Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 19, 1912, Image 5

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X .kJm gelben Wald, im dürren Laub
TeS leisen Regens Klingen
Vielstimmig zittern borst du drin
'm reiches, feines Singen:
Und waS schon kühl erstorbcn ist,
In Farben und in Düften,
In leisen Tönen lebt es noch
Ueber den Vlumcngrüftcn.
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Das Geheimnis.
Ach weiß doch was, das niemand weiß Mariechen, rasch komm her!
jjJch wollt es niemand sagen erst, doch halt ich mich nicht mehr.
Oei MülkrS nein, erst rat einmal! Tu rätst es doch nicht, wie?
Ich sagS nur dir und du behältst es hoch für dich, Marie?
jaS Trudchen nämlich, das vorhin an Müllers Fenster stand,
ne Zuckerdüte konnte cS kaum halten mit der Hand.
f6a hSrt ich waS durchs Fenster schroin und sprach zu Martha: Horch! -Du
kannst dich drauf verlassen, du: bei Müllers war der Storch.
Herbstlied.
Ount sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder,
Und der Herbst beginnt.
-Kots Blätter fallen,
iGraue Nebel wallen,
Kühler weht der Wind.
Wie die volle Traube
Lluö dem Nebmlaube
Purpurfarbig strahlt!
Am Geländer reifen
- Pfirsiche mit Streifen
Not und weiß bemalt.
Geige tönt und Flöte
Bei der Abendröte
Und im Mondesglanz!
Junge Winzcrinnen
Winken und beginnen
Teutschen Ringcltanz.
Mon den Engeln.
Nun laß dir erzählen, mein liebes Kind,
Wie schön die guten Engel find!
Sie find so hell von Angesicht
Als Erd und Himmel im Frühlingslicht; -ic
haben Augen gar blau und klar
Und ewige Blumen im goldigen Haar, ,
Und ihre raschen Flügclein,
Die sind vom silbernen Mondcnschcin.
Bei Tag und Nacht
Schweben die Engel in solcher Pracht.
Nun lab dir erzählen, mein licbcö Kind,
Wie die Engle.in fliegen lcis und lind!
So lcis, als der Schnee voiu Himmel fällt,
So lcis, als der Mond zieht über die Welt,
So leiö, als der Keim aus der Erde sprießt,
So leis, als der Duft durch die Lüfte fließt.
So leis, als vom Baume weht ein Blatt,
So lcis, als daS Licht über Land und Stadt.
So lciö und lind
Fliegen die Englcin, mein liebes Kind!
Laß rnttschen.
Nun wird so braun und falbe
Das schöne Sommerlaub ;
Schon rauscht eö von den Bäumen
Und ist der Winde Raub.
Bald fällt durch kahle Reise,
Dn kalte Schnee herab ;
Der Wald ist öd und traurig,
Die Erde wie ein Grab.
-KVYrrV'l
jsssspixsa
vfil
Bald fchwilltS in einem Sehnen an,
Bald vor sich hin fummts leise
Und sucht sich aus der Jugendzeit
Eine ferne Frühlingsweise.
Sich, wie hier die Dirne
Emsig Pflaum und Birne
In ihr 5!örbchen legt!
Dort mit leichten Schritten
Jene goldne Quitten
In den Landhof trägt!
Flinke Träger springen,
Und die Mädchen singen,
Auf den Hut von Stroh!
Alles jubelt froh!
Bunte Bänder schweben
Zwischen hohen Reben.
Schon sind , mit dürrem Laube '
Die Pfad im Wald bestreut,
Als sollten wir nicht wandeln,
Wo wir uns jüngst gefreut, , ,
'. ' '
Laß rauschen, immer rauschen!
Die Hoffnung. bleibt bestehn?
Die Hoffnung auf den Friihlina..
