Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 07, 1912, Image 3

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    it Omaha triüiie. T,tttag.Zf. Oktober 1012.
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Das grüne Auto.
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Cpionage.Noman
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(18. Fortstzung.
.Ich bedaure," begann r, .aber--'
2r Hauptmann ließ Ihn nicht toxi
ter sprechen, er wandte sich zu Mcta:
.Und Du bist still? Haft Du denn
Messt Anschuldigung gegenüber gar
' nicht vorzubringen? Saqe ihnen doch
die Wahrheit, damit sie einsehen, wel
eher verrückten Idee sie nachjagen. ÜJle
. ta! So sprich doch! Um Gotteswillen,
sprich!"
' Die Baronin saß blaß, mit zufem
mengeprehten Lippen da. Sie blick
' fe dem Polizeirath offen in Gesicht
und antwortete:
'.Ich rufe Gott zum Zeugen an. daß
ich dem Verbrechen fernstehe. EI ist
da Ungeheuerlichste, da mir zuge
muthet werden kann. Hcrt Polizei
rath, gestatten Sie mir ei kurze
Unterredung mit meinem Bräutigam,
dann werden Sie alle erfahren."
.Gewiß, nuk muß ich daran ine
Bedingung knüpfen."
.Und die wäre?"
.Daß Sie jene Aktentasche einftwei
len hier liegen lassen."
Pardon. Herr Polizeirath." erklär.
U er Hauptmann, .die Tasche nx
hält nicht als Papiere meiner Braut,
" Familienpapiere, die wahrscheinlich
für die Augen eine Fremden nicht
bestimmt sind."
" Vielleicht enthält sie Wichtigere.
Herr Hauptmann. Die Baronin hat
eine so merkwürdige Sehnsucht nach
diesen Papieren bekundet, und die
, in einer so peinlichen Situation ihre
Leben, sie hat mit soviel Nachdruck
die sofortige Ueberbringung gefordert,
daß ich berechtigt bin, diesen Papieren
größere Bedeutung zuzuschreiben."
Die Baronin , war während dieser
Auseinandersetzung in den Sessel zu
riickgesunken und tief erbleicht.
Ihre Augen hingen wie festgebannt
. on der Aktentasche, die auf dem Sessel
rieben dem Polizeirath lag.
.Beharren Sie noch immer auf der
Unterredung mit dem Hauptmann?"
fragte der Polizeirath in kühlem To
e.
.Nnn," antwortete die Baronin
farnlrt.
Wollen Sie vielleicht mir eine Un
Krredung unter vier Augen gewäb
ren?" fragte Wurz wieder..
Der Hauptmana wollte inen Ein
. wand erheben, aber sie ging zur Thür
(1,JJ Nebenzimmer. Dort blieb sie jö
. igernd stehen und fragte halblaut:
.Die Papiere?
.Die Papiere bleiben inzwischen
hier. Beim Herr Hauptmann."
AI der Polizeirath sich mit der
' Baronin allein fand, trat er knapp
tzor sie hin und blickt sie ernst an:
Machen Sie der Sache ein End!
Bringen SK durch Ihr Verhalte
nicht auch andere Menschen n Gefahr.
St Hauptmann "
.Troht ihm Gefahr?" fragte sie
zitternd.
Ja, seine plötzliche Abreise, seine
Fahrt zu Ihnen verdächtigen ihn im
bochflen rade.
Die Baronin wankte und suchte
ine Halt an der Lehne dS Fau
teuil.
.Er ist unschuldig." hauchte sie.
.Er kannte Giardinr gar nickt "
Eine Minute tödtlicher Stille folg
te.
Mit 'verzweifelten Blicken starrte
die Baronin zu Boden.
Ihn verfolgten Sie auch Sie
glauben vielleicht, daß er die Papiere
Ich schwöre Ihnen, er ist an allem
. unschuldig, er weiß nicht halten
Sie es für möglich, daß er hier wa
re, wenn er auch nur etwa ahnte?
Und meinetwegen sollt er nun
'nein, das darf nicht fern! Da nicht
da wäre zuviel Aber woher
wissen Sie, wa er mir gebracht hat?
Dem Polizeirath hatte da halbe
Selbstgespräch zu viel verrathen. Er
hatte erkannt, daß sich alle Gedanken.
alle Befürchtungen der Baronin um
den Inhalt der Aktentasche drehten,
Jetzt galt e. den durch feinen
Schachzug errungenen Bortheil au
,unuden. Nur mit der Angst um
den Gelitten konnte er sie in die
.Enge treiben, nur durch diese Pa
'iere, die er ja gar nicht kannte, sonn
'. e er Macht über sie gewinnen.
