Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 27, 1912, Image 2

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    Tie i'fllfanfiaaltn.
tfirrMIrf üftrr ihr ?eilkcrunl
klkMkglk.
Tik Vorgänge auf der Balkanhalb
Cnsel kann man nur verst-chen lernen
an der Hand der Völkerkunde, die
rnk einen Einblick in da Nationali-
tätengewimmel im Süden der Donau
zeigt und un eine so bunte Muster
karte entrollt, wie sie zum zweiten
Male in Europa vielleicht nur noch
im Kaukasus gefunden werden durste.
Wir wollen versuchen, im folgenden
einen Ueberblick über die Nationali
täten der Balkanhalbinsel zu geben,
wobei wir unZ auf die ?lrbeiten von
Lejean. Kanitz und anderer stützen.
Schon in den ältesten Zeiten turn
welkn sich in den Gefilden der Bai
Ianhalbinfel die verschiedensten Völ
kerschaften, die Philipp und Alezander
von Mazedonien einst zu bezwingen
suchten und für die Ergänzung ihrer
Heere ausbeuteten. Tann herrschten
hier die Römer. AIS die Hunnen ge
gen Westen durchbrechend, die Völker'
Wanderung veranlaßten, wurden die
Donauländer und zum Teil auch die
Lander jenseits deS Balkans fünf
Jahrhunderte lang der wilde Turn
rnelplatz einer großen Zahl von Völ
kern. Germanische, türkische, slavi
sche Stämme lösten einander hier ab.
Als Plünderer und Herrscher sind ihre
Namen in die wechselnde Geschichte
der Balkanhalbinsel geschrieben: Go
ten, Heruler. Gepiden, Avaren, Cha
zaren. Petschenegen, Bulgaren. Wal
lachen. Magyaren und die zahlreichen
Stämme der Slaven. Zuletzt find
im 14. Jahrhundert die Osmanen ge
kommen, haben sich zu Herren deS
Landes gemacht und von hier vor
stürmend halb Europa erschüttert.
Unter den sieben Hauptgruppen der
Aalkanvölker bilden die Türken nir
genas die Grundbevölkerung eines
größeren Raumes in ihrem Lande.
Namentlich von Griechen und Bulga
ren durchsetzt, sind sie meist inselar
tig und in den großen Städten an
kjksesskn. Zahlreiche Truppen folgten
dem siegreichen Heere. Aus Asten her
über kam der Strom dieses zur mon
golischen Rasse gehörenden Volkes.
daS in den fruchtbarsten Ebenen und
an den strategisch wichtigsten Punkten
der thrako griechischen Halbinsel sich
ansiedelte, überall die vorhandene sla
vische und griechische Bevölkerung ver
jagend und unterjochend. Gegenwär
tig haben sie sich nicht nur aus Ee
bieten, die sie verloren haben, sondern
auch aus Gebieten, wo sie noch Her
ren sind, zurückgezogen. Das türki
sche Gebiet in Europa zählt nicht mehr
ganz sechs Millionen Einwohner.
Einst stand das türkische Reich ge
wältig und groß da. Die Bekenne?
der Propheten hatten Länder erobert,
in denen das Christentum seit Jahr
Hunderten Wurzel gefaßt hatte. Den
Osmanen war es vorbehalten, die
lange Dauer des römischen Reiches
zu beenden und die Sofienkirche, in
htt fast tausend Jahre lang Christus
und die Heiligen verehrt worden wa
ren, Allah und dem Propheten zu
weihen. Zu eben der Zeit, da man
in Konstanz über religiöse Sätze stritt,
drangen die Osmanen siegreich in das
Herz' Europas vor. Damals gehorch
ten Länder von der afrikanischen
Wüste bis zum kaspischen Meere
und vom Indischen Ozean fast
bis zum Atlantischen dem Pa
dischah. Venedig und die deutschen
Kaiser standen im Tributregister der
Türkei. Doch kaum zwei Jahrhun
derte später stellt dasselbe gewaltige
Reich uns ein Bild der Zerfetzung vor
Augen. 1683 war es das letztemal,
daß die Fahne des Propheten im
Herzen Europas entfaltet wurde.
