Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 29, 1912, Image 7

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QuS dem Reich der Mode
und Gesellschaft.
N e'.v 0 r f, 18. Oktober.
Tie PclzhändKr versprechen sich
für die kommende Saison große Er
folge aus ihrrm urciflcnstcn (Äcbict.
Unserer Modedame hrirb eine große,
Auswahl auserlesener Pelzsorten zur
Verfügung stehen. Zodrl. 'Miuttfliiit
chilla und Stichs werden im Vorder
gründe, schon ihrer Farben wegen,
die die Modefarben der Saison wie
derspiegeln. Tan gibt es och ver
schiedene andere Pelzsorten, die eben
so stark in Veaehr sind für Mäntel,
' Mufien und Garnituren, und wie
jiblich fehlen auch nicht die Inntatio
nen. brauen, mit feinem Geschmack,
entfernen sich jedoch nu?l,r und mehr
von Pelz- Imitationen. IrS gibt so
viele schöne iiickiartcn, Samnietstoffe
etc. die ihre Stelle einnehmen und
die den Stempel der Echtkeit tragen,
so baß viele grauen dieselben den bil
ligen Peläsorten vorziehen.
Tie weichen, glänzenden pfeife sin
wieder überaus en voguc", und die
firau, die vor zwei Jahren ein pong
Hin" kaufte und e5 leytcn Winter
Kvgen seiner lleberpepuiarität ver
warf, kann es in duser Saison wie
der Kervorholen und trafen cö mit
edr Genuatlmung, dnh sie ultra mo
disch gekleidet ist.
Wenn man sich keinen Pelzmantel
gestatten kann, so ist schweres Tuch
der Sammet das nächste, wa? in Be
tracht kommt, ftiir diesen Zweck sind
Sammctstoffö jrderArt modern. Bro
kate icdoch bilden die am meisten ge
schabte Novität, und es werden wun
derschöne Effekte dainit erzielt.
, Samnletstreifen auf einen Grund
von Chiffon oder Crepe ist ein Mate
Ein modisch elegantes
N a ch tn i t t a g s k o st ü m.
l i (j,
1,1 l! !l ll ? ! i
. rial, daS viel zulVerwendung kommt,
oft auch für ttlcider. die für weniger
formelle Zwecke bestimmt sind, als.
die von BrokatSammet. nenngleich
sie in ihrer Art ebenso elegant sind.
Ein reizendes Naclmittags-Ko.
. 4linu von diesem Material in Havan
ita-Braun zeigt die erste unserer Heu
liqcn Abbildungen. Der untere Thsil
dcSNcfcS ist von dein sammitgestreif
ten Erc dc chinc. und in Form ei
es tiefen Volants einem Süften
j,')ake von glattem Sammet aufgesetzt,
Gin Streifen hübscher Borte dient als
Kopf für da Volant und als Besatz
für das ftront-Paneel, das ein ein
Besetztes Paneelette von möglichst
dunklem Sannnel hat. Diese kleinen
itarteelenen manche i,no saunt
; mehr als ein Schlitz sind einMerk
nial der neuesten irnf crtirteu Kleider
und geben einem Kostüm einen undc
finirbaren Nciz.
Die Taille hat einen Niiöschnitt
' fc.. . . t . . !.( stl -
rnn nni l. n i tiAii.mntiiiKm in.
VII Vki UllJt ClUVW VMUU)lVIU.iAU fjv
. . i ivn . rtt
i ies, mit einer cic von uijtipn,
t' über der ein Streifen Spitze und ein
i' Kragen von abn Crochct thronen.
Streifen von der Stütze laufen auch
die Mitte der Aenncl herab, während
Liittelgroße Samm'tknöps? den We
sten Einfav umranden. Tie Normet
sind garnirt mit Doppkl-BolantS von
liiljirtcni Leinen in Naturfarbe, Die,
Xlk
J', , öxWk.
THlq ißypjifo
Eins der neuesten Model
lein schwarzer Seide.
Handschuhe werden im Platz gehalten
durch einen Streisen von braunem
ammetbmld, daS oberhalb des Eil-
bogens um den Arm gelegt ist. Der
zn dem Kleid getragene Hut hat ci-
nen seidenen Rand und eine große
,.Tom"-ftronc von Sammet. Als
einzige Garnitur dient eine mächtige
Sidenrose.