- pa Woher ist nebensächlich. Ge
.iig. daß ich die Papier kenne. Sonst
Kitte ich tn Hauptmann in Wten
licht beobachten lassen, sonst wäre
ch ihm nicht selbst nach Italien ge.
xK-," sagte er in bestimmtem, etwa
iroffem Ton und blickte ihr for
, ,chend in die Augen.
Also, Sie kamen nicht meinethal
den?"
, Ich kam auch Ihrethalben. Doch
zu diesem Zwecke hätte es genügt.
Doktor Warten, der in Pontebba
wartete, Ihre Adresse mitzutheilen.
Daß ich mich dem Hauptmann an
schloß, mag Ihnen beweisen, in welch
schiefe Lage Sie ihn gebracht."
.Schrecklich," murmelte die Baro
nin. .
In ihr wogte ein Kampf, den man
ihr vom Gesichte ablesen konnte.
.Wa soll ich thun?" flüsterte
.sie vor sich hin. .Mein Gott, hilf
mir Wo ist der rechte Weg
Gott Gott, wenn ich nur wuß
u - : . ,
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Ti-n-"Tri
yi
von August Söclfcl
T-i1iTirT"HiiBTyT 1 i i "1 II
Plötzlich richtete sie sich entschlossen
auf:
.Sei denn! Herr Palizeirath.
versprechen Sie mir, daß wenn ich
Ihnen jene Papiere jetzt tibergebe, die
Affäre ein für allemal au der Welt
geschasst ist? Daß Sie all weiteren
Schritte gegen den Hauptmann un
terlassen. daß die ganze Ungelegenheit
nicht vor die Oeffentlichkeit gelangt?"
Dem Polizeirath war' al müßte
er aufjauchzen.
.Ich kann Sie meiner vollsten Di
kretion versichern," antwortete er.
.Soweit e in meiner Macht steht,
wird kein unnöthige Wort außer
dienstlichen Rapporten verlautbart
werden."
Er konnte diese versprechen mit
ruhigem Gewissen geben, denn vor ei
ner Woche erst hatte er von hober
Stelle wieder den Wink erhalten, die
Angelegenheit in möglichst diskret?
gorm zu no zu ormgrn. . -.Dann
holen Sie die Tasche."
All er nach den Akten greif
wollte, legte Hauptmann Fernkorn die
Hand aus seinen Arm.
.Dardon. aber die Tasche ist Ei
genthum meiner Braut. Ich darf sie
i- (..
nut in OY1' v a,u
Et der Polizeirath etwa erwl
dern konnte, hörte r die Stimme
der Baronin:
.Gib sie ihm, Franz. E ist mein
Wunsch. Er soll sie mir bringen."
Der Polizeirath empfand ein bei
seinem Berufe selten Gefühl der
Spannung, all er die Tasche der Ba
ronin überreichte.
Meta löste ohne Zaudern da Sie
gel, riß die Tasche auf und hielt dem
Polizeirath in Anzahl Dokumente
hin.
.Da haben Sie die Papiere! Bei
aessen Sie nicht, wa Sie mir ver
sprochen haben.
Ein inziger Blick belehrte den Po
lizeiratb, daß alle feine Erwartungen
übertroffen waren.
Wa er nicht zu hoffen gewagt,
war eingetroffen.
Die Papiere, die ihm Baronin
Sternburg übergab, waren militari
icke Dokumente iene wicbtiaen Ba,
piere, die dem FeldmarschallLeutnant
Holmhorst am 4. ' Januar während
der Soire au der Schreibtischlad
gestohlen worden waren
So hatte ine Finte de erfahrenen
Kriminalisten mehr vermocht al wo,
chenlange Untersuchungen und Recher,
chen.
Polizeirath Wurz war zu sehr
Herr seiner selbst, al daß er auch nur
durch einen Blick die Freude verrathen
hatte, die r in dem Augenblicke em
Pfand, al er die so lang gesuchten,
wichtigen Dokumente in Empfang
nahm.
Scheinbar gelassen, all handle
sich um eine ganz gleichgültige Sache,
ließ er die Akten in die innere Tasche
sein: Gehrockes gleiten und fragte
dann die Baronin, die während der
ganzen Zeit wie leblo mit hängenden
Armen in einem Lehnstuhl gesessen
und vor sich hlngesiarrt hatte:
,Wa wollten Sie eigentlich hier
mit diesen Papieren beginnen?
