Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 14, 1912, Image 7

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' yna plissierte Röcke wieder
Ä werden, wird Uberschlanken
yjfo Damen gewiß sehr angenehm
A. Wenngleich die Rocke den Ein
Zuck machen, angepaßt zu sein, sind
,4 doch nur slul glatten Bahnen zu
'ammengesedt und erhalten erst dann
orm. wenn sie dem Gurtbano ausge
tzt sind. Der Miederroc! bleibt noq
,ne Wen venen. aoer nane
ik versucht auch wieder der Gürtel
mit Schnalle sein Recht zu behaupte.-,.
un wenn nicht alle! trligt, wird ei
lni auch geling, da der Taillen
schliß wieder auf seinen normalen
VlaXzuriickzukehren scheint.
2i Jadeit werden durchschnitt
lich 2eV-32 Zoll lang gearbeitet, also
wieder Vinger al bisher. Andere Ab
weichungn zeigen sie aber nicht. Auch
der Mittu bleibt ein paar Zoll über
der Taillei'linie durchschnitten. Ein
Merkmal de irektoirestilS sind die
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-raaichen Schoßteile, die stark
geschj.t werden, und die Stehum
itatfrSi. Viele jino vom vievom
Mluranz besonders beeinflußt.
der Hüte wäre zu. fa
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'7r.irolZe Vui xur :cacgmu
a1"-; .
"gebracht bleibt. Dage
' 'ysn?rtnt Menge kleinerer
d, welche sehr hoch sind, an die
krektoirezeit erinnern und unter dem
Namen Robespurrehut gekennzeichnet
werden. Sie werden entweder mit
Marabu-Samt oder Tülltufs oder
mit Reiherfedern garniert. Um den
Hut selbst wird ein Band gelegt, das
gemustert bevorzugt wird, aber auch
glatt recht wirkungsvoll sein kann.
Was die Pelzmode anbetrifft; so
Werden echte' Pelze in diesem Winter
'eurer sein als je. .Schwarz, und
weiß" heißt die Losung. Skunks und
Hermelin sind die beiden Arten, de
nen man eine herrschende Rolle pro
phezeit, da Zobel seiner Kostspielig
Zeit wegen für eine solch kaum in
Betracht kommen wird. Auch schwar
ist und weißer Fuchs wird sich gro
er Beliebtheit erfreuen und beson
rö zu Adendmanteln viel verarbeitet
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kerben. Ebenso wie Zobelpelz bleibt
auch Chinchilla sietS elegant und mo
dein, doch wird dieses zartgraue. em
Pfindliche Rauchwerk von Jahr zu
Jahr seltener und daher teurer. Die
immer noch sich behauptende Pelzstola
. in diesem Jahre sehr breit. Her
melin gilt als das bevorzugte Rauch
. Werk dafür? doch präsentieren sich
' die neuen Stolen in ununterbrochener
schneeiger Weiße, nur mit einer Ab
schlußfranse von Schwänzchen der
zierte Während Maulwurfspelz. Seal
und rötlichgelber ffuchS für ftolaar
t' ' Kragen und Garmerungen von
V J .teln Überhaupt nicht in Frage
, men. wird Silberfuchs außeror
'7.::'.ch im Gunst stehen. Auch hie
r Nrn diz Preise entspreche
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hoch sein. Für ganze Mäntel und
Jacken, die um die Taille ui uno
nach unten zu enger gearbeitet wer
den. wäblt man mit Borliebe Breit
schwänz und nimmt zur Verbrämung
schwarzen FuchS. Die Aermtt an
Pelzgewändern z eigen ausnahmslos
Kimonoscknitt. ' und bellkarbiaer. ae
mustertet Samt dient als Futter und
bildet die Aufschlage.
DaS in unserem ersten Bilde (Fig
1) dargestellte hübsche Nachmittags
kleid auS dunkelgrünem Cröpe-Me.
teor. zeigt auf Taille und Rock eine
iebr wirkungsvolle Anwendung von
Besatz auSStickerei in kontrastierender
Farbe, und ein tiefes Schulterjoch
und Aermel-Auffchlage aus icywere?
