Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 12, 1912, Image 2

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    HflUtif Cnta T r l b s t.
siirflciinasöcr )TttutaLsl
.iiisteilwalde's landschaftliche Reize.
- Weinflarriier Uouzort. Gin
herrlicher (,e,luß für wahre Kunst-
freunde. Xcä Urteil des Reichs-
gericljtS. k-, Wtingartiier? Bro
chiire. ,
- -
21. Oktober 1912.
Leute, die für die laiidwirthschaft
lichmNne der sandigen2'!ark schwär
men, werben Ahnen vielleicht einre
den. das? ffiirstenwalde ein idnlli
scheS" Städtchen in besagter Mark sei
und daß sich ein Ausflug dahin schon
verlohne. Obgleich ich mich nun schon
Manchmal müde gelaufen habe, um
besagte landschaftliche Reize zu ent
decken, ist mir daö noch nie so recht
rjrftrnarn Gewiß. sckließl!ch bat ei
jede Gegend ihre charakterislisäen
Reize, aber was nützt das. wenn ei
ven der Charakter zum Widerspruch
röizt? Sandflächen, mageres Haibe
gras, Kwserbchände. die audselzen.
U hatte jemand den vergeblichen
Versuch gemacht, au rieseichaftcn.
stark ongckautm Zahnstochern einen
Wald zu konstruieren: daZ ist so ziem
lich allcS, was ich aus meinen Mark
Wanderungen bislang eindeckt habe.
Trifft man dann mal auf eine Laub,
afe, dann ficht das so aus, als sei
dieser erträglich? Flecken ganz auö
Versehen in die Ocde hineingerathen.
Andere reden freilich ganz anders.
Xaver Tchattvenka, der sich nabe Fair
stenwalde an dem .herrlicht'n- Schar
miitzelsee eine Sonnncrvilla erbaut
hat, ist entzückt von der Aussicht und
Einsicht, und Iohmma Gadski ist von
der UnWcrtrefflü!,keit des (Srune
waldS derartig überzeugt, daß sie in
ihrm'wcniaen Mußestunden bereits
den ttrmldrif; zu einem Walküren
heim ain Pechs entworsm hat.
Aber ich gebe gern zu: längerer
Aufenthalt in Berlin macht einen in
seinen landschaftlichen Ansvrüchcn be
scheiden. Was nun Fürstenwalde be
trifft, so mag ihm ein gewisses som
merliches Renommee unbenommen
bleiben, aber selbst der ärgste Mark
Schwärmer wird kaum auf die Idee
kommen, dem Städtchen von Berlin
aus noch einen Besuch abzustatten,
wenn das Laub, das einige Bäume
den Vorzug hatten während desSom
mers zu tragen, bereits zur Erde ge
rieselt ist. Und dann noch gar des
Abend, in der Dunkelheit, wo es al
so von vornherein feststeht, das; man
m Fürstenwalde dieFürsten nicht vom
Walde unterscheiden können wird, wo
man Fürstcnwalde gar für Finster
Walde (im gleichen Regierungsbezirk)
halten könnte! .
Und nun begab es sich, daß am
Dienstag den 15. Oktober auf den
Ttadtbahnhöfen Charlottenburg.Zoo
logischer Garten, Fricdrichstraße.
Aleranderplatz und Schlesischer Bahn
lwf nach der sechsten Abendstunde Hun
derte von wohlangezogenen Tamen
und Herren die drei Sonderzüge nach
Füchenwalde bestiegen, die ein toll
kühner Konzertunternehmer, Emil
Gurmann, dorthin laufen ließ. ES
geschehen also doch noch Zeichen und
Wunder, sie geschehen noch im zwan
zigstenJadrhundert und in der, Stadt
der Intelligenz". Die Losung der
Reisenden aber hieß Weingartner"!
Man muß sich einmal klar machen,
was dieses Wunder besagen will. Sie
wissen, daß sich Berlin noch nie über
einen Manael an Konzerten zu bekla
gen gehabt hat, ich glaube Ihnen
auch schon mltgetycut zu haben, oaiz
man manchmal garnicht weiß, wem
man nochFreibillets für Konzerte an
bieten soll, oh sich eine höhnische
Ablehnung zuzuziehen. In dieser Wo
che war dcrUÄrfllch besonders groß.
An großen Orchesterkonzerten dräng
ten sich da die zwei Philharmomchen
unter Mkisch, die zwei Symphonie
konzerte unter Richard Strauß und
ein Mahler-Bruckner-Symphonickon-?ert
unter Oskar Fried zusammen.
Und nun kommt noch Weingartner
,n?it seinem Fürstenwalderkonzert da
zu. Sollte man es für möglich hal
ten, daß die Leute fich darnach drang
ten, den vierfachen Preis für ein Bil
let zu zahlen,' außerdem die Reiseko
sten, daß sie sich volle sechs Stunden
dafür reservierten, um nächtlicher
Weile nach Fürsteirwalde hinausfah
ren und in einem nichts weniger als
eleganten oder gar stimmungsvollen
Saal drei Vcethoven'sche Sympho
nien anhörm zu können? Sie ant
worten: das konnten doch nur Snobö
fein, die durch das Sensationelle, das
Uiuzewöhnliche der Sache gereizt wur
den; wären Sie aber dabei gemesen,
dann würden Sie diese Auffassung
rcvidiren". So lauschen keine Snobö
ernstester Musik, so halten sie nicht
aus, f o steigern sie fich nicht in ih
ra, .eifallsbekmdlmgen. Die da
im GellsckMftshaufe" in Fürsten
Walde saßen und zuhörten, waren die
ehrlichste Musikfreilnde der Reichs
Hauptstadt, und nicht etwa irgendwel
che rein persönliche Vorliebe für
Weingartner hatte sie binausgetrie
ben, sondern die Gewißheit, daß sie
hier reinen, unaffektirten, durch und
durch spontanen Beethoven hören
k-nnten. Und heute schon prophezeie
I ), daß bei den nächsten drei Fürsten
t irr Konzerten der Besuch nicht
r .t stark, dieAufmerksamkeit nicht
: '-".T intensiv sein wird. Selbst hart-
at Ksnzerwetemllen. wie ih
' ' r,--rr.ftoi Korrpon deuten, go
' C, 5') -S sich von dieser Rein,
lioit der Bettlwven Interpretation.