Wohl bedürfte es noch einiger Zeit,
he dem Halbmond sein ganzer Nim
lus genommen war. Noch in den
Anfang des 18. Jahrhunderts fallen
die Siege des Prinzen Eugen über
ine Türkei, und aus jener Zeit stammt
das Lied vonr edlen Ritter. Ohn
mächtig und schwach, kaum ein Schat
ten des ehemaligen Ricsenreiches fri
ftet die Türkei heute, langsam in sich
selbst zerbröckelnd, ein mühseliges Da
sein. Was den Charakter der Tür
ken betrifft, so ist er gewiß besser als
der mancher christlichen Nachbarvöl
ker. Ueber diesen Vergleichen darf
man aber nicht vergessen, wie entsitt
lichend die Jahrhunderte lange Knech
trng auf die Unterworfenen gewirkt
hat. ,
Was die Bulgare betrifft, so sind
sie nicht reine Slaven, sondern ein
Mischvolk aus diesen und dem sin
rtfchen Volke der Bulgaren, das im
siebenten Jahrhundert von der Wol
ca in die Türkei kam. Von diesen
Finnen stammt der Name, von dem
Slaven die Sprache des Volkes, das
in neunten Jahrhundert durch Metho
dius zum Christentum bekehrt wurde
und zeitweise ein großes Reich schuf,
besonders unter Zar Simeon, das
mit den Griechen in beständigem
Kampfe lag. Die Zeiten des Glanzes
siidslavischer Reiche dauerten aber nie
mals lange, das großbulgarische sowie
das großserbische gingen schnell zu
gründe. Es waren mcteorgleiche Er
seinungen. da diesen Völkern die
satenbildcnde Kraft fehlte. Krie
' :'.'tt Helden, wie den Serbenfür
: Dufchan, haken jene Länder ge-
rcfehen. Stets waren Anläufe
.: ; Rkichsbildungen vorhan
den, aber weiter ist eö niemals gekom
wen. Tie Bulgaren wohnten ziemlich ge
schlössen im heutigen Bulgarien und
Osirumelien. sowie in einem großen
Teile Mazedoniens. Westlich greifen
sie nach Serbien hinüber und im Sü
den sind sie mit Albanesen. Griechen
und Türken vermischt. Die riechen
hielt man früher für die verbreitetste
Nation der Halbinsel, weil man alle
BeZ?Nner der griechisch - orthodoxen
Religion für Griechen hielt. Von die
fer Ansicht ist man aber längst zu
rückgekommen. Da Köniaöreich
Griechenland zählt etwa 2,200,000
Bewohner. Reine Griechen wohnen
dann noch im südlichen Teile Mazedo
nienS und den Meeresküsten bis hin
auf an die Mündung der Donau
sowie aus den Inseln des Aegäischen
Meeres und an den Küsten Kleina-
siens. Die Gesamtzahl der Griechen
dürfte 7 bis 8 Millionen betragen.
Der Krieche ist dem Slaven gegen-
über dadurch im Vorteil, daß er. ge
wohnlich Handel treibend, sich mehr
entwickelt hat als letzterer, der. Haupt-
säckl cd von Ackerbau und Äiebzuchl
sich ernährend, mit der Außenwelt we
pig in Berührung kommt, während
der Grieche als Kllstenbewohner sletö
im Verkehr mit Fremden steht.
Bei der Beurteilung deS griechischen
Volksckarakiers darf man nie der
gessen. daß Griechenland im Laufe der
?kabrkunderte mehrmals die Herren
gewechselt hat. Zuerst kam Philipp
und Alexander mit den Mazeooniern.
es folgte die Eroberung durch die
Römer, die Einfälle slavischer Völker
schaften nach der Teilung des römi
schen Reiches, endlich die Unterjochung
durch die Türkei. Alle diese in Sitte.
Cbarakter und Svrache so verschiede-
un Völker haben gewisse Spuren zu-
rückgelassen, ohne zedoch den Ursprung
lichen Volkscharakter ganz zu verwi
scken. Die lanae festgehaltene An
schauung, daß die Griechen nur ver-
kleidete Slaven seien, haben versa)
dcne hervorragende Gelehrte gründlich
widerleat und in ihren Schriften über
Sitte. Ursprung und Sagen der Neu
griechen den Zusammenhang von Alt-
und Neugriechen zweiselios gemacyi.
Und wenn es keinen anderen Beweis
für die Gleichheit der alten Hellenen
und der Neugriechen gade, o wuroe
allein schon eins genügen, um letztere
als eckte Nachkommen derer zu er-
kennen, die vor mehr als zweitausend
Jahren tn der Volksversammlung oas
große Wort führten: ihr in politi
scken Dinaen unruhiger Geist und die
Leidenschaft, mit der sich arm und
reich, alt und jung, Burger uno Sol
dat mit. Politik beschäftigt. .Fünf
Kriechen, sechs Meinungen scmt ein
nationales Sprichwort, und in der
Tat haben sich die Griechen bis zum
heutigen Tage jene Zungenfertigkeit
bewahrt, die sie schon unter den Mau-
ern Trojas an den Tag legten. Auch
die Verschlagenheit. List. Gewandtheit
und Verstellungskunst, die man den
Neuariecken nachsagt, und gewöhnlich
dem Tllrkendruck und Slaver.joch zu
schreibt, war nach Homers Zeugnis
schon den alten Hellenen in hohem
Grade eigen.
Das Gebiet der Serben umfaßt
den ganzen Nordwesten des Landes,
die Striche zwischen Unna, Save, Do
nau und dem dalmatinischen Küsten-
lande. Es ist das Gebiet, das als
Montenegro, Herzegowina, Bosnien
und verdien aus unsern Karten er
sckeint. Aber nur ein Teil des ser-
bischen Volkes bewohnt das heutige
Konigsreich Serbien, ein größerer
wohnt auf österreichisch - ungarischem
Gebiet. Denn die Kroaten. Dalmati-
ncr, Slavonier und Bosniaken sind
desselben Stammes, wie ihre Bruoer
im Königreich Serbien, und nur re
liaiöse Unterschiede walten hier ob.
da letztere der griechischen, die öfter-
reichischen meist der römischen Nicche
angehören. Die serbische Geschichte
ist nickt ohne glänzende Momente.
