Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 10, 1913, Image 5

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fierl der Stadt Wnitra.
u Nyitra wird aetiu'lbrt: Der i'ur
pcnncifter der Statt Ni)itra Ludiuig
Toch hat sein Amt niedergelegt und
sich voll dem Bmmlniiorpcr or u
irrrts rin-(tt iprnhfdiipbpt. Die 91c-
" 1istitiruti(j ist, wie verlautet, cuf die
Murtrifff juriufuifiilircn. die gegen
TotH toegeti di'c IjolKii Kosten des
NathhauölieM'anes gerichtet wuroen.
Strick ende Lehrer. Au De
lim wird ncnicLbet : Die hiesigen
?esormirten Lehrer fjsllvn widi-rholt
um eine Erhohuna ihrer wcwuicr au
nMuAf iphnrfi lx-nicbniä. Aus Erbit
ternng Hierüber Koben die Lehrer die
Bitte deZ PflttiM,iwt'i'reiii?3, 011
der Patronagearbeit zu bctfjcilistcn,
absielelint und erklärt, feineri Gra
tiearbei verrichten z wollen. ijflen
Beschluß theilten die Lehrer auch ihrer
vorgesetzten Behörde mir.
Serbische 11 m t r i e b e.
Lluö Ujvidrk schreibt man: Der
in letzterer Zeit geheime Agnüen ihr
Unwesen treiben und die LrirttgUiiJ
iigkeit und Naivetät der Serben aus
nutzend, sie verhetzen und beunrnhi
en. Das Blatt wanit die Serben,
jene Orte jn meiden, wo diese Agen
ien sich mishalten. Aus Siapos
vor meldet man: In Wirthshause
der Gemeinde Bie?ke wurde dieser
Tage ein verdächtiges Individuum
verhaftet, bei dessen Leibesvisitation
man Terrainaufnahmen aus den 5to.
ntitaten Naab. Ves-.prem. ftejer, tto
marom und Tolim fand. Auberdem
fand man bei ihm ein feines Reih
geng und ein deutsches Bergmann,
eugnifz. Er gab an, Franz Neubau
er zu heißen und Bergmann ans der
Gemeinde Steinmarkt zu sein. Er
spricht deutsch und serbisch. Aus
Steimnorkt bekam man die Allökunst,
daß dort kein Franz Nnibauer be
sannt sei. Auf die Frage, wozu er
die Landkarten benöthigte, verweiger
te er jede Antwort. Als il,m der Un
tersuchungsrichter sagte, dah sein son.
derbares Verhalten ihn in den Ver
dacht bringe, ein serbischer Spion zu
r ... f Y. -r..- IV tintrSs
lein, laajfiie ii vi
bet Behörde übergeben.
Eine erfrorene Meyage.
tic Aus Losonez witf berichtet:
Hier ist es plötzlich so kalt geworben,
dafz in der Kratochwill'schen Mern
gerie zwei Löwen, ein Tiger,, eine
Wildkatze und drei Affen erfroren.
Ver letzte Genosse
R o z f a S a n d o r ' s. AuS
Ciofok wird gemeldet. Einen nicht
olltiiglichen Gast hat die Vchpre
mer Gemeinde Szentpal in der Per
son des Pali Crofefon, des letzten fe
genden Mitgliedes der Rozfa San
dorlchen Räuberbande, erhalten. Er
kam aus dem Illavaer Zuchthaus, wo
er 41 Jahre lang internirt war. In
den Fünfziger Jahren verfolgten ihn
einnial etwa hundert Gendarmen,
trotzdein begab er sich blos mit einem
Haselnusjstäbchen in der Hand nach
Szentpal zum Besuche seiner Mutter.
EineWoche später unterhielt sichOroK
lan mit den Gendarmen in einerEsae
da. Nach längerer Verfolgung ge
lang es den Gendarmen, Oroszlan
irnd zwei feineriameraden Namens
Joseph Szabo und Alexander Renko
in der Nähe der Genannte Urkut zu
i,mzingeln. Auch diesmal koniüe
Oroszlan entweichen, während seine
Kameraden erschossen Wurden. Er
wurde erst festgenommen, als er auf
der Flucht vor Erschöpfling zusanr.
menfiel und im bewußtlosen Zustan
de von den Sendarmen aufgefunden
wurde. Er ist seht I Jahre alt und
l)at im Jllavaer Zuchthause das
Schneiderhandlverk erlernt.
Eine Einbrecher bände.
S'rt Arad wurde ein genüsser Geza
Kishonti verhaftet, der in der Kanzlei
deS Losonczer Jnfaiüerie.Negiinentes
einen Einbruchddiebstahl verübt hat
und dem euch noch andere Einbruchs
diebstähle zur Last gelegt werden. Wie
tun aus Ten irövar telegraphirr wird,
sind dort zwei Koniplizcn 5iiöhonti's,
rind zwar August Galla, richtig ranz
jZalman. und der Seminarist Wil
helm Nacskay de Nuttka verhaftet
worden. Galla war mitbethciligt an
den Einbrüchen Kiöhonti's, Racskan
aber hatte ihnen gefälschte Dokumente
geliefert. . Galla rerte Kalman wurde
nach Arad gebracht und der dortigen
Polizeibehörde übergeben.