die eben aar keine Abrntit des ,i
iiitcr-
vrrtuTeit merken lieft form
!,ch
bei,Iückt fühlten, eine Empfind
d,mg,
die einem im aeaeiiwärtiaen iion
izert-
getriebe nur alle ulx'ljahr rni
i, lifi f InirS
innal
Tot- OnnX hiirHi nnf Mp 2'rrli
lmer
lUlaerituiar tiirlit als caltatio be
nie-
volentia eher als daS Gegentlieil
Durck weite Slefhiitrarionfäiinu',
die
im slotteste! Betrieb nrnren, und
in
deren AtmoSvkäre die 'richte einer
reichkzalrigen Fiirfteiiimlder Spr.
karte um dm Vorrang, oder Vor;
ruch stritten, mußte man sich den W
-Je
Borge-
Weg
bannen. Im aale mi ronnie
1 man
norti die puren vergangener ,
Fest-
lichteten bemerken: hier swno s
noch eine Schießbude in der Ecke.
?l,dsck,nii.kiina und Beleucl:tt,na
sogar
Die
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turn hurdisliis ieiien kleilll'üraerli
ctien Festen, nne sie Schützen-, .egcl
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leibliche,? und geistigen (ccX'il'n u
tbitr hn vn Tir Vll IIIC UCÜK CI
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fabcllia te Waldlandichatt Mt;
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hiiri(i(r niLirfnJicr st 3 tfOpi
'ischer
üslnlb Um das voraeickiotvne X
Briefs-
rtfrnfmiuult Iinttfl man fünf Tops
vilanen in militärisch-regeimcik
igcm
Abstände ausgebaut. Kurz alles per
einte sich lim dem Ankommenden die
Bemerkung aus die Vippcn zil oran-
gen: welcbe narce: reizen -ic. uno
dann wurde ein richtiger Kiinst-Got-tcsdimst
daraus. Es waren manche
gekommen, die sich das Erlcbniß ei
tler gesunden Schadenfreude" rrkosft
Hatten, und der Vertreter einer Konkurrenz-Konzertagentur
fragte jeden
aus. ob er für sein Billet mich mrk
lich bezahlt habe. Er zog mit erheblich
twlnnrrirtim lsicktsaitt'druck ab.
und die Schadenfreudigen tremlten
s ck vom Saoen uno ocgnugren iicv
mit der Freude.
Sogar die Akuttit Men mir an
fangS herzlich schlecht zil sein, die
Bläser des Bliithnerorchesters inöbe-
sondere entwickttcn inren ion nur
kümmerlich. Aber die Akustik ist
solch ein räthselhaftcS Ding: man be
mängelt sie. und zuiveilen ist doch
bloß das eigne ijtjt oamr verani-
wortlicb. Vielleicht wurden auch die
Bläser, respektive ihre Instnunente
wärmer, sprachen ao vener an. we
nigstens kamen schon in der zweiten
ssrnntifinriie Momente, wo ich den
Eindruck hatte, solchen Wohllaut nie
im . a 0 . t-fl
zuvor geHort zu yaoen. .as vuon
fm K- mukte wohl der gleichen
Ansicht sein, so steigerte sich der Iu-
bel. bis er nach öem leylen sa? txx
Eroica wie eine elementare Entla
dung losbrach lmd überhaupt kern
Ende mehr zu nehmen zu wollen
schien. Weingartner aber lächelte
frnfiliftiteS Läckeln, er sah nlS
wie ein glücklicher Knabe, nicht wie
einer, der em paar nmocn voryer
vom Reichsgericht in Leipzig zer
schmettert worden war.
Dieses Reichsgcrichtsurtheil war
die sensationelle Zuthat zmn Kon
zert, und ich muß den Konzerttrnier
nehmer dazu beglückwünschen. Er
selbst hatte nichts dazu thun können:
das Datum des Konzertes ivar schon
vor einem halbenJahr festgelegt wor
den, und dann trat der Zufall in
Aktion und bewog das Reichsgericht,
den Prozeß Weingartner gegen den
König von Preußen" ebenfalls aus
den 15. Oktober anzuberaumeil. Der
Telegraph hat Ihnen längst gemeldet,
daß das Reichsgericht Weingartner's
Ansuchen auf Aufhebung seines Ver
gleichs mit dem -Generalintendanten
i'.n, nFxipMmi bat. ftiir solche, die
nicht juristisch geschult" sind, hie al
so bei den uNprungttcyen, nrnven
Rechtsbegrifsen stehen geblieben sind,
wird diese Entscheidung absolut unbe
greiflich sein. Weingartner verlang
te bereits in den früheren Instanzen,
w flrtti8 fiifiren u dürien, daß
VH vwv;.i.i .
er niemals kontraktbrüchig geioorden
fei, daß also sein ergteicy mir oer
Königlichen Intendanz auf einer fal
schen Voraussetzung beruht habe. ,e
se Beweissührung wurde ihm nicht
gestattet. Sie wird ihm aber in sei
nem Prozeß, den er zur Zeit gegen
den Berliner Lokalanzeiger (wegen
beleidigender Aeußerungen) ' sührt.
zugestanden werden. Weingartner
behauptete ferner, daß er zu jenem
Vergleich mit Hülsen durch eine
Zwangslage genöthigt worden sei.
sonst hätte er sich nie bereit erklart,
so viele Jahre auf, Berlin zu ver
zichten. Von dem Vorhandensein die
ser Zwangslage hat sich das Reichs
gericht nicht überzeugen können.
