Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 04, 1912, Image 3

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m o b i 1 8 AuS Voaiiiliehi wiro ge
meldet: Tos Laftautomobil Paul
Bouo v. wclckcS mit Glaöwaare
' und denaturirtem Spirilnö beladen
war. ist ans der LanNtraße Äwrtcncu
Morvamogyorod und der mährischen
Grenze 11, seine Entznitouno, fle
BenzmS erplodirt. Das Automobil
ist teollitondia verbrannt. Xer irmcn
lliümet tinb der tsljaufff r erlitten
( schwere Brandtminden.
Jöeimffr eines alten RäuberS
AuS Baroi . wird nemeldit: Tas
iiinnfte Mitalird des berühmten Rau
, I-erbanptmannesNozsa Sandor, Paul
Qrofjunn, ist nach 41-jal rn)ct Zucht
ifluöhcft in feine GcburtSstadt lieini
gekehrt Oroßlany gerieti, in, Alter
von 23 Jahren ,n das Gefangn;
Er ist ganz ergraut utrt gebrochen
Oroßlany erlernte im Zuchthaus di.
' Buchdruckerei: er ist jedoch, so schwach
- bah er nicht m arbeiten vermag. Sei
ne Eltern und Geschwister sind längst
. verstorben.
', Daö Kollier der Daro
. esse. NuS Szei'eb wird nnueldet
tiefer Taae erttiei, in derPkandleik
: emtolt der .a',,kwerkerbank ein? sehr
rnrsach gekleidete junge rcm. die ein
Vrillantenkollier Mtnnen lassen woll
icv Dem Schatzmeister kam die Sache
. nicht aefieiicr vor. da das Kollier et
neu Werth von etwa 40.000 Kronen
repräsentirte. Er telcwhonirte zur
' Polizei, von wo alsbald zwei Detek
tivs in die Pkandleibantalt kamen
, nd die junge, ärmlich gekleidete
Krau ur AuSivcisleistuna aüsior
' derten. Bold wurde die Frau jedoch
unter tausend Entsckuldlaungen ent
lassen. Es hatte sich nämlich Ijeraus
aeftellt. daß sie die (attin eines sein
hervorragenden Stabsoffiziers und
die Tochter de? in Wien wohnhaften
. Barons Sch sei. hinter tiefern son-
- derbarenAbentcuer birgt sich übrigens
eine pikante beschichte.
Nntersch lag cne Geld
b riefe. Aus Fiume meldet man:
' Im vorigen Jahre wurde der Post
bote Paul Iellensich. der seit 19 Iah.
ren im Dienste der Post stand, unter
fcmt Verdachte, einen (Mdbrief im
terscklagen zu haben, entlassen. Jetzt
stellte es sick herauö, daß Iellensich
1 mehrere Geldbriese. die ihm anver
traut worden waren, unterschlagen
ljabe. Die Postdirektion erstattete die
- Krizeige und Iellensich wurde in Hast
genommen. Er gestand, mehrere nach
' Amerika adreisirte Geldbriefe unter-
" schlagen zu haben.
Ju b i l ä n m. Aus S.'tiskolez mel-
' det man: Der hiesige Oberinspektor
der Versicherungsgesellschaft Tuna",
Herr Ludwig Kornitjkn, der sich all
gemeiner Sympathien erfreut, beging
sein 40-jährigeS Dimstjubilaum.
Auö diesem Anlasse gingen dem Iu
lilar auS allen Theilen des Landes
zahlreiche herzliche ölürfiminsdjtclc
aramme zu.
,'. Selbstmord oder Unfall?
Aus Eperjes meldet man: Tiefer Ta
" ae wurde Baron Felir Luzscnnky, der
Sprößling einer verarmten Sarosee
agnatenkamilie. in das hiesige Spi
tal gebracht. Baron Luzsmfzky hat
sich mit einer Scheere die Schlagader
durchschnitten, seiner Angabe, nach
auS UngeschicktÄikeit, allein die Um
stände sprechen dafür, das', mit selbst
Mörderischer Absicht. fiwscnfcf.) hatte
als Kommandant einer Burenabihai-
; lung den Bnrenkrieg mitgemacht und
. sich wiederholt ausgezeichnet. Nach
dem Kriege kehrte er nach Ungarn zn
ruck und hielt hier Vorträge tibcr d:n
Krieg. Er kam erst vor wenigen Ta-
, gen nach längerer Abwssenheit in
Eperjes an und nahm im Hotel
Szeckenyi" Abfteigeguartier, wo cr
den muthmaßlichen Selbstmordver-
' such verübte. Sein Zustand ist schwer.
. trenn auch nicht lebensgefährlich.
Die Macht des Aber gla u
i l'c n? Aus Szentmindszent :dtb ge
schrieben: In der Gemeinde Alsola
Pos Hot sich ein gaM eigenthümlicher
foul von Aberglauben ereignet. Vor
,, ,'twa sechs Wochen war in der ge.
- nannten Gemeinde ein Schafhirt ge
korben, welchem auf seinen letzten
Wunsch hin von seinen Verwandten
. ein Vaifc Brod in den Sarg gelegt
l wurde. Ta in Folge des anhaltenden
NcgenS die Ernte nicht beendet wer
den konnte und eine HnngerSnotl, be
; vorstai.o, schrieb man dies dem Um
stände zu. das; man mit dem Hirten
das Brod begraben hatte. Vor eini
gen Tagen nun wurde die Leiche des
Hirten von unbekannten Thätern cr
' humirt, nach nein de:u Friedhose
' ',!aS,i.'g,'jegem'i,!'a!c,:' z.crrt und dort
'iwü einem lichciteritanrea ticuuaant.