Bald mit dem benachbarten Bulga-
r,en, bald mit dem griechischen welche
kämpfte das Volk um seine Freiheit,
bis ibm mit Stefan Nemania eine
bessere Zeit anbrach. Von den Nach-
folgern dieses Herrschers erwarb sich
den meisten Ruhm Stefan Duschan,
der Gewaltige." der sich Zar nann-
te, Mazedonien und Thessalien er-
obcrte. Bulgarien unterwarf und den
Griechen viele Drangsale bereitete.
Na seinem Tode beaann Serbiens
Verfall, und der , mutige Zar Lazar
fiel, als er sich mit seinen wach
bn der anstürmenden Türkenmacht
aus dem Amselfelde entaegenwarf.
als letzter der Serbenzaren. Die Zeit
der Knechtschaft folgte uno Dauerte
bis in den Beginn des vorigen Jahr-
bunderts. als die Freiheitskriege be-
gannen, die zur Selbständigkeit und
Unabhängigkeit Serbiens führten.
Eine ahnliche Rolle wie Serbien spiel
te das kleine Montenegro. So bezeich
nen es die Italiener, die Bewohner
selbst aber nennen es schernagora,
Sfitwir Berae. Es ist ein wildes.
etwa 8433 Quadratkilometer großes
Sebirgsland mit 2.50,000 Bewohnern,
fast durchweg Serben, die unier tötet
angestammten Fürstenfamilie sich die
Unabhängigkeit von den Türken zu
bewahren wußten und seit Jahrhun
werten mit diesen in ständigen Kämp-
ert l eaen. die den Ebaraiter roder
Raubzüge tragen. Montenegro ist
seit den Tagen Peters deS Großen
erg mit dem stamm- und religionS-
verwandten Rußland verbunden, unter
dessen Schutz ti sich bereit, 1710
stellte.
Tie Albanesen eder Arnauten sie
selbst nennen sich Skipetaren, d. h.
Söhne des Adler sind wahr,
scheinlich der älteste unter den Volks,
stammen der Balkanhalbinsel. Die
Forschungen der neuesten Zeit lassen
kcum einen Zweifel darüber zu, daß
man in ihnen die Abkömmlinge jener
Pelasger zu suchen hat. die. wenn
auch nicht die Urbevölkerung, so doch
die in vorhistorischer Zeit eingewan
derten ältesten Bewohner von Hella
bildeten. Bekanntlich wurden die Pe
lasger durch die ionische und dorische
Einwanderung auS ihren Sitzen ver
drängt und zogen sich nordwärts in
di, wilde Gebirgslandschaft zurück,
die jenseits des Sinus AmbrakituS
zwischen der Pinduskette und dem
Meere gelegen ist. Tort vermochten
sie durch viele Jahrhunderte ihre Un
abhängigkeit zu behaupten. Sie be
wahrten ihre Eigenart, indem sie
jede Vermischung mit fremden Volks
elementen von sich wiesen. Ethnogra
phisch. aber ohne daß dadurch die
Einheitlichkeit der Abstammung be
rührt wurde, zerfallen die Albanesen
in zwei mundartlich verschiedene
Gruppen, die Ehegen und die ToZ
ken. Jene bewohnen daS sogenannte
Ober Albanien und teilen sich in
eine größere Anzahl von Stämmen.
Später haben sich diese ghegischen
Stämme im Wege der Aussendung
von Kolonien auch auf der nordmake
donifchen oder altserbischen Hochebene
ausgearbeitet. Man schätzt die Ge
ftmtziffer der Ehegen auf etwa eine
Million Seelen. Die Tosken ihrer
seitS bewohnen Unter Albanien. daS
heißt die Landschaft nach Süden bis
zum Golf von Atta, und dürften un
gefähr 800.000 Seelen zählen. WaS
die Religion betrifft, fo sind unter
den Albanesen drei Konfessionen ver
treten, die mohammedanische, die
orthodoxe und die katholische. Die
große Mehrzahl des Volkes bekennt
sich zum Islam.
Ebenso wie in Bosnien und in an
deren Teilen der Balkanhalbinsel voll
zog sich auch in Albanien bald nach
der Eroberung durch die Türken ein
Massenübertritt zum Islam. Bekeh
rungsversuche hatten dabei kaum ei
nen Anteil, es war vielmehr das nackte
materielle Interesse, cas zunächst die
Grundeigentümer bewog, den ueuen
Glauben anzunehmen, um ihre Be
sitzungen zu behalten. Sie bildeten
fortan unter dem Namen .BegS und
Agas" eine Art Feudaladel, und un
ter ihrem Drucke folgte später ein gro
ße? Teil ihrer Hintersaßen dem ge
gebenen Beispiel. Ein wichtiges Mo
ment bildet der Umstand, daß die
Teilung in drei Konfessionen das na
ticnale Einheitsgefühl im albanischen
Volke niemals zu zerstören vermocht
hat. Bei allen andern Völkern der
Halbinsel bildete von altersher das
religiöse Bekenntnis das Unterschei
dungsmcrkmal. DaS albanische Volk
ist das einzige, bei dem dies nicht
der Fall ist. Nach außen hin haben
die Albanesen immer zusammengehal
ten. sobald es sich um die Bewahrung
ihrer nationalen Eigenart und um die
Verteidigung ihrer Unabhängigkeit
handelte. Als Skanderbeg . Castrio
ta im 12. Jahrhundert sich 21 Jahre
lang siegreich der türkischen Invasion
erwehrte, haben in den zahlreichen
Schlachten, die er gegen die Osmanen
schlug, die orthodoxen und katholischen
Albanesen Schulter an Schulter ge
fochten. Und als im Anfang des
vorigen Jahrhunderts Mustapha Pa
scha in Skutari und Ali Pascha in
Janina lange Zeit hindurch ihre Un
abhängigkeit von Konstantinopel zu
behaupten wußten, hat die mohamme
dänische Bevölkerung nicht weniger fest
zu ihnen gestanden als die christliche.
