Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 14, 1912, Image 3

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Ion ßffcba v. Ant Ib.
Traume schritt Ich durch ein alle
au.
ur nur bekannt,, läastvertraute
ZZimm!
LA tr-. rrt,;4t.1 wt.U ,,,, i,i,t (n tnnt
' JLUW ,iUIUUl mv i'", - .....
l)inn.
DT allen Weg zur H,imat fand tch
v pimnier.
, Nun sah icb dli'blich ollcl. wal die Reit
f In mir verdrängt, in frififjen Jarden
wieder, . .
xvfcM wart, die Ekele mir ss frei, so
, weit,
Doch Tränen nebten meine Zlunenlider;
Hier spielte ich nl Kind die Mut
tcrhand.
' tLlt Ieniie soraTüf) mririe ersten
r Prfiritt
Und auch den Psad in arten ich
nun sand,
Tie Lind.'n ragten n,i aus seiner
miffV.
Die Msenl,eke blühte ukrrreich,
st Ich füllt: bort wie einktmal meine
Qmbc,
f Vom Weiher strich der Eommerwid sa
l weich.
f Und slbendalocken klanaen vom Se
lande. . .
Tä rief tl leise: .Mutter!" Noch ein
mal
krklana e? schmeichelnd, . .. Aals ich'
selbst gerufen?
Ach wf,k" e nicht emvnr um Gar
?nial
Stieg ich die grauen. auSgetretneri
Stufen. . .
.Erwach doch endlich, Mutter I' Laut
es uang . . .
? schwmd der Traum, nd meine?
. indes Worte
Cie riefen mich au? einer Zeit, die
lana
verrauscht. . . Und leise sckloß sich eine
- ' Pforte.
Tas ZZrkmdknbuch.
CchuhhüttenhumoreS? von Aloii
, reich.
m
An einem bestimmten Nachmittag
hatte Fräulein Minna in einer Lau
be tti väterlichen Gartens eine kleine
Unterredung mit einem zungen
Mann, bei der sie demselben mehrere
" wichtige Fragen zur Beantwortung
vorlegte.
. .Und kann ich es auch glauben,
r, T i (nlririA IiflR Wffrh-
MSU IIUVf IVilinn( ...v.. w,.v
i forschte die junge Dame zunächst.
.Ueber alles!" entgegnete Alfred
mit dem Pathos der Liebenden.
Hast Du noch keine andere vor
Mir geliebt?" erkundigte sich Minna
weiter.
.Keine einzige!" beteuerte der jun
ge Mann, keine mein süßes Ap
felmäuschen!"
, .Der Gedanke, daß 'Tu schon eine
andere vor mir geküßt hättest, wäre
.für mich schrecklich!
Was glaubst Du denn von mir,
.wem Hühnchen!
Dann schwöre es!" sagte Minna
feierlich.
Herr Alfred war leichtsinnig ,ge
nug, diesen Schwur zu leisten und
ihn durch eine Anzahl von Küssen zu
besiegeln.
Bald nach dieser kleinen Unterre
dung flatterten die beliebten Druck
fachen in die Welt, die den Zeitge
nossen verkündeten, daß Herr Alfred
sich entschlossen habe, Fräulein Min
na für fein häusliches Herdfeuer zur
Hüterin lebenslänglich zu engagieren.
In den nächsten Wochen war. der
l junge Mann nun überaus heftig be
iFfchäftigt. Er mußte mit den Damen
zum Tischler gehen, um einer Konfe
tenz über das Speisezimmer beizu
I wohnen, dann wurde er zum Tnpe
zrerer gefuhrt, um die Tapeten für
den Salon zu prüfen. Auch schlepp'
te man ihn zum Leinwandhändler,
da auch die Kaffeetllcher und Ser
victten von verschiedenen Gesichts
punkten betrachtet sein wollten. Nach-
dem Herr Alfred noch mehreren an
deren Seschäfisleuten seine Aufwar
tu yatte machen müssen, kam end,
.scö der Tag der Hochzeit in die
nächste Nähe, was Fräulein Minna
eines Abends veranlaßte, die Frage
'mit Nachdruck aufzuwerfen, wohin
denn eigentlich die Hochzeitsreise ge
hen werde.
i Nur nicht zu weit!" erklärte Al
ifred, der von den Gängen und Be
suchen schon ganz erschöpft war. Am
Liebsten ' möchte ich mich in einem
j stillen romantischen Neste irgendwo
lin den Bergen von den Beschwerden
HdeS Verlobtseins ausruhen!"
Fraulem Minna fand den Bor
Schlag akzeptabel. Statt von Hotel
m Hotel zu jagen, wollte sie lieber
timr romantischen Rerainsmst
1e ersten Rosenwochen der Ehe ver-
1 iinaen.
VfSo kam es, daß der Herr und
Mau Lindemann einige Wochen spa
jter in einem poetisch-einsamen Tiro
ilerneste abstiegen und sich bequem ein
i mieteten. Herr Alfred war, wie er
s erklärte, in früheren Jahren schon
einmal hier gewesen, weshalb er alle
Hübschen Wege );nd Partien kannte.
nv v" c.uenerdoraenen. landwirt
Wiftlichen Schönheiten wußte. Kein
W ssttfall blieb unbesucht und keine
AI war so entlegen, als daß sie !
