Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 23, 1912, Image 2

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'csgltche Omaha T r i l ll n
Wandertage in Enzlaud.
OonHklkNt Boigt
richl.
Diedt.
Lincoln und ?1ork.
Sioch am Vormittag rrcichten wir
Lincoln. Villen mit rvknigen großen
Fenstern, von arten umgeben, uns
ntcd.ich dann der Sein, em Wunder.
g'w.rr von gellem Stein, zusammen,
gefetzt aus der fchwrichen aenmi
teruni ten Pcrialen und Pfeilern,
von 'itjü-neit, Tüchern und Neben
fürren l-.rrjtpHi.' iirbtot.t von dem
phantastisch? Aolk der Wasserspeier
Teufel. Thiere cd:r melancholische
Bereinigung
Zwiiterwesen. aus der
beider Kervorc,?ganzn.
T Wölbungen des Innern sind
erfüllt von dem dämmernden Gewcge
farbigen Lichtes. All? stoffliche ist
vergeistigt in dem Fluß und Auf
wärtsstrcben dieser gelben, von leisem
Eckivarz bkgleileten Caulenbünbel.
Jrgeno eine Ewigkeit. aus dem Raum
geboren und die du selber bist, rede:
dich leif an. Tu erschrickst, fühlst, sie
nicht lange ertragen zi, tönnen
dann kommt Trost und bimmlische ör
lzchunq: nicht ein Gott, kein Beethoven
oder Michelanqelo die Sebnfucht ei
nes großen Wachsthums hat dies ge
schaffen, ihr dienend haben viele Men
schen. Menschen gleich uns. Stein für
Stein herzutrazen mit dem Blick auf
daS Ganze. daZ unter all den einzelnen
Händen aufwachsend Vielheit und
Zeitlichieit verlor.
Ueber dem Westportal giebt es ein
rundes Fenster, das Auge des Bischofs
genannt. Zwischen dem steinernen
fluthenden Aderwerk glüht das tieffar
l . .... rt-T w m"icr.f ...
vlge iLias, ozung uno amiu
zu-
gleich, ein Thor zu Welten, die
kein
atfrhm.tr. betritt. Aber dieses Wun -
der das unerschöpflich Schmuck und
Wärme um sich ftr-hlt. wird bald von
mm N'uen Wander llbertroffen. Das
ist das Chapterhouse. ein zehneckiges
Rund, gebildet von einem in der Mit-
t mit strahlender Kraft aufwachsenden
Baum, der sinnvoll verzweigt und
auseinander qebreitet die schönste Wöl -
buna tragt. Tann sinkt das Geäst
träumend zur Erde zurück zwischen
seinen Bogen blühen die farbigen Fen
ster. die Ausblicke in ein sommerliches
Land, von Fülle und Guth bis in sei
tit fernsten Tiefen prangend füllt.
Es ist Mittag geworden, milder
Glanz bricht durch die oberen Fenster
in Via ftnttiffrfiiff hrrtin ü.tTfirn
v" vr i-ri "" . "
umfluthet ragt die Orgel über dem
Chor, ein zweiter Dom, der im Dom
zu stehen scheint und die Gewalt der
Ltaumderhältnisse deutlich macht. In
den Schatten des dunklen GestühlZ
wird es lebendig, ein Wogen und Ath
men beginnt, die Dämmerung wächst
verlangend hinauf in das ewig Licht,
das, ein goldstaubiges Geheimniß,
zwischen den höchsten Wölbungen
kreist.
Es sind so viele Einzeldinge da,
mit denen man sich findet und einlebt,
von der Plastik des Engelchors voll
, strenger Süße bis zu den tausend Of
fenbaningen edelster Steinmetzarbeit
n Kapitalen. Wandflächen und Ge.
sims es ist. als ob der Reichthum
der Einbildungskraft keine Wiederho
lung erlaubt, jede Symmetrie aus
schließt. Immer wieder aber erlebt
der gereinigte Blick das große Zusam
menspiel von Kräften, maßvoll und
verschwenderisch zugleich, kehrt zurück
zu der unvergleichlich mühelosen, nur
einem unmittelbaren Kunstempfinden
möglichen Angliederung der frühen
Gothik an ihre Bollendung und wel
kende Blüthe.
Das Auge, mit dem Innern ver
traut, löst nun leichter die vielfältige
Schönheit des äußeren. Baues in sein
Wesentliches aus. Unbeschreiblich leicht
und vornehm wirkt das Chapterhouse,
von dem Wuchs und Schwung der
Brücken, die sich auf die freistehenden
Pfeiler lehnen, anmuthig begleitet.
Reine Plastik ist nur noch sparsam
vorhanden, dafür haben die Purita
ner gesorgt. Doch giebt es neben be
raubten oder leergebliebenen Sockeln
ein gekröntes Paar voll von herber
- Anmuth der Bewegung, die im Lä
ckeln dS Mundes wiederkehrt. Dann
ist die romantische Westfront da mit
ihr:? Reihe von sitzenden Königen über
dein Mittelportal. Zeder müht sich
auf seine Weife, seine Beine in den
vorgeschriebenen Raum unterzubrin
gcn. man sieht ihm an, daß es ein tot
mg unbequem ist. Merkwürdig aber
läubisch und irdisch, von fast un.
freiwilliger Charakteristik ist daS
Land sehr früher Reliefs. Darstellun
gen aus der heiligen Geschichte, das
über den Nebenthüren eingemauert ist.
