Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 18, 1912, Image 7

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    Omaha Tribüne, Montag bei !?. November 1912.
Ix-
Zaunpfosten auS Concrete.
Äli Matnwl für die Hkrslküunq
von Zaunpfostkn hat Concrete" richt
nur sehr wenige der Nachteile und f
put wie olle Vorteile der Holzpfolten,
sontxrn e ist auch in mancher Bezie
kmng dem Holz überlegen. Zwar ist
ihre Hersiellung lvvhl meistens etwas
kostspieliger, doch nach Verlauf von
B Jahren besten Holpsosten nur noch
etwa ein Drittel bis zur Hälfte ihrer
ursprünglichen Stärke, während
Concrete mit dem Alter an Stärkt
nimmt und keiner Reparatur fce
darf. Weder Wind und Wetter, och
Feuer vermag ihm etwas anzuha
ben. Unter gewöhnlichen Verhältnissen
halten Concrctepfosten für ewig, und
selbst wenn im Laufe der Jahre der
eine oder andere durch zu starke Ve'
lastung brechen sollte, so ist eS billi
per, diese durch neue zu ersehen. 18
einen ganzen Zaun mit halbversaul
ten Pfählen mit anderen Pfählen auS
demselben wenig dauerhaften Mate
rial zu versehen. Zudem haben Con
crete-Psosten ein gefälliges Aussehen
wegen der gleichmäßigen Größe und
ssarbe und der Regelmäßigkeit ihrer
Linien.
Bei einiger Uebung und Gewandt
foit ist es für den Farmer nicht sehr
schwierig, die ConcretePfosten selbst
kinzufertigen. Das dazu verwandte
Material besteht aus grobem, reinem
Sand und Kies, gebrochenen Steinen
f. "
s??Mi
knbansicht einrr Form für einen drei
eckigen Pfosten.
ijuno gemein, ur oie jaeajicncu.
r VnAfiVtitti.n rtfort rtftntfTV
ItljtlULlUJtlll fci.lvti vi.w
Vorschriften, die nicht außer Acht ge
lassen werden dürfen. Der Sand
muß vor allen Dingen rein, und nicht
zu fein sein. Den besten Sand findet
man meistens in Flußbetten. Auf je
iftxi Teile Sand sollten etwa vier
.eile Kies, zugesetzt werden, wobei
alle Körnchen von weniger als 14
Zoll Durchmesser als Sand betrachtet
werden. Die zerbrochenen Steine
Granit und Kalkstein sind am besten
dafür sollten scharfe Kanten ha
ten, damit der Mörtel leicht daran
hängen bleibt. Der beim Zermalmen
des Steins entstehende Staub braucht
nicht ausgesiebt zu werden, giebt viel
mehr dem Concrete" eine größere
Dichtigkeit und Stärke und verringert
die erforderliche Menge Zementmör
tel. Von den beiden Zementarten, die
hier -auf den Markt kommen, dem
natürlichen (auch Rosendale oder
hydraulischer Zement genannt) und
dem Portland - Zement, wird mei
stens der letztere für Concrete-Mi
jchungen vorgezogen. Der Zement
muß vor der Mischung vollkommen
trocken gehalten werden.
tlrt der Befestigung dcS DrahtzaunS
an dem ConcrctcPsosten.
Die zur Anfertigung der Concrete
Pfosten nötigen Formen werden auS
Stahl oder aus Holz gemacht, und
war entweder für jeden einzelnen
Pfosten separat, oder zusammenhän
gend. für mehrere Pfosten. Die
Stahlsormen sind leichter, bequemer
... lMVC.s... . . V s, . i. Mftt.
411 uiiuyuvcu uuu jjiuui 11
eine glattere Oberfläche und gefällt
gereS Aussehen. Bei Bestimmung der
starke und Länge der Pfosten muß
die Beschaffenheit deö Erdreichs in
Berücksichtigung gezogen werden, in
welches sie gesetzt werden sollen.
