Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 24, 1912, Image 2

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    XlglMt Cmtfc TtllliC
drUsre Plauderei.
C-mfanisAt Musikbeflissene 'in
Deutschland, Die Kritik hübe
und drüben. Irederick Stock'
großer Erfolg. Wilhelm Middle
schulte't Leistungen alt Orgeloir
tuose. Musikerkammern.
Berlin. 30. Scptembcr.
G laft sich nicht leugne, da
omcrikanische Sflusifbeflicftcne zuirri
Im die Geduld ihrer deutschn, Gast
srclinde (ins eine borte Probe jicacit
ilwat wird niemand es ihnen verden
Itni dürfen, wenn sie den Wunsch ha
len, lner zurrft ihre cl,w,ngen zu
rede: da licirct a schließlich nicht
Jyritcr, als dem Miifiklonde Teutsch
land ein Kompliment zvllen '.1b
lmm sie so und so viele Male in
Saison einen derartigen Velsnch ma
ek'.cn. ohne dab ihnen überhaupt schon
Cchwinaen aewak!.sen wären, dann
Norden sie zum fore". Z'e vcr
ckilinimeril aber d-'n Eindruck noch
dadurch, dak sie häufig in allzu will
fahrigen amerikanischen Mikzeitun
gen ihre wolilvcrdiente berliner Nie
dcrlage al? durchschlagenden kr
folg darstellen laslen und die bfälli
gen deiiisch.m Nlttilen als .'luöslud
einer eingewurzelten Animosität ge
i;tn Amerika binstcllen. Allerdings
vt eine solche m vielen deutschen slrct
fen latent, in anderen offensichtlich
vortmndcn, und wenn nian mm ihr
Torhandensein auch tadeln und b?
dauern nuck, so nnd doch noch viel
bedauerlicher die manniciiachcn Vor'
sföfce hier gastierender Amerikaner
ii alle dazu beitragen, jene Animositä
mit einem Schimmer deö Berechtigt
JeinJ zu umgeben, iz rouö zwar
überall mit Wasser kocht, und Musik
stümper deutscher Nationalität gibt es
wahrlich .nicht zu knappt : aber die
Leichtigkeit, mit der in hier durchge
fallen amerikanischer Musikbeflissener
sein Berliner Schickial durch den über
seeischcn Draht oder die Post in einen
ehrenvollen Sieg umzuwandeln versteht
i it (. ' i i ri . . c
rrccgi yicr urouicrur.g. otroiß, auuj
hier spielen Geld. Protektion und alle
damit in Verbindung stehettden Ein
flüsse eine große Rolle, aber Fälschung
von Thatsachen gegen .cash" wird
KenigstenZ nicht in solch geschäftsmä
ßiger Weise angeboten, u. unter keinen
Umstanden wird aus schwarz weiß ge
macht. Wohl schwankt auch hier der
ungenügenden Debütanten Charakter
inangelbikd in der Geschichte, so weit
nämlich die Zeitungen sie machen, aber
den traurigen Mut?, einen undestrett
baren Mißerfolg in's genaue Geqen
theil zu transponieren scheinen doch
nur jene amerikanischen sogenannten
Fachblatter zu besitzen.
Und das soll den Deutschen nicht em
frören, das soll ihn nicht verleiten zu
generalisieren und falsche Schlüsse zu
ziehen? Woher konnte er sich die Ueber-
zeugung voien, van ioicm Haue nur
usnahmsweise vorkommen, und wem
würd er die Thatsache glauben, dak
ine Zeitung, die derartige Geschäfte
gewerbsmäßig betreibt, tn Amerika
,no standing" haben kann und deßhalb
eine quantlt ngligeable ist? So
wird's eben in Amerika gemacht", lau
tet das allgemeine Verdikt, und ein
Groll gegen die ganzen Verhältnisse
itr Bereinigten Staaten setzt sich beim
deutschen Publikum fest.
Für den der s besser weiß, der
keinerlei Animosität gegen alles Ame
titanische fühlt, aber auch nicht alles
entschuldigt, bloß weil's amerikanisch
ist, war's daher eine Freude, daß in de:
letzten Woche zwei Chicagoer hier auf
den musikalischen Purn traten, um
deren Besitz man Sie beneiden muß.
Wenn ihnen dennoch von einigen Ber
liner ; Zeitungen keine Gerechtigkeit
widerfahren ist, so scheint mir das zu
beweisen, wie sehr das Mißtrauen
Legen alles Musikalische, das von tn
mit dS Ozeans an uns kommt, den
Diesigen bereits zur zweiten Natur ge-
worden ist. Glücklicherweise ist'S aber
boch nicht allgemein vorhaitden und ich
Habe schon einige ernste Würdigungen
der beiden Chicagoer in Berliner Tage
blättern zu lesen bekommen.
Also zuerst kam Frederick Stock, der
RZingent deS Chicagoer Thomasorche
slerS. Aber er kam nicht bloß als Diri
gent. sondern vor allem als Komponist;
ein zweistündiges Programm bestritt ec
eusschließlich mit eignen Orchefterkom,
Positionen, und daß der große Saal der
Philharmonie sich nicht etwa vorzeitig
leerte, daß jederman bis zur letzten
Vtott dablieb, und daß sich des Publi
iinnS Stimmungswärme bis zum
Ende steigerte, st allein schon ein Be
kreis dafür, da die Stock'sche' Musik
eaS zu sagenlihatte. Mich selbst hat
Ct-Ti kompositorisches Können, von
' r ich bis dahin nur wenig wußte,
z gewaltig überrascht, und .vor
ist es daö Kraftvolle. Entschie
!e seiner Art was mich so sympa
berührte. Er experimentiert nicht,
g:ht direkt auf sein Ziel log, woraus
"::rorgeht, daß er grade das hat. waS
? Villen modernen Talentvollen fehlt.
