Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 18, 1912, Image 3

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    Tägliche Omaha IMbün
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A u d a p e ft. Die ungarische Avia
iif, welche leider im Wettbewerb mit
den Fliegern anderer Nationeil au
titfolslc nicht zurückbleiben vermag
betrauert ihr erstes Todesopfer. Der
2 t Jahre alte Aviatiker Alexander
TakacS. der schon wiederholt erfolg
rcidie liiae al'fowirt bat und als
einer unserer kühnsten Flieger galt
fkürzte ans dem !)lafofer Flugplatz
nach einem oelungenen fflug auS
iicr Höbe von 10 Metern ab und
f fand sofort den Tod. Ter Präsi
dent des königlich ungarischen Pa
tentamtcs. Ministcrialrat Dr.'udivig
Lallai, ist im Alter von 57 Jahren
gestorben. Er zählte zu den bekann
teilen Persönlichkeit der Budapester
, Gesellschaft. Ballai wurde im Jahre
1S55 inJaftbcreny geboren und wir
tc diö zu seiner im Jahre 1902 er
.folgten Ernennung zum Bizeprai
denteu des Patentamtes (nach dem
Ableben Dr. WetzelZ wiirde cr Prä
f idcnt) im Handelsministerium, wo
er die sozialpolitische Sektion leitete,
. Von ihm stammten die erste Entwur
fe über die Unfallversicherung, über
die Sonntagsruhe, über die Gewerbe
Inspektoren, über die Ärbeiter-Kran
kenunterstützuna. über das Wander
gewcrbe und über die Regelung des
Hausiergewerbes. Später arbeitete cr
f als Ehcs der Sektion für Binnen
I,andcl an der Vorbereitung der Gg.
setze über die Organisation des ,nu
Tuaner Handels und des Kreditiv
sens.
Bceznoba nya. Der Kreis
orzt Tr. ranz Steller begab sich am
. , l.x Oktober in Gesellschaft des Hoch
sillers Johann Bella in Alsoftabadi
auf die Jagd. Während derselben
verlieft Tr. Stellcr seinen Stand
und näherte sich Bella, der ihn für ein
59ifd kielt und fein wrnehr loödrua
te. Der Schuft traf Dr. Steller in die
Weiche und tcrlctzte um schwer.
V- B a s a h i d. In der Gemeinde
asahid hat sich dieser Tage ein nicht
, 'wguaics .'rama aAmpieir. m'
-4'narki,ilg der Gemeinde ttnirde be
Morgengrauen von Bauern nin Ran
de eiilesMaisfeldes ein blutiger Lcich
na mgesunden. In der Leiche wurde
der' t! Jahre alte Weingarteuküter
. Vera Vlaikoo agnoszirt. Der Mor
ter meldete sich noch am selben Zä.y
bei der Gendarmerie iil der Person
.des'L Jahre alten Hüters Lazo Ba
kits, dessen emganm an jene,?
Vlajkkvz grenzt. Bakit gab an, dag
Vlaikov mit seiner lö Jahre alten
Schalster ein !ielöverliältnift unter
Kielt und sie mit Bändern und ftlei
der beschenkte. Er machte Vlaikov
wiederholt aufmerksam, seine Schwe
ficr zu verschoium. doch vergelviis,
.kürzlich kain er Abends von seinem
Nmidgange Keim nm fand seine
Schwestcr nicht vor. Unheil ahnend,
ging er sie suchen und überraschte da
den alten Vlaikov mit dem iungcn
Mädchen bei einem Stelldichein ain
Maisselde. Dies erbitterte ilm derart,
daft ex so lange auf Vlaikov mit einer
Schaufel losschlug, bis dieser todt
' liege,, blieb. Die Schwester zerrte er
' an den Haaren beim. Vakits wurde
nach diesem Geständnis; verhaftet und
der Groiikindaer kgl. Staatsawvald
, schaft eingeliefert.
D e b e c i n. Auf Verfügung der
Szolnoker Staatsanwaltschaft hat die
menge Polizei den Tebrecziner Buch
Kalter EuaenGal, den bei der vorWo.
chen bankerott gewordenen Kisushal
laser Volksbank als Buchhalter ange
stellt war, verhaftet. In olge zahl
reicher an die Staatsanwaltschaft ge
langter Anzeigen wurde wegen Te
. fraudation schon frülier der gewesene
Direktor dieser Sparkasse Alexander
Schnell in nntersuchilttgshast genom
wen; dieser Tage wurde auch der
Rechtskonsulent der bankerotten
Sparkasse, der gegenwärtige Debre
cziner Advokat Tr. Alexander Deak.
verHort und verhastet. Alle drei Ber
liafteteik geben zu, das; sie mit den
der Bank übcrgebenen Wechseln ma
nipulirt haben, doch nren sie
ihrer Angabe nach durch die miß
- lichen Geldverhältnisse gczwpigen
4. . r . .'.f.! fc. r x. s-
tiiiio me yave majt oen inrz on
Bank verursacht.
Funfkirchen. Der nach Bu
- dapest zuständige Joseph Kozary ver-
' übte im Vattaftek beim Mehlhändlcr
Anton Schneider einen Einbruch uns
entwendete 900 Kronen. AIs man
ihn verfolgte. ;og er seinen Revolver
und jagte dem Battafteker Bürger
Michael Schmidt eine Kugel in die
Brust. Der Unglückliche brach aus
der Stelle todt zusammen. Kozary
wurde am Bahnhofe von einem Gen
darmcriewachtmcistcr verhaftet.
