebendig.
Es ist gar schön, die kleinen be
chutzen und ihnen helfen.
Die zweite.
Wir kamen einst zu vielen, vielen
n ein hohes Gebirg. Da faßte uns
Schneeflocken eiskalter Wirbclsturm
und warf uns ins Tal und auf die
Berge. Der Schnee lag haushoch.
Die Bäume bogen sich unter der
schweren Last und zerbrachen. Am
steilen AbHange kam die hohe
Schneedecke ins Gleitet, und fuhr
j Mtscl- und
Rätsel.
1.
Auf weißem Felo
Zind zwei gcscllt!
ie gehen leis
öcrum im Zirciö,
Wrone schnell
cr Kleine trag,
liertünden hell
'ft ihren Weg.
Zie zählen ein
(eschcnk dir zu. '
TaS brauche sein,
Es flieht im Nu.
Ich kenn' ein Znckerbäckcrlcin. .
TaZ streut auf cld und Ncckcrlcm
einet und Land, ans Hof und Haus
Den feinsien weihen Iucker s.
(54 drosselt m,Z m Wasserknll
ar Iiisi'ne Bilder von Kristall,
lind wer Gefrornes haben will,
Der stehe nur ein wenig still, .
ileich wartet's ihm mit ZturmeLlauf
it einem ganzen Teller auf;
er's rät ein Basier Leckerlein
-chenkt ihm das Ziickerbaerlcin.
g.
Tu hast mich stets in dir
lind bist auch' stets in mir.
Xü bin ein Ting. daZ du nichi siehst,
o nah. so weit und breit es ist,
DaS durch die kleinsten Löcher kriecht.
DaS macht, dnk dir die Blume riecht.
Das macht, da dir das Lied erklingt.
WaS froh im Wald der Vogel singt.
Tu holit mich tausendmal iuS Haus.
Uno stöbst mich tausendmal hinaus. ,
Es schöpft und holt mich jedermann, ,
Und tot ist, wer das nicht mehr kaniiv
Als Weiter ward ich einst gclwrcn
In, einem , runden goldnen HauS;,
donnernd und krachend ins Tal. Sie
ward zur Lawine. Diese brach die
Bäume im Wege, riß die Fclsblöcke
mit fort und bedeckte drunten die
Hütten voll Menschen und Vieh. Tie
Leute schrieen in Todesnot. Die La.
wine legte einen Tamm aus Schnee
und Steinen quer vor den Bach und
staute sein Wasser auf. Es über
schwemmte das Tal und richtete Ver
wüstung und Unheil an. O. wie'
wehklagten die Leute über die Schnee
flocken, weil ihrer gar zu viele waren!
Allzuviel tut nimmermehr gut.
Die dritte
Es kam ein Schiff aus fernen Mee
ren zum Hafen, als gerade der erste
:chnee fiel. Ein Mann stieg ans
Land und rief: Grüß euch Gott,
?.n, uUn ,
rr; , :
lange nimmer gesehen. Im fernen
Lande scheint die Sonne so heiß,
dort lt ewig gl,bei,der Sommer. Die
Bäume und Blumen haben keine
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Zuhe und die Menschen auch nicht.
Die übergroße Hitze bringt ihnen bei
t. As ( 'i. ' v t t t
der Arbeit Fieber und schlimme
Krankheiten. O. was gebe einer
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"t wohl für eme Handvoll e.skal.
ten chnee. Ich war auch matt und ,
krank, jetzt wird alles wieder gut."
Der Mann ging , durch den Schnee
nach dem Häuschen, in dem seine
Mutter wohnte. Die Schneeflocken
hatten den Weg sauber bestreut, wie
es am Festtage üblich. Vor dem
Hanse hatte daS kleine Brüderchen
' t t 1 . t f tiv uvnf twiv v itifc (iuu if nu UUUUi
einen Schneemann gebaut und fuhrj
auf dem Schlitten. Der Mann sah 'sie wird erst mit dem Strom und
' über den beschneiten Zaun und
warf seinem Brüderchen als Gniß ei
nen großen Schneeball in den Schoß.