Russische Spione? Aus
Mako wird berichtet: Bor einigen Ta
gen hielt sich hier ein auffallend cle
gant gekleideter fremder auf, der an
gab, in Nufzland geboren, 'zu sein, Ka
lis zu heiszen, und der als angeblicher
Vertreter einer berliner Zirma sich
bei Ge.reide und .Zwiebelhändlern
um die Preise, sowie die Transport
Verhältnisse erkundigte. Er' sprach
deutsch und russisch, kaufte aber nir
gends. Jeden Mörgrn erschien er
pünktlich aus der Post wo er täglich
größere Summen, die aus Rußland
kamen, behob. , TaS sonderbare
nehmen , des ffremdm erregte endlich
Verdacht frei der Polizei. Als diele
ihn zu beobachten begann, verschwand
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ririilcii. i
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er auZ der'Stadt. Der Kellner des
Hotels, in welcheiil der Fremde logir
te. gab an. das, derselbe jed.' Nacht
lange wach blieb und auffallend viel
geschrieben habe. Man glaubt, da&
der Fremde ein russischer Spion ge
tvesen und daß ce ach Budapest ge
reist sei. AuS Ungvar ivird geinel
dct: In dtt hiesiglil Filiale der Te
schnicr Mölvlfabrik MundnS" tva
ren vor Kurzem sechs rllssisäe Arbei
ter aufgenommen worden. Zinei von
ihnen. NamenS Stephan Markise
witsch und Karl Scharedi i, verlangten
mit der Angabe, das; in Rußland tuo
bilisirt werde und sie als Reservisten
einrücken müssen, ihr Pässe zurück.
AIS man ihnen diese nicht anöfolgte.
entwich? sie. Angeblich reisten sie
nach Eöacza. Sie sprachen gut deutsch
und hatten viel russisches Md bei
sich. Man hält sie für russische Spio
ne. und deßhalb wurde ihre Festnah.
me angeordnet.
Ohne Nase. Der gestrenge Ge
meinderichter der int Hevcser iloinitat
gelegnen Orrsckmft Pcl der Wcuke
re heißt .ftarl Lajko ist trotz seiner
siebzig Jahre noch ein strammer
Mensch, Er hält strenge Zucht in sei
nein Hause, und wenn seine öhegc.
sponsin sich einmal an einein feschen
Bain'rnburschen vcrschnute, wurde ihr
eine scharfe Lektion ertheilt über Titt
samkeit und Frauentugend. Sehr
en'st scheint die Richtersgattin diese
Gardinenpredigten nicht genommen
zu haben, dmn eines Morgens er
rechte die Bäuerin ohne Nase. Das
rir ein Halloh in der ganzen Ort
schaft und die geschwätzigen üsen hat
ten es bald erratben, unter nvlchen
Umständen die Richterin ihr Richor
gan verlöre habe. Sie soll wieder
einmal mit eineinVurschen zusammen
gekommen sein und ihm Intimitäten
erlaubt haben. Und da kam der Gat
te, der das Stelldichein belauscht hat
te und biß seiner Ehehälfte die Nase
ab. Die derart verstümmelte Frau lief
zum Untersuchungsrichter und erzähl
te, daß. sie obgleich schon in den Jah
ren, von ihrem Gatten verdächtigt
worden sei, daß sie mit dem eigenen
Stiefsohn ein G'spusi" angefangen
habe. Zur Nachtzeit sei der alte Herr
zu ihr gekommen und habe von ihr.
da er sich von ihrer Untreue überzengt
babc, für ewig Abschied genommen.
Er verlangte einen Abschiedökuß. D'r
Miß wurde gewährt imd bei dirscrGe
legenheit habe er mit den Zähnen die
Nase erfaßt und vom Gesichte ge
trennt. In ganz anderem Lichte stell
te der Richter den Vorfall dar. Er will
geschlafen haben, als die untreue Gat
tin herbcischlich, um ihn zu erdrosseln;
er wehrte sich und wäbrmd ds ,and
gemenges kam es zu diesem gesährli
chen Biß. Man glaubte dem alten
Nichter nicht, zumal anch die übrigen
rhatumstände für seine Schuld spra
chen. Der Gerichtshof zu Eger verur
theilte ihn wegen schwerer körperlicher
Verletzung zu sechs Monaten Kerker.
Die kgl. Kurie, welche sich mit diesem
Straffall befaßte, fand keine Veran
lassung, dieses Urlheil abzuändern.
Eine strenge Zahlungs.
aufforderung. Aus Mako wird
gemeldet: Ter Finanzministcr hat ei
ne Verordnung erlassen, in der alle
Inhaber von Schänken und Trafiken
dringend aufgefordert werden, ihre
Steuerriickstände unverzüglich zu be
zahlen; denen, die dieserAnfforderung
bis zum Ende des Jahres nicht nach
kommen, wird mit der Entziehung der
Schank und Tabakverschleißlizenz ge
droht. Da üch in Mako viele Händler
im Rückstand befinden,, wird eine
Monstredeputation bei dem Minister
vorsprechen und um die dringende
Aufhebung der Verordnung ansuchen.