Die kann kein Wind verwehn. -
ViAMS'
Kätzchen und
Ich habe ein Miezekätzchen, da
möchte euch allen gefallen und euch
auch so recht lieb sein, wie cS mir
ist. ES ist hellgrau, mit dunkel
grauen Streifen, und der Schwanz
ist abwechselnd mit dunkleren und
lichteren grauen Ringen gezeichnet.
Ich habe mein Nätzchcn bckom
nicn, als eö noch sehr jung und klein
war. und habe cS sehr gut erzogen:
denn auch manche Tiere kann man.
solange sie jung sind,, erziehen und
sie gewöhnen, das; sie schlimme Ei
genschaftcn ablegen und gute Ge
wohnheitcn annehmen. Mein Kätz
chen läuft mir wie ein Hündchen
nach, kommt, sobald ich es rufe, und
geht fort, wenn ich befehle.
Dio Katzen wollen nicht blos
Mäuse fangen und toten, sondern
auch kleine , Bögel, und ihr könnt
manchmal im Garten den Lciseschlich
auf den Bäumen und zwischen den
Büschen sehen, wo er Jagd macht
auf die Spatzen. Amseln und andere
liebe Vögel; auch die Vögel, wcl
che wir im Käfig in der Stube hal
ten, sind vor den Katzen nicht sicher.
Ich habe auch einen herzigen Kana
ricnvogcl; der ist so zahm, daß ich
ihm jeden Morgen die Türe seines
Käfigs aufmachen und ihn hinaus
fliegen lassen kann. Er fliegt mir
dann auf die Schulter, oder pickt
mir Krümchen aus der Hand, stellt
sich neugierig auf : den Tisch und
sieht mir zu, wenn ich arbeite; oder
fliegt von dem Bildcrrahmen zu dem
Spiegelrahmen und von dort wieder
auf den Boden; den ganzen lieben
Tag ist er munter und hüpft und
springt.
Wenn auch das Fenster offen ist,
fliegt er doch nicht davon: denn es
gefällt ihm gut bei uns. Wir lieben
ihn, weil er so allerliebst ist und
schön singt, und er liebt uns, weil
wir ihn gut behandeln. ;
Mit dem Miezekätzchen verträgt er
sich sehr wohl, und diese zwei sind
rechte Freunde. Neulich standen alle
Türen meiner Wohnung offen; ich
war gerade in der Stube beschäftigt.
Da hörte ich plötzlich von der Küche
herüber meinen lieben Vogel angst
lich schreien, wie ich ihn noch nie
rj?mnfmmw
Ein junger Mann, der Fritz hieß,
wohnte mit feiner Mutter in der
Stadt und hatte Vögel zu verkaufen.
Aber die Vögel waren nicht schön
und konnten auch nicht ordentlich
singen. Daruin verkaufte Fritz- nicht
viele und verdiente nur wenig Geld,
sodaß seine Mutter und er ost nicht
aenua hatten, um Essen zu kaufen.
Da sagte -Fritz eines TageS: Ich
mochte wohl nach anderen Landern,
wo es viele schöne bunte Vögel gibt,
die langen könneil, und möchte mir
davon welche herholen. Dann wur
den die Menschen uns Geld dafür
ben, und sür daS Geld könnten
wir uns Essen ,kaufcn." Fritz hatte
einen Onkel,, der hatte ein Schiff
und nahm ihn mit. AIS sie mm vier,
zrhn Tage gefahren waren, Tag und
Nacht, da kamen sie in. ein schSneZ
Land, wo eS sehr warm war und
wo eö viele schöne Vögel gab. Fritz
hatte hundert Vogelbauer , mitge
nommen, die nahm er mit in den
Wald. Und bald hatte er hundert
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Zlnternt Apfelbnnm.
Ei,' wie groß ist unser Kind ..
Reicht, bis wo die Aepfel find!'
Wächj5 daS Kind 'noch weiter, -
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V JlkUyt.
