Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 06, 1912, Image 2

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    Tlsklche Om,ha T r i i L k.
Auf dem Wege ach Ckutarl.
Oriainalkorrkspondkn üb die Val.
izsswirren von E. B a ? o n V i n d k r
r t g l st e i n.
S kod ra (Skutari ia Albanien).
6. Oktober.
.Aber Aman! Gnade! . . .
Wir sind verloren!" jammrt mein
griechischer Wirth, bei dem ich vor einer
Stunde abgestiegen bin Sie
massakrieren uns innerhalb einer od:r
zwei Stunden, penn der Krieg cu
bricht, . . '
. Draußnz auf den holprigen Gfrafcea
klappern die Kavalleriepatrouillen vor
bei seit Anbroch der Dunkelheit ist
ti bei Lebensgefahr verboten, sich
sukerbalb de Lausej zu zeigen e
lagerungszustond - schlotternde,
engstbedende Christen verbissene
zum Aeußersten ent!chioene wut,
niänner drüben auf den Btfestigun
en die Scheinwerfer, welche dat zer
rissme Hügelland nach anschleichenden
Malissoren adsucken wen reuen.
kalten Strahl minutenlang iiber die
lilnernen nasser ves iulan,s giei
4n Tnffn um an IhniVlt 00 VON DDII
ber nicht montenegrinische Barken eine
Landuna Versuchen.
Schon wieder ist er da der alte
griechische Wirth Tozli: .Aber Herr!
. . . . Du stehst, wie ti ist (aui lauter
bänderinaender ?nast duzt mich der
edle Hellene) Ihr a Ihr isuro
päer. Ihr Fremden Euch wird man
fern Leid zufügen, aber uns Aman
bey effendim wir smd verloren. . . .
Ist denn das nock ein Leben?
Seit einem Jahre stockt der Handel
sehen Sie den Herrn dort? Er ist
ein französischer Mechaniker seine
Barke, die eine Strafj''.'walze geladen
bat. liegt seit zwei JZochen nur zwanzig
Kilometer von hier und kann trotz des
günstigen Windes nicht herein an
geblich d. h. es haben alle Angst,
irgend etwaZ zu unternehmen sich
us dem Hafen zu wagen. ' da " jeden
Augenblick aus dem dichten Busche
beiderseits der Bojana die Montenc
griner herüberschießen können.
Wir stirb von der Welt und ihrem Wer
lehr abgeschnitten. . . . ."
Halt. Du alter Sünden- uns
Lasterschlauch! aber warum fängt
denn Griechenland als erster an und
tie , bulgarischen Bomben? .... und
Zoie serbische Selbstüberhebung? und
die montenegrinischen Hetzereien? . . .
Sag mir doch, mein ehrbarer Vater
(denn jetzt duze ich den alten Herrn
uch meinerseits), warum nehmen denn
Eure Stammesbrüder in Griechenland.
Bulgarien, Serbien und der Ascherna
gora nicht ein wenig Rücksicht auf Euch
Ihre Landsleute die Ihr als
türkische Unterthanen den OömaliS
auf Gnade und Ungnade eher wohl
auf Ungnade, überliefert seid, wenn sie
einen Krieg anfangen. Aber Ihr könnt
im übrigen doch wieder beruhigt sein
denn selbst in der Türkei ist es 6e
sannt geworden wie wir Christen
Europäer, wenn Du willst den
quittengelben Chinesen das Fell ve?
sohlt haben, als sie es wagten, gegen
iun's in corpore vorzugehen. Ich kann
Dir versichern, daß auch die Osmanlis
dies wissen, und sich schwer hüten wer
im, durch Christenmetzeleien eine Eini
$tmg Europas (wie sie trotz aller Ge
z;ensätze auf Grund der Rassenfrage
stets möglich ist) herbeizuführen "
.Aber Bey effendim azarellari
'(Exzellenz". Donnerwetter, wird mir
iter Homerische Held ein Rechnung
'machen!). Du kannst ja recht haben ,
'der was nützt es uns armen osmani
scheu Unterthanen, uns Griechen. Ser
ptn, Bulgaren und Montenegrinern,
wenn Ihr später dann einen Kreuzzug
aegen die Türken macht, wenn wir alle
. längst schon erschlagen sind . . .
. -BJ 'JUltUE UlM yilIUlUtll JUHIiyt
Dieses politische, etwas grimmige Ex
' pos6 in die Babuschen (Schlappschuhe),
denn es deckt sich mit dem, was ich seit
Tagen don chrfftlichen, oSmanischen
Unterthanen höre. . , , Ein anderes
Mld! .... ,
Vor achtundvierzig Stunden bin ich
,in Medua gelandet -- der einzige neu
gierige Fremde unter den fünfzig Tou,
listen des Lloyddampfers. Die Bucht
i. ist schmal-- - im Süden steigt Rauch
ictfs ' dort brennt ein albaesischeS
christliches Dorf. Der Dampfer
fatjü ab , ich allein, so gänzlich
llein und verlassen, werde von einem
fanatischen und ebenso stupiden Voli
giften verhört mein Gepäck (d. h. die
beiden Einsätze deS großen Koffers) so
minuriöS untersucht, daß die drei
Savergekarabiner unbemerkt am Boden
des Koffers bleiben (zehnmal habe ich
Ssre schon durchgeschmuggelt), und dann
sieht mir die Welt offen.
Medua hat acht Häuser, darunter
dier Kasernen, ein, Zollamt und drei
Kramläden eines verfallener, ver
kommener , und öder als das andere.