Grüß Gott, lieber Bruder! Als der
Schnee schmolz, zog ich vorz dannen:
jetzt mit dem neuen Schnee bin ich
wieder daheim."
Da hört es draußen zu schneien
auf. Die Sonne scheint auf die dr.'i
Schneeflocken am Fenster. Sie
schmelzen ?n einem einzigen Wasser !
irnhfm mummen Jio PtitiP Mmi.it
twy VI gMHMMivii rr iv Vl'llV 1 1
warmer, da ist der Wassertropfen
verdunstet und wieder hinauf in die
Wolken gezogen. Er wird mit ihr
weiter reisen und wieder zu Shnee
flocken werden und auch andern Kin
dern hübsche Geschichten erzählen.
Spielecke, j
Als Schwarzen warf man mich hinaus,
Weil man zum Schmause sich's erkoren,
Jetzt hüllt mich ein die Nackt der Erde,
Doch lang umhüllet sie mich nicht-
l Ich steig als grüner Zwerg ans Licht
Und streck' mich. biS ein Zties' ich loerde.
lind bin ich das in spätern Tagen.
Tann werd' ich traue meinem Wort!-
?luf meinen Armen fort und fort
.Viel hundert goldne Häufer tragen.
I, 5.
! ES ist ein Mann in weißem Kleid,
.cr Hat in seinem Zimmer
War viele Spiegel lang uns breit,
!vreut sich ob ihrem Schimmer.
Da kommt in grünem Zilcid ein Mann,
Will auch sich drin besehen;
J'.aiim daß sein Atem trifft daran,
o ist s um ui) gcicheykn.
Die Spiegel brechen all' entzwei:
Doch schnell schmelzt er die tückcn,
lind wieder sind es Spiegel neu.
Die nun sein Zimmer schmücken.
S.
Mit Schleiern hab' ich mich umgeben
llnd unter Blumen mich versteckt ;
So lang' ich bleibe uncntdeckt.
Währt eigentlich auch nur mein Leben.
Man sucht mit ftfriß mich aus Minden,
Das gibt ein gar erbaulich Spiel:
Man forscht und sucht und sinnt gar viel,
Um freudig laut mich zu verkünden.
Doch hat man endlich mich gefunden,
So ist mein höchster Reiz dahin.
Nun ratet, Leute, wer ich bin!
Dies Vlümlein hier kann'S euch be
künden.
7.
Von perlen baut sich eine Brücke
Hoch über einen grauen See.
ie baut sich auf im Augenblicke
Und schwindelnd steigt sie in die Höh'.
Der höchsten Schiffe höchste Äastcn . ,
j JXXl Fxa,"U.eiX3siSei
In Steitrmark lebt ein Dichter.
Das ist weiter nicht verwunderlich.
;fnn die herrliche, poesievolle Berg
welk mit ihren immergrünen Tannen
und dem rauschenden Felsenquell
macht ja gar viele zum Poeten. Mu
siker und Sänger.
Die stille, gcheimniZLolle Einsam
keit. der frische herbe Waldeöduft. der
reine kraftvolle Odem der Natur
m u ß ja den Menschen begeistern und
vom Alltag ablenken, das Herz muß
dem Naturfreunde höher schlagen, und
dann klingt eben seine Begeisterung,
sein Entzücken, sein Jauchzen in Lie
dern aus. in hellen Jubeltönen, oder
auch in tieser Demut vor dem Herrn,
der solche Wunder schuf!
Und so wird der Mensch zum Poe
ten.