K e c S k e m e t. Die Taglöhnerin
ran SWirtVne Pnhmin Rnzsn. ibnn
v.' "o " - ii i ' n ' -
uc Anna Kovacs. ist imAlter von 103
Jahren gestorben.
Oedenb urg. Der Oberbuch
halter der Stadt Oedenburg, Gabriel
Krickl, ist vor einigen Tagen in sei
nem 45. Lebensjahre gestorben.
Krickl wurde erst vor einigen Wo
chen vom Obergespan des Komitates
zum vervuazyatter der staot er
i r s
Jinnjrtajieii.
Angriff auf ein Muni
tionSdepot. Sin EperjeS wird
gemeldet: Neulich Nachts gege l l
Uhr niihcrte sich ein iinlx'kanntes In
dividunm dem auf Niti (frerjtm'lafcc
befindlichen k. 11. k. MunitionLdi'pot.
Tor Wachtposten rief Halt! ivonnif
der lliilvkauilte einen chlch al'se,,.
crte, cchne jcdvch den Pollen zu tref
fen. Ter Posten schoß ebenfalls, aber
dieser Schutt fltng sekl. XYr Uwe
kannte ergriff hierauf die Flucht. Xai
Militär-StationSkommanda hat mit
Wiirfficht auf diesen Vorfall anaeord
net, daß die Wachposten mit adade
nein Wenjeljr Wache stehen und bei
Anl'ruch der Dunkelheit jeden Ver
dachtigen anhalten sollen.
Ein hochherziges Legat.
Aus Eperjes wird gemeldet: Der ge
wefme !!eichLtagsabgeordncte itnö
ildl'eüit Dr. Heinrich EleS. dessen
Leichcnbegängnisj in Budapest statt-
gefunden hat, hmterlieh sein Bernw
gen, das mehrere hunderttausend. ro-
nen beträgt, dem öperjeser evangeli
schen Kollegium, öleö war einst chii
ler des Gymnasiums und der Necht5
ckademie deö ttollegimns. Das .iol
legium lieft sich beim Leichenbejzäng'
niß durch den Rektor Ludwig Traoko
czy vertreten.
Schlfförevolte. Aus ffiu
me knrd gemeldet: ?lm 20. Oktober
traf der Dampfer ..Buda" der-chiffs
gl.sllschasl Ungaro-Croata auS Eng
land in Venedig ein. Stemm das; das
Tchiff vankert lvar, drangen die
Heizer Anion Gianetich und Mathias
Mllctich auf denTchiffkaPitän Th'.cin
m und orderten me sofortige Aus-
Zahlung ihre? Soldes, da sie sofort
das Schiff verlassen wollen. Da der
chifsskapitan, der mit der Zollrev,
sion beschäftigt war, deN'l uff orderung
der Heizer nicht nachkam, bedrobten
sie ihn mit dem Messer. Nur dem Da
zwischentreten Meier in der Nähe be
nnoiicnen ajifwnjtere war e zu
danken, daß der Cchiffkapikän mit
heiler Haut davonkam. Ausfallend
war. daft von der Mannschaft Nie
niand dein lvdrohten Kapitän zu Hil
fe eilte, woraus zu schließen war, das;
auch sie mit den .$ciljern hielten. Der
Navitän lieft die gesammte Mann
schaft verlosten. Am nächsten Taac
wurde aufBcranlassung deS Kapitäns
die Mamisckast freigelassen mit AuS
nabme der zwei Heizer, die auf Be
treibeii des österreich imgarischenKon
fuls nach ffimne acbrackt und der
Polizei übergeben wurden.
Der letzte B o l y a i. Aus
Marosvasarhely wird gemeldet:
4.-iahnge stellenlose Kellner Wolf-
gang Bolyai. em söhn des tvelibe
nihmteu Matl?ematikers Johann
Volnai, hat bei dem dortigen Kell
verbilfsverein ein Gesuch eingereicht,
worin er mittheilt, das; er feit sechs
Monaten keine Veschästigung habe
und init feiner aus sechs Mitgliedern
lynchenden Familie dein grössten
Elend ausgesetzt, um dicUnterstützuiig
einer verufsgeno sen bitte. Wolf
gang Volym war ehedern Oberkellner.
kann aber schn seit Jahren keine rnt
prechende Beschaftiguna rinden. Er
ieht seinem berühmten Vater aus.
allend ahnlich und t auch ein vr
üblicher Rechner. Die Maroövasar
ijcliier iivllner haben für ihn eine
Nollute elngcleitrt.
Verhaftung iwaeit Steuer
venvcigerung. Aus Tzatmar wird
gemeldet: Ter Polizeistadthaupt
mann van Nagykaroly Igna Demi
dov lieft mehrere Einwohner vcrhaf,
ten, well sie die Wegsteuer weder be
zahlten, noch abarbeiten wölben. Von
dieser Maftnahmc nnirde dem Ober
gespan Meldung erstattet, der gegen
den Stadthaul'tmann weaen Min
rauchs der Amtsgewalt unverzüglich
das Disziplinarverfahren einleitete.
S e l b ft m o r d eines Oberphvsi
kus. Aus Szabadka wird berichtet:
Der Stadtplwsikus vo,i Maayarka-
izsa Dr. Julius Norer hat in einem
Anfalle moinentauer (Geistesstörung
durch einen Revolverschils; feinem Le
ben ein Ende bereitet. Der Unglück
iche war litt Jahre alt und seit 23
Jahren Stadtphysikus. Vor ciiiigen
Jahren starb die einzige Tochter des
ArzteS: seither war er trübsinnig.