Selb st morde. AuS Szarinar
wird gemeldet: Es erschoß sich hier
der AssckuranzbcamteErnst Biro. Das
Motiv des Selbstmordes sollen fi
nanzielle Sorgen gewesen sein. Es
wurden drei feiner Wechsel fällig, die
cr nicht ordnen konnte. Er hinterließ
fünf unversorgte ' Knder. Ans
Swhlweiszenburq wird gemeldet:
Neulich Abends hat in einem hiesigen
Hotel ein unbekannter junger Mann
durch Selbstmord geendet. Frau Jo
hcmn Esutor aus Budapest erschien
bei der hiesigen Polizei und erzählte,
daß der Postbeamte Paul Stäub seit
einer Woche aus seiner Budapester
Wohnung verschwunden sei nnd in ei
nem aus Nagnkanizsa datirten Brief
seinen Selbstmord angekündigt habe.
Frau Esutor agnoszirte die Leiche
Staub'S. Die Motive des Selbstmor
des sind unbekannt. Aus Pecs wird
gemeldet: Dieser Tage übt? die -l.
Kompagnie des 09. Jnfanterieregi
ments auf denk Uebungsplatze nächst
der Gemeinde Patacs, wobei mit schar
fen Patronen geschossen tvurde. Wä
rcnd Her Uebnng zog sich der ans Se
regelyes gebürtige Rekrut Mathias
Kovacs hinter einen Baum zurück, be
festigte sein Geivchr an einen Ast des
Baumes und zog los. Die erste Kngel
ging fehl, die zweite Kugel drang dem
Soldaten ins Herz, worauf er blut
überströmt zusammenstürzte. Kovacs
wurde mittels Tragbahre ins Trup
pensi'ital gebracht, wo er bald darauf
starb. Tie Untersuchung ergab, daß
ttowk dieser Tage eine einem aude
ren Infanteristen gehörige Pustauwei
sung grsnndiii hatte und dieselbe in
der flaut in? einlösen wollte. Der L i
genthiimer der Postanweisung tvollte
KovacS anzeigen und aS Furcht vor
einer Strafe hat KovacS sich entleibt.
Fainilienteagödie. Aus
Keiitheln wird gemeldet: Ter hier an
sässige Förster Thomas Nash kehrte
im betrunkenen Zustande in seine
Wohnung, tvo cr mit seiner Frau in
Streit grrieth. Als sein 1-jähriger
Sohn die Partei der Mutter ergriff,
gerieth Nash in derartige Aufregung,
daß er seine mit Schrott geladen?
Flinte zuerst auf die Frau, dann auf
seinen Sohn abfchoh. Die Fran wur
de im Gesichte erheblich verletzt, der
Sohn erhielt einen Schuß in den
Schenkel. Als der Sohn sah, daß sein
tobender Bater nach einer zweiten
Flinte langt, ergriff cr einen Revol
ver und schoß dreimal ans ilm. Der
alte Nash siel bewußtlos zusammen.
Die Polizei ließ den Förster inS Spi
tal bringen. Die verletzte Frau und
der Sohn tverden in ihrer Wohnung
gepflegt.
. Den Vater getönt et. Vu
dapest, 5. Dezember. Ter in Tuna
keszi wohnhafte bejahrte Lai,dn?ann
Stephan Meszaros sen. lebte in fort,
währcildem Unfrieden mit seinen An
gehörigen. Am 4. August laufenden
Jahres gab es abermals zwischen ihm
nnd seinem Sohne Jgnaz einen ern
stenStreit. Meßaros verließ dann sein
Haus und begab sich zu seinem Nrnl
bar Anton GulqaS. Tiesem theilte er
mit, er tnolle nicht mehr lebeil und
übergab ibm seine Uhr. damit er sie
feiner Gattin einhändige. Tann ver
abschiedete er sich von Gulnas, der
Böses ahnend, seinem lelvnöiibcrdriis
sigen Nachbar nachging. In der That
begab sich Pceßaros aus den Eisen
bahndamm. wo er niederkniete und zu
beten begann. Als dann der Baczer
Schnellzug heranbranste. beugte sich
der alle Mann auf die Schienen. Gu
lyas kani noch im rechten Augenbli.t
herbei, um den Selbstmord zu ver
hindern. Er umfaßte rücklings den
Körper des lebensüberdriiisigen Bau
ers, den er von den Schienen entfern
te. Er gab sich Mühe, dm alten Mann
von seinem Vorhaben abzureden und
ihn zu veranlassen, zu seiner Familie
zurückzukehren. In seine Behausung
angekommen, lvgann er mit feinen
Kindern abermals zu streiten. Der
Alte drohte, daß er die ganze Familie
vertilgen werde, und eines seiner Kin
der schlug ihm ins Gesicht. Nun gab
es eine Balgerei, die Kinder began
nen ibren Vater zu drosseln, und als
sie ihn fallen ließen, fiel er entseelt zu
Boden. Auf Grund dieses Sachvcr
Halts wurden die Söhne des Ermor
deten. Jgnaz und Stephan Meßaros,
wegen vorsäYlicherTödtung unter An
klage gestellt. Heute fand in dieser An
gelegenbeit vor dem Gerichtshof für
den Pesier Landbezirk die Hauptver
handlung statt. Die Anklagebehörde
vertrat Staatsanwalt Dr, Balint, als
Vertheidiger meldeten sich Dr. Desider
Balazs jun. und Dr. Rndolf Kisfal
toi. Der Angeklagte Iqnaz Meßaros
gestand, daß cr seinen Bater gedrosselt
habe, cr will dies aber blas deshalb
gethan baben. um den Vater abzuweh
ren, dcr mit einer Waffe auf ihn ein
drang. Ter Zroeitangeklagte gibt nur
so viel zu. daß er den Körper des Va
ters festgehalten babe. Dann wurden
die Zeugen einvernommen. Nach erle
digtem Beweisversahren, welches erst
spät Abends zu Ende war. wurden die
Angeklagten des Verbrechens der
schweren körperlichen Verletzung mit
tödtlichem Ausgange für schuldig er
kannt und Jgnaz Meßaros zu sechs,
Stephan Mcharos z vier Jahren
Zuchthaus veruttheilt.
