Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 19, 1912, Image 2

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    kZgüche CmU trlüi.
Chiuesiurlse.
Cl Rnd,ai drch 'li
chinesische
e
Gl ist merkwürdig, welche Anzie
hungikraft die chinesischcn Neslaura
tionen auf einen Teil der weihen Be
velkerung von New Fork und San
Francisco ausüben. Zwar sind so
wohl die meisten weißen Besucher die
ser Gasthäuser Neugierige, aber wen"
sie sich an den übrigen sauber gehal
tenen Tischen niederseke und von
Un wunderlichen Cveisen bestellen.
)velche John Chinaman zu bereiten
versuch, mit chinesischen (Säbeln (TtZ
den) zu speisen.
dasteht, so verzichten sie meist auf
Kine wirkliche Sättigung. Doch gibt
ti in beiden Städten weiße Stamm
Käst dieser Restaurants, Leute, welche
die chinesische Küche liebgewonnen
baden und ihr den Vorzug vor den
Speisehallen, respektive AbfütterungZ
Anstalten ihrer eigenen Rassegenossen
, geben. Und John Chinaman hat ti
auch verstanden, seinen weißen Kost
gängnn den Ekel zu nehmen, welchen
tief Kliche einflößt. John macht
Kompromisse. Er serviert chinesisch,
vber er kocht in San Francisco so
kohl ali in New Fork doch schon
rccht amerikanisch, wenn seine weißen
jCäjte ei wünschen. So kann man
Hvahrlich wenig Einwendungen erhe
len gegen folgende Gerichte der chine
Zisch amerikanischen Speisekarte:
Chow Swan Toy Beefsteak mit
ksauerkohl.
' Ob Gwan Lob Chong Würste
Uns Entenlebern und frische Austern.
Chow Kai Goot Gebratene
junge Hähne.
- Chow Dan Omelette.
Derartige Gerichte gibt es in den
ksseren Restaurants und noch manche
rinderen. Aber alle diese gar nicht
thinesisch anmutenden Speisen sind
mit ungewöhnlicher Sorgfalt zuberei
Reife Eier. 2
tet und da? ist es besonders, was den
weißen Feinschmecker in diese Speise
nftolten lockt. Die eigentlichen chine
sfchen Spezialgerichte, gebratene Rat--ten,
Filet von jungen Hunden, Hai
fischflossen. faule Fische und zwanzig
jährige Hühnereier, von denen weiter
unten die Rede sein wird, sind nur
für die chinesischen Gäste bereitgestellt.
Ju allen Speisen wird. Reis, gegeben.
Ls wäre sehr zu wünschen, wenn
Lnan dieses Bolksnahrunasmittel des
selben Mannes in der amerikanischen
Flüche ebenso , sorgfältig' zubereiten
!Zvurde. wie es die chinesischen Köche
7-rrstehen. Das ganze Geheimnis be-
Born nur in ver aur vie .uverei
kuna dieser Speise aufgewandten
Sorgfalt. Zu jedem Gericht in den
chinesischen Restaurants wnv stets
dieselbe Sauce gegeben, ' Sooy. ge-
nannt. Diese dunkelbraune Flüssig
Zeit vertritt die Rolle, welche daö
Salz auf der Tafel der Weißen spielt.
Es ist destillierter Bohnensaft mit
Einigen Zutaten, und Kenner behaup
ttn. daß es der berühmten Worcester
fixe sehr ähnlich ist. Auch in dieser
i.:cfclsauc der Weißen spielt . der
'.:,nensast angeblich die Hauptrolle
tUt Chinese kennt keine Pies und
euch keine Puddings, als Nachspeise
E'.!t er ein Art Gebäck, welches der
cerikanischen . Doughnut nahe
kmmt, sowie eingemachte Datteln
i:r.d kandierte Früchte, welche jedoch
h widerlich süß schmecken, daß der
Iztltt Gast gerne darauf verzichtet.
Cli Tafelgetränk fingirt sogenannter
''ncf.scher Wem, der aber nicht auS
i:r , Traube stammt, sondern eigent
1:5 ein ReiSdranntwein ist. Der
Ctc'f ist außerordentlich reich an
V":Ul Doch wird er bei der Tafel
U s",nz kleinen Fäßchen serviert und
! ;r C:vx genießt davon selten mehr
"! oder drei Teelöffel. Dieser
h:ißt Sameku. Nach der
1 nird eine weniger . starke
rj dieses Getränks aufgetragen
" r.en mit einer Tasse Tee
' !i fcn chinesischen Restau
cZ:n Gästen, auch den
: l'.:,:t und CixUX, auch
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TerKrrbiosen.