Ta dieser Tage schönes Wetter ein
' trat.' ist dieVerölrnng derMeimlNg.'
wit der Verbrennung der Leiche ein
tott aefailiges Werk gethan zn ha
den.,,. Die Gendarmerie fahndet nach
den Leichenschändern,
,6 in flüchtig cr auf
tn a n n. AuS Arad wird gemeldet:
'Der hiesige Delikatessenlwndler Eme
rich Nemrth ist vor vvei lochen ver
reM. Er saate seiner Frau, da er
gesckäftlich verreisen miisje. $cl)t
fisfiljCß sich heraus, bal er deshalb
w
Oradincfitcti.
' ' B
die Stadt verlassen dabe, weil er sei
nen Ultiinoverl'indlichkeiten nicht
nachkommen konnte. Seine Schulden
beirren l'ö.(K)f 3nM fronen.
Seine Frau wird im dieVrrhängim,.!
de? LlonknrseS ansuchen.
Die Provision des Staats
bahningenieitrs. An? lZombor wird
gemeldet: Der Staaköbahningenienr
Leopold Palog, der dem v'oinboS.'r
Vrii.kenban zuqctbrilt war, vtrsprach
drin Streckenarbeiter Michael MnS
lay och im .ahre VM, dab er ihn
gegen eine Provision von $00 Kronen
zum Beickenwachter avan'.,eren las
fen trnde. Mnzslan nahn, ein Dar
lehki, in der Hi!hc von &00 Kronen
auf und händigte den Betrag dein
JiigMenr ein. Einige Monate da
raus starb Miiszban. bat aber seine
Frau auf den, Todtenbetie, sie mög:
trachten, die 00 Kronen van Valog
,uiri,ck,-,nerhalten. Die Frau bat Va
log wiederholt, er möge ikr das Geld
geben und forderte ihn auch in einen.
von drei Zeugen unterfertigten Brie
fe auf. dies zu thun, da sie sonst die
Anzeige gegen ihn erstatten würde:
allein Balog reagierte nickt auf dieses
schreiben, sondern strengte emenVer
lenmdungöprcnes; gelien Frau OTnsj
lay an. Der Zomborer Gerichtshof
sprach die Frau van der Anklage frei,
da sie den Veweis lieferte, daß ibr
verstorbener Gatte dem Balog that
sächlich 800 Kronen Provifion arge-
bcn hatte und die königliche Tafel
bestätigte dicseS Urtheil, Frau Musz
lay. die sich in grösster Noth befindet,
erstattete nun gegen Valog die An
zeige beim Handelsmuster.
Die Überschwemmungen
in Siebenbürgen. Die gegenwärtig
in Wien weilenden Abgeordneten der
sielici'.biirgisckenBahltreife, und zwar
die Telegirten ohannSandor,Franz
Seltai, Julius Rofenberg. Virtor Is-
sekutz, Philipp Darvai. Karl Oberth.
Roland Hegtdus und Emerich Mont
bach, sowie der Reichstagsabgeord-
mir Emil Neugeboren sprachen
dieser Tage während der Berhand-
lungen des Heeresausschusses der
ungarischen Delegation deputatio
beim Ministerpräsidenten Ladislaus
v,Lnkacs vor, in dessen Zimmer auch
Handelsminiiier LadislauS v. Beö
thn und Finanzminister Johann v.
Telkszky erschienen waren, um ange
sichts der greifn Verheerungen, on
in oen nerenonrgiicren omiiaien
durch Ueber schwemmnngen und Re
gengnsse verursacht worden sind, die
thatkräftige Unterstühnng der Regie
rnnq anznrusen Telegirtcr Johann
Sander schilderte ans eigener An
schauung die Verwüstungen, die in
sämmtlichen Flnszthälern Siebenbür
gens durch die Hochflutb und die Re
gengüsse angerichtet Nvrden find und
die noch viel ärger seien, als aus den
Berichten der Blätter hervorgeht. Er
bitt iniNamen der erschienenen sieben
bürgischen Abgeordneten, die Regie
nma moae vcranlanen. dar, mit
taatlichen Mitteln die alleNvartS ge-
ItörtcnVerkchrswege heraeftellt. durch
Stcuernachlässe und Unterstützungen
!ie am schwellen gcschndiaten Kleni'
gruildbesitzc- .,.d auf die Kredltln,ti
tntein den,' Sinne eingewirkt werde,
dasz sie den schwer hnmaesuchten
Grundbesitzern den Kredit, auf den
sie dringendst angewiesen sind, ge
währen möchten Ministerpräsident
LadiSlanS v. Lumc? erklärte, ancy
i,n N,imen seiner beiden anwesenden
Ministerkollegen. daß die Regierung
unverzüglich von den untergestellten
Organen Berichte über den Umfang
der angerichteten 'Schäden einfordern
werde, soi- -it sie nicht schon bisher
eingelanfei. int, und bat die Deputa
tion, dessen irsichert zn sein, dak di'!
Regierung, durchdrungen von dein
Gefühl de? tiessten Bedanerns. Alles
thun werde, was m ihren Kra'ten
steht, um dem schwer betroffenen
LandeLtbeile nach Möglichkeit die Ue
berwindnng , dieses Elemcntarun
glück zu erleichtern.