Ecru-Spitze. Eine Reihe von nop
sen lcbliekt die Bluse ein wenig links
von der Mittellinie und findet ihre
Fortsetzung aus der Tunila. aber
rechts von der ZHütt. Aus eigensar
biaem Atlas iffid die RevcrS und die
Streifen auf den Aermeln, sowie die
llmsaumung der Tunika.
Reizende Handstickereien in den der
iv:
schiedensten Mustern findet man heuer
sehr viel an den Lingerie Artikeln
l . wn t l ? .
r 'coveoamen. uni,cre Allvitoung
lFia. 2) zeigt ein Nachtgewand, bei
welchem diese Stickerei in dreieckigen
Dessins angebracht und in geschmack
voller Weise mit BalcncienneS-Spitze
kombiniert ist. Der Stoff ist feiner
.Nainfook', und in der Taillenlinie
ist durch den Spitzenemfatz ein schma,
les Atlasband gezogen.
Velour in einer weichen Schattie
rung von Braun wurde alö Stoff
für daS im nächsten Bilde veranschau
lichte Kleid für ein Mädchen von 12
bis 14 Jahren verwandt, bet welchem
als Besatz der jetzt so beliebte schot
tische Seidenstoff zur Anwendung
kam. AuS diesem besteht daS Joch,
die Einfassung der Manschetten und
die Einsätze am Schluß der Bluse
und des Rockes. Kleine, mit brau
nem Atlas überzogene Knöpfe und
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Schlingen verzieren Bluse, Aermel
und den unteren Teil de RockS.
Auch in diesem Jahre sind die wet
chen Filz und VlourHüte wieder
außerordentlich beliebt, besonder die
letzteren, zumal sie gegen Regen,
Staub uno Druck gefeit sind und
die Trägerin der Benutzung der lä
stigen langen Hutnadel entralen kann.
Besonder begehrt sind Hüte aui
Velour in zwei Tonschattierungen.
Der hier (in Fig. 4) abgebildete ist
grün, die aufgerollt Krempe mit
schwarzem Samt eingesaßt und die
Krone mit einem mattschwarzen Le
derband umgeben, mit einer Gold
schnalle auf der rechten Seite.
Foulardfeide mit weißem Grund
und blauen Streifen wurde für die
zunächst (in Fig. 5) vorgeführte Bluse
verwandt, die zu einem Nachmittag
Tailleurkleid getragen wird.DerSchnitt
ist Kimonostyl, mit breiter Schulter
falte, doch ist der obere Teil der
Bluse mit den Aermeln au einem
Stück geschnitten, infolge dessen die
Streifen auf dem Oberteil horizontal
laufen. Die Schulterfalten und Aer
mel sind mit großen, viereckigen
Knöpfen besetzt, die mit hellblauer
VI.
Seide, mit den Streifen im Foulard
harmonierend, überzogen sind. Au
derselben Seide sind die Manchetten,
der Gürtel und Einfassung des Spit
zenkragens gefertigt.
Das im letzten Bilde (Fig. 6) dar
gestellte unpretenziös: Kleid kann
aus irgend einem weichen Wollenstoff,
aber auch auS Seide oder Samt ge
fertigt werden. Die übers Kreuz ge
schnittene Bluse ist auf der Schulter
ein wenig bauschig gehalten, die lan
gen Aermel mit einer über die Hand
fallenden, weiteren Manschette verse
hen. Den Halsausschnitt füllt ein
Schild aus Spitze und Seide, ver
ziert mit Knöpfen. Der Rock weist
einen bescheidenen Panier-Effekt auf
und ein Seite der Bluse und der
Tunika ist mit einer Spitzenrllsche be
setzt. Der schwarze Samtgllrtcl hat
links eine große Rosette.
Ruinen in Grönland.
In Grönland hat der Däne Daniel
Bruun mit öffentlicher Unterstützung
Forschungen ausgeführt, die zur Auf
findung von Ruinen zahlreicher
Wohnstätten aus alter Zeit geführt
haben. Besonders im Gebiete der
Kolonie Godthaab wurden interessante
Ruinengruppen entdeckt, die auö der
Zeit der sogenannten Nordmänner
stammen. Die Eskimos zeigten sich
anfangs nicht sehr willig, dem' For
scher Aufklärungen zu geben, weil sie
offenbar fürchteten, die Weißen möch
ten die Untaten ihrer Vorväter, die
die Nordmänner ausgerottet haben,
an ihnen vergelten. ' Nach Beseitigung
dieses Vorurteils gegen die Absichten
des Fremden waren aber di: EskimoS
außerordentlich nützliche W P, eiser.