:$Si llnh Strmi PinSmrtnn nirhi Yinif
J ,. " ........,...
besucht hätten, um dort an der Quelle
Milch zu trinken.
" Das schönste heben wir unk aber
biS zuletzt auf!" erklärte Alfred seiner
jungen Frau, ich meine die Partie
oufs Eisjöchel."
Warst Du dort auch schon oben?"
.Selbstverständlich", erwiderte Al.
fred. dort habe ich meine schönsten
Jugkndekndrücke gesammelt im ?lavre
1Ö0.3 und dann 1905..."
) 2lt'i vielleicht gefährlich?"
.Nicht tm mindesten. Bit hinaus
immerzu ein tadelloser Neitweg!"
An einem prächtigen Morgen stie
gen Herr und Frau Lindemann zum
Eisjöchel hinaus. Wie aber da
schon mit den schönen Tagen in den
Alpen, geht, geschah ei auch am Tage
der t?tjöchelpc.rtie. daß sich mittazt
der Himmel mit bösen Wetterwolken
bezog und ein schlimme Gewitter
bevorstand. Mit größter Anstren
gung erreichten Herr und Frau Lin
bemann die freundliche Eiijöchelhütte,
tn öer sie Schug vor dem atmospha
rischen Ungemach fanden, ihre Klei
der trocknen konnten und den Be
schloß faßten, bei dem freundlichen
Hüttenwarte zu übernachten, um am
nächsten Tage zum Eisiocyel aufzu
steigen. Der Abend brachte noch zw
touristische Leidensgenossen. Der
Hüttenwart erhielt den Auftrag, die
Herrschaften pünktlich um drei Uhr
früh zum LoSgehen zu wecken. Als
dieser alpine Funktionär am nächsten
Morgen diesem Auftrage nachkam,
forschte Herr Lindemann vom Bette
auS als erfahrener Tourist nach dem
Befinden deS WetterS.
Schlecht sieht es. sehr schlecht!"
meldete der Hüttenwart. Es regnet
immer noch . . ."
Dann wollen wir mal ruhig wei
terschlafen . . .!" erwiderte Herr Al
fred Lindemann dem wackeren Sohne
der Berge und drehte sich auf die an
dere Seite, um die Schnarchmelodie
wieder aufzunehmen.
Als das junge Ehepaar um neun
Uhr in die Eßstube der EiSjöchel
Hütte 'raten, saßen die eingeregneten
Schicksalsgenossen bereits beim Früh
stück. Die Zenzi, die Hüttenkellnerin,
erklärte, daß es oft acht Tage reg
nete, daß eS aber dann immer be
stimmt fchön werde.
Mit einiger Verdrossenheit ergaben
sich Herr und Frau Lindemann in
ihr Schicksal, frühstückten zunächst
recht langsam und ausgiebig und ver
tieften sich dann in die Fremdenbü
cher und Zeitungen, die für Regen
tage und andere schlimme Gelegen
heiten in den Hütten aufliegen.
titau Minna studierte die heiteren
und melancholischen Randbemerkun
gen, in denen verzagte oder gut ge
launte Reiseleute und Bergfahrer ihre
Stimmungen ausgedruckt hatten.
Plötzlich hielt Frau Minna innc.
Starr richteten sich ihre Blicke auf
eine bestimmte Eintragung, die sie
mehrere Male las. Dann dachte sie nach
und mit fiebernder Hast ein anderes
Latum des Fremdenbuches. Sorgsam
prüfte sie Seite für Seite, bis sie
mied inne hielt und mit geröteten
Wangen in heftiger innerlicher Erre
gung die Eintragung vor sich las und
immer wieder las. Je,t entfuhr ein
halb unterdrückter Schrei ihren Lip-
pen. Herr Alfred stürzte herbei, ver
mochte aber seine Frau, die in herz
zerbrechender Weise .veinte, nicht zu
beruhigen.
Q ich unglückliche Frau..
stöhnte sie, seine Tröstungen zurück
weisend.
Herr Lindemann verdoppelte seine
begütigende Worte, ohne damit etwas
anderes zu erreichen, als daß sich
eine Gattin erhob, ihm unter Tr
nen einen fürchterlichen Blick zuwa:
und mit zürnender Stimme erklär
Geh' mir aus den Augen. Du Elen
der."
Die anwesenden Touristen versuch
en die junge Frau ebenfalls zu be-
ruhigen oder doch den Sitz ihres
Kummers zu erforschen.
Nach einiger Bemühung gelang es
hnen, aus Frau Lindemann die
Worte: Er hat mich schändlich ,6
rogen!" herauszubekommen.
Ich Dich betrogen" wieder
holte Alfred erstaunt, daS ist doch
Unsinn.
Hier sind die Beweise!" entqeq
nete Frau Lindemann, indem sie aus
vas Fremdenbuch wies.
Alfred erblaßte in diesem Augen
blick, denn es begann ihm der Ausam
menhang der Dinge klar zu werden.