Hölzerne Formen, die für gewöhn
liche Farmzwecke vollkommen genü
gen, sind unschwer herzustellen. Am
besten geeignet dafür ist weißes ich
tenholz, doch kann auch eine billigere
Holzart verwandt werden. Formen
au zweizölligen Planken, an beiden
Seiten behobelt, geben schöne Pfosten.
?och erfüllen auch dünnere Bretter
ihren Zweck, wenn sie gut befestigt
lnd mit Streben versehen werden.
Um den Pfosten ein gefälligeres
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Oberes Vild: Form für viereckig, Pfoste,,, Untere!
dreieckige Vsvften.
Aussehen zu geben und um den WuchZ
bei Baumstammes nachzuahmen,
pflegt man nicht selten etwas ab
zu schrägen, sodaß der untere Teil
stärker und breiter ist, als der obere.
Die dadurch erzielte geringe Crspa
rung an Concrete wird durch die
Mehrkosten der Zimmermannsarbeit
und deS gebrauchten Holzes wieder
aufgehoben. Wo eS daher dem Far
mer nicht auf das Aussehen ankommt,
sind die Pfosten von liberal gleich
mäßiger Stärke ebenso gut, wie die
nach obenzu sich verjüngenden. Manch
mal läßt man diese Verjüngung bei
den viereckigen Pfosten auch nur auf
zwei, Seiten eintreten, wofür dann
die Formen natürlich entsprechend ge
ändert werden müssen. Um allzu
scharfe Kanten zu vermeiden, das
lxißt um die Kanten ein wenig abzu
runden, kann man an den Seiten der
formen einen, die Winkel ausfüllen
den Streifen Sackleinwand oder
Leder befestigen, oder auch die W'nkel
mit etwas Lehm verschmieren, oder
dreieckige Holzstreifen hineinlegen.
Anstatt der viereckigen werden auch
käufig dreieckige Pfosten angefertigt
Die dafür erforderlichen Formen sind
leicht herzustellen und da bei der
Stellung der Bretter die Anbringung
von Streben und Stlltzpflöcken viel
leichter ist, als bei den viereckigen
formen, so brauchen die Bretter nicht
dicker zu sein, als 1 Zoll. Am Ver
bindungspunkt werden die Bretter
durch Eisenbänder zusammengehalten
und verstärkt, wie auS der ersten
Abbildung ersichtlich ist. Von den
größeren Abbildungen veranschaulicht
die erstere eine Form für viereckige
Pfosten von überall gleichmäßiger
Stärke, die zweite eine folche für
dreieckige Pfosten, und zwar können
in diesen Formen je sechs Pfosten aus
einmal angefertigt werden. Die Län
ge ist 7 Fuß die Stärke bei den
viereckigen 5 bei 3 Zoll. Um das
Anhängen des Concrete an die For
men zu verhindern und um den Pfo
sten eine glattere Oberfläche zu geben,
ist es ratsam, den Formen inwendig
emen Oelanstrich zu geben oder sie
mit weicher Seife einzuschmieren.
Um den Concrete-Pfosten eine noch
größere Stärke zu geben, werden
Stahlsiangen. Barren oder Drähte
durch die Mischung gezogen (reenfor
ced concrete). Für die Anbringung
dieser Stangen oder Drehte in den
Formen gibt es verschiedene Metho
den. auf die hier nicht weiter einge
gangen werden soll. Es sei jedoch noch
besonders betont, daß die Concrete
Mischung wenigstens 2 bis 3 ?age
in dcn Formen bleiben muß, ehe dies?
entfernt werden; denn erst dann hat
sich die Masse genügend verhärtet, um
gegen Risse und Sprünge gefeit zu
fein. Auch fei hier noch auf die Art
der Anbringung der Drähte an den
Concrete Pfosten hingewiesen. Nicht
ratsam ist es. für diesen Zweck Kram
pen in die Pfosten zu versenken, weil
diese später leicht ausrasten, noch
durch die Pfosten Löcher zu siechen,
weil dadurch die Stärke der Pfosten
beeinträchtigt wird. Die einfachste
und leichteste Methode ist die. um den
Pfosten einen etwas dünneren Draht
zu legen, als der eigentliche Zaun
draht, und letzteren damit fest
zu umwinden, wozu eine Art Metall
klammer verwandt wird, wie es die
nebenstehende Abbildung zeigt.