Lom Dom hernieder zieht sich die
Hauptstraße der Stadt. Menschen siu
t.'.:n hin und her, keine Hunde, keine
Oa. nur in ruhiges bewegliches
Csit, da mit einer gewissen Heiterkeit
:::tt Arbeit nachzugehen scheint,
.öne alte Fachwerkmauern giebt es,
:Ib mit schwarz, die oberen Stöckwer
ke vorgewölbt auf die Straße. Es giebt
un lies Römerthor und ein Schloß,
von Wilhelm dem Eroberer gebaut.
" Thurm ist oben und ein unver-
,'er Anblich über eine große wellig
::te i&tacr mit Dächern, die trotz
, 3 Bauches roth geblieben sind, und
ichenden Fluß, der sich zwischen
: Räumen und dem grauen Grün
- ' :rne verlicri. Der innere späte
:ziaü diente sangc Zeit als Ge-.
'. -Oten der ummauerte Burg
' s.'.lt mit Vräbern. die
rzi eine Nummer tra
; ' r'e hier Unn
ichtkt wurden olr 1 bet Gefangen
j. . f - - i "t... l . . t t 4!
schast sl irden. .Thcrk. tut fnc tht
grac, pf cd. go I' diese Wort
legt Thackeraq einem Leben kenneriu
dkn Mund, der einen Zug von St.äf
linzen an sich vorbeikommen sieht,
ftn der Dämmerung treffen wir
den Laden eineZ 'ÄltnslerS und Pw.
; toraxtien. der jeden Winkel desDomi.
' ' 1 . . A 1,W m h är. 404. ui .
,en cajinua uno je
sehe Einzelheit auf seine Platten ge
bricht und der liebevollen Äetrachtunz
jugang.na) gemaan ai. -tu
wäre diese fast pedantische Treue an,ten Gestalten ihrer Frauen hasten um
anderen unststcuten der Nachahmung! her und spähen nach billigem ttin
werthe , . I kauf. An jungen Mädchen ist kein
Wir finden ein Unttkomien in illwjl, doch haben sie einen cerdor
ner Tbeestube. die eine nicht mehr iun tmen Ausdruck. Elend und Gier ist
!ge Frau von unglaublich jugendlichem
? 4.
auslegen iil oer ae oe, iompiagcs
offen fyilt. Tie Frisch ihrer Haut
und das Weiß ihrer Zähne wetteifern
miteinander. Vollgestopft mit kleinen
Bildern, meist gerahmten Vervielfälti'
gungeu aus Zeitschriften von etwas
süßlicher Art. und zierlichem Haus
rath, der sogar auf die engen Treppen
hinauswuchert, lit ,hre Wohnung ein
echleS Beispiel des englischen Bürger
Hauses und der Niedlkchkeit und Net
tigkeit seines Behagens.
'Andern Tags am FrühstückNisch
treffen wrr mit der
Familie eines
Geistlichen zusammen
2,'can wurde
schwerlich in Deutschland so viel un -
! verbindliches Wohlwollen, ja Herzlich -
keit Fremden gegenüber finden, die
!doch so gut die Klippe der Intimität 1
l zu vermeiden weiß. Tie Höflichkeit ist
nicht Konvention, sondern ine wirk,
iche vrakttsch Bertehrssarm. die der
überflüssigen Phrasen entbehrt, sich
niemals aufdrängt und doch auf eine
sachliche Welse berett lst. in Anspruch
genommen zu werden. !
Als wir in den Tom
kommen, ist
1 gerade Beginn des Frubaottesdien -
i "es, oer tn leincr sarmgen eieriicykeil
kaum noch protestantisch xu nennen ist.
Vcr uns her bewegt sich der Zug von
Geistlichen. Sängern unv Chorknaben
in weißen Mänteln mit tief über den
Rücken fallenden weißen oder fchwar -
zen Kapuzen. Sie vertheilen sich im
, Gestühl. Frage und murmelnde Ant-
wort, ausklingend in Melodien, hüllt
fe ein. Dann jauchzt silbertönig der
Gesang der Knaben empor, ein Tri
umph der menschlichen Stimme. stei,
gend. schwebend, mit gebretteten Flu-
r .. . l r k e n
schreitet vor. gefolgt von dem alten
; u.:rn:x. mu rjtf .T.. .
'!'""- u,
steht er dann in der Mitte des Chors,
daS aufgewandte Gesicht von Geist
und Willen belebt. Seine greise
Stimme füllt das Rund mit geheim
nißoollen Flüstern, das in alle Tiefen
des Raumes eindringt, der Steinfel
ber ist S, der zu klingen scheint. Man
bekommt einen besonderen Eindruck
von der Wirkung des biblischen Stils,
wenn man ihn in den schweren, macht
vollen Rhythmen der nglischen Worte
daherbrausen hört. Und während
dann die Orgel das Schwellen und
Fallen der Töne an sich zieht und mit
herzlicher Gewalt durch di fernsten
Näum: trägt, verblassen die gelben
Flammen der Kerzen vor dem morgen
grünen Licht, das von oben nieder
schmelzend die Deckenfelder der Wöl
bungen in röthlichem Grau erstrahlen
läßt.
Als wir gegen Abend mit der Bahn
nach Norden weiterfahren, quillt Ne
beldämmerung vom Fluß und verbirgt
Mauern und Dächer der Stadt. Aber
hoch über dem milchigen Strich, nicht
mehr von dieser Welt, beinahe aufge
löst in dem zartgelben Spätlicht, er
scheint und schwindet noch einmal die
unbegreifliche Märchengestalt des
Doms.
Eine Stunde später empfängt uns
in Jork großstädtisches Leben mit sei
nem Stempel von Hast und Mühe und
Ueppigkeit. '.:an geht ein Stück auf
der alten Stadtmauer entlang, kommt
an reichen Klubhäusern vorbei Ber-
einslokale, deren Mitglieder dem Herr
schenken Hang zu Kompromissen nt
sprechend, weder beruflich noch sonst
von irgend einer Gemeinsamkeit, im
selten Fall vielleicht von einer po
litischen, gefärbt und zusammenaehal
tcn sind.