Ein kleiner Kai sollte von einer fran
gösischen Gesellschaft gebaut werden
die Arbeit ruht seit Monaten, der kaum
M Meter lange Schienenstrang ist
vom Sande verweht Ingenieure
und Arbeiter haben das Weite gesucht.
Ein österreichischer Bagger, auf dem
die bunten Farben der Monarchie
lustig wehen, liegt verträumt vor Anker
kein Segel ist in der Bucht zu sehen.
Cor dem Kaffeehaus bummeln einige
s 'jztt bewaffnete Albanefen Mo
r --r.edaner, welche mit Gewehren per
n worden sind, um gegen ihre
' Landsleute zu kämpfen,
i r,7.seitZ der Bucht steigt '.ine
Ai i:a::;.::t auf ein. zweittö
katholische Gehöft wird eingeäschkkt.
Nach einer Stund dreht sich der Wind
wir hören deutlich dal tot taktak
lak . . . des Kltingewkhrskuerk.
Gestern nachmittag,' sagt der albii
nefische Krämer, haben sie drei Etun
den lang
mit Kanonen Geschossen.
Essad Pa
cha ist mit 4000 Mann von
Turazzo
heraufmarschiert. um mich
Ekutari zu eben wir glauben aber.
er will auf Tulcigno vorstoßen, um die
Montenegriner al erster zu über
fallen, da der Hafen von Truppen nt
Liefet ist; Unterwegs ist er von Alba.
nefen angegriffen worden, hat 17
Mann und einen Offizier verloren und
hat dann sämtliche erreichbare Geh.'f!e
lngi di Strafn eingeäschert. Jetzt ist
er wieder hinauf '
Verlassen liegt die Straße nach
Aiesio ti sind eineinhalb Stunden
Marsch dorthin . Pferd sind hier
keine aufzutreiben, also mache ich mickj
zu Fuß auf. um hinüberzugehen. Zwei
schwarze Vipern und eine Kreuzotter
liegen rschlagen auf der Straße
nette Gegend! . ... Das Gewehrfeuer
bleibt recht! don mir der Weg geht
über Bergnasen und felsige Vorgebirge
in eine kleine Ebene , dort liegt
Alesio. ein Städtchen von etwa 4000
Einwobnern. Zeltlager sind vor der
Statt aufgebaut ein Gendarm
nimmt mich sofort in Empfang und
führt mich zum Kaimakam. .Woher
wohin? . . . ." Nachdem ich mich genü
end legitimiert habe, geht das Ge
präch auf die Tagesereignisse über.
Natürlich haben die Truppen nur zwei
Tote gehabt und nicht siebzehn von
den Zerstörungen der Häuser ist kein
Wort wahr es sind nur ct Malis
soren, die angefangen haben . . . .uff.
AIS ich dann durch den Basar gehe.
sehe ich ganze Bündel albanesischer
Frauenklklder und kleinen HauSrath
von den Soldaten zum Verkaufe aus
geboten Na, Kameraden, viel
erbeutet? . . ." Du siehst es selbst.
Herr!" Und die braven Burschen lachen
höchlichst ergötzt.
Nach Medua zurückgekehrt, hören
wir d ganze Nacht hindurch das
Knattern der Flinten, und frühmor
oens, als der Lloyddampfer m,t dem
österreichischen Generalkonsul Kral von
Saloniki einfahrt, raucht eS neuer
dingS auf der südlichen Landzunge,
und selbst der fanatische Hassan Bek
taschi. der erste Notable von Skutar:,
der sich an Bord befindet, kann dies
mal nicht ableugnen, daß seine Glau
bensbrüder sengen und brennen.
Wir nehmen den kleinen Küsten
dampfer des Lloyd, der uns in die Bo-
lana bringen soll. An Bord sind ein
Dutzend türkischer Offiziere in Zivil,
die nach Skutari müssen und eine
Durchsuchung deS Schiffes durch italie
nifche Kriegsschiffe fürchten. Thatsäch
lich taucht, als wir eben an der Mün
dung der Bojana ankommen, im Süden
etwas auf, das ein italienisches Torpe
doboot zu sein scheint, und die Herren
athmen sehr erleichtert auf, als der
Kapitän ihnen erklärt, daß wir nicht
mehr eingeholt werden können. Vor der
Mündung kreuzen fünf große Segel
barken. Hassan Bektaschi bricht in
lautes Jammern aus: Tort habe ich
Getreide geladen, aber sie trauen sich
nicht herein die Montenegriner
haben schon die Feindseligkeiten be
gönnen und nehmen meine Barken
weg . , . ."
In Pulay, eurem Weiler von fünf
Hütten, ist die türkische einen Büch
senschuß weiter nordwärts die montene.
gnnifche Zollsiation, S. Nuola. Hier
wie dort arbeitet niemand mehr. In
allen Dörfern beiderseits der breiten, j
herrlichen Bojana lauft alt und jung
mit Flinten umher spazieren be
waffnete Gestalten über die felsigen
Bergkämme heben sich dunkle Sil-
houeiten, hinter denen e?n dunner
schwarzer Strich das Maufergewehr
erkennen läßt, vom blaugoldencn
Abendhimmel ab. Nur da und dort
waschen albanesifche Weiber ihre und
ihrer Gatten Wäsche im Flusse sie
diese braven herrlichen Weiber sind
das einzige arbeitende Element in dem
nun seit Jahren währenden Aufstande.