Dr. Szerdahelyi mahn-
l n n g. Aus Preftbura wird ge
meldet: Ter Thierarzt Dr. Heinrich
Szerdahelni. dessen Nameii auS An
aft eines Rauferzesses im Abaeordne.
tenhause viel genannt wurde, wollte
in Preftburg eine Volksversammlung
veranstalten, doch wurde die Anmel
dung seitens der Polizei nicht zur
Kenntnift genommen. Tr.Szerdahelni 1
begann aber trotzdem vor einer aus
50 Kopsen bestehenden Menge zu
prechen, die jedoch von der Polizei
zerstreut wurde. Szerdahelyi begab
ch sooann in ein Kaffcelmus, wo er
einen solchen Skandal provozirte, das;
er zur Polizei stellig gemacht wurde.
Hier sprach er ein solch konfuses ''Zeug
zusammen, das; er auf Grund des
Gutachtens des Polizelarztes Tr.
tephan Varnan in dieBeobachtungs.
abtheilimg des staatlicheil Spitals gc
bracht wurde.
E i n B l u t b a d richtete der Kon
slabler ranz Bedt. am h, Juni
Nacht an. als er mrtirerc polnische
Arbeiter, denen er auf der Gasie be
gegnete, mit feinern Säbel kxrfolqte
undo lin'brrre vo ihnen schiuer ver
letzte, wird unterm 22. Oktober aus
Budapest geschrieben. Bedi hatte an
jenem '.'lvend mehrere Wirtlsthäuser
b'suä,t und sich einen Rausch ange
trunken. '.1f den, Heimwege begeg
rnie er melireren polnischen Arbei
tern, die er beschimpste.wcil sie zu lr.it
konversirten. Tie Arbeiter protellir
ten g,'g,' die Insulte und ergniseii
d,e ,Ict,i. als Bedi den Säbel zog
Sie eilten in die nächst der Keramit
fabrik befindlicheBaracke. Bedi fvrang
ourai ein oin'nes seniler , den fin
flereil chlanaal der Barake und
haute ivie besessen init seinem Säbel
herum. Er richtete unter den dort
schlasenden, ,hm unbekannten Arbt'.i
tern ein förmliches Blutbad an
Techs schiver verlöte Arbiter muft
ten ins Soital gebracht norden, einer
derselben Kasiinir Thaift ist
in ftoliie eineö Säbelhiebes ein Krüp
pels Vlls die Obersladthauptinann
schaft die d'ii Iall ursprünglich
verleimlicken wollte durch ?v
tungsmittheilungen den walirenTach
verhalt erfuhr, suopendirte sie den ra
biaten Polizisten und setzte ihn in Un
tersuchlmgohaft. Er wurde wegm
schwerer körperlicher Verletzung und
Mißbrauch deN'lintsgeN'alt unter An
klage gestellt. Jetzt vor seine Richter
gestellt, will er sich an gar nicht? niehr
erinnern. Er wird laut (Gerichtsbe
schluß behufs Beobachtung feines &t'u
slesziisiandes denGerichtsärzten ülvr
geben, denn es sind Ankaltspunkte
dafür vorhanden, daft er durch Alko
holvergiftung in den Zustand geiiör
ter Zurechiiungssähigkeit gelangt sei.
Bärenjagden. Aus Herku
lcssürdö wird geschrieben: Vorvorige
Woche veranstaltete Graf Eugen K.i
ratsomzi auf seinem von der Staats
domäne gepachteten l2.0l0Katastral
joch groften Jagdgebiete eine Bären
jagd, zu welcher der Graf zahlreiche
seiner freunde und Bekannten gela
den hakte. Auch viele Damen der Ari
stokratie nahmen an der Jagd theil.
Trotz der eifrigsten Bemübunacu des
Jagdleiters Forstingenieurs Sig
inund Ormos jedoch verlief die Jagd
offenbar in !olge der ungünsti
gen Witterung negativ. Eine zwei
te Bäreiijagd fand in der Umgebung
von Hertulet'fürdö dieser Tage statt,
welche im Jagdrevier der Grenzer
Verinögenögemeinde vom orstdirc5
tor Balazs zu Ehren des Oberge
spanS Zoltmi Medve veranstaltet
worden war. Während dieser Jagd
gelang eS dem Gutsbesitzer Juliu
Toth. kaum daft er aus dem Stande
erschienen war, durch einen einzigen
sZopischiift einen Bären zu erlegen.
der hi'istchüich seiner Grofte und sei
ncs Körpergewichtes zu den gröftten
Seltenheiten gehört. Das Thier war
nach authentischen Messungen
22fi Eentimeter lang und wog in aus
gebrochenem Zustande lZl2 Kilo
gramm.
x et u l l c r a o l t e s in
d e ii Schaft gefalle n". So
sagt der Bolksmund, wenn ein klei
ues Kind bei einem Unfälle wie durch
ein Wunder unversehrt davonkommt
Man berichtet aus Hatzfeld: Die ver,
ehelichte Lehrerin der Kinderbewahr'
anstatt in Klan Leposava Andrejo-
vitö niachte am l. Oktober mit ihrer
etiva 3 Jahre alten Tochter den Ruck
weg von Hatzfeld in ibre Heimath
nach Klari mit der Eisenbahn. Dort
angelangt und bevor noch der Zug
zum Stehen gebracht tivrden konnte.
gebot die Mutter dein Ninde bzuster
gen. Durch einen Ruck aber stürzte
die unbehvlrene Kleine vom Trittbrett
herab, sozwar. daft sie zwi scheu ben
chienen ?u liegm kam. Es rollteil
noch einige Waggone über das anne
Geschöpf hinNvg, ohne daft ihm auch
nur das geringste Leid geschah. Die
Mutter fiel, angesichts des schreckli
chen Falles, indem sie ihr Kind ver
loren tvähnte. in Ohnmacht und
konnte nur schnür nochmals zur Be
sinnung gebracht werden.