Der verleumdete Univer-
f i t ä t s P r o f e s s o r. Budapest. 3.
Oktober. Als der Redakteur Arthur
Singer an der Universität die Rigo
rosen bestanden hatte, veröffentlichte
der Realschulprosessor Dr. Friedrich
lDionyS Goresomi un Alkotmany
einenArtikel. in welchcmUnivcrsitats
Professor Dr. Heinrich Marezali bt
schuldigt wurde, er habe den Kandi
dateii iiber die Fragen onentirt. dti
cr Ct'int mlgorozum an iyn rimen
werde. In einer am selben Tage ver-
ösfcntlichten und von dem der Volks-
Partei angehörenden Abgeordneten
Dr. Nikolaus Zboray,, Wzcr$ S'jjnii'c
cöamii' und htm '$vutvMltun Ed
mund Benirzky unterfertiatei. Er
klärnng tnurde bekundet, daß sie dein
fraglichen Rigorosum beigewohnt hg'
bei, nd das: der Kandidat in derTlmt
auf jene Fragen zu antworten hatte
deren Text sie (die Unierstriigten die
ser Erklärung) einige Tage früher
einem kgl. öffentlicken Notar nr
üenntnis; gebracht haben. Diese Mit
iheillingen erregten peinlicheö Aufse
hen, und Professor Marczali beeilte
sich, s.'ine vorgesetzte Behörde zu bit
ten, sie möge im Lege einer Tii
plinaruntersnchung feststellen, daß die
ihm imputirten Hanlniichzen nichts
weiter alS böswillige Verleumdungen
stien. Durch die Tikziplinaruntl'rsu.
chung würde Prof.lsor Marczali re
habililirt und nun strengte cr im
Austr,ge des Unterrich,tmin,skerS ei
nen Berleumdungöprozeb an. Dr.
Friedrich ,md Dr. ZSorgi, gaben sich
mit der Anklageschrist zusricden, die
übrigen Vrschuldigtei, iiberreichten
gegen dieselbe Einwendungen. Ue
ber diese öimrendnngcn verhandelte
beut unter Vorsitz deS kgl. Tafelrich
lerö Dr. Eugen Langl'r der Ankla.
gesenat. ES wurden bis schuldig
ten unter Anklage gestellt und die
ganze Angelegenheit im Gegensatz
,'ur Auffassung . der Staatsanwalt
schaft nicht an da6 Geschwornen
gericht. sond'rn an daSF,,k,gericht ,ie
niesen, weil in dieser Angelegenheit
ein Urtheil des Disziplinargerichts
schon vorliegt, durch welches die An
gelegenheit geklärt erscheint. Gegen
den Vcsctli,h kxs AnklagesenatZ re
knrrirten die Vertheidiger.
Z o h l u n g S s ch w i c r i g k c i
ten einer Provinzsparkajie. Wie auS
Äaloe!a gemeldet wird, ist die dorti
ge Sarkezer Sparkassen Aklienge
sellschaft. die in Keczel, Fottö . und
Dusnok Filialen besitzt, in Folge der
Par,ellirungsgeschäfte deö General
dircktors in eine kritische Lage gern
Kien, Der Generaldirektor bat der
Direktion seinen Rücktritt angeboten.
in der DirektionSsibnna wurde je
doch beschlossen, die Temiijion deSGe
iieraldirrktors nicht anzunehmen,' in
sol.rnge man kein klares Bild von der
finanziellen Lage det Instituts zu ge
Minnen vermag. Das Aktienkapital
der Sparkasse, hinter der einem Ge
rächte zufolge das Kaloeöacr Erzka
pitcl stehen soll, beträgt 500,00')
Kronen. In der am 24. Januar d.
5. gehaltenen leisten Generalvcr
fammlunq nterbrtetenVil wur
de ein Gewinn von 116.091 Kronen
ansgewiesen. so daß den Aktionären
eine TirUiende von 20 Kronen nach
jeder auf 200 Krone Nominale lau
tenden Aktie gezahlt werden konnte
Fiume. Der JO-jährige Pen
sionsbesitzer in Abbazia Karl Wischer
bat sich im Kurpark AbbanaS vor 3
Kurgästen erschossen. Er war Be
sitzer des sogenannten Rosenhofs"
und der Wisckzer-Pcnsion" und hatte
überdies die Sekret ärZstelle det Ver
eins der Hoteliers inne. In dieser
IetzlerenEigenschc.ft verwaltete er auch
Gelder, doch wurde keinerlei Unregel
Mäßigkeit konstatiert. T Wischer
in geregelten materiellen Verhältnis
sen lebte, ist daS Motiv seineSelbst
mordes ein Rätllsel. ?V-igeblich hat
Mscher an einem schweren Nerven
übel gelitten. Er hinterließ sieben
Kinder.
I l l a v a. Vor eiiligen Tagen
streute der Häftling Alexander Vobak.
der wegen Mordes zu 15 Iahrcn Ge
fängnik verurtheilt ist, dem Aufseher
Pavrika in du? Augen und lief davon.
Der Aufseher schoß nach dem Flücht
ling. konnte doch nicht ant sehen
und durchschoß nur seine eigencHand.
Der Flüchtling rnnnte den, Vagfluß
zu. sprang auch in daS eikkatte Was
scr, m durch Schwimmcii die Fr?,
hcit zu gewinnen. Bobak wurde u
doch sofort von 50 Gesängnißwärtern
verfolgt, die ilm auch einfingen und
in Ketten legten.