Halbwegs nach Eskutan liegt txn
türkischer Hafen Samrisch. Westlich
von ihm überspringt d türkische
Grenze die Bojana und läuft quer-
bergein (von feldem" darf man in
diesem Bergchaos wohl nicht sprechen)
nach dem See von Skutari, den sie in
zwei gleiche Hälften theilt. Hier im
Hafen liegen wohl an zwanzig kokette
türkische Segelbarken mit lustig flat
ternden Halbmondringeln, welche seit ,
Begmn des Krieges mit Italien nicht
auskaufen können. Hier sollen wir den
Friedenspascha Marschall Kiazim Bei
un Borv veiommen, oer mir oen raiyo
lischen Albanesen paktieren soll. Aber
wir warten vergebens.
Hier müssen wir den Lloyddampfer
verlassen und auf einen kleinen Rad
dampfer Lberbooten. Eine Kommission
von mohammedanischen Notablen und
Beamten Skutaris war zum Empfang
Kiazim Paschas eingetroffen sie alle
fiebern nach Neuigkeiten über Trabluß
(Tripolis) und ick muß erzählen,
Teutsch, Italienisch. Französisch, und
einigen rabiaten Fanatikern sogar auf
Türkisch. Gebe Allah in seiner Barm
berzigkeit, daß sie mich richtig der
standen haben.
Ein bildhübscher Kerl in goldstrotz
endem albanelischen Kostüm, ein mo
hammedanischer, Doktor von Skutari
mit Mannlicher , Karabiner und rus
sischem Nagantrevolver, mit Silbe,
ketten behängen und mit Patronen ge
spickt, radbp M mich französisch, tür
kisch und arabisch an. ?!ch soll mit ihm
in die Berge Hehen. Er will mir ein
ttewehr geben (wozu? ich bad
schon zivei geschmuggelt, siehe oben!)
irno wir wollen alt KomitadschiS geen
di Malissoren kämpfen. Warum nicht
gleich gegen di rrinigte Christenheit?
. . . Ich ntgegne! uf gut wienerisch:
Wann i Di derivisch!" und der gute
er! verstand natürlich nur .Der
wisch" und hielt mich für einen U
lieislerten Mohammedaner. Ter Doktor
beißt Abdullah, hat kein Praxis, viel
Schulden, aber desto mehr Genußsucht
und dürfte In einem Christenmassc:k?r
wohl kaum diel zu riktieren haben
außer seinem, wohl nur ihm kostbaren
Leben, das r rechtzeitig in Sicherheit
bringen dürfte.
To also sind die Elemente, welche
schüren, und jene, welckie beben. Auf de:
einen Seite die christlichen NajahS der
Ttäste ein geknechtetes feiges Volk,
das auf die bloße Drohung inlger
Jlintenläufe sich auf Gnad oder Un
gnade ergibt andrerseits die Radau,
brüder, welche ohne übermäßigen mora.
lischen Halt die Situation ausnützen,
den andern Furcht einflößen und
quietschvergnügt auf den Köpfen der
Christen umhertanzen, .denn auf
unsern Schultern stehen sie seit Jahr.
Hunderten schon", wie mir heute abend
die stolze und dabei reizend miridi
tische Prinzessin Matha Bib . Drtu
anvertraute.
In tiefster Finsternis nähern wir
uns Skutari. Kein Licht an Bord
nicht einmal di vorgeschriebenen Bord
laternen roth und grün. Wir dampfen
ja unter türkischer Flagge laufen
einmal auf ine Sandbank auf kom.
men endlich loS dann durch ein wie
rasend an den Borden vorüberschießen
deS Wasser an eine Zugbrücke, deren
Wächter jedenfalls auf galante Aben
teuer ausgegangen sind, denn kein
Pfeifen der Sirene bringt sie herbei,
und ankern endlich mitten im Fluß.
Barken ohne Licht kommen heran
endlich Fakeln Menschenmengen
.Teskere ridscha . iderim!" (Bitte um
den Paß). Den Pah wenn man
rechts die Zylinderschachtel, links die
Handtasche, vor sich den Handkoffer,
neben sich den großen Koffer, hinter
sich den Sattelzeugsack hat ... ?
Nein! ... da muß man prüde sein
nicht alles niederschreiben. waS man
gesagt hat. ES wär gegen Jugender
ziehung und Anstand.
Bemerke! Ein Marfchall wird er
wartet, in dem Südalbanien seine
Rettung sein Hil rblickt. Alle
Notabeln und Bamten fahren ihm
stundenweit entgegen niemand
denkt daran, an Bord ein paar Later
nen mitzunehmen die Behörde zu
verständigen, daß die Durchfahrt durch
die Brücke offen gehalten werden muß
Waen an die LandungSstelle zu
bestellen ...
Dahingegen warten in tiefster Fin
sterniS wohl 10000 Soldaten recht?
und links der Straße lagernd auf
Seine Exzellenz in stockfinsterer
Nacht. Niemand hat vor drei Stunden
daran gedacht, von Samrisch aus nach
Skutari zu telegraphieren, daß der
Marschall nicht kommt.
Für vierzig Kilometxr Fahrt zu
Dampfer, einen Wagen und noch eine
halbe Stunde zu Fuß zehn Stun
den Spesen zusammen 40 Kronen
nun, das ist eine Leistung, die un
übertrafen bleiben dürfte.
Reformen thuen dringend noth.