Meinetwegen. Aber kann man
denn in einem modernm Rechtsstaat
jik-bauvt Verträge solcher Art als
gesetzlich zulassen? Ist es moralisch",
daß man nnemtuniuer, oem oie gan
ze Welt gehören sollte, für irgend ei
ne Zcitperiode verbietet, einen wichti
Nlt hirfer Hielt mit seiner
Kunst zu verschonen? Hat ein Einzel
.(Si'iHeii drts Reckt, einer aan
zen Weltstadt vorzuschreiben: diesen.
Künstler durft wt aus w uno o viu
Jahre nicht genießen, weil er ylir un
bequem ist? Ich bin gewiß, wenn die
Berliner in Fürstenwalde dem Ti
rigenteilWemgartner euv noch mehr
zugejubelt haben, ais leine Meinung
-?nit? imh Veranlagte, so war
es das Gefühl: der Protest gegen die-
scs gesetzlich gemacht lmreazr rönne
gar nicht laut genug sein.
Und siehe da, um nächsten Tage
stellte sich heraus, daß die Berliner
Tagespresse, die so viele verschiedene
Ansichten zu äußern pflegt, als sie
Organe hat, den Fall Weingartner
dmchwsg in der gleichen sympathi-
scheu Weise Inirlheilte. Doch nein,
nicht durchnvg: Dr. Earl .Urrbs. der
Kritiker des rotben Tag" tott? ja
gar da.,,, ausgefordert: die Berliner
Kritik möge sich ant ihre Würde be
simien und dem Fiirstenii'alder Kon
zert fern bleiben! Düse Ungeheuer
lichkeit wurde glücklickenveise von der
berliner ttritik mit Verachtung ge
straft. Begreisen kann man die Un
verfrorenheit dcS Herrn 5irrbs auch
nur. nvnn man bedenkt, daß die
Schtrl'lchei, täglichen Publikationen
ja siir die offiziösen Organe der Kö
niglichen (cncrclintdibimtiir gehal
ten norden.
Ob die drei weiteren Ausflüge
ach Fürslenwalde. die uns beiwste
ben, ähnliche Zugalvn erhalten wer
den, ist unwahrscheinlich. Da daS
Reich?gericht?urtheil bereits Rach
mittags lvkannt gegeben worden
war. konnte Weingartner's Brochüre
Erlebnisse eines königlichen Ka
pellmeisters" in Berlin", bereits -am
Konzertabende ausgegeben werden:
v o.r dem Urtheil 'wollte er sie nicht
der Oeffentlichkeit übergeben. Viele
brachten also daS über achtüg Seitm
starke Büchlein schon als Reiselektürc
mit in'S Eoupk. und nachlr sah man
Dutzende von Eremplaren auf dem
Zeitungssland des Fürstenmalder
Wellbahnhofs ausgelegt. Der Bahn
lfsbuchhändler muß ein Rieseiigc
schäft gemacht haben.
' Diese Erlebnisse" erhalten viel
WissenSwertheS und vor allem Be
hcrzigensnvrthes. Ich inuß geslcheu.
daß mich die ersten Seiten als reich
lich persönlich" gehalten berührten,
aber bald wird die Darstellung objck.
tiver und macht den Eindruck, als ba
bc hier nicht etwa Rachegefühl die
Feder geführt, sondern die Ueberzeu
gung, daß hier ein ungesunder, kunst
schädlicher Zustand zum Heile aller
Beteiligten blosgelegt lverden muß
te. Wenn daS Institut der stöiügli
cheil Oper Herrn Weingartner nicht
nachweifen tarn, daß er die Unwahr
heit gesagt, oder wenigstens stark
übertrieben hat, dann sieht es ent
muthigcnd bö) um dieses Institut
aus. Gewiß kann kein Theater auf
dieser sündigen Erde ohne Intriguen
und Kabalen bestehen, und das an
geblich ideale Banrnitb. die Neid
höhle", bat ihr zum mindesten nicht
weniger, als andere Tlvater; aber
wenn die Oberleitung selbst fortwäh
rend solche Intriguen konftruirt
wie nach Weingartner die , Berliner
Hofoper wahrend der Aera Person,
t oder wenn sie lediglich im Bure
au" liegt, während die Kapellmeister
-und Regi'eurc sozusagen stumme
Hofbeamte ind, dann kann man
eben keine anderen Resultate erivar
ten, als uns seit Jahren zu theil iwr
den.
Die Versuchung ist groß, Ihnen ei
nige Proben au. der Weingartner'
schen Brocbiire hier darzureichen: et
wa die ergötzliche Geschichte, wieWein
gardler auf Veranlassuilg) mit einer
Strafe von hundertzmanzig Mark be
legt wurde, weil er Eavalleria ru
sticana" schlecht dirigirt habe: oder
wie die Königliche Intendantur ihm
eine monatliche ttagenzahlung ver
weigerte, tvcil sie sich in ihrer Buch
führung um einen Monat geirrt bei'
te, ein Irrthum übrigens, für den
nicht die schuldige Partei, sondern
eben Weingartner hat büßen müssen.
