Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 17, 1912, Image 3

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ttiii piiril.nnissljcr Kille.
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- . Fortsetzung.)
TZorwood verwendete große So'g
fält auf seine äußere Erscheinung.
fcaS war der Grund. Weihalb man
häuf-.a die Bemerkung machte, er sehe
vuö w'r ein Äuöländer, denn amen
Ionisch BerufkmenschkN pflegen sich
nicht durch gewählten Anzug auizu
stf. ty .. t . i i . . c r.l.u
?i Ikiaznen. vji yaiie nur innern
Bureau immer einen Vorrat von frl
f.. flTlXf trnnnHtn ftnnhs(4ill
tui 4uu, .uuivuituif v
f'n und derlei Dingen und alle Hilf
li.Iltel, um gründlich Toilette ,u rna
rhen. ?a er jetzt, statt einfach nach
Hans zu fahren, einen Besuch bei
kiner Dame vorhatte, begab er sich in
sein Ankleidezimmer und kleidete sich
um; unterweg trat er dann in einen
Blumenladen und wählte eine fchdne
Gardenie für sein Knopfloch. Er
1301 heute besonder! frohgemut;' teil
war eö die Wirkung feine ErfoigZ
nn heute früh, teils die eine vor
abglichen Frühst!!, teils dcS Met
lerä. Es war einer jener seltenen
Fege ansang Mai. wo daS Atmen ei
sie Freude, jeder Pulöschlag ein Ber
xnügen ist, und wo die Luft mit Vek
heißungen geschwängert zu sein
scheint. Er freute sich de Daseins
und seiner Gesundheit; seine Be'ne
tvaren so krästig und elastisch, sein
Sloxf so frei.
AIS er in dem bezeichneten Gast
jhos ach Frau Brentworth sragte.
trbkll er den Bescheid, die Dame sei
ju Hause. Eine Melodie vor sich
xinsummend und immer zwei Stufen
aus einmal nehmend, erstieg er die
Lnppe daS Leben war wirklich
ein angenehme Erfindung. Man
führte ihn in den landläufigen Salon
jkineS GastbofeS mit seinen häßlichen
großmusiengen Teppichen. Polstermö
dein mit abscheulichen Nagelköpfen,
Etageren mit Marmorplatten, schrei
end eingerahmten Spiegeln und einet
Standuhr von Alabaster, deren der
blaßte Goldfiguren die Landung deS
NölumbuS darstellten. Aber dai
Zimmer war ich mit Blumen ge
schmückt; an einer Balkontüre flan
den ein paar Topfpflanzen, ine gro
He mit roten Rosen gefüllte Delfter
fiorzellanschale auf dem Kaminsim
und auf dem Tisch ein Base mit
Maiblumen. Ein paar Bücher lagen
such umher; offenbar Romane. Auf
dem Sopha gewahrte er ein Paar
langer, grauer Handschuhe; ein ele
ßanter, spitzenbesetzter Ballumhang
.hing über einer Stuhllehn und eine
halb geleerte Bonbonniöre stand auf
dem Kaminsims. Jn'einem Winkel
txl Zimmer? war ein Paar winziger,
schmaler und spitziger Schühchen mit
ohen Hacken vergessen worden; sie
standen ordentlich trotzig da und schie
nen sich .dem Eindringling in den
Weg zu pellen.
y .Ob ich mich wohl täusche." dachte
VZorwood, sich mit verschränkten Ar
tnen vor den Kamin stellend, wenn
ich mich vermesse. auS diesen Knochen
taS Skelett des Tierchen aufbauen zu
können i Sie geht offenbar verschwen
terisch mit dem Geld um.- ist ein Lck
kermäulchen und ine leidenschaftlich
Blumenfreundin; eine Fußgängerin
keinenfallS sonst würdesie keine
solchen Absätze tragen folglich
tröge; sehr nachlässig, denn sie läßt
die Pantöffelchen im Salon ste
hen "
Die Türe ging auf, eine Dame trat
in und ließ hinter sich die Türe in
ein großes Schlafzimmer, das auf
weiter Wohnräume zu münden schien,
weit offen.
.Herr Norwood. nicht wahr?" sag
fc.