Die Einen, die ihr Weg in die
grüne Steiermark führt, die müssen
ihre Lust hinausschmettcrn, weil ih.
nen das Herz so übervoll wird vor
innerer Herzensfreude, die schlichten
Dorfler jodeln ihre Gstanzeln" aus
gleichem Frohgefühle, und der sinnige
Dichter, der im brausenden Sturze
des Vergftromes von sckroffen ftel
senriesen. in dem Rauschen und Nau-
nen der Wipfel, und dem süßen Schall
dkr gefiederten Sänqerschar immer
nur das eine und einzige Hohelied der
Schöpfungskunde erlauscht, er muß
naen und dichten aus überquellender
Anbetung, aus innigem Dankgekühl,
daß ihm die Gnade geworden, seine
Beaeisterunq in Liedern ausklingen
lassen zu können.
-n Dichter, von dem ich ein.
angs sprach, ist solch ein gottbcgna-
, Detet von.
tn Wohnsid liegt hoch oben am
erge, von oumqem Tann umaeben.
'""j ' J" Sn festen.
'7,X n ' 1"
geschaffen, den Geist zu Ideen an,u
?"V', S L
"i'raen 1,.. so mußte es das
regen, die über den prosaischen Er
Kircnlein tun. das seinem Burgsitz
ancikbaut ist.
Die Festenburg und das schlichte
Grttesbaus, sie sind des Dichters un-
. , 1" ' ' o . r ZI
,erschopflimer Quell der Beaeisterunq
mh Erbauung, denn O. Kernstock
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1,1 inu.si 11 UV (UICl UCI Uti't l UCtUI
fc6fn ift . ft .ft
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vu tmuui uuit, UIUUUIUCII - U.IUC
mmn Bewohner jener idyllischen
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Zu seinen sinnigsten und lieblichsten
Dichtungen zählt ein Prolog, der ge -
legentlich einer Festvorstellung zum
"ter 'wm Boaen öin.
sckiwindet
olvie des Wasscrs Mt dersieiit.
So sprich, wo sich die Brücke findet
Und wer sie künstlich hat gefügt?
Lös der Rätsel t vki,r
uner
1. Der Kopf.
g' Nolbart
2. Tie Wolken.
4. Nadel und Fadcn.
- Eiöblumcn am Fcnstc
5 - a3 Kartenspiel.
7. Das Brot.
8. Messer. Gabel und Löffel.
Das Tprichwort in der Erzieh
ung. Zu allen Zeiten und in allen Spra
cken hat das Volk seine erzieherische
Weisheit in volkstümlichen Wendun
gen und Redensarten, in Denk- und
Wahlsprllchen, vor allem aber in den
Sprichwörtern nied'rgelegt. Wer
wissen will, was der gesunde Men
schenverstand über die Notwendigkeit,
die Möglichkeit und die Schranken
der Erziehung, sowie über die Art
des erzieherischen Vorgehens zu sa
gen weiß, muß aus dieser Quelle
schöpfen. Ueber den Sinn und Wert
des Lebens und die Bestimminq des
Menschen grübelt das Sprichwor,
nicht; es predigt selten, sondern malt,
spiegelt bloß, was ist und überläßt
die Nußanwendung dem Hörer. Es
macht nicht viel Worte: Schlecht und
recht" ist ihm gerade recht. Folge
rechtigkeit ist nicht immer seine
Stärke? leicht findet es sich mit Wi
derirüchen ab. Mit dem Hute in
der Hand, geht es durch das ganze
Land, aber eS seht auch etwa einen
proben Klotz auf einen groben Keil."
Es heult gelegentlich mit den Wöl
fen." läßt fünf gerade sein." schließt
th oder beide Augen zu" und sieht
durch die ftinner." Aber macht es
die wissenschaftliche Pädagogik an
ders? Gibt nicht auch sie mit der
einen Hand, um mit der andern zu-
rückzuncbmen? Predigt sie nicht auch:
Tue das! , um es nachher zu wider
rufen, oder das Tun von den iewei
liaen Umständen, also vom Takte des
Ernebers abbänaig zu machen.