Selbstmordversuch. Die 19
jährigeNemeskoltaer JuwohiieniMi'
talin Schlassar welckze im Szombathe
lyer Kinderasyl irrsinnig wurde und in
da', Pozsonyer Irrenhaus transpor-
tiert werden sollte, hat sich an der
Csornaer Eisenbahnstation in einem
unbcnmchteu Augenblick von den her-
anbrausenden Zug gelegt, welcher ihr
berde Fufte abschnitt. Die schwerver'
ctzte wurde in das Csornaer Spital
gebracht.
Diebischer Schn ei berge
Hilfe. Franz Wiesel 22jähriger
Schneidergefelle in Szontbathely. hat
vor einige Tagen von feinem Meister
Joseph Becseq eine goldene Uhr im
Werthe von 200 Kronen gestohlen und
diese für 66 Kronen in einer dortigen
Pfandleihanstalt verpfändet, sodann
das Geld verhaut. Als man der Die
berei auf die Spur kam fand man bei
Wiesel nur mehr 16 Kronen. Wiesel
wurde verhaftet.
H u n d e K a l a m i t ä t. Aus
Nagukikiuda wird gemeldet: Hier
wurden drei Kinder von einem tollen
Hunde gebissen. Tie Kinder wurden
nach Budapest in das Pasteuriiislitut
gebracht. , Der Stadthauptmanu hat
bisher schon 2000 Hunde als wüth-
verdachtig erschlelzen lallen.
cwtt
Von Grubeninfpktor I. Cchiirmann.
.
Da Monopolprojekt für Petts
leum. dai die Verstaatlichung Tel
ÄrofchandtlS mit Petroleum selteuZ
Ui Teutschen Reich, in Au5ii5t
stellt, lenkt die Aufmerksamkeit der
Allgemeinheit auf diese so nii&Üche
und unentbehrlich gewordene Natur
Produkt. Tie einfacksie und zugleich
die billigste Art der Petroleuingew'r:
nung geschieht miltel natürlicher
Oiikllkn oder Bahrlöcher, au denen
da Petroleum in ununierbrochkn'm
Strome selbstthätig zutage ousfli'ftt.
Solche natürlichen Quellen koiunxn
vereinzelt in den petroleuiiireich?n Pit
enden, namentlich bei kliiftiqem Äc
biege, vor. Häufiger sind die künstlich
ervohrten Quellen, die. wenn dzZ
Erdöl mit großer Kraft au denje',b?n
hervorsprudelt, .Springer" scannt
werden. Sie sind besonder im An
sang stellenweise geradezu von einet
unbeimlichen Ergiebigkeit, so daft es
oft kaum möglich ist. den meist nner
wartet reichen Segen aufzufangen
und zu bergen. So loarf in Amerika
ein soläier Springer in der ersten Zeit
seiner Bobrung täglich rund 0.000..
000 Liter Petroleum ans: rund 400
Millionen Liter flössen unbenutzt ab.
ringsum alles iiberflutlicnd und ver
beerend. ehe eö gelang, die Ouell? ab
zufangen und das aulieftende Oel
in Behälter zu füllen.
Terart reiche Springer geboren al
lerdings zu den Seltenheiten. Auch
ist ihre Ergiebigkeit ebenso wie die
fast aller crbohrten Quellen zumeist
nicht von langer Dauer. Schon nach
kurzer Zei läftt der selbstthätige Aus
fluft nach, um schlicftlich ganz zu ver
siegen. Alsdann niilsj. ähnlich wie bei
den meisten Bohrungen, da? Aust'lei
gen deS Petroleums aus de,n Erd
innern künstlich befördert werden, oder
es muft.wenn überhaupt kein natü.-li-cher
Auftrieb vorhanden ist. vollstän
dig aus mechanischem Wege hervorge
holt werde. Tie älteste Geivinnuiigs
art geschah in solchen Fällen mittels
kleiner Schächte, die bis auf die öl
führenden Gebirgsschichten niederge
bracbt norden. Das sich ans der
chachtiohle ausamnieliide Oel wurde
in dinier ooer ziiivei euigeiuiit und
init diesen zutage befördert. Trrartige
Oel'chächte wurden in Evina schon vor
Jahrtauienden ausgebeulet und ueu
erdings wieder aufgefunden. Auch
verschiedeneJndianerstämme gewannen
mittels solcher Schächte schon von der
Entdeckung Amerikas durch Colmw
bus Erdöl, das sie smoohl zu medizi
Nischen wie zu religiösen Zwecken be
nutzten.