Die Rumänen endlich sind nach
Süden zu einer fast völligen Abrun
dung gelangt. Es wohnen südlich von
der Donau höchstens noch 200.000
Rumänen. Unter solchen Verhält
nissen scheidet daher Rumänien aus
dem Nationaliiätenstreit der Balkan
Halbinsel so ziemlich aus.
Ter Heirat spekulant.'
Er ist ein dicker, behäbiger Pariser
Kaufmann, der sich mit seinen Kolo
nialwaren ein Vermögen gemacht und
dann zur Ruhe gesetzt hat. Auf
Festen und Soireen sieht man ihn
stets mit seinen drei Töchtern, die r
gern in einem .lourgeoisen" Milieu
verheiraten möcht. .Sehen Sie."
meinte er vor kurzem zu einem jungen
Mann, der ganz die Allüren eines
ernsthaften Bewerbers zeigte. ,Char
lotte hat eine höhere Bildung bekom
men und ist eben 23 Jahre alt gewor
den.. Der gebe ich 50,000 Franken
mit in die Ehe. Marie ist 32 Jahr:,
die bekommt 80,000 und Joscphine,
die 40 Frühlinge hinter sich hat. er
hält 100.000 Franken." Worauf der
junge Wann aufs höchste interessiert
mit sanfter Stimme die Frage stell!:
Hätten Sie nicht vielleicht eine, bt
nahe an hundert ist?" ...
Di bösen Fremdwö?
ter. Herr: .Hat denn Ihr Sohn
während des dreijährigen Besuches
des Schnellkursus für französische
Sprache viel gelernt?" Frau swich
tig): O ja! Er spricht jetzt ganz 5e
fekt französisch!"
Ter Trrlzkhtk.
Humoreske von Audols Vkawrocki.
Mit unermüdlichem Drangen
suchte Frau Brasicke ihren Mann
dahin zu bringen, daß er sich ut
Ruhe setze.
Sie hatte ihre Gründe dasilr.
.AIS Rentjöh spielst 'ne janz
and're Rolle. Fritzeken!" schmeichelte
sie. .Hast et am Ende doch ooch tar
nich nötich. bis in alle Ewichkeit hin
ter'n Ladentisch ,u stehen un jeden
Fatzke een halbes Pfund Gehacktes
oder 'n paar Knobländer zu derkoo
fen. Daderfür' sind wir uns denn
doch zu jut. Un wozu haste denn det
viele Jeld uff dr Bank. wenn de Dir
für Deinen Lebensabend nich wat
Jutet jönnen willst....
Un denn de Frida! Mit de feine
Bildung, die wir ihr haben lernen
lassen, is et ihr doch fcharnierlich. in
diese Umjebung zu leben. Für 'n
jewöhnlichen Stand haben wir se nu
doch einmal nich erzogen, und wat
Feinet traut sich ja in diese olle Fett
bude nich rin.... !"
So lag Frau Bräsicke ihrem
Manne tagtäglich in den Ohren, tiö
sie ihr Ziel erreicht hatte. DaS Ge
schüft wurde verkauft, und der biö
herige Schlächtermeister erwarb eines
der schönsten Häuser der Stadt. Hier
lebte er nun als Rentier und HauL
besitze? einen schönen Tag, wie seine
Frau ihm einzureden suchte....
Anfangs wußte Fritz Bräsicke nicht
recht. waS er mit feiner Zeit anfan.
gen sollte. Er war eben zur Arbeit
geboren und erzogen worden, und so
einen Tag wie den anderen im Nichts
tun herumzulungern, das ging ihm
denn doch auf die Dauer allzu sehr
gegen die Natur. Gutmütig wie er
war. ließ er sich von seiner Frau in
Theater. Konzerte, ja sogar in die
literarischen Abende der .Klause"
schleppen, aber Gefallen fand er an
seiner jetzigen Lebensweise nicht. Es
gab Tage, an denen er mißmutig um.
herschlich und Essen und Trinken
verschmähte....
Er fiel ordentlich ab und bekam
ein krankhaftes Aussehen. DerDok
ior meinte, der Mangel einer geregel
ten Tätigkeit wäre Schuld daran
eS müßte für entsprechende Bcschaf
tigunq gesorgt werden.
.Wie wär'S. Herr Bräsicke. wenn
Sie täglich eine Stunde Holz hackten
oder sägten?" schlug der Arzt vor.
.DaS 'bringt daS Blut in Wallung
und lenkt die Gedanken ab...."
.Natürlich mußt Te Dir Bewe
gung machen. Fritzeken," sekundierte
Frau Bräsicke eifrig. .Et wird Dir
jewiß jut duhn, wenn De mir olle
Dage in'n Keller so'n bisken Brenn,
holz für de Küche kleinhacken tätst."