Das Volk ist den meisten Erz'e-
hungstheoretikern insofern überlegen,
als es die Bedeutung der erzieheri
schen Persönlichkeit richtiger ein-
schätzt als diese. Darum lehrt es:
Auf der Mutier Schoß, werden Kin
der groß." Wer den Vaier verliert,
OlmrUu !
Bortrage kam, und weil die zarte
Dichtung mich so entzückte, so möchte
ich sie auch meinen lieben Leserinnen
mitteilen, gerade jetzt, da in den
jünst vergangenen Weihnachtstngen
der mildtätige Engel Eharitag unter
uns weilte.
ES ist ein Märchen, in Versen ge
schrieben, dessen Inhalt ich in kurzen
Strichen hier skizziere:
Als Gott die Menschen, die der
Stolz betörte, aus dem Eden stieß,
da hatte sich die ganze Schöpfung
von den Sündern abgewendet, ja die
Engel selber, die vorher das erste
Menschenpaar umschwebten, verließen
entsetzt die Erde, auf der die Unae
horsamen sich des CchöpferS Ungnade
zugezogen hatten.
Einsam und trostlos standen die
beiden Menschen allein in der Welt,
Schon sollte das Himmelstor den
Menschen für immer verschlossen, wer
den, da nahte sich ein zartes Engels
kind dem Herrn. Sein Antlitz war
süß und schön, wie keines Künstlers
Hand es malen konnte, und aus sri
nen Augen, tief und wundermild.
strahlte ein ganzer Himmtl reinster
lede!
Dieser Enael allein blieb zu des
Schöpfers Füßen knien und flehte:
.Laß mich doch mit den Menschen
zieyenl
Der Vater warnte: .Weißt Du
auch, was Deiner wartet, wenn Du
der Menschen Los willst teilen?
Ich weiß es und darum bitte
ich ja, laß mich mit ihnen ziehen!
Mein Name ist Cbaritas, mein Amt
ist Erbarmen, Mitleid. Wohltun.
Laß mich der Menschen Schutzoeist
sein und ibnen beistehen in ihrer Not!
.Ich will sie lehren. Hütten bauen.
wenn sie heimatslos den Wetterstür
men preisgegeben sind. Im Wüsten
fände, wenn sie van Durst ermatten,
will ich einen Labetrunk für sie aus
dürren Felsen schlaaen. In Krank
Keit und Fieber will ich als Arzt an
ihrem Laaer stehen, und in ihrer letz
ten Stunde soll meine Hand sie trö
ftend in Dein Reich zurückgeleitenk
Die Kinder. Deiner Schöpfung
schönste 5Z!er. will ich wie eine Mutter
heaen und pflegen, von Dir, o Herr,
will ich ihnen erzählen und sie leh
ren, Deinen Namen zu stammeln.
Ich will den Menschen trösten in
tiefster Nacht, in der kein Stern ihm
leucktet, ich will die lichtlosen Augen
! küssen, die sich wund geweint, ja in
die finsteren Herzen, die haßerfüllt!
verliert viel, wer die Mutter ver rns frohe Tage, Trägheit wird uns
liert, noch mehr." .Wer keine Kin- selbst zur Plage." Arbeitsamkeit ist
der hat. weiß nicht, was Liebe ist." dir Mutter des Glückes," Arbeit
Aber er warnt auch vor dem Ueber-: macht aus Steinen Brot". Lerne
maß an Liebe, das Mütter und was, so kannst du was, schaffe was,
Großmütter etwa aufbringen. .Zu-: so hast du was." Jugend und der
viel Mutterliebe schadet den Kin-' lorene Zeit kommt nicht in Ewigkeit."
dern." Es ist nichts Lieberes als Das Sprichwort lobt die Sparsam
Kindeskind." Weiber ziehen selten keit. während es den Geiz verab
gute Kinder." Der Gelehrte, der die scheut: Junges Blut, spare dein
Forschungsmethoden der exakten
Wissenschaften in die Pädagogik hin
einträgt, wird den Einfluß der Au
sienwelt. des Milieus leicht über
schätzen und vergessen, daß der Zög
ling sein eigenes Leben lebt, und sich
gegenüber allen Widerständen behaup
ten und durchsetzen muß.