Historische Ueberlieferungen und
Eskimosagen lassen denn auch gar
keinen Zweifel mehr darüber bestehen,
daß die erwähnten ehemaligen Be
wohner dieser Gegenden Grönlands
durch vom Norden her einwandernde
Eskimos vertrieben worden sind. Der
Kampf zwischen den beiden Rassen
mag im 15. Jahrhundert stattgefun
den haben. Im Amerakikfjord hat
man Funde gemacht, die auf den
Kampf schließen lassen. Die Nord
männer scheinen schon auf Verhältnis
mäßig hoher Kulturstufe gestanden zu
haben. Zahlreiche Knochenfunde in
den Ruinen der alten Gehöfte lassen
die Tatsache feststellen, daß die Nord
männer sowohl Pferde und Küh? als
auch Schafe und Ziegen gehalten
haben.' Bruun und seine Begleiter
fanden auch den Ort in Anstmanna
dal. wo Nansen und Sverdrup sich
das Segeltuchboot herstellten, in dem
sie nach Godthaab ruderten. Zur Er
mnerung an Nansen errichtet Bruun
hier einen Stein mit der Jahreszahl
1888. Auf einer Tasel vor Godt
haab fand man Hans EgedeS' erste
Wohnstätt. über deren, Lage man sich
y&t
e.r getauscht hat. ,,
N ch e.
Cin Nov.klcttk, von Tlaumwt Vletvil.
Malwine stand vor Berthold uns
blickte ihn mit ihren hellen Frieses
äugen durchdringend an. Also du
willst reisen... zu deiner Erholung.
an den Rhein..." sagte sie anschei
nend ruhig, ohne die Stimme im ge
ringsten zu heben, und wandte sich
mit einer gleichgültigen Gebärde vvn
ihm ob. öl ob sie genug gesehen hät
te. ES lag eine unbeschreibliche Ver
achtung im leisen, gleichmäßigen
Klang ihrer Worte.
BertholS Rohde kannte diesen
Gleichmut... und wußte auch genau,
wa Malle dachte: Du sinnst aus
Verrat, mein Lieber! DaS Blut
stieg ihm bis in die Stirn. Und der
Atem wurde ihm vor Erregunz
knapp, als er nach kurzem Schweigen
antworten wollte.
?? batte Malle wahrend dieser Ge
sprächSpause genau betrachtet. Denn
jede ihrer Mienen, ihrer Gesten war
ausdrucksvoll oftmals mehr als
ein deutlich gesprochener Satz. Wie
sie sich so halb umdrehte, den Kopf
mit den starken rötlichblonden Zöpfen
im Nacken, die Schultern ein wenig
hochgezogen; wie sie die wenigen
Schritte ging, als ob sie eben einen
Minister in Ungnade entlassen hätte;
wie sie sich endlich in einen Sessel
neben dem runden, mit Büchern be
deckten Tisch niederließ, scheinbar
aufmerksam die künstlerische Auöstat
tung eines Bändchens besah und da
bei ein . paarmal kaum merklich
schluckte, alS hätte sie nach einem Lös
sei Medizin noch etwaS Bittere! im
Munde behalten. DaS alle redete
eine stumme, doch durchaus nicht miß
zuverstehende Sprache.
Sie ist nicht hübsch und keine!
falls, wie ich mir meine Frau vor
stelle! dachte er seit seiner Bekannt
schaft mit ihr zum ersten Male, alS
er ihr fchmales blasses Gesicht mit
der in der Mitte ganz wenig gebucke!,
ten, edlen aber etwaS zu dünnen Na
se, den kaum sichtbaren blonden
Brauen, den fast weiß bewimperten
grauen scharfen Schlfferaugen heim
lich musterte. Aber er dachte eS nur,
weil er es denken wollte. Bisher
hatte ihm das rassige Aeußere, die
schmale, sehnige Knabengestalt fei
ner Freundin, nie mißfallen. Malle
war eben Malle, eine so klar aus
geprägte, geschlossene Persönlichkeit,
daß der Kenner kein Haar an ihr
hätte anders wünschen mögen und
als unberechtigten Eingriff empfand.
wenn sie sich die bleichgoldenen, zur
Hautfarbe übergehenden Haarringel
aus der Stirn strich.
