Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 07, 1913, Image 3

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An DnnKel gehüllt.
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, 0 Forisktzung.)
Elafj' und zitternd in der großen
skelischen Aufregung, in der sie sich
m diesen letzten Tagen in ganz er
hohlem Maße befunden, stand da
junge Mädchen hochaufgerichtct an
der Gruft, in ihrer dunkeln Klei
dung. das stolze Haupt demiitig UN
ter den Cchicksalsschlagen gebeugt.
Sie. sah sehr schon aus, so daß manch
bewundernder Blick die hohe Gestalt
streifte.
Endlich war alles vorüber. Viele
Hände hatten sich i entMenge
streckt, konventionelle Pl,rasen wa
ren gemurmelt worden, dann hatten
sich die Leidtragenden gewandt, und
manche von ihnen hatten woh. ihren
Begleitern zugeflüstert: .Wo Tauben
sind, fliegen Tauben zu. Die Ollen
schlägerö. schon an sich schwerreiche
Leute, werden eine schöne Erbschaft
machen. Frau von Hunn war klotzig
reich."
Onkel und Nichte fuhren schwei
gend zurück, kein Wort wurde auf
dem ganzen Wege gewechselt.
. Der Regierungsrat hatte seine
Schwester sehr geliebt. Ihm kam
erst heute der Verlust so recht zum
Bewußtsein
Also Glück auf den Weg. gelieb
Qtmt aus
sagte er
teZ Kind,
beim Abschied zu
Liselotte.
Die Eauivaae Kielt vor der Villa
Ollenschläger, das Zunge Mädchen
stieg aus. während der NegierungZ
rat sich in das Haus seiner Schwefln
.fahren lassen wollte, wo er sich noch
ein paar Stunden ungestört dem
Andenken an vergangene Zeiten hin
zugeben gedachte.
.Meinst Du nickt doch." fragte r
dringend, .ich könnte Dir bei der
Aussvrackk mit der Mutter von eint
gern Nutzen sein?",
Ich danke Dir. lieber Onkel. Las;
. mich nur allein fertig werden. Du
holst uns dann um sechs zu dem
Gange zum Justinat ab."
.Auf Wiedersehen also."
Max Ollenschläger winkte noch ein
mal mit der Hand, während der ele
gante Wagen in sausendem Galopp
die Straße dahinjagte.
ffrau Leonie hatte bereits zu dem
wichtigen Akte Toilette gemacht. Ein
fach, schick und eindrucksvoll.
' .Da bist Du ja, mein liebes Kind",
ruf fi der .keimkebrenden entgegen.
'.Es war wohl sehr feierlich."
- .Sehr.- Mama. Pastor Roberts
sprach sehr schön"
.Kann ich mir denken. Gott. ,a,
Kind, es war im Grunde auch viel
Gutes über die arme Tante zu sa
gen. Sie hatte stets der Armut
gegenüber eine offene Hand, hat auch
im Verborgenen viel Gutes getan,
glaube ich. ' Es war wohl ein großes
Publikum versammelt?"
.Fast möchte ich sagen, halb Ham
bura war aus den Bcinen."
.Viel Eleganz? Großer Toiletten
oufwand?"
.Wird 'chon sein. Mamachen, ich
habe nicht darauf geachtet."
.Mein armes, tapferes Lottcken. Es
hat Dich wohl jehr aufgeregt." be
dauerte die Mutter. Ja. so etwas
reift an. Ich könnte niemals sehen.
4... i V.i hiiftpr ?!ekk
lUtC UCV UIV u "t.
. gleitet. Ich glaubt, ich würde ohn
mächtig."
.ntstand eine kleine Pause. Je
doch nicht lange hielt Frau Leonie
an sich. Sie verfiel in ihren alten
frohen Ton.
.Du hast mein Kleid noch gar
nicht bewundert. Es kam soeben von
Hirsch an. sitzt tadellos, wir hatten
, nichts zu ändern." . .
Leonie musterte sich noch einmal in
dem großen Trumeau.
Liselotte stand daneben mit hart
in einander gepreßten Händen. Sie
suchte nach Worten.
.ES ist schon ein bißchen teuer .
lächelte die kleine Eitelkeit. ,na. aber
wo man doch nun mal so viel erbt."
Liselotte sank auf einen Sessel und
bedeckte das Gesicht mit den Händen.
Mmes. liebes Mutterchen."