"r.V.$ ein bewußtes Ziel. Wie häufig
"3 rr.an sich vergeblich fragen, wohin
:::t Komponist steuert. waS er
J'. mit seinen Anstrengungen
: r '.it von solcher Unbestimmt
! Ctot, er huldigt ' offenbar,
' r r:uerdingS beliebten Maxime:
' !IJtr zu schreiben. ; um für
tiff gehalten zu werden.
r t einer viersatzlgen Sym
s'-:r ersten. WlerdingS
') i) t::m ns!e Satz.
dem musikalisch bedeutendstem d;
Werke, manchmal da Gefühl gehab
dak. als würd ein voetischeS Pro.
cramm mm musikalischen Inhalt dal
fatthtbtn nock kkleicktern. aber trod
dem kann auch dieser Satz all absolute
Musik durchaus bestehen. Er hat etwas
5erbes und KübneS. bat wenig von
weichen Gefühlen, aber desto mehr von
Kamvs und Siez in erzählen. Dann
folgt ein Scherzo voll lecker rhnthmi
scher, harmonischer und Jnstrumen
tctioni.Einfällen. ZuweiKn folgen sl
kinandee mit solcber Geschwindigkeit
daß sie einem den Athem versetzen, und
.TiuM Vi6 MirKrd traust
IVll uvuuv. " U . . r - - - v
trna in seinem .Till Eulensp'eatl
bereits dal letzte Wort in geistvollen
nstrumenttionS Biiarrerien ae
sprachen habe, wird hier eines anderen
Mthrt Tit Gerecktiakkit verlanat frei
lich auch einzuräumen, daß Strauß der
erste war und istocr er,l nacy lym ram
dak der ledter, vom ersteren die Aw
regungen erhielt. TaS ist aber nicht nur
in der Musik stets der naiurncyt viang
Ker Dinze. und da die Anreaunaen hier
n, drückte tragen, dai AuSöruckS
gebiet der Musik also bereichern, kann
man sich nur. varuver rrcuen. vag
&AaA s,ck ibnen so willia hinaegeben
bat. .m lanasamen Sad ergibt sich de
Komponist weicheren und zarteren
Stimmungen, und nach der kraftvollen
"kntellek ua i ät der wen vorange
gangenen Sätze wirkt daher daS aus
, "... 'si. v-a w.:ü.h sjua fi.
gepragl yriicyr or viincn v u
fnnhrä ftarf. ?katsäcblick erbielt die
tr ffnh hr ffhmhhonie einen slUni be
sonders kräftigen Befall. Dennoch
Halte ich ,Hn Zur ven cywaq,irn.
nmtn kiolt Stock im letzten Satz m,
,'kinem vorwärts! aufwärts!" wider
ganz gewaltig auS und bannt den Zu
börer durch leine unnyeil uns Jiri
bewußtheit.
?!ch fragte mich, nachdem die Sym
vkoni, verklunaen. ob Stock den em
pfangenm überaus günstigen Eindruck
nun noch steigern könne; icy zweiseiic
also daran und habe wohl auch mit
meinen Zweifeln recht behalten
inem .Svmvbonischen Walzer" fehl
allerdings das Symphonische sn der
Bebandluna nicht, aber dem Walzer
selbst fehlt die Distinktion. seine
Themen sind bloß wohl kalkuliert unv
konstruiert, aber nicht etwa Resultate
der Inspiration. Aus dem Waizer
nMn Stock's Beaabuna nicht
Dann folgte ein Stimmungsbild, Ein
Sommerabend" benannt daS sich mit
Recht stärksten Beifalls zu erfreuen
frntti- Wer nacb der Kvmvyonie ae
neigt gewesen wäre, beim Komponisten
Stock ein Ueberwiegen des Intellektes
zu tonstaiieren, muZie yier ,eme n
firf rfhibir(n und modikinieren. Ueber
diesen Sommerabend breitete sich eine
Stimmungslchwuie. du lq nicyr er
klügeln und konstruieren läßt: sie war
empfunden, erlebt, faulen Juvei er
rrMf fifsonbers bei den zablreich an
wesenden Amerikanern dann die letzte
Nummer, eine Art Potpurri. in dem
Dine" und andere amenkannche
Melodien in kecker und krauser Weise
verarbeitet werden, wahrend zum
Kckluk das Star svanaeld banner"
in einer unerhört machtvollen Jnstru-
mentierung erlcyalll; aver yier tii viel
zu viel gewallter Effekt zu spuren.
hier fehlt das sponiane und icy rann
auck nickt einmal sagen, daß das
ganze Quodlrbet geschickt angelegt
wäre. Zudem klingen die Meister
anaer' ganz unmotiviert hinein.