Es ist schon dämmerig, als wir den
Dom erreichen, der auf einem belebten
Platz, nicht feierlich abseits, von Ruß
und, Verwitterung gleichmäßig ge
schwärzt, aufsteigt. Das Innere von
Gestühl frei, dehnt fich einheitlich in
seinem dunkelvioletten Grau, aus
dessen Tiefen Orgelklang bervorbraust.
, Auf jede Einzelheit verzichtend, steigen
die gedrängten aulendundel empor,
verzweigen fich und tragen die seitli
chen Bogen eine einzige jedesmal
wagt es, verläßt voll unerhörter
Kühnheit die Schaar der Schwestern
und trägt auf ihrer Götterstirn die
Unendlichkeit. So finden sich im Mit
telschiff die Rippen der Wölbung zu
fammen. Auffallend ist die erhaltene Pracht
der farbigen Fenster. Ueber dreivier
tel Morgen altes Glas vertheilt sich
im Dom. Sie stammen aus der Zeit,
als Künstler und Handwerker noch
nicht zwei berschieden Berufe und
i kein getrennter Stol.z waren. So ar
bkiiete an dem Ostsenster. das freilich
die ganze Wand einnimmt, der Meister
fünf Iah, r fertigte den Entwurf,
färbte und brannte das Glas und setz
te die Stücke zusammen, bei , einem
Wochenlohn von vier Shilling voll
kommen glücklich. :
Es dunkelt und ein unbarmherziger
Küster wirst m auf die .Straße
gem meoerimieno. zrie uno inem- ( censazen aus oen g oer wionung spürte. Tas Papier, das die üble An.
heil klingend in jedes Herz. Der Kü- und Arbeit zurückgeführt. Nichts . gkwohnheit schwankenderKursempfind
ster mit seinem erhobenen Stab Düsteres, kein Drohen. Rächen nb i iiAfeit hat. trat die Herrschaft im
sau. Xt Menschenstrom nimmt tinl
' . l t . 4. ii , ,
mit in da Gewühl .eine großen
Marktplätze. Erleuchtet, Buden mit
Obst und Fischen locken da Volk.
Gekochte Muschellhi.'rt stehen auf klei.
nen Tellern, werden gewürzt und ae
schlurft, während der Äerkäufer emsig
( mit dem Aufbrechn
' Schalen beschäftig ist.
I 1 C B 1 CL s - . . t . .
der schwarzen
Ei ist Sonnabend und ffeierzeit.
Arbeiter mit bleichen, erschlafften üe
sichtern drängen sich in dem gelben
und feuchten Licht. Tie rerkümmer
ei. was ihre Blick: leuchten macht.
ri ,,, r , .
, xt an vielen nienicqen ?oi oie nou
ftrie mit ihrem Gefolge von Armuth
! und Ueberbürdung die Rassenmerkma.
l;, die gute Gestalt, das breite Kinn
, verwischt das Auge sogar, in dem
sich sonst am sichersten die Nationali
tät ausdrückt, ist erloschen oder fla
ckernd, meist international. Proletarier
hzft.
Inmitten dieses Gewühls, hart an
seiner Zuflußstelle. staut sich ein reis
von Menschen, eine Ansammlung von
Mitgliedern der Heilsarmee. ie
l sind geschaart um ihren Offizier, der
! zwischen den Landen eine kleine sechs
j eckige Harmonika schwingt, spielend
1 und taklirend zugleich. Auf seinem
! bartlosen Gesicht, das vor Anstren.
gung geröthet ist, verbindet sich der
Ausdruck milder Sachlichkeit mit einer
Art von marktschreierischem Humcr.
den man bei Bortraastunstlern ein.'S
Varietes findet. Ader r ist volllom-
men ernst zu nehmen, nimmt auch sich
selber vollkommen ernst. Männer und
! Frauen stehen singend im Kreise um
; ihn herum. Er ermuntert die Trä.
' aen. statt des Gesanges wird dann die
Melodie des oviieves gepslssen, oa.o
auch mit Händeklatschen
naise abgeschritten. Tie
eine Poio -
Schwestern
werden getadelt, sie sind steif wie das
alte Münster herzliche Freude, ver-
, mehrte Theilnahme sind der Erfolg.
Ein ganz klein wenig Koketterie liegt
vielleicht in der Unbefangenheit
der
Frauen, aber im Grunde doch die Gu -
te und Heiterkeit wahrer etigton.
hinter der Thaten sind. Wieviel ver.
lorene Existenzen, von oer wtu uno
von sich selber aufgegeben, haben diese
wi r r i. crr . . . C .
Entsagen nur Wecken. Ausbreiten.
! ..rr. ".. :t
, un gcyi vn u;ncn u. "g"-
treten vor und erzählen, wie sie zu
Gott gekommen sind, hin und wieder
von inem lebhaften praise God! des
Offiziers unterbrochen. Da ist ein
versoffener Landmann, mit der heise
ren Stimm eines jaulenden Hundes
legt er los ... Er war ganz ver.
kommen, hat kein Hemd auf dem
Leib gehabt. Tnn wurde er
gerettet praise God! und seid,
dem ist es Schritt vor Schritt auf-
wärts gegangen. Jetzt verfügt er über
Land und Haus. Es ist nicht nur gut,
es ist auch vrofitabel gewesen für ihn.
gz ist profitabel für alle die an feinem
Leben theilnehmen, es ist profitabel
für jeden, der es sieht . . Seme Sttm
me schnappt völlig über, ist kaum noch
verständlich, aber jedermann schenkt
ihm Achtung und Aufmerksamkeit.