Die Türken haben Allah und feinem
Propheten gedankt, daß wir überhaupt
angekommen sind.
Ich auch!
i ,
Taö barbarische Europa".
Bilder aus Nordalbanien.
B u d a p st , 14. Oktober.
Das .barbarisch Europa so hat
einmal ein Italiener jenes Gebiet ge
nannt, in dem jetzt die Tschernogorzen
den Türken die Herrschaft streitig
machen wollen. Man kann diese Be
zeichnung verstehen. Schon von der
Natur scheint Nordalbanien eigens
für die Unzugänglichkeit geschaffen
worden zu sein. Ein Bergland von
einer Grauenhaftigkeit, die selbst die
Eingeborenen so sehr ängstigt, daß sie
dem höchsten Gipfel dieses FelsenreicheZ
der Schijeb , Plsanin der bis zu
einer Höhe von dritthalbtausend
Metern zum Himmel sich reckt, den
Namen. Prokljeta. der .verfluchte
Berg", gegeben haben. Nur wenige
Forscher h-.ben den Muth gefunden,
hie: einzudringen, und von diesen
Wenigen hat vielleicht nur einer daZ
Glück gehabt, mit reichen Resultaten
seiner Mühe heimkehren zu können:
der ungarische Gelehrte Dr. Franz
Baron Nopcsa. Ein dünnes Heft, be
titelt .Parergon einer geologischen
Reise" erzählt uns von seiner Aus
beute auf einer Forschungsreise im
Lande der Schala und Klementi, affo
just in dem am wenigsten bekannten
Gebiete Nordalbaniens, an der Süd
grenze Montenegros, in dem die ersten
Schlachten des Balkanslawen Kreuz
zuges gegen die Türkei geschlagen wer
den. Das Büchlein erschien kürzlich in
einem weltabgelegenen Sarajewoer
Verlag, der gleichzeitig der deutschen
Lesewelt die .Tagebuchblatter" eines
eingeborenen Albaners, namens Ekrem
Blora. vermittelt. Diese beiden Schrif
ten zeigen uns zeitgemllß in interessan
ten und getreuen Bildern dieses Stück
des .barbarischen Europa".
Man hat seit dem Beginn deS
Kriegs schon mehrfach von den Burgen
und Blockhäusern gelesen, die den
Montenegrinern bei der Eroberung so-
viele Opfer kosten. Diese Burgen, inIZuna..
denen di Linheimischen wi in unein
nehmbsttnIestungkn leben, sind nicht
dtltoweniger in höchst primitiver Art
rvaut. Eint innere Verbindung ' der
Stein besteht nicht, der Zwischenraum
wird einfach mit Grobschlag und
kleinen Steinen ausgefüllt, und zu
besserem Halt dienen hölzern Riegel
und Ouerbänder an der Außenseite.
Da Charakeristrfche ist. daß jed
größere Familie ein isolierte bürg
artig Anlag kür sich bewohnt. Jede
dieser .Burgen enthält immer zwei
Hofe, den inrn für die Manner. den
onderen für die Frauen. DaS Thor des
Männerhofe ist gewölbt. Den Christen
war I bil vor kurzem verboten, ge
wölbte Thore zu besitzen. Die Erdge
schösse de Geöäudek. da den Man,
nern eingeräumt ist, dienen all Ctäll.
im Frauenhof befinden sich zu bnr
Erd die stuck und di Wirthschaft?
räum, im ersten und zweiten Stock di
Wohnräume. Der LieblingSaufenthalt
der Frauen ist die Veranda im ersten
Ttock. Hier sitzen sie plaudernd, ssend
oder arbeitend nur der Wcbstuhl ist
don der Veranda verbannt, er hat
seinen Platz in de? Küche neben dem
Herd.
Alle Außenthor und Gehöfte und
alle Zimmerthüren sind auS dicken
Eichenholzbohlen, mit fchnxren Eifen
fpangen und bnitköpfigen Nägeln ge
spickt, die unteren Räume alle fenster
loS. und oben gibt ek nur schmal
Spalten oder Schießscharten, der
schließbar mit schweren Holzläden.
Fensterscheiben auS GlaS kennt man
nur in den Städten, und auch dort erst
seit zwanzig Jahren. Die , Zimmer
haben niedrige Decken, kahle Wände,
dafür aber zahlreiche Nischen. übr
denen Gesimse mit zahlreichen festen
Haken für die Gewehre angebracht
sind. Die Möbelstücke sind desto weniger
zahlreich. Der Bequemlichkeit dienen die
Holzsofaß. die den Wänden entlang
angebracht sind, und auf die man
Felle und Teppich wirft, um si als
Betten zu benutzen. Neben der Feuer
stelle steht da Lichtzeug, eine hoch,
fiihige Lampe mit Schere und Feuer
stein, feit neuester Zeit findet man in
reicheren Häusern auch .schon" Petro
leumlampen. Ehemals waren die
albanischen Burgwohnungen auch durch
Thürme gekrönt, die aber nach einer
mißlungenen Revolution von den
Paschas des Sultans Abdul Medschit'.
VaterS Mohammeds V.. geschleift
wurden.
Das Volk lebt noch in tiefster
Dunkelheit. Die moderne Zivilisation
hat wohl einzudringen versucht, aber
ihr Einfluß fchuf, einige Halbzivili
fierte, die schlimmer sind als die Un
ziviltstkrten. Diese Halbzivilisierten
haben dn angeborenen Muth und die
natürlichen Vorzüge ihres Volkes der
loren, dafür von den Fremden nur die
Laste? angenommen,' sie wurden die
willigen Schergen des fultanischen
Despotismus, die Sittenverderber und
die Urheber der herrschenden Noth. Für
Verkehrsfortschritt ist nichts geschehen.