Sie sprach mit einem leisen Anflug
sranzöstscher Betonung, etwa schlcp
Ptnd und stieß ein ganz klein wenig
ml der Zunge an, eine Eigentümlich
Kit. die eine Frau, die ihr nicht wohl
tvollte. als Gebrechen bezeichnet ha
bett würde, und die ein Mann, b;r
ihr wohlwollte, bezaubernd finden
konnt. Die Lider hoben und senk
ten sich langsam über den hellen Au
.und all ihre Bewegungen mach
ten den Eindruck einer gewissen Mü
diakeit ode? Trägheit. Ihre Hüften
zeigten beim Gehen eine wiegende Be
'weaung, und sie schwankte manchmal
auf den Füßchen, alS ob diese zu
klein wären sür ihre Last. Si war
von mittlerer Größe und neigte ein
wenig zum Dickwerden; ungemein
junges blondes Haar hing ihr fast
bis auf die Auaenbrauen und ein
('ützuckendes. sinnliches Naschen mit
beweglichen Nüstern machte an der
- Spitze ein mutwillige Wendung nach
sbcn. Weder ihr Gesicht, noch ihre
Gestalt waren außergewöhnlich. abr
Zrau BrentworthS Nähe hauchte ei
nen Reiz auS, der viel gewaltiger ist.
ilS bloße körperliche Schönheit, wenn
kr auch Frauen immer unverständlich
bleiben wird. Die erste und unmit
telbare Wirkung, die von ihr aus
ging, war eine beruhigende, einlul
sende, wie daS Surren der Käferchen
im freien Feld an einem heißen So?r
meriag oder ein Wiegenlied, das ei
nem schlummernden Kind vorgesummt
wird. NorwoodS tatkräftige Na
hir, bei der iedtr Nerv angespannt
v ,U und in voller Tätigkeit war, empfand
tu sofort den beschwichtigenden Zauber
r tfrau Brentworth selbst hatte
,r,.
wirklick Nerven.
Nachdem sie ein paar Redensarten,
ausgetauscht hatten, sank r mir vrm
Gefühl, gellebkost zu werden, neben
ihr auf daS Sopha. und doch war
ihr Gespräch so nüchtern und alltäg
lich wie nur möglich. Sie sprach fast
die ganze Zeit ohne Vorbehalt oder
Scheu, und ehe eine halbe Stunde
um war, hatte sie ihm einen Ueberbiick
über ihr ganzes Leben gegeben, der
ihm fast alle klar legte, und nun
fetzte si ihm haarklein auseinander,
weihalb sie nach dem Osten gereist
war und wozu sie seine Hilse brauchte
und wünschte. Sie entworfen dann
einen Schlachtplan und beschlossen, in
erster Linie all die in und außer der
Stadt gelegenen Liegenschaften zu be
sichtigen, auf die Frau Brentworth
einen Rechtsanspruch hatte. Ihr tat
sächlicher Wert mußte vor allen D.n
gen festgestellt und dann ein gesetzli
cheS erfahren eingeleitet werden.
.ES ist natürlich sehr traurig."
sagte sie. .aber meine Freunde ha
ben mir geraten, ich dürfe mir von
Sam nicht alles nehmen lassen. Er
ist früher solch ein herziger Junge
gewesen, aber er hat ein böseS We?b.
Papa hatte sein Testament gemacht,
et mein Bruder verheiratet war. und
hatte immer die Absicht, ek umzuän
dern. dann ist er aber nach eintägiger
Krankheit gestorben, und daher kommt
all die Mühsal und Plage."
Sie hatte keinen Funken Rachsucht
oder auch nur Gereiztheit in sich, nicht
einmal ein sehr ernstliches Jnieress
für ihre Ansprüche. daS sah Norwood
deutlich. Frau Brentworth war sicher
lkch kein kampflustige Natur. DleFreu
de am Streit ist ein Naturanlage, die
mit dem Geschlecht nichts zu tun hat, in
jeder Lebcnssphäre und Stellung vor
kommt und nicht an den Breitegrad
bunden ist. Sie sagte Norwood.
daß Herr Element, der ihrem Bater
ein verläßlicher Freund gewesen sei.
ihr geraten habe, diesen Schritt zu
tun.
Während si so sprach, bemächtigt
sich Norwoods eine seltsame Empf:n
dung, sast als ob er ein Schlafmittel
genommen hätte. Manchmal scküttel
te er diese Benommenheit ao, riß
die Augen weit auf, um sich zu ver
gewissern. daß er wache, und er fragte
ein paarmal: .Wie?? Wie?" Er hätte
mit dem Franzosen sagen können:
.Ich höre sie nicht, ich sehe sie spre,
chn."
Sobald er sich aus ihrer Nähe ent
fernt hatte und wieder auf der Stra
ße war. kehrten ihm daS Kraftgefühl
und der Frohsinn von vorhin zurück
und zwar in erhöhtem Maße. Die
eigentümliche Wirkung ihrer Gegen
wart war aufgehoben, und er fuhr
in bester Laune nach Hause.