Lies nur hier!" ergriff wieder
ferne Frau unter Tränen das Wort.
Hier: 28. Juli 1903: Alsred Lin
bemann, Bankbeamter, aus Wien
samt Fra. und hier: 14. August
1905: Alfred Lindemann. Bankbe-
amter, aus Wien samt Frau . . . Nun
sind wir aber erst seit vierzehn Ta
gen verheiratet ... wie kann denn das
sein ..."
Das ist ein anderer Lindemann,"
meinte einer der Touristen.
Ach ich kenne seine Schrift an
der Schlinge des großen L . . ." erwi
derte Frau Lindemann schluchzend,
worauf ein neuer Tränensturz auS
brach, der sie bewog, sich auf ihr Zim
mer zurückzuziehen.
.Und er hat mir geschworen, daß
ich seine einzige und erste bin!" wein
te sie im Abgehen.
Die Kellnerin Zenzi war eine
Person, die mit großem Scharfblick
die Situation übersah und aenua au
tes Herz besaß, um den Entschluß zu
fassen, die Angelegenheit in Ordnung
zubri,ngen. Darum folgte sie bald
der jungen Frau auf ihr Zimmer und
knüpfte dem Borwand, sich, um ihr
Befinden zu erkundigen, ein trösten
des Gespräch an.
Er hat mich belogen und betro
gen!" sagte Frau Lindemann, an
fangS jeden Trost zurückweisend.
Aber döl ischt jo zu oaner Zeit
a'wes'n, wo er Eahner net kennt a
habt Hut... No und deSmegn darf
ma an Mon do net alet
auilass!
Aft kriagn S' koan neu'n mehr.
. ..A Mon ischt a Mon und weg'n
dem bisserl Frempenbuach ischt' no
lang net 'fehlt. Da kann no der
beschte Ehemann werd'n . . .". gab die
vievere trolertn zu bedenken.
Frau Lindemann machte eine ah'
lehnende Gebärde, die aber die Zenzi
in ihrem BersöhnungSwerke nicht ent
mutigte. Sie setzte sich zu der Wei
nenden und fuhr zu sprechen fort:
Wissn'S junge Fra,'. wnS i tuan
tan tat. wann t ar.ial döselbige bei
mein Mon erleben möcht? I tat
sag'n: Alidann Du Lump. Du
schlechter. Du hast mi ang'logen und
mi betakelt! Aber derentwegen
so möcht t sag'n bischt g'fehlt
vran. wenn D glabfl. t laß mi viei
leicht von Dir scheiden ... Im Segen
teil! I verzeih' Dir Deine Schlech
tigkeit... Jawohl, daS tun t. aber
vom heutigen Tage an geht bei uns
a neues Regiment loS! Merk Die
daS! Weil Dv Di als lugerter und
unverläßlicher Mann erwiesen hascht,
werd' vom heutigen Tage an ich an
schaffen, wird alles nach mei' Willen
gehen... Hascht verstanden, Du
Lump? A so möcht i reden..."
Frau Lindemann hatte während
dieser kleinen Auseinandersetzung zu
weinen aufgehört und war den Ans
führungen den Zenzi mit großem In
teresse gefolgt.
Dann." fuhr die Zenzi fort, dann
tat i mein Mon streng halten. DaS
Wirtshaus und die Pfeifen möcht i
eahm abgewöhnen... Und wann er
amal übermütig oder gar widerspen-
stig tat. würd' i eahm die G'chicht
vom Malefizfremdenbuc unter die
Nase reiben. Dös möcht i. wie ge-
sagt, tuan tan. wann i an Ihrer
Stelle wäre..."
Frau Lindemann drückte ihrer
Ratgeberin dankbar die Hand, worauf
sich diese wieder in die Gaststube der
Eisjöchelhütte zurückzog . . .
Eine halbe Stunde später befand
sich schon Herr Alfred bei seiner
Frau. Niemand hat erfahren. waS
in dieser Stunde von dem Ehepaar
besprochen wurde und unter welchen
Bedingungen sich Alfred den ehelichen
Frieden erkauft hat. Aber in späte
ren Jahren kam es noch vor, daß die
Bekannten der Familie Lindemann,
wenn in ihrer Gegenwart kleine eye
liche Auseinandersetzungen stattfanden,
sich immer wunderten, daß die Frau
des Hauses mit dem einfachen Sah:
Alfred, denke an das Fremdenbuch
auf 'der Eisjöchelhütte! ihren Gatten
in Angst versetzte und zum Schwei
gen brachte...
JrnzseuUtvermut.
Vom Uebermut der Franzosen in
den Jahren 180 bis 1812 erzählen
die märkischen Lanrleute mancherlei
Geschichten. So sollen die Rothosen,
als ihnen in Hohenschöpping
Mohnsuppe vorgesetzt wurde, die die
überraschte Hausfrau nach sonst be
währier Methode durch Wasscrzusatz
zu sehr verlängert ' hatte, der Frau
den gefüllten Topf über den Kopf
gestülpt und hinterher sogar die Ha
velbrücke zwischen Hohenschöpping und
Stolpe an der Nordbahn aus Aerger
in Brand gesteckt haben. Ebenso
schüttete der bayerisch: Oberst Häßler
1812 der Frau des Amtmanns zu
Mühlenbeck in frecher Weife etwas in
den. Schoß, wofür er von dem mann
haften Eheherrn etwas unsanft an
die frische Luft befordert wurde.