Da das Abteufen und die Unterhzl
tung der Schächte sowie die Förde
rnng aus ihnen die Gewinnung ver
theuer!, beschränkte man sich später
auf das Niederbringen von Bohrlö
chern. In diese werden Hubpumpen,
auch Bohrlochspumpen genannt, einge
bracht, wie sie auch zur Wasserhcbung
aus Bohrlöchern vielfach zur Anwen
dung kommen. Tiefe Pumpen beste
hen aus einem Kolbenrohr von Gußei
sen oder Bronze, welches an seinem
untexn Rande ein Säugventil und an
dieses anschlieftend ein in eineniSani
korb endendes Rohr trägt, während
oben ein bis zu Tage reichendes Steig
rohr aufsetzt. In dem Kolbenrohr be
wegt sich mittelst eines vom Tag aus
bewegten Gestänges ein dicht anschlie
ßender Kolben mit dem Hubventil.
Beim Aufgange des Kolbens saugt
dieser durch das Säugventil Petro
leum an. das beim Niedergange des
Kolbens, wobei sich das Säugventil
fchlieftt, durch das sich öffnende Hub
Ventil emportritt, um dann beim fol
genden Aufgang mit hochgenommen zu
werden. Das wiederholt sich so lange,
bis das ganze Steigrohr mit Oel ge-
füllt ist und dieses nun bei fernerem
Pumpen an einem über Tage anschlie-
ftenden Auslaufsrohr bei jedem Hub
austritt. Ist das aus dem Bohrloch
zuflieftende Oel mit Sand vermischt,
so sind Pumpen nicht anwendbar: bei
den stark abschließenden Angriffen des
Sandes sind sie nicht dicht zu halten.
In solchen Fällen w.ird das Petroleum
mittelst sogenannter Lolfel aus dem
Bohrloch hervorgehoben. Dieses sind
zylindrische Rohre, die in ihrem Boden
ein Ventil tragen, welches sich beim
Einlassen öffnet und das Gemisch von
Petroleum und Sand durchläftt. Beim
Aufgange schließt sich das Ventil und
nimmt die Flussiekelt mit hoch. Diese
wird am Tage in Klärbassins abqelas-
sen, der Sand setzt sich am Boden ab,
wahrend das Oel oben abgezogen
wird.
Ein: andere Fördermethode läftt ein
endloses Band zwischen Walzen und
über eine Welle bis aus den Boden des
Bohrloches herunterlaufen. Das Band
ist mit Filz oder andere Flüssigkeiten
stark aufsaugenden Stoffen besetzt,
die daS Oel in sich aufsaugen, das
dann oben von den Walzen wieder
ausgepreftt wird. In neuerer Zeit
wird zum Heben von Petroleum aus
Bohrlöchern in immer weiterem Um
fange auch Druckluft benutzt. Das auf
diese Weise durch den Lustdruc! ein-
porgebrachte Erdöl zeigt, infolge der
Mischung mit der Preßluft, zuerst eine
milchige, trübe Farbe, die sich j?dch
bald verliert.
Geh! eine Petroleuinquelle in ihrem
Ertrage zurück, so sucht man diesem
wohl durch das sogenannt: Torpedie
ren abzuhelfen. Dieses Verfahren
wurde zuerst in Nordamerika ange-
wandt: eine kraftige Sprengladung
aus Dynamit
oder Schießbaumwolle
.le Pktroleumgewmnung
wird, mit elektrischer Zündung Verse
hen, in da Bohrloch bi zum Oellager
eingeführt und dann zur Entzündung
gebracht. Durch die grofte Kraft der
Explosion entstehen Spalten und Riffe
im Gebirge, die nicht fclten neue Oel
zuslüss herbeiführen. In vielen
Staaten ist da Torpediiren jedoch
verboten, da e nicht selten auch schad
lich wirkt, indem e benachbarten
Bohrungen den Zufluft entzieht. Auch
können ganze Petroleumlager dadurch
unproduktiv werden, daft ihr Oel
durch die bei den gewaltigen Spren
giingen gebildeten Klüfte in gröftere
Tiefen abläuft und versinkt.
ttesküb, das Hcrj Alt.-erbienS.
Uesküb, der Hiuptort deS Wilajet
Kossowo. dos Herz AltSerbienö, ist
da Ziel und die Sehnsucht des serbi
schen Hure, das diese seit mehr als
einem halbe Jahrtausend den Serben
entrissene türkische Stadt nunmehr
im Besitz hat. Mit stolzen Gesühlen
werden die Serben durch die grofte
historisck? Ebene Kossowo Polje, durch
da in so vielen Heldenli'dern und
Bolkshymnen besungene Amselfeld
ziehm. auf dem am 13. Juni 1389 die
südslawische Heldcnfchar König LazarZ
dem Ansturm der Mohammedaner er
lag. Von einem Schimmer romanti
schen Glanzes find für den Serben die
düsteren Berge umgoldet. die dies Ge
filde einer großen Vergangenheit ein
kreisen: der Name Uesküb läftt ihr
Herz höher schlagen. Ist doch die Stadt
seit grauen Zeiten der Riegel in dem
groften Lanzsthal der Wadar. gleich
sam dem einzigen natürlichen Wege
vorgeschoben, der das alte Dardanien
und Panonien mit dem ägäischen Ge
stade verband und durch das Tlal der
Bschinja und Morawa den Zusam
menhcrng mit Naissus, dem heutigen
serbischen Nisch. und der Donau her-
stellte. Und dieselbe Rolle eines starken
Bollwerks zum Schutze von drei Thal-
eingängen spielt liess üb in der Nei,z?it,
wo die Schienenstrange der einzigen
hier nach Norden strebenden Bahnlinie,
hart neben d?n alten Straßen, den al
ten Thälern folgen. Der alte Name
der Stadt war Skupi, der sich in dem
modernen slawischen Tkopia und dem
türkischen Uesküb erhalten hat. Nur
spärlich fließen die Nachrichten, über
seine Vergangenheit. Im Jahre 1002
wurde die Stadt durch Basileos II.