Bei Tisch erzählte r, seiner Frau
von den Auszeichnungen, die er die
sen Morgen eingeheimst hatte, und
erwähnte beiläufig, daß er eine ntue
Klientin habe eine Dame auS dem
Westen.
Es war bei ihm Grundsatz, nicht
vom Handwerk zu sprechen, und
wenn Paula auch die wichtigeren
Vorgänge in seinem Berufsieden
kannte, so wurde sie doch nie in die
Einzelheiten eingeweiht.
.Wenn ich meine Schwelle über
schreite, will ich die Arbeit vergessen."
hatte er einmal zu ihr gesagt dies
Fähigkeit, sich der Sorgen zeitweilig
zu entledigen, ist für Männer, die
Große erreichen wollen, ein uner
meßlicher Vorteil und wird oft zur
Notwendigkeit.
.Ich hoffe nur, daß ich ihr keinen
Bsuch machen muß." bemerkte Pau
la, die eine große Abneigung gegen
den Verkehr mit Fremden hatte.
.Jedenfalls nicht, ehe ich Näheres
von ihr weiß," fagte Norwood. .über
dies zweifl ich, ob sie lange hier blei
ben wird. Sie ist eine Kalifornie
rin."
Dann wird sie wohl durch die
Nase sprechen."
.Eigentlich nicht, obwohl sie in
wenig die dortige Betonung hat. Sie
hat mir gesagt, sie sei in einem sran
zösischen Kloster erzogen worden."
Paula hatte kein Weib sein müssen,
wenn sie nicht gefragt hätte: .Ist sie
hübsch?"
.Nicht besonders."
.Jung?"
.Ja hinreichend."
.Wozu reicht es hin?" sragte
Paula lachend.
Aber tust in diesem Augenblick hat
te Gyp daS Tischtuch mit den Hähnen
gepackt und zerrte daran, bis ein
Weinglas umfiel; des HundeS Misse
tat verursachte eine vorübergehende
Aufregung und Frau Brentworth
war vergessen.
Norwood aber war eS nicht ver
,Snnt, sie zu vergessen; in den nach
ten paar Wochen sah er sie fast tag
ich er fagt sich. eS fei feine Pflicht
und er lernte sie allmählich ganz
genau kennen. Sie war ungewöhn
lich offen und vertrauensvoll, aber
obwohl er sich ein sehr günstiges Ur
teil über sie bildete, drang r nicht
darauf, daß fein Frau ihre Bekannt
fchaft mache. Frau Brentworth sagte
er aller Wahrscheinlichkeit nach in et
was unbestimmter Weise. ' daß ' sie
.auf dem Land' wohnten auf
dem Lande ist wie der Klub oder ge,
schäftliche Abhaltung immer ein Wort,
das bei Frauen oll WeruhigunZ
Mittel verwendet werden kann. Uebrt
kni war Frau Brentworth ohnehin
leicht zu behandeln; sie machte wenig
Anspruch auf besondere Aufmerksam
kelt und nahm jede Artigkeit, die man
ihr erwies, mit liebenswürdiger
Dankbarkeit hin. Sie war immer
anft und gelassen, und Norwoov
and dies Sanftmut und Ruhe be
aubernd. ia er sina an. sie für
eine' Art von Sirene zu halten, denn
die Stunden, die er in ihrer Ge,ell
fchaft verbrachte eS waren ihrer
erstaunlich viele wirkten auf ihn
wie ein narkotischer Trank, wahrend
er. fern von ihr, unruhig und siebe
risch zu werden begann.
?u Haus wurde er sogar reizbar
Übellaunig, klagte über Kops
schmerzen und sagte, er sei überar
kxttet. Vergebens drang Paula in
ihn, eine Luft und Ortsveränderung
vorzunehmen der Sommer war ja
nahe er behauptete, seine Geschäs
te nicht verlassen zu können. Si
seufzte und zrg sich in sich selbst zu.
rück: ein Schalten war zwischen ihn
und si gefallen, und ihre Beziehungen
waren um diese Zeit sehr, gespannt.
Frau Karl Corchan, die mit
Freunden iS Gebirge gegangen war.
schrieb ein paar Wochen darauf an
Paula und bat ihre Nichte dringend,
ihr nachzureisen. Sie hatten in
paar schwierige Bergtouren geplant
und sie dachte. eS werde Paula Freu
de machen, daran teilzunehmen.
.Da du nicht fort kannst, will ich.
glaizb ich, Tante Amy nachreisen."
sagte Paula zu ihrem Mann. .Ich
kann ei wirklich brauchen, Luft zu
schöpfen, und habe mich noch nie '.n
daS richtige wilde Gebirge wagen
können, was doch herrlich sein muß."