.Oder wie wär'S, wenn Sie sich
eine Hobelbank aufstellten und täglich
ein paar Stündchen daran hantier
ten?" meinte der Doktor.
.Dat wär't Schlechter noch nich."
pflichtete Frau Bräsicke bei. .Wenn't
für de Gesundheit iö. Fritzeken '
.Warum nich lieber gleich Steine
auf den Bau schleppen!" brauste Fritz
Bräsicke geärgert auf. .Darum bin
ick doch nich Rentjöh un Hausbesitzer
jeworden, wenn ick mir fo'n Hunde
leben inrichten soll.... Arbeiten,
jewiß. det will ick, ordentlich arbei
ten, wenn't sein muß, aber '
.Ja, dann ist Ihnen nicht zu hel
fen. Herr Bräsicke. und ich stehe für
nichts ' Damit empfahl sich der
Doktor.
.Ich' spazieren, Alter! Besuch'
Deine Fremde! Klopp ab un zu mal
'n ordentlichen Skat, oder leiste Dir
sonst wat Jutet, damit De endlich
bald wieder 'n anderes Gesicht uf
steckst," drängte Frau Bräsicke.
Es verschlug alles nichts.
Das Einzige, woran Fritz Bräsicke
noch einigermaßen Vergnügen hatte,
bestand darin, daß er sich öfter, ohne
daß seine Frau eine Ahnung davon
hatte, stundenlang auf dem Vieh
Hofe herumtrieb. Seine Laune und
sein Aussehen verschlimmerten, sich
von Tag zu Tag.
Da kam sein Geburtstag heran.
Ohne sein Vorwissen hatte Frau
Bräsicke für den Abend einige gute
Freunde eingeladen. Sie wollte wie
der einmal, wie in früheren Zeiten,
ein großartiges Eisbeinessen geben.
Die Ueberrafchung mußte ihren
Mann aufheitern, ihn auö feiner Le
thargie reißen....
Insgeheim richtete sie alles dazu
her. Gegen Abend schickte sie ihren
Mann auf kurze Zeit fort. Daß
De mir aber ja zum Abendbrot wie
der da bist. Männe!" rief sie ihm
nach. Sie wollte ihn bei seiner
Rückkehr ganz unvermittelt in die
Mitte seiner Freunde und die in alt
hergebrachter Weise hergerichtete Ta
sei führen.
Bald kamen die ersten Gäste.
. Schnell überflog sie noch einmal
daS Tischarrangement. Zu ihrem
Entsetzen bemerkte sie erst jetzt, daß
dreizehn Gedecke auflagen!
.Herrjott! Da stirbt ja einer."
murmelte sie bestürzt. .Wenn't nur
nich Bräsicke selbst is. Er Zommt
mir jetzt immer so miesepetrich vor!"
Ein namenloses Angstgefühl packte
sie. WaS tun? Eine Absage ließ sich
auf keinen Fall mehr anbringen. Je
mand so ohne weiteres von der
Straße hereinzunötigen, war doch
auch nickt gut möglich. ES war zum
Verzweifeln. '
Wieder kamen einige Gäste. Sie
empfing sie wie geistesabwesend.
Da kam ihr ein Gedanke. Der
Musiker im vierten Stock! Dem
Manne ging' nicht allzu gut. Wenn
sie den einlud der nähme gewiß
gerne an....
Rasch schickte sie nach oben.
Wenige Minuten später kam der
Musiker. Frau Bräsicke atmete er
leichtert auf. Nun waren e wenig
sten vierzehn Herren! Da Unhlil
war abgewendet.
Wenn nur ihr Mann schon da
wäre!
Während sie noch mit dem Musi
ker plauderte, klingelte e.
Sie öffnete.
Ter Lehrbursche von Raschle war
r. Der Meester könne nich kom
men. Seine Braut au Weißens
i mit ihrer Mutter da, un er muß
mit se ins Theater," meldete er.
Frau Bräsicke war ei, al hörte sie
ihr Todesurteil. Trotz de Muss
kerS, den sie sich nun unnötigerweise
aufgehalst hatte, blieb eS nun doch
bei der Unglückszahl der Tischgäste.
Und jeden Augenblick mußte ihr
Mann kommen! Dann war er der
Dreizehnte!
Eine Todesangst überfiel sie.
Der Musiker mußte wieder fort!
DaS war die einzige Rettung. Aber
wie sollte sie eS anfangen, ihn zum
Rückzüge zu bewegen?
Sie nahm sich ein Herz und teilte
ihm ihre Verlegenheit mit.
.Na, dem Unglück ist ja leicht ab
zuhelfen, Frau Bräsicke," meinte bie
fer ein wenig verletzt, zog aber den
noch ein süßsaures Lächeln, denn eS
wurmte ihn doch gewaltig, an dem
gewiß lukullischen Mahl nicht teil
nehmen zu sollen. Ich drück' mich
einfach wieder," sagte er und wandte
sich zum Gehen.
.Ach, wenn Se so jut sein woll
ten. Herr Dreier," bat sie mit verle
genem Lächeln. .Et soll Ihr Schade
nich sind. Ich pack' Ihnen 'n fchönet
Häppken in, det nehmen Se sich mit
nach oben "
.Nee. nee, lassen Se doch man.