Rkpar,nt vn
Z,rk.
2 Fkankilc uni
ein paar Stäbe zu reichen mit welchkn
die Speisen kunstgerecht in den Mund
geschoben werden sollen. Doch gelingt
es den Weißen nur äußerst selten,
diese Art der Speisezuführunz zu er
lernen. Fragt man darnach, so bringt
der Boy bald eine Kabel für den nicht
bezopften Gast. Eine Messers be
darf es gar nicht, denn alle aufgetra
genen Speisen sind in der Anrichte lx
reits derartig zerkleinert, daß man
sie den Zähnen überantworten darf.
Die Chinesen verstehen ei vortrefflich,
die Speisehölzer so zu führen, daß
die Leckerbissen nie verschlackert in den
Mund gelangen und ei ist nach unse
ren Begriffen durchaus nicht unappe
titlich. einen Chinsen füttern zu
sehen. Die Speisen in den feineren
chinesischen Restaurants sind übrigens
sehr teuer, entsprechend dem großen
Aufwand von Arbeit, welchen die
Zubereitung verlangt. Aber auch der
sonst so sparsame und genügsame
Wasch: Waschi Mann gönnt sich von
Zeit zu Zeit eine oui vielen chinesi
schen Spezialitäten bestehende große
Mahlzeit, welche oft zu einer Schiern
merei wird, welche den Lohn einer
halben Woche kostet. ,
Doch wenden wir unö nun der im
eigentlichen China entwickelten Küche
Zu:
Die eigenartige Ernährungsweise
der Chinesen hat von jeher in Europa
und Amerika ein mit Grauen aemisch
tes Interesse erregt. Die Chinesen
sind in ihrer Art große Feinschmecker,
und die Reihe der von ihnen geschätz
ten Delikatessen ist ziemlich groß?
viele von rhnen sind kostspieliger als
Kaviar, Sekt und Hummern.
Eine der geschätztesten und teuersten
chinesischen Delikatessen bilden Hai
fischflossen. Vor einigen hundert
Jahren waren die Haie an der chine
fischen Küste so zahlreich vertreten,
daß die Chinesen kaum zu baden
wagten, bis einer der Mandarinen
entdeckte, daß Haisischflossen ein recht
Jahre alt.
appetitlicher Bissen sei. Im Hand
umdrehen wurden Haifischflossen eine
nationale Delikatesse und init der ge
steigerten Nachfrage stiegen natürlich
auch die Preise entsprechend. Wäh
rend die Haifische früher die Chinesen
verfolgten, werden sie heute von den
Chinesischkr Küchenchef,
chinesischen Fischern so eifria aeiaat.
daß dieser geschätzte Raubfisch an der
.r r f . . . r ' ' '
qme,i,cyen u,ie fast ganz ausgerot
tet ist. Die Fischer sind daher ge
zwungen. oft recht weite Fahrten in
die See hinaus zu machen, wenn sie
mit Beute beladen heimkehren wollen.
Immerhin ist diese Fischerei lohnend,
werden doch für die Flossen pro
Pfund Preise von 58 Dollars be
zahlt. Die Haifischflossen beanfpru
chen, wenn sie richtig und wohlschmek
kend zubereitet werden fallen, ein
mehrere Stunden langes Weichen im
Wasser und ein ebenso langes Kochen.
Am meisten geschätzt und daher am
besten bezahlt wird der untere Flof
fenteil.
Als Beibrot .zu tiefer Delikatesse
genießt man durch und durch schwarz
(pechschwarze) Tee-Biskuits. welche
ungesüßt sind und den sogenannten
Wasseroiskuits im Geschmack ähneln.
Man bezahlt für . diese oriainellen
Kuchen einen Dollar.
Getrocknete Austern. . welche viel
mehr .Nährstoff enthalten als man
anzunehmen geneigt ist. sind nicht
minder geschätzt: ein Dutzend von
ihnen Lknügen, um einen. Durch
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WAKM
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l O' TisVr'j W h
ywii1.