Schwarz, gc hoben durch Weis; oder
irgend eine Farbe ist wieder einmal
überaus populär, und dasselbe gilt,
umgekehrt, von Seih, groben durch
Schwartz etc. XJtel Baby lamb cloth
in Schnurz wird fobrizirt ;iir elegan
te zwei" und drei Stück"'Kos'ü
,ne, und verschiedene andere Tuchar
ten. ei.stblieszlich der glänzenden und
eschmeldljien Vroadcloth Stofsk,
werden viel für Kleider und Jacket-
Kostüme verwandt, .,'Z'ab? lanib
Ieth," von leichtestem Gewicht, glän
zend und fast so geschmeidig wie At
las, it für Nachmittagstracht vor
.niglich gecignet. Ein allerliebstes
Modell hat cinn drapirtin Rock von
dlin Tuck und einen eigenartigen,
kleinen Paletot, deisen kurze, zuge
'sitzte Vordertheile nintn gehalten
ir erden durch einen Seark-ttürtel von
AllReth. Eine lrris'.e Beste theüt
sich mit dem rothi'i:'5ürtel in die Auf
gäbe das düstere Schwarz zu beleben,
und rin sehr fchnuta Streifen von
maitgo!d?ner Zalon unirzndet die
'ordertheile des Paletots.
Viele sehr hübsche, sch.uarze Slo
stiime haben Kragen, oder Kragen
und Westi? von weiszcm ?ltlas, gestickt
oder nicht g'stickt. Ost geht ein
schwarzer Saminet-Mantel zusam
nicit mit einein Kleid oder Rock von
sck'warzein Tuch oder von schwarzem
Atlas, und die Idee ist eine gilte.
denn solch ein Paletot kann Dienste
thun als eleganter, separater Mantel,
wenn er mitNücksicht auf solche ,Zwek
ke gearbeitet ist.
Ein eigenartiges, aber praktisches
Kostüm in schwarzem Ebarmeiife'At'
las zeigt unsere zweite Illustration.
Der Nock ist ausgestattet mit einer
Falbel, wie sie vor Jahrbunderten
getrogen wurde, und der unten abge.
runbete Paletot ist so lang, das? die
Schooszenden in Tnnik'Effekt über
den Rock fallen.
Der Gürtel ist von weißem Leder.
und ein weih umrandeter, schnurzer
Kragen ziert die Taille, lieber d?m
selben thront ein i'lokc vun Spltze.
über Netz gelegt. Ebenso opoit. wie
hübsch sind die Aermel, mit eingesetz
ten Spitzen-Paffen.
Das allerliebste kleine Toaue, daS
zu dem Kleid getragen wird, ist vun
schwarzem Sammet, garnilt mit ei-
ncr weiten schleife.
Roth wird cn:schieden modern, und
Material in den schöneren rothen
Farbentönen ist jetzt schwer zu be
kommen. Elwge besonders reizend.'
Schattirungen von Noth in Belourö
de lerne, einfach oder zacquard, wer
den osfeiirt. geben aber schnell fort
für Limonsine-Mäntel. Verschiedens
der besten leldermacher von vim
Fork und Paris zeigen eine Vorliebe
?ür alte, aber warme Tone von ro
ther Woll-eponge als Material für
Kragen und Manschetten an dunMitnicht. nur der Student! ,
oder iieutral'arl'igen tailer Mänteln,
lvobei das rothe Tuch geflickt, mit
Vort: veiml-t oder schwer besirppt ist
Versciüedene Arten von Material
finden sich vereint in vielen t üserTai
lor Kostüme, nie zuin Beispiel in ei
nem Modell mit einem Nock von blan
ein und schwarzein Velolirö dc lairn',
einer Taille von blauer Seide, gar
nirt in schwarz, und einem schwarzeil
Tuch-Mantel, garnirt mit blauem
Tuch. Unter den ans verschiedenern
Material zusammengestellten Model
len sinden wir einige, wohl tfwas
ausfallende, aber fe'ir gut aussehende
Tailor-Ko'imne mit Nocken v"n pean
de cliamoiZ oder anderem, dicken, wei
cken Wollstoff und Paletots von
Plüsch, garnirt mit dem Tuch, wobei
der R"ck gewöhnlich errnas Garnitur
tiT"f k ?i j . j i ; 1 1. ff : ..
