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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 8, 1912)
rZ j y 1 l r 1 T J-ÄjJI 'JJ?'tll' Der Cirrusreiter. , ,, .11. MI ,, immj.. ! ittttAl 44 71 7' F,, (92. Fortsetzung und Schluß.) Sie lueu te 0i,ien, tfrUH, vag Zch Sie rufen sollte! sagte er. Ja wohl, sind die Herren ngekom inen? trwiedertk Wildenau. Der eine Herr! Wut, ich lasse ihn ersuchen, näher zu lreten! Der eine Herr? Welcher eine Herr war das, dem Wildenau erlaubte, schon am srllhen Morgen seine Auf artung im Garten Salon zu ma chen? Lucie erbleichte, und auch is leth legte heimlich .die Hand auf'S Herz. So früher Besuch, Papa? konnte Lucie endlich mit Muhe und scheinbar pleichgiltig hervorbringen. Ja wohl, mein Kind, es ist der Vicomte d'Argenteull! antwortete Wildenau ruhig. Alfred! rief Lucie aufspringend. Alfred! Und das sagst Du mir erst jetzt? Nun. was ist denn Wunderbares dabei, daß er uns bei unserer Niick kehr seine Aufwartung macht, da wir doch nicht selbst zu ihm gehen können? Zagte der Gras Idelnd. Mein Gott Alfred! stammelte Lucie. jetzt in dem entscheidenden Au Anblick ihre TfaiTuna verlierend. 1 ) Mein Kind, sagte Wildenau, in V 'Dem für einen Augenblick der Gras er wachte, ich hoffe. Du wirst ihn freund lich empfangen. Er hat ti wohl um vn verdient! Lucie verstand diese ernste Andeu jung und suchte sich zu sammeln. LiS keth hatte sich ebenfall erhoben. Sie st,7.', in der Nähe der Thür und schien bereit, den Salon zu verlassen In diesem Augenblick öffneten sich iie Flügel der Thür und ein Herr trat m. mit ruhigem, sicheren Schritt, fester, gesammelter Miene. Er war ein wenig bleich, und sein Auge flog mit einem eigenthümlichen Blick durch das Zimmer. Tann machte er dem Grafen feine Verbeugung. Mein lieber Vicomte, tausend, tau send Mal willkommen in Schönruhl ' rief dieser, ihm die Hand entgegen streckend. Da ist Lucie. Erkennen ' ! l-5 Kind? . Aer Bicomte schien einige Worte sprechen zu wollen, dann wandte er sich f1j .Curie. Diese stand ihm gegenüber, tat Auge auf das Antlitz Alfred ge- richtet, in dem ein heftiger Kampf der Kampf des heißen Gefühls mit dem Zwang der Sitte sich malte. Es schien, als wolle Alfred eine Bewe gung machet, um sich zu verneigen, ober er konnte es nicht. Beide starr ten sich an. Dann streckte Lucie ihre Hand aus. Alfred! Alfred! Sie fuhr mit der anderen Hand nach den Augen. Ihre Thränen brachen stür misch hervor. 1 Und auch in Alfred sprengte die i Leidenschaft, die Seligkeit des Wieder I sehen! alle Fesseln der Convenienz. mit I denen er sei Gesübl zu umspannen i versucht hatte. Mitsein Rufe: Lucie! Sie sind es! eilte er auf sie zu und schien sie in seine Arme schließen zu wollen. Aber noch einmal ermannte 1 tr sich und stand dicht vor ihr still. ES schien, als könne er nicht begrei fen, daß dies Lucie, seine Lucie sei. Ihr seid Kinder und bleibt Kinder! kief der Graf, halb unwillig, halb be vegt und wandte sich zu Lisbeth. Ich hatte gehofft, Ihr würdet Eucb auf !ine vernünftige Weise wiedersehen. Aber nun möget Ihr es machen, wie 'Ihr wollt. Ich habe nichts dagegen. Kommen Sie, Lisbeth! Lassen wir diese Kinder allein. $ Er nahm den Arm seiner jungen ffreundin und verlaß mit ihr, um seine, Bewegung zurbergen, den Sa ion. & Auf dem Corridor begegnete ihnen kselbe Diener, der Alfreds Ankunft gemeldet hatte. Er wollte sprechen, der der Graf kam ihm zuvor, f Jch weiß, ich weih! sagte er. Bitte, ehen Sie in Ihr Zimmer, Lisbeth, ttd bleiben Sie dort; Sie thun mir nen Gefallen damit. Sollty, Lucie 1 Ihnen summen wollen, soweisen Jie sie zurück. Sie, kann sich