Der Offizier stellt seine Harmonika
in die Mitte und veranstaltet eine
Sammlung. Hin und wieder klirrt
ein Silberstück auf das Pflaster, wäh,
rend er spricht und die Hörer der
pflichtet. Ein Kind mit dünnen Aerm
chen schlägt das Tamburin, seine Au
gen brennen vor Inbrunst. Ein altes
Mädchen steht aufgerichtet neben ihr,
die Schultern , gestützt auf Krücken.
Hals und Augen fast starr, mit eiser
nen Willen das leidende Gesicht zu
sammengehalien. Sie singt jeden Ge
sang mit. wenigstens bwegt sie den
Mund, aber man meint, ihre Stimme
müßte zu schwach sein, einen Ton her
vorzubringen. Zwei Stunden später treffen wir
die angewachsen Versammlung im re
genfeuchten Gaslicht auf demselben
Platz. Eine anerkannte Macht
kein Pöbel sammelt sich mit irgend
welchem Spott. Ein einziges Mal
fliegt eine Muschelschale statt eines
Geldstückes in den Kreis, niemand
lacht Beifall.
Berliner Brief.
Berlin. End Nov.
Städte haben Gesichter wie die Men.
schen uch, und von ihren Lippen tönt
verständliche Sprache zu aller Zeit, die
von den Dinge und Vorgängen, von
den Sorgen und Heiterkeiten, von den
Stemmungen und Beklemmungen in
dem Riesenkörper erzählt. Berlin
Sprache klingt in all den Wochen schon
erheblich gedämpfter, als sonst. Und
wnn die fernen, reißenden Stürm,
die über den Balkan fegen, vermuth
lich auch in allen deutschen Städten
windstill-bange Erwartungstage erzeu
gen. so mag doch der Krieg nirgends
trüber abfärben, als just in Berlin, das
sich ja sonst in minder beunruhigter
Ant vor tobenden Ausgelassenheiten
und schrillem, lärmendem Trubel, die
es auf seine Art für Heiterkeitsbemeise
und Lebensbejahung nimmt, mit zwei
felhaftem Geschmack, aber unzweifel
haftem Aufwand kaum zu fassen weiß.
Wir sind recht still geworden jetzt in
Berlin, und d! Stadt, di sonst so
selbstbewußt und so überlaut von sich
selbst zu reden pflegt, daß rundum alle
hin-.Tinge, auch wenn sie in der Nähe
gen, wie In verschwommenen, gleichgül
tigen Fernen verglitten. die fchnodde
ri,z redselig Ewdt bat sich daran ge.
wohnt, jetzt mehr aus das Horchen nach
aun. ai aus da Reden zu Haus zu
achten. Und vielleicht ist's sogar mög.
lich. daß sich Berliner finden, die nun.
mehr doch der Ueberzeugung gewonnen
sind, dofj selbst hinter dem Tempelho
ser Fld und Zofsen noch Menschen le
den. ab und zu. wie man rings um
Irkkilisse und Zschataldscha sieht,
recht ungemüthlich Menschen, die nicht
einmal auf d Bar! der Modstraße
W.W. oder auf die KasfeeiiuSplanta.
gen links und rechts von der Gedacht,
nißkirche irgend welche Rücksicht üben.
Zivar die BarS müssen immer noch
nicht klagen. Tie Tchönen der Nokot
tenviertek haben, fo viel man erfahrt,
noch keinen Entschluß gefaßt, der sie in
stillen Stunden zur Tröstung oSmani.
scher Helden verpflichtete. Borläufig
werden die Bars also kaum zu Grunde
gehen, die nördlichen Odalisken bleiben
uns erhalten. Auch wird noch jeden
zweiten Tag in neues Theater gezrun.
det. eröffnet und geschlossen und. wie
im alten Byzanz. um das jetzt der
Kampf der Bulgaren geht. fy.t man al.
Krlci munter entartet Zerstreuungen,
wie etwa die fünfunddreißig Hähne,
die man nächstens in einem natur
lich abermals zu eröffnenden Theater
bei einem Thierduell auf Lben und
i Tod bestaunen wird. TaS russische
Ballett mit seinen Tänzern, die be
j kanntlich das europäische Interesse ha
! ben. wird gleichfalls nicht versäumen.
; bic melancholisch gewordenen Ber
liner zu erheitern. Aber das eine
läßt sich trok der Karsarina und
Pcwlowa, trotz Hahnenschnäbeln und
Kokottenbars nicht leugnen: daß die
Berliner wirklich melancholisch gewor
den sind.
Tas Symbol ihrer Bcdrücktkieit ist
das Vavier. Das Bavier in iealilkiem
.2inne . . . Als das Balkangewitter
! losbrack. flattertkn die Tausendmark-
scheine auf dem Umweg über die Börse
nur so davon, und man war nicht min
der theilnehmend bewegt als erstaunt,
wie viele Menschen in Berlin Besitzer
sonst aewik nickt unanaenekmer Ä!a-
1 pire waren. Man klagte vom Be-
nnten zum Bekannten: jeder Tritte,
der den Pulverdampf von dort unten
in Türkei, wo die Böller sich die
QMt rfAluaen. an der eaenkn Nzse
I ' ' ' ' -' '
jwe fc, Lebensäußeruna an. und
das bedruckte Papier, daö Zeitungs
blatt, das täglich neues Schreckniß.
neue Berwicklungsmöglichkeiten brach
te, ergänzte die Herrschaft. Niemand
furchtet den Krieg den .großen",
den europäischen'"--, niemand glaubt
recht an ihn: aber schon den .kleinen",
der Zehntausend bisher ins Jenseits
beförderte und Städte und Dörfer in
Asche legte, schon den .kleinen" Kriez
spürten alle. Man merkt ihn nicht
bloß an den Extrablättern, die alle
Weile die Straßen durchlaufen, nicht
allein an den Camelots, die mit ihren
Rufen von Gefallenen und Gefange
nen. mit ihren verblüffenden geogra
phrschen, laut herausgeschrienen
Kenntnissen über Südosteuropa alle
Straßen, alle Tramms, alle Kaffees
erfüllen: man merkt ihn längst auch
außerhalb der Zeitung ...