.Mit den Papieren?" fragte sie wie
geistesabwesend hier nichts. Mit
nehmen nach Wien wollte ich sie. Dort
wäre es mir leichter gewesen, die
Papiere an den alten Ort zurück
zubringen. Ich verkehre viel und
oft und natürlich sehr intim im Hau
se meines Onkel Holmhorst. Man
hätte sie plötzlich wiedergefunden und
alles wäre gut gewesen. DaS wollte
ich mit den Papieren.
Sie seufzte tief auf, dann wandte
sie ihre Augen bittend dem Polizisten
zu.
.Aber nicht wahr, es wird alles
so gehen? Sie selbst werden da jetzt
besorgen? Ich kann mich doch auf
Sie erlassen? Und der Hauptmann
bleibt ganz au dem Spiel? Da
haben Sie mir versprochen. Sein
Name darf gar nicht dabei genannt
werden. Sie werden diesen Ehren
mann, diesen vornehmen, lauteren
Charakter doch nicht in seiner Ei
sienz und Stellung gefährden? Nicht
wahr, Sie trachten, daß die Oesfent
lichkeit nichts erfährt?"
.Ich versprach yhnen fchsn. zu
Ifrnn. wa in meiner Mackt liebt.
Die endgültige Entscheidung ficki fl
ichl mir ,fidern höheren BeHorden
zu. Aber ich darf Ihnen zusichern,
daß die Sache, wie gesagt, mit der
größten Diskretion erledigt werden
wird. Sie kommen ja mit un nach
Wien und werden un behilflich fein,
wenn eS einen oder den anderen duni
len Punkt noch aufzuklären gibt."
.Gewiß, antwortete die Baronin
und erhob sich. .In drei Stunden
können wir reifen. Sie wissen gar
nicht, welche Last mir jetzt vom Herzen
fällt, seit diese Sache au der Welt
geschafft ist." .
.Und d,e andere?"
Die andere? Ah, Sie meinen den
Mord. O, deswegen ist mir nicht
bange. Den Verdacht, der auf mir
ruht, kann ich mit einem Worte zer
stören."
.Möchten Sie diese Wort nicht
sprechen?"
Die Baronin zauderte.
.Der Besitz dieser Dokumente hat
fa'Jhre Situation nur dersch2?t.'
bemerkt Wurz. Da der Zrrntn
bana der beiden Verbrechen für un
feststeht, so müssen Sie auch um den
Mord wissen. Und die Polizei muß
nach dieser Richtung weikrsorschen.
Da könnte alle, Mögliche heraul
kommen. Zum Beispiel. ba$ die
Adresse de Heuptmann Fernkorn
notirt war. Jene Offizier, der zu
Ihnen in dem Augenblicke nach Jta
litn fuhr, um Ihnen die entwendeten
Papiere zu überbringen, all Sie. de
Morde verdächtigt, der Polizei ent
wischten. Sie müssen zugeben, daß
sich Ihre Situation gewiß nicht der.
bessert hat. Vielleicht erkennen Sie
da jetzt und entschließen sich zu ei
nem vollen Geständniß."
.Geständniß ? Sie halten mich
also doch für di Mörderin?"
.Versetzen Sie sich in die Lage.
Wa soll ich annehmen? Ihr frühere,
Bräutigam wird erschossen. Er war
ein Spion. Die Papiere, um derent
willen er dielleicht nach Wien kam,
befanden sich in Ihrem Besitze. Und
Sie sind die Braut eine General
stabkhauptmann, der der Vertrau
enmann jene General war, in des
sen Wohnung der Diebstahl begangen
wurde."
.Der Mord hat mit diesen Papieren
nicht zu thun!" antwortete die Ba,
ronin.
.Da behaupte ich auch nicht. Aber
liegt ei nicht nahe, daß jener Mann
Ihrer Verbindung mit dem Haupt
manne im Wege stand? Wäre ei nicht
denkbar, baß Sie da Aeußerste wag
len um einen unbequemen Menschen,
einen Menschen, der Ihr Lebenöglück
vernichten konnte, au dem Wege rau
men? Wären da nicht Motive ge
nug?"
Die Baronin sah starr zu Boden
und schwieg.
Sehen Sie da alle nicht in?"
.Ja, ich sehe ei ein, antwortete die
Baronin tief aufseufzend. .Wenn
ich Ihnen nun die Möglichkeit jede
Motiv nehme, werden Sie mich auch
dann noch für die Mörderin halten?
.Ich bitte, verehrte Baronin, fra
gen Sie nicht, fondern haben Sie
die Gute zu antworten.
.So hören Sie, fagte die Baronin
schwer ' athmend. Der Ermordete
war nicht mein Bräutigam. Er war
mein Bruder!