IN "'11:10) aujivciii. a!iuiaj iarnu
te Stoffe wurden mit Vorliebe w
praktischen, hiibsckie Vormittaasklei-
dern verarbeitet Ein solches Modell
sebeil wir in unserer dritten Abbil
dung DaS Muster ist in Dunkelblau
uno iSriin gcl'alten. Neber den pl:s
'irten Rock fällt eine glatte Tunis, di,
mit einem schrägenStreiien von grün
;mo blau changireneer Seide emge
sast ist. An diesen wieder schließt sich
ein Streifen schivarzer zeice.
Die Taille ist von einfachster Mach
art. ausgestattet mit einem Matrosen
kragen vi-n der changirenden Seide
nebst Einfassung. Die Knopfe, die den
sritwärtigen Sckiluk markiren, sind
ebenfalls von Seide.
Hohe Stehkragen, sogenannte
Chokers" vom Kleidermaterial oder
von der Ganlitur des Kleide? geho
reu zu den neuesten Dingen. Auch
zablreiche Variationen derTirektoire
dee und vorbanden, ein Kragen.
der an den Seiten und hinten hoch
und eng ist. vorn dagegen den Hals
frei lästt, cn'er nur durch ein durch
nchtiges Material bedeckt.
An dem hohen, engen Ehoker"
ragen vom Kleider-Material ist oft
ein schmaler Streifen Pelz benutzt
der den Abschlust bildet, was aber
meist unbehaglich warm macht. Ma
belle in Corduroy und Sammet, ahu
lich denjenigen in Wolle, und unge
führ ebenso warm, werden von Inr
porteuren offerirt und sind reizend
für Straszentracht oder als Haus
tracht, in Häusern, bis nicht mit
Dampf gebeizt werden.
Praktischer, als das ganz wollene
Für Vormittags, zwecke in
schottisch karirtem
Material.
Kleid ist das Modell in Seide oder
Volle und Seide, oder Wolle und
Chiffon. Charmeuse ist mehr als je
benutzt für das one piece" Kleid für
allgemeinen Gebrauch und auch für
bessere Tracht, Die Erepe-Arten. l e
sonders Erepe de chine. und frcinfc
Gewebe oder solche mit etwas rauher
Oberfläche find ebenfalls für. den
jiueck beliebt.
Wanda.
G,tt? Anfang.
Vermieterin: Ist das Gepäck von
dem Studenten, der gestern Abend daS
Zimmer gemiethet hat. gebracht wor
den?"
Dienstmädchen: Das Gepäck noch
)
Aie Frau der Meit.
Bon Toni D a u d e r st ä d t.
Es war da eine familie; Vater.
Mutter und drei Sprossen, unter denen
ein Femininum. Konnte es schöner
sein? Denn den Vater möchte ich sehen,
der auf seine Ehegattin nicht stolz ist.
die ihm zwei Söhne und in der Mitte
zur Abwechslung eine Tochter schenkt.
In dieser Familie wurde geschafft von
früh bis spät, denn man hatte Garten
und Land, trieb Ackerbau und Fedr
Viehzucht. Ein einziger Uebelstand
machte sich jedoch bemerkbar die
Kraft des ManneS wollte nicht aus'
reichen, um noch schneller den Gewinn
zu mehren, wie es in der Absicht der
Frau lag. deren Bestreben eS Tag und
Nacht war. zu großem Wohlstand zu
gelangen, und so löste sie vor langen
hahren schon die heute so oft erwähnte
Frauenfrage kurzerhand, indem sie
selbst die Zügel ergriff und sie in ihren
ni '. häßlichen Händen ziemlich fest-hiel'-.
Es glückte auch. Sie hatte Um
ficht und einen scharfen Blick sie er,
wog beim Verkauf jeden Vortheil,
schlug erst dann los, wenn die Kon
junktur günstig war.
Alles, was ' sonst hübschen Frauen
vom Leben geboten wird oder was
sie vom Leben begehren, beachtete sie
sehr wenig nur Geld und wieder
Geld war ihr Denken, das weiche,
zarte Empfinden, welches sonst den
Frauen eigen, fehlte ihr. Sie hatte
jung, eben um zu heirathen, ihren
Mann gewonnen, war treu und eine
gute Mutter im landläufigen Sinne,
bis der Ehrgeiz in ihr erwachte, . der
alles andere vollends in ihr erstickte.