Hcrbstlaub für dcn - HZarten.
Die Verwendung des Herbstlaubes
im Garten ist sehr -vielfältig. Läßt
man es in nichtzu hohen Haufen, die
häufiger umgesetzt werden, liegen, so
j fällt es in etwa zwei Jahren zu einer
schwarzen, lockeren Masse, der für
1 viele Gartenkulturen so wichtigen
Laubcrde. Aus den Komposthaufen
gebracht, lockert es diesen und reichert
ihn auch mit Stickstoff an.
Im kommenden Frühjahr kann daS
! im Herbst gesammelte Laub dem Gar
.tenfreund als Hilfsmittel zur sruhzei
j tigen Anzucht neuer Setzpflanzen die
! nen. Man benutzt es zur Herstellung
der sogenannten Laubbeete. Mitte
März, aber nicht früher, wird an der
wärmsten und geschütztesten Stelle des
Gartens eine Grube von iy2 bis 2
Fuß Tiefe. 10 bis 12 Fuß Länge und
4 Fuß Breite ausgeworfen und ahn
lich wie das Mistbeet mit einem Rah
men auS Brettern eingefaßt. Nun
bringt man in die Grube Laub hinein
und tritt el fest. Diese festgestanzte
j Laubschicht soll etwa 12 bis , 16 Soll
Bild: Form für
dick sein; auf ihr breitet man eine
etwa 'Zoll hohe Schicht guter, durch
gesiebter Erde. DaS Ganz wird mit
Fenstern bedeckt, und da Laubbeet ist
fertig, daS nun zum Treiben von Ge
müse und zur Anzucht von Pflanzen
auS Samen benutzt werden kann. ES
wärmt nicht so stark wie daS Mist
bect. dafür ober ist seine Wirkung an
haltender. Jedenfalls gelingt es. mit
dieser einfachen und billige Borrich
tung. Setzgut Ende April oder An
fang Mai zu erzielen.
Auch bei der Anlage deS Mistbeet
kastenS kann Herbstlaub Verwendung
finden. ES empfiehlt sich sehr, die
unterste Schicht der Packung au
Laub herzustellen: denn das Laub
hält als schlechter Wärmeleiter die
vom Mist erzeugte Wärme zusammen,
läßt sie nicht so leicht in den kalten
Erdboden entweichen.
In der freien Natur bildet daS ge
fallene Laub während des WinterS
eine vorzügliche Schutzdecke für die
Pflanzen. Unter ihm überwintern
sicher die niedrigen Waldkräuter, und
auch die oberflächlichen Wurzeln der
Bäume werden durch das Laub in
schneelosen Wintern vor Frost ge
schützt. Darum eignet sich auch das
Herbsilaub sehr gut zum Decken frost
empfindlicher Pflanzen im Garten.
Zu diesem Zwecke müssen wir das
Laub frühzeitig bei schönem Wetter
im möglichst trockenen Zustande sam
meln und es auch trocken im Schuppen
unter Dach bewahren. Im Spätherbst
bereitet man inzwischen die empfind
lichen Gartengewächse für den Win
terschutz vor. Man putzt sie auS. ent
fernt alles Abgestorbene und steckt
ring? um die Pflanzen entsprechend
groß Stäbe, die unten etwa 6 bis 10
Zoll von der Pflanze abstechen, oben
aber über ihr zusammengebunden wer
den. Setzt dann der Frost ein. ist der
Baden leicht gefroren, so füllt man
den Raum zwischen den Pfählen mit
trockenem Laub, schichtet auch Laub
am Boden an der Außenseite auf.
dann bedeckt man es mit Tannenzwei,
gen oder Strohmatten und bindet
diese mit Weidenruten fest. In die
ser Packung bleibt die Pflanze vor
Frost und Nässe geschützt, bis man
Ende Februar allmählich mit der Lüf
tung der Decke beginnen und die
Packung nach und nach, je nach der
Witterung, wieder fortnehmen kann.