In den Cafs strotzen all Gespräche
von Kavalleriebrigaden, von Angriffen
mit bloßem Bajonett, von ganz ge
nauen Beschreibungen des schweren
Artillerieparks, den die Bulgaren nicht
haben. Fast wunderbar ist es, wieviele
Militärtechniker und -taktiker sich in
unscheinbarem Zivil entpuppen, und
wie mit geradezu moltkefcber Sicher
heit die Siege des eventuellen russisch
österreichischen Zusammenstoßes jetzt
schon vertheilt sind. An den weißen
Marmortischen gerathen sich die Di
plomaten mit den Strategen in die
Haare, und die fremdklingendsten Na
men fliegen mit einer Selbstverständ
lichkeit umher, als würden Heimaths.
orte genannt. Man hat Wetten abge
schlössen und is. jetzt erbittert. Denn
alle fast müssen ihr Zutrauen in die
einst ruhmreichen Oömanenwciffen
diesmal bezahlen. Ein Schriftsteller,
der einige Jahre auf dem Balkan
als Korrespondent großer ausländi
scher Blätter, in Bulgarien, in Athen,
in Konstantinopel gelebt hatte, prophe
zeite und wettete, kaum daß die ersten
drohenden Anzeichen wahr wurden,
am künstlerisch angewehten Kaffee,
haustisch .binnen vier Wochen" auf
den vollständigen militärischen und
politischen Zusamenbruch der Türkei.
Man lächelte ihm nachsichtig zu, und
einer der bekanntesten Maler Berlins
neckte ihn, 'wenn der zuversichtliche
Prophet bei den wenigen Meldungen
noch türkischer Erfolghoffnung die
Miene doch .auf Halbmast" hißte. Der
Balkansachversiändige muß jetzt Tag
um Tag seine Weisheit im Cafe aus
packen. .Persönlich" bürgt er für den
Frieden. Ata keiner wagt diesmal
mehr eine Wette . . . Nebenan ein
Tisch, besetzt mit alten Herren mit be
sorgten Gesichtern. Ein wüthender
Artillerist, der als Antiquitäten
Händler offenbar seinen Beruf ver
fehlte, wirft mit ElevationSwinkeln
und Schrapnells um sich. Er zeigt,
wie Belgrad von den Oesterreichern in
sechs Stunden in Schutt und Asche
gelegt ist. und hat noch andere strate
gische Ausblicke. . Aber die alten
Heren bleiben stumm und sorgenvoll,
endlich sagt einer: Herr, Sie haben
keine Söhne" . . .
Xtt Krieg fahrt durch die ganze
la-jStadt mit und in jeinem Lärm tvurz
den die Geschäfte schweigsamer. Nicht
nur die großen lrporthauser. die nach
ihren Balkangeldern ausspähen und
die schwanke Zukunft der Handelßb
zikhiingen erwägen: selbst in den
Waarenbäufern. die iedt erheblich stil
lex scheinen, in allen LuruSgeschäften
glaubt man'S üu svüren. In den
HochbahncoupeS. in der Stadtbahn
fitzt man durch Zufall aber der Zu
fall wiederholt sich neben Reisen
den. die einander erzählen, wie sie
aus dem Ausland wieder heimkehrten,
weil die Gefckäste die Kosten nicht
lohnten. Ein Konfektionär versichert,
daß er sich trotz allem .nicht nervös
machen ' lasse, aber sein Freund klagt,
daß bei seinem Hause in noch nie da
gewesenem Gegensatz zu allen srüheren
Saisons kaum ein einziges Ballkleid
bestellt worden sei, ein dritter bestä
tigt das Gleiche und der erste zuckt
mit c.nzesiandener Bestätigung die
Achsel . . .
So scheint's freilich, daß die Ber.
liner deS Winters 1912 nicht mehr die
Ctetsvergnügten sind, die fönst um
diese Zeit recht lustig beim Todtschla.
cen der kaum begonnenen .Saison"
sich erheitern. Ob auch die bunten
Lichter immer noch über den Kientopp.
Palästen flimmern, ob auch die großen
, Damen der Liebe immer noch an den
kleinen Tischen n .Palais de danfe
mit ausländischen Lebemännern sou
piren und sich noch immer mehr als in
einem dröhnenden Musikcafe geniale
Nachfolger jene, .Mister Meschugge"
finden, der sich beim Dirigiren an
einem Seil an die Decke zog, um ei.
nem Pianissimo besondere Stimmung
und Klangschönheit zu besorgen
die Berliner Gesellschaft von 1312
weiß nichts von Uebermuth. Sie ist
nicht eingeschüchtert, aber sie ist ernst.
Sie will warten mit dem Festefeiern.
mit den Ballkleidern, mit dem unab
fehbaren, rauschenden Neigen der Soi
reen. Sie passen erstens nicht so recht
zu Massakerfurcht und Schlachten
mord. Und dann: man hat beträcht,
lich viel Geld verloren ... Es schickt
sich, zu Zeiten zu sparen . . .
Booth II.
B e r l i n , im November.