Um Flüsse, die einzigen Verkehrs
ädern des LandeZ, kümmert sich nie-
mand. Brückenmangel überall; wenn
die Elemente wüthen, ist der Verkehr
wochenlang unterbunden; verzweifelt
stehen dann dieHirten mit ihren Herden
bei der Heimkehr von der Hochweide
an den Ufern vor, unüberwindlichen
Hindernissen. Selbst die Brücken über
die Bojana am Skutarisee, die zur
Hauptstadt Nordalbanienö, dem alt
geschichtlichen Skutari, dem Scodra
der Römer und Jschkodra der Türken,
das als Skadar eine Zeitlang uuch
serbisch in der ruhmreichsten Epoche
des mittelalterlichen serbische Zar
hums war, fuhren, cmch diese Brücken
ind so wurmstichig und verfault, daß
sie bei der geringsten Überschwemmung
einsinken. Die Stadt ist häufig von
Ueberschwemmungen heimgesucht und
zerstört worden. Man hat sie dann neu
aufgebaut, aber keinem fiel es ein, vor
zukünftigen Katastrophen zu schützen
Selbst vor Skutari ereignet eS sich,
wenn Bojana oder Skutarisee gestiegen
sind, daß Karawanen jenseits des
Flusses tagelang warten müssen, weil
man sich nicht über die Lberfluthete
verfault Brücke traut.
Wie für den Verkehr haben 'die tür
kifcken Beherrscher deS Landes auch
nichts für die Hygiene gethan. Die
Heilkunde ist hier noch ausschließlich
Zauberern überlassen. Von der Berüh
rung mit der Zivilisation hat man nur
die Lustseuche gewonnen. Der vorigen
Generation war sie noch unbekannt,
jetzt sind in manchen Gegenden 97 Pro
zent der Bevölkerung von ihr heimge
sucht! Auch diese Seuche zu kurieren
:st Sache der Hexenmeister. Wohl nir
gends in der Welt gibt S so vielerlei
ärztlich Spezialistin wie unter den
albanischen Hexenmeistern. Di gibt es
nicht bloß Spezialisten für di verschie
denen Uebel, sondern auch für verschie
den Kuren. Der Biß einet giftigen
Schlange kann beispielsweise nur
durch Scherbet geheilt werden. daS Ge
trank muß aber von einem Dede,
einem Heiligen hergestellt sein. Von
einem Dede erwirbt de: Arzt das
Wasser und nach dem Genuß desselben
ist er sähig, Schlangenbisse zu kurieren.
Er trinkt aber nitft alle? cn sondern
gibt einen Theil in eine Flasche, in der
sich eine Schlange befindet, die fchon
Menschen gebissen !.at. Ruft man den
Hexenmeister - Arzk zu einein Patien
ten, so wäscht er ihm di Schlangenbiß
wunde mit dem s? kompliziert bereite
ten Wasser, uns alles wird gut, nrta
bene wenn , Allah, einvkcstor.dkn ist.
Sonst eben nicht. Nicht minder komp'.i
zrert ,st d',e Heilkur b:. Lunaenentzun
Juerjt w,rd der
Krank mitrnoe. '
Oel. Essig und Salz elngerieben. dann
muß r lang schwitzen, dann wickelt
ihn der Zauberer in du?chlöchrt. mit
Honig und rothem Psesfer beschmiertes
Papier und zuguterletzt näht er ihn in
die Haut ineS frisch geschlachteten
SchaseS in und laßt ihn darin, bil
der Krank gesund wird oder stirbt.
Dm Aberglauben ist da in weiter
Tpiklraum gegeben, und ihn macht
nur eine! Konkurrenz: daS roh Prie
st'rthum aller Konfessionen, besonder!
aber der MoslemS und de? Griechisch
Orthodoxen. Di Priester der Grie.
chisch . Orthodoxen sind so abstoßend
durch ihr verwahrlostes Aeußere und
durch ihre Unmoral, daß der römische
Katholizismus bei den Cbristen stets
leichte Propaganda hat. Eine äußer
lich Unterscheidung zwischen den Kon
fessionen ist den Fremden schwer fest
zustellen, namentlich auf dem Lande,
wo sich die moslemischen Frauen nicht
verschleiern. Diese MoSlemS sind eben
kein gutkn Moslem und die Christen
keine guten Christen. Tie Gotteshäuser
besucht man nur zweimal jährlich, bei
den Moklemi an beiden AairamSsesten,
bei den Christen zu Weihnachten und
Neujahr. Während der übrigen Zeit
dei JahreS dienen di Moscheen als
Ställe für die Haussiere oder als Ge
treidefpeicher.
In Delphi.
Irma Schneide?
Schönfkld.
Von
Delphi, 10. Oktober.
Offen gestanden: ich bin nicht ganz
sicher, ob die förmliche Kriegserklärung
in diesem Augenblick bereits Thatsache
ist. Tie'. letzte (griechische) Zeitung,
die uni auf unserer Felsenhöhe erret
chen konnte, arbeitete noch mit der Vo
kabel .hetoimopolemos" kriegsbe,
reit. Und Herr ParaLkcwas, der wür
big Wirth des Hotel des EtrangerS
(BainS. Baths. five o'clock steht an
der, Hausthür, aber Niemand ahnt, wo
diese schönen Dinge in dem vierzim
mengen Partcrrehauschen unterzudrin.
gen wären), bemüht sich seit dem frü
hen Morgen vergebens, unsere Auf
merkkamkeit von der Aufregung, die in
dem kleinen Orte herrscht, abzulenken.