Eßbare Vogelnester.
schnittsesser vollauf zu sättigen. Dies
zunächst in Salzwasser geiauchten und
dann an der Sonne getrockneten Au
stern werden ntweder roh oder ge
kocht genossen.
Vetrockiicte Streifen thbarer Bogel
nkjier.
Jeder chinesische Kolonialwaren
Händler hält in seinem Laden Au
sternLl in Kannen feil, welches den
Namen Oel sicher in keiner Weis
rechtfertigt; ei ist so stark gesalzen,
daß der Behälter, in welchem ei auf
bewahrt wird, meistens zur Hälfte
mit dem Salzniederschlag bedeckt ist.
DerJnhalt besteht auS dem. den unge
reinigten Austern ausgedrückten Saft.
Er bildet eine fchmutzig-braune Fllls
sigkeit und wird mit Reis zusammen
gegessen.
Berühmt über die ganze Welt ist
die chinesische Vogelnesiersuppe. ' Die
eigenartigen Nester bilden wohl die
teuerste Nahrung der Welt. Die
Nester selbst werden nicht in China
gefunden, sondern von Java impor
tiert. wo man diese von den Salanga
nen (Schwalbenart) in den großen
Höhlen am Meere angelegten Nester
zu vielen Tausenden erntet". , Von
der Nahrhaftigkeit dieser Delikatesse
erzählte man früher Wunderdinge,
neuerdings .ist jedoch festgestellt wor
den. daß sie Fleischertrakt oder der
gleichen in keiner Weise übertrifft.
Die Nester werden einen Tag lang in
Wasser eingeweicht. Sie behalten im
Wasser ihre ursprünglich Form bei.
jedoch schon nach einstündigem schar
fen Kochen schwellen sie zur doppelten
Größe an.
Daß der Tee auf keiner chinesischen
Tafel fehlt, ist ja eine bekannte Tat
fache, weniger bekannt dürfte eS jedoch
fein, daß er in China nicht allein ge
trunken, sondern auch gegessen wird,
indem man aus den Blättern einen
sehr schmackhaften Salak . bereitet.
Dieser Salat wird von den gekochten
vollen Blattern deZ biebickichai (Vir
ginka - Tee) hergestellt. Nachdem die
kleinen mit Seidenfaden zusammen
gebundenen Teebundelchen in dem
Teetopf ihre Schuldigkeit getan haben,
werden sie an dem Seidenfaden wie
der herausgezogen und 14 Tage in
wasserhellen Essig gelegt. Nach die
ser Zeit bilden sie dann auf der Tafel
einen der feinsten Salate, jedoch wer
den nur die zarten Blätter genossen,
während die übrigen fortgeworfen
werden.
Auch der Tintenfisch fehlt auf sei
ner besseren chinesischen Tafel. Hier
wird jedoch auch noch das Angenehme
mit dem Nützlichen verbunden, denn
Sepia und Tintenfack. von dem die
geschätzte chinesische und indische Tinte
hergestellt wird, bilden einen großen
chinesischen Handelsartikel. Jeden
falls ist Tintenfischsleisch nicht jeder
manns Sache, abgesehen von dem
vielen Sand, welcher mitggessen wer
den muß. Dieser wird von dem Tier
durch die Tausende der kleinen Saug
röhre eingesogen und kann niemals
ganz herausgewaschen werden.
.Erdbeeren mit Steinen" bilden
gewöhnlich den Nachtisch. Diese
Steine bilden eine Eigentümlichkeit
der chinesischen weißen Erdbeere.
Während ihres Wachstums hat diese
Frucht ein rote Farbe, ähnlich der
europäischen, in Büchsen konserviert
zeigt sie jedoch eine weiße Farbe mit
einer köstlichen rosaroten Beimischung.
Um sie zu konservieren, werden zu
nächst die Steine, welche sehr fest sind
und etwa die Größe einer kleinen
Lambertusnuß haben, entfernt. Diese
Erdbeere bildet die widerlichst süße
Frucht unter allen orientalischen
Früchten. Nach der .Entsteinung"
bildet sie noch immer eine fleischige
Frucht, welche den größten europäi
schen Erdbeeren nicht nachsteht. Der
Geschmack ist ein eigentümlich ezoti
scher" und von demjenigen der euro
xäischen Kollegen vollständig verschie
den. sie ähnelt im entferntesten viel
leicht den überaus süßen Muskatel
lerweintrauben". Uebrigenö wird die
Frucht niemals wie bei unS, mit
Milch oder Sahne serviert, fondern
mit frisch ausgepreßtem Sorghum
Zuckersaft. In diesem unverdünnten
Saft wird sie auch konserviert.