Die Natur in Wald und Au ist
unsere Lehrmeisterin in Verwendung
des Herbstlaubes. Wir müssen ihrem
Beispiel folgen und daS Laub zweck
mäßig ausnutzen. Aus dem Garten
darf kein welkes Blättchcn fort; wir
müssen es dem Boden, der eS erzeugt
hat. wiedergeben. Wir verbessern
ihn dadurch, denn Laub macht daS
Land gar nicht so taub, wie man frü,
her meinte.
v
Egge für füf Pferde.
Auf den Feldern, auf denen Win
terweizen gezogen wird, ist viel Arbeit
mit der Egge zu tun. und die meisten
Farmer gebrauchen dazu die von vier
Nseden ae,oaene Eaae mit einfacher
Einspannung. Auf größeren Farmen
Wiro oann nnetxr nie im
Pferde eingerichtete Egge mit doppel
ter Einspannung. jede für drei Pfer
de. in Anwendung gebracht. ES
kommt indessen vor. daß der Forme,
aus diesem oder jenem Grunde kein
seck Vferde ,ur Verfügung bat. son
dern vielleicht nur fünf, und für die
sen Fall hat m sinoiger Farmer 0,
bier abaebildeie fünfpferdige Zug.
Vorrichtung erfunden. Sie besteht
auS zwei 2 ver vzomgen &tuatr
Fichtenholz, je fünf Fuß lang, in di,
"W
, . . 1 1 1 i , I , I 1 I l'l I II 11 !
einen Fuß vom äußeren Ende (bei N
ein Loch von V Zoll Durchmesser ge
bohrt wurde. Diese Stücke wurde,
bei F an die Einfpannung der Egg
befestigt, so daß die längeren Teil:
nach innen zu liegen. An den äuße
ren Enden (bei Ik) wurden dann rt
tels kurzer Eisenfiangen (I)) die zwei
spannigen Zughölzer befestigt und an
Ende eines jeden der längeren Teil,
(A) zwei Stangen (C) angebracht, di
vorn zusammentreffen und an d!
dort der Zugschwengel sür daS fllnft,
Pferde befestigt wurde. ,
, v fW nicht stellten.
Clizz da Elfe lasst.
Sie lieh da Auto an einer Ecke
der stillen, vornehmen Straße he
Berliner Westen halten und gebot
dem Chauffeur, zu warten. ,
Und wenn ich zurückkomme, sofort
im schnellsten Tempo nach Bahnhof
Friedrichstraßt', sagte sie im Tone
der verwöhnten, vornehmen Frau,
deren Befehle blindling ausgeführt
wurden.
Der Mann mit dem verschlossenen
Gesicht unter der Ledermlltze nickte de
vot.
Gnädige Frau können sich aus
mich verlassen..."
Da ging Lona von Terzschewika.
Ihre Schritte, die zuerst hastig und
unüberlegt dorwart strebten, wurden
erst dann langsamer, al sie fühlte,
daß die neugierigen Blicke der Bor
übergehenden ihre wundervolle Jizur
mehr, al nötig war, streiften, den
kostbaren Mantel und die kecke, kleine
Reisemühe. die ihr goldhellei Haar
nur wenig bedeckte.
Sie brauchte sich ja auch gar
nicht so zu beeilen. Da drüben, wo
die grüne Eseuwand an der roten
Steinmauer ein so unvermutete Jd.,l!
in da Großstadtmilieu hineinbrachte,
war ja 'chon die Töchterschule, die
ihr Kind seit zwei Jahren besuchte.