Malle... begann Berthold und
suchte verlegen nach Worten, lediglich
Worten ...
Denn sie sah ihn nun ihrerseits
so kühl aufmerkend an, daß er sich
erst recht verwirrte. Und' auch sie
prüfte seine Erscheinung genau,
allerdings nicht zum ersten, sondern
zum vielhundertsten Male. . Denn er
war schön. Nochmals berauschte sie
sich, wie sonst stets, an seinen großen
dunklen naiv blickenden Augen-, an
dem lebendigen Glanz seines vollen
braunen welligen Haares; der tadel
losen Linie, in der die roten von
seidigen Schnurrbart beschatteten
Lippen aufeinanderreimten; der läs
sigen Grazie seines ein wenig wcib
lich weichen und vollen Körpers. Ei
ne Schönheit hatte sie vor ihm vor
auS: die schlanken, schmalen, festen
Hände. Und als sie jetzt die seinigen
mit ihren plumpen Fingern und Na
aeln betrachtete, überlief sie wie schon
früher zuweilen, ein ganz leichter
Widerwille. Und doch hatte sie ge
rade diese rein animalischen Hände
an ihren Mund pressen und mit
Küssen wahnwitziger Leidenschaft be
decken mögen!
Sie tat es weder jetzt noch je,, hat
te sich nie fortreißen lassen, wenn ihr
Berthold einen feiner warmen Be
grüßungs- oder Abschiedskllsse aus
die nicht prüde verweigerte Wange
druckte: aber sie hatte sich lächelnd zu
rückgezogen, sobald er, das berhät
schelte' Muttersöhnchen der Liebling
der alteren Schwestern und aller
Tanten und Basen seiner ganzen Fa
milie, zärtlich werden wollte, wie er
es zu Frauen von klein gewohnt war.
Das würde, mußte ja alles kom
men... Bis dahin hieß es, weise
sein...
Inzwischen trieb sie ihn zur Ar
beit. (Denn er könnte, obwohl be
gabt, stets einen Sporn brauchen.)
Sie suggerierte seiner leicht beetn
flußten Natur den Fleiß, den sie
selbst besaß und übte. Wenn er sie
in Vorlesungen oder auf der Biblw
thek wußte, in ihre kulturhistorischen
Studien vertieft, die sie belletristisch
verwertete; wenn sie, sich dazwischen
in einer freien Erfindung aus
spannte", dann kam auch er sich hin
term Schreibtisch und dem Aktenstvf'.e
nicht bemitleidenswert vor. So be
stand er, was eigentlich' niemand von
ihm erwartet hatte, sein letztes juri
ftisches Examen auf den ersten An
hieb, nachdem er lange gezögert hat
te. Aber seit er Malle kannte, ging
er vorwärts, vorwärts! Schließ
lich konnte er sich am Orte nieder
lassen. Und seine Familienverbindun
gen und gesellschaftlichen Zusammm
hänge eröffneten ihm Aussicht auf &
nügende Praxis. Warum follte er
jetzt, und gar, da er nicht ganz unver
Lüklldwar nicht. Giraten? Belon
der, wenn ein unabhängig dostebn
de Mdchen da Ihre dazutat?
Malle blasse Gesicht rötete sich
bei solchen Gedanken sanft. Und wenn
sie an Sonn und Festtagen mit Bee
thold die gewohnten AuSslüge .zur
Belohnung guter Führung während
der Woche". Winter mit Rodel und
Schneeschuh, unternahm, wozu sie den
bequemen Gefährten auch erst müh
sam gewöhnt hatte, war sie auögelas
sen wie ein Backfisch; stet indel
sorgsam auf ihren Ruf, auch vor sich
selber, bedacht.