Vorbildlich ist das Bolk auch in
seinem Optimismus, es glaubt an
seine Tugend. Wie bezeichnend und
wie ehrenvoll für den Gelobten ist
das Wort: Er ist gut wie ein
Kind." Und wenn in solches aus
Unwissenheit oder Schwäche fehlt, so
entschuldigt es der Volksmund in
liebevolle Weise: Kinder, sind Km-
der." Jung und weise sitzen nicht
auf einem Stuhle". Aus kindlichen
Kindern werden weise Leute."
Verhältnismäßig selten ist das
Sprichwort, das der Erziehung Ziele
steckt. Immerhin sagt es: Das ist
die beste Wissenschaft, die gute Men
schen schafft." Ein jeder Stand ist
ehrenhaft, der edel wirkt und Gutes
schasst." Tugenden und ein Ge
werbe, sind des Kindes bestes Erbe."
Uebereinstimmung ist wohl auch
darin gegeben, daß der Einzelne für
den Erfolg seiner Erziehung mitver
antwortlich gemacht wird. Wer sich
rncht selbst erzieht, wird nie erzogen."
Was nützt es, seine Fehler erkennen,
wenn man sie nicht meidet." Uebel
lebt, wer nicht nach Besserung strebt."
Man muß sich nach der Decke strek
ken." Arm ist nicht, wer wenig hat.
sondern wer viel bedarf." Glücklich
ist. wer nicht begehrt, was das Schick
sal ihm verwehrt." Das Volk weiß
den Wert sittlicher Tüchtigkeit bester
zu schätzen, als einzelne unserer Re
scrmpädagogen. Es weiß ganz gut,
daß der Intellektuelle oft als Mu
sterschüler glänzt, daß aber die mo
ialischen Eigenschaften den Erfolg
im Leben bedingen. Darum preist
und fördert es in vielen Sprichwor
tern die Tugenden, die in einer sitt
lichen Gesinnung wurzeln. So 'ie
Höflichkeit: kÄnstand ziert und , ko
stet wenig." Früh übt sich, wer ein
Meister werden will." den Fleiß und
Arbeitsamkeit: Fleiß bringt Brot.
Faulheit Not." Der Fleißige hat i
immer etwas zu tun." Arbeit macht
czicss !
ooi
gar böse Nache brüten, ni.' ich einen
Sonnenstrahl der Liebe fallen lassen,
auf daß auch sie, die Aermsten untel
den Armen, es fühlen , sollen: di
Liebe lebt, lebt in Ehantas, die un
tcr ihnen weilt!"
Der Schöpfer lächelte mild und
sprach bull Hulöi ,E si, Du mqsi
der Menschen Schuhgeist sein, geh hin.
doch wappne Dich mit himmlischer
Geduld, denn Undank wird di? Lo
sung sein auf Erden. Du wirst
wohltun und man wird Dich schmä
hen, du wirst mildtätig sein und sie
werden die Hand von sich stoßen, weil
sie glauben, mehr, anderes. Unerfüllt
bares von Dir fordern zu dürfen.
Man wird mit Steinen nach Dir
werfen, die Du ihnen bietest. .
Nie darfst Du ruhen, weil auch
das Leid nicht ruht, nie darfst du er
lahmen, trotzdem vielleicht unter Hun
derten nur einer Deines Erbarmens
würdig sein wird!"
So laß mich um des Einen willen
ziehen!"
Seit jener Stunde wandelt der En
gel der Barmherzigkeit durch die Welt.