Raub auf der Eisen
bahn. Aus Miskolcz wird gemeldet:
Nenlick Abend? bestieg der landwirtü
ickiaitlicke Arbeiter Miackcl Mukri mit
seiner Familie rn Toketercbcs die in-
senbahn, um rn seineHelinathsgemein
de Nneczal im Nnitraer Komitat zu
faliren. Seine Frau, die in einen:
Leinwandsäckchen unter ihrer Blouse'
den ersparten Äervienst ver Famrue.
1G00 Kronen inBaarem nnd eine An
weisung auf 800 Kronen, verborgen
trug, saß mit ihren zwei Kindern und
einem Mädchen aus ihrer Gemeinde
in einem Coupe, wahrend ihr Mann
sich in einem daneben befindlichen
Coupe aufhielt. Vor dcr Station Tak.
taharkany kam ein junger Mann in
das Eonpe, in welchem die Frau saß,
und beaann mit ibr ein Gespräch. Er
fragte sie. wohin sie reisen nnd wo sie
aussteigcn werden. ic rau könn
te aber nickt mebr antworten, da sie
Plötzlich von Schnnndel befallen wur
de, das Bewußtsein verlor und in el
ncn tiefen Schlaf fiel. Mit ihr schliß
fe auch ihre zwei Kinder ein. Die
ser Schlaf dauerte etwa zehn Minu
ten. Beim ErwackM bemerkte sie ent
setzt, daß ihre Blouse und dasSäckchen
aufgeschnitten sei nnd daß die 1000
Kronen sammt der Amveisung gestoh
len tvorden sei. Auf ilir Geschrei ka
men die Reisenden aS den benachbar
ten Coupes herbei. Es stellte sich her
aus, daß inan in der Station Tokta
harkany einen stmgen Mann vom fal,
renden Zug herausspringcn gesehen
hat Ter Kondukteur wollte, obwohl
ihn die Reisenden darum ersuchten,
den Zug nicht zum Halten bringen.
Türkische Kriegögesan.
g e ii e in Ungarn. Man schreibt aus
Zombor: Dieser Tage lanaien jetzt
bereit zum dritten Mal türkische
Kriegsgefangene. 187 an der Zahl,
mit acht Offizieren nachBoSnisch Brod
an, von wo sie über die ungarische
Grenze transportirt und in dcr Fe
stung von Ungariscls-Brod unterge
bracht wurden. Die Flüchtlinge kamen
über die serbische Grenze näclvt der
Stadt Gorni-Ferj nach Bosnien, wo
sie sich der österreichisch-ungarischen
Militärbehörde ergaben. Währmd
ihres langen HerumirrenS erfuhren
sie viele Entbehrungen und zogen sich
verschiedene Krankheit zu. weshalb
unserem Militär jeder'Üerlehr mit den
türkischen Flüchtlingen untersagt
wurde.
Aee Zeuge.
Von P a u l' i n i st y.
Autorifirte Uebersetzung von Alice
Neumann.
Es gibt wahre Begebenheiten, die
wie Romane anmuthen.
An einem Septeinbcrmorgen deS
Jahres 18O2 brach an einer eleganten
Kutsche, als sie durch die irländi,che
Ciabt Tullamore fuhr, ein Rad. Ter
Insasse des Wagens, ein sehr stattli
cher Herr in militärischer Uniform,
schien über die daraus enistehende Ver
zögerung seiner Weiterfahrt äußerst
bestürzt zu sein.
Währind der Kutscher die Pferde
ausspannte, holte der Diener Hilfe
herbei.
Der Stellmacher, der den Schaden
besah schüttelte bedauernd den Kopf.
Der Diener gab seinem Herrn Ve
scheid: Herr Oberst, der Mann meint,
ein Tag wird kaum genügen, um die
Sache in Ordnung zu bringen!"
Ter Teufel hole die schleckten We
ge." sagte der Oberst, ich wollte heute
Abend noch in Marlborough sein.
Jetzt sind alle meine Pläne zunichte.'
Er wandte sicb an einen der Umher
stehenden: Gibt eS hier wenigstens
eine anständige Herberge im Ort?"
Gewiß. Herr Oberst.' sagte ein
dicker, kleiner Mann, mit jovialem Ge
ficht, ich kann das mit bestem Gewis
sen behaupten, denn ich bin rerSchwie
gesäter des größten Gastwirths in
Tullamore. Wenn der gnädige Herr
erlauben, werde ich ihn dort hinfüh
ren. Ich bin sicher, daß der gnädige
Herr zufrieden sein werden.'
Der Oberst ergab sich in das Unver
meidliche. In einer kleinen Stadt erregt alleZ
Aufsehen. Als der Oberst in den Gast
Hof kam. war sein Unfall schon be
kannt. Man bemühte sich um den Of
fizier, der schnell etwas frühstücken
wollte.