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PMt
Knnariennogel.
gehört hatte. Ich dachte mir: dem
lieben Tierchen muß etwas Schlim
mrg geschehen sein; aber waS, wußte
ich nicht. Ich eilte hinaus, um nach
zusehen.
Da stand mein Kätzchen auf dem
Tisch in der Küche: es hatte den
Kanarienvogel an einem seiner Flü
gel gepackt und hielt ihn im Maule;
er flatterte, aber eS half ihm nichts.
Miezekätzchens Augen glänzten und
sahen ganz wild aus, so wild, wie
ich sie noch nie bei ihm gesehen hat
te; denn es ist bis jetzt immer sanft
und gut gewesen.
Ihr denkt euch wohl jetzt, daß es
gut war, daß ich gerade dazu ge
kommen bin; sonst hätte mein Katz
chen vielleicht den Vogel totgebissen
und aufgegessen. DaS dachte ich mir
auch gleich; aber öS war nicht so.
Meine Katze war wirklich ein guter,
treuer Freund meines Kanarienvo
gels, und jetzt sah ich es ganz deut
lich ein.
In der osfencn Küchentüre stand
ein böser, schwarzer Kater, der in
daS Haus des Nachbars gehörte, bei
uns aber einen Besuch machen und
bei guter Gelegenheit unser Lieb
lingsvöglcin auffressen wollte. Es
war ein Glück, ,daß Miezekätzchen
auf seinen Freund mit dem gelben
Fcderkleide und dem schwarzen
Häubchen so gut acht gegeben hat;
sonst wäre es ihm schlimm ergan
gen.
Ich vorjagte den schlimmen Gast
und nahm das Vöglein, welches vor
Schrecken zitterte: denn es wußte
nicht, warum Miezekätzchen es so
plötzlich an seinem Flügel gepackt
hatte, mit ihm auf, den hohen Tisch
gesprungen war und es gar nicht
los lassen wollte. Es dachte wohl:
Da hat sich meine , Freundin kein
schöne? Spiel , ausgeivählt: vielleicht
will es mich gar, fressen!" Ihr wißt
wohl besser, warum Miezekätzchen es
tat.
Ich aber lobte und streichelte das
brave Miezekätzchen und gab ihm
zur Belohnung eine ganze Schale
süßer, fetter Milch. Habe ich recht
daran getan? Wie gefallt euch mein
Kätzchen?
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auüM
Vögel gefangen, in jedem Bauer' saß
einer. Als er nun mit dem Schisf
wieder vierzehn Tage gefahren war,
kam er nach Hause zu seiner Mut
ter. Die aber klatschte vor Freuden
in die Hände, als sie die schonen
Vögel sah. Fritz stellte nun die Vo
gclbaucr mit den Vögeln ans Fen
ster, und bald standen viele Men
schen davor und sahen sie sich an.
Sieh." sagte einer, der ist so schön
grün und hat einen blauen
Schwanz." Ach," sagte ein anderer,
der da ist rot und gelb." Und ein
kleines Mädchen sagte: Den schnee
weißen mochte ich haben, der hat ei
nen Federbüschel ans feinem Kopf."
Bald hatte Fritz alle seine Vogel
verkauft und viel Geld dasür von
den Leuten bekommen. Das gab er
seiner Muttor, und die kaufte Essen
dafür. Fritz aber reiste noch oft fort
nach dem schönen Lande und holte
sich immer nichr Vögel, so daß er
bald eine Menge Geld verdient
hatte und sich alleö dafür kaufen
konnte, was er haben wollte.
Braucht es keine Leiter,
Wächst daS Kind noch immer mehr,
2& eS alls Vkumw, leer.
rfgrs:
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Im E,ra,,u.e2.fe:3?eis5J
Rapid ist die Modt ihren Weg ge
gangen. Roch vor ein paar Jahren
waren die Kleider weit genug, um
die Kasse bei Opferlamme. Gatte ge
nannt, empfindlich zu belasten, die
Schneiderinnen wühlten nur so in
Stoffen und legten tiefe Falten, da
mit die Röcke nur ja recht reich und
voll aussehen sollten.