Frau Bräsicke." wehrte der Musiker
versöhnt ab.
.Ach wat, Se waren nu doch mal
injeladen "
Sie drückte ihm eine gehäufte
Schüssel voll der schönsten Eisbeine
in die Hand und schob ihn halb und
halb zur Tür hinaus.
.Jott sei Dank, dat wär' be
sorcht," rang eS sich erlösend von
ihrer Brust, und zufrieden mit der
glücklichen Wendung der Dinge eilte
sie hinein zu ihren Gästen, die sich
bereits Bräsickcs wegen beunruhigten.
Von neuem ertönte die Flurglocke.
Das mußte Bräsicke sein. Sie stürzte
hinaus.
Herr Raschle war's! Erschrak
ken prallte Frau Bräsicke zurück. Es
fehlte nicht viel, so hätte sie ihm die
Tür vor der Nase zugeschlagen. Nun
war alles wieder auf dem alten Fleck!
Wenn ihr Mann nun kam, war er
trotz aller ihrer Versuche, es zu hin
dern. der Dreizehnte! Es überlief
sie eisigkalt....
Meister Raschle achtete nicht auf
ihr sonderbares Wesen. Als ob er
auf ein Wort der Anerkennung rech
nete, mit so strahlender Miene be
richtete er, daß es ihm doch noch ge
lungen sei, sich frei zu machen.
Seine Damen hätten sich bewegen
lassen, allein das Theater zu besu
chen. Er habe nur die Verpflichtung
übernommen, sie von dort abzuholen.
Auf diese Weise sei es ihm möglich,
an dem fidelen Abend teilzunehmen.
Denn, fidel mußte eö werden, dafür
würden er und seine Freunde schon
sorgen.
Frau Bräsicke war anderer Mei
nung. Die Angst drückte ihr fast
das Herz ab. Ohne recht zu wissen,
was sie tat, nötigte sie Herrn Raschle,
näher zu treten. Währenddessen
überlegte sie, ob sie nicht den Musiker
wieder holen lassen sollte.
Da stampfte es die Treppe hinauf.
Diesmal war's wirklich Fritz Brä
sicke. Sie flog ihm, ganz gegen ihre
Art, mit stürmischer Hast entgegen
und warf sich ihm wortlos an die
Brust. Er war ja doch, trotz aller
ihrer Vorkehrungen, der Dreizehnte
und als solcher dem Schicksal ver
fallen ....
Fritz Bräsicke war ordentlich ge
rührt von so viel Zärtlichkeit. Na
ja, es war ja Geburtstag heute! Da
her dies überwallende Gefühl! Er
war merkwürdig aufgeräumt. Frau
Bräsicke kannte ihn nicht wieder, als
sie ihn bei Tisch beobachtete. Seine
Ausgelassenheit war ihr geradezu be
ängstigend. Das war gewiß schon
ein Vorbote seines nahen TodeZ....
Sie war den ganzen Abend mit
rührender Zärtlichkeit um ihn be
sorgt. Oft mußte sie sich abwenden,
um' heimlich eine Träne aus den Au
gen zu wischen. Er war doch immer
ein so guter Mann gewesen!
Der Abend war in ausgezeichneter
Weise verlausen. Die Gäste hatten
sich entfernt. In der guten Stube
saßen Bräsicke und Frau in trauli
chcm Geplauder.
Das heißt, eigentlich führte Bra
sicke das Wort allein. Seine Frau
lehnte sich, dicht au ihn geschmiegt,
wie er's seit Jahren kaum mehr ge
sehen, das Herz zum Brechen schwer,
wortlos an seine Brust.
Nach längerem Schweigen richtete
sie. mlihsam ihren Kummer derber
gend, die Frage an ihn, ob er sich
noch recht glücklich fühle. Eigentlich
meinte sie gesund, wagte ei jedoch
nicht aukzuspreazen.
.Warum soll ich nich glücklich
ind?"
.Na. haste jar keinen Wunsch nich.
Fritzeken?"
Er sah sie groß an. Wenn er den
Augenblick wahrnahm. Er zögerte.
.Wenn't nach mir jinge," begann
er diplomatisch.
.Siehst?. Fritzeken. Du bist nich
ilücklich! Jedacht hab' ick mir woll.
daß Dir wat fehlt
Aui ihren Worten sprach eine ihm
dollig unverständliche und unbegreis
liche Angst.
.Sag' doch man bloß.... Wat
an mir iö. Fritzeken. ick will ja jern
alle duhn." Sie streichelte ihm
zärtlich die Wangen.
Fritz Bräsicke räusperte sich einige
Male. Er kampste mit einem Ent
schluß. Endlich sagte er. wie um sich
Mut zu machen und jeden Wider,
spruch im Keime zu ersticken, in dar
schem Tone: .Na ja. wenn't durch.
aui wissen willst, ich hab' die Ge
schichte hier jründlich satt. Ich dank'
sor san Leben....
Frau Bräsicke zuckte schmerzlich zu
sammen. Er hatte also richtig schon
eine Todesahnung. O Gott, wenn
sie ihm doch nur noch irgend eine
Freude machen konnte!