Temcsvar. Vor kurzem ist
hier der pensionirtc Ministcrialrakh
Ernst v. Wallandt im Alter von 67
fahren gestorben. Große technische
Leistungen sind mit dem Namen des
Verstorbenen verkniipft. Er war es.
der die Arbeiten der Regulierung des
Eisernen Thores durchgeführt hat.
und er hat die Pläne der Donauregu
lierung entworfen, welche Arbeiten,
unter seiner Leitung im Jahre 181!)
beendet wurden. Von da ab war er
Chef der Regulirungsbeberde der un
teren Donau in Orsova und trat
1907 nüch vierzigjähriger Dienstzeit
i,i den Ruhestand. Seit seiner Pen
siomning lebte er in TemcLvar. wo
tr ebenfalls eine vielseitige öffentliche
Thätigkeit entwickelte, r war Prä
iident der städtischen Sparkasse. Ve
gründrr der TemeSvarer Filiale des
Ingenieur- und ArchitektrnvereinS.
Präsident der ev. Kirchengemeinde A.
K. ete.
Ruma. In der Gemeinde Rum i
(Syrmien) soll eine Gemeindeunter
realschnle errichtet werden Ta Ruma
rund 12.000 Einwohner zaklt, von
denen 70 v. H. der deutschen Natio
nalität angehören, galt es als selbst
verständlich, daß in der von der Ge
meinde zu unterhaltende Schule die
Unterrichtssprache dersch sein werde.
Die Agramcr Blätter, vor allem die
Leitung der kroatischen Rechtspartei,
fordern aber in ungestümen Tone die
unbedingte Einführung der kroati
schon Unterrichtssprache und trotz d.r
sonst so streng gehandhabten Zensur
in Agram gehen gerade die heftigsten
Angriffe gegen buü Deulsu'thnm in,
Kroatien ungehindert durch. Tarai:
kann man f.rwi Schlüsse zichen. daiz
einerseits trotz aller Ablkiignungen
die Zeit des Kommissariats zu Ende
zn gehen sckrine das; aber anderseits
die ti ialistischenBlstrebnngen. die auf
Schaffung einet autonomen Gehjetes
mit vollkommenem Abschlüsse gegen
Westen, besonders gegen daS Deutsch
thum hinarbeiten, wieder in ungc
bemmter Starke sich geltend mache.
Während überall der Nf nach Ein
iühniiig des Deutschen als Itnter
richtSzegensiand rrfchcillt, tritt in
Kroatien die umgekehrte Erscheiljun,
auf. der beste Beiveis. wie recht kian
tkut. rrul, von deutscher Seite die vo
litischrn Vrrgänge in Kroatien mit
großer Vorsicht verfolgt werden.
Peschendorf (Siebenbürgen).
Die diesjährige große Liebesgabe des
Gustav Adcls.VercineS im Betrage
von '2.000 Mark ist auf die Geirnin
de Peschendorf inngarisch Bese) in
!?iel,"ibilrgcn enlfallrn. Die Gemein
de 1e liegt im Ragnkiitiillöer Ko
mitat: sie ht etivas mehr denn 800
lZinwehner. die 3m größten Theil?
Sachsen, zum geringen Rumänen
sind. Der Gustav AdolsVerein ist
eine Vereinigung imSchoßc der deut
schen evangelischen Uircke n.it den,
Zwecke, den kirchlick,'?, Bedürfnis
sen der in der Diaspora d. H. im
Auslande lebenden 'Äa,,benSge
nossen nach LIrä'ten Abbilke zn lei
'ten." Der Verein besteht seit 1612.
DaS Vermögen dei Vereins beträgt
zirka 0 Millionen Mark: er verteilt
jährlich etwa 2 Millionen Mark
L U a c i. Das slorp'ikoinmando
verständigte sowohl Vuegesvansamt.
als auch den Magistrat, daß daS ge
meinsame Kriegsministerium die An
träge der Stadt LngoZ annimmt, n
solgodessen wird ein gan'.es Regi
mcnt nach Liigos versetzt und hat die
Stadt für die Erbauung der Kaserne
Sorge zu tragen. Das Korp?kom
maiido hat gleichzeitig den Magistrat
rrsnckt. die Detailpläne anieltigen zu
lassen und behufs Ueberprüfung den
Kommando ?u unterbreiten. Die
Stadt betraute nnt Anfertigung der
Pläne den Temeövarer Arch.itekten
Heinrich Telkeö. Mit dem Kasernen
bau kann i,n Frühjahr begonnen ner
den. Die Baukosten belaufen sick
auf 1.3000,000 Kronen. Die Ver
zinsung wurde der Stadt durch das
Militärärar gesichert.
Schlafende Städte.
P i s a, Ende September.