Der Lübarser Kindel, eine sumpfige
Hcieoerunq beim gleichnamigen Dorf.
hat der etwas unsicheren Volkssage
nach seinen Namen davon erhalten,
daß die Franzosen dort ein Kind le
bendig begruben, das sie in einem von
den Bewohnern verlassenen Dorf fan-
den. Die Leute hatten ihr Hab und
Gut aus einen durch Busche verdeck
ten Hügel im Sumpf gerettet: die
beutegierigen Franzosen kamen aufs
leere Nest und ließen nun ihre Wut
an dem aus Ber
ehen zurllckgelasse-
nen Kinde aus. DaS arme Wurm soll
so herzzerbrechend gezammert haben.
daß die Flüchtlinge im Versteck tief
erschüttert waren und später den
Sumpf nach dem Kindel benannten.
Lieblicher, aber ebenso unwahrschein-
lich klingt die umgekehrte Sage, der
Kindel habe seinen Namen nach den
Kindlein erhalten, die der Storch
dort aus dem Sumpf holt. Wenn
das wirklich so wäre, so hätte man
ja in der zunehmenden Versandung
der mariischen Gewässer einen Grund
ur die Abnahme der Kinderzahl ge
unden.
Heimgeleuchtet,
Henry Ward Beccher war durch
einen scharfen Witz berühmt: oft er
hielt er aber auch geschriebene Pro
este. die er dann 'einer Gemeinde
vorlas und kritisierte. Eines Sonn
aas hub er also an: Ich muß Jh
nen ine seltsame Mitteilung bekannt
geben, die ich erhalten habe. Es ist
ein halbes Blatt aus einem Notiz
buch, auf dn nichts geschrieben steht
außer dem Wort Narr." Es kommt
ja wohl vor, daß ein Briefschreiber
einen Namen hinzusetzen vergißt.
aber das ist das erstemal, daß einer
einen Namen schreib! und den Brief
vergißt . . . ."
TZgNche Cmitj triifiac
TkrHkiratöschivindlkr.
Novell von Paul krst,
Auf einem Berliner Kirchhof
unter den Seubegrabenen auch
lag
ei
Bürger bestattet, ein Sottlermeister.
dessen Witwe, eine frisch Fünfzigerin,
täglich da Grab besuchte, etwa in
mal einen Topf mit einem blühenden
Geranium mitbrachte und eingrub,
oder mit einer Stickschere vertrock
nete Blätter von den anderen Blu
men abschnitt, mit einem zierlichen
Gießkännchen alle Pflanzen begoß
und dan eine Weile nachdenklich auf
einem kleinen Dänkchen zu Häupten
deS Grabes ausruhte, die Händ in
ven schoß gefaltet, den Witwen
Ichieier lang über den fleischigen Rllk
ken herunterhängend und daS volle.
blühende Gesicht nachdenklich auf daS
Grab gerichtet.
. Seit einigen Tagen schon hatte sie
einen Witwer bemerkt, einen Mann
gleich ihr in den besten Jahren, der
ebenso gewissenhaft, wie sie. sein Grab
betreute. Er war mager, etwa
vornüber gebeugt, im zugeknöpften
schwarzen Sonntagsrock und mit ei
nem Trauerflor um den Zylinder.
Als sie sich sahen, begrüßten sie sich,
der Herr zog feierlich feinen Zylinder
und verbeugte sich tief, fo daß die
Frau verlegen eine Art HofknickS
machte. Der Herr begann dann vom
Wetter zu sprechen, und wie den teu
ren Toten wohl sei in der kühlen
Erde, von den Kirchhofsdieb stählen
und den hohen Abgaben, die man an
die Kirchhofsverwaltling zahlen muß
te. Die Frau wischte sich rührt die
Augen, auch ihm kamen die Tränen.
Darauf holte er hinter seinem
Grabe eine Weißbierflasche vor und
ein großes Weißbierglas. erklärte.
oak bei der großen Hitze Weißbier
das gesündeste Getränk sei, und frag
te die Witwe, ob sie nicht einen
Schluck mit trinken wolle. Die Wit
we errötete und erwiderte auswei
chend, ihr seliger Mann sei ein großer
Freund von Weißbier gewesen; er ha
be einen Abend in der Woche gehabt,
wo er sich mit seinen Freunden in
einem Weißbierlokale getroffen habe;
auch die Frauen feien immer mitge
gangen, und indes die Männer Skat
gespielt, hätten sie ruhig da gesessen,
weil sie der Störung beim Spiel we
gen nicht hätten sprechen dürfen. Der
sremde Herr hatte sich indes neben sie
gesetzt auf das schmale Bänkchen. daS
Weißbierglas zwischen die Beine ge
nommen und die entkorkte Flasche
sorgfältig, damit die Hefe nicht mit
herauskam, eingegossen. Er belehrte
sie. daß es nur wenige Leute gibt, die
Weißbier richtig eingießen können.