.Georgio di Castellmari, der ver
schollene Offizier?"
Ja, der war's. Glauben Sie
jetzt noch immer, daß ich ?"
.Ihr Bruder?" wiederholte er er
regt. Jener feuiejzeit als Spion ver
haftete Giardini war Ihr Bruder?'
.Ja, mein geliebter, einziger Bru
der," sagte sie schmerzlich, .der beste,
nobelste Mensch, von glühender Va
terlandsliebe beseelt, der bei seinen
reichen Gaben eine große Zukunft vor
sich hatte'
.Ah so ist das! DaS
ändert ja mit einem Schlage
die ganze Sachlage. Diese Er
öffnung ist ja von einer Tragweite,
von der Sie keine Ahnung haben,
denn denn dann muß ja wie
der von vorn angefangen werden. AI
so Ihr Bruder "
.Berstehen Sie jetzt, warum Sie
mich als Ihre Verbündete ansehen
können?"
.Gewiß. Mir ist eS nur nicht klar,
warum Sie so lange geschwiegen da,
den?"
.Weil ich vorerst die Papiere haben
mußte, um die andere Sache au der
Welt zu schaffen. Jetzt ist mein
Brubcr kein Spion mehr, und Haupt
mann Fernkorn kann es nicht choki
ren, daß seine Braut die Schwester
eines unglücklichen Privatmannes ist.
Hatte ich früher gesprochen, wäre viel,
leicht mein Lebenöglück auf dem Spie
le gestanden, jetzt ist ei nur Sache
Ihrer Diskretion, meine Zukunft
nirfi 4i Af XfcvV "
"W g yiuiyill.
Der Polizeirath verbeugte sich
stumm und höflich.
Dabei dachte er sich: Merkwürdig.
w,e einfach sich so eine Frau alle
vorstellt. Ja. wo hat sie denn die
Papiere her? Wieso wußte sie. daß
ihr Bruder in Wien wellte? Wieso
erfuhr sie, daß ihr Bruder ermordet
war? Und warum floh sie von Wien?
Taufend Fragen gab e noch zu stel
len, aber oer Polizeirath unterdrückte
sie alle durch die höfliche, stumme
Verbeugung.
Er war vollständig zufrieden mit
dem, wa er erreicht hatte. Auf
österreichischem Boden konnte er mit
mehr Nachdruck Antwort auf all die
Fragen fordern.
Er fragte bloß: .Nicht wahr. Ba
ronin. Sie bleiben trotz Ihrer Eroff
nungen bei der ursprünglichen Absicht,
mit uns nach Wien zu fahren? Durch
die gänzlich veränderte Sachlage ist
Ihre Anwesenheit dort dringend noth
wendig."
.Gewiß, Herr Polizeirath: ich ha
be jetzt weit mehr Interesse, als Sie,
daß man der Mörderin meines Bru
ders habhaft wird."
Der Polizeirath verneigte sich ach
tungsvoll und küßte die Hand, die
ihm di Baronin liebenswürdig bot.
Mit dem Geständniß schien sich
Meta eine schwere Last vom Herzen
gesprochen zu haben.
Sie war wie umgewandelt. Mit
hellen Augen kehrte sie in den Salon
zurück, in dein Hauptmann Fernkor
und Kommissar Mariens schweigend
warteten.
Meta eilte auf ihren Verlobten zu.
ergriff seine Hände, sah ihm tief in
die Augen und sagte bloß: ,
.Jetzt ist alle alle wieder
Die Blicke de Hsuptmann wan
derten fragend zum Polizeirath Wurz
hinüber, der sich zustimmend verbeug
t und die Worte der Baronin wie
dtrholte.
.Ja, jetzt ist alle wieder gut.
.Willst Du mir nicht sagen." frag
te Yernkorn in etwa scharfem Tone,
.welch GhImniss Du dem Herrn
Polizeirath anvertraut haft?"
.Aber natürlich! Eosort
Sie legte ihren Arm in den de
Hauptmann und zog ihn auf den
Diwan neben sich nieder.
.So weit mich die Sache intenssirt.
erbitte ich mir Über drei Punkte Auf
klärunz: Ersten: wer war der Er
morste und war er mit der Baronin
thatsächlich verlobt? zweiten, ist Meta
an der That betheiligt und in welcher
Weise; dritten, wa, enthielt die
Aktentasche?"
.Die drei Fragen sind sehr leicht
beantwortet. Herr Hauptmann.' ant
wartete Wurz an Stelle der Baronin.