Natürlich hörle man von allen Sei
tn das Lob der Stoischen Jnstru-
mentierungskunst. Sie ist in der That
ganz ungewöhnlich, ja fast unerhört;
einerlei wie verwegen er loölegt, er
verrechnet sich nie. es klingt genau so.
wie er sich S in zemer Pyanlaue vor
gestellt hatte. )Gt)t virtuos vno
habung der Orchestrierung ist ein
wesentlicher Theil der Stockschen
Eigenart, das ist sicher, aber sie nimmt
davon doch nicht einen solch großen
heil ein. daß nichts Nennenswerthes
mehr uorig oueve. Tag (btoa moti-
. pj s r i jt t -fii' r. r
ci ei 10 mannncy, 10 voiuio. 10 aro
atbmia erscheint, bat m Beisviel
nichts mit seiner Begabung für Jnstru
menianon zu lyun.
Musiker von entschiedener komvosi-
!oriscker Beaabuna sind selten auck
gute Dirigenten; Stock aber ist ein
ganz ausgezeichneter. Er leitete daö
verstärkte Vbilbarmonisck, Orckester.
als hätte er bereits jahrelang mit ihm
zu lyun geyaoi. uns man merile es.
wie fein magnetischer Einfluß die
Musiker daiu vermochte, ibr BetteS kür
seine Musik einzusetzen. Ich glaube, ich
C !I i . t
iann oie iiigenienart sroa S nicyl
besser bezeichnen, alz wenn ich ihn daS
ivioiure isegennua zu einem Po eur
nenne.
Und nun gingen wir am nächsten
Abende in den Blüthnersaal um einen
zweiten Chicagoer kennen zu lernen,
den wir hier in Berlin sehr gut ge
brauchen könnten: Wilhelm Middel-
chulte. den Organisten. Wie wußte er
die Absurdität des Vorurtheils zu zer
streuen. , daß man in Amerika, und
ganz besonders in Chicago nur musi
kalische Effekchascher gebrauchen könne!
Hier saß ein Mann auf der Orgelbank,
der im Verzicht äußerlicher Effekte
eher zu weit ging. Aber welche ein-
ringliche Sprache redete er mrt seiner
ubtilen Regiftrierung Bach'scher Polv,
phonien! Welch schlagende Charakteri
llk wußte er aus der zwar recht
brauchbaren, aber keineswegs beson
derS reichen Orgel deS BlllthnersaälS
hervorzuholen! Schade, daß r Buss
ni'S furchtbar lange und nach
meinem Gefühl gänzlich unin
spirierte, mühsam erklügelte Fantasia
contrappuntistica" aus'S Programm
gesetzt halte. Ich glaub wirklich, man
muß schon ein überzeugter Heuchler
sein, um sich beim Anhören dieser über
modernen Contrapunktik nicht zu lang
weilen. Middelschulte selbst mag frei-
lich anders empfinden, denn er hat sich
mit ihr ja so intensiv beschäftigt, hat
sie selbst vom Klavier auf die Orgel
Übertragen, daß er sie. gewisserrnßen
al Schmerzenskind gar lieb gewonnen
haben mag.
Also diese beiden Abend darf man
als Ehrenabende für amerikanische
Musik ansehen. ES war Zeit, daß der.
artige einmal den Berlinern geboten
wurde, aber ich fürchte, daß wir nach
diesen beiden Oasen wieder eine
lange Wüstenwanderung durchzu.
machen habtn werden. Und doch bringt
ja Amerika so viele vortreifliche musi
kalischen Talente hervor! Wenn sie den
richtigen Weg einschlugen, wenn sie de
harrlich das Ziel verfolgten, wenn sie
sich nicht von den Verführern um
garnen ließen die ihnen Lorbeeren in
Aussicht stellt, ehe sie deren würdig
geworden sein können, würden die
achen ganz anders stehen, würden
vor allen Dingen wünschenSwerthe
Resultate gezeitigt werden. Aber über
diesen wunden Punkt haben sich schon
manche andere ereifert, ohne daß ihre
Warnungen gehört worden wären;
den Schmeichlern glaubt man lieber
und läßt sich immer tiefer in den
Sumpf hineinlocken. Wenn die Statt'
stiker bislang nur ausgerechnet oder
überschlagen haben, wie viel Geld
amerikanische Musikstudenten und
Musiker jährlich in Berlin und andren
deutschen Städten ausgeben, sollten sie
jetzt einmal nachzahlen, wie viel von
diesem Gelde vollständig nutzlos hin-
ausgeworfen wird. zum. Beispiel auch,
wie viele Reklamegelder an jene Re
klameblätter von Leuten bezahlt wer
den, die künstlerisch noch in den Kin-
derschuhen stecken, die also überhaupt
noch nicht daran denken können, im
Laufe der nächsten Jahre irgendwelchen
Nutzen aus der Reklame zuziehen.
ch
Vor einigen Tagen sind bier Dele
gierte aller möglichen musikalischen
Vereinigungen Teutschlands zusam
mengetreten, um über die Einrichtung
vonMusikerkammern". etwa nach dem
Vorbilde der Handelskammern etc. zu
berathen. Bei der bekannten Harmonie
der Bestrebungen, die unter den Musi-
kern überall und zu allen Zeiten zu
herrschen pflegt, kann man auf die
Resultate dieser Berathungen gespannt
sein. Daß solche Musikerkammern v!e
len Uebeln begegnen könnten, die sich
im Staate der Musik eingewurzelt
haben, ist sicher; aber gleichwohl findet
man bei manchem Musiker gar kein
Verständniß für oder Vertrauen in
die Sache. Vielfach begnügt man sich
mit Witzen über die lleberflussigke:t
von Musikerkammern, da man doch
cyoii einen lleoerrlug an Kammer
musik habe. Nun, ich werde Ihnen
emerzeit genau Bericht darüber er
taiten, was bei der Sache herausge-
kommen ist. Von allzu großem Ver
rauen halte ich mich gleichfalls fern,
denn es sitzen im Berathungssaale gar
manche Leute, die vor allem sich selbst
reden hören wollen, aber ganz umsonst
wird hoffentlich der große Apparat
nicht in Thätigkeit gesetzt worden
ein.