Eine be:vingende Melancholie
liegt über Siena und Pisa und legt
sich bleiern auf die Seele, Kirchhöfe
im strahlenden Sonnenlicht. Stumme
Zeugen verschwundener Größe, un
vergleichlicker vergangener 5i'unst.
tragischer Erlebnisse. Nirgends viel
leicht in Italien wird diese Empfin,
dnng so mächtig, wie in Siena, das
in Städte und Bnrgerkricgen. in
Belagerung und Pdt seine Lebens
kraft erschöpfte, von deren Blüthezeit
und Stolz der schwarzweise Marmor
dom. dieser schönste ttirchenban ita
lienischer Gotik, spricht. Wie ein un
sterbliches Denkmal einer Epoche, da
Siena nächst Pisa die erste lind größ
te Lehrmeistcrin der Künste gewesen.
erhebt er sich auf der höchsten Hohe
der Stadt, emporragend über den
hoben, schmalen, alten Straßen und
ihren alten Palästen mit ikrcn eiser
nen Fackelhaltern, über engen, düste
ren Gassen, die kaum Raum für ein
Durchschreiten bieten, 400 Meter hoch
oben über der sich zu seinen Füßen
steil bergauf und bergab windenden
und krümmenden Stadt. Vom
Schwarz undWeis; horizontaler Mar
morsträfen der Säulen und Wände
umschlossen, leuchten die in rosa,
schwarzem und gelbem Marmor ein
gelegten Mosaiken des Fußbodens ;
keine Mosaiken int landläufmenSinn,
sondern Zeichnungen biblischer Sze
nen, Schlachten. LandschaftSbildcr
alles, was drei Jahrhunderte hin
durch die Künstlerseelen jener Zeit
bewegte. Eine Uebcrfülle kostbarster
Kunstwerke ans Bronze und Silber,
mi Intarsien von japanischer Fein
best, an Figuren. Friesen und Kapi
talen vereinigen sich zu esnem Zan
bcrraum. dessen Eindruck unauslösch
lich bleibt. Wenn irgend etwas den
Genuß dieser Schönheit zu beeinträch
tigcn vermag, so ist e? die Menschen
menge, die sich darin häuslich nieder
ließ, auf den marmornen Löwen der
Kanzel, auf Polsterstühlen, auf der
Erde lauter Landleute, di.
schwatzen, dazwischen beten, schlafen
und vor allen, hier Schutz suchen ge
gen den stürmischen, kalten Wind, der
um diese Höhe webt und dessen eisi
ger Hanck einem überall aus dem
Tteinbereich dieser unheirnlickenStadt
entgegenschlägt.
Wundersam still und feierlich öff
net sich die Libreria.. die Bibliothek
der Eliorbücher mit herrlichen Mini
atureii, mit der berühmten Marmor
grnppe der drei Grazien zur Seite
einer kleinen Kapelle im Innern der
Kirche. Unversehrt leuchten in die
sein hohen Raume die märchenhaft
farbenfrischen, lebendigen von Wand
sresken Pinturicchios. die die wichtig
stcn Episoden n Ltben deL Papstes
Pius II. behandeln. Hier fust mehr
als drinnen, in dem überwältigenden
Prachtban. fühlt man die stolze, tri
umpliierende Kraft des alten Siena,
d? die Schöpfung eines Kunstwerks
als eine festliche Begebenheit für das
gesammte Vclk trachtet. Als Duccio
un Jahre 1310 sein gro' GemaldL
La Macna dclla Maoonna" vollen'
det lwtte, ein Altarbild, das die Mut.
irr Gottes von Engeln. Heiligen und
senesischen SchutU'atronen umgeben.
,eigt und dessen Rückennmud 2', Pas
sioni'szenen da, stellt, holte dos Volk
eö ans der Werkstatt des Künstlers
ab. Man trug es in feierlicher Pro
Zession Zinn Tom mit Wachslichtern
in Händen, und alle Glocken läuteten
ibm zu. der unter sein Werk die Wo?
te gesetzt hatte: Heilige Mutter Got
teg. gib den Sene'en de Frieden und
Duecio das Leben, weil er dich hier
matte wie du bist,"
Dieses Toppelbild und alle Vil
der Meistert, sofern man sie sich ver
schaffen konnte, vereinigt gegenwar
tig eine kleine Aukstellling in Sien,,
die zu Ehren der 00. oahrfeier sei
nedSchafsent veranstaltet wurde. Auf
ollen findet steh dasselbe zartschönc
Antlitz mit dem etwas schiefen Mmid
und der perspektivlose Goldgrund,
der alle diese Gestalten, die sich fast
dunkVl daraus eryeben, von fern wie
eine iwerirdische Vision erscheinen
läßt. Zwei Madonnenbilder DuccioZ.
die man lociMöstern in ALeiano und
Montepuleiano entlieh, erinnern
durch den Barbarismus, mit den,
man sie dort behandelte, an jene Zel
ten, da ein Kunstwerk in erster Reihe
ein religiöses und erst in zweiter ein
Wertbobjekt Nr. Damals dnrchsta
chen die Nonnen mit Fingernägeln
und Scheren dieAugen der bösen Gei
ster nd Verfolger. Auf den zwei rnt
liehcncn Bildern, die dit. Madonna
mit dem Kinde darstellen, bat liebe
volle Verehrung ähnlichen Barbariö
mus verübt: die Bilder find kreuz
und quer mit Nägeln durchschlagen,
um das einfache Gewand mit aller
band Blechzierat und Sternen aus
Metall zu schmücken", und die be
sonders schöne Hand ans dem einen
Bild bat noch eine weitere Verschöne
riing gefunden, indem man einen
Ring mit gläsernen Steinen einfach
durch da? Bild stieß, um den Finger
der Heiligen zu zieren ....