Frische und getrocknete Sorghum
zuckerhalme und ein große Anzahl
von anderen wunderlichen Gemüsen
und Früchten bilden den Nachtisch.
etoAwtt Haifischflosse.
'
Bon diesen seien die bitteren Melonen
die chinesischen Gurken er
wähnt. Sie werden b,S zur Saatreife
gezogen und dann mit ihrer bitteren
Rinde, in Essig oder dergleichen e,n
aemackit. Auch d,e chinesische aou
U&JM KnrLIÄLSied2ch fci
jf
A -IciVm
Jr ' fcVZf
Um -Üfif?s-.
isafi
icht vergessen werden. Dies ist so
außerordentlich scharf, daß ein Euro
päer, welcher in Stückchen probiert.
Chinesischer Kellner.
einen Jndianertanz aufführt. Auch
die sauersüße Carambola, deren Ge
ruch an verfaulte Eier erinnert, ist
sicher nach europäischen Begriffen
lerne schätzenswerte Frucht.
Die künstlich gereiften Eier befin
den sich in zwei Varietäten im Han
oel. Te erste Sorte ist mit einer
Schicht schwarzer Erde bedeckt, wäh
rend die zweite mit einer grauweißen
Substanz bekrustet ist. Der Inhalt
der rsten Sorte st schneeweiß, wah
rend die zweite Sorte einen glänzen
den schwarzen Inhalt zeigt. Obgleich
durch und durch reif, können sie doch
eigentlich nicht als faule Eier ange
sprachen werden, wenigsten! nicht in
unserem Sinn. Sie werden Mit T
blattersalat kalt oder warm gegessen
und können ein halbes Jahrhundert
oder langer aufbewahrt werden. ,
Die geschätzten chinesischen Wasser
kastanien Makkaroni werden ge
wohnlich mit gekochtem bow-bow
(Hund) oder Katzenstew serviert.
' Chinesischer Koch. ' .
Außerdem bereitet man auS . alten
mehligen Makkaroni auch noch eine
Art Pfannkuchen, eine ziemlich unon
genehme Nahrung, deren Geschmack an
Schwefelwasserstoff erinnert.
Die getrockneten und gesalzenen
Reiswürmer, von den Chinesen wohl
klingender ReiSfifch genannt, sind
hundertfüßige Würmer, welche die
chinesischen Reisfelder verheeren; doch
der Zopfträger weiß sich zu helfen,
er ißt sie einfach auf, wie er fast jedeS
eristierende Tier ißt.
Eine außerordentlich vielseitige
.Nahrung" bildet die .Seeweizen
matte' (aus dem am Meere wachsen
den Seeweizen hergestellt). Neben
ihrer sonstigen Bestimmung, als Sup
peningredienz zu dienen, wird sie
nebenbei auch noch als Familienbaro
meter benutzt je nachdem sie mehr
oder weniger feucht ist, fällt oder steigt
daS Barometer. Auf dak Gesicht ge
legt, dient sie auch als Mittel gegen
Schlaflosigkeit, ferner noch als Tisch
matte, wenn ein chinesisches Liebes
paar einen angenehmen .Seegeruch"
wünscht. Nach diesem mehr als man
nigsachen Gebrauch findet die Matte
schließlich in unrühmliches Ende im
Suppentopf.
Einfach gesalzene Bombay-Enten
sowie alter stinkender sisch sind eben
falls große, aber weniger kostspielige
Delikatessen. Letzterer wird an der
Sonne scharf getrocknet, so daß r
zwischen den Fingern zerkrümelt.
Zum Schluß seien noch die schnee
weißen chinesischen Reismehlbiskuits
erwähnt. Diese bilden jedenfalls ei
nen großen Gegensatz zu den durch
und durch schwarzen Cracker?."
Die ersteren mit Reisöl angesetzt, sind
durch und durch süß, während die
zweite Sorte ähnlich wie englische
Wasserbiskuits schmeckt.