,,Nein, ich kann jetzt nicht fort
versetzte er, aber in ein paar Wo
chen komme ich nach und hole dich
ob."
Mit gewohnter Ritterlichkeit be
förderte er sie nach der Bahn und
überzeugte' sich, daß sie, Honora und
ihre Koffer sicher im Zug unteres
bracht waren. Der Abschied war
herzlich; er empfahl ihr. wohl ans sich
Acht zu geben, und drückte ihr die
Hand, als ob er ein gewisses Mit
lid für sie empfände, auch fiel ihm
dabei auf. welch vornehme Ersei
nung seine Frau doch eigentlich war,
und das erfüllte ihn mit Stolz.
.Es wird schon alleS gut werden."
dachte Paula, die von Natur tapfer
war. als der Zug sich in Bewegung
setzte. .Er ist eben nicht ganz wohl."
Sie war eine hochgestimmte Seele,
aber niemals wincrlich, aufgeregt,
oder launisch.
NorwoodS Mitleid hielt nicht lan
ge'vor. Sein. Gemütszustand war
zur Zeit nicht normal, was sich von
einem Berauschten auch nicht erwar
ten läßt.
Der folgend Tag war ein Sonn
tag. und er verbrachte ihn in der
Stadt, wo er im Klub ein eigenes
Zimmer hatte. Frau Brentworth
sie hieß Mabel und r gingen zu
fammen in die Kirche. Sie gehörte
zur sogenannten Hochkirche, und ihre
Religion war ein Mittelding von
hergebrachter Gewohnheit und Ge
fühlsschwärmerei. ohne den leisesten
Zusatz von irgend welcher echten Ver
geistigung. Man mußte daher ine
Kapelle ausfindig machen, wo der
Pfarrer .Priester" hieß und mit .Ba
ter" angeredet wurde, wo Kerzen
brannten und Ministranten geschah
tig waren, wo der Weihrauch süß
duftete und wo die Blumen, die den
Altar schmückten, mit ihren Gerüchen
die Luft verdickten, und die Musik
wie aus weiter Ferne kommend und
sehr melancholisch klang. Für Nor
Wood war daS ja belanglos; ihm war
ein Gottesdienst so gleichgültig w
der andere.
Frau Brentworth schien sehr
gläubig zu sein. Sie folgte dem gan
zen langen RituS mit Verständnis
und Gewissenhaftigkeit, sank bald
auf die Kniee, erhob sich rechtzeitig
wieder, neigte ehrfurchtsvoll daS
Köpfchen und stimmte mit ihrer wei
chen, lispelnden Stimme in die Hym
nen ein.
ES war drückend heiß, und sie zog
unter den Falten ihreS Kleides einen
Fächer hervor, den sie langsam vor
ihrem Gesicht hin und her bewegte.
Sie trug ein lichtgraueS Kleid mit
etwas gelblichen Spitzen am Hals
ausschmtt und den Aermeln; irgend
wo mußte sie immer ein wenig Spit
zen haben, und Norwood fand, daß
sie sich ' wundervoll zu kleiden wisse.
Die Hitze übergoß ihre Wangen mit
einem tiefen Rosenrot und die Bewe
gung des Fächers trug Norwood im
mer einen Hauch von JriS und Beil'
chenduft zu. der seine Nüstern bor
Vergnügen erbeben machte und seinen
Atem beschleunigte. Ja. eS war ganz
dasselbe für ihn. ob er hier oder
anderswo war, denn während sie fang
und betete, ruht fein Blick unab
lässig nur auf ihr. auf ihrem Haar,
ihren Händen, ihrer Kleidung. Er
saß viel naher bei ihr, alS nötig und
passend te. nd er wußte eS; tt
wußte, daß ? sich mehr in ehrfurchtS
voller Ferne hätte halten sollen. Aber
er war außer stand, wegzurücken oder
die leiseste Bewegung zu machen; er
war wie auf feinen Platz geschmiedet.
Eine hinter ihnen sitzende Dame be
merkte eS Wohl, aber sie dachte ent
fchuldigmd: .Wohl ein jung verhci
NgNche Cmilis TriBünt. tvnnrrKdit, be 17. Oktober 1012.
ml 1 1 i MfB!ggJÜ.J! ,,
ratete Paar' sie war eine from
me einfältige Seele.