Der ganze Zirkus Busch ist aus
verkauft. Silterbetreßt Nothröcke
mit blinkcndkn Nickeltromveten neben
kockraaender tfarnd. davor ,wei Ses- i
selreihen. die später all die Sünder I
füllen sollen, die heute sich bekehren,
aus ihrem Pfuhl fich retten lassen.
Miserabel geblasen, klingen die ersten
biblischen Märsche vorbei. Mädchen
des Heils mit niederen Kappen, Mäd
chen mit schwarzen rothbebänderten
Schuten vertheilen Kriegsrufe, verkau
fen kleine, engbedruckte Gesangbucher.
Grell strahlen die Zirkuslichter in . die
Manege, wo man am nächsten Sonn
abend schon den großen Stierkampf
von Sevilla wird bestaunen können,
ein pferdeduftdampfendes sandfahles
Rund, worin zerknirscht allheute in
engen Bänken Büßer sitzen. Der neue
General wird von der Kanzel spre
chen. Booth H. ist von London gekom
men, der Sohn des todten Generals,
dessen Würde dynastisch erblich scheint.
William Booth schriftfestes Kind, das
das Werk des starken Donnerers fort
fetzen soll und von Mrs. Booth sich
dabei unterstützen läßt. Noch sind
General und Generalin unsichtbar.
Hinter den Kulissen, hinter denen sich
auch Max Reinhardts Mysterienspie.
ler auf die Legende von .Jedermann"
vorbereiten, rüsten sie zu frommem
Speech. Nur die blinkenden Nickel
trompeten blasen vorerst zum Preise
Gottes des Herrn, der sich entsetzt da
rob die Ohren zuhält.
Verzuckerte Nüsse werden von mo
kant lächelnden Kellnern zur Er
frischung angeboten. Ein dreijähriges
Mädchen, das ins Bett gehört, versucht
unten in der Manege, zwischen einem
ehrwürdigen Ehepaar, das sich später
in die Kni wirft einen Schuhplattler.
Und ein Knirps, nicht älter als die
Tänzerin, nimmt auf einem der Stüh
le Platz, die ausschließlich für reuige
Sünder refervirt sind, und dirigirt
mt dem Kriezsruf die Bibelgesänge . .
Alles andere harrt. Leute mit hekli
schen Wangen, mit fiebrigen Augen,
Leute mit den schweren Furchen im
Gesicht, die das Leben gräbt. Leute
mit dem einen Wunsch: sich einlullen
zu lassen. Auch Damcn im Pelz sind
da: sie kamen im Automobil. Direkt
auö Berlin W. und mit dem Lorgnon.
Dann neugierige Studenten der Hy
sterie, die Massenpsychologie treiben
wollen. Aeltliche Jungfrauen, die sei
ne besseren Ventile wissen. Aufrichti
ge und Fromme, die vom jungen
Booth das gleiche Heil erwarten, daS
die verstorbene Excellenz gab. Eine
Gruppe von Schiebern zuletzt, smart
und galgenvogclhaft. die sich die Fei
ertagsstiile um eine Viertelstunde ver
kürzen wollen. Eine Viertelstunde
nach Beginn der Vorstellung stürzen
sie sort: keineswegs, um sich auf den
Rettungöstuhl zu setzen. . . .
Tusch uird Paukenschlag: der Ge
neral erscheint. Mit großem Gefolge,
iubegriffen die Frau Generalin. Vier
tausend Menschen brüllen, schreien,
tben ihr Hoch, das Echo wirft den
Zuruf zurück. h?iter wehen hundert
weiße Schnupftücher: Peter von Ser
bien könnte sich freuen, wenn er an
nähernd fo populär wäre. Militärisch
dankt er. Zwar hat er kein Käppi auf
dem Kopf, aber er salutirt. Die
Claque auf dem Olymp be.-uhigt sich
nicht. Es ist ein wahrhast festlich!
Empfang. Dann tritt Booth II., kaum
ivtfc min sin Asfvn firtl ftf sfoikrn in I
vv(j M.w. t3fc . ( " 'Ijr
den Hintergrund. Eine Adjutintin
kommt ans Rednerpult unz eri inert
an di Sünden US verehrte-l Pul!i
kumk. In jenem süßen, gebrochenen,
zungenbiegenden. erotischen Teutsch
Englisch, da der Madge Lessin so
entzückend sieht und tn der That einen
großen Theil ihrer Erfolge ausmuht.
Nicht In, Zirkus Busch, aber im M
tropol. Ich muß freilich gestehen, bß
auch mir die Madge Lessni lieber ist.
als diese Adjutantin, die uns alle im
merzu sa ohne Weitere der Bttrucht
heit bezichtigt. Aber ich wt ß. ich b,
ein Sünder.
Tann werden Lieder gefunden. (!
ist heiß geworden, und die Dame im
Pelz sucht den fteigensen Pferd :dunsl
durch Parfüm zu mildern. Es ist
feinstes Houbigant . . . Ergctffen lieg!
daS Ehepaar in der Maneze auf Zen
Knien und oben nuf dem Pasium.
zwischen dem gestreifien Banner Olv
Englands und dem Barnec v i
ches, sind bloß di Köpfe son Bocth
und Gefolge sichtbar. Denn zer ganze
Generalstad kniet unter dem Tijch.