Mir einemmale besann sich die
launenhafte Tyrannin eine? anderen.
Sie diktierte schmale Hüften, enge
Kleider und mit Blitzschnelle Wandel
!ten sich die behäbigen Formen in
schmächtige Gestalten, so dünn, als
, seien sie veritable Schatten! i
Vergeben flehten die Stossesabrt
kanten, man möge sie nicht an den
Bankrott bringen, ei sei ja nicht mög
llich, bei so geringem Stosfverbrauche
irgendwelchen Nutzen herauszuschla
'gen, umsonst, die Kleider wurden nur
inoch enger! Und nun gehts nim
mer wt,', k,nn ein bißchen müssen
'& a. t-vt. l-
oie nocyen ooq umquut weroen.
Als es hieß, die Damen wollten
Beinkleider tragen, wie die Männer,
da wehrten sich diese heftig dagegen,
si konnten doch nicht zugeben daß,
wie eö vom Pantoffelhelden hieß
das Weib die Hosen anhabe."
Nein, das sollte keiner sagen dürfen!
Nun da der Versuch mit den Jnex
pressibles" mißlang, nun steckt man
einfach beide Beine in eine Hülle
die nicht viel weiter ist, alö das ge
schmähte Hosenbein.
Hat man sich anfangs über die
Mode moquiert, heute ist man daran
gewöhnt, und nicht mehr die Mode,
damen, sondern jene fallen auf. die.
sich der neuesten Laune nicht fügen
wcllen.
Umsonst wettern besonnene Men
schen dagegen, jeder Angriff eifriger
Widersacher begegnet als Antwort
noch auffälligerer Herausforderung.
Daß schon Pastoren in ihren Ver
sammlungen dagegen losziehen, macht
dir Sache nicht besser.
Am heftigsten erregen die bloßen
Schultern den gerechten Zorn der
Empörten. Die bloßen Schultern
sollten geteert und' gefedert werden!"
rief Red. Boyer auf der Konferenz der
Methodisten Prediger aus und alle
anderen pflichteten ihm voll Entrü
stung bei.
.Der Niedergang der Frauenwür
dc ist," so, sagen sie. die natürliche
Folge und die Männer werden durch
.den Anblick der neuen Moden fort
'gerissen, die Mädchen zu einem Lc
ben der Schande zu verführen."
I Nun, daß die gegenwärtigen Mo
den unschön sind, das wird jede Da
me selbst zugestehen, allerdings erst
ein oigcyen ipaier, ms oie neuene
Schöpfung wieder andere Formen
vorschreibt. Daß ein zu viel oder zu
wenig niemals den Gesetzen der
Aesthetik entspricht.isi nicht minderTat
sache, aber ob durch die Modetorhei
ten gerade die Männer zu e h r l o s e n
Handlungen hingerissen werden muß
ten. das sollte man meinen, hänge
denn doch nicht von der Mode
allein ab!
Entblößte Schultern hat eS immer
gegeben, im Tanzsaale, im Theater,
im Konzert, bei Hoffesten sind dckolle
tierte Kleider geradezu eine Vorschrift, !
die nicht umgangen werden darf, sehr '
zur Verzweiflung mancher allzufchlan
yvft
Rätsel- und
Spielecke.
Rätsel.
1.
Trotz Sturm und Kämpfen wird hie
nieden
Wohl jenem Reiche, dessen Herr
Mein erstes Wort schafft Halt und
Kern,
Am meisten noch gewähret Frieden.
Doch wird es von dem Glück gemieden
Und bleibt ihm wahre Freude fern. .
Sobald ihm nicht sein guter Stern
Das zlveite Wort hat zubcschieden.
Drum raste nicht, bis du gefunden
Dies zweite hast von echtem Werte.