Ach. sie hätte nicht ängstlich sein
dürfen! Niemand verfolgte sie m'.t
übler Nachrede, denn alle kannten sie
ja: diese ernste, starke, zielbewußt
strebende Mädchen. Ganz auf sich
selbst gestellt. Nicht mehr in der al.
lerersten Jugend. Mit den Nerven
eine Bergführers und dem sehnigen
Körper eineS vierzehnjährigen Jun
gen. Malle war Malle. Guter Ka
merad. Mehr nicht. Und nicht we
Niger. Sie allein erschien sich al da
junge Weib, da in einem Punkte
ebenso empfand wie jedes grundlo5
kichernde, errötende, Unsinn fchwat
zende Mädel.
Auf ihren weiten Wanderungen
redeten sie und Berthold ohne Ende.
Der Stoff ging ihnen nie aus. Beide
waren Naturfreunde. Und Malle lehr
te Berthold scharf beobachten. Von
der Heimat kamen sie auf die Frem
de. Immer reisten sie in der Einbil
dung miteinander. Aber besser alS
der Schwärm der Touristen. Abseits
von der Straße gelegene Köstlichkeit
ten der Natur und der Kunst, suchten
sie auf und fanden auf selten betre
tenen Pfaden die schönsten, merkwür
digsten Plätze. Malle führte gewöhn,
lich. Denn sie wußte von solchen Din
gen ein gut Teil mehr als Bertholt
Dafür folgte sie ihm in feine Be
rufsangelegenheiten. Besonders, al)
sie ihm in seiner jungen Selbständig
keit Lebensfragen wurden. Er hatte
bald keine Geheimnisse mehr vor ihr,
Und sein Amtseid galt ihr gegenüber
nicht. Solche Vertrauensseligkeu
lag in seiner Natur. An einem an
dein hätte Malle sie als Schwäche
bezeichnet ...
Sie würde auch wohl seine advoka
tischen Winkelzüge, deren er sich kei
nesweg zaghaft bediente, nicht gebil
ligt haben. Bei Berthold freute sie'S,
wenn er seinen Klienten irgendwie
aus der Falle zu helfen wußte. Und
sie zergrübelte sich mit ihm den Kopf
unl einen Ausweg. Sie besaß die
Klugheit und Verschlagenheit vieler
Rotblonden, ein uralt teutonisches
Erbe. Bertholb staunte oft über ihre
Findigkeit auf einem ihr fremden
Gebiet.
In der letzten Zeit hatten die bei
ven ncy fall aus chlieniict mit ei-
nem Ehescheidungsprozeß beschäftigt.
Der Gatte war nach dem, was er
Berthold als leichtsinniger Plauderer
halb wider Willen anvertraut hatte,
durchaus das Lamm nicht geweien.
das er vor Gericht darzustellen wuß
te. Der Anwalt verwunderte sich
zuweilen baß über die wohlgespielie,
gutmütige Harmlosigkeit seines Kli
enten, wenn das Ehepaar vor den
Schranken zu erscheinen hatte. Di:
Frau dagegen, gekränkt, verbittert,
mißtrauisch gemacht, tat sich durch
ihre Aufgeregtheit unversehens Scha
den, wenn ihre armen, durch Jahre
mißhandelten Nerven dem peinlichen
Fragen und Bohren bei den Verhö
ren und dem lächerlichen Gleichmut
ihres Gatten nicht standhielten.
Schließlich wurde sie denn auch, als
an Einbildungen leidend, ins Un
recht gesetzt und entmündigt. Der
Gatte gewann den Prozeß.
Während Berthold Malle über daZ
Urteil berichtete, beschlich sie ein
widriges Gefühl. Arme Frau!
Sie. Malle, hätte Berthold nicht noch
den Rucken, der sich leicht bog, star
ken dürfen. Im Gegenteil verfechten
müssen, was sie tzt klar . als rech
erkannte.. Es. legte sich etwas wie
Schuldbewußtsein auf ihr Gewissen.
Und eine die Urteilsfähigen selten
trügende Vorahnung von Vergeltung
erhob drohend den Finger gegen sie:
Du sollst nicht falsch Zeugnis able
gen..." Waren BertholdS Spie
gelfechtereien zu Gunsten des Gatten
nicht solch ein Falschzeugnis" gewe
sen? Und hatte sie. Malle, ihm nicht
die Waffen wählen helfen? Malle, die
Klügere. Scharfsichtigere und deshalb
Verantwortlichere?