Tie Rothröcke blasen ine .indäch'.iae
Fanfare. lleS, was kniet. erhzt zich
und am Rednerpult erscheint Frau
General. Ein würdige Däne mit
Brille. Sie erzählt die lezenoenhafie
Geschichte eines wackeren Knabe, cer
im Hause seines Batet eine Bibel
suchte, und verquickt die Legende mt
der Geschichte eines wackeren Mannes,
der eine Generalversammlung der
Heilsarmee nicht verließ, ohne bekehrt
zu weiden, woraus zu schließen iel,
daß auch heute verschiedene Sünder an
ihre Brust pochen wllrcen ... Sie
spricht in schönem, monotonem Eng
lisch, das ein Generalstäbler neben ihr
Satz für Satz mit einer Kunst über
setzt, die einem auf die Nerven fleht,
weil r das Schlußwort immer singt,
und mit den Armen dabei immer zu
einem Saltomortale ansetzt. Tonnern-
der Applaus nach endlichem Schluß
Tn Augenblick der Begeisterung be
nutzt der Heilöleutnant, der sonst die
Gesänge kommandirt, zu der sanften
Mittheilung, daß d:e Miethe des .Zir
kus Busch" mit erheblichen Summen
verbunden fei. Nicht der geringste Ap
plauz donnert jetzt. Aber schon eilen
die Mädchen mit Schute und Mütze
von Sitz zu Sitz, die Pappendeckteller
wandern von Hand zu Hand, die Ni-
ckelstucke klirren. Eine der Offiziers
damcn giebt indeß in Arie ZUM Be
sten. begleitet vom Paukenschlag ein:s
Klaviers, das nicht fichtbar ist. Und
der General kramt nach seinem Notiz
blatt mit Schlagwörtern, stellt sich in
Positur und hält, unterstützt vom
singenden Dolmetsch, seine Thronrede
in x.euiicylano
Booth II. hat nicht die fortreißen
de, gewaltig zürnende Kraft von Booth
i. er hat ntcht ixn fchonn, ehrwur
digen Patriarchenbart des todten Ge
nerals, dem er begreiflicherweise man
ches Gute nachsagt klagend rief der
Dolmetsch aus: .Und zetzt ist er hm
er hat einen alatrailirten Altmän
nerkopf, dem die Energie und Leiden
schaft deS Baters fehlt. Er hat es
offenbar mehr mit der Milde, mehr
mit der Eleg,, und fast schüchtern löst
sich auS seinem bewegten Gestammel
die Feststellung, daß nur schwache
Menschen nicht besserungskahiq ,m be
sonderen, und daß im allgemeinen die
Menschen schlecht seien. Verzuckerte
Russe werden geknackt, belegte Brotchen
werden verspeist, verschiedene Seltcr
slaschen werden entkorkt. Manchmal
übersetzt der Dolmetsch, was der Ge
neral nicht gesagt hat. Er dichtet.
Manchmal gerathen di Worte der b:i
den in einen Zweikampf, sie sprechen
lebhast auf einander ein, der General
stäbler drängt den General in die Ecke
mit der englischen Flagge, der General
drängt seinen Offizier gegen die
Schwarzadlerecke. In eindringlichen
Dialogen spazieren sie auf dem Podi
um auf und ab. der uror überkommt
sie allmählich, und dies hat den Vor
theil, daß man nichts versteht. Ab
und zu piepst eine Kinderstimme aus
dem Parkett. Neben mir die schmale,
blasse Kleine schläft. Es ist kein
Wunder: die Uhr geht gegen zehn . . .
Rasch rüttelt sich die fromme Mutter
auf; das Wurm hat Sünden zu su
chen in seiner Brust . . . .Uff." sagt
der Schutzmann, nimmt den Helm vom
Haupt, und wischt sich den Schweiß
von der Stirn. Kein Angstschweiß
ist's. Aber die Angelegenheit beginnt
ihn zu ermüden ...
An den Wanden Plakate: Es wird
gebeten, die Versammlung nur wäh
rend des Singens zu verlassen." Es
ist nicht hübsch, daß die Heilsarmee
so schnöde von ihren Gesängen denkt.
Denn vielleicht sind sie doch noch das
Beste an dieser Pietisterei: si: weisen
den Weg ins Frei. . . .
Karl Fr. Nowak.
Wie viel Haare hat der
M e il s ch. Ein Gelehrter, der zwei
fellos nicht unter Arbeitt-überhäufnng
zu leiden hat, hat einen großen Theil
seiner Lebenszeit damit verbracht, die
Haare der Mitmenschen zi, zählen, die
ihm über den Weg gelaufen sind.
Ganz abgesehen davon, das; er sich zu
einem wahren Rechenkünstler heraus
gebildet hat, behauptet er auch, zu
einem Ergebnis; gelangt zu sein, daS
für die ganze Menschheit von großer
Bedeutung ist. Der normale Mensch
muß Ö0.U00 Haare besitzen.
Da Wichtigste.
Aber Bertha. wie konntest Du Dich
in der Nachsaison scheiden1 lassen?! Da
shriAl in Win TTnsA bfltinnl' I
7 jr ''' "jl
EiueorlainelleNeklam
Et Leier erzaM den Leipz. VI.
eke ich da gan, gemüthlich di
Milpriiuslraße enlla.!. al ich plog.
lich ei Z!vai,jigiarksick liegen sehe,
ilaurn will ich mich danach IMen.
kommt mir Ichon ein anderer ' ziwae'
d entfernt sich schleunigst damit.
Natürlich heste ich mich an seine Fer
sei,, um sehen, ob er daS loldsli!
auf dem Fuiidbureau btt Polizei ab
liefert. Anstatt dessen lief der au .