AuguftSpanuth.
Der
ommi von
kleine Fritz
einer .Mnderaescllsckmft
nach Hause und erzählt. eS wäre gar
nicht nett geweicn, Willi, der Gange
ber, hätte nicht mal erlaubt, daß man
eine Spielsachcn anrührt.
.Wie ich so klein war wie Tu
agt der Vater, hatte ich mir das
nicht gefallen lassen. Ich hätte meine
Müke aenommen und wäre sofort a
aanacul
.Das hat sich seitdem geändert"
agt Fntk, ich hab ihm ein Paar Ohr
eigen gegeben und bin geblieben."
Vertrauen.' '
Der Zahnarzt nöthigte den Vatici
ten in den ?tuhl, sah die Zähne und
agte: Der lete Backzahn muß so
ort heraus. Foll ich ihn so ziehen
oder ist Jhnm eine kurze Betäubung
mit LachgaL lieber, es dauert kaum
Minuten!"
Ich will lieber betäubt werden.
wti der Patient, griff in die Tasche
und holte sein Panemonnaic her
anZ.
Sie kömien ja nachher bezahlen."
meinte der Arzt.
,?ch will ja aar nicht bezahlen. ,ch
zä!,le nur mein Geld!" sagte der Pa
ient.
Fatale AuSrd.
Vater (der frühmorgens seinen stu
dirend Sohn besuchen will): Wie,
mein Sohn ist noch nicht zu Haus, da
hört aber alles aus: .
HauSwnthlN (verlegen): .Ja. in der
ntp ist er abr sicher nicht mehr, da
ist er gewiß wieder verkehrt, abgegeben
worden!"
Die Reiseapotheke.
Herr (zu fernem Freunde, als ihn
uf einer ttebirgstour eine Mücke
g'ltochen): Tu kost doch eine Reise
Apotheke mit sechzehn Flakons bei
Dir . . . gib mir etwas gegen den
Mückenstich!"
Freund: .Hab ich leider nicht?.,..
alle sechzehn, Flakon? sind mit Kognak
gefüllt.
?iew Yorker Plauderei.
Endlich erwischt. Austern und Ity
phu. .Siloer" Soff.
Wenn gewöhnliche Menschenkinder
sich det Schlafe der Gerechten kr.
freuen, wacht da Auge der Einwände,
rungibehörd in der Gestalt de be
häbigen Inspektor Andrew I
Tedköco. und wehe dem Unglücklichen,
wenn der Mann mit dem kühnen Blick
und der Adlernase, die den gewiegten
Geheimbeamten von Elli Island von
anderen Menschen unterscheiden, mit
einem Lettre de Cache:" tBa tille
Brief) de Handelssekretär bewaffnet
vor ihm erscheint. Nur in den selten
sten Fällen gelingt ei dem Delinquen
ten. sich au dem Ned der Einwände
rungöbehörde zu befreien, und die Luft
de freien Amerika außerhalb der To-
mane des Zaren von der Seufzer
Insel wieder zu athmen.
Als Dienstag Nacht die Mitter
nachtsstunde verkündigt wurde, nahte
sich Andrew I. Todesco mit einem Ge
sangenen. den er in der Henry Str..
Manhattan, aus einen Haftbefehl deS
Handelssekretär hin festgenommen
hatte, den öinwanderungsbaracken a
der Battery, und brachte ihn nach
SlliS Island. Vor wei Jahren war
cin gewisser MoseS Baron Gast in dem
von Williams stets gut bevölkert ge
halienen EinwanderungShvtel, doch
gefiel ihm der Aufenthalt dort nicht,
und er entfernte sich zur nächtlichen
Stund durch ein Fenster, und ward
seither nicht geselln. Seit der Zeit war
die Einwanderunasbehörde auf der
Suche nach Baron, und schließlich
wurde er in der Wohnung seines
Vaters von dem Inspektor entdeckt und
festgenommen. Baron, der aus Ruß
land stammt, soll dort Verschiedenes
auf dem Kerbholz haben, und auch von
dem großen Kollegen des kleinen
Island Zaren oder dessen Beamten zur
unfreiwilligen Einsamkeit gezwungen
worden sein. Aus diesem Grunde
wurde Baron bei seiner Ankunft in
Amerika auf der Insel festgehalten, wo
ks ihm gelang, den Schergen in der
Deportationsibtheilung zu entkommen.
Er wird schwerlich wieder amenkarn
schen Boden betreten.