.Der Ermordete war der Bruder
Ihrer Braut, wodurch der Verdacht
der Thäterschaft von selbst wegfällt,
und die Aktentasche enthielt ssamilun
dokumente, welche die Identität de
Herrn Giorgio di Castellmari voll
ständig beweisen."
In den Augen de Hauptmanne
leuchtet aus.
.Wirklich?" rief er erfreut und
blickte Meta an. die zu ihm auf
und nickte. .Also ist alle ni
wahr? Du haft mit der ganzen Sache
nicht zu thun? Arme Meta! Wochen
lang haben sie Dich gequält "
Der Hauptmann beugte sich über
die Hand seiner Braut, streichelte sie
und führte ste an feine Lippen. In
der ersten Aufwallung kam kein ande
re Gefühl zum Durchbruch al da
der Sorg und Zärtlichkeit für die
Geliebte.
Ein dankbarer Blick au den Au
gen Meta traf den Polizeirath.
Den Ausdruck der Ueberraschuna.
der sich im Antlitz deS Kommissars
Doktor Marien widerspiegelte, schien
der Polizeirath vollständig zu über
sehen.
.Ich freue mich fehr, daß meine
Reife eine alle Theile fo befriedigen
de Aesultat ergeben hat und hoff,
daß die Herrfchaften in Wien mich
nicht ganz vergessen und mich unter,
stützen werden, wenn ich Ihrer Hilf
bedarf."
Die Polizeibeamten verabschiedeten
sich.
Als der Wagen um die erste Ecke
hinter dem Merhof verfchwand, ließ
der Polizeirath halten und winkte
dem Agenten Huber:
.Sie bleiben auf alle Fälle hier.
Bewachen Sie unaufällig da Hau
und folgen Sie i6r fall sie einen
andern Weg als den zum Bahnhof
einschlagen sollte.
Al die Pferde wieder anzogen, be
merkte Doktor Marien: .Ganz glatt
scheint also die Sache nicht abgelau
sen zu sein.
. Sie ist nicht die Mörderin," ant
ortete der Polizeirath.
.Bestimmt nicht?"
.Bestimmt nicht!"
.So haben wir drei Wochen lang
tinc falsche Spur verfolgt?"
.Nein. Nur den Mord hat sie nicht
begangen. Sonst ist sie ja stark en'
gagirt bei der Sache."
.Sie machte den Eindruck, al wä
re e ihr gelungen, auch den letzten
Schein eines Verdachte von sich ab.
zuwälzen."
.In Pontafel wird sich da an
dern." antwortete Wurz. Bi zur
Grenze bin ich bloß Reisebegleiter.
Von dort ab wird sie sich meine Ge
selttchaft von Amt wegen gefallen
lassen müssen."
.Wollen Sie sie denn in Pontafel
verhaften?"
.Da bänat von den Aufschlugen
ab. die sie mir geben wird. Jeden
fall werde ich sie verhören."
.Und wie steht b Sache mit dem
Hauptmann?"
.Vorläufig müssen wir ihn noch
im Auge behalten. Meinen Ge
fühlen nach ist er zwar gänzlich un
ckuldia. aber bevor ich mcht voll tan
big kla sehe, müssen wir auch ihm
gegenüber vorsichtig fein."
Ein klein Wile fuhren v,e e
amten schweigend Wetter. Plötzlich
fragte der Kommilsar:
.Ricktia die Aktentasche, wa
enthielt denn die? Wirklich nur Ja
milienpapiere?"
.Nein. Die gestohlenen muuMf
schen Dokumente!"
Doktor Märten entfuhr ein Aus
ruf de Staunen.
.Da hatte ich nicht erwartet r
.5lck aucb nicht. Ich glaubte, mei
nen Augen nicht trauen ,u dürfen, al
ich die Papiere fah."
.Ja wie kommen denn die Pa
piere in den Besitz der Baronin? Wie
kam der Hauptmann zu ihnen?" lau
teten die nächsten selbstverständlichen
Fragen des Kommissar.
DaS wird sie uns in Ponlafe:
sagen müssen. Wa ich Ihnen mit
getheilt habe. Herr Doktor, war zu
Ihrer Onentirung und dienstlich ge
sagt. Bitte, davon niemand, auch
keinem Äbrer Kollegen gegenüber ir
gendwelchen Gebrauch zu machen."
Gewiß, Herr Polizeirath.
Der Wagen hielt vor dem Sta
tionöaebäude. Die Beamten begaben
sich in da gegenüberliegende Gan.,
haus, um die Abfahrt des Zuge av,
zuwarten. . ; ,
(Fortsetzung folgt.)
Htt.
on ljeres, öfllin.