Gefchmückct mit der Schönheit Glänze;
Du preist eS dann, zu allen Stunden,
Weil fein Besitz dich klar es lehrte:
Das. reinst Glück nur bringt daS
Ganze l
Wenn du von Angst und Furcht be
zivungen
Dich fühlest in der Nacht allein.
Wie froh warst du, kam nur ein Schein
Vom ersten Wort zu dir gedrungen.
Doch was der WLter Schwert gelungen,
Das hat der Krieger langen Reihn
In wilden, kühnen Melodcin
Dereinst deö zweiten Lied gesungen.
DaS Ganze half in heiszer Schlacht
Dem Einen zu glorreichem Siege,
Dem Andern aber zu dem Tode.
Jetzt wird nur selten sein gedacht.
Weil Alles. Todschlaa selbst und Kriege.
Sich untcrivirft der Macht der Mode.
8.
Mein erstes Wort mißt Feld und Auen,
Doch liebt es auch, wer feine Pflicht.
Wenn es an Arbeitslust gebricht.
Der , Zukunft pflegt anzuvertrauen.
Da gwelte aber ist m schauen
iMia am es
''fc'fc''''fc
'''"'-
Die nenen Woden.
ken Hofdame. Und doch werden
Männer nicht mehr hingerissen, alt
eben die Schönheit der Linien gestat
tet.
Ja. gerade dieselbe Mode, die heu
te beanstandet wird, ist nicht wei
ter als eine Wiederholung jener an
dern Kleidertracht. die zu einer Zeit
getragen wurde, da man die freien
Sitten der Neuheit noch nicht kannte.
Gar ehrenwerte Frauen huldigten
der damaligen Mode, und sahen nicht!
Argeö darin. Königin Louise in ih
rem enganschließenden, schleppenden
Eewande, dieSchultern nur leicht um
hüllt vom Schleier, der die königliche
Gestalt umwallte. ist einer da. der
sie ob ihre Kleides lästern wollte?
Und die Frauen in Schillers Le
ben, Goethes . Zeitgenossinnen, die
ganze edle und vornehme Gesellschaft
vergangener Tage, die sittenstrengen
Frauen der Biedermeierperiode, ob
wallende? Kleid, ob Krinoline, die
Schultern blieben dekolletiert, und ihr
Reiz ward nicht zum Verderben.
Gegen die Mode eifern heißt tau
ben Ohren predigen, sie ändert ihre
Gesetze nicht, bevor sie andere nicht
kreiert hat, ein Glück nur, daß die
eigensinnige Dame so wetterwendisch
ist und gerne ihr launenhaftes Spiel
treibt. Ei mag Wohl sein, daß die
allei verratenden Formen den männ
lichen Beobachter zu unerlaubter Le
wunderung anregen, so arg aber, wie
die Gefahr geschildert wird, ist die
Sache doch nicht.
Nicht die Mode ist Schuld an
der Verdorbenheit unserer Jugend, sie
ist vielmehr eine Folge nur, und die
Schamlosigkeit wird nicht von der
Mode hervorgerufen, sie war schon
da, und gibt sich eben erst in ihren
Extravaganzen kund.
Man kann sich auch nach der ge
genwärtigen Mode kleiden, ohne sit
tenloS zu sein, aber die sittenlose Ju
gend braucht die Mode, um ihren Ge
fchmack zum Ausdruck zu bringen.
Der Grund der Verdorbenheit liegt
tiefer. Es hat eine Zeit gegeben
und es ist noch nicht allzulange her,
da war in den europäischen Städten
daS Auslegen von intimen Wasche
undToilettenartikeln in den Schaufen
siern verboten, es hätte auch kein
Kaufmann gewagt, solche Gegenstände
auszustellen, man hätte ihn deö Un
fugeS angeklagt und ihm die Fenster
beworfen. '
Das war vielleicht Prüderie, viel
leicht aber war es auch ästhetischer
Sinn, der im Volke steckt und sich in
solcher Weise äußerte.