Möglicherweise war sich Frau
Brentworth vollständig bewußt, daß
dies dunkeln Augen wie festgebannt
aus ihr ruhten dunkel waren sie
ja, wenn Paula auch gesagt hatte,
sie seien heller all die ihrigen. Wenn
dem so war. so störte sie da ossen
bar nicht und war ihr nicht pern
lich. Vielleicht hatten auch andere
Männer sie schon so angesehen
damit soll kein Verdächtigung au
gesprochen, kein Makel auf ihre Ver
gangenheit geworfen werden, denn
Mabel Brentworth war bis heut
rein von Schuld blieben. Sie war
einfach schwach und liebte da Ange
nehme, und mit Bewunderung ane
ehen zu werden, zahlt sur die met
ten. wenn nicht für alle Frauen.
um Angenehm, mögen sie eS noch
o oft leuanen. Ja, es war ihr an
genehm, e freute sie. zu wissen, daß
er rbebte. wenn sie. das lange Ge
wand nach sich schleppend, durch ihr
Zimmer ging und zu ihm auf ten
Balkon trat; e freute sie. daß er
zusammenschreckt?, wenn sie beim Ge
hen ihre Hand in die feine legte.
DaS alleS war sehr angenehm und
voll der zartesten Schmeichelei für sie.
denn er war ja so gescheit, berühmt
si, und . . . so hübsch.
(Fortsetzung folgt.)
Tie goldene Krone.
Eine Erntcdankfestneschichte bon Käte
LubowSki.
Der Rittergutspächter Roth sah
seiner Mutter aufmerksam in daS
feine, vergrämte Gesicht.
.Woran denkst Du schon wieder,
Mama?"
Die verarbeitete Frauenhand legte
sich leicht auf die des einzigen Soh
neS.
.Willst Du daS wirklich wissen,
Georg?"
In die klugen Augen des Mannes,
die seltsam hell und leuchtend auS
dem sonnverbrannten Gesicht sahen,
kam der Ausdruck einer stillen Trau
er. Er senkte den Kopf. alS habe
er bereit! die doch erst erbetene Ant
wort erhalten.
Laß daS doch endlich." sagte er
leise und gequält.
Frau Roth seufzte schmerzlich auf.
.Wenn Du die spätgeborene
Schwester die Liese und mich
nicht zu ernähren hättest, dann konn
test Du der. die Du über alleö liebst,
ein weiches Nest bauen. Georg...
Du darfst so etwa nicht sagen.
Mutter." .
.Und warum nicht, mein Sohn?
Wird der Schmerz nicht gelin
der, wenn man ihn kühlen darf?
Es hört uns ja doch niemand. Wir
wollen es einmal mit Worten benn
nen . . ."
Es schläft. Mutter. Darum
schmerzt es nicht mehr. Laß es doch
ruhen ..."
Es wird wieder erwachen. Kind.
Ich kenne Dich doch. Meinst Du nicht,
ich wüßte, was Du die ganze Zeit
gelitten hast. Diese vier Wochen,
in welchen Dein Pachtherr der
unermeßlich Reiche unser Jagd
gast gewesen... in denen Du ihn
täglich mit der Erzieherin unserer
Liese zusammen sehen mußtest..."
Sei barmherzig und schweige,
Mutter..."
.Barmherzig bin ich nur, wenn ich
die Dinge beim rechten Namen nen
ne... Diese vier Wochen also ha
ben Deine Jugend zerschlagen. Der
Tag aber, an dem Du sahest, wie ihr
der alternde, von ihrer Jugend und
Schönheit berauschte Mann das kost
barste Stück seiner Juwelensamm
kung. die goldene, edelsteinverziert!
Krone aufs Haar setzte... hatDich
ungerecht und hart gemacht ..."
.Woher weißt Du das Mutter...
das auch?" .
Eine Mutter weiß alles, mein
Kind. Sie fühlt bereits, wo ihr
Fleifch und Blut erst zu ahnen be
ginnt. Ich sah. wie Helga
WellbergS Gestalt erzitterte, als der
kalte Reif ihre Stirn berührte
ich sah aber auch, wie sich ihre Brust
hob, als siele trn Stein von ihr ab."
Sie war so früh eitern und hei
matlos, Mutter..."
.Das weiß ich 'alles. Es ist
menschlich. Georg . . . Aber es tut
darum doch sehr weh. Ich wußte
doch um ihren Kampf. Genau so
ruhelos, wie Du in Deinem Zimmer
auf und abwandertest und nicht
schlafen konntest, obschon Du einen
schweren W.rktag binter Dir hattest
ebenso schlaflos verbrachte sie
ihre Nächte. Die große Flamme war
von Dir zu ihr herllbergesprungen.
Da kam der andere. Wäre ich
nur Mutter würde ich sie verachten.
So aber bin ich auch Weib... Sie
hat sich lange gewehrt Aber seit'
dem die goldene Krone auf ihrem
Haupt gewesen, hat sie ihre Seele
verraten."