Wie soll ich nur hier die Zeit todt
schlagen?" sagte er zu seinem Wirth.
Was gibt es in Ihrer Stadt zu sehen,
die, ohn Ihnen zu nahe zu treten, mir
recht öde erscheint. Wenn Sie wenig
stens eine Garnison hier hä.ten!"
Leider haben wir keine, Herr
Oberst, aber vielleicht interessirt Sie
unsere Leinenfabrikation."
Nein, danke bestens, ich bin kein
Kaufmann."
Der Herbergswirth klopfte sich an
die Stirn, als wenn eine roßartige
Idee seinem Hirn entsprungen wäre.
Etwas wüßte ich doch, was den
gnädigen Herrn interessircn würde.
Wir haben jetzt Gerichtssitzungen,
heute wird ein großer Verbrecher ver
urtheilt!" Er senkte ein wenig die
Stimme und sagte mit leichtem Er
schauern: Einer von der Bande des
berühmten Kapitäns Quiltly."
Quiltly? Von welchem Regiment?"
Ein Regiment? Der Herr wollen
sich wohl über mich luftig machen? Es
ist doch unmöglich, daß der Herr nichts
von Quilty, diesem infamen Schurken,
gehört hat, der schon so lange unser
Land unsicher macht und nicht zu fas
sen ist."
Meiner Treu, ich kenne den Namen
nicht einmal. Ich komme vom Kon
tinent."
Aber jetzt haben wir einen seiner
Komplizen, einen gewissen Kellis, und
er wird für die anderen büßen! Würde
es den Herrn interessiren, der Verur
theilung bcizuwohn'N?"
I was. ich bin nicht neugierig dar
auf. und so einen gan,en Tag lang
still dazusitzen . . . Indessen . . ." Der
Oberst schien sich eines besseren zu be
sinnen, wenn es hier schließlicb keine
andere Zerstreuung gibt, wird mir
wohl nichts anderes übrig bleiben."
Der Richter wird sich gewiß eine
Ehre daraus machen, dem Herrn
Oberst einen guten Platz emiuräumen.
Ich werde ihn sofort benachrichtigen,
die Sitzung hat bereits begonnen."
Der liebenswürdige Wirth beglei
tete den Oberst selbst zum Gericht. Er
schrieb auf einen Zettel, daß Oberst
Lord Kinderney, der , sich auf der
Durchreise durch Tullamore befand,
gern der Verhandlung beiwohnen wür
de. Er gab den Zetetl dem Gerichts
diener, der ihn dem Gerichtsschreiber
weitergab. Der Gerichtsschreiber wie
der übergab ihn dem Richter, der ge
sckmeichelt war. einen Zuhörer von
Bedeutung zu haben, und bereitwilligst
dem Oberst in seiner Nähe einen Platz
anwies. "
Der Angeklagte Kellis leugnete hart
nackig seine Schuld. Immer wieder
und wieder versicherte er, daß er an
dem Tage, an dem das Verbrechen,
dessen man ihn beschuldigte, begangen
wurde einen Passanten auf der
öandstrabe beraubt und cetödlet zu
haben , er gar nicht ! Irland ge
Wesen sei, sondern weit enlsernt in
Douvre. Er betheuerte seine Un
schuld in beredtesten Worten, er gab
in. daß der Schein gegen ihn sprach,
behauptete aber, daß die Untersuch
ung. die mit seiner Festnahme endigie.
parteiisch geführt worden sei. Indes
sen. die Geschworenen bejahten die
Schuldfrage.
Angeklagter, haben Sie n?ch etwas
zu sagen?' fragte der Richter. '
Ich wiederhole, daß ich unschuldig
bin", seufzte Kellis niedergcschlagen.
Plötzlich hob er den stopf.
0, mein Gott", rief kr. ist es mär
lich? Soll mir doch noch Gerechtigkeit
widerfahren?'
Was soll das heißen?" fragte der
Richter erstaunt.
Der Himmel selbst sendet mir seine
Hilfe!' rief Kellis beglückt aus. und
er zeigte auf den Oberst Kinderney,
der erstaunt war. so plötzlich mit hin
eingezogen zu werden. Dort', sagte
Nellis. ist ein Herr, der meine Anwe
senheit in Douvres an dem Tag. an
dem das Verbrechen begangen wurde,
bestätigen kann... Wurden Euer
Gnaden hier erklären, daß ich es war,
der sein (iZepäck trug, als er aus einem
Schisf, das ans Frankreich kam, au?
stieg?"
Oberst Kinderney blickte ihn er
staunt an.
Ich kenne den Mensen nicht,"
sagte er, unangenehm berührt.
Dessen bin ich siclzcr," sagte der
Richter höhnisch. Was für eine Un
verschimtheit von dem Angeklagten.
Sclxvekgen Sie!"
Noch , einen Augenblick, erbarmen
Sie sich." flehte Kellis, erlauben S.e
mir, daß ich an dm Herrn einige
Fragen stelle, von denen meine Frei
heit abhängt."
Lord .Kindcrncii machte an? seiner
Unruhe keinen Hehl.
..WaS soll diese Komödie?" sagte er
aufgeregt.
Sie haben recht." stimmte ihm dcr
Richter bei, es ist wirklich nur Ko
mödic."