- .Was. was. Liselotte?" Frau Leo
nie drehte ihrer Tochter m enlien
ies Gesicht zu. .Du hast eine Art.
einen zu erschrecken, wo ich schon so
nervös bin und immer von neuem
einen Klaps erwarte. Aber. Du
weinst ja. Liselotte. Nimm ein Brau
sepulver oder ein paar beruhigende
Tropfen. Ach. diese Beerdigung. Na
türlich hast Du Dich dabei übernom
nun."
Frau Leonie tätschelte besorgt n
i ern Kinde herum.
'.Nein, Mama, es ist nicht die Beer
digunq. die mich so schwer quält."
'.Was de-n. Liselotte, was denn?"
, -f.f mgs mei" 'tterch'N. Du
7 , , . t, '-vf,-und
7 . u u l.i -v? ,! 5?'n."
fürt -.'intt r.i'll ; ic.it li'l ',t
.Cie b,'.t ih- Berm,'m au? Lklb
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So kekommen wir nichts? Gar
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.Gott, wozu dann der Aufwand
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A. -diiift.
;ri:;ftjy.,T.ZCT1.PIwJniin W '-3.
srau Leonie mit einer wegwerfenden
kste. .Ich kann nur nicht bezrei
;en, mein Lottchen. dok Dich dieser
Umstand so aufregt. Wir haben ja
bisher keine Not gelitten. Nun. ich
gestehe, eine halbe Million, sie war
schon mitzunehmen gewesen; aber Du
glaubst doch nicht, daß ich an diese
Erbschaft mein ganzes Herz gehängt?
Ich wundere mich nur. das. Du daS
so tragisch nimmst. Liselottchen."
Liselotte stand aus und umschlang
ihre Mutter zärtlich.
.ES ist noch nicht olles, waS ich
Dir zu sagen habe."
.Noch nicht ales?"
.Würdest Du auf all den LuzuZ
verzichten können?"
.Weshalb?"
.Es steht schlecht mit unseren fi
nanziellen Verhältnissen, Mama."
.Wieso. Kind. Ich verstehe Dich
nicht?"
.Wir müssen unS mit der Tatsache
vertraut machen, daß wir voi dein
Bankerott stehen. Aber alles wird
ja wieder besser. Mama, es ist gewiß
nur ein Uebergang. Wenn Papa erst
wieder gesund ist."
.WaS. waS redest Du? Wir sind
bankerott? Arm Bettler?"
Liselotte wollte begütigen, da schrie
Frau Leonie auf.
.Verarmt, bankerott! Das ist nicht
zu ertragen."
Und die Frau mit dem leichten
Sinn und leichten Herzen wütete ge
gen ein unbarmherziges Geschick. Alle
Ueberredungskünste nützten nichts. Sie
raufte sich das Haar, sie schrie, daß
die Dienerschaf. erschreckt hinter den
Türen horchend stand.
Dann verfiel Frau Leonie in in
hysterisches Weinen.
Es blieb Liselotte nichts anderes
übrig, als schleunigst den Sanitäts
rat zu benachrichtigen.
Frau Leonie ließ alles mit sich ge
schehen; sie lieh sich in ihrem Boudoir
auf die Chaiselongue betten und ver
langte nur immer wieder nach ihrem
Schwager.
Der war pünktlich um sechs Uhr
im Hause seines Bruders.
Als er hörte, die gnädige Frau
habe schon auf ihn gewartet, begab
er sich sofort zu seiner Schwägerin.
Hier erfolgte abermal eine Szene;
aber im großen und ganzen hatte
Frau Leonie sie.) ausgerast, sie fühlte
sich matt und angegriffen.
Sie blieb natürlich zu Hause; was
sollte sie überhaupt auch unter Leu
ten, wenn daö. was ihrem Leben
Wert gegeben, ihr entzogen wurde.
Wie ein Proletarierweib leben, sich
kleiden; die Almosen ihres Schwagers
hinnehmen. daS ging über ihre Kräfte.
Liselotte küßte ihre Mutter zart
lich, als sie sich zu dem Gange rüstete.
Du wirst vernünftig sein, mein
Mutterchen, und Dich ganz ruhig der
halten. Es wird alles noch besser
werden, als es vorläufig den An
schein bat. Verlaß Dich ganz auf
Onkel Ma?."
Als Frau Leonie allein war, ka
men ihr in der Tat vernünftigere Ge
danken.
Liselotte mußte eine vorteilhafte
Partie machen. Wenn sie den Baron
von Vohstedt heiratete, der sich bis
her eifrig um sie bemühte, so blieb
man doch in der Sphäre, in die man
hineingehorte. Liselotte kam in gian
zende Verhältnisse. Baron Guido von
Vohstedt war Multimillionär.