Sie wußte ganz genau, wie Anneliese
damal ihre Hand festgehalten hatte,
als sie au purer Neuaier mit dem
Fräulein zu diesem ersten Schulgarg
mitgegangen war.
.Ich will da nicht hinein und ler
nen. Hilf mir doch. Mama..."
Aber sie hatte die ausgestreckten
Hände lachend zurückgeschoben und
da ganze, kleine, widerspenstige
Puppchen dazu.
.Ach Gott. Kleines ... mir isi'S ja
auch nicht recht, aber du weißt doch,
Papa will eS nun einmal, daß du
mit den andern Kindern zusammen
unterrichtet wirst. Aber laß nur, da
für bekommst du fetzt alle Tage die
dopvelte Pcrtion Konfekt von mr.:
.Der Papa will eS nun einmal . . .
Die schöne Frau blickte sich er
schrecken um. War eS ihr doch eben
gewesen, als ob binter ihr die Gestalt
deS ManneS drohend auftauchte, des
sen Willkür sie sieben Jahre lanz
preisgegeben war. dessen Pedanterie
und BureaukratismuS sie auS dem
Haufe getrieben, fort von dem Kinde.
mit dem sie oft so suß und toll ge
spielt... ganz fort...
Frei war sie, erlöst von dem vm
erträglichen Zwange, die pflichttreue
Frau eineS AlUaqsmenfcken zu fein.
seit nahezu zwei Jahren frei.
In der Scheiduna war ihm daS
Kmd zugesprochen. Was tat es ,hr?
Sie hatte ja ihre geliebte Kunst wie
der, ihren neu emporblühenden Ruhm,
eine der größten Schauspielerimien
Rußlands zu sein. Die einflußrei
chen und vielen Freunde taten das
Uebrige, daß wieder alles ganz so
wurde wie fruber, ehe der schwerfal
lige Deutsche Richard Hillmann in
ihr Leben gekommen war . . .
Ein ganzes Jahr dachte sie kaum
noch an das verlassene Heim, an das
Kind in Berlin. daS jetzt von Vae:
und Großmutter allein erzogen wur
de. Bis mit einem Male, mitten h
ihren rauschenden Erfolgen, in toller,
übersättigter Lebensfreude die Sehn
sucht wach wurde. Wie ein wild'S
Tier überfiel diese Sehnsucht ihre
Seele und nährte Haß und Neid ge
gen den einstiaen Gatten, der da
Recht besaß, über Anneliese zu ve?
fügen.
ES wäre doch so sehr schön gewe
sen, wenn daS süße., blondlockige
Pllppchen wieder die Aermchen um
ihren Hals preßte, und wenn sie eS
nach Herzenslust in Spitzenkleidchen
bllllen konnte und mit Näschereien
füttern, wie ein kleines, junges Vö.
aelchen, das immer den Schnabel hin
hält ...
Und d?mn die wilden Spiele durch
alle Räume der großen Wohnung,
daS Jagen und Jauchzen über die
Diele, an des Baters Studierzimm
vorbei, immer wieder an der weißen,
willen Tür vorbei, so lange, bis sie
lich öffnete und Richards Stimme
wie ein Donnerrollen war, über das
sich Mutter und Kind totlachen woll
ten.
Ich bitte dich. Lona. du weißt
doch, daß ich zu arbeiten habe und
daß der Arzt Anneliese das wilde
Laufen verboten hat..."
Ja. sie wußte es wohl. AlleS. waS
ihr Freude machte, war ja verboten,
alle ... ihre ganze Lebenslust, ihre
Kunst, ihre ErziehungSart deS Kin
des... Oh, das war ja beinah noch
schlimmer als im GeMgniS diese si'
bcn Jahre lang bei Richard gewesen!
Doch nun war sie frei lange
schon! Und das einzige, waS ihrem
fessellcstn Leben noch fehlte da drau
ßen, waren die kleinen, anschmiegen
en Kinderarme, war der süße, rote
Mund, der so wunderbar weich und
zärtlich Mama" sagen konnte...