den Bulgaren entrissen, durch jenen
grausamen Vernichter des Bulgaren
reiches, der zwölf Jahre später nach
der Entscheidungsschlacht beim heuti
gen Demirhissar 16,000 gefangenen
Bulgaren die Augen ausstechen lieft,
und hundert, dewm er ein Auge ge
schont hatte, mit der Aufgabe beauf
tragte, die unglückliche Schar heimzu
führen. Im 14. Jahrhundert, in der
Blüthezeit der serbischen Herrschaft,
war Skupi der Mittelpunkt des poli
tischen Lebens; hier wurde 1346 Sie
phan Duschan zum Zaren der Serben
und Griechen gekrönt. Doch dem glänz
vollen Zarenthume war in Skupi nur
eine kurze Freude beschicken. Auf dem
Amselfeld sank Serbiens Macht da
hin. und hundert Jahre später pflück
ten die Osmanen neue Loorbeeren auf
der blutgetränkten Ebem. Am 23. Ok
tober 1448 brachte Murad II. einm
ungariscken Heere des Hunyad, der für
die Serben eingetreten war. eine ver
nichtende Niederlage bei. Nie mehr
seitdem haben die Serben in Ueslüb
und im Lande rings umher festen Fuß
fassen können. Aber ihre Herzen flogen
Jahrhunderte lang voll Sehnsucht
über die Beraeshöhe; ihre Helden-
gesänge kreisten immer wieder um die
Schlacht auf dem Amfelfelde und um
Skupi. die Hochburg altserbischer
Herrlichkeit. In malerischer Lage bni
tet sich Uesküb aus auf dem Hinter
gründ der im Nordwesten den Hori
zont umrahmenden, schneereichen Hö
hen. Ein wundersames Farbenspiel
entfaltet sich ringsum in den röthlich
grauen sanften Hügelmassen des Süd
Westen, der an idyllischer Anmuth
schrofs kontrastirt mit den in bläulich
grauer Dusternift herüberschimmernden
Gebirgsformen der Tscherna Gora, des
Schwarzen Landes. Aus der weiten
Ebene mit dem breit und gemächlich
strömenden Flusse, den schweren Dunst
Wolken des Sumpfsees von Kaplan
hebt sich Uesküb an den beiden, von
breiten Kaianlagen umsäumten Usern
des Wardar. Hier am Flusse hat die
Stadt nichts mehr vom orientalischen
Gewirr der Gassen, die den älteren
Stadtkern noch zu einem unverfälfch
ten Stück Asien machen. Von der Höhe
der altrömischen Brücke, die über den
breiten Strom fetzt, blickt man auf
diese ganz europäischen Uferviertel, wo
stattliche Moscheen, große Bauwerke
und alttürkische Anlagen sich dehnen.
Am rechten Ufer hat die Stadt ihre
jüngste Entwicklung zu verzeichnen.
Hier dehnt sich die Bahnhofstnlage
aus, und an sie haben sich in rascher
Bauthätigkeit eine Menae moderner
Unterkunfts- und Gasthäuser ange
schlössen. Das linke Ufer wird von ei
nem flachse Hügel beherrscht, den ein
mittelalterliches, von niederem Mauer
ring eingeschlossenes Kastell bekrönt.
Dieses Denkmal der alten Geschichte
ist heute zu einer türkischen Kaserne
mit Hospital und Gefängniß umgestal
tet. Während man sich hier in Europa
fühlt, tragen einen wenige Minuten
Wege mitten in den Orient. Im Ba
zar wogt das ewige Ein- und Vieler
lei, wie man eö in so vielen iürtifchm
Orten antrifft: ein immer reges Leben
und Treiben in holprigen krumme
jGäßchen, wo elende Baracken, Krenten geheirathl" -
laden und Werkstätten unter dem
Sichrm weit augespanntr Matten
oder Tücher gegen die Sonne eine kauf
lustige Bevölkerung anlocken. Da lur
te Gemisch der Einwohner. Albanesen
werben, Bukgaren und Türken, geh
ganz in diesem behäbigen' Kleinstadt
betrieb auf, und so harrt Uesküb fei
langem de großen, nun vielleicht nä,
hergerücktem historischen Moment, wo
der Glanz halbtausendiahriger Ver
gangenyeit wieder erweckt wird, wo
au Uesküb wier Skupi wird, da
Herz Alt.SerbienS . . .
mtmm
Für die Such,.
Lebersuppe. Man gebraucht zu
der Suppe 9 Unzen frisch Rindöleber,
die man gut wascht und von Rohren
und Sehnen befreit, sie dann m Scher
ben schneidet, in Mehl wendet und
mit einer großen zerschnittenen Zwie
bei in Fett anbrät, dann mit 2 Liter
kochendem Wasser überfüllt und viel
zerschnittenes verschiedenes Suppen-
grun sowie einige Pfeffer und Ge
wurzkorner beifügt. Man kocht die
Leber langsam weich, streicht sie durch
ein Sieb, verkocht mit ihr ein lnzwi
schen bereitetes braunes Buttcrmehl
zu leicht gebundener Sauce und richtet
dik Suppe über gebratenen Semmel
würfeln an.