Diese endlose Reihe Nullen deckte
alle Schäden und Mängel zu.
Freilich, der Baron hätte ihr Va
ter sein können, war auch ein wenig
mitgenommen vom Leben, lie hatten
oftmals über ihr gelacht, ihm Na
men beigelegt, die keineswegs fchmei
cbelhast -aren ach. wie hatte Leo
nie über den alten Freiersmann ge
lacht!
Umstände verändern aber alleZ.
Liselotte konnte doch nicht gesell
schaftlich hinunt-rsieigen. und auch sie.
Leonie Ollenschläger. geborene von
Borgfelde, konnte das nicht, es war
ein Unding.
Mit Georg war vorläufig nicht zu
rechnen. Baron von Vohstedt mußt,
ihrem Leben wieder Glanz derlei
hen.
Auch Liselotte hatte diesen Aus
weg immer wieder erwogen. Das
Endresultat indeZ war nur Schauder
gewesen.
Bei Justizrat Polderer wickelte sich
alles glatt ab.
In dem Schriftstück standen deut
lich schwarz auf weiß die Summen,
die Georg Ollenschläger erhalten.
5000 Mark waren der treuen Doris
?g'dat. auch di M?bilien der obe
"n -emd'n?immer und die Kücken-
T'frm Legat-' hatte
: tm vv. für sonst' kleine
'f-u a,.chnk,k'tzt. denen s.e ein bewn
rnti tnirctfe nititmet. Hier galt
es einem alen Manne die Wohltat
einer Unterstützung ferner zukommen
zu lassen, dot einem vorwärtsstre
benden jüngeren die Mittel zu seinem
Fortkommen zu verschaffen.
So blieben nach dem Vermögens
Tägliche
stände noch K0.000 Mark für den
Negierungsrat.
.Fiinszlglarsend Mark,' lieber Ju
ftizrat", raunte Max. Ollenschläger
dem Nechtöanwalt zu, während Lise
lotse sich im Entree für den Rückweg
rüstete. .Ich verzichte natürlich aus die
Erbschaft zugunsten meinet BruderS."
.Ta macht Ihnen alle Ehre. Herr
Negierungkrat. doch halte ich die
Sache nicht für so einfach." leide:
sprach Polderer. .Wir sprechen noch
darüber. Wollen Sie der rCarnilie
Ihre Bruders Gute mit dem Ver
zicht erweisen, setzen Sie daS Kapital
fest und gewäbren ihnen die Nutz
nießung der Zinsen. Nur auf diese
Weise sichern Sie der Familie eine
Summe, die dieselbe vor äußerster
Not schützt. Was geschehen soll,
wenn Ihr Bruder wiede: hergestellt
ist, können wir dann näher erörtern.
Vorläufig nichts aus der Hand ge
ben."
Ter Justizrat hatte recht. Max
Ollenschläger sah ein. War eö auch
nur eine elende Summe, die daS Ka
pital als Zinsen abwarf, so warf es
doch etwas Gewisses ab. Man konnte
damit rechnen, und der Regierungs
rat wollte ernstlich darüber nachden
ken. wie seinen Verwandten noch fer
ner zu helfen fei.
Max Ollenschläger begann sofort
die Sachlage seiner Nichte zu unter
breiten, nachdem sie nebeneinander in
dem zierlichen kleinen Eoupi Platz
genommen hatten.
Vorläufig, mein Kind, seid Ihr
sa noch untergebracht," sagte er. .Jen
sen wird den Konkurs anmelden. Ihr
erhaltet einstweilen auS der Kon
kursmasse Euren Unterhalt. Freilich
so nach und nach müssen wir unter
den Dienstboten aufräumen, wollen
aber auch darin nicht mit Ueberstllr
zung vorgehen, damit der armen
Mutter der Umschwung der Verhält
nisse nicht allzu fühlbar wird. Es
kann auf ein paar Wochen hier nicht
ankommen. Der Verzicht auf Eaui
page und Automobil mag vorläufig
genügen. Wir wollen in Muße
überlegen, wie Ihr Euch in Zukunft
einrichten könnt."
Das alles sagte der Regierungsrat
in gepreßtem Ton.
Liselotte schien freier in ihrem Ge
mllte. seit der Zwang der Mutter
gegenüber aufgehört hatte. Sie muß
ten sich in ih: Schicksal ergeben.
Wollte Liselotte den verhaßten
Freiersmann nicht anhören, so blieb
ihr nichts anderes übrig, als eine
Stelle anzunehmen.