mit Äsfred begnügen. Ich hole Sie bald .b. : Lisbeth fühlte einen leichten ,hnungsvollen Schauer durch ihre Glieder rieseln, als der Graf ihr die Hand drückte. Dann ging sie lang fam nach ihrem Zimmer. . Inzwischen trat Wildenau in den Empfangssaal, in welchem zwei Her i ren ihn erwarteten. Der eine von ihnen, flei-t, von nervigtem, rüstigem i Aussehen und mit weißem Haar, trat sogleich auf Wildenau zu und scbüt kette ihm die Hand. Der Andere bt 'f grüßte den Grafen mit einer ernsten Verbeugung. Er trug einen einfachen ichwarzen Anzug, und sein Gesicht hatte einen eigenthümlichen strengen Ausdruck, der nur durch den hellen L . . stf f a l . . rianj cer äugen gemuoerl rouroe. ) i,:5eirie Züge, von ungemeiner Regel Ü ?. " f. 1 1 L Jr W t ... . , - lf. maßigien uno Lcyonyktt, waren oie jenigen eines reiferen Mannes, der viel erlebt und viel gedacht hat. und ihre Strenge verlieh jener Schönheit einen eierkichen erhabenen Ausdruck, der )ai Gemüth ergriff und bewegte, ohne rgend einen Nebengedanken zu er iDtdtXt -- t.'fcl'lL, - . - i mSüimmA WCSfBBiT .rtliUiwWi ,.,,,,,,,,, ' .. i..m .1 0 fi tkß. Willkommen, Graf Werner! sagte Wildenau ihm die Hand reichend. Willommen in Schönruh! Wie lange habe ich mich auf diesen Augenblick ge freut! Nun, er ist endlich da und ich danke Gott dafür. Wollen Sie LiS beth sprechen? Sie ist in ihrem Zim kiier I Soll ich sie rufen? Lassen Sie mich zu ihr gehen! ant wortete Werner. Sie hat ein Recht, mich zu erwarten. Aber noch noch weiß ich nicht, welche Antwort sie mir eben wird. Sie berief sich auf Ihren viath Und mein Rath bestand darin, daß ich sie bat, nur ihrem eigenen Herzen zu folgen, unterbrach ihn Wildenau. Gehen Sie zu ihr, Graf Werner, die dritte Thür recht klopfen Sie an. sie wird glauben, ich sei ei selbst. Er öffnete die Thür bei Empfang! saaleS und deutete den Gang hinab, um Werner den Weg zu zeigen. Dieser zögerte. Eine deutliche Un ruhe malte sich auf seinem Gesichte, da kurz vorher noch wie auS Eisen ge formt schien. bie wirb erschrecken: tagte er. Wenn sie dennoch So gehen Sie nur. Sie thörichter Mann, rief Graf Wildenau. Haben Sie deshalb tausend Gefahren und dem Tode getrotzt, um vor einem Mäd chen zu zittern? Ein wehmüthiger Zug spielte um die Lippen Werner'i. Sie schienen das Lächeln längst vergessen zu haben. Nun, mit Gott! sagte er, einen tiefen Blick auf den Grafen werfend, und ging. Er klopfte an die bezeichnete Thür. Eine Stimme rief leise Herein." Werner stutzte. Er erkannte sie kaum. Damals war sie ein siebenzehnjähriges Mädchen gewesen an jenem Abend bei der Cerulli, an jenem Morgen fei ner Flucht hatten Aufregung, Eifer sucht und Leidenschaft sein Auge ge blendet jetzt sah er sie plötzlich tief erröthen in der ganzen Fülle ihrer sanften Schönheit die hohe Gestalt, das himmelklare, blaue Auge. daS reiche goldene Haar sie schien ihm wie eine verklärte Traumgestalt, wie ein Ideal. Aber er durste nicht zögern. Lis beth hatte nur den Tritt eines ManneS gehört, sie hatte geglaubt, es fei der Graf, der komme. Der unerwartete Anblick Werner'S trieb ihr daS Blut in'S Antlitz, dann nach dem Herzen. Sie erbleichte. Zu viel Glück zu diel für sie! Werner's Braut seine rechtmäßige Braut! Bis zu diesem Augenblick hatte sie gezweifelt, daß er kommen würde, hatte sie geglaubt, Graf Wildenau spreche absichtlich so wenig darüber, um ihr keine allzugro ßen Hoffnungen 'einzuflößen. Und nun war er da, er selbst. Sie zitterte, sie wankte, ihre Augen schlössen sich. AIS sie sich sammelte, sand sie sich in Werners Armen und sah ihn vor sich auf die Kniee sinken. Er sprach, er beschwor