Die Kinder ja die Kinder! Das
sollten große Leute werden, sollten
lernen, was ihr versagt geblieben,
alles, die sollten eö nachholen. Sie war
keine dumme Frau, aber einen anderen
Gedanken außer dem: ich muß, und
was ich muß. das will ich erreichen!
gab es für sie nicht. Kein Streicheln
der weichen Kinderhärchen, keine lieben,
süßen Mutterlaute, keine Güte nach
außen, wie sie sonst jungen Mütter
eigen ist, nichts von alledem. Und ihrem
Manne gegenüber stark im Fordern
und Herrschen, das er auch in seiner
Schwäche uno in Anerkennung ihrer
Schaffenskraft noch unterstützte. Auch
er freute sich, daß aus den Kindern
etwas Ordentliches werden sollte, und
sah mit staunenden Blicken, wie die
Kinder eines nach dem anderen ihre
Musikstudien absolvierten. Es wurde
mit heißem Bemühen gelernt. Die
Mutter selber suchte auf den Tasten ihr
Talent zu entdecken. Nichts blieb unver
sucht. Doch musikalisch war man in
dieser Familie weniger aber vor
nehm konnte man ja auch ohne dies
werden, so gab sie selbst es wieder auf.
Es wurde weitergeschuftet kein
Stillstand, kein Zurück, immer vor
warts! hieß es bei ihr nur Geld
sparen, 'denn Geld ist Macht. Später
wenn die Kinder was geworden
wenn sich alles geändert wenn man
.fein", ohne Spargel und Kohl ver
kaufen zu müssen, leben konnte, dann
wollte sie alles nachholen und in vollen
Zügen genießen, und was sie bis da
hin entbehrte schöne, elegante Klei
der und goldene Ketten täglich tragen,
in Theater und Konzerte gehen. Stun
den kamen hin und wieder, wo die
Frau doch fühlte, daß ihr Schlaf und
mehr Ruhe fehlten. Aber anderen
Tages hatte das erz wieder Strom
gesammelt, und die Schwäche war der
Lssen.
Zu ihrem Leid aber fand sie bet den
Kindern nicht ein besonderes Talent
sie waren folgsam, aber nichts weiter.
Hier mußte nun ihre ganze Kraft aufs
neue einsetzen; denn das vorgesteckte
Ziel mußte erreicht werden. Die Jahre
gingen schnell vorüber, die Mutter hatt
Thränen und Seufzer 'der Kinder nicht
bemerkt, sie hätte auch kein Stöhnen
über die allzu schwere Bürde gelten
lassen. Andere mußten auch lernen, um
weiterzukommen, und mal etwas krank
sein, kostete nicht daS Leben. Der
Bater war zur ewigen Ruhe gegangen.
Auf dem kleinen Dorfriedhof schlief er
im Erbbegräbnis. Gotische Spitzbogen
Verzierung, die etwas zu hoch gerathen,
schmückte die Wand zu seinenHäupten.
Es war wohl das Feinste, was hier an
künstlerischer Ausführung zu sehen
war. Er schlief den Schlaf der Gerech
ten. Nur ein einziges Mal murrte der
biedere Mann vom Himmel herab, daß
feine Gattin die großen. Ländereien,
welche er so billig erstanden, für einen
Spottpreis verkauft hatte, heute brach
ten sie das Fünffache ein.
Die Kinder waren nun versorgt.
Die Tochter gut modern verhei
rathet. Der älteste Sohn hatte eine
angesehene Stellung. Beim Jüngsten
aber reichten die Kenntnisse nicht weiter
als zur Uebernahme des elterlichen Ge
fchafts. Mit der Gesundheit ging e
bei allen Dreien nicht besonders, sie
kamen nicht weiter, es kostete alles zu
viü tö mußte zu vornehm fein.
Da fragte sich eines Tages bestürzt
die Frau: ob sie alt geworden wo
daS Leben für sie bleibe? Es kamen
jetzt in ihrer arbeitslosen Zeit Augen
blicke, in denen daS Blut hämmerte
sie las viel vom Glück und fragte sich
leise: Was ist denn eigentlich Glück!