Von Baron von Vohstedt sagte sie
ihrem Onkel nichts, obgleich sie wuß
te, daß er in den nächsten Tagen
seine Werbung anbringen würde. Er
war in diesen Tagen mehrere Male
bei ihnen gewesen, hatte seine Hilfe
angeboten und seine Absicht durch
blicken lassen.
Bisher hatte die Mutter die Hilfe
mit liebenswürdigem Danke abge
lehnt und im übrigen den verliebten
Gecken verspottet. Wie sie heute
darüber dachte, wußte Liselotte nicht.
Das junge Mädchen unterbreitete
dem Onkel ihre Absicht, sich um eine
Stellung zu bemühen.
.Viel kann ich ja nicht, talentlos,
wie ich nun mal bin," sagte sie. Im
merhin könnte ich als Kinderfräulein
figurieren, als Hausdame oder als
Gesellschafterin. Was wir mit Ma
ma anfangen, ist mir natürlich noch
nicht klar. Onkcl. Darüber hat sie
am Ende ja auch selbst zu bestim
men."
Gewiß, gewiß, mein Kind. Vor
läufig nur keine Ueberstllrzung. Es
muß alles reiflich überlegt werden."
In den nächsten Tagen war es
ganz still geworden im Hause Ollen
schläger. denn auch die teilnehmenden
Freundinnen fanden keine Veranlas
sung, sich peinlichen Situationen aus
zusetzen. Ganz vereinzelt nur kam
diese oder jene Dame, vielleicht aus
Neugier hingetrieben. Sie mußten
es sich gefallen lassen, nicht ange
nommen zu werden. Frau Leonie
konnte niemandem Rede stehen. Sie
war seelisch zu sehr herunter.
Sie, die pxnde darne von einst
eine Bettlerin!
Ihr konnte niemand helfen, und
Mitleid schien ihr mit einem Male
beleidigend.
Seit auch Liselotte den ganz plötz
lich in der Mutter Gunst gestiegenen
Freiersmann abgewiesen, gab es ja
überhaupt leine Hoffnung mehr.
So dämmerte das lebensfrohe Weib
in gänzlicher Apathie dahin.
Sie konnte stundenlang vor sich
hinstarren mit trostlosem Ausdruck
in dem lieblichen Gesicht. Die Au
gen rot und trübe vom vielen Weinen.
Dann wieder kamen Stunden, wo sie
wie gehetzt durch die Zimmer rannte;
sie gedachte auf diesen Wanderungen
nicht der schönen Stunden, die sie u
den Räumen verlebt, in ihr fraß nur
der bohrende Schmerz, all diesen
Komfort verlassen zu müssen.
Und die bange Frage zitterte in
ihr: Was dann? Was dann?
(Fcrisetzng folgt.)
Naheliegend. A.: .Se
hen Sie mal Meier an. der lauft
jetzt immer umher wie ein begossener
Pudel."
B.:. .Kein Wunder, der ist ia auch
in der letzten Zeit ganz auf den Hund
aekomme
Omaha Tribüne. Tikaklag, den
rllsicn , tw boii Pauk Weiler
gaarö.
Er hatte einen deutschen Namen
ober als er Stalldiener im ZirkuS
.Roland" wurde, nannte er sich Pechkg
Vaetti. In der Manege war er ge
boren. Ein Gauklerkind, da seit
Jahren den trockenen Geruch bei Sä
gemehlet eingeatmet hatte. Der Va
ter war Jockei gewesen die Mutter
setzte auf dem Trapez ihr Leben aufi
Spiel, und er hätte also Artisiinblut
haben müssen; ober er hatte eS doch
nicht!
Alles hatte er probiert, vom Stan
genspringen bis zu der betoienden
Hei.Hop'Kunst des Jockeis ober
nichts glückte, trotz Scheltworten und
Prügeln, trotz Verhöhnungen und
Fußtritten nichti! Er war zu
schmächtig, zu schlotterig, zu schlapp
er war nicht zu gebrauchen. Und
so wurde er denn Stallknecht im Zir
kuS .Roland". Aber die Prügel und
die Verhöhnungen hatten ihn d,n Zir
kuS hassen gelehrt und dieser Haß
brannte, biß und zerrte in ihm . . .
Und durch diesen Haß hindurch sah
er alle Mängel des ZirkuszelteS
i.ay er das vergoldete Elen. Er
wurde krank bei den Witzen deS
ClownS er hätte mit dr Faust
dreinschlagen können, weil man über
sie lachte und er fragte 14 hun
dertmal. warum der Reckkllnstler eS
nicht satt bekam. Abend für Abend
an der Stange wie ein Hampelmann
herumzuwirbeln.