Badeorte, in denen gemeinsam ge
badet wurde, sind erst allmälig in
Mode gekommen, in Flüssen durfte
nur in getrennten Kabinen gebadet
werden, und die langen Mäntel der
hüllten die Gestalten vor jedem pro
fanen Blicke.
Unsere Badekleider bestehen auj ko
ketten Höschen, nicht allein weil es
die Mode so will, sondern weil die
Gestalt sich so vorteilhafter präsen
ticrt.
Und Männlein und Weiblein ba
den ohne Scheu mit einander, waS
sind die entblößten Schultern einer
Ballschönen dagegen?
Die Sitten sind eben freier gewor
den, und man hat den Begriff ver
Der zu dem ersten Male spricht
Mit oer geliebtesten der Frauen.
DaS Ganze schmückt die Kindheit auS
Des Wanorers, der von Hang zu HauS
Mit jeder neuen Sonne ziehet.
Dem bringt er Freude, jenem Not.
Hier frisches Leben, dort den Tod,
Und niemand ist, der ihm entfliehet.
4
Er. dessen DenkungSart dem ersten
Bon meinen beiden Worten gleicht,
Erlernt, von Sanftmut stets erweicht,
Das Zürnen wohl am allerschwersten.
Doch wenn nach Hunderten von Wersten,
Wie man es trifft in Ruszland leicht,
DaS Zweite kaum ein Torf erreicht,
Kann wohl auch er vor Grimm zerber
ften.
Das Ganze zählt zu Millionen,
Was auf dem größten Felde schaut
Ein jeder voll Bewundrung thronen-
Doch kündet keiner Sprache Laut.
Ob auch auf ihm noch Seelen wohnen,
Die unserm Wesen sind vertraut.
5.
Zu füllen meine Eins gelingt
Zu allermeist der Weltgeschichte,
Die fast mit jeglichem Berichte
Ein Stück von ihr zum Abschluß bringt.
Doch frei von ihren Fesseln schwingt
Die Zwei sich auf zu ew'gem Lichte.
Gleich tief empfundenem Gedichte,
DaS echter Schönheit Ruhm besingt.
Und auch da? Ganze feiern viele
Durch kühnes Lied und stolze Ode.
Weil immer es stellt neue Ziele; '
Nur folgt dabei eS der Methode.
Nach der im steten Wechselspiele
Den Rock und Hut beherrscht die Mode.
.
Die Erste wird zu Millionen "' '
Oft in verschwenderischer Pracht
Mit Fleift von Menschenhand gemacht.
iusu vur Qttütet in ic kIUmeu,
V.'.'.
Kren für die ästhetischen Grenzen,
die Keuschheit von Freiheit. Prü
derie von echter SIttenreinhcit tren
nen.
In einem Lande, in dem die Ce
schlechter so frei und ungebunden ver
kehren, sollte man voraussetzen blie
sen, daß die moralische Grundlage sa
sehr gefestigt sei, daß sie auch schadlo
frei sein könnten, aber die tun
Welt besteht trotz aller Trainierung
zur Selbständigkeit doch immer nur
auS Menschen, einfachen, natürlichen
Menschen, die zwar jede Aufsicht als
unnötig ablehnen, aber doch von
menschlichen Schwächen erfüllt sind.
Und die Erzieher, die zuerst der
Uneingeschränktheit daS Wort redeten,
die möchten nun den Strom aufhal
ten, der sich dammlos fortwälzt, und
können dem FreiheiiSdrange nicht
tr.tfiT f5?nfirtTt nfiitn
-7- w.v.v...
Sie geben allem Schuld, nur nicht
der wahren Ursache. Und dann ver
suchen sie zu moralisieren. Einmal
werden Statuen von ihrem Postamte
gerissen, weil ihre Blöße Aergerni
erregt, aber in den europäischenKunst
museen lernt der Schüler seit vielen
Jahren die Schönheit der Formen er
kennen, er begeistert sich an der Herr
lichkeit der Gestalten nd wird zum
Kunstjünger auS Verständnis und
Bewunderung. Ihm schadet der ver
ponte Anblick nicht.