' Georg stöhnte auf.
Kannst Du mir sagen. Mutter,
ob er bereits ihr Jawort hat."
.Das kann ich wohl. Georg. Sie
hat sich Bedenkzeit auSqebeten bis
zum Sonntag des Erntedankfestes.
Da soll doch das uS, daS der. wel
cher sie begehrt, für die armen alten
Weiblein hat bauen lassen, hier ein
;eweiht werden ... Sie soll, wie Du
st weißt, den Prolog sprechen . . Und
i wird die juwelenbesetzte Krone
tragen eine Krone weil er sie
darum bat und danach wird sie ihm
antworten . . ."
,F kann doch nur ein Ja" sein..'
.Ich möchte eS auch fast meinen..'
.Mutter, sie soll nicht länger in
unserem Hause bleiben. Ich ertrage
ihren Anblick nicht. Sage ihr mor
gen, daß sie gehen soll."
.Ist daS wirklich Dein Ernst?
Sie hat uns volle fünf Jahre treu
gedient und hat hundertmal
mehr geleistet, als sie nötig hatte.
Denn, vergiß nicht, der Lohn, den
wir dafür zahlen konnten, war nur
gering."
.Wir haben also Jahr um Jahr
Almosen von ihr hingenommen....'
.Wäre sie unS eine Fremde geblie
ben, möchtest Du recht haben. So
aber hat sie unS liebgewonnen.
Mir war sie ein Tochter, der Lief:
eine treue Schwester und ... . Dir..."
.Nicht weiter."
.Doch... Dir war sie alles! Le
benöinhalt und Glück . . Dafür mußt
Du ihr jetzt danken."
.Nun sie mir daS alles entzieht."
Sie ist ein Mensch, der viel ge
darbt hat. Das Gold blendet sie.
Wir aber leben in Dürftigkeit und
Sorgen. Harte Arbeit wächst, wö
wir sind. Du hättest ihr nichts als
eine Dornenkrone schenken können." '
.Du bist hart. Mutter."
.Weil ich den Mut zur Wahrheit
fand? Ich bin die einzige, von der
Du dies ertragen kannst. Du fühlst
Dich nicht davon geschlagen... tl
adelt Dich vielmehr. Denk'
in dieser Stunde, daß ich Deine i
Mutter bin. die Dich am Herze,,!
trug... die tausend Wünsche un.
Gebete für Dich stammelte... die
für Dich fleht, daß Du diesen schwe
ren Sonntag deS Erntedanksestes er'
tragen lernst, ohne Dich zu verlier
ren ..."
1
In dem kleinen Dorf, an dessen
Eingang das GutShaus lag, das die
Roths bewohnten, herrschte an die
sem ersten Sonntag eine fieberhafte
Geschäftigkeit. Das Altweiblein
Asyl sollte für das Fest der Einwei
hung besonders prächtig hergerichtet
sein. Dicke Girlanden von Kornäh
ren wiegten sich über den Türen..
Dazwischen nickten bunte Bänder
auS Seidenpapier und die reichsten
Rispen goldgelben Hafers . . . Fast
vergaßen die Arbeiter darüber, daß
heute wie auch sonst nach der
Kirche, vor dem Hause deS Ritter
gutspächters Noth vor dem großen
Erntetanz die kleine Feier, bei wel
cher dem Herrn die goldene Krone ge
bracht wurde, vor sich ging. ' Der
alte Hofmeister mußte ihnen erst ein
aufmunterndes Wort fagcn:
Nu kohmt do bloß... de Musi
kantens sün jo all do..."
Da kamen sie endlich. Es war wie
immer...
Das alte Nun danket alle Gott"
erklang. Die Musikanten hatten aber
bereits ein paar Nächte hintereinan
der auf Hochzeiten gespielt und wa
ren müde. Es klang dünn und ohne
Freudigkeit ...
Auch der Vers wurde stockend und
unsicher hervorgebracht. Das junge
Lormädchen hatte nicht ordentlich ge
lernt. Sie hatten ja doch überhaupt
erst im letzten Augenblick daran ge
dacht, dem Herrn die Krone zu brin
gen. Irgend jemand von den Neu
modischen und Klugen hatte nämlich
gemeint, diesmal sei ja der Ber
Pächter zugegen und dem gebühre
alle Ehre... Aber damit war der
alte Hofmeister nicht einverstanden
gewesen. Er hatte darauf bestanden,
daß die alte Sitte gewahrt werde.