Eines Tages geschah etwas, .
Der ZirkuS war in eine ! große
Stadt gekommen; und eines Abends,
als Pechko durch die Hanrtaße
ging, die Hände tief in den Hosen
taschen und die qualmende russische
Zigarette im Munde, geriet . in ein
Lokal .Die Tannbäuserhal'. Er
ahnte nickt, was für eine Art von
Veranüaunsstätte er betrat: etnas zö
gernd bezahlte er seine 2? 3ntim?3
und war drinnen. Atemlos, erstaunt
aafsend. stand er mit balbofcnem
Munde da. Ein großer Raum, viel
viel größer, als der Zirkus, m'k Hun
derten von roten Lampen. Sie bin
gen an der Decke und an den Wän
den entlang, trocken um die Logen
ränder herum sß dunkle rote Rampen
. . . Ein betäubender Lärm, ein hei
ßer Geruch von Schweiß, Staub und
schlechtem Parium ....
Und inmitten des Saales tanzten
junge Männer und Frauen, während
der goldene Confettireqen her,iöriesel
te, und während die Schnarren rassel
ten . . . Sie tanzten und sprangen
hin über den glatten Fußboden. In
Pechkos Augen blitzte es auf. Hier
atmete das Leben. In dieser wir
belndcn Wirklichkeit sah er di? beißen
Träume wieder, die er oeträum hatte.
Wie Fieber durchströmte es seinen
Körper. Er konnte nicht ruhu blei
ben die Füße begannen ,u trip
peln, der Oberkörper wieate sich hin
und her im Takt mit der Musik.
Ach wer doch tanzen könnte
wer doch tanzen könnte!
Ein schlankes, schwarzes Mädchen
im kurzen Röckchen und mit einem
großen schwarzen Hut kam an ihm
vorbei blieb stehen, lächelte und
ehe er's sich versah, war er mitten un-
ter den Tanzenden.
.Tanzen wir!" rief sie, lachte und
umfaßte ihn fester, t
.Ich kann nicht!", fast sch'uchzend
klang seine Stimme.
.Dummes Zeug!" rief sie. Ich
werde führen!"
Und nun tanzten sie. Der leib
haftige Satan schien in Pechkcs Beine
zu fahren. Er tanzte nicht er
sprang durch den Saal, die schlanke
Frauengestalt in den Armen, er wir
belte herum und fuhr zwischen die
Paare. Der Strohhut flog ab und
wurde zertreten aber was machte
das: er tanzte ja!
Und das schwarze Mädchen lehnte
den Kopf zurück und schloß die
Augen:
Aber Pechko lachte denn jetzt
war er Herr riß sich los und ging
zur nächsten. Und alle tan,tn mit
ihm. An diesem Abend in der Tann
Häuserhalle" erwachte ,der Gaukler in
ihm.
Nun wollte er tanzen wollte
sich Ruhm ertanzen in den größten
Varietes.
In der Nacht, wenn er in dem
ärmlichen Zimmer des Arti
stenpenstonats lag. träumte er sich
allerlei Dinge zurecht. Zwischen aus
gespannten Seilen, an denen rote
Lampions hingen, wollte er tan
zen . . . .
Welch wahnwitzige Idee! Mein
tanzen zu wollen . . ,. als Mann!
Ganz unmöglich . . . Aber Pechko
glaubte daran, daß die roten Lam
pions ihm Glück bringen würden. ...
Wenige Wochen später debüttierte er
in einem Vorstadtvariete, ha! aber
kein Glück. Ueberall suchte er ein
Eagagement. doch niemand wollte ihn
haben. Da wurde er Zweiter" bei
einem englischen Jongleur. Aber je
den Vormittag trainierte er zwischen
feinen ausgespannten Seilen und
zuletzt war es, als ob er auf den
Seilen tanzte. Doch noch immer
wollte ihn niemand haben, und jeden
Abend mußte er sich das Gesicht weiß
malen, mußte seinen Mund breit und
rot machen und in die Bajazzotracht
kriechen, um eine halbe Stunde lang
7. Zur '13
Teller zu verlieren. Dann t.im er
mit dem Wanderzirkus nach 5!ürn
berst und verliebte sich . . .
Sie war die Tochter deS Wirts
blond, mit großen, grauen Augen. '
In der Nacht schrieb Pech'o glil
hende LiebeSgedichte. über die sie loch
te, und am Tage bot er ihr die Ehe
an. worüber sie gleichfalls lachte . . .
Sie lachte beständig konnte nichts
als lachen. Aber ein wundervolles
Geschöpf war sie doch. Voll Zteiz die
Augen, Verführung im Lächeln.