Bald vergaß sie indes, was sie ta
gelang bedrückt hatte. Sie mußte zu
viel an etwaS andere! denken. Denn
sie wartete heimlich wartete längst
auf das Wort, das nun doch endlich
gesprochen werden mußte. Das ihrer
klugen Zurückhaltung ein Ende be
reiten sollie und eigentlich schon im
Freudenrausche über daS erreichte
Ziel. BertholdS Selbständigkeit hät
te hervorbrechen müssen. Das Wort,
das die beiden fürs Leben aneinander
band. .
, Statt dessen stand Berthold jetzt
vor ihr und sprach ihr von dieser
Reise ohne sie zu den rhei
nischen Verwandten
Und sie erinnerte sich plötzlich eines
blutjungen, lachenden, dunkeläugigen
Gesichts, eines' weichen, zierlichen
Persönchens, um dessentwillen sie vor
zwei Jahren mehrere lange Sonnta
ge auf BertholdS Begleitung verzich
ten mußte, weil er sich dem Gaste sei
ner Eltern, dem kleinen Büschen"
nicht entziehen durfte Damals ver
svürte sie arimmiae Eifersucht. Aber
nachher war alle wie vordem. Uno
sie hatte bet q gelacht: da ind...
Und vergaß diese Kind und die m
seinetwillen erduldete Pein bald...
.Malle." wiederholte Berthold. .wir
sind Freunde gewesen, die besten,
treuesten ... und werden e stet blei
den..." Da kam ein wenig un
ewik berau und schien so
Überflüssig! .Leb Wohl. Malle! Aus
fröhliche, Wiederfehen!" Er leg.
te, wie sonst fchon nicht immer!
den Arm um ihre Schultern und küß
te sie einmal; diesmal jedoch auf die
nickt verwciaertcn kalten Lkvven. Sie
spürte: der Judaskuß! Gleich dar
auf ging Berthold.
Eine Woche lang wandelte Malle
wie im Traume umKer. füklte ibre
Glieder kaum, dachte nicht, ober duck
te sich gewissermaßen innerlich und
wartete nur. Dann fiel der Schlag.
Bertbold selbst schrieb .seiner besten.
treuesten Freundin . bat um schwe
sterlicke Zuneigung für eine junae
Braut". Malle hatte siii, natürlich
längst gedacht
Malwine saß eine Weile mit dem
Briefe in der Hand wie betäubt da.
Trotz aller bösen Vorahnungen schien
Ihr Glaube an eine glückliche Zukunft
im Verein mit Berthold doch noch w
ein Fels dagestanden zu haben. Und
dieser Fels war nun mit einer alle
Sine lähmenden Wucht gestürzt und
in Trümmer gegangen.
AIS Malle zu sich kam. brach ihr
Temperament, daö sie längst gezügelt
geglaubt hatte, noch einmal auS dem
tiefsten Inneren hervor: die unbSn.
dige Leidenschaftlichkeit, von der ihr
die Mutter, vor Zeiten gesagt hatte,
daß solch wildes, tobendes Sichgehen
lassen Malle einst umbringen oder
doch fürs Leben glllcklos machen wur
de. Um dessentwillen die gütige Frau,
die weder Mensch noch Tier weh
ihr einziges heißgeliebtes Kind mehr
mals körperlich gestraft hatte, um
ihm .für später schlimmere Schmer
zen zu ersparen". f
Als der Parozismus auSaeta.'.
und Malle sich vom Teppich, auf den
sie sich geworfen, erhoben hatte, lebte
nur noch ein Gedanke in ihr: Rache!
Nach geraumer Zeit fiel ihr ein:
Deine Qual ist Dein Anteil der
Strafe für die an der geschiedenen
Frau geübte Perfidie. Auch jener
Aermsten bist Du Sühne schuldig.
So hast Du zwiefach Vergeltung zu
üben!
Berthold kehrte zurück und suchte
Malle auf: Sie war ein paarmal
nicht zu Haufe. Da blieb er gern
fort. Er hatte soviel zu tun . . . Sie
indes verschwand vollständig aus dem
Gesichtskreise ihrer Bekannten. &m.
de befaß sie ja nicht: all ihre war
men , Gefühle hatten Berthold gegol
ten. BertholdS Hochzeit stand vor der
Tür. Jener . Ehescheidungsprozeß
verschaffte dem jungen Advokaten
Namen und Aufträge. Berthold muß
te für die Dauer seiner Abwesenh'it
er wollte auch eine kurze Hoch
zeitsreise machen einen Vertreter
anweisen. Dazu waren die Wohnung
zu mieten und deren Wiederauffri
schung zu überwachen, die Aussteuer
in Empfang zu nehmen, dem Schnei
der stillzuhalten. Koffer zu packen
und inzwischen Sprechstunden und
Gerichtssitzungen nicht zu versäumen.