Es ist still in dieser Ausstellung,
wie überall in Siena. Kaum mehr
M ein Dutzend Fremde sind in der
Zergangenen Woche durch diese Stadt
gezogen und haben nur mit einem ei
ligen Blick allen Reichthum rniftunst
schäum gestreift, den sie birgt, und
unter denen der Palazzo Comnnale
ollein mit seinen Meisterwerken von
Todoma, dem Zeitgenossen Raffacls
und Glanz Slcnaö, ferner dem Rei
trrbild Guido RiccioS von Martini,
den FreSkcn. die die Segnungen ei
ner guten und die Schrecken einer
tyrannischen Regierung darstellen,
lind seinen übrigen zahllosen Schätzen
wiederholten Besuch beanspruchen
würde Aber mich dort ist es still, wie
auf dem Eamvo", dessen Hanptzier
de jener alte Palast ist. in dem das
14. Jahrhundert aus diesen Bildern
spricht, mit seinem Leben inmitten
von Gefahren und Kampf, von Grau
samkciten und Mnstiziömus. Mitten
auf diesem Campo. dem ungeheuren
Platz, der. in der Mitte am tiefsten
gelegen, nach ollen Seiten ansteigt,
wurden früher die Volksversammlun
gen und republikanischen Feste abge
halten. Dort findet alljährlich das
Wettrennen statt, das Palio, dessen
wörtliche Uebelsetzung ..Preissahne
bedeutet. ES ist eine farbenreiche
Wiederauferstehnng mittelalterlichen
Brauches, dem nach alter Sitte ein
Degen und Bannerranz und auch die
Pallonaia vorangeht, das Spiel mit
einem großen Lederball, den die in
zwei Parteien getheilten kostümirten
Spieler fo mit der Faust dirigiren
müssen, daß er in die nächste Straß:
ihres Stadttheils getrieben wird. Zu
dem Wettrennen stellen alle Stadt
theile Sienas. die je nach dem Na
mm ihres Wappenthiercs Adler,
Schnecke. Gans. Stachelschwein. Eu
le usw benannt werden, je ein Pferd
nebst Reiter. Diese Wettrennm, die
zumeist damit enden, daß der Sieger
unter dem Schutz der Karabinieri auf
Umwegen nach Hause geleitet werdcii
muß. um ihn vor dem Zorn der Be
siegten zu bewahren, würden viel
leicht auch dazu beitragen, etoaS
mehr Leben in das dem Fremdenver
kehr entrückte Siena zu lenken, wenn
für eine schnellere Bahnverbindung
dieser Stadt mit Florenz und Pisa
Sorge getragen würde. Wohl ver
sichern die Reifebücher eine knapp
dreistündige Fahrt. In Wahrheit be
trägt sie weit über da? Doppelte, da
bei den in Italien üblichen Zugver
spätungen der Anschlußzug regelmä
ßig bereits abgefahren ist, ehe man
die Station, in der der Zugwechscl
vorgenommen wrrden muß, erreicht.
Auf diese Weise muß man allein für
die Fahrt nach Siena zwei recht er
müdende Reisetage veranschlagen.
Wenn man bedenkt, daß man vor 100
Iahrm ztvei Tage brauchte, um mit
Wagen von Florenz' nach Siena zn
gelangm - vorsichtige Leute setzten
vorher ihren lebrm Willm auf so
bedeutet die jetzige Fahrtdauer wahr
lich keinen bemerkenswerthen Fort
schritt.
Man ersehnt die Lieblichkeit slo
rentinischer Landschaft nach dim be
drückenden Ausenthalt inmitten die
ser hohen, trotzigen kalten, engen
Straßen mit ihrm eisigen, Iahrhnn
derte alten Palästen, und nur lang
sam löst sich der Bann während diese
anfgethürmte leblose Stadt im Mor
gen nobel dem Blick entschwindet.
Ruinen an Hügelhöngen. dann reich
bebante Thäler. Burgen und dann,
unweit von E.npoli, ein altes StA!,'
u;en auf einem Berg gelegen Ccr
raldo. in dem Boccaccio lebte und
starb, er. der dieses 11. Iahrbnndert.
daS Sieika noch umfangen hält, mit
all seiner Tragik, seinem Skeptizis
mus und seiner Sinnenleidcnschaft in
sciuenNovellen gcschkld?rt. Man zieht
aus einer schlafenden Stadt einer an
deren schlafenden entgegen nach
Visa, deren Schlummer auch schon zu
lange wahrt, als dar, er nicht mu ;e
ein anderen zu vergleichen miiie, aus
dem kein Erwachen mehr r, folgt. ?ie
se alte große Handelsstadt Italiens,
die heute kaum noch ein Fünftel der
Einwohnerzahl U)ikt, du sie im II.
Jahrhundert besaß, schuf sast 200
Jahre vor Beginn der Renaissance
Werke, wie die berühmte Marmor
kanzel Niccolo Pisanos im Baptiste
,ium und die drei weißen marmornen
Prachtbauten, von denen der Ton,
schon 1118 se weiht wurde. Düse
marmornen Denkmäler sind alles,
was von jenen, stolzm Pisa übrig
blieb, das einst mit Gmna. Florenz
und Mailand m die Machtstellung
stritt und das, vor sechs Iahrhundcr
ten überwunden, nickt die iirast be
saß. sich zu erheben von dem tiefen
Fall.
Eine traurige Stadt, schweigend
und still. Noch stiller draußen, eine
Stunde nviter ,,uf stoubbedeckten.