Wie sieht es aus? Ich kenne es doch
nicht! Zwar reichte ihre Phantasie nicht
zum weiteren Ausmalen des Unbe
kannten aber sie sehnte sich nach etwas.
Immer mehr wurde in ihr der Wunsch
rege, einen Menschen zu kennen, der ihr
alles des Lebens Wissenswerthe
erklären möchte einen gebildeten,
geistig höherstehenden Menschen, zu
welchem sie voller Vertrauen aufblicken
könnte. Ganz im geheimen fühlte sie,
dasz ihr Herz sich zu regen begann, da4
Herz der alten Frau, die noch so hübsch
war und, wie man allgemein aner
kannte, so vornehm aussah. Nein, sie
war nicht alt! Ist man denn alt. wenn
man sich noch so sehr nach etwas sehnen
kann? Souffliert nicht 'das Herz dem
Verstand seiner Art, sich zu geben?
Grünt nicht der Strauch aus dem
inneren Mark heraus? Heirathen zwar
wollte sie nicht, der Kinder wegen, es
war ihr nicht recht klar, was sie gern
wollte, und doch wollte sie etwas. Eine
erste Position einnehmen, das ginge
schon, aber wie wo? Es haperte,
trotz des vornehmenWesens, welches sie
angenommen hatte, und dem wirklich
Gebildeten würde nicht lange verborgen
bleiben daß sie die Muttersprache
nicht völlig beherrschte. Der Gedanke,
daß sie sich deshalb dem anderen gegen
über demüthigen sollte, war ihr uner
träqlich. und doch lockte es immer der
nehmlicher in ihr. Ihre lachenden
Augen und etwas Koketterie brachten
ihr auch bald einen Freund. Sie
schienen sich zu verstehen. Eine leise
Zärtlichkeit erfüllte sie mit wonnigem
Beben. Die Augen blickten voller Be
wunderung zu ihm empor und, o
Glück, sie fühlten sich jung. Es war
Mai, die Welt prangte im Frühlings
schmuck und sie durften gcnicßen. Keine
Sorge, keinen Sklavendienst frei,
sorglos, mit dem verehrten Mann in
den Lenz hinaus, plaudernd und
lachend, den blauen Himmel
und das Jubilieren bet Ler
chen über sich. , Ein später Frühling,
und doch so wonnig schönIEr liebte sie.
Es war über ihn gekommen, er wußte
selbst nicht wie. Ihre liebe Art. sich an
zuschmiegen, hatte ihn fortgerissen.
Wohl tauchten auch Bedenken bei ihm
aus. oft fragte er sich: ist sie wirklich
aufrichtig? Niemals wollte sich der
Mann eingestehen, daß sie voller Be
rechnung war nicht so wie er sie
gern gehabt hätte. Der Zwang, den ihr
der Gebildete unwillkürlich auferlegte,
kostete sie zu viel Anstrengn?. Sie
sprachen zwar von Hochzeit und Zu
kunft, aber es blieb immer ein leises
Aber dabei, so daß er sich oft schämte
und meinte, zu weit Zangen zu sein
bei der begüterten Frau," die ihn viel,
leicht mißverstehen könne in seinen Ab
sichten. Seine Stellung gewährte seinen
bescheidenen Ansprüchen mehr, als er
brauchte. Und sein durch verwandt
schaftliche Rücksichten veranlaßtes
Junggesellenthum hatte auch seit eini
gen Jahren, in denen er frei von Ver
pflichtungen war, nicht mehr den
Wunsch zum Heirathen in ihm auf
kommen lassen. Nur diese hier hatte
längst begraben geglaubte Gefühle in
ih'.t wachgerufen. Stellenweise ärgerte
er sich sogar darüber, kam sich albern
vor. nur ' der Gedanke, sie sehender,
wissender zu machen, hielt der Wage
seines moralischen Gleichgewichts stand.
Zwar wurden seine Illusionen durch
ihr. Neigung, Mwedes Ding im Re
flex ihres früheren geschäftlichen
Lebens zu sehen, oft etwas zerstört,
doch sie bemerkte das bald und verstand
es. seinen leisen Unmuth zu zerstreuen.