I nderGemeinde Stockum
bei Köln fuhr ein Radfahrer abends
ohne Laterne die abschüssige Kreis
straße hinunter und überfuhr eine
Frau. Er erkannte in der Dunkelheit
die lieberfahrene nicht. Als er aber
in Streichholz anzündete, sah er zu
seinem Entsetzen, daß eS seine eigene
Mutter war. Die Frau ist an den
Folgen der erlittenen Verletzungen ge
starben, ohne die Besinnung wiederer
langt zu haben.
Eine Gutsbesitzers a
milie in Pusierberg (Schweiz) ist
kirch Selbstmord von drei Kindern
in tiefe Trauer versetzt worden. Zu
nächst erhängte sich ein Schwester in
der Scheune. Nach wenigen Tagen
fand man zwei Brüder, die sich ge
meinsam an derselben Stelle erbängt
hatten. Ueber der Ursache dieser
Selbstmorde ist nichts bekannt aewor
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Die Geunuekuburg in Mngcn.
Von Peter
Die Stadt Mayett, Ihrem Reich
tume da Kind der Eifel . Lava, d!
einst die Feuerberge der Umgebung ali
weißglühende Masse auösvieen. liegt.
von Bergen umkränzt, im Talgrunde
eines auSaetrockneten SeeS. Ein
Teil der Häuser auf der linken Seite
der Nette sieht auf den Resten römi
s-,r Bauten, wie Gräberfunde. Neste
von römischen Lädern und Mauern
hinlänglich beweisen. Normannen
stürme fegten alleß Alte weg und
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Genovkfaburg in Mähen
machten die Stadt ine Zeit lang zum
einfachen Gehöfte. Der fruchtbare,
vulkanische Booen und der unerschops
liche Reichtum der Berge gaben der
Siedeluna indes bald ,ieue Blüte, so
daß Rudolf von Habsburg ihr 1291
Städterecht verlieh. Die Kurfürsten
von Trier waren Besitzer der neuen
Stadt und bauten sie bald nach Art
ihrer wehr und kriegstüchtigen Zeit
auS mit Wall und Graben und Mau
ern und Türmen und einer Burg.
Als ein Bollwerk war die Feste ge
dacht für die ganze Gegend, das Mai
feld und die Pellenz und die Stadt
Mayen selbst. ' Die mächtigen Turm
tore' der Stadt mit ihren wuchtigen
Mauern und den zierlichen Flanken
tllrmchen sind noch heute Wahrzeichen
der kraftvollen Zeit Balduins von
Luxemburg. Aus der Zeit dieses
überaus tätigen und einflußreichen
Mannes stammt auch die Kirche (um
gebaut 13321382) mit dem eigen
tümlichen, schliefen und zugleich ge
wundenen Kirchturm. Die .Wissen
den" sind sich' übrigens nicht klar, ob
fein Schiefheit von Absicht rührt
oder Unverstand.
Vor einigen Jahren ging ein Teil
von Mayenö alter Burg in Flammen
auf; auch der Helm des hohen Tur
mes brannte auS blS auf den steiner
Burgtor an der Westseite innen.
nen Unterbau. Damit fiel wieder ein
Stück des alten Mayens, ihm qrad
so charakteristisch wie der schiefe Kirch
türm, ebenso lieb und traut für alle,
die auch das äußere Antlitz ihrer
Heimatstadt im Herzen tragen und
lieben.
Wir möchten der alten Burg an
gesichts der öden Trümmer einen
A -
5$sY- ,sv
'
vmezs s. -
. S 1
Epilog schreiben, einen kurzen Gang
durch ,hr Geschichte tun. um zu zei
gen, wie sie entstand, wie sie wuchs
und fiel.
, Wie der üppige Efeu so gern um
die grauen Mauern mittelalterlicher
Festen im einsamen Bergwalde sich
JMiilSt und ejt jsttiQX Kankkff M
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I I-i-'r- F. 4iä--i' ilfi X" )&IIXh
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' ' " Blick auf Matzen. '
Busch.