.Aber. Fritzeken," redete sie ihm
gut zu, .wenn Dir det Leben ss nich
paßt, na, denn richt' et Dir doch an
nerS in! Wie sollt'S denn sind, he?"
.Wie't frieher war!"
Fast schrie er die Worte heraus.
Er wartete, daß infolge dieser Er
klarung die Milde und Nazgiebig
keit feiner Frau fchwinden, ihre
Zärtlichkeit sich inS Gegenteil ver
wandeln würde.
DaS geschah nicht.
.Du möchst also wieder in't Je
schäft?" Tie Frage klang sanft und
nachgiebig.
.Ja. Mutter, und . . .
Er wollte ihr sagen, daß er hinter
ihrem Rücken bereits Schritte getan
hätte und fest entschlossen gewesen sei.
sich dem alten liebgewordenen Berufe
wieder zuzuwenden. Er sprach ei
nicht auS. Warum gleich mit der
Tür ins HauS fallen? Allmählich
wollte er sie vorbereiten, denn er
wußte, wie wenig ihr daran gelegen
war, die Frau Meisterin zu spielen.
Sein Erstaunen war grenzenlos, als
feine Frau erwiderte:
.Na. wenn Du meinst, Fritzeken.
dat De Dir in Deine jewohnte Be
fchäftigung jlllcklicher fühlen würdest
meinethalben, mach'd wie De
denkst ick vor mein Teil bin janz mit
einverstanden
Er riß sie stürmisch an sich.
Mutterken, det is dat schönste Je
burtstagsgeschenk, daS De mir ma
chen kannst!" rief er jubelnd auS.
.Nu werd' ick wieder 'n Mensch, 'n
richtiger Mensch, Mutterken. Nu
sollste mal sehn, det ick ooch als
Fleischermeester 'ne Rolle spielen
wer'.... Herrieh, Mutterken, ick
leb' ordentlich wieder usf...."
Sie nickte mit einem gezwungenen
Lächeln. Tiefes Weh faß ihr im
Herzen, denn sie wußte eS besser . .,. .
Ohne Verzug richtete Bräsicke im
eigenen Hause sein Geschäft ein und
ging bald wieder mit gewohnter
Tüchtigkeit seinem Berufe nach.
Seine Frau umgab ihn mit so viel
Liebe und rührender Fürsorge, daß
er wirklich wieder recht auflebte.
Jahre vergingen.
Bräsicke spielte längst eine Rolle.
Er war Stadtverordneter, Waisen
rat und Kirchenältester. Na, mehr
kann man von mir doch nich berlan
gen!" meinte er stolz.
Frida war nun doch die Frau ei
nes besseren Beamten geworden, der
sich im Hinblick auf die beträchtliche
Mitgift ohne Nasenrümpfen in die
.olle Fettbude" getraut hatte.
Frau Bräsicke hatte über daS alles
so ihre eigenen Gedanken. .Wer
weiß, wie't noch jekommen wär',
wenn ick damals nich nachjejeben
hätte . . ." meinte sie. er war doch
nu mal der Dreizehnte!"
Ter schottische Geiz.
Die Schotten sind durch ihre Hart
näckigkeit ebenso bekannt, wie durch
ihren Geiz. In einer kleinen Stadt
in Schottland hatte ein Straßenpredi
ger unier den Neckereien und Stö
rungen deS Mobs zu 'leiden und
wandte sich an einen Polizisten, daß
er die feindlichen Elemente vertreiben
möge.
..Das wäre einigermaßen schwierig
meinte der Polizist da man
einen fo großen Menschenhausen nicht
leicht auseinander treiben kann. Aber
ich wüßte. 'was ich an Ihrer Stelle
täte."
.Nun. wnS denn?"
.Ich würde mit dem Hut sammeln
gehen; Sie würden sich wundern, wie
rasch der Mob sich verziehen wür
de."
EineandereSache. Psar
rcr: Schau, Sepp. wie kannst Du
Dich nur so betrinken! Selbst daö
liebe Vieh weiß, wenn es sauft, wann
tl aufhören soll!"
Sepp: Ja. Herr Pfarrer, wenn
ich Wasser trink', nacha weiß ich auch,
wann i aufhör'n soll!" '
' ' iSnnia InifilUll.
STIrt ftte tun mxanlttUtmWtn
et XUniiic" in vnlad reichtet.
Dem heldenhaften Marconitelegra
phisten '.er Titanic". I. G. Phil
lip. soll in feiner Vaterstadt Godal
ming in England ein Denkmal er
richtet werden. Dieses Denkmal wird
sehr stark von den traditionellen For
men pietätvollen Gedenken abweichen
und bedeutet einen großen Fortschritt
im Vergleich zum üblichen schablo
nenhaften Standbild oder zur bann
len Herme, zu der dai fröhliche junge
Antlitz des heldenmütigen Toten auch
nicht recht passen würde. Da Denk
mal wird ein Arkadengang fein, m.:,
einem kleinen Gurten in der Mitte
und regen und windgeschützten S
Plätzen. Durch die äußeren Arkaden
bleibt der Ausblick in eine besonder
schöne Gegend frei, und ein kleine:
Trinkbrunnen wird den praktischen
Wert der kleinen Anlage erhöhen.