Dann stellte er die leere Flasche zur
Seite, griff in die Rocktasche und
holte ein Fläschchen mit Himbeersaft
heraus. Es war guter Himüeersaft.
aus der Apotheke, nicht vom Drogi
sien. Er entleerte das Fläschchen bis
auf den letzten Tropfen in das schäu
mende Bier, korkte es wieder zu. steckte
es in die Tasche, reichte dann das
Weißbierglas mit beiden Händen der
Witwe und sagte befriedigt: So.
das ist die richtige Weiße mit dem
richtigen Schuß."
Die Witwe trank einen Schluck
und begann zu weinen. Ihr seliger
Mann hatte die Weiße auch immer
mit Himbeer getrunken. Das tut
jeder richtige Weißbiertrinker," sagte
der Fremde, und trank nun gleich
falls.
Die Witwe erzählte den Tod ihres
Mannes. Sie hatten ein schönes
Geschäft, der Mann arbeitete fast
nur für die Offiziere; sie hatten
keine Kinder gehabt und konnten sich
wohl, etwas leisten. Da war denn der
Mann auf die Idee gekommen, einen
LieblingZwunsch zu erfüllen; er hatte
immer Sattelzeug und Zaumzeug zu
arbeiten, aber andere konnten reiten
und fahren. Schon wie er noch Lehr
Iing war,' hatte er sich ein Pferd ge
wünscht. Nun besprach er sich mit
seiner Frau, und die war einverstan
den, und damit es nicht gleich auf
einmal so eine große Geldausgabe
sein sollte, hatte er ein Foh'le ge
kaust. Das war aber das Unglück
gewesen. Das Fohlen hatte er in
einen Statt getan, der im Nebenhaus
zu vermieten war, und hatte es sel
ber gepflegt und gut gefüttert. Seine
Freunde hatten ihm zwar gesagt, im
Stall könne man kein Fohlen auf
ziehen, das müsse auf die Weide, aber
er hatte immer seinen Kopf für sich.
Das Fohlen wuchs, aber eS ging
nicht in die Höhe, s,dern in die
Breite; aber auch daS machte auf ihn
keinen Eindruck; wenn jemand über
die Figur deS Fohlens fpoitete und
eS eine Schildkröte nannte, so wurde
er wütend, und schließlich zeigte er
es niemand mehr. Endlich war es
o weit, daß es eingespannt werden
onnte. Er borgte sich von einem
Geschäftsfreund einen leichten Ein
pannerwaqen, das Sattelzeug hatte
er schon längst fertig gemacht, in der
einsten Arbeit, und nun spannte er
an einem Sonntagnachmittag sein
Pferd ein. Die Frau genierte sich
zuletzt und fuhr Nicht mit, er aber
etzte sich aus den Kutschbock und ließ
die Peitschenschnur auf dem Rücken
deS Pferdes tänzeln. Dieses. daS
bis dahin noch gar nicht aus einem
Stalle gekommen war, wurde wild.
nahm den Kopf zwischen die Äeine,
riß ihm die Zug au? den Händen,
warf den Kopf zurück und lief lot
die Straße hinunter, die zum Glück
gerade ganz leer war. Wo die Stra
ße eine Biegung machte, raste ei ge
radeau, gegen eine HauSwand, brach
sich den Brustkasten, dk Gabel fplit
terte, der Sattler wurde in einem
Bogen nach vorn geschleudert, fiel
mit dem Kopf auf daS Pflaster und
war tot. Und nun hatte sie noch
solche Not mit der Lebenkversicherung
gehabt, die nicht zahlen wollte. Ge
gen eine Witioe sieht eben alleS zu
sammen, die hat nur Feinde in der
Welt.
Der Fremde sagte teilnehmend
.Oh!" und legte seine Rechte, die i.r
einem zu kurzen schwarzen Hand
schuh steckte, auf ihre Hand. Sie ließ
die Hand liegen, nahm in die andere
da Taschentuch und wischte sich die
starker rinnenden Tränen.
Nun begann der Fremde zu erzäh
len. Er sagte, daß er ein Schuh
machermeister in Treuenbrietzen sei.
dessen Frau in Berlin in der Klinik
nach einer Operation habe sterben
müssen.
Die Frau fragte ihn. wieviel Kin
der er habe, und er sagte, eine Toch
ter, die aber nun wohl bald hei
raten werde; denn wo etwas Geld
ist, da gehen die Mädchen ab wie die
warmen Semmeln.
So wurden die beiden nun mit
einander bekannt und fanden, daß
sie in besseren Verhältnissen lebten.
Inzwischen erhob sich ein kühUS
Lüftchen, und die Frau sagte, daß
man sich leicht erkälte, wenn man
durch die Erinnerung an all das
Traurige echauffiert sei: er stimmte
ihr zu. und so gingen die beiden aus
dem Kirchhof, nachdem der Schuh
macher die Weißbierflasche in die hin
tere Rocktasche gesteckt hatte: daS
Glas trug er, in einem Zeitungsblatt
eingewickelt, in der Hand. ES stellte
sich heraus, daß sie nicht weit von
einander entfernt wohnten und mit
derselben Elektrischen fahren muß
ten; so fuhren sie denn zusammen,
und als sie ausstieqen. da lud die
Witwe den Schuhmacher ein. er solle
nmen und eine Tasse
Kaffee trinken.