.Tlpote. Tipote" (.es ,st gar
nichts") ist seine stereotype Auskunft.
Aber seit wir mit einem griechischen
Dampfer zwischen Patras und Jtea
Nachts auf einem kleinen Riff auflie
fen und unter zähneklappernden, ängst
lich durcheinander laufenden, halbve
kleideten Menschen immer wieder daS
selbe philosophifche .Tipote" zu hören
bekamen, haben wir eine gewisse Ab
Neigung gegen diese landesübliche B
ruhigungsformel.
Also wir lassen ParaskewaS
gastliches Haus hinter uns und versu
chen uns bessere Auskunft zu holen..
Di Dors traße ist schmutzig, und
malerisch wie immer. Aber zwischen
den Häuschen aus ungebrannten Lehm-
ziegeln, aus deren Garten Feigen und
Oelbaume und das glühende Roth der
Granate grüßen, hocken heute nirgends
die Weiber mit dem Rocken in der
Hand, die Männer beim lässigen Ge
nuß deS Nargileh. Alles steht, laut
sprechend und gestikulirend. in Grup
pen beieinander, die immer 'dichter wer.
den, je mehr wir uns dem bescheidenen
Hause nähern, in dem das Postamt
untergebracht ist. Richtig auf dem
Balkon ein fremder griechischer Offi
zier und neben ihm der junge, freund
liche Beamte aus Athen, der zurzeit
.aus Gefälligkeit" die Post besorgt.
(Deshalb funktionirt sie nämlich über
Haupt.) Es ist eine Art Ansprache,
djx der Offizier hält. Nicht eben daS,
was wir darunter verstehen, fondern
mehr eine Konversation mit Rede und
Gegenrede, denn auch die Zwischenrufe
von unten werden zu immer längeren
Sätzen, denen wir nicht zu folgen ver
mögen.
Aber das eine Wort, das dem eher
nen Achill nicht anders ins Ohr ge
klungen hat. hören wir immer wieder
heraus: Polemos! Krieg!" Und
der junge Postbeamte, der gestern noch
mit so echt griechischer Courtoisie alle
Blumensträuche der Post plünderte,
weil eS ihm zu nüchtern erschien, einer
Dame eine Empfangsbestätigung ohne
solche zarte Beigabe zu überreichen, be
stätigt blaß und ernst: Nous avons la
guerre, Madame la guerre contre
la Turquie.
Ich weiß nicht, ob Griechenland oder
die Türkei recht oder unrecht hat. Ich
liebe es, zwischen Ruinen verfallener
Tempel zu sitzen und von alten Zeiten,
zu träumen. Ich verstehe nichts von
Politik.
Aber daS weiß ich: daß unter allen
Völkern .die ich jemals sah. vielleicht
kein? seine Scholle heißer liebt als die
Griechen. Noch streiten die Gelehrten
aller Zonen über die größere oder
kleinere Menge rein griechischen Bluteö
in ihren Adern, aber siehe da in
knapp einem Jahrhundert hat wieder
einmal eine reine, große Idee ihre
Kraft erwiesen: daS Wort Hellas ist
Fleisch geworden, und sie selbst sind
daS Wort .... Man sieht viele rein
griechische Schönheiten hier. aber, was
mehr ist, sie fühlen sich innerlich so völ
lig eins mit dem Lande und feinen
Schicksalen. Ich sah einen jungen,
schönen Griechen, dem bei dem Worte
Vaterland die Thränen in die Augen
kamen und der die heilige Zahl deS
griechischen Freiheitskampfes Jkossiena
(21) aussprach mit der Inbrunst, die
er für einen Heiligennamen haben
Derselbe jung Griech erzählt mir
waS mir nachher viel andere wie,
herholten: wi I der groß Kummer
Griechenland! sei, daß Deutschland
ihm so gar nicht wohlwolle.
Wir sind in ine? schwierigen SU
tuatlon. Dnn in dies? Bergelnsam
kett sind momentan wir Deutschland.
Wir bemühen un! also, diplomatisch zu
sein. Ganz kleinlaut können wi?
schließlich nur zu unserer Vertljei
digung anführen, daß wir nickt
der Regierung angehören, und daß wir
natürlich alle auf der Welt gut für
Hella einrichten würden, wenn wir e
könnten. '
Da sind sie zufrieden und haben un!
miede? lieb.
Immerhin halten auch wir nun
Krkgsrath. Wir beabsichtigten gegen
Ende der Woche inn Zweitageritt, der
un! auf interessanten Umwegen von
Delphi nach Charooncia bringen sollte.
Aber Kriegszeiten! Herr ParaSkewa!.
der un! al! Agppiat (Führer) dienen
wollte und sich sehr auf unseren AuS
flug freute, ist empört über unser Zö
gern und versucht vor allem, den Krieg
noch immer wegzuleugnen. Tipote.