Nicht gern hab' ich den Hkimrus einst
vernommen,
Vlit fremdem Herzen bin ich hergekom
wen.
Du aber last bi Arme auSaebreitet.
Und mächtig hat e mich zu dir gkzo
aen.
Nun bin ich deki. Wa mir die Seele
weitet
L frchem Flug, mein Cebnen und
mein ingen,
Dir, Heimat, will ich all', alle brin
gknl
u deinen Lüften bab' ich Licht ge
ogen.
Zluf deinen Höhen hab ick, Zkraft ge
trunken.
In deiner Tamttt dunkklarüner Nacht
fljin ich in süßen AindhkitStraum ver
slMk'N
Äenelgten Haupte tret ich 'dir entge
aen:
Tein bin ich. Gönne mir den Heimat
legen.
Fruknlos.
Erzäljluna von Tore Duncker.
Nur sehr ungern hatte Kanzleirat
Müller seine Einwilligung zu dieser
eise nach Herina. dort gegeben
Wahrhaftig, die Zeiten waren, nicht
oanach.
Und deine Tochter, d! doch auch
etwaS vom Leben haben und endlich
zu einem Mann kommen wollen? -Der
Kanzleirat hatte trübe aela
chelt. .Wenn sie in Berlin nicht dazu
kcmmen, weihalb sollten sie es in
Heringödorf? UebrigenS, Mella ist
taum achtzehn, sie hat Zeit.
.Aber Klara mit ihren sechsund
zwanzig nicht."
.Sie hat wohl resigniert!"
.Aber ich nicht." hatte die Kanz
iciratln geeifert. So war sie Siege
rin geblieben. '
In wenigen Tagen hatte sich' die
öamllle in einem verhältnismäßig b
scheidenen Häuschen, nahe der Ahl
bccker Grenze, behaglich oemackt. '
Mella hatte ihren Tennisklub, die
Alten einen bequemen Strandkorb ae,
fanden. Selbst Klara, die eigentlich
immer zu kurz kam. hatte ein stilles
Plätzchen in dem weißen, weichen
Sand entdeckt, in dem sich' wunder-
voll träumen, lesen und von den Nor-
geleien des Alltag ausruhen ließ.
Als sie zu Ende der ersten Woche
an einem heißen Zage in ihrem schlich
ten Leinenkleid, mit dem großen,
schaltenden Hut die Dune herunter
kam, fand sie zu ihrem Schrecken
machbar cya t. ganz nahe ihrem stil
len Platz. Ein Herr, der ihr für den
Augenblick den Rücken wandte, war
in Gemeinschaft eines kleinen, weiß
gekleideten Mädchens gerade dabei.
den letzten Spatenstich an einer tie
fen, hochlehnigen Mulde ,u tun.
Verstimmt, auf lautes Plappern.
lärmende Spiele. Kindergeschrei ge
faßt, nahm Klara ihren Sitz ein.
Das Buch schlug sie gar nicht erst
aus. Es lohnte wohl kaum den Ver
such, sich in Ibsen zu vertiefen.
Aber auch mit dem Traumen war
eZ nichts. Ohne es zu wollen, hörte
sie. den Kopf zurückgelehnt, die Au
aen unter dem großen Hut geschlof
sen, aus das leise, zärtliche Gesprach
der beiden.
Um einen kleinen, eigenen Sik .im
Stühlchen aus Sand dicht bei Papi"
hat das Kind, nur so groß, daß
Pllppchen Elfe mit darauf Platz
hatte.
.Du weißt doch. Papi. Onkel Dok
tor hat Seeluft für Elfe verordnet,
weil sie so blasse Backen hat."
.Und deshalb hast du sie oben in
ihrem Bettchen liegen lassen?" neckte
der Vater."
.Die Wohnung mußte doch erst
fertig fein, wie neulich bei uns, wo
du mich erst von Tante Lieschen hol
test, als mein Stllbchen in Ordnung
war.
.Ja, mein Liebling." Wie tiefe
Schwermut klang es au dem Ton
de Mannes. Dann schwiegen sie
beide. Die Kleine hatte ihren Ball
au dem rotgestrickten Netz geholt. Der
Bater lag auf gestütztem Arme und
sah auf das Meer hinaus.
Die Alten saßen im Strandkorb
und blickten unruhig nach den Töch-
terchen. Endlich sahen sie Klara,
hart am Wasser, näherkommen.
Der Kanzleiratm scharfe Augen be-
merkten sofort, sie kam nicht allein.