Kau daß Berthold zum Essen
kam. Dabei überflog er seine zwei
gewohnten Zeitungen, ein Berliner
und das Lokalblatt. So auch wenige
Tage, bevor er zu seiner Braut sah
ren wollte.
?..cv:. n,.:ri. mn- .
0Uumg uciiic ein iicl oa
Feuilleton der Berliner Zeitung. Ein
Name sprang ihm in die Augen.
Malwine Und ein peinliches
Gefühl uberschlich ihn. Was hatte
sie denn da? Eine Novellen: Ar
me Frauen..." Er wollte doch zu
sehen . . . begann mit Mißbehagen u
lesen . . . Sein Essen wurde kalt, sein
Bier schal. Endlich ließ er in blei
chem Schrecken das Blatt sinken.
Was da erzählt wurde, war die
Geschichte seines berühmten Prozeß
ses. Anders, als er sie vor Gericht
vertreten hatte. So, wie sie sich aus
den leichtfertigen Aeußerungen seines
Klienten, des reichen Lebemannes,
in vertraulichen Stunden berauslesen
ließ. Wie nur Berthold sie kannte.
Und außer ihm Malle! Wenn
die Dinge so lagen, wie sie hier ge
schildert wurden, mußte jeder den
Mann verurteilen. Jeder unbefan
gene Mensch. Jedes Gericht. Geqen
die ' unbarmherzige Folgerichtigkeit
und Beweiskraft dieser Darstellung
ließ sich nicht aufkommen. Aber daß
sie überhaupt möglich geworden,
konnte der davon betroffene Klient
Bertholds nur der groben Jndiskcz
tion seines Sachwalters zuschreiben.
Und würde es voraussichtlich tun!
Das bedeutete für den Advokaten
Ehrlosigkeit. Ruin!
Am nächsten Morgen wurde der
Rechtsanwalt Rohde in seiner Woh
nung erschossen aufgefunden.
Der Sachverständige.
WaS sind Sie in Ihrem Jivilberuf.
Einjähriger?" -
.Chemiker. Herr Leutnannt!""
So. das trifft sich ja famoö. dann
können Sie jeden Taa in der Mann
schaftküche die Speisen kosten, ob sie
richtig gesalzen sind!" ;
t-
Für,'lkngrälier.
ri k NkslaurlrrunzSarbkl deß
A'vrmskr Tom tnidkckt.
Die umfangreichen Wiederherstel
lungöarbeiten am Wormser Dom, die
sich jetzt allmählich ihrem Abschluß
nähern, haben mancherlei nicht vor
auszusehende Ergebnisse gehabt: der
Dom hat auch seine unterirdischen
Geheimnisse preisgegeben.
Als bei der Zerstörung von Worm
durch die Franzosen 1689 auch daS
stolze romanische Gotteshaus in
ftlammen aufging, als dann t)ie tiefe
Brandschicht im Schiff ausgeglichen
und darüber ein neuer Fußboden auö
gebreitet wurde, da hatte sich der alle
Boden um ein halbes Meter erhöht.
Die Wiederherstellung der Ursprung
lichen Bodenfläche bot nun Gelegen
heit, die ältesten Schichten zu unter
suchen, bevor sie mit einem neuen
Plattenbelag bedeckt wurden. Funde,
die bei den Bodenuntersuchl'nqn im
Speierer Dom um 1900 macht wor
den waren, legten den Wunsch nahe,
auch in WormS nach den Gräbern der
geistlichen und weltlichen Würdenträ
ger zu suchen, die hier nach der ur
kundlichen Ueberlieferung oder nach
späterenBerichten ihre letzte Ruhestätte
gefunden .?tten. In allen Teilen
deS Domes, mit Ausnahme deS nörd
lichen Seitenschiffs, fanden sich auch
Bestattungen. Eine eigentliche geräu
mige Gruft unter der Kirche, wie sie
später für die Beisetzungen von Glie
dern fürstlicher Häuser allgemein üb
lich wurde, war aber nicht vorhanden.