Eine Typhus Epidemie im oberen
Staat ist auf Austern zurückgeführt
worden, die in der Jamaica Bah ae-
erntet worden sind. Die staatlichen Be-
Horden, welche den Fall untersucht
haben, knüpfen langwierig Betrach
tungen daran, wie gefährlich es ist.
wenn im Bannkreis der städtischen
Kanalgewässer eßbare Wasserthiere ge
züchtet und gefangen werden. Zwar
waren noch vor lo Jahren die großen
fetten East ioer - Austern für
Austern . Liebhaber eine Delikatesse;
man wußte, daß sie ihre unheimliche
Größe und ihren rassigen Geschmack
eben nur den städtischen Abwassern
verdanken; das störte jedoch nicht, und
Falle von Erkrankungen infolge des
Genusses dieser Austern wurden fast
gar nicht bekannt. Waren damals
unsere Mägen stärker oder der Boden
des East Rivers noch nicht so ver
schlämmt, wie jetzt?
Seitdem ist die Auster aus dem East
River verschwunden; zum Mindesten
wird ihre Herkunft nicht mehr mit
Stolz angezeigt. Jamaica Bay-Austern
waren als solche nie auf dem Markt;
vielleicht trugen sie dazu bei, das
Quantum der gesuchten und schmack
hasttn Rockaivay . Auster zu ver
mehren, wenn es wirklich Händler
geben sollte, die so ohne Gewissen sind.
Die Typhus - Austern in Goshen
stammten aber sicher auS der Jamaica
Bay. obwohl sie die Etikette Rackaway
trugen. ES muß aber überraschen, daß
der eine große Abzugsknnal. der allein
als .Verpester' ,n Betracht kommen
kann, in der Bay fühlbar bleibt, so
lange die reißende Fluth des Meeres
weimal im Tag durch alle Kanäle des
ay . Gebietes schießt.
Vor ungefähr zwanzig Jahren bis
bete der Carlyle Harris Mordprozeß
daS Tagesgespräch. In der ungewöhn
lich langen Reihe Sensationsprozesssse
erngte gerade dieser allgemeines Inte
resse, da die Hauptpersonen dieses
DramaS Kreisen angehörten, in denen
derartige raffinirt , brutale Verbrechen
zu den Seltenheiten zählen. Der Angc
klagte, wurde schuldig befunden, zum
Tode verurtheilt und trotz gewichtiger
Einflüsse Eingerichtet. '
Der Prozeß hatte Sensation erregt.
aber in höherem Maße konnte man das
von dem öffentlichen Anklager einem
jungen DistriktSanwaltS Namens
ohn W. Goff behaupten, der bis da-
,n nur wenig, nur -in polititlschen
Zirkeln bekannt gewesen und nun mit
einem Schlage zur Berühmtheit ge
langt war. Seine ungewöhnliche Er
scheinung, die hagere sehnige Gestalt,
die durchdringenden leuchtenden Augen.
daö eigenartige silberblonde Haar, das
em sympathisches energisches Gesicht
umrahmte, ferner die außerordentliche
Beredtsamkeit, die zwingende Gewalt
seiner unerschütterlichen Beweisfüh
rung kennzeichneten ih als einen Aus
nahmemenschen, von dem man Außer-
gewöhnliches erwarten dürfte. Er hat
diese Erwartungen als Anwalt des
Lexow Kommittees, in seiner Kam
pagne als Recorder , Kandidat und
als Richter erfüllt. New York steht
heuke abermals im Zeichen eines Sen
sationsprozesses, des Falles Becker, und
John W. Goff ist der amtirende
Richter.
Celn filberbkondeS Haar zeigt heute
elne vorwiegend silberne Färbung, aber
er sieht darum nicht weniger jugendlich
und energisch au, alt vor zwei Jahr
zehnten. Tiese auffalleirde silberblonde
Haar hat ihm schon, all er noch lange
nicht tn den Diensten der Frau Justitia
stand den Spitznamen .Silber Gojf"
eingetragen.
Goff kam all kleiner Junge von Jr
land hierler. erhielt seine Erzizehunq
in den össentlichen Schulen und
träumte damall schon davon, al
Rechtkgelehrter Ruhm und Ehren zu
erringen; de Leben eisern Nothmen
dizkcit mana ihn. vorerst seinen Nei
eungen zu entsagen und al Verkäufer
In einem Tkpartementladen seinen
Lebensunterhalt zu verdienen. Ein an
grschener Geschäftsmann, der in den
siebziger Jahren al .cashboy" bei A.
2. Stewart arbeitete, erzählt, wie der
.Silber Goff" bei seinen Mitarbeitern.
die sein sonderbare Wesen nicht ver
stehen konnten, als Sonderlina ver
schrieen war:
.AIS ich Herrn Goff zum ersten
Male sah. kam er gerade die breite
Treppe vom oberen Stockwerk herunter
In seinem enganliegenden schwarzen
Gehrock. den dunkeln Hosen, dem
tadellos weißen Hemd und blank ge,
putzten Stiefeln machte er einen fremd
artigen Eindruck; er schien so garnicht
zu den modisch gekleideten Stutzern zu
passen. Tai Ungewöhnliche seiner Er
scheinung wurde noch dadurch ver
stärkt, daß er ein schwarz gebundenes
Luch in der rechten Hand hielt; den
Mittelfinger hatte er in dieses myste
riöse Buch eingeklemmt, als ob er sich
eine bestimmte Stelle merken wolle.