Er schrieb ihr dann, an die Unterhat
tung anknüpfend, doch mußte er sehr
bald bemerken, daß sie seine Briefe
in keiner Weise beantworten konnte.
Sie vermied es, ihre Schrift sehen zu
lassen. Ihr liebstes Thema waren die
Kinder, von ihren Kindern sprechen
that ihr ordentlich wohl, und so pen-1
delte sie in ihren Gefühlen hin und her
weil sie bemerkte, .daß dieser hier
ihre Kinder mit ganz anderen Augen
wie sie betrachtete und es auch nicht ver
mied, über dieses und jenes zu reden,
und das verletzte die eitle Frau. Seine
Bildung bedrückte sie. Ja, der Ver
dacht stieg dann in ihr auf, daß nur
ihr Geld ihn gelockt haben könnte. Nach
einer Szene, in der ihr ganzer herrsch
süchtiger Egoismus durchbrach, sagte
ihr der Freund Adieu, und meinte, sie
würde später noch an ihn denken, sie
lächelte nur sie wollte lieber ihren j
Idealen" weiterleben.
Die Jahre waren vorbeigerauscht.
Die Kinder lebten in guten, geregelten
Verhältnissen. Sie war mürrisch ge.
worden, keines von den Kindern war
etwas Besonderes, ' das Bornchmsein
hatte der zunehmenden Schwäche wei
chen müssen, aber die Kinder kultivier
ten s über ihren Stand hinaus. Oben
im Altenstübchen wohnte sie nun, das
war von den Kämpfen des LebenS
übriggeblieben. Die Pflicht für ihre
Suppe lag den Dienstboten ob, die
Enkelkinder hatten niemals Zeit, von
Liebe wußten sie nur am Quartal,
denn Großmama zahlte Pension. Und
da kam der Gedanke an denFreund, ob
der wohl noch lebte, auch wie sie allein
sei? Wenn er bei ihr säße, während
sie unten lachten und feierten, es könnte
dann dem alten Herzen nicht so weh
und einsam sein. Ach, so gern hätte sie
jemand gehabt Ihm. wenn auch mit
zittrigen Händen, eine Birne schälen,
sprechen von dem, was ihm sein Herz
diktierte, wie gern würde sie hören, ihn
jetzt verstehen und liebhaben ohne
Hintergedanken.Wie sie ihn damals von
sich gestoßen! Heute verstand sie. daß
zum Vornehmsem auch vornehmes
Denken gehört, und das war es, waö
ihren Kindern fehlte.
Eines Tages fand man sie hinüber
seschlummert keiner hatte ihr den
Aedesschweik von der Stirne gewischt
Sie wurde sehr vornehm begraben, von
kostbaren Blumen war der Hügel be
deckt. Bis an die Mauer des kleinen
Dorffriedhofs standen die Menschen
es sah wirklich sehr vornehm aus.
Arme Frau.
; Die Al)r im Kausyatt.
Uns Frauen wird im Allgemeinen
der Borwurf gemacht, es mit der
Pünktlichkeit nicht allzu genau zu
nehmen, wenn wir nicht durch einen
Beruf gezwungen würden, die festge
setzten Zeiten genau einzuhalten. Und
wenn wir über unser eigenes Leben
und die Erfüllung der täglichen Pfich-
ten nachdenken, so müssen wir die Rich
tigkeit dieser Behauptung in mancher
Hinsicht zugeben. Wie schwer gewöhnen
wir uns daran, täglich zu einer be
stimmten Stunde aufzustehen und
unsere Obliegenheiten zu erfüllen. Wie
ungern lassen wir uns den gewöhn
ten Pflichtenkreis zerstören, wie wenig
kommt es uns darauf an, Verabredun
gen auf die Minute pünktlich einzu
halten. Wir werden schon fertig, das ist
die Devise, nach der wir meistens
leben und handeln. Wenn wir ein Kon
zert, ein Theater oder sonstige Veran-
staltungen besuchen wollen, beginnen
wir nur in den seltensten Fällen zur
richtigen Zeit mit unseren Vorderer
tungm. um ohne Hast mit ihnen fertig
zu werden. Lieber stürzen wir unö
dann voll Unruhe in unsere Kleidung,
ehe wir uns rechtzeitig und in größter
Gelassenheit ankleiden. Gewiß, nicht
Allen von uns ist es gegeben, derart
über unsere Zeit verfügen zu können,
daß wir jederzeit Herr über diese sind.