' Georg Roth freilich würde gern
darauf verzichtet haben. Seine Au
gen brannten und sein Gesicht wäre
sehr blaß gewesen, hätte es der Son
nenbrand nicht dunkel erscheinen las
sen. Er sal an seiner Mutter, die
seine vierzehnjährige Schwester an
der Hand hielt, vorüber... nach der
schlanken, schönen Frau hin, die wohl
ihrer güldenen Krone entgegcnträum
te..'. Helga Wellbergs Antlitz zeiate
keinen glücklichen Ausdruck. Es sah
kalt und verschlossen aus. Ihre
Blicke waren starr auf die Erntekrone
gerichtet, die bedenklich in der Hand
der verlegenen Darbringen schwank
te... Ihre Gedanken liefen irr im
Kreise umher ....
Sie fühlte einen schmerzhaften
Druck an den Schläfen, als liege
dort schon jener andere schwere Rei
sen, den sie als Fee im Prolog nach
her tragen werde.... Ein paarmal
griffen die Hände dorthin, als muß
ten sie die Last fortschicken . . . Ein
mal merkte sie dabei, daß Georg
Roths Augen auf ihren Fingern hlzf
tetcn Sie verlor die müde Gleichgültig
keit. Das Blut stieg über ihr rot
und heiß empor. Wie das Brausen
schwerer goldener Kornwagen rausch
te es vor ihren Ohren. Die Worte
des einfachen Mädchens, die ihr bis
jetzt nichtZ als ein klingendes Sausen
gewesen, kamen ihr plötzlich zum
Verständnis.
Sie merkte auf... hörte zu...
lauschte aufmerksam., verstand end
lich und lächelte.... Was stotterten
die zitternden Lippen da verschämt
und ungeübt hervor:
Wir wünschen so von Herzen gern
Für unsern guten, jungen Herrn,
Daß eine Hand sich finden mög'.
Die diese Krone in seine leg'
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Tas Pnnnlrr beherrscht immer noch die Mode. Zo natürlich war tS, daß
dem Pannicr der drapierte Rock folge,, würde, daß nieinand überrascht ist, ver
sci,icdcimrti,ie Tarstelliinsirii der Idce bei den besten Modellen in amt zu finden,
lrclche für Herbst- und Winterstevrauch hervorgebracht wurden. In dem yicr abge
bildeten Tamtrock, dessen scharf zugespipe Halb-Tchleppe beinahe flach auf dem
Boden liegt, ist die Bölliakeit an den Leiten nach hinten zu zusammenarzo??n ,
und trägt dazu bei. die graziösen Trapcrien zu bilden, welche durch einen breiten
Tireiscn im Platze gehalten werden. Tie Taille auS weihgeftreiftem Mauve
Chiffon, mit weifjem Tatinkragcn unti Manschetten, harmoniert in reizender
Weise mit dem Samtrock.
Damit die gnäd'ge Frau Mutter schau
Noch ihres lieben Sohnes Frau...
Sie sahen einander alle erstaunt
an . . . Niemand begriff so recht, was
geschehen war...
Helga Wellberg hatte der
Rednerin die Krone entrissen und
hielt sie dem Manne entgegen, der sie
über alles liebte...
Sie mußte das tun, alle Ber
nunftsgründe waren mit einem
Schlage verstummt. Nur ihr Herz
schrie, daß er sein Recht haben woll
te... Sie empfand dumpf, daß unter
den goldenen, schweren Aehren dieser
Erntekrone eine versteckte Distel un
barmherzig in die feine Haut ihrer
Finger stach . . . sie empfand auch,
daß sie nun im ganzen Leben nie
mals eine juwelenglitzernde Krone
tragen dürfte... Und dennoch war
sie glücklich, als sie Georg Roth in
die Arme riß mit ihrer gesegneien
Erntelast ...
Ein Schweigen war rings umher...
Eine heilige Stille, als wenn in der
Kirche das Vaterunser gebetet wird...
Da hob plötzlich de: Meister der
Musikanten das große Horn an den
Mund und stieß mit voller Kraft
hinein, und auf allen Gesichtern mal
te sich die Freude über diese Tat. Und
die Burschen faßten die Madcken um
die Taille und drehten sich mit ihnen
im Tanz...
Die Stcphanskronr.
TaS T'i: bol des KönigSleichs Ungarn
und seine Bcrgnngcnhcit.
Unter den Jnsignien des Kaisers
von Oesterreich nimmt neben der
Wenzelskrone als 'Symbol dcS Kö
nigreichs Böhmen besonderes Jnteres
se in Anspruch die Stephanskrone (A
Magyar Szent Korona). Sie trägt
ihren Namen nach dem ersten König
von Ungarn, Stephan I., dem Heili
gen (997 1038), es war der Sohn
des Herzogs Geza, Urenkels des er
sten Großfürsten der Magyaren, Ar
poid, und um 975 geboren. Ur
sprünglich Wajk geheißen, ward er
zwischen 985 und 990 wahrscheinlich
durch den Bischof Adalbert von Prag
getauft und erhielt dabei den Na
mcn Stephanus.