Weg, wo das tvitterthor zur großen
königlichen Besitzung San Rossor?
führt, in der tief versleckt inmitt.'i,
von Eichen und Pinimwäldern die
große Villa Reale liegt, die Leopold
II. 182') erbaute. Ein ungeheures,
wildreiches Terrain breitet sick da
auS, auf dem Kamelzucht betrieben
wird, in die Thiere für die in der
sumpfigen . Gegend sckwierigenTrans
Porte zu benutzen, und Hunderte von
Pferden. Kühen und Gc'lügcl dieses
königliche Landgut großen Stils als
ein Paradies für die Kinder des ita
lienihcn Königspaares erscheinen
lassen. Bei der außerordentlichenVor
liebe für Einfachheit und Stille, die
d-zs äußerst f,mipath;fche Wesen des
Königs wie der Königin charakteri
sirt, ist es verständlich, daß ihnen die
noch tiefer in dem Waldgelnet verbor
gme, nahe dein Meere gelegene, sehr
bescheidene Villa Gombo einIagd
hauS unchweizer Stil ans dem ah
re 48 noch mehr zusagt. Dort ha
ben sie vor mehreren Tagen in aller
Stille ibrm Einzug gehalten und
bald darauf Marconi als Gast bei
sich beherbergt. Die Vorliebe des Kö
nigspaares für diese Besitzung hat
das benachbarte kleine Seebad Ma-
rrna di Pifä zu einem bevor
zugten Sommeraufenthalt der Pi
faner und Florentiner Gesellschaft
gemacht, zu der sich in diesem
Sommer Caruso gesellte, während
Gabriel d'Annunzio dort dm Winter
theils wild um sich dichtend, theils in
einer Weise verbringt, die die Leute
von Marina mit der Ueberzeugung
erfüllt, daß er unfehlbar dereinst in
der Hölle schmorm dürfte, wo sie am
heißesten ist.
In Piso selbst wird kaum ein
Mensch sichtbar cn,f dm, fangen Stra
ßenzng vom annhos hnmv zum
Lung Aruo. Jetzt noch weniger als
früher, seitdem vor mehreren Mona
ten eine Trambahn die Stadt durch
ouert. Nur zwei Wagen, von denen
der eine hinauf, der andere hinun
ter fährt,, auf einem Gleise und vier
telstiindlich. Aber diese zivei Wagen
genügen reichlich dem Verkehr", der
infolgedessen auf den Straßm noch
geringer gewordm ist, als er schon
war. Weke dem Fremdling, der. um
die Zeit todtzuschlagen, die hier noch
langsamer rinnt als der schmutziggel
be Arno, das" Kaffeehmis aufsucht.
Der Kellner wird ihn fassungslos als
ein Gebild ans Himmelsliöhcn be
trachten, die Straßenjungen von Pisa
werden seinen Tisch umzingeln und
mit offenm Mündern in sprachlosem
Staunen erwarten, was sich jetzt wohl
Furchtbares zwischen den, Fremdling
und seiner Kaffeetasse ereignen bürs
te. Und wenn er auS dem kalte:,
Sicua kommend, das nur selten ei
ner ohne schwere Erkältung verläßt
den Drang in sich fühlm sollte,
ganz unhistorisch zu niesen, se sei ihm
gerathen, diese Kundgebung im In
teresse der öffentlichen Ruhe und aller
Folgen, die diefe Explosion nach sich
ziehen würde, bis ur Weiterreise zu
verschieben.
In diesem schlafenden Pisa gibt
es nur einen einzigen Winkel, dran
ßcn cm Ende der Stadt, wo das wah
re Piso ?.u finden ist: Ans großer,
weiter Rasenfläche der weiße Mar
mordom, das Bavtisteriiun und der
berühmte schiefe Thurm mit seiner
Höhe von M Meter, dessen Neigung
nach Süden jetzt über vier Meter be
trägt Und neben diesen Mormorwer
ker das Schönste nd Stimmungs
vollste: derKamPasanto, die letzte Nil'
bestatte der edelsten Todten der edlen
Stadt .... Eine weite, offene Halle
mit Freskm. mit Büstm. mit Denk
mälern, mit Erinnerungszeichen an
die Geschichte Visaö umgibt dcnKirch
Hof. in dem das bähe GraS aus der
Erde von Golgatha wuchert, wilde
Roen blühen und Schmetterlinge
Rast haltm auf den rnnoen Fenster
boam. Eine große Vergangenheit
spricht hier ausSteinen und Gräbern,
und von den Wänden herab malmt
naive Kunst an den Triumph dos To
des über alle Eitelkeiten, über alle
Größe, über alle Hoffnungen dies.'r
Welt .... Und man fühlt in die
sen heiligen Mauern die furchtbare
Grauscunit dieser' Lösung mit cr
ürciferjer; ISiadji ...
, ü äii o V M .
Der Protz.
' Bankier (zum Buchhändler): Ich
möchte mir eine Bibliothek einrichten;
sagen .Sie. was kosten so 400Biichr?"
In Marokko.
Soldat zum Kameraden
'er
Kerl bat Wlutf, ocr Mulay .aNv. er
geht in Frankreich spazieren und wir
hier in Marokko."
TaS Ende der Pariser 'Schrek
' ' kenszeit?
Pari. Okt. '
DaS Ministerium der offentlick',
Arbeiten und diePolizeipräfektur tun
digen an, daß die VorbercitungZarbei
ten für ein Gesetz, das den unglücl
liche,, Pariser Fußgänger schützen soll,
nahezu abgeschlossen find. DaS ver
ängstigte Gesicht des verzweifelten
Parisers quält sich ein schüchternes
Lächeln ab. Soll diesmal wirklich
das Wunderbare eintreten, auf das
Paris seit dem 1. Jahrhundert be
reitS wartet? Boileau beklagte schon
die heillose Verwirrung und Ueber
füllung der Pariser Straßen, und di;
Unterthanen des Sonnenkönigs sagten
mit demselben Brustton der Ueberzeu
gung wie die Zeitgenossen Fallnres:
so geht es nicht weiter. Was hat nu:, .
auf einmal die hohe Obrigkeit veran
laßt, sich für das Martyrium der v:r
achteten Fußgänger zu interessiren?