AIS dann der Tag kam. an dem
sie seiner einförmigen Anbetung müde
war. erzählte sie ihm mit hochmütiger
Miene und gehobener Nase, ix,ß es
ihr nie im Leben einsallen würde,
einen Baiazzo zu heiraten.
Bajazzo!
Es traf ihn wie ein Peitschenhieb.
Später beruhigte er sich. Jl, . . .
ja . . . gewiß! Sie hatte recht . . .
es war ja wahr. Er. Pechko Vaettk.
war ein Bajazzo, nichts anderes
bloß ein Bajazzo!
Er entsann sich, daß er eine
AbendS. als er in der Oper in Berlin
Leoncavallos .Bajazzo" Hort, die
Worte vernommen hatte: .Bist nur
Bajazzo!"
.Hüll' Dich in Tand und sckminke
Dein Antlitz: '
Man hat bezahlt ja will lachen
fürs Geld.
Du bist Hanswurst nur: ra:ibst Du
Eolombine,
Schreit man: Bajano. der kennt die
Welt!"
Ja, er war Bajazzo?
Aber er wollte ihnen allen zeigen
er wollte diesem emsältiaen
Mädchen zeigen, daß er, Pechk ,. mehr
als ein Bajazzowar ... Er wollte
ibnen zeigen . . . Was wollte ihnen
denn zeigen? Er konnte ja nichts
überall wies man ihn sa ab . . . O,
es war traurig, bitter traurig.
Eines Abends kam der nalische
Jongleur durch den langen Bühnen
aanq gestürzt. Sein Geld war ge
stohlen! Das Geld, das er s,cd im
Laufe von zwei Jahren zu'immen
gespart hatte 2000 blanke Mark!
es war verschwunden! Von dem
Dieb keine Spur! Erst als m"N am
Abend Pechko vermißte, wußte man,
daß er es oetan hatte.
Ja, er hatte es getan!
In rasender Eile war er dann ge
flohen, und nun befand er sick viele
Meilen weit in der Stadt, in der
die .Tannhäuserhalle" lag.
Er ging zum Direktor des größten
Varietes am Platze und legte die
2000 Mark vor den Direktor cuf den
Tisch:
Engagieren Sie mich für morgen
abend! Ich will tanzen, unv wenn
ich keinen Erfolg habe, gehören die
2000 Mark Ibnen!"
Und der Direktor, ein amerikani
scher, smarter Herr, den alles Unge
wöhnlicke reizte, ging auf die Idee
ein. Aber als Pechko am nächsten
Abend in der Garderobe stand' kamen
zwei Männer, zeigten ihre Bchmar
ken und forderten ihn auf. mitzuge
hen. Da lachte Pechko grimmig auf:
Ich will gern mit Ihnen gehen,
aber erst muh ich tanzen, sonst sind
die 2000 Mark des Jongleur? verlo
ren! Sie müssen hier warten!
Bloß eine Viertelstunde." ,
Und die Herren warteten.
Pechkg tanzte, wie man keinen
Menschen je tanzen gesehen hatte. To
sender Beifall scholl. Gewehrsalven
glei. zu ihm empor.
Er tanzte ....
Ein Jubelschrei dröhnte herauf und
spornte ihn an zu immer wilderem
Feuer.
Und er tanzte weiter ....
Und als er wieder in der Garde
robe stand und sich mit klopfendem
Herzen und schwitzender Stirn an
die Tür lehnte, ertönte der Beifall
immer noch.
.Ich bin bereit." sagte Pechko trau
rig lächelnd.
Und das Lächeln wich nicht von
seinen Lippen, als man ihn und die
2000 Mark fortschaffte. Er schelte
noch, als er allein in finsterer Zelle
saß.
Denn jetzt war er ja kein Bajazzo
mehr!
vtraftigtr tschluß.
Zwei Bauern geraten in Streit;
der eine heißt den anderen einen Lum
pen. woraus Dreier ihm mit einer
festigen Ohrfeige antwortet. Ter
Ortspolozist hört davon und ermun
tert den Geschlagenen zur Änzelge ve
Gericht, wovon dieser indessen nichts
wissen will:
Ich kann mich schlagen lassen, so
viel ich will; das geht niemand was
an."
Am Abend kommt er zu seinem
Gegner und sagt:
.Weißt'. Karl, ich hab' so gedacht:
zeig ich Dich an. so zeigst Tu mich an.