Nun ist es nicht notwendig, daß
wir im einzelnen alles weitere ver
folgen, es möge genügen, daß die
zwei sich verlobten. Der Schuhma
cher hatte einen tüchtigen Altgesellen.
uno es war nicht die Saison, so daß
er noch einige Tage in Berlin blei
ben konnte, wo er ohnehin Geschäfte
yatte. Er mutzte nämlich feinen Be
trieb vergrößern, eine Kurbelstevvma
schine kaufen, welche vielen Arbeitern
das Brot nimmt, und noch einiges
kleineres Gerat. Die Witwe fragt,
ihn. ob er auch mit Geld versehen
sei für die großen Einkäufe, denn
wenn man gleich bar bezahlt, so ha
man natürlich ganz andere Preise,
als wenn man mit Ziel kauft; er
war gerade in einer kleinen Verlegen
heit, hatte auch von zu Hause wenig
mitgenommen aus Furcht vor den
vielen Gaunern, die es in Berlin
gibt, und so half sie ihm denn mi
dreihundert Mark aus. Es machte
ihr eine große Freude, daß sie ihm
so behilflich fein konnte.
Nun war sie einige Tage lang nicht
auf dem Kirchhof gewesen und
schämte sich ihrer Herzlosigkeit; so
beschloß ,e, ausnahmsweise an er
nem Vormittag zu ihrem Grabe zu
gehen, und dachte sich dann, wenn sie
zu spät nach Hause komme, nur eine
Kleinigkeit von gestern aufzuwärmen,
da sie zum richtigen Kochen dann
keine Zeit mehr hatte. Als sie mit
iyrem zierlichen Gießkännchen zu ,h
reni Grabe kam. sah sie in einiger
Entfernung ihren Bräutigam sitzen.
sie erkannte ihn an der etwas ae
bückten Haltung, dem Zylinder und
zugeinopfien schwarzen Aock; er
wandte ihr den Rücken zu. und neben
ihm saß eine andere Witwe, mit
einem langen Schleier, die sich ver
traut an ihn lehnte und sich mit dem
Taschentuch die Augei trocknete. Sie
ergrimmte über die Schlechtigkeit die
ser Weibsperson, schlich leise von
hinten an die beiden heran und hörte
noch den Schuhmacher schließen: Die
sie blühend ihm gebar."
Da konnte sie sich nicht mehr hal
ten in ihrer Erbitterung, sie nahm
das Gießkännchen fest in die Hand
und schlug damit der anderen aus
allen Kräfter auf den Kopf. Diese
schrie auf und sprang in die Höhe,
auch der Schuhmacher sprang auf,
und wie er seine Braut sah, fing er
an zu zittern. Diese aber dachte an
nichts, wie an ihre Nebenbuhlerin,
griff die von vorn an. und da sie sich
verteidigte, fo geriet sie mit ihr i?
ein Handgemenge. Der Schuhma
cher ließ die beiden und entfernte sich,
so schnell er konnte.
Wie die Witwe wieder zu Hause
angekommen war .und alles bedachte,
fielen ihr Geschichten von Heirats
schwindlcrn ein, die sie- gelesen hatte.
Sie zog das schwarzseidene Kleid
an, ging zum Bahnhof. löste sich ein
Billett und fuhr nach Treuenbrietzen.
So sehr sie sich aber auch hier er
kündigte, konnte sie doch keine Nach
richt von ihrem Verlobten erhalten,
und es wurde ihr nun klar, daß sie
wirklich einem Betrüger zum Opser
gefallen war.
Nun ging sie zum Eingang des
Kirchhofs, wo eine Konditorei war.
Hier setzte sie sich an Fenster, be.
stellte eine Tasse Schokolade und
eine Portion Apselkuchen mit Schlag
sahne und wartete, daß der Mann
wiederkommen werde. Nach einigen
Tagen sah sie ihn; sie bezahlte schnell.
wo, ,, iquioig war, folgte ihm
durch viele Straßen, ging ihm nach
In sein Hau, stieg hinter ihm die
Treppen hinauf, und nachdem sie
gemerkt hatte, durch welche Korridor,
tür er ging, klingelte sie. Eine weib.
liche Person öffnete ihr, etwa drei
Kigjährig. abgehärmt, mit einer
spitzen roten Nase, die den Eindruck
einer armseligen alten Jungfer mach
te. Sie sprach nur ein paar Worte
un? vrangte sich ihr gleich nach in
die Küche, welche die Person mit
dem Mann bewohnte, deren Tür noch
vssen stand.
Der 7Nann hatte aber ihre Stim
me gehört und war in seiner Angst
unter daS eine der wackeligen Eisen,
betten gekrochen, die in der Küche
sianven.
Die Witwe löste ihre Hutbänder
und sah sich mit erhitztem Gesicht in
vem jämmerlichen, ober reinlichen
Raum um. Sie fragte: Sind Sie
feine Frau?" Die andere antwor,
tete: Er ist mein Vater, Mutter ist
genoroen. war ,hr gleich klar,
weshalb die Fremde gekommen war.
und so nahm sie die geflickte, saubere
Schurze vor das Gestcht und weinte.