Aber auch jene, welche durch keinerlei
zwingende Gründe zur Unpünktlich
seit veranlaßt werden, vermögen nur
selten pünktlich zu, sein, und das
kommt wohl daher, daß wir uns gar
zu wenig nach der Uhr richten. Wir
tragen sie wohl bei uns, und es soll
vorkommen, daß sie sogar richtig geht,
aber nur selten denken wir daran, uns
auch einmal nach ihr zu richten, abge
sehen natürlich von jenen rühmlichen
Ausnahmen, die es in dieser Hinsicht
auch unter dem weiblichen Geschlecht
gibt. Sonst aber stehen wir weit hinter
den Männern zurück, die von der
Schulzeit an ihr Leben mit der Uhr in
der Hand eintheilen, und sei es auch
nur im Anfang, um die täglichen
Ruhepausen und den baldigen Schluß
der Arbeitszeit feststellen zu können.
Uns Frn aber kümmert keine Uhr,
mag sie im Wohn- oder Schlafzimmer
oder in der Kliche sich befinden, mag sie
in stummer Weise oder durch laut er-
schallendes Schlagwerk die Stunde ver
künden, uns kümmerts wenig. Und
ebensowenig unsere Dienstboten. Das
aber ist ein großer Fehler in der ge
sammten Haushaltsführung. Wie leicht
könnten wir uns dieselbe machen, wenn
nicht wir selbst, sondern auch unsere
Hausangestellten sich ständig nach den
Uhren in unserem Haushalt richteten.
Wie kann eine Köchin in der Küche zur
rechten Zeit die Mahlzeiten fertigstellen,
wenn ihr keine Uhr zur Verfugung
steht? Einkauf und Hausarbeit aller
Art lassen sich in ganz bestimmter Zeit
erledigen, wenn man sie einmal wenig
stens genau nach der Uhr berechnet.
Auf diese Weise werden auch die
Dienstboten vor den ungerechtfertigten
und sie meist schwerverletzenden Vor
würfen bewahrt, daß sie bald hier.
bald dort zu lange gesäumt, bald an
dieser, bald an jener Arbeit zu lange
zugebracht hatten. Ja, mir will es
scheinen, als könnte sich jede Hausfrau
viel Aerger mit ihren Dienstboten er
sparen, tvenn sie für Verrichtung der
täglichen Hausarbeiten eine bestimmte
Zeit festsetzte, in der diese erledigt sein
munten. Allerdings mugte te ich dann
auch jedes Einsprechens in die Arbeit
enthalten und die Madchen nicht von
ihr zu anderen Verrichtungen abrufen,
wie es leider häufig genug geschieht.
Wird von Anfang an ein bestimmter
Arbeitsplan mit Hinweis auf die Uhr
festgesetzt, waS in geringen Abweich
unaen in jedem HauSha't zu rmS
lichen ist, so wird viel mehr Ruhe und
Beständigkeit in das Räderwerk der
HaushaltungSmaschine kommen, uns
olle Mitglieder, Erwachsene und Km
der. werden bald den Segen derselben
spüren.
Gemeiiinütziges.
M a i i e i n z u m a ch e n. Zur Zeit,
da der Mais gut in Milch steht, ent.
sernt man die Aehren und mischt die
Masse gut mit Salz durch. DieS wird
ohne Wasser auf ein langsames Feuer
gest.llt, bis eS Brühe gezogen 'lat. dann
wird das Feuer verstärkt, bis daS
Ganze gut kocht. Dann in Gläser
füllen, fe-'' zuschrauben, mit dickem
Papier umwickeln, so daß kein Licht
hinzutritt. Es hält sich sehr gut.