sie. er flehte leidenschaftlich um Verzeihung. Sie hörte seine Stimme, sie fühlte seine Hand. Es war kein Traum mehr: Es war Wirklichkeit. Unterdessen gingen zwei alte Herren mit sehr zufriedenen Mienen im Park auf und ab und sprachen sehr lebhaft mit einander. Zuweilen blickten sie nach den Fenstern des Schlesses, ob sich denn da noch nichts blicken lasse. Aber nichts zeigte sich. Die Schelme lassen lange auf sich warten, sagte Gras Wildenau scher zend. Nun, ich verarge es ihnen nicht. Sie sind lange genug getrennt gewe sen. Wer doch auch noch so jung und so glücklich wäre! So ist es uns Bei den nicht ergangen, Hasselstein! Ihre Oly.i.pia starb und meine nun Sie wissen, daß die Baronesse Wertheim die Gattin Ihres Bruders wurde! Ich weiß, ich weiß! sagte Hassel siein. Es gab selbst ein Gerücht Ein nichtswürdiges, verleumderi sches Gerücht! unterbrach ihn Graf Wildenau lebhaft. Marie war treu, wie ein Engel. Sie liebte mich, da weiß ich, und erst jetzt begreife ich dik ganze Qual, die sie erlitten, jetzt, da ich weiß, welch' ein Mensch ihr Gatte gewesen, den ich damals kaum kannte. Nein, ich habe sie nur selten wiederge sehen und ihr dann kaum die Hand gedrückt. Aber diesen Werner, ich liebt ihn, als er noch ein Knabe war. ich liebte ihn um seiner Mutter willen, ich ließ ,hn nie auS den Aug'n, es war mir. als sei er mein eigener Sohn. Denn ich wußte ja nicht, daß ich eine Tochter besaß, ich wußte nicht, daß ich trotz des Berlustk Marien? noch hätte glücklich lein können! Ich zirstörte selbst mein Glück durch die wahnsin nige Ängstlichkeit, die mich überfiel, als jene Schurken Anna Borczewska verleumdet hatten. Er schwieg und fhr sich mit der Hand iiber die Stirn. Lucie soll es wo mogltcy me ersah ren oder erst nach meinem Tode! fuhr er dann fort. Ja, Werners Mut ter und Anna Borczewska sind die einzigen Frauen gewesen, die ich wahr haft geliebt habe. Ich hatte Werner adoptnt, wenn er von seinem Vater enterbt worden wäre. Und.,wesbalb löaltche nverl, oll um Werner! willen, hab ich Likbeth zu mir genommen? Sie versprachen mir darüber Aus schluß! sagte Hasselsleln. Ausschluß? O, der ist sehr klar und einfach, antwortete Wildenau. Ich hatt Werner beobachten lassen von klein auf. ich kannte Alles, wa er that, ich kannte auch seine Neigung für Lit beth. Später, al Werner da Schloß verließ, o!l ich ihn au dem Gesichte verloren, wollte ich mich Lisbeth an nehmen, denn ich hörte, ihr Vater habe sie verstoßen. Breitenseld führte sie mir zufällig wieder zu. Ich wollte sie auf jeien Fall an mich fesseln, an mich binden, denn sie gesiel mir; ich er kannte sogleich ihre große Seele, ihr ernstes, tiese Gemüth. Ich wollte sie für mich ganz allein haben, um sie ganz nach meinem Gefallen bilden zu können. Was mir dabei vorschwebte, weiß ich selbst nicht genau. Nur wollte ich Lisbeth sest an mich ketten, denn ich ahnte den Einfluß, den sie später auf Werner gewinnen würde. Sie sollte mir dazu dienen, ihn an mich zu fesseln, zu mir zu locken. Er sollte sie von Neuem lieben, vielleicht durch Eifersucht gereizt werden, und sollte sie dann aus meiner Hand empfangen. Genug, es war ein seltener Plan, der erst im Verlauf der Zeit Form und Bestimmtheit erhalten konnte. Hasselstein drückte ihm die Hand und sie gingen in das Schloß zurück. Zwei Jahre sind vergangen. Wer ner ist der Gatte LisbethS. Sie woh nen einen Theil des JahreS auf dem Hssselsiein. einen anderen Theil auf einem großen Gute in Thüringen, da Graf Arnold Hasselstein gekauft hat und bewirthschaftet, und einen dritten Theil des Jahres in Berlin. Jetzt ist es Sommer. Werner und