Nur eine Frage." drängte Kellis,
ist es nicht fünf Wochen und drei
Tage her, daß Sie. gnädiger Herr,
nach Douvres kamen?"
Allerdings bin ich vor mehreren
Wockzen dorthin gekommen, aber ich
habe natürlich das genaue Tawm mei.
ner Rückkehr nach England nicht im
Kopfe."
Erinnern Sie sich nicht, daß ein
Mann Ihnen damals, als Sie ins
Ufer stiegen, bei Ihrem Gepäck half?"
Wie soll ich mich noch heiue an
meinen Gepäckträger erinnern!"
, Sie erwiesen ihn damals die Ehre,
gnädiger Herr, einige Worte mit ihm
zu wechseln," fuhr Kellis in namenlo
fer Aufregung fort. Er erzählte Ih
nen, daß cr Scemann sei und an Bord
eines Korfaren gegen Frankreich ge
kämpft habe "
Ich habe dem sicherlich kein?
Wiclitigkeit beigelegt." antwortete der
Oberst ungehalten.
Kellis schien seine ganze Ueber,
redungskunst aufbieten zu wollen, um
das Gedächtniß des Obersten aufzu.
frischen. Seine Augen glühten, als er
ihm eindringlich sagte: Ich zeigte
dem Herrn damals eine große Narbe
am Schädel und hob dabei meine Per
rücke auf."
Der Angeklagte machte dieselbe
Belegung und entblößte die Narbe.
Der Oberst stutzte. Sein bis dahin
theilnahmsloses Gesicht belebte sich.
Es ist wahr," sagte er, dessen cr
innere ich niich."
O du mein Gott," rief Kellis er.
regt aus. Helfen Sie nur!"
Helle Schiveißtropfen standen auf
seinen: angstvollen Gesicht.
Wenn Euer Gnaden das genaue
Datum seiner Ankunft in TouvreS
feststellen könnte, hätte dcr Gerichts
hof keinen Zweifel an meinen Worten
mehr."
Ich weiß cs nicht mehr, aber es
steht in meinem Notizbuch das sich
noch in meinein Koffer befindet."
Große Aufregung durchlief die
Menge der Zuschauer.
Die Sitzung wurde untcrbrockxm.
während man das Notizbuch herbei
holte. Der Tag der Ankunft des Ober
sten m Douvres oeare ict) genau mit
dem Tage des Verbrechens. Nach und
nach kamen dem Oberst Kinderney
niick die näbiTen Umstände wieder ins
Gedächtniß zurück, so daß er bestimmt
behaupten konnte, daß der und kein
anderer der Mann war. der ihm in
Douvres sein Gepäck besorgt hatte. Er
legte einen Eid darauf ab. Tic lie
ickiworenen zogen sich von neuem zur
Berathung zurück, und kamen diesmal
zu einem einstimmigen Freisprnch.
Kellis tvuroe ,n reiycir geletzt.
Eine Sammlung wurde zu seinen
Gunsten veranstaltet, imi, ilm für die
ausgestandene Angst zu entschädigen.
Der Obcrjt selvlt muM ennge sura
Honen annehmen, zum Dank dafür.
öaß durch seine Zeugenaussage die
Gerecktigkelt den cieg davongetragen
hatte.
Die Postkutsche war am Abend wie.
der. in Stand gesetzt, und der Oberst
konnte Weiterreisen.
Einige Meilen von Tullamore hielt
der Wagen.
'Eiu Mann erwartete ihn dort und
stieg ein.
Es war Kellis.
Nun." sagte der Oberst, -habe ich
Tir nicht gesagt, daß ich Dir aus der
Patsche helfen werde, wenn Tu das
Peck baben solltest, der Tolhd in die
Hände zu fallen? Ich verlasse die Mei.
ingen nie! uevrlgeno, ftigre er ta
che!nd hinzu, Du sowohl wie ich.wtc
haben unsere Rollen famos durchge.
führt."
Kapitän, ich will es Ihnen ewig
danken!"
Tiese wahre Begebcnleit wird in
Da Leben deS Kapitäns Ouilty" er
zählt, der es meisterhaft verstand, für
alle Mitglieder seiner Bande immer
nocl, einen Wea in die Freiheit u sin
den und seine Zeitgenossen zu düpi
ren.
Ans märkische uch.
Es ist am Abend vor Totensonntaz!
Wir drei Freunde ziehen hinaus inö
Luch, das wir aus mancher gemein
samen Wanderfahrt so schätzen und
lieben gelernt, in seiner großen herben
geheimnisvollen Einsamkeit. Ab und
an lockt es uns hinaus wie mit Zauber
gewalt in seine weltvergessenen Fernen,
und wir können nicht widersteh,.
Es ist spät geworden heute. Mit
sinkender Sonne überschritten wir die
Bruchgrenze, nun ist es Nacht. Es ist
schneidend kalt. Stumm funkeln die
Sterne herab auf das ruhende Land
und spiegeln sick in den schwarzen
Tümpeln, 'die versteckt liegen im hohen
Ried. Die Wege sind schlecht, aufge
weicht und schlüpfrig. Tage hat es ge
regnet. In den Näderspuren der selten
befahrenen Straße hat das Wasser
gesammelt und blitzt hell aus. wenn die
Wolken den Mond freigeben. Ein
eisiqer Wind kcnckt her durch das hohe
Schilf, durch die erschauernden und
angstvoll siöhnenden.fchlankenPappeln
rnü läßt die dürren, drohend empor
fi'i reckenden Zweige der krüppeligen
Weiden gespenstig aneinanderschlagen.