Tipote. Zwölf Klassen Mannschaf,
ten sind ausgehoben? Tipote da!
sind nur Manöver. Man hat doch auch
in Deutschland Manöver, nicht? Na,
also. Tipote! Und wi wir un! dann
auf Offiziere und Postbeamte berufen,
da geht er wüthend ab. denn er ist
überzeugt, daß wir nun sofort auf
möglichst direktem Wege nach Athen,
mit dem angenehmen Rückhalt seiner
Konsulate und Gesandtschaften .gehen
werden und daß wir in diesen bö
sen Zeiten wohl auf lange hinau! die
letzten Fremden sein werden, die seine
wirklich vorzügliche Küche kosten.
Aber schon nach fünf Minuten kehrt
er wieder strahlendes Lächeln auf
seinem gutmüthigen Gesicht, daS an
antik Faunbronzen rinnert. Er hat
den Talisman gefunden, der unS hier
halten soll: morgen wird Lukumi ge
macht. (Eine griechische Lustigkeit, hin
ter deren HerstellungSgeheimniß ich
gern kommen wollte.) Lukumi! Jnter
essirt es dich denn gar nicht mehr, Ky
ria, wie Lukumi gemacht wird?
Wir lachen und bleiben.
Di heilige delphische Straße brann
te im Sonnenglast, als wir durch die
Ruinenstadt zum Apollotempel empor
schritten, wo vor Zeiten dieses seiden
kleinen Volkes pythische Priesterin in
raunenden Worten die Geschicke der
Welt entschied '. . . Als wir zurückgin
gen. war es tief. Nacht. Auch hier schon
kommt dtt Nacht jäh. fast ohne Däm
merung. Durch daS Dunkel klan das
melodische Geläut der Glocken, die die
Zugthier am Halse tragen, alle di
kleinen .Pferdchen und MuliS und un
endlich geduldigen Eselein, die wie in
homerischen Zeiten, die wassergefüllten
Thierschläuch heimwärts schleppen. In
.unserem Zimmer steht die Frau des
ParaskewaS. Sie hat immer etwas
Gutes oder Interessantes für unS: ein
paar frische Nüsse oder Feigen, eine
kleine SchildltLte. Blumen . . . Dies
mal hält sie einen Granatapfel in der
Hand. Sie bricht ihn mitten ausein
ander, und mit dem mütterlichen Lä
cheln einer guten Göttin reicht sie mir
und meinem Mann die beiden Hälften
des Liebesapfels. So unendlich lie.
benswürdig sind diese Menschen, daß
man ihre Fehler ganz und gar vergißt
um ih'er Güte willen!
Sie macht uns übrigens aufmerk
fam. daß alle Welt in der Kirche ist.
So klettern wir denn auf stockdunklem,
steinigem, kurzem, aber unendlich müh
samem Weg die Bergwand zu dem
Kirchlein empor, das im hellen Glanz
dicker Wachskerzen strahlt. Es ist
Bittgottesdienst um Waffensegen
für Griechenland. Ernst stehen die
Männer herum, die Kinder küssen den
Boden. Von der Bilderwand, die den
Altarraum einer orthodoxen Kirche
vom Versammlungsraum trennt,
schauen die großäugigen Heiligen by
zantinifchen Stils sanft und unbewegt
hernieder.
Weihrauch, Psalmiren, Ansprachen.
Hundert Hände strecken sich nach den
dünnen Lichtern, die am Eingang ver
kauft werden. Opferslämmchen für
Hellas . . .
Wolfe in Wisconsin.
Wrttcrkundige, die allerdings ihre
Weisheit nicht von den offiziellen
Wetterbiir?aus bl?zichen, sondern die
se auf Grimd langjähriger Beobach
tuiigen der Natur gewonnen haben,
sagen für dieses Jahr einen sehr har
teil Wirtor voraus. Daß im Nordeii
Wisconsins bereits Schnee gefallen
ist, haben die Zeitungen schon berich
ten können, nun kommt m,S Bangor
auch die Nachricht, daß dort die Wölfe
sich schon in Nudel zusammen gethan
Haben und recht frech auftreten. Den
ersten Kampf mit diesen grauen Ge
sellen Hatten jüngst James Jens aus
dem Town Clifton zu bestehen, der.
als er mit einer Sendung Fleisch
für seine Dresckzcr aus der Stadt
auf die Farm zurückkehrte, von einem
Nudel Wölfe angegriffen wurde.
Jedenfalls haben die Thiere das
Fleisch gerockicn, sie wurden aber vo
dem Farmer mit der Peitsche in
Schach gehalten, doch dauerte eö im
mcrhin eine halbe Stunde, bis sie sich
seitwärts in die Büsche schlugen. Ter
Fall hat die Bewohner aufmerkfam
gemacht und sie werden nunmehr die
größte Vorsicht gebrauchen, wenn sie
über Land fahren und stets genügend
Wafsen mitnehmen. . . .., ........
Cie Wilmersdorser Speise
Halle. -
Dafi man den Kamvf mtn d!
Flkischtheuerung rfolgreich aufnehmen
kann, und daß wenigsten! in der
RcichShauptstadt sindige Kops mit
ollen Mitteln sich um di Aufrechter
Haltung ine? guten AolkSernährunz
bemühen, beweist die Gründung wer
neuen und eigenartigen Spijehalle,
di in Berlin Wilmerdors vor went
gen Tagen röffnet wurde. Und wieder
wieder bestätigt sich hier die alte Er
fahrung. daß di Berliner Vorort t
Sachen d! Fortschritt! viel rühriger
sind al Berlin selbst. Di Sveisehall
liegt an der Ecke de? Lauenburger und
der Pfalzburger Straß, im Erdge
schoß eine! neuen Hause!; die Gegend
rina! umher ist, obgleich in legante!
und bevölkertes Viertel, zum Theil
noch gewissermaßen Kolonialland de!
neuen Berlin. Bauplätze und Gärten,
kleine U,eberrest alter Vark! stehe
mitten wischen prächtig Wkthi
Häusern im neuesten Stil odr Villen
artigen Neubautkn mit Fahrstuhl,
Warmwasserheizung und allen Be
quemlichleiten der Neuzeit. In dieser
Gegend wird stets gebaut, und mit den
Bauleuten und allen, die dazu gehören,
ist junge, unternehmendes Volk aller
Gewerbe herzugeströmt, um von dem
zu erwartenden Aufschwung bei Vi?