Der Witwe wurde das Her, weich.
und sie begann, der anderen Trost
zuzusprechen. T,e aber schluchzte nur
und wiederholte immer: So mußte
es ia kommen, ich habe es ,a ge.
wußt." Nun ging sie an die Schub
lade deS KllchentischeS. nahm zwei
Jmanzigmarrituae, drei Taler, ei
nige Nickel und zwei Pfennig her
aus und legte daS Geld vor der
Witwe hin. Das ist noch übrig.
,agte sie. wir haben die Miete und
ben Backer bezahlt und den Budiker,
Das andere sind wir nocl, schuldig.
Die Witwe zählte daS Geld nach. eS
fehlten achtundsechzig Pfennig an
fünfzig Mark, und steckte eS in ihre
Mivkasche
Nun erzählte das alte Mädchen.
sle yaiien bei einem großen Schuh
machermeister Arbeit gehabt, der Va
ter. die Mutter und sie. und es war
ihnen immer gut gegangen. Jeden
Sonntagnachmittag hatten sie ihren
Kaffee gemahlen und in eine Düte
getan und hatten beim Konditor für
Dreißig Pfennig Streuselkuchen ge
raust und waren nach dem Gesund
brunnen hinausgegangen und hatten
da lyren Kaffee gekocht. Das hat
ten die Eltern schon getan, wie sie
noch klein war. da hatte Vater im
mer den Kinderwagen geschoben.
Mit einem Male hatte - der Chef
eine Kurbelsteppmaschlne gekauft, da
yatte er sur sie keine Arbeit mehr,
Nun hatte Vater überall nach Arbeit
gesucht, aber in seiner Branche hatte
er nirgend welche finden können; zu
letzt war er sogar Handlanger bei
den Maurern gewesen, wie ein Streik
war, aber da hatten ihn die anderen
als einen Streikbrecher so geschlagen,
baß er drei Wochen krank lag. In
zwischen war Mutter gestorben, die
hatte es nun gut, die brauchte das
Elend nicht mehr mit anzusehen.
Hier seufzte der Man unter dem
Bett, aber die Witwe war so ge-
spannt, daß sie nichts horte,
Das alte Mädchen selber hatte
auch allerlei versucht, sie hatte sogar
gedacht, sie wollte Modell stehen bei
den Malern, aber man hatte auch sie
nirgend brauchen können. So war
denn Vater nun so weit gekommen,
daß er auf den Kirchhof gegangen
war
Schon längst hatte die Witwe bei
der traurigen Erzählung mitgeweint
Wie die Tochter mit ihrer Geschichte
zu Ende war. holte sie die neunund
vierzig Mark und zweiunddreißig
Pfennig wieder aus der Geldtasche
und legte sie aus den blank gescheuer
ten Küchentisch. Aber wie sie nun
so dastand und fortgehen wollte, da
kam der Mann unter dem Veit vor
und sagte: Nein, das nehmen wir
nicht, ich bin ein schlechter Mensch
gewesen und habe Ihnen etwas vor
gelogen, lieber will ich ja. will ich
ja . . ." Er wußte nicht, wie er
eine Rede beenden sollte.
Die Witwe sank auf ihre Küchen-
dank zurück und rief weinend: Au
gust, weshalb haben Sie mir das
angetan?"
Hier nun erkannte der Witwer,
daß er sich mit der Frau noch aus-
prechen konnte. Er befahl der Toch-
er: Du gehst zum Bäcker und holst
für dreißig Pfennig Streuselkuchen."
Das Mädchen nahm ihr Tuch und
ging; und während die beiden nun
allein waren, sagte die Frau ihm, er
habe ihr gleich leid getan, weil er so
verlassen ausgesehen habe, und über
die Jugend seien sie ja beide hinaus.
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auch ehrlich, denn nur die letzte Not
und die Angst um fern armes Kind
hatte ihn ia getrieben; und dann
verlobten sich die beiden nochmals.
und wie die Tochter mit dem Streu
elkuchen zurückkam, da wurde die
richtige Verlobung gefeiert, mit Kaf-
ee uno nuqen.
. MWM
Ans dem Ct. Bkrohnrd.
Such lil dabin ist der niidern fin
fort gedrungen.
Der berühmte morderne Kom
fort", den die Hotelbesitzer zu ihrem
Ideal erhoben haben und auch auf
den Gipfel der Alpen bis zu 3000
Meter Höhe einführen, herrscht jetzt
auch an einem Ort. den man in frü
heren Zeiten als daS einsamste, weit
verlassenste Asyl anzusehen gewohnt
war. tn dem Hospiz auf dem Großen
St. Bernhard. Der Tourist, der heute
diesen von so vieler Romantik um
sponnenen Zufluchtsort besucht, sin
det hier sein gutes Essen, sein guteS
Bett mit schneeweißer Wäsche, findet
elektrisches Licht und Zentralheizung,
nicht nur in den großen Restaura
tionsräumen, sondern auch in den
meisten einzelnen Zimmern, wie in
einem Hotel. Und das einzig Unmo
deine in diesem Komfort der Neuzeit
ist. daß die Ausnahme nach wie vor
kostenlos ersolqt.