Aber das Buch wird ja seinen Weg
auch zu Ihnen sinden, und ich bin
überzeugt, auch in Amerika wird
man dein Verfasser dank wissen, für
das Licht, das er über Zustände ver
breitet, die hier meist in geheimniß
volles Dunkel gehüllt werden. Toll
te Ihnen dennoch manches als un
glaublich vorkommen, so sragen Sie
nur Carl Muck in Boston: der kann
Auskunst geben.
Aber einen Passus aus demTchluß
Worts Weingartner's möchte ich doch
hiersetzen, weil er die ganze Situation
klar beleuchtet. Er lautet:
Welche Farce es bedeutet, in sol
chen Fällen den König verklagen zu
müssen, darüber wird doch wohl end
lich von berufener Seite ein Wort ge
sagt werden müssen. Der eigentliche
Prozeßgegner wird ausgeschaltet und
verkriecht sich hinter eine Stelle, die
als unantastbar gilt. Zu welchem
Mißbrauch der königlichen Person das
führen kann, zeigte sich bisher wohl
nirgends dnitlicher als durch die Art,
wie für den König als Prozcßpartei
die Berliner Generalintendantur den
mit mir schwebenden Prozeß führ
te. Der sachliche Prozeßstof ist förm
lich erdrückt durch das Unmaß von
persönlichen Anfeindungen und Stirn
mungSmachereien, das in der Beant
wortung meiner .läge angehäuft ist.
Ein Beispiel genüge für viele. Die
Brfucher menler Berliner Konzerte
erinnern sich gewiß noch des letzten
Konzertes, das ich im Opcrnhause
Ende Dezember 1907 leitete. Es war
ein Beethoven-Abend, der mit der er
sten Lconoren-Ouvertüre schloß, der
berühmte PianistErnst von Dohnanyi
wirkte mit, der sich heute noch dieses
Konzerts mit besonderer Freude er
innert, wie denn überhaupt der ganze
Abend von einmüthiger Begeisterung
des Publikums getragen 'war,"
lner muß ich Weingartner unterbre
chen, um zu erzählen, daß ich damals
nicht iin Konzert tvar, aber der öf
fentlichen Probe b.igewohnt habe.
Und die Ausführung wird wohl nicht
schlechter als die Probe gewesen sein,
die dem künstlerischen Gelingen
vollständig die Wage hielt. Gerade
über dieses Konzc'rt ' tvaqte . eS die
Gcneralintcndantur.'iir ihrer Nlagc-
beantwort,, einen in Sperrschrift
verfaßten Gericht aufzunehmen, der
mich beschädigt, an diesem Abend
wohl mit pem Taktstock erschienen zu
sein, aber nur automatische Bewe
gungen" gemacht und das Orchester
sich selvst überlassen zu haben, welche
Verleugnung - jeglicher Künstler
scha't" hellte noch unter den Musikern
starken achlll" crii'nke. Mit die
ser phantasin'ollen Erfindung Nll
te man eilvisen. daß ich schon längst
die Absicht gehabt Habe, meinen Ver
trag zn brechen. Was wiirde der Kö
nig von Preußen dazu sagen, wenn
er erführe, wche Art der Prozeß
sührung er als Partei mit seinein
Namen hier zu deck.' hat?"
Es ist vielleicht nicht überflüssig zu
erwähnen, daß die Bremüre bis jetzt
noch nickt polizeilich beschlagnahmt
worden ist. DaS wird ihr auch nicbt
pttssiren. denn so eindringend sie ist.
so wohlüberlegt erscheint jedes Wort.
Und nun auf Wiedersehen", du
dunkles Fürslenwalde, In ein paar
Wochen bin ich wieder da. Und dann
besteht HoffnitNch die Tageskarte im
GefellschaftShans ans (richten, die
anders riechen als d.e letzten.
August Spanuth.
?kcw Yorker Planderei.
Jnspkktion der 1. Kaj'Üe. Seit,
same Gesellschaft. Die Zeit der
Theuerung.
Die Jnspkktion der ersten Kajüte
durc) die Einmanderungs . Beamten
von Ellis Jkland. die nährend bei
starken Andrangs von Kajüten-Passa-gieren
aus Mangel an Leuten einge
stellt worden war. wir', auf Anord
nung des Kommissärs Williams vom
?!euen in Angriff genommen werden,
und in Zukunft werden sich die Passa
giere der ersten Kajüte nicht des unge
störten Landens erfreuen, wie während
der Reisesaison. Bei den angekom
menen Dampfern Eincinnati" und
George Washington" wurde der tu
neute ' Ukas des Kommissärs nicht
durchgeführt, wjeil diese beiden
Dampfer je 1000 Kajüten - Passagiere
an Bord hatten und die Einwände,
rungs . Inspektion durch die Jnspck
jion der 2. Kajüte vollauf in Anspruch
genommen waren. Aber auf dem
Dampfer Czar" wurde die erste
Kajüte wieder inspizirt. und das Ne
sultat war. daß eine Rusjin von distin.
guirtem Aeußern, Alexandra Schomo
wskaja. die zum Besuch herüberkam
und das zwei Jahre alte Töchterchen
eines russischen Geistlichen den in
Lendham. Pa., ansässigen Eltern d:S
Kindes zuführen wollte, mit 39 Passa
gieren aus der 2. Kajüte dieses Dam
pfers nach ter 5insel transportirt
wurde. Der Vater des Kindes kam
prompt nach Ellis , Island, und Frl.