Mann in ein .ttonsitiirengeschäft und
tvmmt ach wenigen Sekunden freu ,
desiralileuo wieder berat, S. Als treuer
Bürger unserer anten Stadt halte ich
ober auf Reckit und Gesetz lind will
dein lieben Mitbürger einen fleiiu'ii
Vertrag über Tiundunterschlagung u.
s. n. halten. Da kam ich aber an die '
falsche Adresse. Ter Iitblirger nahm
mich lacle,ld an, Arm und gina mit
mir bis zur nächsten Straßn'ecke, da X
bei mit feinen !uchdaugeil immer daj
Straßenpslaster kontrollirend. Und
richtig, da entdeckte ich auch schon wie
der ein solches (Goldstück. Nun hob eö
ikiriil Begleiter aus und zeigte mlk.
daß ei nur eine Münze war, die aller
dings mit unseren ZwanzigmarkstückeN
Aehnlichkeit hatte. Auf dieser Münze
war zu lesen, daß man gegen Rück
gäbe dieser Münze in einer beliebigen
Verkmiscsiclle dafür eine Tüte Ka
tarrh.Bonbi'S erhalte. Die hatte sich .
mein Mitbürger vorhin auch schnell'
sieiiö geholt. Nun versuchte auch ich
mein Glück, und zivar mit demselben
Erfolge. Ich habe schon viele Art'n
von Reklamen kennen gelernt, aber
diese Idee impouirte mir. Und da
man obendrein noch ctivas gratiZ er
kalt, so glaubte ich. Ihren Lesen, zu
dienen, wenn ich diesen Borfall mit .
theile."
Fuchtel. In der alten preußi
fckx'u 21 rntre regierte der Stock. Un
aufhvrlich sauste cr auf die Mannsckzaf
teu nieder, und der ttorporalstoct'
schien die sickzerste Stütze der Diszip
lin. Tie Unteroffiziere schlugen auf
die Gemeinen los, die Offiziere auf bei ,
de und auf die Junker. Aber es war
doch ein Unterschied. Neben den ge
ivölnilichen Swckprügeln, die im
Tienstbetriebe wild wuchsen, und deit
Spießruilx'nkau'en, die durch gericht
licheö Erfeiiutnisz zndittirt wurden,
gab es noch eine Art Prügel von
vonlehmeierm" Charakter, das w
ren die ..Fuchtel", d. h. Schläge, Ui
ein Ossizier mit der flachen klinge :
audtlssilte. Die Junker nun. d. h. die
Offizicröaspircmteii, Avautageure. um '
den Begriff durch auch schon wieder
veraltete Bezeichungen zu erklären. .
hatten bcscmdercs Interesse an den
Fuchteln. Sie rangirteu zwischen den
Sergeanten und Korporalen, thaten
Uiiteroffiziersdienst. imten aber vvi
Stocke frei. Gefuchtelt aber dursten sie ,
olnic weiteres lwnVn. Wenn sie aber
älter wurden, die Fahne tragen diirs
ten und das Offizier-Portepee bcka -,
men, also Partepccsälmriche wiirden,
dann dursten sie erst gesuchetlt wer
den, warn ihnen zuvor das Portepee
abgenommen war. Hierzu mußte je
doch der Ebef oder ttonnnandeur des
Regiments verlier seine ZustimmitN,z
geben. So war selbst ein sonst wie ein
Offizier behandelter ninger Manu
auS gutem Hause nicht davor sicher
gefuchtelt" zu tvcrden.
Nordischer Humor. Ein
Gutsbesitzer hat Besuch von mehreren
Offizieren der nahen Garnison erhal
ten. Im Beisem der Frau Gutsbe
sitzerin nehmen die Gäste ein ganz jun
gez Fohlen in Augenschein, auf das
der Gutsbesitzer sehr stolz ist. Seine
Frau ist weniger davon entzückt. .Mir
gefällt das Fohlen gar nicht!" sagte,
sie, .eS hat krumme Beine." .Na,
weißt Du, Olga", antwortet ihr Herr
Gemahl, .ich möchte Deine Beine ge
sehen haben, als Du zwei Monate alt
warst!"
Frau Pctterlund saß vo? dem Ka
min unv vitale geoanrenvon ins
sie. Warum lachst Du?" fragte ihr
hinter einer Zeltung verschanzter
Mann artig. Ich dachte eben an
die Zeit, als Du um mich freitest.
Du batest mich, das einzige kleine
Wörtchen zu sagen, das Dich fürs
ganze Leben glücklich machen würde."
.Ja, ich erinnere mich und Du
sagtest das falsche Wort.
Hausfrau: Raroiine, yeute müssen
i. . .. x ...c v. sa ..v
IC UUUI UU l'Cll VVClIllU -OUll'lU uuu
oben auf den Schränken gut Staub
wischen die lange Frau Pettersson
kommt nämlich zü Besuch."
Unsicherer Zustand. Karlchen (au!
dem Fenster blickend): .Mama, da .
kommt Papa!" Mama: ,2luf wel.
cher Seite der Straße, mein Kind?"
Karlchen: .Auf beiden. Mama!"
(
Der Schuldner.
Hermann Häffner schuldete mir
Geld. Ztvanzig Mark. Seit elf Mo.
naten.
Neillich. als ich ihn in der Tram
babn traf, kam er darauf zu Zprecheii.
DaS ist stets ein schlimmes Zei
chen.
Hören Sie", sprach er. ich habe
jetzt damit begonnen, meine Schulden
zu bezahlen. Ich habe nur eine ganz
lange Liste mit den Namen und deir
Beträgen angefertigt. Zuerst oben
an. die weniger Anständigen, wissen
Sie, die Unangenehmen. Das uvr.
de ich dann fo der öleihe nach, voit
eben herunter, abbezahlen."
.Und ich ?"
Aber, bester Freund," rief
er:
daß
für
können Sie wirklich glauben.
öS einen Menschen gibt, den ich
AnsfäwMrtir fniTfn nTX Cri!"
JJivU if. v-v .v 5
,fl
.