! schmiegen liißi ln alle Ritzen
Kanten der ehrwürdigen Ruine,
und
ihr
Blöße zu decken mit freundlichem
Grün so webt um unsere Burg
der Zauber einer sinnigen Legende. Et
. ist die Legen von ver evien ur ten
tochter aui Brabant. der hl. Genove
, sa. Sie gebot y,er von ycyer Zinne
. an der Seit, ine mächtigen. kriegS
gewaltigen Gemahlt über dai weite
Land als eine gütige, mitleidige Mut
' iec; sie trug hier in Liebe und Treue
Westscite.
und jungfräulicher Unschuld lichten
Frieden in die düsteren Hallen; hier
zieh sie ein Verführer böswillig der
Untreue und hielt sie in harter Haft
im Turme. Der Turm aber hat da
her den eigenen zauberischen Reiz, der
für die träumende Poesie um ihn
lag. Wir wissen endlich aus einer
halbverklungenen Erinnerung unserer
Kinderjahre von der edlen Dulderin
noch, daß sie lange Jahre im wilden
Wald gelebt und dort ihr einziges
Kind genährt mit den Krautern und
Wurzeln der Wildnis und der Milch
der tr:uen Hindin; daß sie endlich ihre
Unschuld bewies und wieder als Frie
dens und Glücksengel waltete in den
dunklen Mauern und Gängen der Ge
novefaburg.
WaS an der lieblichen Erzählung
Sage, was Geschichte sei. läßt sich
nicht mehr sagen. Jedenfalls wird
vom Jahre 710 von einem ReichSge
richte zu MammaqueS erzöhlt, dem
Siegfried. Pfalzgraf von Trier und
Graf des MaifeldeS u. der Pellenz bei
wohnte (comos In palatio zu Trier,
comes' comUätüs mäginensi co
mes pellentiae eine parvi palati
natiis). Im Kirchenbuche zu Nickenich
bei Mähen findet sich die Eintragung,
daß Siegfrieds Gattin Genovefa in
der neben dem sogenannten Pellenzer
Haus gelegenen Frauenkirche bestat
tet sei.
Und wenn auch wir können auf
die schwierige Frage nicht näher ein
gehen die Hyperkritik unserer Zeit
unS die hl. Genovefa wegkritisieren
will von der Burg, wir werden sie
dort noch immer sehen, weil sie die
Stätte nun! poetisch macht und
weil wir nicht alle Poesie auS dem
Leben bannen wollen.
Historisch feststehende Tatsache ist.
daß die Burg von Mayen gebaut
wurde tm Jahre 128 von dem Trie
rer Erzbischof von Vinstingen alS ein
befestigter Mittelpunkt für Stadt und
Gegend, darum gut geschützt durch
starke Mauern und ausreichende
Mannschaft, als ständige Wohnung
deS AmtmannS und deö Erzbifchofs,'
wenn er in die Gegend kam. -
Die Burg entstieg dem Felsenhügcl
deS kleinen Simmer im Westen der
Stadt kühn und frei und doch wuch
tig stark. Dem Felsen ', verwachsen
und verwandt durch die' untilgbare
Festigkeit der vulkanischen, Steine, be
herrschte sie von- bedeutender Hohe
Stadt und Gegend. Die südliche und
westliche Seite sicherte ein breiter, tie
ser Schloßgraben; eine feste Brücke,
die über ihn führte, war mit der
Burg felbst durch eine Zugbrücke ver
bunden. Hohe, trutzige Mauern im
er
s - - x
.
mo4
C S . .11 I .-v
Süden und Westen vervollständigten
die Fest von dieser Richtung so. daß
sie dort schier uneinnehmbar war. Die
vordere Seit', die Front zur Stadt,
schirmte ein steiler, wildverwachsener
?rlsenhavg. Das Ganze LSerragte
der hohe Genovefaturm. alt Zentrum
der Burganlage auf einer eigenen lj
von der
fgen Erhöhung Inmitten hi Hilgelt
gebaut, ein Zylinder mit kleinen,
dunklen Berließen im Grunde, dicken,
schwarzaraukn Mauern und einer
massiv sieinerenen Trepp bis unge
fähr zu seiner halben Höhe. In dem
freien Raum darüber war ein über
aut stärket öicheng'balk Ut zum
Dach stuhl des Helmel geführt, später
noch immer eine Freude für den
Kundigen und ein greisbarer Beweis
für die eichenfeste Kraft dei Mittel
alterlichen Ritterwefens. Der Turin
war die hohe Warte der Gegend, in
ragende, Zinne alt Beherrscherin de
Landes, ein sicherer Auslug bei dem
Nahen von Freund und Feind. Zwei
kleinere Türme flankierten die Front
der Burg.
. Dem - Hauptturme', südlich angesüß
war der Rittersaal, sehr merkwürdig
durch sechs trazfählge und doch so
frei und schlank aufstrebende Holz
faulen, die die hohe Hall stützten.