Unergründliche, schwarzgrün schillernde
Gräben ziehen sich kreuz und quer
durch das morastige Land.
Schweigend wandern wir drei am
großen Graben entlang. Die alte Helz
brücke ist eingestürzt; so müssen wir
ein andere suchen, die uns ans gegen
überliegende Ufer kommen läßt.
Schwer, bleigrau stehen des Gra
bcns Wasser, kaum einen Schritt von
unserer Rechten. Ein Schauer über
kommt ,uns., wenn wir hinsehen; so
kalt ist es. so unheimlich kalt. Es
führt kein Weg an ihm entlang, wir
bahnen uns einen durch das stechend
harte Ried. Immer tastet der Stock
voraus, denn der Boden ist ungleich:
immer stolpert der Fuß; ein wenig zu
weit nach rechts, und der Graben
würd uns aufnehmen. Ab und an
schlägt eine Wcidengrrtc mir pfeifend
ins Gestcht. Der Vordermann hat sie
mit sich nach vorne gebogen, und nun
schnellt sie zurück. Es ist tiefdunkle
Nacyt. Man sieht kaum einen Schritt
vor sich. Die große Stille wirv nur
selten unterbrochen: durch das Klirren
der Laterne, die außen an meinem
Rucksack hängt, durch das dumpf
tönende Anschlagen der Laute an den
Wanderstock oder aber durch einen
unterdrückten Fluch.
Wir schreiten dahin, einer hinter
dem andern, aus des Vordermannes
Füße achtend, der Vorderste hinaus
spähend in die Nacht. . . .
Endlich taucht vor uns aus
dem Dunkel eine hochgeschwungene,
schwarzgespenstige Holzbrllcke aus. dke
sich im Wasser drunten spiegelt. Dumps
dröhnt sie unter den schweren Nagel
schuhen. Von der Höhe sehen wir links
ein paar Lichter herllberblicken, einen
Horst. Hin zieht sich von der Brücke ab
wärts ein grundloser Pfad zwischen
flüsternden Erlen. Das Wasser
platscht, der Boden ist schlüpfrig; nur
hier und da ist rine einigermaßen
gangbare Stelle. Plötzlich ein Ruck!
Dumps schlägt die Laute an. Zum
Donnerwetter!" Mein Freund vor mir
liet der Länge nach in dem Morast.
Gesicht. Hände Anzug, alles beschmutzt.
Der Schlapphut ist ihm in weitem
Boaen vom Kops geflogen. So gut es
geht, fäubern wir ihn und ziehen mit
doppelter Vorsicht weiter. . . .
Stundenlang gehen wir schon so.
Müdigkeit überkommt uns; die Füße
wollen nicht mehr recht. Bald schmerzt
der ?!acken. schmerzen die Äugen, müde
des ewigen Rachuntenstarrens. Jeder
hängt seinen Gedanken nach. Es ist
ganz gleich jetzt, wo wir gehen. Da
macht der Buk halt. Auch wir zwei
anderen blieben stehen und sehen uns
um.
Hell vom Monde beschienene Wolken
folgen einander in stolzem Zug. massig
und schwer. Ein leises Rauschen geht
über das ganze Bruch. Der Wind, der
so heftig stürmte, ist müde geworden
und schlafengegangcn. Nur 'zuweilen
fährt ein Hauch wie im Traum über
das schlafende Land. Dairn beugt sich
das Ried schlatrunken über das leise
sich kräuselnde Wasser; die Pappel und
die Erle rauschten. '
Wie ist es doch schön, unser Luch."
sagt leise der Lautenspieler, und eine
wahre, glückliche, stolze Freude leuchtet
aus seinen Augen. Ich bereu' es
nimmer, daß ich heut gegangen bin."
Wir aber fühlen und denken dasselbe
wie er.
Jetzt müssen wir vorsichtiger sein,"
meint der Butz. hier fangen die
Sumpflöcher an; seht euch vor, sie sind
gewaltig tief und nur schwer zu
finden."
Wir gehen , wieder fort, unserem
Ziele zu. Der Butz vorne ,warnt uns
vor jeder gefährlichen Stelle.
Das ist das wahr Luch. Rätselvoll,
unergründlich. Irrlichter schweben und
locken und locken. Wehe dem Wandere?,
fct. sich verleiten laßt, ihnen zu folgcn.
Er ist verloren. Ein letzter Aufschrei
tödlicben Schrecken, ein U-ti wildk
Umsichgreifen, ein Plätschern. Tann
wieder tiefe Stille; glatt, . räihselwft
stehen die Wasser. . . Manche grauste
Geschlckije wissen die 23oun davon zu
erzählen.
Ein Frösteln überlauft uns. als wir
das unheimliche Gurgeln der auiftei
gnden Blasen in len Sumpflöchern
und den unter ttn schweren Trüte
schwankenden Boden glucksen hören.
Der Weg. den wir gehen. ' ist sehr
sehr schmal. Zu beiden Seiten haben
wir Wasser, in. dem haürvrschf-"
Stämme knorriger Weiden liegen, v:er
an dessen zackigem Rande nebelum
spielte Erlen drohend ihre Zweige zum
nächtlichen Himmel recken.