Der holde Geist ist gegenwärtig,
wo Leid der Menschen Herzen drückt,
er hört den Notruf der Verzweiflung,
er hört das verschämte Elend wim
mern und trocknet Tränen, die unge
sehen im Herzensgrunde geweint wer
den. CharitaS erscheint im Palast und in
der Hütte, am Krankenlager, auf dem
?cklachtfelde und in finsteren Kerker
zellen.
Ueberall, wo es gilt. Liebe. Hofs
nung, Glauben in der Menschen Her
zen zu träufeln, da ist der Engel Cha-
ritas zu finden.
Und wenn lbm's keiner dantt?
In seiner Mission findet er den
schönsten Lohn, denn indem er den
Menschen Gutes tut. dient er dem
nerrn. dessen Geschöpfe sie ja alle
sind!
Dies ist das Poem des gottbeqna-
beten Dichters auf der Festenburg.
.ist es nicht herzerhebend?
Wie ist's doch schön, ein Dichter zu
sein!
Er sieht in Himmelsfernen und
zugleich auch ins engste Winkelchen
des Menschenherzens, er erhebt, in-
dem er selber in höhere Sphären
schwebt, und indem er es versucht, der
Menschen Herzen zu rübren, ist er zu
gleich selber der treueste Heiser, des
Engels: Eharitas.
Frau Karolkne.
, Gut, Armut im Alter wehe tut.'
Wer mäßig lebt, hat ein gutes Ein-
icmmen." Dem Geizigen fehlt nicht
mehr als Alles." Im Gehorsam sieht
das Volk die Kindertugend schlecht
hin: Wer nicht gehorchen kann, lehrt
nicht befehlen, weder sich noch an
dern." Neben den Gehorsam stellt
cs die Schamhaftigkeit: Wo keine
Scham ist, da ist keine Tugend."
Den halt' ich für verdorben, bei
dem Scham und Zucht gestorben."
Der ist nicht ehrenswert. der sich von
Scham und Tugend kehrt." Das
Sprichwort empfiehlt die Bescheiden
heit: Wer verdient hat. spricht nicht
davon." Eigenlob stinkt. Freundes
k?b sinkt. Feindeslob blinkt." Der
VolkSmund empfiehlt deutsch mit den
Leuten zu reden, kein Blatt vor den
Mund zu nehmen. Lügen , haben
'urze Beine." Schmeichler sind wte
Katzen, die vorne lecken und hinten'
k atzen."
Die Weisheit der Gasse" will die
Gesundheit vor allem durch richtige
Ernährung fördern. Die Natur ist
mit wenigem zufrieden," man muß
den Sack zubinden, bevor er voll ist."
Hunger ist der beste Koch." Bon
aesunder Luft rühmt das Sprichwort,
daß sie die Aerzte arm mache."
Trotzdem es sagt: Kleidcr macben
Leute." wehrt es dem Luxus. Rein
und ganz gibt dim schlichten Kleide
Glanz."
Man cmpfängt den Mann ' nacq
dem Gewand; aber man entläßt ihn
nach dem Verstand." Reinlichkeit
erhält die Gefundheit." Dazu muß
usaiebige körperliche und geistige
Vetätiaung kommen. Rast' ich. so
rost' ich." Gerne faßt der einfache
Mann seine dietät'schen Vorsci-sstcn
m dem Satze zusammen: Arbeit.
Mäßigkeit und Nuh schließen dem
Arzt die Türe ?u."
Trost. Braut: Papa hat
durch eine verfehlte Spekulation sein
ganzes Vermögen verloren. Egon,
aber er hofst es wieder einzubringen,
sich von neuem emporarbeiten zu kön
nen; (nach einer Weile, ängstlich):
nicht wahr, zwischen uns bleibt ti
doch beim alten?"
Bräutigam: Selbstverständlich! . ,
Ich kann wartend