Schomowskaja , und ihre Cckrntzbe
schiene wurden nach einem Verhör vor
der Inquisition zugelassen.
Wenn was Go?j und der gesunde
Menschenverstand der T.tw Yorker r
hüten möge einmal unser liebes,
altes und immer noch zu den schönsten
Bauwerken der Stadt zu zählendes
Rarhbaus der Pickart des Contractors
zum Opfer fallen sollte, dann werden
die Arbeiter eines Tages beim Nieder
reißen einer zwischen der Rotunde und
der Mayors - Office stehenden Wand
auf eine mit einer- anderthalbzölligen
Marmorplatte bedeckte eiserne Kiste
stoßen. Die Kiste wurde von der
Firma, die Reparaturen der Wand
auszuführen hatte, angeschafft und ein
gemauert. Und zwar' ohne hohe obrig
seitliche Bewilligung. Daß letztere ver
weigert worden wäre, wenn man um
sie nachgesucht hätte, ist als ziemlich
sicher anzusehen, denn der Inhalt der
Kiste "ist so heterogenen und estien
thümlicben Charakters, daß die zukünf
ticken Finder einen merkwürdigen Be
griff von der anno 1912 in New Fork
dominirenden Geschmacksrichtung be.
kommen müssen. .
Kein Mensch wird danken etwas
einzuwenden baben, daß die Portraits
des Mayors Gaynor und des Stadt-rathö-Präsidenten
McAneny auf solche
Art der Nacbwelt überliefert werden.
Auch die Konterfeis des Präsidenten
Ch. I. Gilman und des Sekretärs T.
A. Shannon der KontraZtorenFirma
können noch passiren. aber daß man
das Portrait von Knockout" Brown.
einem in gewissen Sportreisen hu
kannten Faustkämpfer, der Bilder
gallerie hinzufügte, das geht doch über
die sprichwörtliche Hutschnur. Der Kerl
sieht übrigens in seinem Frackanzuz
mit dem Cylinder aus dem Most
schädel. den Lackschuhen an den breiten
Pedalen und Nummer 16 Glaces
über den mächtigen Pratzen drollig
genug aus. Die Herren Reporter in
der City Hall sind im Sammelsurium
ebenfalls vertreten durch ihre Unter
schuft, sogar ihr Botenjunge Willie
Collins wird auf diese Art der Nach,
weit überliefert. Willie'S Freund Frank
Lyons hat eine höchsteigenhandig ent
worfene Zeichnung, die höllische Maje
stät darstellend, gestiftet. Sie nimmt
sich gut aus neben der Photographie
der Lincoln - Flaggk. die am letzten
4. Juli über dein RathhauS wehte.
Tageszeitungen mit dem Bericht übt?
das Attentat auf Roosevelt vervoll
ständigen die merkwürdige Kollektion,
übe- die unsere Nachkommen einmal
verwundert die Köpse schütteln werden.
In den Hotels muß man jetzt für
Brot und Butter besonders zahlen Vor
einem Monat haben die Hotelbesider
diese Neuerung kingcführt. und zuerst
erhob man ein große Geschrei; nacn
dem lu-h bis lZntkültuna oeleat lxitlk.
tlgab man sich in dat Unabänderliche
und heute betrachtet man e bereut
alt etwas Selbstversiclndlichet.
211a di Mirtbe bin Gälten am
Munds absparen, ist ihr Brot und
Butter und dafür rechnen sie zeyn
Cent! die Vortion. Warum sollen sie
die Sitte nickt bier einführen, die in
Europa Van" bestand und der sich v
amerikanischen Herrschaften, denen ek
gewiß auf den D-ime nickt ankommt,
ohne Weigern gefügt hatten.
Und wenn die Herren, die für unser
leibliche Waohl sorgen, so leicht eine
neu. Einnahmequelle erschließen fön
nen, warum sollen da die geistigen
Nährväter nicht desgleichen thun? Sie
haben es gethan: in einer Anzahl New
?)orker Theater muß man jetzt für da
Programm zehn Cent bezahlen
da: ist dai Butter und Brot auf der
Tafel der geistigen Genüsse. Die besten
Gerichte munden nicht, wenn man sie
oh' Brot und Lutter verzehren soll,
und daö schönst Theaterstück hört auf.
ein Genuß zu sein, wenn man kein
Programm bat und sich über die han
delnden Personen und die Darsteller
nich! informiren kann. In beiden
Fällen ist e eine Nothwendigkeit, die
man neuerdings besteuert hat und
da Publium muß eS sich ruhig ge
fallen lassen. Und in beiden Fällen ent,
schuldigt man diese Steuer mit dem
Hinweis auf das europäische Beispiel.
Während man jedoch in den Hotel
dasselbe Brot und dieselbe Butter wie
früher vorgcsent bekommt, sehen sich die
Theater wenigstens veranlaßt. . ein
UebrigeS zu thun und geben für die
zehn Cents ein sogenanntes Souvenir
Programm" mit Bildern der Darsteller
und Szenen de Stückes. Immerhin
zehn Cents sind zehn Cents und d!e
Zerren Direktoren machen dabei gewiß
ein ganz gute! Nebengeschäft. In
einem zener idealer mir Programm
zwang ist der höchst elegant gezeichnete
Umschlag mit Bildern aeschmückt.. die
na sagen wir akt" uell sind .
vielleicht eine fcme Anp,eiung aus me
Mbrkeit der Kunst: man spricht doch
meist von der nackten Wahrheit! Auch
dagegen ist kaum etwas einzuwenden
und die Thatsache wäre nickt weiter
erwähnenswerth, wenn nickt der tücki
sche Zufall sich dabei einen harmlosen
Scherz erlaubt hätte der Heraus
geber jenes Programms heißt Comstock.