Endlich fühlen wir den Boden fester
werden. Ausgemoorte Wiesen beginnen.
Wir können den Weg nicht mehr ver
fehlen. Zur Linken glänzt in wunder
barer Klarheit doS Sternbild deZ
Bären.
Der Boden steigt an.' Das Gras
wird kürzer und weicher. Da taucht
schon ein kleines Gehöli aus der Nacht,
un'. der Schattenriß einer Feldscheune
zeichnet sich schwarz gegen den fahlen
Hinterarund ab.
Wir sind dock, frof),: daß wir glück
lich da sind. Der Weg war weit und
mübselig zu gehen. Run winkt uns
Ruhe und ein schützendes Dach. Der
Lutz und ich gehen um die Scheune
herum und tasten die Thüren und
Thore ab. Sie sind verschlossen. Be
friedigt kehren wir zum Lautenspielcr
zurück, der vor dem Hauptthore aus
uns wartet. Er lehnt mit dem Rücken
gegen den einen Thorflüqel. die Hände
in den Taschen seines schweren Kittels
vergraben.
Leise heben wir den Querbalken ab
und lösen den eisernen Riegel; die
eigene Schwere läßt das massive Holz
werk sich nach vorne neigen, und vor
uns liegt in einer winzigen, tieffchwar
zen Masse die Höhlung des Hauses.
Ein würziger Heuduft quillt uns wie
aus einem Abgrund . entgegen. Ich
zünde meine Laterne an. Der Lauten
spieler theilt mit beiden Handen eine
Wand von Schilf und Heu auseinan
debr, wir kriechen hindurch, und dS
Licht der Laterne fällt in einen etwaS
über mannshohen Raum. Der, Boden
is mit Streu bedeckt, von der Decke
hängen Halme herab, zwei Wände wer,
den von Heu, die beiden anderen von
Stein gebildet. Uns gegenüber ; liegt
eine festverriegelte Thür. ' In der
Mitte hänqen wir an einem Ast das
Licht unter die Decke und legen ab. Ach,
das thut wohl. Wir strecken die Glieder
cuf die Streu und liegen eine Weile
ganz stumm.. Dann bricht eine kindliche
Freude aus dem Langen. ; Wenn's
hier nicht behaglich ist, dann weiß ich
es nicht," ruft er und sieht sich zufrie
den lächelnd um. Zwar ist es so kalt,
daß man den Hauch des Athems sieht,
aber was -ist das gegen die Kälte
draußen! ;
. . . Der Lange hat uns eine töohl
thuende Suppe gekocht, während der
Butz und ich beim Schein der Laterne
dürres olz aus dem dunkeln Wäld
chen brachen, und es zum Abkochplatz
schleppten. , ;
Bis tief in die cht hinein haben '
wir dann noch, in nsere weiten
Mäntel gehüllt' um das flackernde
Feuer gelegen und in die rothe Gluth
gestarrt, die gespenstige Schattenbilder
weit hinaus warf auf das flache Land.
Der Oberbacchant aber stimmte
seine Laute, und leise klang die trau
rigschöne Weise eines ZigeunerliedeS
in die Nacht.
Regen beginnt in schweren Tropfen
niederzufallen. Wir löschen das Feuer
und schließen das Scheunenthor hinter
uns. Die Laterne wird ausgeblasen.
Es wird still im Heu. Nur der gleich
mäßig aus das Dach herniedertröpf
elnde Regen singt uns ein Schlummer
lied. Die Augen fallen zu. Leise raschelt
ein Mäuschen im Stroh zu unseren
Füßen. . . Stille. . . Tiefe Stille. .
Ein goldiger Sonnenstreif fällt
durch eine Ritze in der Thür auf uns
Lager Tausend winzige Staubtheil
chen tanzen lustig in ihm auf und ab
und flimmern vor den Augen. Ein '
herrlicher Morgen muß das fein," ist
mein erster Gedanke. Durch alle Löcher
und Fugen in der Wand kommt es kalt
herein. Das hilft uns ans die Beine.'
Ich stoße ldas schwere Thor aus.
Eine schier trunkenmachende Lichtfülle
strömt herein. Geblendet von ll dem
Glanz schließe ich die Augen, sekunden
lang.
Welt, wie bist du schön!? Vor mir,
breitet sich das endlose Luch. Ganz
fern am Horizont steht ein duftig
blauer Wald. Zur Rechten ragt all's
einer Gruppe schlanker Pappeln ein
Horst auf. Aus dem Schornstein eines
wonnig von der Sonne beschienenen
Hauses träufelt sich blaßblauer Rauch
in den klaren Himmel. Glockentöne
schwimmen mit dem .leichten Morgen
wind herüber. Weiß im Reif, wie von
flüssigem Silber Übergossen, liefen die
Weiten des Bruches, recken sich die
Baume und Sträucher in die herrliche
Lust. Wasser glitzert aus den Wiesen
hervor. Zwei einsame Vögel ' segcla
darüber hin. .... r
Rudolf Wehrmann,
K a f e r n e n h o f b l u t h e.
Unteroffizier in der Jnstruktions
stunde zum Musketier Meier: Kerl,
wenn du so lang wärst, wie im dumm
bist, du könntest den Mond im Mwi
küssen," ;