Silber Goff . wie er allgemein von
uns Angestellten genannt wurde, ar
beitete in der Abtheilung, in der
Damenkleider nach Maß angefertigt
wurden; er mußte die nöthigen Stoffe
aus dem Lager besorgen und sie in der
Schneiderei abliefern. Ten lieben lan-
gen Tag lief er treppauf und treppab,
aber man sah ihn niemals ohne daZ
kleine schwarze Buch, über das wir uns
weidlich die Köpfe zerbrachen. Was
mochte es wohl sein? Ein fesselnder
Roman nein, das Romanlesen lag
nicht in der Natur dieses Sonderlings;
ein Gebetbuch oder eine Bibel das
hätte schon eher zu seinem Charakter
gepaßt.
Jede trete Minute, die
Zeit
während des Stoffabrnessens, die
Augenblicke, die er mit Warten ver
geuden mußte, benutzte Goff, um in
seinem Buche zu lesen. Dann schritt c:
durch die Käufermenoe und durch die
verschiedenen DpartenentS wie ein
Fremder ,wie eine Lichtgestalt, die sich
in diese prosaische Umgebung verirrt
hatte. Für Nichts und für Niemand
hatte er einen Blick übrig, trotzdem es
damals bei Stewarts genug zu sehen
gab; die berühmtesten Persönlichkeiten
jener Zeit waren dort häufige Be
sucher: Horace Greeley. Henry Ward
Brecher und seine Gattin, Mary An-
derson, Austin Daly. die Damen der
Vierhundert und die politischen Großen
konnte man dort sehen Goff war zu
sehr in sein schwarzes Buch vertieft.
um sie zu bemerken. Der Zufall löste
das Räthsel des Buches; H-rr Goff
hatte es eines Tages im Lunchzimmer
liegen lassen und da erkannten die neu
gierigen Kameraden des schweigsamen
Sonderlings, daß es weder ein Roman
noch ein Gebetbuch, noch eine Bibel
war, sondern ein Lehrbuch der Rechts
Wissenschaft. Des Räthsels Lösung war
ganz einfach die, daß Silber off
Anwalt werden wollte, und nun blick
ten seine Mitangestellten erst recht mit
Bewunderung auf den sonderbaren
Schwärmer, der mitten im Gewühl der
Geschäfte Zeit zu ernsten Studien
fand."
Daß ein Mensch mit derart festem
Willen fein Ziel erreichte, ist kaum
zu verwundern: daß er mit der Wahl
dieses Zieles das Richtige getroffen,
hat er durch seine Erfolge bewiesen
DaS Zügle.
Passagier (zum Äationsbeamten)
Der Fahrplan ist oder sehr wenig
übersichtlich; kommt dieser Zug nun
Morgens um 8 Uhr oder Abends?"
Nu, meistens hält er so die gol
dene Mitte."
Weit schau end.
Deine Hochzeit ist also
am G.
April?"
Nein, erst am 7. Meine
Braut liat nämlich .ausgerechnet, daß
sonst unser Silberhochcitstag auf ei
ncn Mittwoch fällt, wo sie dech ihren
Kränzcltag hat, und der goldene
Hochzeitstag gar Sonnabends, al
so auf den Scheuertag!"
Sein Ideal.
Wastl (der den Anödruck Klage,
weiber hört): Sakra. , dös konnt'
mir scha' g'fallc, wo auch schon da
.'eibslct' prozcsiircn!"
Abweisung. .
nr Wirth, da schwimmt ja ein,:
todte Fliege in meinem Glase Bier".
. Ouatsch, wie soll un 'nc doote
Fliege schwimmen können!!?"" "
Klkin B e r g e ß l i.ch k e i k.
Vcriniethcriii: Diese Nacht haben
Bie sich mit den Stiefeln iS Bett
gelegt. Da müssen Sie schön be
kne'pt gewesen sein!"
Zimmcrberr: ilnsinn; ich hatte
vergcjsen, daß ich außerdem Gumnii.
schul!? trug, und da habe ich eben d,e
jnur ausgezogen!
Eine Mirtyreri der Rtttt.
,
Madrid. 21. Scptember.
Un.villkiirlich wenden sich in die
fern Anaenbli.k die Singen der Mit
welt wiidcr der Herrscherin zu. die
durch eine Reibe von-Jahren die le
schicke Spaniens leitete und jeyt von
neuem, durch den plötzlich erfolgte
?od ihrer Tochter Maria Theresia so
gralisi'i betroffen würd?. Bor acht
fahren wurde ihr schon die iiltchc
Tochter, Maria Mcnede?, entrissen,
und von ihren drei Kindern bleibt
nur w.'ch eine am Leben, der 25 jal,
rige jlönig ÄiionS, über dessen te
snndlieitSuistand hänsig beunrnhi
gende (Gerüchte umlaufen. Maria
Christine von Habsbiirg-Lotlirlngen,
Erzberzogin von Oesterreich hat mit
drn sriilieren Königinnen Spaniens
keinerlei '.'lrlinlichetit. In ibr lebt
nichts von der Steisheit und Streu
die jene stolzen Herrscherinnen kenn
'.cichneten. und auch nichts von scner
Leichtsinnigkeit, mit der die Mutter
ihres lemuIil5,Jsabclla II., sich über
alle Situationen hiiiwegziisetzen
wusste.