Es giebt also einen Mann dieses Na
menS, dessen Schönheitsbegriffe nicht
ganz so engherzig sind, wie die seines
heiligen Namensvetters: aber ein drol
liges Zusammentressen bleibt's immer,
hin, daß unter diesen unverhüllten
Schönheiten gerade dieser Name pran
gen muß.
Der komische und der tragische
Balkan.
Zu den größten Aufgaben der
Völker gehört sicher die, von andern
zunächst einmal ernst genommen zu
werden. Man muß gestehen, daß Eu
ropa dm Balkanvölkcrn diese Auf
gabe bisher recht schwierig gemacht
hat. Hat man schon genügend darauf
geachtet, wie feit zwanzig Jahren der
Balkan die Fundgrube für das ganze
komische Repertoire von Europa ge
worden ist? Unsere Operette, unser
Schwank, unsere Witzblätter bor al
lein lebten vom Balkan. Wenn man
in diesen Tagen, wo alles auf dem
Balkan in Flammen steht, und wo
fanatische Menschen um große Ziele
ringen, die europäischm Witzblätter
durchsieht, so hat man ein klägliches
Gefühl bei dem Konservativismus
eben dieser Blatter. E'ne bekannte
Berliner satirische Wochenschrift
bringt ein Gedicht, in dem sie sich
über den einzigen militärpflichtigen
Montenegriner, der in Berlin lebte,
lustig macht. Er ttiar als Handlungs
gehilfe bei einer großen Teidenfirma
beschäftigt und hat, dem Gestellungs
befehl folgend, sein Geschäft verlas
sen, um seinem Baterlande zu die
nen. Eine Münchener Wochenschrift
schildert den Auszug der in Schwa
bing wohnendNlMalerkolonie, zu der
manche Balkanslaven gehören, auf
den Kriegsschauplatz. Natürlich ge
schieht das in derb kankirender Wei
se: der Balkan-Europäer ist jedesmal
ein schäbig aussehendes Wesen, das
ungefähr dem Mausefallenhäiidler,
dem längst vergessenen, früherer
Epochal gleicht. Tu lieber Himmel!
Bildet man sich ein. daß unsere Hel
den von 1870 und 180(i lauter tadcl
lose Tandies waren, die jeden Mor
gen Ströme von Eau de Ouinine auf
ihr kriegerisches Haupt leruntergehen
ließen? Damit hätten sie Tedan
nicht gewonnen. Der alte Fritz wuß
te daö besser, als er von seilten Sol
daten als von Graskeufeln" sprach.
Aber die allgemeine Parole ist eben,
die Balkanvölker und ihre Angehöri
gen um keinenPreis ernsthaft zu neh
men. Tarin wird nun der gegenwär
tigeKrieg, gleichviel welches auch sein
Ausgang sein lvird, sicher eine Aen
derung bringen. Ja, man könnte die
Idee habeil, die Balkanvölker hätten
sich in das Abenteuer nur gestürzt,
um endlich einmal ernst gnomiiien zu
werden. Um der guten alten Mama
Europa, die nie merkt, Ivan,, ihre
Jungeil erwachsen sind, zu zeigen:
Jetzt bin ich ein Mann, und du
sollst mich ernsthaft nelmien, sehr
ernsthaft." Der Balkan strafft sich in
diesem Augenblick empor zu - tragi
scher Pose., Er hat satt, der ewige
Prinz Dnnilo und der einige "eut
nant Niki oder derlapitän Blnntschli
au Beniard Sbaws Helden" zu
sein und bei in lang von Wiener
Walzermelodien über unsereVariet
bllhnen ju schlendern. Dieser Kriez.
der zwisckM den vier Balkanmäcktm
und der Türkei aus Leben und Tod
entbrannt ist. gibt Europa manche
Lehren. Auch die. nicht allzu sehr an
die riegdtiichkigkeit sinanziell schwa
cher Staaten zu alauben, von der uns
englisch und amerikanische Theoreti
ker gern überzeugen möchteil. Diese
Herrschaften, die mit dem Aberglau
ben an die Allgewalt der Börse groß
geworden sind, bilden sich ein. daß
reditt'ernicktungen im großen Sti
le ebenso verheerend auf einBolk Wir
ken könntm wie verlorene Schlach
te, während doch die Geschichte be
nvist, daß bankerotte oder l)alb ban
kerotte Staaten finanziell viel stär
kere Gegner besieg! wen. Dieser
Krieg, den wir jetzt beginnen sehen,
lebrt uns snier. daß unser offizieller
Geschichtsunterricht sich viel zu wenig
um die lScschichte der Balkanvölker
gekümmert bat. Der Durchschnitts
enropäer tveiß gar nichts von den in
teressanten Abenteuern, den .Kaiser
reichen und Fürskeuthümcrn, mit de
nen die mittelalterliche Geschichte des
Balkans erfüllt ist, und weil wir
nichts davon wissen, verstellen wir die
beutiaen küstorrschen Ansprüick? der
Bölker nicht. Der Schüler nsenr
Lehranstalten erfahrt fast nichts von
dem großartigen Schlnßkamp? de
bnzantinischeil Reiches, das in jenen
Zeiten allgemein als Bollwerk Euro
paS gegen den Osten tofrachfcl. wur
de. lich mit uugcmeiner Zähigkeit bc
hanptcte und schließlich doch nur un
terlag, weil Europa eö im Stich ließ.