!'l! Bortheil zu ziehen. Eine Speise
Halle wäre also an sich hier am Platze
waS ihr den Erfolg verschaffte, den si,
bisher schon gehabt hak. ist die vr
Müssend Billigkeit der hier gebotenen
Speisen und Getränke. Me Sache
sind dabei gut und schmackhaft, die
Portionen nicht zu klein, wovon wir
unS selbst an Ort und Stelle habe
überzeugen können. Die Speisehalle,
die von Gi Uhr morgen! an geöffnet
ist. ist einfach, jedoch mit einer Au!
schmückung im neuern kunstgewerbliche
Stil vers'ken. Sie besteht in der
Hauptsache auS einem einzigen großen
Raum, der mit Geschick in Unterabthei '
lungen zerlegt ist. So ist ein Raum
besonders für .Familien' abgetrennt,
auch besteht ein besonderer Eingang
für Frauen. Merkwürdigerweise ist
kein besonderes Zimm? für brauen
da, und das wäre eigentlich eine Neue,
rung, die gerade solche von der Stadt
eingerichteten Anstalten ini deutsche
Wirihshausleben einführen sollten. Bei
der starken Tyrannei, die die Raucher
überall ,m deutschen WirthShaukleben
ausüben, wär: S den Frauen meist
sehr angenehm, ruhige und rauchfreie,
Räume zu haben; sie haben nur nicht,
den Muth, sich gegen die Ansprüche der
Raucher aufzulehnen. Doch daS Inte
ressanteste hier ist daS Hintergrunde
stehende Büfett. an dem daS bedienende
Mädcken waltet dinier Beraen don ht
legten Butterbroten und appetitliche
Kuchen und frischen Broten. Sie
nimmt die Marken in Empfang, für
die man Speisen bekommt, und , die
einem an einem rechts liegenden Schal.
ier ausgeyanoigr weroen Marien zu
5. 10, 20 Pfennig oder mehr. Dieser
Schalter hat ein zweites Fenster nach
der Straße zu, man kann dort die ein
gekauften Speisen auch in Gefäßen
mitnehmen und nach Hause tragen.
Nun böre man die Dreise. die den Neid
jeder Hausfrau erregen müssen, die heut
mit einem kleinen Budget gegen die
teuern Zeiten ankämpfen muß: ein
Kotelette bekommt man für 30 Pfg.,
ein Beefsteak desgleichen, in Beefsteak
mit Wirsingkohl kostet 30 Pfg.. eine
Stulle mit Schmalz 5 Pfg., ine Por
tion Milchreis mit Wurst 20 und 30
Pfennig, ein Paar heiße Würste 10
Pfennig, eine Tasse Kaffee oder Kakao
5 Pfg.. eine Tasse Fleisckbrühe lO Pstk,
Trinkaeld wird nickt eiablt. dfa?
muß sich jeder selbst bedienen; S gilt
ober auch kein Trinkzang. Ob die
Speisehalle, die unter der Aufsicht der
Stadt Mlmersdorf steht, auf ihr
Kosten kommen wird, muß abgewartet
werden, vorläufig ist der Versuch
dankenswerth und der Besuch schon
lehr rege.
Großer Tunnelbau.'-.
County-Vermesser P. A. Haviland,
der versuchsweise Vermessungen und
Bohrungen in der Estuary von Oak
land, Cal., vorgenommen hat, ist zu
dem Schluss gekommen, daß der Bau
eines Tunnels, der Oakland und Ala
meda verbindet, seiner Ansicht nach auf
keine technischen Schwierigkeiten stoße
würde. Er erklärte, die Bohrung i
nes Tunnels könne in Angriff genom,
men werden, . sobald die nöthigen
Fonds aufgebracht worden sind. Ha
viland hat seine Untersuchung, mit der
er bor in paar Monaten vom Stadt
rath beauftragt wurde, welcher Geld
für diesen Zweck bewilligt, noch nicht
beendet, wird jedoch in etwa drei Mo
naten in der Lage sein, einen ndgtlti
gen Bericht abzustatten. Er wird in
diesem Bericht empfehlen, daß der
Tunnel gebaut wird, falls sich keine
unvorhergesehenen Hindernisse einstkl
len, die die Durchführung des Pro
jektS in Frage stellen. Gleichzeitig
wird er dem Stadtrath einen Kosten
anschlag unterbreiten. Herr Haviland
glaubt, daß für die Unterbohrung de!
Estuary für die Entwicklung der bei
den Städte unerläßlich ist und früher
oder später erfolgen wird. Dr Tun
nel wird entweder aus Stahl oder Be
ton gebaut östlich ' von der Webster
Str. Brücke angelegt werden.
Splitter.
Der Magen ist , dgs Gewissen deZ
LeibeS,. Katzenjammer sein Reu.