Sie standen auf eisernen Sockeln und
trugen eine starke Decke mit dem
schweren Eichengebälk de . Dachet.
Diese Säulenordnung war eine über
au? anmutende, ich möcht sagen, recht
gemütlich stimmende, orizimlle Idee.
Man fühlt ez noch jetzt, wenn man
unter dem Eindruck ihre? Reste sieht.
Sonst fügte der Erbauer noch sei
ner Zwing und Schutzfeste hinzu,
was für die BefatzilNg der Burg 'und
zur Verwaltung . de - Gebietes not
wendig war. eine kleine Marienkapell
an der Südseite. Mi große Wohn
bäuser für daö Ingesinde. Stallungen.
VorratsrSume und im Vordergrund
eine hohe, einförmige Wohnung für
den Amtmann und hohe Gäste. Die
game Burg mit ihien schwarzgrauen,
wuchtigen, schweren' Lavasteinen war
mehr massiv und stark alS zierlich
schön, und man fühlt unwillkürlich,
daß sie der Stadt nicht nur eine er
höhte landschaftliche Schönheit gab.
sondern gegebenen Falle? leicht für si
zu einem Zwinq-Ur! wnde' könne.
Sammel und Stützpunkt in Kriegs
' "
.
2?3-i
Alte Treppe am Vcrgsried.
nöten, war die Burg wohl auch in
ffrieoenszeiten der Tummelvlad der
Ritter und Knappen der Umgegend bei
heiterem Rittcrsviel und ernsterem
Turniere. Sie hat auch wirklich kn
einer händelsüchtigen Zeit ihren Zweck
erfüllt. Stadt und Gegend beschützt
und allmählich die Ritter und f
des Gebietes mit ihrem eigenen In.
teree verbunden und sich hörig und
huldig gemachi. , Da regieren M
Glieder der ffamilie ElKemdenick
jahrhundertelang als Amtmänner, da
fungieren als Biirgmonner .wohl ge
wappnet mit Pferd und Zeug" die
Ritter von Kemenich. v. 8h:-b. Rii
5er, v. Virneburg, v. Ulmen, v. Bür
resheim und so viele andere. Die
Urkunden berichten inS einzelne von
den Armigeri aus den Dörfern der
Umgegend., die dem Hurgamtmann
pflichtig waren und von' den, vielen
Lehen, die allmählich ihm übergeben
wurden. V :"'.":: '::.': '
Wir können indessen durch die Gk
schichte nur fliegen:. Die Stürme de
dreißigjährigen .Krieges .-.und der
Raubkriege Ludwig? deS Vierzehnten
trugen ihre Wehen auch, nach Mayen.
trafen : auch die hohen Mauern und
Türme der Burg. Zwei Angriffe.
1643 und 1673. fügten wenig Scha
den zu. ein dritter. 1689. legt die
Stadt bis auf wenige Häuser in
Ascke, auch an der Burg brannten
wohl einige Nebengebäude ab, doch
blieben die Thürme, der Rittersaal,
die Kapelle unberührt.
Die große Revolution bracht die
langjährige Stütze und den Stolz der
Stadt unter den Hammer des Güter
verschacherers. Ihre schöne Bergan
genheit. ihre landschaftlich so reizende
Lage, ihre tatsächliche Bedeutung für
Stadt und ' Gegend hinderte nickt,
daß sie wie so viele andere hrwürdk
ge Denkmäler einer größten Zeit um
einen Spottpreis verkauft und dann
gründlich vernachlässigt wurde. Ali
sie später in den Besitz eines Mayener
Bürgers gekommen war. feiert sie im
letzten Jahrzehnt des vorigen Jahr
hundrrts eine Art Auferstehung. Der
betreffende Besitzer. Phil. KohlhoaS.
ließ durch den Negierungsbaume!:??
i!uno gegen rn tadt hin ein neue,
reizendes Gebäude mit zwei Ecktllrme
und einer prachtvollen Fassade auf
führen. Der rheinische Renaissancestil
will sich zwar nicht recht schicken zu
h, ftrrmrhrrtn flMfpn hnn X
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eines mehr kraftvollen und weniger
prunkliebenden Geschlechtes; doch fm
den sich, geht man nicht zu kritisch an
die Beurteilung, die Wuckt des mh
telalterS mit einer immerhin gedieg
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