Ein stattlicher Mann ging an ihrer
Seite. Bor ihnen her sprang ein
Kind, warf einen Ball hoch in die
blaue, reine Lust, fing ihn aus und
hing sich dann zutraulich in Klaras
Arm. Nun kamen sie den Bretter
'leg herauf, alle drei, geradcwegs auf
den Strandkorb zu.
Der Kanzleirat, dem der Seewind
die Sorgenfalten noch nicht aus dem
Gesicht geweht, fah dem Ankommen
den müde und gleichgültig entgegen.
Die Frau war ganz gespannte Auf-
merksamkett. Klar , stellte vor:
Baumeister v, Roberts aus Mün-
chen" und mit einem lächelnden Blick
auf da Kind: .Fräulein Lilli v.
Roberts."
Roberts wandte sich mit weltmän
nifcher Liebenswürdigkeit den alten
Herrschaften zu. Er entschuldigte
ein und der Kleinen Eindringen in
den geheiligten Frieden deS Strand
kcrbes. der Kleinen Zutunlichkeit. die
das gnädige Fräulein allerdings selbst
durch das Auffinden des vcrlorenge
gangenen LieblingLballs verschuldet
höbe.
Die Kanleiratin bemerkt 2a& ibje.
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NackmittaaSkleid auS Satin und
emsnchkS Kleid in einer hübschen Tchntkicrung kann m eine überaus cfse!, 'volle
Toilette umgewandelt werden, wenn hübsche und originelle Zutaten hinzu,,iefügt
werden. Ter Effekt dieses Zileidckcns in tabakbraunem Satin wurde bollsiändiii
verändert kurch das Tash"-Ende und die HalZverzierung aus weißer Seide, ncbjt
Glucken vvi, ncitiatem ilet. o e mii flack
festen sind. DaS Tast, "Ende, daS unter dem zu dem Kleid aehüriqen Girdl,: de
festigt ist, ist an jeder Ecke mit einem (öeivicht versehen; dasselbe ist an den spitzen
Enden des Tragens im Rücken und vorne geschehen.
Tochter siets eine besondere Liebe für
Kinder gehegt.
.Das fühlt so ein kleines Wesen
naturgemäß , gab Roberts zurück, in
dem er dem Kinde über das kurzge
schnittene, lockige Blondhaar fuhr,
und wieder glaubte Klara jenen Un
terton von tiefer Schwermut in des
Mannes Stimme zu hören, der zu
vor aus der Sandmulde zu ihr her-
übergeklungcn war.
Nachdem die Fremden sich verab-
schiedet, sprach die Mutter eifrig auf
Klara em. Sie aber horte wenig
öder nichts von den sie bestürmenden
Fragen. In ihrer stillen, tiefen Seele
hatte der schwermütige Klang Wurzel
geschlagen. Sie forschte seinem
Grunde nach. Grübelnd fragte sie
sich, ob der Mann das Weib nicht
vergessen konn, daS ihm das holde
Kind geschenkt, ob ein früher Tod oder
das grausame Leben es von seiner
Seite gerissen habe?
Sie suhlte, so sehr sie sich dage
gen sträubte, daß von dem ersten
Sehen schon ihre Seele mit ihm litt.
Als Klara am nächsten Morgen an
den Strand herunterkam, fand sie
Kind und Puppe im weißen Sand
hrer Grube lang hingestreckt. Lilli
lachte übermütig.
Verzeihen Sie dem kleinen Troß-
köpf. Er war von dem Besikwechsel
nicht abzubringen."
Sie lächelten beide. Dann nahm
u ihr den Ibsen aus der Hand und
bat um die Erlaubnis, ihr vorzule
sen. Aber er kam nicht weit. Ir
gend etwas schien ihn anzurühren mit
kalter, abwehrender Hand.
.Ich kann ihn noch nicht vertra-
gen, selbst in Ihrer Gesellschaft nicht."
Ein warmer Blick streifte sie. Zart
rann die Röte in des Mädchens blas-
es Gesicht.
Er sprach zu ihr von Mädchen
und Frauen, wie sie das Leben beut
dem Mann entgegenbringt. Hart
und ungerecht, wie ihr schien. Ab
und zu machte Klara einen schüchter
nen Einwand, den er nicht gelten ließ.
Ich kenne sie nicht, die Selbltlo
en, die nichts sein wollen als Weib
und Mutter oder vielmehr: ich
kannte sie nicht bis gestern!"
Zon hinten legte das Kind die Ar-
me um Klaras Hals und drückte ihre
zarte Wange an die ihre.
Roberts aber sprang heftig auf und
riß das Kind von Klara los.
.Komm', es hat keinen Zweck.