Du hast ein Sckw?!nle im Stall, und
sch hab' ein Schweinle im Stall
Dein Schweinle frißt dann mein
Advokat, und mein Schweinle frißt
Dein Advokat ... da ists schon ge
scheidter. wir lassen'S wie'S ist und
ejjen jeder unser Schweinle selber"
ilt droht auch Paprika-Not!
Ernt I dem irbcutenbfrn Zufuhr
Lande siel dedenüich b.
Neben den wichtigsten, die breiten
Ablksmassen sehr fühlbar berühren
den Artikeln, welche immer rarer oder
, doch teurer werden, gibt e noch viele
, andere, die in da nämliche Kapitel
füllen und immerhin bei einem zihl
reichen Publikum sehr begehrt sind.
Dahin gehört auch Paprika, der rote
SchotenPfeffer. der eine hochgeschätzte
Zutat einer Menge Nahrungs und
0'enußmittel sowie auch Medizinen
b'ldet.
Wie neuerdings aus Gotbam ge
meldet, droht diestr Stadt und ande
ren. welche ihren Bedarf an dieser
Würze bisher über New Fork erhiel
ten, eine wahre Paprika HungerS
N"t! Soweit überhaupt noch Zutuhr
kommt, dürfte der Preis jedenfalls
furchtbar steigen.
Und das werden echte, natürliche
Teuerungspreise sein, welche nichts
mit .Trusts" oder einer Schwenze zu
tun haben. Die Haupt Ursache für
diese Notlage besteht nämlich darin,
daß in Ungarn, dem wichtigsten Pa
prika Produktionslande der Neuzeit
(von Haus aus ist diese Pflanze be
kanntlich tropisch-amerikanischen Ur
sprunges, aber sie wird schon seit dem
16. Jahrhundert in Ungarn massen
haft angebaut) Kälte und Regen heuer
die Ernte, welche anfänglich besonders
vielversprechend war. schwer geschädigt
und mindestens bedenklich hintan ge
kalten haben. Schon machen manche
Großhändler und Importeure, wenn
.sie nach Paprika gefragt werden, sehr
besorgte Gesichter; ja sie wollen schier
verzweifeln, wenn sie Paprika Be
ftellungen von Kleinhändler im Vor
aus zu niedrigen Preisen gebucht ha
ben. in Erwartung eines brillanten
Ertrages! Manche fürchten, daß
Paprika bald so rar sein werde, wie
Goldstaub.
Südamerika hat sich in der Neuzeit
nicht soviel dem Anbau von rotem
Pfeffer gewidmet, wie es könnte; an
der Dinge schienen einträglicher zu
sein. Ungewöhnlich hohe Preise mö
cen einen bedeutend stärkern Anbau
daselbst anregen. Aber es vergeht na
türlich geraume Zeit bis zu einer
größeren neuen Ernte daselbst und
einer entsprechend gesteigerten Zufuhr,
und wenn Ungarn im nächsten Jahre
wieder bedeutend besser abschneiden
sollte, so steckt in dieser Spekulation
vielleicht kein Profit, ganz abge
sehen davon, daß manche Feinschmecker
darauf bestehen, das echte ungarische
Produkt zu bekommen.
Und inzwischen wird die Paprika
bedürftige Menschheit den Mangel als
eine schwere Not wenigstens für ihren
Gaumen fühlen.
Zu dieser Menschheit gehören zu
vörderst alle, welche an eine ungari
sche Küche gewöhnt sind gleichciel,
ob wohlhabend oder arm und de
ren Zahl auch in vielen unserer
Großstädte sehr gestiegen ist. Ach,
was soll aus dem berühmten G o u
losch ohne Paprika werden? Und
das ist nur ein Beispiel von vielen.
Für beinahe den ganzen ungarischen
und ungarisch amerikanischen Kü
chenzettel ist diese Schotenpfeffer sehr
gesucht.
Gar manche Elemente der groß
stadtischen Gesellschaftswrlt sind nach
Ällem, was man weiß, sehr erpicht
auf Paprika als Würze von Geträn
ken und gewissen Luxus-Speisen. Da
bin gehören z. B. Herren und Damen
vom Theater, der Großen Oper, aller
band flotte Künstler, auch Helden der
Feder: so ungefähr alles, vas man
unter der Bezeichnung Boheme" zu
sammenfassen sich gewöhnt hat. Dazu
kommt die goldene Jugend, das vor
nehmere Sport - Element. Wehe,
was soll aus den .Austern-Cockta'Is"
werden, wenn kein Paprika mt? auf
zutreiben ist! Da brauchte man sich
cm Ende auch nicht mehr zu verwun
dern, wenn man etwa von Fällen hö
ren sollte, in denen solche Herrfchaften
gar ihr Automobil versetzten, um ge
nug Paprika kaufen zu können.