Eine amtliche Statistik, die in diesen
Tagen veröffentlicht ist und die zeigt,
daß die Automobile noch schlimmer
wüthen als die Tuberkulose und die
Apachen. Im Jahre 1901 haben !
Pariser den Tod durch Ueberfahren
werden gefunden; die Zahl ist langsam
auf 236 im vorigen Jahre gestiegen?
mehr oder weniger schwer Verletzte
gab es 1901 13.127. 1011 18.179. Im
Ganzen sind in den Jahren 1901 bis
1911 1952 Menschen getödtet177..
040 verletzt. Das kommt der Ein
wohnerzahl mancher Departements
gleich. Leute, die alles auf das mili
tärifche Maß brinoen, rufen händerin-
gend und nach der Vogefcngrenze
schielend, daß die Chauffeure und
Kutscher bald Menschenleben in Regi
mentsstärke allein für Paris auf
dem Gewissen haben. Wir wissen nicht,
ob wirklich die Töff - töffs und Auto
busse die Hauptübeltäter sind. Sicher
ist aber, daß die Rücksicht auf den Au
iomobilismus bisher jede strenge und
wirksame Maßregel der Behörden ver
hindert hat. Eine Belästigung der
Chauffeure käme einer Beeinträchii
gung der nationalen Automobilin
dustrie gleich, und Frankreich kann von
einem Patrioten verlangen, daß er sich
wie ein frommer Hindu unter den
Dschaggernaut so unter ein Automo
bil oder Autobus wirft und sich in dem
beseligenden Gefühl todtquetschcn
läßt, die Dividenden der Automobil-
Aktiengesellschaften in die Höhe zu
bringen.
Dieser Gesichtspunkt wäre auch wei
terhin in der dritten Republik maßge-
bend geblieben. Wenn nicht eben jene
fatale Statistik die Furcht erweckte,
daß in einer Zeit der zurückgehenden'
Bevölkerungsvermehrung die kriegeri
sche Kraft des Landes durch die Zahl
der Ueberfahrenen noch mehr geschwächt
werden könnte. Man ist nur einiger
maßen gespannt, was die Regierung
denn zum Schutze der Mitbürger und
Mitbürgerinnen thun wird, die vier-
telftundenlang an jeder Straßenkreu
zung rechts und links ausschauen, wo
sich einmal eine Gelegenheit bieten
wird, wenn nicht gefahrlos, fo doch we
nigstens ohne die Vorbedingungen des
Selbstmordes auf die andere Seite zu
gelangen. Wie überall, sind auch in
Paris die als carrcfours des Ärass"
bekannten ' Stellen die vergleichsweise
sichersten geworden, denn die ganze
Fürsorge der Polizei richtet sich auf sie.
An den Stellen, wo kein Träger des
weißen Hoheitsstabes seines Amtes
waltet, muß man dagegen oft genug
jede Hoffnung aufgeben, die Scylla
und Charybdis zu passiren. Das Sy
stein, gewisse überfüllte Straßen zu
paaren und sie immer nur in der einen
Richtung befahren zu lassen, hat. wie
in Amerika und Deutschland, so auch
in Paris gute Erfolge gehabt. Gerade
an den Stellen aber, wo es am allere
nothwendigsten wäre, ist es bei der mit
telalterlichen Enge und den Windungen
der inneren Hauptstraßen unanwend
bar. Das ist zum Beispiel bei der Nue
Montmartre und der Rue Montorgueil
der Fall. In der so überlasteten Ave
nue des Champ Elysees hat man den
Fahrweg durch zwei Parallelreihen von '
Schutzinseln getheilt. Rechts und links ,
fahren die Wagen; die Mitte ist. den
Automobilen eingeräumt. Darin lag
der Fehler, denn die Automobile fuhren
in der Mitte nach beiden Richtungen.
Was will man aber gegen
die Kopflosigkeit der wild gewor
denen Fußgänger selbst machen? Die
Nachlässigkeit der Aufsichtsbeamten
muß auch gerügt werden. Schließlich
bleibt die eigenartige Struktur des
Straßennetzes im alten Paris. Was
will man da, zur Abhilfe vorschlagen.
Wir sind nicht Pessimisten, aber wir
glauben nicht recht an die Beendigung
der Schreckenszeit durch das neue
Gesetz.
?
er
k l e i n e I r i tz
kommt von einer Kiildergesellsltmt
nach Hause und erzählt, es wäre go
nicht nÄt gewesen. Willi, d?? aitac)
der. hatt? nicht mal erlaubt, daß w.a.i.
seme Spu'lsachcn anrührt.
Wie ich so klein war wie . Tu."
sagt der Vater, hätte ich mir da)
nicht gefallen lassen. Ich hätte meine;
Mütze genommen und wäre sofort-ge
gangen I" .
: Das hat sich seitdem geändert,"
sagt Fritz, ich hab' ihm ein Paar Ohr
feigen gcgebm und bin geblieben."
Druckfehler.
Wie schön ist nicht die Thräne ei '
n.v Braut, wenn der Geliebte ihr ins,
Auge haut. ,