Nachdem er sich mit der bayerischen
Herzogstochter Gisela vermählt hatte,
zog, er zahlreiche Deutsche nach Un
garn und zwang nach seiner Thron
besteigung die Heiden init Feuer und
Schwert. Christen zu werden. Er er
richtete eine Reihe von Bistümern,
darunter das Graner Erzbistum, und
verschiedene Klöster. Stephan nahm
den Königstitel an und ließ sich mit
der von Papst Silvester II. ihm ge
sandten Krone am 15. (17.) August
1001 krönen. Seitdem muß jeder
ungarische König mit ihr gekrönt wer
den. Sie befindet sich nebst den
übrigen Rcichsinsianien in der könig
lichen Vurg zu Ösen, einem stolzen
Bau ans der Zeit Maria Theresias,
in einem besonderen Gebäude, das
in der Obhut einer eigenen Krön
wache steht. , .
Die heutige Stcphanskrone besteht
aus zwei Kronen: der lateinischen
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und der byzantinischen. Die lateini,
sehe: zwei sich kreuzende Bügel über
einer Goldblechhaube, bildet den obe
ren Teil und stellt das vorhin er
wähnte Geschenk des Papstes dar.
Unten schließt sich als Diadem oder,
Kopfrcif die zweite, mit Edelsteinen
geschmückte und mit pyramidal an
steigenden Zinken auf der Vorderseite
versehene Krone an. Sie ist eine
Spende des oströmischen Kaisers Mi
chacl VII. Dukas an Geza J. im '
Jahre 1075. Erst eine spätere Zu
tat ist neben der Haube der Krone
auch das auf dem Schnittpunkte der
beiden Bügel stehende Kreuz, da
durch seine schiefe Stellung ausfällt.
Man hatte seinerzeit, als es galt, die
Krone an der erwähnten Stelle zu
beseitigen, keinen Anstand genommen,
ohne Rücksicht auf die Dekoration
durch die Bügel der Krone ein Loch
zu schlagen; hierbei wurde das alte
lateinische Emailbild des segnenden
Erlösers unterhalb der Stelle, w
dieser die segnende Rechte erhebt,
durch Anbohren zerstört. Im Laufe
der Jahre ist die Oesfnung durch
Fall oder Druck vergrößert worden,
und infolgedessen hat das Kreuz sei
nen Halt verloren. Davon rührt die
schiefe Stellung des Kreuzes her. die,
nun schon seit Jahrhunderten beste
hend, gewissermaßen historisch gewor
den ist, so daß man sich die Ste
phanskrone ohne das schicfstehende
Kreuz kaum denken kann.
Durchaus irrtümlich ist es, diese
abnormale Stellung auf die Schick
,sale der Krone während der Revolu
tionszeit zurückzuführen, wie es viel
fach geschieht. Die StepHanskrone,
die mehrmals entführt wurde, lag
nämlich während der unruhigen Iah
re 1849 bis 1853 bei Orfova in
einem Sumpfe auf Kossuths Veran
lassung vergraben. Im Jahre 1853
erst 'wurden die bereits verloren gege
benen Kroninsignien wieder aufge
funden; über der Stelle, wo sie, ver
borgen waren, erhebt sich jenseits der
bei Orsova in die Donau mündenden
Cserna die zur Erinnerung daran er
baute Kronkapelle. Zu erwähnen ist
noch, daß auf den Darstellungen deS
ungarischen Staatswappens die Ste
phanskrone dessen Schild bedeckt, -
Von den in Ontario gezogenen
Trauben werden zwei Drittel für den
Tafelgebrauch, und nur ein Drittel
zur Weinfabrikation verwandt.
Die Ausfuhr von Fabrikpro
dulten aus den Ver. Staaten wird
dieses Jahr zum ersten Male di
Summe von $800,000,000 überschrei
ten, .r 1
Durchschnittlich begehen
fast viermal mehr Männer als Frau
en Selbstmord.
Ein Hering legt jedes Jahr ca.
300,000 Eicr ab, eine Seezunge unge
fähr eine Million, ein Stör drei
Millionen, ein Flunder sogar sieben
Millionen. ,
Nur um den Bedarf an Holz
schwellen für di Eisenbahnschienen zu
decken, müssen alljährlich gegen 240.
000 Hektar (000.000 Acres) Wald
gefällt werden.' -