Weitaus die meisten Leichm waren
hier wie in Speier in Stcinfarkopha
gen zum Teil römischen Ursprungs
oder in Holzsärgen einfach unter den
Boden des Gotteshauses versenkt. We
nige ruhten in ausgemauerten Grä
bern, und nur eine kleine Einzelgruft
fand sich im Ostchor.
Von ganz besonderer Wichtigkeit
erscheint nun eine Gruppe von Be
stattungen, die ein geschlossenes Gan
zeS darstellt und sich auch durch die
Stell . der Beisetzung auszeichnet.
Bei der Freilegung wurden unter der
Vierung die Grundmauern eineS Al
tarS aufgedeckt, der zweifellos als der
Kreuzaltar bezeichnet werden darf; an
dieser hervorragenden Stelle lag auch
im Speierer Dom ein Kreuzaltar, vor
dm. d. h. nach dem Kirchenschiff zu,
in Speier die Gruppe der Kaisergrä
ber, in Worms die der Vorfahren
und Angehörigen des falischen Kaiser
Hauses angeordnet war. Denn in
diesen Gräbern waren die Ueberreste
der in einer der Urkunden Kaiser
Konrads II. ausdrücklich genannten
Gräber seines. Hauses . wiedergefun-
den, über deren Lage man ! bisher
nur Vermutungen hatte wagey dllr
fen. ?
Aber auch diese nur auf gefchicht
liche Erwägung gestützten Vermutun
gen bedurften erst der Bestätigung
durch sorgfältige anthropologische Un
tersuchungen, die den Beweis dafür
erbrachten, daß hier tatsächlich d
Saliergräber waren. Nach der Ur
künde von 1034 lagen vor dem
Kreuzaltar begraben: Kaiser Kon
rads II. Urgroßvater, Herzog Kon
rad der Rote von Lothringen, der
955 auf dem Lechfeld fiel, des Kai
serS Großmutter. ' Herzogin Judith
von Kärnten, seine Großmutter, Ma
thilde und Judith, die jugendliche
Schwester Konrads II. Dazu kommt
noch die im Jahre der Urkunde ver
storbene und nach der Ueberlieferung
im Wormser Dom begrabene jüngere
Mathilde. Anthropologisch festgestellt
sind die Ueberrcste von zwei vollkom
men erwachsenen Frauen, eines Mäd
chens von etwa 15 Jahren und eines.
Kindes. Bei einer Leiche konnte das
Geschlecht nicht mehr erwiesen werden.
Alle Leichen zeichneten sich durch un
gewöhnliche Größe aus.
Nimmt man an. daß die unbe
stimmbaren Skelette unv Reste die
einer Frau waren, so stimmt der an ;
thropologische Befund genau mit den
urkundlichen Nachrichten überein. Die
Ueberreste waren sehr stark verwittert,
erlaubten aber doch noch die einwand
freie anthropologisch Bestimmung.
Beigaben, die auf Stand oder Wür
den der Verstorbenen hätten hinweisen
können, fehlten; von den teilweise mit
Gold gestickten Gewändern konnten
nur kleine zusammenhanglose Stücke
geborgen werden.
Zu der der Salier kommt als achte
die Bestattung eines Bischofs hinzu,
kenntlich an dem beigelegten
Krummstab; es wird in ihr di Leiche
des Azecho, des Freundes des kaiser
lichen Hauses, vermutet. Daß der
eine starke Mann Konrad der Rote
ist, geht aus den Ueberresten des le
dernen Sackes hervor, in dem seine
Leiche vom Lechfelde nach Worms ge
bracht wurde.
In China sowohl wie auf den
Philippinen übersteigt die Nachfrage
nach Bauholz den Borrat bedeutend.
Unter den letztes Jahr nach
Kuba ausgewanderten 38,053 Per
sonen befanden sich nur 6993
Frauen.
Zwei Glatzköpfe. A.:
Amerika haben Sie auch bereist? Was
hat Ihnen denn da am meisten im
poniert?
B. (Temperenzler): Der Niagara
TOMM"-