Niemand hlirte rS in her Zeit, als
sie noch an der Seite deS lebenolufti
gen Alwiis XII. lebte, vermuthen
können, das; sie besähiat sein würde.
die Regierung selb'landig zu leiten
In dem Präger Stift, dessen Adbtis
sin sie war, bis AlfonS sie auf den
Thron Svanienk erhob, ivar sie in
keiner Weise siir ihre schwierige Mis
fion vorbereitet worden, lind eS
schien fast, dah die Politik ihr nicht
daS geringste Interesse abgewinnen
könne so sehr enthielt sie sich
während derLebzciten ihres Gemahls
jeder Theilnahme daran. Um so aro
Her war daS Erstaunen, als diese
Zvrau, die nur Gattin und Mutter
sein zu können schien, das Ruder deö
Staat?sckikses mit Ruhe, Sicherheit
nnd Sachkenntnis; zu handhaben be
gann. Die damals L..jährige Re
gentin cntu'iselte vlötzlich eine liber
raschende Kenntnis: der politischen
Verhältnissc. des Rcgicrnngkpeiso
nals und der,Zammcrfrakt:onen. Ihr
fiel es nicht bei. sich das Gesicht mit
einem om:tcn ciucicr zu veryuuen.
,ils sie ihre Minister empfing, wie es
die Wittwe Philirvs IV. gethan. Im
täglichen, leutseligen Verkehr mit
den leitenden Staatsmann,, '.' schärf
te sich ihr Blick für die Intcresten lX'r
lauie und des Lande?, und so
entschlaf; sie sich bald, trob ihrer kirch.
lichcn Besinnung, zu kinein ctsch'i.
denden Schritt: sie löste daS von ?a
novaZ geleitete konservative Kabinett
auf und berief mit Sagest die libe.
rale Partei ans Ruder, n inenden
Jahren vollzog sie mit Hilsc der Li
bcralen eine friedliche Revoluiion,
dank der Spanien das allgemeine
Wahlrecht, die Institution der Ge
schworenen, das Versammlung?' und
Vcreinsrecht, kurz, alle iietl'irendigeii
Freiheiten erhielt. Selbst vor
dem Problem der Zivilehe
scheute die Königin nicht zurück
und verstand es, die Ilnterstühung
des Pavstcs Leo XIII., des Taufpa
then ihres Sohnes Alsons. für ihre
Ideen zu gewinnen. Einer der bedeu
tendstcn Nomandichtcr Spaniens,
Perez GaltoS, der in seinem monu
mentalen Werk Episodies Racionale6
die gesammte Geschichte seines Lan
des vom Ende des 18. bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts geschildert bat.
lief; gerade vor einigen Tagen das
Tchluszkapitel, betitelt EanovaS, er
scheinen, in dem jene Epoche, von der
wir Zeiige geviesm, mit dichterischen
Schlaglichtern beleuchtet wird. Hier
sehen wir. wie die Leidensgeschichte
Maria Ckristinens mit ihrer Ber
niählung beginnt.
. Alfons XII. war kein treuer Ehe
gatte. im Gegentheil, er hotte alle
möalichon Liebschaften und Verhält
nisfe. Der schonen Schauspielerin
Helena Sanz schenkte er bedeutende
Summen und sie ihm mehrere Kin
der. die noch heute leben. Einmal er
tappte Maria Christine im Schlosse
zu La Granje ihren Gemahl mit der
schönen Tochter des Verwalters, und
,n ihrer Würde als Gattin und Kö
nigin gekränkt. Packte sie ihre Kof
fer und reiste ab nach Wien, um sich
scheiden zu lassen. ES ist dies ein?
Begebenheit, die nie öffentlich be
kanntgeiporden ist und von der sich
die alteren Hoflcute erzählen. Al
fons XII. reiste ihr auf dein usze
nach, holte sie rn San Sebastian ein,
überrede sie, zur Rückkehr und ver
mied den kolossalen Skandal, den das
cheidungsgesuch in der ganzen Welt
hervorgebracht hätte.
Beim Tode des König Alfons XII.
war rein männlicher Thronerbe vor
Handen, und die Kailiste sagten die
Hoffnung, daß die sogenannte legi
ine Dynastie nun bald wieder auf den
Thron kommen tverdc. Die königli
che Wittwe aber befand sich in geseg.
neteu umstanden und brachte sechs
Monate später einen Knaben, den
heutigen König AlfonS XIII.. zur
Welt. Es ist ein rührendes Kapitel,
wie Maria Christin den schwächlichen
Knabcu durch nimmermüde Sorgfalt
und ihren eisernen Willen ousgezo
gen hat und gebildet zu einem lebenS
sahigen, mit allen Gaben des Geistes
und desHcrzens aus,iestattetenMann.
Aber niemals hat das Schicksal der
hohen Zraii längere Rnbe ncaönnt,
andern seine Schläge unablässig ent
weder unmittelbar gegen sie oder mkt
telbar flogen ihr Reich acrichkt. Im
?(ahrt XS'Jl linirdp ihr NrerniMmfni.
sin (in Bad Santa Aneta von emeiu
'.'l,iarch!ten erwerbet. IS:S büßt
Spanien werthvolle T!'ile seines 5ko
loialbesil.r? ein und is)te die Vhl
livpinen und die Antillen an Nord
amenka abtreten. Einen Augenbll
gab es, wo diese .ioiiiile He,ms'
ckning den fortbestand des Throns zu
bedrohen schien, aber das spanische
Volk war schlies'.lich gerecht genug,
zu erkennen, daß dieses Ereignis; der
Regentiii nicht zur Last gelegt iver
den könne, da es nur der tragisch,?
und unvermeidliche Abschluß et tu' 5
politische Prozesses war, der seit der
Emaiizipatien der amkriknischenkla
lonialgedietc fortlief.