Gewöhnlich, so schreiben die .Ti
meS' bei dieser Gelegenheit, wählt
man bei einem öffentlichen Denkmal
nur zwischen einer Statue und ei
nein Brunnen, und niemand fragt
danach, ob das geringste Verlangen
nach irgendeinem von beiden vorhan
den sei. In den größeren Städten
zieht man meist Statuen vor. da man
sie für künstlerischer hält; und alle,
was man von ihnen verlangt, ist,
daß sie einigermaßen einem mensch!:
chen Wesen gleichen, das in tiefsinni
gen Betrachtungen über nichts
sitzt oder eine beredte Ansprache an
niemanden hält. Wird ein Brunnen
errichtet, so trinkt gewöhnlich kein
Mensch daraus, und ist es eine Sta
tue. so blickt sie keiner an. Die Stadt
aber fühlt, daß sie ihre Pflicht gegen
sich selbst und ihre werten Bürger
erfüllt und die Kunst" gefördert hat.
In Frankreich, dessen große Armee
von Statuen in rascher Zunahme be
griffen ist. werden sie gewöhnlich von
einer besonderen Klasse von Bildhau
ern angefertigt, die ausschließlich zu
diesem Zwecke zu leben scheinen. AvS
irgendeinem geheimnisvollen Grunde
werden sie. und nicht die wirklichen
Künstler, von den Behörden begün
stigt. und ihr Geschäft" vererbt sich
oft vom Vater auf den Sohn, ganz
als wären es Kaufleute oder Börsen
makler. In England ist die Produk
tion derartiger Kunstwerke" nicht so
Mr5i 'rtrtttftfMf ri1 Vt WrtHh
yiuiiutiu utuuisti-w. iwu viw jku- .
frage geringer ist. Doch auch Hier
gibt eS Bildhauer, die vom öffentli
chen Pflichtgefühl leben und die Kon
terfeis von großen" Menschen, ob
tot oder lebendig, mit allem nötigen
allegorischen Beiwerr liefern, ' auch
wenn sie sie nie gesehen, ja selbst nie
von ihnen gehört haben, ehe sie den
Auftrag erhielten, deren Tugenden zu
verherrlichen.
Ein großer, phantasicvoller Kunst
ler, der in voller Freiheit arbeitet,
kann sehr wohl seine Kunst in der
Statue eines großen. Mannes auSle
ben. der auf seine Phantasie Eindruck
macht. Rodin tat es in feinem .Bal
zac". mit dem Resultat, daß sein
Werk zurückgewiesen wurde. Denn
seine Auftraggeber erwarteten ei
menschliches Wesen, das plausibler
weise Balzac" genannt werden könn
te, während er, der nicht vorgab. Bul
zacS äußere Erscheinung zu kennen,
eine Gestalt schuf, die seine eigene
Vorstellung vom Genie Balzacs aus
drückte. Bei unseren Denkmälern",
meinen die Times", erwartet ' nie
mand ernstlich, daß sie für irgend je
.Cttösf tyrtWAtTiS ritt
IliUllV llUt XiUVUl, VI 0 n)lUlil! t3 Wtl
der Freude seien. Doch ein Denkmal
verdient seinen Namen nicht, wenn
jeder es so rasch als möglich zu ver
gessen trachtet, nachdem es enthüllt
worden ist. In Godalminq hat man
all dies erwogen; jene Wandelhalle
wird benützt, nicht vergessen werden."
Z u e i n e r e r r e g t e n A u S-
einandersetzung kam es auf der Kur-
Promenade rn Meran. Gras v. Holn-
stein, erbliches Mitglied des Reichs.
rats der Krone Bayerns und Rittmei-
ster der Reserve, versetzte dem ersten
Gatten seiner Gemahlin, dem Ritt
meister der Reserve. Günther v. Pütt
kamer einige schallende Ohrfeigen.
D Vorgeschichte dieser Affäre ist sol
ende: Herr v. Puttkamer hatte seine
frühere Frau, die jetzige Gräfin Holn
stein, in schwerster Weise beleidigt.
Graf Holnstein forderte darauf Herrn
v. Puttkamer und übergab die Ange
legenheit dem militärischen Ehrenrat.
Hier konnte aber der Graf keine Ge-
nuatuung erhalten, weil Herrr v.
Puttkamer sein Ehrenwort gab, daß
er die schweren beleidigenden AuS
drücke nicht gebraucht habe. In einem
zu gleicher Zeit laufenden Privatbe
lkidigungsprozes; gegen die Schwieger-
mutier des Herrn v. Puttkamer. eml
Frau v. Pl., war jedoch durch Zeugen
eidlich festgestellt worden, daß Herr v.
Puttkamer angeblich die ihm vorge,
worfenen Beleidigungen doch ausge
sprochen hate. Nachdem der Ehrenrat
die vom Grafen v. Holstein vorge
schlagenen Zeugen nicht vernommen
und einen ungenügenden Ausgleich
vorgefchlagen hatte, wandte sich
Graf Holnstein an das Militarkabi
nett, das indes die Berufung verwarf.
Graf Holnstein entschloß sich infolge
dessen, sich persönlich Herrn v. Pütt
Puttkamer, auf der Kurpromenade
und ohrfeigte ihn in der Erwartung ,
daß er sich nunmehr zum Austraa ml'
der Waffe stellen wird.