Und darum mußte sie dieses leben
dige Spielzeug wiederhaben, um j
den Preis. Aufwachsen sollte Anne
liefe nach ibren Grundsätzen, zur
Lebensfreude und zur Kunst sollte
da Püppchen erzogen werden und
zu jenen goldenen Leichtsinn, an den
sich deS Alltag graue Sorgen uns
die tausend banalen Lebenspflichten
gebor:ner Spießbürger nicht Herrn
wagen. '
Ihr Plan war längst fertig. Sie
hatte a'f der weiten Reise von R .?.
land bi hierher Zeit genug gehabt,
um jede Einzelheit genau zu iitr
legen, und immer war diM in ihr
eine große und siegesgewisse Ruhe ze ,
Wesen. '
Warum blieb diese Ruhe ihr nicht
bi, zum Ziel?
Regte sie etwa die grüne E,feu
wand deS Schulhause auf, an Yn
der Sturm die langen Ranken Io5
riß. so daß sie bi gegen die Klassen
fenster schlugen, hinter denen Anne
liefe lernen, alle Tage lernen muß'e?
Oder trieb ihr die Erregung daS
Blut so siedendheiß In Gesicht, die
dunkle Angst, ihr Vorhaben könne
doch noch vereitelt we'den?
Es war doch alle so einfach und
schnell ausgeführt. Nur den Nam'u
deS Kindes würde sie rufen, ganz süß
und leise, und die kleine, fügsame
Hand ihres MädelchenS nehmen,
wenn eS da drüben auS dem drei
ten Torweg der Schule kam. Spie
lerisch und schmeichelnd würde sie
diese Hand weiterführen, die Stoftf
entlang, bis zu dem wartenden Auto,
dann zum Bahnhof und weiter, im
mer weiter, auf dem schnellsten Wege
bis Rußland, in ihr verstecktes, wun
derschöneS Landhaus, von dem nie
mand wußte, daß eS ihr gehörte..'!
Richard würde kämpfen um daS
Kind, ja... aber es würde nicht viel
nützen, wenn man in ihrer bekannten
Stadtwohnunq in Petersburg nach
forschte. Auch hatten er und seine
Mutter längst nicht die Mittel dazu,
diesen kostspieligen Kampf gegen sie
lanqe durchzuführen ...
Ein dumpfeS. anhaltendes Läuten
riß Frau Lona aus ihren tiefen Ge
danken hoch.
Dar war die Schulqlocke.
Unwillkürlich zog sie dcn dichten
Schleier wieder vor das Gesicht, den
sie in ihrer Erregung über die Mübe
geschoben hatte.
Ihre Hand griff zuckend in den
Samt ihres Mantels, und ihre Blicke
klammerten sich förmlich fest an dem
Ausgangstor da drüben vor dem ro'
ten Hause.
Jetzt kamen die ersten Schülerin
nen. Und dann war die stille Straße
plötzlich voll Leben, Lachen und
Scharren junger, eiliger Füße.
Sie gingen meist in Gruppen zu
zweien und dreien, die kleinen Mädel,
deren Unterricht schon um 12 Uhr be
endet war, und Frau Lona hatte
Mühe, unter den vielen gegen sie an
stürmenden Kindern ihr eigenes her
auszusuchen. Wenn es nun gar nicht mehr in
diese Schule ging? Oder wenn es
gerade heute krank war und den Un
terricht versäumen mußte?
In Unruhe und Erregung biß sie
sich die Lippen immer fester aufem
ander und blickte mit brennenden
Augen um sich. Und nun... sie
glaubte, den Atem anhalten zu müs
sen, um sich -icht sofort zu verra
ten . . . sah sie Anneliese.
Oder war sie eS doch nicht?