Neuralgisch Gesichts
schmerzen: .Als ich einst mahn
sinnige Schmerzen tagelang erlitte
hatte, und kein vom Arzte verschrie
venes, und in der Apotheke gekauftes
Mittel half, kurirte ich mich aus Heller
Verzweiflung selbst, wie folgt: Ich
stellte Wasser im Theekessel auf und als
es kochte, setzte ich mich davor, hing
einen Shawl über den Kopf, ließ nur
eine Stelle offen, durch die der Dampf
nach der Seite des Gesichtes und des
Ohres gelangen konnte. Es war fürch
terlich. ich hielt aber aus von 8 Uhr
früh bis 2 Uhr Nachmittags. Tann
ließ ich den Shawl. wie er war. band
ihn fest und ging an meine Arbeit, bis
Kopf, Hals, Shawl, Alles trocken un?
abgekühlt war. Dann wärmte ich ein
dünneres Tuch und band dies um, nur
damit ich mich nach dem Dampfbad
nicht neu erkältete, später ließ ich eZ
ab. Meine Schmerzen waren von 12
Uhr an wie weggeblasen und sind nie
wieder gekommen. 2) Für Gesichts
Nervenschmerzen (Neuralgie) half in
meiner Familie folgendes einfache
Hausmittel: Man kaufe Flachskuchen
oder zerquetschten Flachssamen nebst
kernigem Mehl unö breite davon die
bekannten Eatciplasmen. Sobald sich
der Schmerz einstellt, legt man sie so
warm wie möglich auf die schmerzende
Stelle, und fahre so fort, bis sich der
selbe verliert, was gewöhnlich bald ge-
Ichieyt. : . .;
Hefe, aus Kartoffel n. 8
große Kartoffeln, 1 Tasse Salz, l
Ta5T ,, 1
u 1 0uul1 UHU j. UHUUIIC
neue Hefe. Die Kartoffeln werden ge-
schalt und in kaltes Wasser gelegt. In-
jiuiu.)ui yllt man ocn .ieieuEi vou
.i.:r,.- y. i i cv f. , . rr . , . nr
kochendes Wasser bereit: die Kartoffeln
reibt man in eine Schussel und alle
mal. nachdem man deren zwei gerieben
hat, gießt man kochendes Wasser daran
und rührt die Masse gut um. so daß sie
nicht schwärzlich wird. Sind sie all
gerieben, so gießt man noch soviel
kochendes Wasser an, daß die Masse,
die Konsistenz gekochter Starke hat.
Nun kommt Salz und Zucker , dazu.
Zwei gute Hände voll Hopfen, die man
in einem Sackchen mit kochendem
Wasser übergössen und auf den Ofen
gestellt hat, seiht man nun,, wenn sie
tüchtig ausgezogen sind, ab und gießt
das Wasser zu den Kartoffeln. Die
gn Masse wird nun in einem irde-
nen oder sehr gut emaillirten Topf auf
eine Stell des Herdes gestellt, wo sie
langsam kocht, 3 Stunden lang unter
fleißigem Rühren Mllchwarme abge
kühlt ist. rührt man 1 Pfund gesiebtes
Mehl erst mit einem Theile dieser
Flüssigeit glatt und rührt dann den
Rest dazu. Nun setzt man das Ganze
2 volle Tage lang in die Nähe eines
warmen Ofens (was bei heißem Wetter
nicht nöthig ist), am 3. Tage mischt
man 3 Pfund gekochte und ganz fein
zerstampfte Kartosfeln ebenso sorg
fältig wie das Mehl darunter. Am
nächsten Tage zeigt sich dann ein dunk
ler, schwerer Schaum auf der Ober
fläche. Das Ganze wird nun aehöriz
durcheinander gerührt und durch ein
Sieb oder einen Durchschlag geseiht, in
einen Steinkruq oder in ein anderes
passendes Gefäß gegossen, gut verkorkt
und verbunden und im kühlen Keller
verwahrt. Diese Heft halt sich nun
Monate lang im Keller; ehe wan da
von Gebrauch macht, schüttele man das
Ganze gut auf.
Unnöthiger Schreck.
...fteute früli bekam ick die teleara
vbische Skachricht. daß' mein Erbonkel
gestorben ist."
Da und Sie wohl lehr erfchro
cken?"
..Natürlich, im ersten Augenblick
denkt man doch immer, es sei ein ll
gluck pamrn
Unterschied.
Köckin ,ur iunaen ??rau. welche il'l
die orthographischen Fehler im Küchen,
bücke verbessert: .Seben Sie. anä-
dige Frau, daS ist der Unterschied zwi
schen uns veiden: ratnen, wies
geschrieben wird, und ich weiß, wie's
gekocht wird!" - .