Poetische Seelen werden ohne
Zweifel bedauern, daß hier der alles
gleichmachende Geist der Gegenwart
auch an eine Statte gedrungen ist.
deren altgeheiliate Traditionen sonst
so wenig mit diesem Geist zu tun
haben: aber der Benutzer des Asyls
wird mit Dankbarkeit diesen uner
warteten Fortschritt begrüßen. Die
malerische Stimmung des OrteS lei
det ia darunter kaum, denn sie beruht
hauptsächlich auf dem Eindruck der
strengsten Abgeschlossenheit, den selbst
wahrend der schönsten Sommertage
da Felsenchaos hervorruft, von dem
sich daS Hospiz, ruhig und ernst, wie
eine kaum bewohnte Festung, abhebt.
Die berühmten Bernhardiner Hunde
ruhen noch immer als gravitätische
Wachtposten in der Sonne oder auf
dem Schnee. Treten wir dann hinein
in das Hospiz, so läßt nur die Güte
und Gastfreundlichkeit der Mönche die
Erinnerung aufleben an jene schönen
Legenden, die uns als Kinder ent
zückten, von diesem frommen Asyl
hoch oben, von den Hunden, die zu
Rettern der Verirrten werde.
Das Hospiz ist mehr und mehr
zu einem Touristenzentrum geworden.
das von vulen Leuten aller Klassen
und aller Stände besucht wird. Im
Frühjahr und im Herbst kommen die
Arbeiter aus dem Tal von Aosta und
den benachbarten Gegenden hierher.
die in der Schweiz und in Frankreich
Arbeit suchen. Dank der Fürsorge des,.
Hospizes finden sie auf diesem, toar
rend der Schneezeit so gefährlichem '
Wege die denkbar größte Sicherheit.
Am Fuße des Gipfels unterrichtet
das Telephon der. Kantinen daS
Hospiz jedesmal von dem , Durch
marsch der einzelnen Arbeitergrnppen,"
und diese Alpinisten wider Willen
können dann sicher sein, als Fuhrer
und Begleiter die treuen Hunde zu
finden, denen bisweilen sogar die
Mönche selbst sich anschließen, um
jede Gefahr zu verhindern.
In den Monaten Juli und August
ist dieses Wohltätigkiitsinstitut nur
noch für wenige ein Ort der Pilger
schaft oder der notwendigen Zuflucht:
die meisten betrachten es als ein bil
liges Hotel, in dem sie wenigstens auf
eine Nacht gute Unterkunft finden.
Diese unbedingte Gastfreundlichkeit
verursacht dem Großen St. Bern-
hardhospiz bedeutende Kosten. Es
nimmt jährlich 30,000 Personen auf,
von denen etwa 20,000 Touristen
sind. Es kann ohne Mühe 350 Perso
nen zugleich unterbringen, aber es
gewährt an manchen Tagen 650
750 Leuten Unterkunft. Die freiwilli
gen Gaben, die ohne jede Kontrolle. .
in den Opferstock der Kirche gelegt
werden, decken kaum ein Drittel oder
ein Viertel der Kosten. Ganze Fami
lien kommen, drei- bis viermal in der
Saison, um Samstag nacht hier
kostenlos Wohnung zu finden und am
Sonntag eine Partie zu machen. Die
guten Mönche wagen solchem Miß
brauch nicht zu steuern; sie wollen von
ihrer alten Tradition nicht abgehen.
Die iedcm Aufnahme gewahrt aller
dings. wenn nicht ungewöhnliche Ver
Hältnisse vorliegen, nur eine Nacht.
Indessen ist es bei diesem vermehrten
Zuspruch schwierig, das Budget im
Gleichgewicht zu halten. Das Hospiz
erhält keine offizielle Unterstützung;
die kleine Subvention, die es von
Frankreich hatte, ist ihm vor etwa
10 Jahren entzogen worden. Nur
dank bedeutender Schenkungen und
der beträchtlichen Einkünfte aus sei
nen Gütern kann das Hospiz heute
noch bei größter Sparsamkeit beste
hen. Wenn die Touristen fortfahren,
das Hospiz als ein billiges Verqnü
gungshotel in immer größeren Scha
ren zu besuchen, dann wird es ge
zwungen sein, feste Preise zu erheben
wie das Hosviz des Kleinen St.
Bernhard und oas Simplonhrspiz.
- Ein Jubiläum, wie es
l'M'i'M in-M Virtfly-if StaW
kitivu vuuvc, iviiii t v-r it
der Gastwirt Alwt Kr"ger in
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surften Johann Siqismud dem
Heinrich Kkber in Kamstigal neben
einem Stück Land usw. die Krugge
rechtigkeit in dem damaligen Dorfe
Pillau verliehen worden. Seit die-
sen Tagen ist das Geschäft immer in
nnnnterbrockener ftnln fi W!iin
Familie, die damals den Namen Krü
aer annahm, geblieben.
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