Bewegungslos stand Lona und
starrte in das blühende Kindergesicht,
das sie so zart und blaß im Gedächt
nis hatte. Die schmalen Wangen bat
ten sich gerundet, die dunklen Ring:
unter den Augen waren verschwur.
den, de? ganze, dünne Kinderkörper
hatte sich gestrafft und entwickelt w'e
nie vorher.
Ja, WaS war denn das... wie
kam denn das mit einem Male?...
Anneliese ging nicht allein. Von
jeder Seite hatte sie eine ihrer klei
nen Mitschülerinnen untergefaßt, und
also schlenderten die drei vergnügt
und ahnungslos an der stummen
Frau vorüber, ohne auch nur auf'
zublicken.
Lona nahm sich gewaltig zusam
men, und ebenso langsam hinter den
Kindern herzugehen.
In ihrer Seele war ein Suchen und
ein au cyen. ein unaewobntes
krampfhaftes Würgen in ihrem Hai
se. Ja... daS war ihr Kind, sie
sah eS jetzt ganz genau an dem feinen
Profil, an dem in dicken, runden.
Ringcllocken die hellen Haare hernic
derfielen. Anneliese lachte jetzt. Ein frisches,
gesundes Kinderlachen war das, es
klang ganz anders als damals, als
Lona oft noch in später Nachtstunde,
wenn sie von einem Fest zurückkehrte,
das schlaftrunkene Kind aus seinem
Bettchen genommen hatte und mit
ihm in toller Lebenslust durch die
Zimmer getanzt war, oder wenn sie
der Kleinen die Decke mit Konfekt
überschüttete, jeden Morgen mehr in
ihrer unberechenbarer Art...
Und nun, im langsamen Vor
wartsschlendern öffnete Anneliese ih
re Schulmappe und zeigte den kleinen
Freundinnen ein blaues Heft, über
dem alle drei Kinder die Köpfe zu
sammensteckten.
Sie merkten eS gar Nicht, daß noch
jemand mit hineinsah in die weißen,
sauberen Seiten, auf denen die steilen
Kinderbuchstabcn so korrekt und sorg
sam hingestellt waren.
Seht doch selber, wenn ihr'S nicht
glauben wollt", frohlockte sie stolz.
Null Fehler... ganz wahrhaftig
null Fehler beim Diktat! Beinah'
hätte ich ja stehlen auch ohne h" ge
schrieben, wie alle in der Klasse, aber
Vaterchen arbeitet doch immer mit
mir olle Tage, und Großmama lälj,
mich beim Märchenerzählen oft die
schweren Worte buchstabieren, da lern'
man' viel schneller IS bloß so ohn
Märchen ... ja . . . und nu hab' i
null Fehler und 1a."
Frau Lona hörte jede Wort bei
froh bewegten Kinde. Sie sah au
jede Wort, da da in dem fehler!?,
sen Diktat geschrieben stand und vv
allem da eine, da mitten in dcn
sechsten Gebot stand, und dai alls
Kinder falsch geschrieben hatte. nu
ßer Anneliese, .stehlen"... .Du soll')
nicht stehlen. . . ."
WaS war denn?... WaS für Bil
der stürmten denn da plötzlich n,f
ein, alle Wollen, allen Haß und .il
len Neid gegen den Vater ihreS Kin
deS lähmend?
.Du... sollst... nicht... steh,
len!...'
Wie lange war daS wohl schon 6r,
seitdem sie diesen Satz selber gelernt,
seitdem sie wußte, daß es Gebote gab.
die ein rächender Gott eingesetzt hzt
te?....
War dieses frische, zufriedene und
pflichttreue kleine Mädchen wirklich
noch ihr Kind, daS sie mit sich neh
men dürfte in eine ungewisse Zu
kunft, in eine Umgebung, die doch
nur eins in dem kleinen Herzen we?
ken konnte, das Komödienblut, daS
heiße, wilde und unbefriedigte, das
nirgend Rast und Ruhe fand und von
den höchsten Seligkeiten oft in ab
grundtiefes Leid führte!...