Doch in allem Ernst sei noch hin
zugefügt, daß für manche heilkräftige
Präparate Paprika, der so mächtig
auf die Verdauung wirken kann und
u. a. von den Ungarn auch als gutes
Mittel gegen Wcchselfieber angesehen
wird, schmerzlich vermißt werden
lvird. Möge der Himmel ein Einse
hen im neuen Jahr haben und wieder
ein reicheres Pfefferschoten-Fllllhorn
ausgießen!
Sächsische Spitzer.kloppelschulen.
Seit den Zeiten der Barbara Utt
mann haben die sächsischen geklöppel
ten Spitzen einen guten Ruf, dem sie
in den letzten Jahren besondere Ehre
machen. Erzgebirgische Spitzen ge
hen heute nach Paris und Brüssel, du
sie gegen die besten belgischen Arbei
ten nicht zurückstehen. Diese kllnst
lensche Entwicklung ist namentlich
den Spitzen' oppclschulen danken.
Nach einem soeben erschienen fiaatli
!chen Bericht über die Unterrichts
'und ErnebunaSanstalten im König
reich Sachsen bestehen im Erzgebirge
37 derartige Schulen und außerdem
eine Spitzcnklöppelmusterschule. Die
älteste ist die bereits über hundert
Unsere
Schllittmiislkr-Vl!.'
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Sctiimflen, wurde für dieses Modell
gebraucht. Hübsche .novfe iverdeil fiir
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nen weggelassen werde, TaS Dessin ist
geeignet für irgend einen der Coat
Lkokse. TaS Mutter ist in S Größen
geschnitten: 14, 15, 1, 17 und 18
5al,re. Es benötigt 3 ',4 flarbJ öOjIl.
Ttvff fiir die ISjährige Größe.
Neuer Herbst und Wintrk'Kata
log mit allen neuki'kn Mode jetzt
fertig, rder Leserin der Omaha
Tribüne" fiir 10 Cents zugesandt."
Veftellungs-?luelsnzkn;
Di Muner werden an irgend
eine Adresse gegen Einsendinia de?
Preise? geschickt. Man gebe Rummer
imd Grösie und die volle Adresse deut
lich an und schicke den Toiwon nebff
dem obtn erwälwten Preis an daS
PA1TERN DEPARTMENT
OMAHA TRIBUNE,
1311 Howard St.
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Jahre alte Klöppelschule in Schnee
berg. Dem Staat gehört nur die
Zblusterschule, die andern sind von den
Gemeinden oder von Gemeindever
bänden und Bereinen gegründet und
werden von ibnen bezahlt.
Die Klöppelschulen werden meisten?
von noch schulpflichtigen Mädchen be
sucht; unter 1627 Bewuchern waren
im vorigen Jahre nur 53 Knaben.
Das Klöppeln muß frühzeiilz er
lernt werden, solange die Fii.z norfj
gelenkig sind. Der Unterricht tr.tb
von 39 Lehererinnen erteilt. Er ist
fast umsonst, denn me Kinder zahlen
für ihn wöchentlich nur 5 Pfennig.
Für ihre Arbeit erhalten sie ,; einen
kleinen Lohn, von dem jedoch die
Auslagen der Schule für Material
gekürzt werden. Immerhin bleibt den
Kindern neben dem Unterricht noch
ein Jahresverdienst von durchschnitt
lich 22 Mark, der zum Teil in die
mit den Klöppelschulen verbundenen
Sparanstalten eingezahlt wird. Zu
daß diese Kinder ein für ihre Ver
hältnisse beträchtliches Sparguthaben
besitzen. Alle diese Schulen legen
Wert darauf, daß den Kindern das
Klöppeln nicht nur lediglich ; als
Handfertigkeit beigebracht, sondern
daß auch ihr künstlerisches Empfin
den erzogen wird. Ständige Anre
gungen dazu gehen von der staatli
chen Musterschule aus. So erklärt
es sich, daß in entlegenen Gebirgs
d'örfern zarteste Sp'tzenqebilde fein
sten Kunstgefühls entstehen, die in
den Weltstädten ihren Markt Haber,
und dort das Entzücken der verwöhn
ten Modedamen erregen.
Ander? genommen
Dienstvermittlerin: Hier die Jcsepha
Kämmerer kann ich Ihnen als tu
benmädchen warm empfehlen: sie ist
ein selten anständiges Madchen.
Frau: Dann tut mir'ö leid: ich kann
nur ein immer anständiges Mädcheu
brauchen! "