Wir zeigen in ollen diesen Dingen
den EgoizmuS alter und reicher Zi
vilisation, der den Emporkömmkm
gen nicht gern und nicht allzu weit die
Thüren öffnet. DaS mag begueul
sein, klug ist's nicht immer. Mit der
Zeit kommt derEmporkömmling doch
weiter und es könnte sehr wohl sein,
daß seine Dienste auch von den Gro
ßen einmal alS wichtig in irgendeiner
Sache empfunden werden. Genzu
dasselbe haben wir mit denJaPaiiern
gemacht vor dreißig Jahren, sie wa
ren für uns amüsante Spaßmacher,
und Sullivans ..Mikado" unterhielt
ganz Europa, bis die Kriege mit Chi
na und Nußland uns die Augen öff
neten. Wir können noch weiter zu
rückgeben: in den vierziger und fünf
ziger Jahren des vorigen Jahrhun
derts war der Amerikaner tlxnls als
unwissender Farmer, theils als Protz
ein beliebter Stoff der Witzblätter:
der Wandel kam erst mit dem großen
Bürgerkrieg der sechziger Jahre.
Jetzt käiilpfeil die Balkanv'ser. wie
sie sagen, sür ihre unterdrückten Brü
der, was natürlich heißen will, sür
die Reste des europäischen Gebiets
der Türkei: im ganz geheimen Grün
bt ihres Herzens känlpsen sie aber
anck gegen Europa Und seine Borur
theile: sie wollen endlich einmal, und
zivar gründlich, ernst gmommen wer
den. '
Oktober in Oberharj.
Bon Frieda Neuhautz.
An den dunklen Steildächern der
ölten Kaiserburg von Goslar flattern
gclbe Herbstblätter hin. Ueber die
sanftgeneigten Rasenflächen zieht leise
die Wemuth. die blasse, traurige Frau.
Es ist so still, die Dämmerung sinkt,
die Vergangenheit schläft in den Ecken.
und. scheue, schwermüthige Herbst-
träume schleichen heimlich zu ihr. Vom
hohen Rammelsberg herab kommt ein
kalter Wind und weht über die alten
Dächer der Stadt, die da zusammen
schauern, angstvoll, vor der dunklen,
weißfroftigen Herbstnacht.
Clausthal! Durch dichte Morgen
Nebelschleier drängt sich goldblitzend die
siegende Sonne. Dunkle Tannenspitzen
tauchen aus dem weißen Meer, ein
Morgenglockenklang klingt irgendwoher
mit hellem, dünnem Ton. Die weiten
Wiesen schimmern im Winterkleid, auch
auf den Dächern liegt dicht und schwer
der Reif. Aber die Nebel fliehen, und
der Reif schwindet vor der lachenden
Herbsisonne Glanz. Tiefblau wölbt sich
der Himmel über uns auf unserem
Wege gen St. Andreasberg. Bald
haben wir Tannen recht und links,
vor deren sommerlichem Grün der
Herbst weichen muß. Von seiner Me
lancholie streicht es nur wie scheues
Abnen über bereifte Gräserspitzen, die
sich im Schatten schwer zu Boden nei
gen. Aber doch spürt man den Herbst,
deutlich und wahr, an der einsamen
Stilleder Straßen. Die Sommervögel.
die zu Tusenden den Harz bevölkerten,
sind in die Heimath zurückgeflogen;
menschenleer ist's, kein Tourist be
gegnet uns; ungehört verhallt unser
jauchzender Schrei in den weiten
dunklen Tannenwäldern. So geht's
stundenlang, ohne Dörfer. Häuser,
ohne weite Fernsichten, bis beim
Sonnenberger , Haus jählings der
König vor uns auftaucht, mit einer
Krone von Duft und Glanz auf seinem
entblößten Haupte der Brocken.
Im Oderteich schlafen die Niren am
Grunde. Der strahlende Himmel schüt
tet sein leuchtend Blau bis zur Tiefe
hinab und erzählt ihnen trügerische
Märchen von lachendem Sommerglück.
Ueber die kleinen - Kräuselwellen aber
geht schon ein Zittern von Winterangst,
und ' glucksend flüstern sie : von der
Zeit, wo der Frosttiefe sie wieder' zu
s.arrek Unbewkgthtit zwingen wird.
Dock die Niren da drunten kören bei
te nicht; sie schlafen und träumen
- träumen wovon 1
mifsinAt weik ti da Wasser Im
Nehberger Graben, da tem Teich ent
slossn ist. und nun so dunkel und ge.
htimnitvoll neben un hinlirom,. Ar
e verräth nicht, lautlo, schießt e in
k,in,m lckmalen Bett dabin, und nur.
wenn e bei scharsen Windungen schäu
nieno gegen vit moongen lanonc'nr
prallt, klingt' wie spöttische Kichern
über dl, Neuaier der Menschenkinder.
Nun flüchtet e gar unter die Erde.