Frau Lona hatte nie so grausam
klar über ihr eigenes Leben nachge
dacht wie in dieser Minute, da sie im
Begriff gewesen war, das lachende,
im Hause deS pflichttreuen BaterS
wohlbehütete Kind mit sich fortzufüh
ren. daS Kind. daS sie liebte, und
nach dem ihre Sehnsucht schrie. Und
nun sühlte sie zum erstenmal, daß so
eine Liebe auch Opfer verlangte, und
daß dieses Opfer sie zurückhielt von
ihrem Vorhaben, eingedenk des da in
so steiler Kinderhandschrift geschrik'
benen WorteS: .Du sollst nicht steh
len!..." Jetzt schreckten die drei dicht zu
sammengesteckten Kinderköpfe doch
auseinander.
Sie hatten dicht hinter sich ein
Stöhnen gehört... ganz laut und
deutlich.
Alle drei drehten sich ängstlich vm
und sabcn doch nichts als eine fremde,
tief verschleierte Dame, die hastig vm
ihnen fort und auf die andere Seite
der Straße quer über den Fahrdamm
lief.
Da lachten die Kinder und atmeten
tief auf. Und Anneliese sagte stolz,
indem sie ihr Heft wieder sorgsam
in die Mappe hineinschob: .So gr,"ß
und fein war meine Mama auch, di:
jetzt bei den lieben Engelchen im
Himmel ist..."
Banda municipale.
In einem elsässischen Städtchen
spielte auf der Durchreise eine ita
lienische Musikkapelle, Banda rnuni
cipale, wie sie sich nannte, 24 Mann
stark, unter Leitung des Signor Par
mefano. Vor Beginn des Konzerts
fragte daS Stadtoberhaupt, das sich
ohne gelehrte Studien, lediglich durch
seine persönliche Tüchtigkeit auf sei
nen geachteten Posten emporgearbei
tet hatte, seinen akademisch gebildeten
Nachbar nach der Bedeutung diese'
italienischen Vennennung. Banda
municipale?" erwiderte der Gefragte,
.Banda, das bedeutet ..."
.Bitte, das weiß ich; dafür haben
wir ja wohl das entsprechende deut
sche Wort. Aber municipale?"
Municipium," fuhr darauf der
Akademiker wohlwollend fort, .das
ist das Gemeinwesen; municipale
also heißt: zum Gemeinwesen ge
hörig, städtisch." Das Konzert be
gann. Nach Schluß der ersten Num
mer klatschte das Stadtoberhaupt wü
tend Beifall und mit einem versteckten
Sarkasmus sprach er zu seinem
Nachbar: .Donnerwetter, hat der ita
lienische Bürgermeisterkollege aber
einen musikalischen Gemeinderat!"
Der mutige Tompkins.
Nicht uneben ist der folgende eng
lische Soldatenwitz: Eine Abteilung
Soldaten war im Begriff, den Feind
anzugreifen, der sie in Schlachtord
nung erwartete. Ein alter Feldwe
bei bemerkt einen jungen Soldaten,
den die Nähe des bevorstehenden Ge
fechts sichtlich überwältigt hatte. Sein
Antlitz war bleich, seine Zähne klap
perten, und seine Knie stießen zu
sammen. Es war schiere Nervosität,
aber der Feldwebel hielt es für hei
denmäßige Angst. Tompkins," flü
sterte er, zittern Sie so für Ihr elen
deö Leben?" Nein, nein, Herr
Feldwebel," sagte Tompkins und gab
sich die größte Mühe, sein klappern
des Gebein zu beruhigen. Ich zit
tere für den Feind. Er weiß nicht,
das Tompkins hier ist."
Vermögensgradmes
ser. Kannst du mir nicht mal ein
Bild von deiner Frau zeigen?
Deine Frau ist allerdings nicht
schön, aber sie soll sehr reich sein!"
Das ist es ja jeder, der da
Bild sieht, will mich sofort anpum
l"
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Omaha, Neb
10 und Jackson Strasse
2 dock von den ßahnhöfsa
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