Restgericht von Pökel,
f l e i s ch i n d e r F o r m. Die Ueber
bleibfel des Pökelfleisches werden
gröblich gehackt und etwa 4 Pfund
Kartoffeln ,n der Schale halbweich
gekocht, dann geschält und in Scheiben
geschnitten. Vier feingeschnittene große
Zwiebeln brät man in reichlich
Schmalz gar und lichtgelb, nicht
braun, und bestreicht dann eine feuer-
feste Backform mit Butter urfd be
streut sie mit Semmel. In diese Form
schichtet man abwechselnd Kartoffel-
scheiden. Zwiebelfett und gewiegtes
Pökelfleisch und laßt Kartoffeln auch
die Oberschicht bilden. Eine Tasse
Milch verquirlt man mit zwei Eiern
und etwas Salz, gibt sie über die ein
gepackten Sachen, streut geriebene
Semmel darüber, bäckt die Speise
langsam 30 bis 40 Minuten und rich
tet sie in der Form an.
Aepfel und Kartoffeln
mit f r i f ch e r B l u t w u r ft. Zu
den Aepfeln und Kartoffeln rechnet
man Aevfet'und Kartoffeln. Die
Kartoffeln werden wie Salzkartoffeln,
aber nicht zu weich gekocht, die Aepfel
schält und viertelt man und kocht sie
ohne Zucker mit Wasser gar, aber nicht
so weich, daß sie völlig zerfallen. Die
garen Kartoffeln gießt man ab,
stampft sie und vermischt sie mit den
Aepfeln und ihrem Saft und einem
großen Stück Butter, worauf man sie
mit feinem Zucker nach Gefallen ab
schmeckt. Die frische Blutwurst schnei
bei man in Scheiben, wendet sie in
Mehl und brät sie auf beiden Seiten
in Schmalz zu goldbrauner Farbe. Die
Aepfel und Kartoffeln richtet man
bergförmig an und umgibt sie im
Kranz mit den Wurstscheiben.
Travemünder Sauce, em
pfehlenswerth zu allen gekochten See
fischen. Etwa 2 Unzen halb Butter,
halb gutes Fett läßt man heiß werden
und schwitzt darin 2 Unzen Mehl gar,
worauf man die Mehlschwitze mit
Kochwasser des Fisches, etwas Milch
und einem Glas Apfelwein zu gebun
dcner Sauce unter kräftigem Schlagen
kocht. Diese gebundene Sauce wird
mit Pfeffer, Salz. Zitronensaft und
10 Tropfen Speisewürze abgeschmeckt
und beim Anrichten em nußgroßes
Stück frische Butter und ein Eigelb
unter die Sauce geschlagen, die dann
sofort angerichtet wird.
Gebackene Nudelspeise.
Man nimmt 10 Unzen breite Band
nudeln, bricht sie klein, kocht sie in
Salzwasser halb weich und schüttet sie
zum Abtropfen auf ein Sieb, auf dem
man pe mit reicylicy kaltem Wasser
übergießt. Eine Backform wird ausge
strichen, mit einer Schichr Nudeln ge
füllt, diese mit Butterflöckchen belegt
und mit feinem Zucker leicht bestreut
und so die Form schichtweise zu dr:i
Vierteln gefüllt. Eine Tasse faure
Sahne, Vanillezucker und zwei Eier
verquirlt man. gibt dies über die
Nudeln und bäckt die Speise 45 Minu
ten bei mäßiger Hitze. Sie tvird in der
Form zu Tisch gegeben.
Bremer Aalfrikassee. Etwa
3 Pfund große getötete und vorgerich
tete Aale schneidet man in zweifinger
breite Stücke. Man bereitet dann eine
helle Mehlschwitze, verkocht sie mit
leichter Fleischbrühe zu leicht gebunde
ner Sauce, salzt, pfeffert und schärft
sie mit Zitronensaft und läßt die Aal
stücke, ohne daß sie zerfallen dürfen,
in der Sauce langsam gar ziehen. Als
Einlage gibt man in dieses Aalfrikassee
kleine Semmelklöftchen, große Kalbs
milchwürfel von vorher gebrühter und
weichgekochter Kalbsmilch, 250 Gramm
in Scheiben geschnittene eingemachte
Champignons und eben so viel Brech
spargel. 5 Unzen Reis kocht man drei
mal ab und dann in Salzwasser mit
einem Stück Butter weich, worauf man
ihn in eine Randform drückt. Der
Reisrand wird gestürzt, das Aalsri
kassee, an das man zuletzt noch ein
kleines Glas Madeira gibt, in dem
Rande angerichtet und mit kleinen
Blätterteigdreiecken garniert.
Berstoften.
..Was macht den Ihre Tochter,
Herr Zwirbelt"
..Meine Tochter? Ich habe fei
uc Tochter mehr die hat c Konknr
Ter Kohlenvorrath der Erde
hat den letzten internationalen G?slo,
genkongreß lebhaft beschäftigt. E han
delt sich dabei um ein Problem, daS
allerding wissenschaftliche, ober bei
weitem mehr praktische Interesse hat,
ja die wichtigst. Zukunftsfroge für die
gebildet: Menschheit bildet. Tie bi
jetzt vorliegenden Angaben über die
Kohlenschötze der hauptsächlichsten an
der Gewinnung der Steinkohle bethei'
ligten Länder sind nicht zuverlässiz
genug, um die Frage nach dem Qk
sammtvorrato der Kohlen aus der
Erde bestimmt zu beantworten. Der
Kongreft lU deshalb beschlossen, euie
Ausnahme de gefammten Kohlenreich
thun, durchzuführen und zu diesem
Zweck die Mitwirkung der Bchörden
undGrubenbesitzer zu erbitten. ES ist zu
hoffen, daß diese Erhebung in den be
theiligten Kreisen Beifall findet und
dadurch ein sichereres Ergebniß ker
beigeführt wird, als die bisherigen
Schätzungen geliefert haben. Am frll
heften hat man sich mit der Frag nach
dem vorhandenen Steinkohlenvorrath
in England beschäftigt, denn dieses
Land ist auch am meisten dabei inter
essirt. Im J.hre 1861 schätzte Hüll die
Kohlenvorräthe im Boden Englands
auf 80.000 Millicnen englische Tonnen
und meinte, dieser Vorrath werde auf
800 Jahre ausreichen. Dem wider
sprach Professor Stanley Jevons und
kam zu dem Ergebniß, daß die engli
schen Kohlenvorräthe kaum für mehr
als ein Jahrhundert genügen könnten.