Nimm deinen Eimer, wir wollen Fi
che fangen geh'n."
Als Roberts. Lilli an der Hand.
nächsten Morgen an den Strand kam,
war Klaras Platz leer. Er hatte es
nicht anders erwartet.
Mit dunkeln Blicken starrte er aus
das Meer. Endlich kam er zu einem
Entschluß: Ein Geschöpf wie diese
Klara Müller fand er kein zweites
mal auf der Welt.
Aus dem Strandkorb der Alten
chimmerte ein helles Kleid.
Sie hatte ihn kommen gesehen und
Zeit gehabt, sich zu fassen.
Er nahm ihre Hand sanft zwi.
chen die feinen.
,Wir haben uns schnell gefunden,
n raschem Verstehen. Das Kind
hängt an Ihnen mit leidenschaftlicher
Zärtlichkeit darf ich ein Frage an
Sie richten?"
Der Herzschlaq stockte dem stillen
Mädchen. Ein Paradies blühte vor
hr auf. Wollte dai Gluck mirllig
W "ft
Tvinen. Ein aut acmaisitcS link' nUnTii
apvluierten ,Bavn miIq" anten bei
kcmmen unfaßbar riesengroß!?
Würden Sie sich entschließen kön
nen, mit mir und dem Kinde nach
München zu gehen?"
Das Leuchten in ihren sonst so
stillen Gesicht ließ ihn stocken. Dann,
chne sie anzusehen, fuhr er fort in
überstürzter Hast.
Meine Frau "
Bon irgendwoher kam ein naher
Laut. Er blickte nicht auf, er konnte,
er wollte nicht.
.Meine Frau ich mache ihr kei
nen Vorwurf daraus da Mutter
sein ist vielleicht ein Talent wie an
der Talent auch, es laßt sich nicht er
lernen, nicht erzwingen meine
Frau ist nicht damit begnadet. Sie
sind es. Fräulein Klara! In Ihrer
Hand liegt es, meinem Kinde daS
Glück mir den Frieden zu ge
len wollen Sie, Klara?"
Sie wandten sich einander wieder
zu.
In das Mädchens Gesicht war die ,
ledernde Glücksflamme ausgelöscht.
Statt ihrer stand eine gütige, opfer
freudige Zärtlichkeit darin.
Ich will," sagte sie schlicht und '
legte ihre Hand sacht in die auZge
streckie des Mannes.
Handel mit alte Zeitungen in Chin.
Die Chinesen sind die eifrigsten Ab
nehmer von altem Zeitungspapier,
das sie zu .den mannigfachsten Din
gen verwenden. Nach der Statistik der
Zollbehörden von Niutschwang sind in
Schanghai allein im Jahre 1911
1918 Tonnen alter europäischer M
tungen eingeführt worden, die einen
Wert von $73,000 darstellen. ES
scheint, daß die Chinesen der Mittel
klaffen, diese alten Zeitungen dem in
China hergestellten Papier vorziehen,
um damit die Wände ihrer Wohnun
gen zu tapezieren. Das ausländische
Zeitungspapier ist besonders wider
standsfähig und soll vor allem am
besten das Eindringen der Wanzen,
dieser Hauptplage aller chinesischen
Häuser, verhindern. Außerdem lassen
sich die Bewohner der im Innern
Chinas gelegenen Provinzen aus den
Zeitungen gern Unterwesten schnei
dern, die sie als einen guten Schutz
gegen die Kälte schätzen.
Die Einfuhr der alten Zeitungen
hat, was die Menge anlangt, im
Jahre 1911 gegenüber früheren Iah
ren zugenomnien; die dafür bezahlte
Summe aber hat abgenommen. Die
Preise für alte europäische Zeitungen
sind in China deshalb so sehr gesun
ken, weil die einheimische Presse in
den allerletzten Jahren einen gewal
tigcn Aufschwung genommen hat.
Das von den chinesischen Zeitungen
verwandte Papier ist zwar zumeist
viel schlechter als das fremde, steht ,
besonders zurück gegen das Zeitungs
Papier der Vereinigten Staaten, die
einen bedeutenden Anteil an diesem
merkwürdigen Markt haben, aber die
chinesische Presse hat nun auch den
Wert der Maktulatur , erkannt und
bringt die nichtverkauften Exemplare
im Innern Chinas in den Handel.
wo die Bauern sie als Tapeten und
Unterkleidung ebenfalls benutzen. :
Einbildung. Leutnant
(als ihm vom Storch zwei Mädchr
beschert werden): -.Da sieht man'Z
miede?, wi: die Madel auf mich der
seen ;mvi
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