In Amerika wird daS arme Göt
terbild zum Sündenbock. Dann wie
der soll das Tanzen am Sonntage ge
t.t-i'.jt. ri.f.rt n...i
luiyini ciu. jcciucn jungen rui
chen. die vergnügt im Tanzsaale ver
weilen würden, suchen nun statt des
fen lauschige Waldesplätzchen auf.
denn irgendwo will Cupido doch seine
Pfeile abschießen.
Sogar die Mode wird angesagt:
sie soll den Jüngling zu sündhaften
Gedanken hinreißen. Wer aber findet
Anstoß daran, daß unsere Mädchen
die Nächte außer dem Hause zu
bringen?
Ach, das ist nun einmal so Sitte
in diesem Lande!" Nun, warum
dann über Unsitten klagen, die eben
aus dieser Sitte entstanden sind? Zu
oft schon wurde darauf hingewiesen,
daß die Eziehurg unserer Jugend
oder vielmehr deren Nichterziehung
unabsehbare Folgen zeitigen wird.
Nickt iene Erziebuna ist damit ae
meint, die dem Kmoe rn der Schu.i--beigebracht
wird, nicht der Unterricht,
den es genießt, denn so praktisch ist
der Amerikaner gewiß, daß er sein
Kind nach Möglichkeit für den Le
bnsberuf vorbereitet. Das theoretk
sche Wissen ist zweckentsprechend und
einwandsfrei, aber die psychische Aus
bildung kommt nicht zu ihrem Rechte.
Herz und Gemüt gehen leer auZ.
Die Seele wird zwar erweckt, aber sie
Irird ungeleitet sich selbst überlassen,
und mag sel)n. wohin eS geht. Die
Mode, wie sie heute besteht, ist aller
dings nicht einwandsfrei. aber wenn
sie sündhaft ist, so ist sie es nur gegen
den guten Geschmack.
Lehrt die Menschen sittsam sein,
macht sie keusch und . rein auS
Ueberzeugung, und Selbst
s ch t u n g und die Mode wird sit
nicht zur Sünde verführen können,
dtnn dem Reinen ist alles rein.
Frau Karoline.
Wo aber ganzen Nationen
Die zweite Silbe hat gebracht
Gar schwerer Leiven dunkle Nacht,
Gab man die Schuld zumeist den Thro
nen.
Doch vollen Dankes wird gepriesen
Des Ganzen Macht, die den Despoten
Siegreichsten Widerstand erwiesen,
Und des Triumphes Jubelboten
Noch überall sich wird erkiesen.
Wo Lug und Trug der Wahrheit droj
ten..
Vom ersten Worte wird daS zweite
So manches Mal gewünscht herbei.
Damit von Arbeitslast e? frei
Sich gute Tage nur bereite.
Dagegen klagt im Widerstreits
Tas zweite. daS wie vielerlei
Auch längst dahin daS erste sei
Und es so schnell vorübergleite.
Doch wie dem sei; wer trotz dem
Glänze.
Mit den, sein Erstes durch das Ganze
Geschmückt wird, stets den Blick hält
offen ,
Für alles Wahre, alles Gute.
Der darf mit immer frohem Mute ,
Auch in dem Zweiten Freude hoffen.
Lös der Nktsel in vorig?
Nummer
1. Wunderhorn.
2. Brünnlein l. Jetzt gang 1 an
Brünnele").
8. Morgenland.
4. Flügclschlag.
6. Schneeglöckchen.
6. Trauermantel.
7. Rubin, Ruin. Ruine. ,
Sprüche.
DaS größte Leid, das wir unI
bereiten, ist dasjenige, welches fc',x
anderen zufügen.