Dieses Resultat beunruhigte in Groß
britannten so sehr, daft 1866 eine ko
nigliche Kommission eingesetzt wurde,
die ihrerseits zu dem Ergebniß kam.
Englands Kohlenselder enthielten 147..
000 Millionen Tonnen Kohlen, ausrei
chend für 261 Jahre, wenn die Steige
rung oer Ausbeutung jährlich drei
Millionen Tonnen betrage. Sidney
Lupton hat diese Berechnung bemän
gelt und kam schon 1886 zu der Ueber
zeugung.'der englische Kohlenvorrath
werde um 1900 soweit erschöpft sein,
daß er für die Industrie keine arofte
Bedeutung mehr haben könne. Am
Schluß feiner sehr ausführlichen Eröi
terungen sagte Lupton. daß. ehe noch
viele Jahrzehnte verronnen feien, df
Engländer erwarten müßten, daft die
immer größere Seltenheit der Kohle in
ihrem Lande ein bedeutende Preisstei
gerung derselben verursachen werde;
diese aber würde vom verhängniftvoll
sten Einfluß sein, zunächst auf alle
Zweige des Handels und der Industrie.
o,e von ven Roylen abhängen, und
mittelbar aus alle übrigen Seiten des
menschlichen Lebens dort. Auch ein:
Einfuhr von Kohlen nach England
in dem erforderlichen Maße fei un
möglich, denn die Kosten würden im
günstigsten Falle so hoch fein wie das
gesammte heutige Staatseinkommen
Großbritanniens.
Sobald der Kohlenreichthum Eng
ands dahin sei, müsse sich das heutige
England wieder rückwärts verwandeln
in ein England von 1780, in ein Land
mit dünner Bevölkerung, mit wenigen
Fabriken und sich von den Produkt:n
der eigenen Felder ernähren. Man
darf über die genaue Anzahl der Iah
re, während deren Eygland noch von
einem Kohlenreichthum zehren kann.
verschiedener Meinung sein, jedenfalls
aber werden die britischen Kohlenfel
der im Laufe des 21. Jahrhunderts
nahezu erschöpft fein. Vor 13 Iah
ren bemerkte der Präsident des Jnsti
uts der englischen Bergbau-Jnqe
nieure. einer der größten Eisenhütte,
besitz Englands habe erklärt, daß im
Bezirk Middlesbrough in 50 Jahren
leine Hochofen mehr im Betrieb sein
würden, also um 1950 herum, und F.
Brown, eine Autorität auf diesem
Gebiet, sagt, daß in 50 Jahren zwzr
Drittel der besten englischen Kohlen
erschöpft sein würden. Setzt man die
sen Termin auch noch um ein halbes
Jahrhundert später an, so kommt man.'
wieder aus das 21. Jahrhundert alZ
die Zeit, in welcher die englische Koh
lengewinnung zu Ende gehen muß.
Der Reichthum Deutschlands an Koh
len ist sehr viel erheblicher als der
jenige Großbritanniens, denn es ist
das kohlenreichste Land Europas.
Nach Professor Fischer, einer der gröft
ten Autoritäten auf diesem Gebiet,
dürfte Deutschland noch auf etwa ein
Jahrtaufend hinaus mit Steinkohlen
versehen sein. Er hält dafür, daß noch
im gegenwärtigen Jahrhundert die
Kohlengewinnung Englands erheblich
nachlassen und damit auch die Jndu
strie. ja die ganze britische Weltmacht
stellung leiden werde. Natürlich sind
die Schätzungen über den Kohlenreich
thum eines Landes verschieden, weil eö
sich eben um Schätzungen handelt. So
findet Engler-Karlsruhe. daft d:r
Kohlenvorrath Deutschlands 416 Mil
liarden, derjenige Englands 193 Mil
liarden, Belgiens 20 Milliarden,
Frankreichs 19, Rußlands 40 und
ganz Europas 700 Milliarden Ton
nen beträgt. Der Kohlenreichthum der
Vereinigten Staaten wird auf 680
Milliarden Tonnen, derjenige Chinas
ebenso hoch geschätzt. Hierbei ist die
Braunkohle nicht mitgerechnet, von der
Deutschland und Oesterrcich-Ungarn
am meisten fördern, während Nord
amerika erst in dritter Linie folcit.
Die gegenwärtige Gefammtprvvuktion
an Kohlen auf der ganzen Erde be
läuft sich auf weit über 700 Millionen
Tonnen im Jahre, wovon die Ver
einigten Staaten etwa 250. Großbri
tannikn nahe ebensoviel. , beide Staa
ten zusammen also über die Halste der
ganzen Erzeugung erreichen. . ,