Im Jahr 1902 war der königli
chen Dulderin die Jreude beschieden,
ihren 1i jährigen Sohn der auf
(rund der spanischen Verfassung die
Volljährigkeit erreicht hatte, be
Thron bisieigen zu sehen. Die Krö
niing?frierl!,hkcite wären aber bei
nahe durch einen Anschlag, der recht
zeitig verritel werden konnte, getrübt
worden. Maria Christine wurde ei
nige Jahre darauf von einem entseh
lichen Uiiglücksfall heimgesucht, alö
sie IM! ihre älteste, LI-jährigeToch
ter, die Prinzessi von Astuncn, In
fantin Maria Mercedes an den fol
aen deö zweiten Kindbettes sterben,
sah. 1905 mochte AIfcns XIII. ci.
neu Besuch in Paris, wo zwei Vom
ben gegen ihn und den neben ikim km
Wagen sihenden Präsidenten Loub?t
geschlendert wurden. IWN, IS Al
fons sich mit der englischen Prinzessin
Victoria Eugrnia vermählte, imitide
durch die Bomben eines Anarchisteir
:;7 Leute vom Hochze!ts;uge getödtet.
190!) gab es in ganz Spanien, infol
ge deö MelillascldzugeS, eine Revo
Intimi, die beinahe zum völligen In
saimneiil'ruch geführt hätte, und seil
dem haben die ernstesten politischen
Besorgnisse nicht aufgehört.
Der plötzlich erfolgte Tod ihrer
zweiten Tochter hat Maria Ehristins
derart niedergeschlagen, das; man für
ihr eigenes Leben fürchtet. Man ver
nimmt d.ck der Schmerz sie belnahg
wahnsinnig gemacht hat. An der Bali
re der Infantm sas; sie wie versteinert
und wacht? nur von Zeit zu Zeit auf,
um den Eintretenden mit abwehren
der Gebärde zuzuflüstern: Still.
,'till. meine Therese schläft, bitt:, nicht
stören."
Im Seebad San Sebastian, da?
seine inititeininq uno nlsailung oec
Königin Marie Christine verdankt,
die dort daS Schlaf; MIramar erbau
en lies? und jeden Sommer den Hof
dorthin verlegte, werden jeht Geld
gesammelt, um ihr ein StandbUd zu
errichten. Der Bildhauer wird seine
Eingebung vielleicht aus alten Niobc'
slatiiei, schöpfen müssen, wenn er I)ic
Märtyrerin
der Krone richtig darstel
len will.
Die Leiden der Erfiri
derögattin. Einen amüsanten
Einblick in die Häuslichkeit eines sa
natischen Erfinders brachte in diesen'
Tagen eine Gerichtsverhandlung in-
Champaign in Illinois. Die ffrau deS
Universitätöprosessors Duff Andrew,
der in den Hörfälen der Universität
von Illinois wißbegierige Studenten
in die Geheimnisse der theoretischen
Mechanik einweiht, war in ihrer Noth
zum Polizeikommissär geflüchtet: daZ
glückliche Heim des gelehrten Profes
fors ist feit einiger Zeit für die ffami
sie zur Hölle geworden. Denn Prof.
Tuff Andrem ist z,i erfinderisch, um
noch ein guter Familienvater zu sein;
fortwährend erfindet er neue Appara
t?, konstruirt Maschinen, die Haus
Haltsarbeit ersparen sollen. Aber daS
ginge noch, wenn nur der Hausvater
die Früchte seiner Ideen nicht fort
während an frau und Kind erproben
wollte. Die jüngste Erfindung Tufs
Andrews ist nun, zum Unglück, eine
mechanische Prügelmaschine. Ter Ap
parat wiegt 20 Pfund, ist aus Bam
buS und Aluminium konstruirt und
hat sorgsam gepolsterte Schlager",
damit Körperverletzungen ausgeschlos
scn sind. Ter Patient" wird festste
schnallt, dann setzt man ein Rad in
Bewegung und der Apparat ertheilt
mit mathematischer Genauigkeit in
der Minute 3a chlage. Doch kann
Tempo und Intensität der SckMge
nach Bedarf bei schwerenVergehen ver
stärkt werden. Als die Tochter des Er
sinders unartig war, benutzte derPro
fessor sofort die Gelegenheit, um seine
schöne Erfindung zu erproben. Und
als die frau Einspruch erhob, machte
er auch sie, von der wohlthatigen Wir
kung seines Apparates durckzdnmgen,
zum Gegenstand eingehender Erper i
mente. Ich kann es nicht mehr länger
aushalten", erklärte vor Gericht die
ffrau Professor, wenn er blofz erfin
den wollte, wär's ja nicht schlimm,
aber daß wir all diese Maschinen im
wer probiren müssen, das ist schreck
lich." Prof. Tuff Andrew bekannte
sich bekümmert als schuldig, ja, die
ganze Familie habe immer bei der Cr
probung seiner Erfindung mitwirke,!
müssen. Sein ErfinderfanatismuS
trug ihm eine Geldstrafe von $10
wegen Mißhandlung ein.
Sein Htim.
Stromer: Mensch, bei Dir brennt'!
ja!"
Wieso bei mir?"
Na, in dem Heuschober hinten au
dem Ftv, va übernachtest Tu do
immer!"
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Meere des Lebens ist eine fcfcr:;
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