Waldeinsamkeit umgibt un, ousg.
märchenschön. In der eine zirpenden
Waldvöglein matte Herbstli, ver
klingt. Dunkle Tannen überall. Wo
sich die Wipfel aus eine Augenblick
Länge theilen, guckt allemal lustig und
frech die Achtermannshöhe zu un her
über.; als ein echter, kecker Lausbub
ist' anzusehen, da Achtermännlein.
wie e sein kahle Köpfchen hell von
der Sonne bescheinen läßt und die
ernsten, alten Waldberge zu verspotten
scheint. ,
Die weiten Wiesen, von AndreaSberz
sehen blaß und krank au im sinkenden
Strahl der Oktobcrsonne. Feine Dunst.
gespinste schwimmen in der Luft.
Abendstimmung zieht über Thal und
Höhen, so müde, müde und herbstbe
wußt Auf dem weiteren Wege
nach Braunlage faßt un die Nacht,
die sich heimlich, unmerklich in den
Harzwald schlich. Im letzten Dämmern
schauert ein stiller Waldteich auf. dun
kel, ernst, unendlich, stimmungsvoll.
Dann nichts mehr als nächtlichesWald,
sckwkiaen. kühl und groß. Bis in einer
Schneise mattfunkelnd der erste Stern
steht, und in den . obersten Tannen
Wipfeln ein ahnende Raunen erwacht.
Mcnschenohren hören es nicht, was die
Tannenwipfel raunen, was sie ahnen
von Kerzenschimmer und Weihnacht
glockenklang. Menschen fühlen nur die
Herbstnacht, die kalt und dunkel durch
die Bergwälder schreitet.
Sonntagmorgcnfrieoen im Forst
zwischen Braunlage und dem Brocken.
Ein verirrter Kirchglockenton. den die
Sonnenstrahlen mitgenommen, sonst
Stille. Leis rauscht ,m Talgrund die
warme Bode. Vom Herbst ist nichts zu
spüren, ein Tommermorgen scheint zu
rückgckehrt in reifer Schönheitsfülle.
Bis dann plötzlich eine Waldschneise
wieder Gräser zeigt, die weiße, blin
kende Frostperlenketten rauh zu Boden
drücken und sehnsüchtig der Stunde
warten, wo die Sonne sie befreien soll
vom eisigen Herbstnachtschmuck.
Vom dreieckigen Pfahl ab kommen
wir in den Bannkreis deS Brocken.
Man merkt'S an den Granitblöcken,
die überall wild verstreut liegen, man
mekt's an den Touristen, die jetzt wie
Pilze aus der Erde schießen. Und ss
wandern wir denn , mit hinauf im.,
großen Schwärm, den der sonnige
Oktobersonntag aus den Thälern zum
Brocken schickt. Braune Heide welkt auf
schwarzem Moorboden., steinhart ist die
Erde gefroren, wo sie die Sonne nicht
trifft, und in den Moorgräbern liegt
zentimeterdickes Eis. Aber der Gipfel
trieft von Sonnengold. Was thut's,
daß trüber Dunst ringsum die Ebenen
verschleiert und die gerühmte Aussicht
i.nmer mehr zur Illusion macht, wir
stehen ja oben im leuchtenden Blau,' in
strahlender Reine der Vergeshöh! Und
der Himmel wölbt sich klar und uner
messen über uns
Gen Harzburg geht's hinab. Zum
eisten Male tauchen tiefe Thäler vor
uns auf. durch die die Wildbäche schäu
mend rauschen. Ueber die vielgestaltigen
Bergkulissen an ihren Seiten sluthet
ein tiefblauer Schimmer, jenes köstliche
Blau der nordischen Berge, gemischt
aus Nebel und Frische, aus Tannen
duft und Quellenmurmeln. In da
Grün der Nadelhölzer mischen sich
rothgelbe Flecken. - mehr und mehr, je
tieser wir abwärts steigen. Laubwälder
erscheinen im Herbstesschmuck. Laub
wälder im Herbstesschmuck
Braucht es noch weiterer Worte? '
Ueber Harzburg hat der Herbst all
seine Farbentöpfe ausgeschüttet. Aber
was in höchster Schönheit glühte, daS
welkt jetzt leise im Abendgrau. Die
Sonne ist fort, blutroth ist sie geschie
den. Nun zieht die Sehnsucht der Wäl
der ihr suchend nach. Ueber der Som
merstadt drunten im Thal aber brauen
die Nebelhezen, breiten die dunklen
Mäntel und warten des Gebieters, der
mit klirrendem Frost tötend daher
fahren wird.
.,,, , ,,, ,
Londo n B ombay mit dtr
Flugmaschin e. In Bombay hat
sich ein Kommittee indischer Sports
freunde gebildet, das im kommenden
Sommer einen interessanten großen
Fernflug veranstalten soll: Flugma
schinen und Pilot sollen im Wettkampf
ihre Fähigkeit erweisen, die Reise von
London nach Bombay im Aeroplan
zurückzulegen. Die mit Hilfe der bri
tischen geographischen Gesellschaft zu
sammcngestellte Flugroute beginnt in
London und führt über Calais, Brüs
scl. Köln. Rastatt nach Wien. Buda
pest. Belgrad, Sofia und Konstanti
nopel, wo die europäische Strecke endet.
Dann wird der Bosporus überflogen,
die Strecke erreicht bei Meskine den
Euphrat, führt dann über den Tigris
nach Basra und folgt hier der Küsten
linie bis Karachi. Von hier aus muß
dann Bombay in einem Fluge erreicht
werben. ES kommt bei vielem era
fluge weniger auf die Schnelligkeit an.
als aus Dle llcyere ueoerwinoung der
gewaltigen Entfernungen; man rech,
net. daß der Flug London Bombay
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nmycjuiiuiu j.t -tuuc ujviuuji (viui
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