Lisbeth sind von Thüringen nach dem Hasselstein gekommen, begleitet von dem Grafen Arnold, und bald nach ihnen sind Wildenau und der Vicomte d'Argenteuil mit seiner reizenden Ge mahlin eingetroffen, die für gewöhn lich in Schönruh wohnen, denn dem Grasen Wildenau ist es unmöglich, sich von seiner Tochter zu trenmn. Werner ist der Abgott der Gegend. Er hat das Majorat und den Titel Graf angenommen. Aber er lebt, wie ein gemeiner Mann," das heißt, wie ein einfacher Mann, er arbeitet wie ein solcher, ist beschäftigt von Morgens früh bis Abends spät. Sein Zimmer ist einfach, wie das eines Bürgers, feine Wohnung ist eben so einfach, er ist oft der Erste im Schlosse, der sich Morgens erhebt, oft der Letzte, der sich schlafen legt. Wenn der einfachste Hir tenbube auf dem Schlosse erkrankt, und man weckt ihn nicht wäre et auch um Mitternacht wenn irgend ein Unglück geschieht und man theilt eZ ihm nicht sogleich mit. so wird der jenige. der die Versäumniß verschuldet, sogleich entlassen. Das ist die einzige Strenge, die er kennt. Seine Kasse ist allen wahrhaft Hilfsbedürftigen nah und fern geöffnet. Er betrachtet sich nur als den Mandatar seines großen Vermögens, das einst, nach dem Tode seines Oheims, ein ungeheures sein wird. Lisbeth ist glücklich neben ihm. Werner selbst ist glücklich. Niemals fliegt mehr ei Schatten über feine Züge. Es ist Mitternacht. Die ganze Ge sellschaft verläßt den Balkon, von dem sie hinausgeschaut in das monderleuch tete Hasselthal und dem Gesang der Nachtigallen gelauscht. Sie sagen sich herzlich gute Nacht und jeder geht in sein stilles Zimmer. Bald schläft Alles. Da ertönt ein einsamer Schritt durch daS stille Schloß. Es ist der alte Georg, der seine Runde macht, nach wie vor. Der alte Mann ist schwach sinnig geworden. Er hält den alten Oheim Hasselstein für den Grafen Wilhelm und nennt Lisbeth Frau Gräfin. Er hat nie glauben wollen, daß es seine Tochter sei. Er .behaup tet, seine Tochter sei im Himmel, und manchmal will man ihn in seinem Zimmer leidenschaftlich und inbrünstig den Namen Lisbeth haben rufen hören. Alles, was er kennt, ist seine Pflicht, und wie immer wandelt er jede Nacht durch das einsame Schloß. Werner hofft, ihn noch zu heilen. Aber wer kann sagen, ob der alte Mann glücklich sein würde, wenn er die Gegenwart begriffe. In seiner Starrheit, mit seinen eisernen Grund säken würde er, der alte Diener des Grafen Wilhelm, dielleicht niemals den jungen Grafen lieben lernen, wenn er sich noch jener Nacht erinnerte, in der Werner ihm im Schlosse begegnete würde er vielleicht Lisbeth. nach der er sich jetzt vergebens sehnt, dennoch der dämmen, wenn er sie als Gräfin vor sich sähe. Maa er doü selbst Nero nicht leiden und schlägt nach ihm, wenn er ihn sieht eingedenk jener Nacht. Aber Nero kümmert sich wenig oar"m. Er xl den größten Theil deS Tages in der Kinderstube und spielt mit dem kleinen Arnold Hasselstein. (Ende.) NeneAtzeichnung. .WaS haben Sie für eine Beschäftigung?" Ich besuche Versammlungen und mache noch in derselben Nacht die Be richte darüber für die Morgenzei tungl" Also so eine Art literarischer Nacht wäckterl' , i- vman XrtbAnc. U.iesq, Den . Ter N,man eine Llelbtschas tigten. Bo O. Hcnr. Pilcher. Prokurist bei der Makler lrma Maxwell, gestattete seinem ür gewöhnlich unbeweglichen Gesicht einen Ausdruck leiser Neugier und Ueberraschung, als gegen halb zehn Uhr sein Prinzipal in Begleitung der jungen Stenographin hastig ein trat. Mit einem flüchtigen .Morgen, Pitcher" nahm der Chef einen An lauf auf seinen Schreibtisch zu, alS becibfichtige er, iiber ihn hinwegzu setzen und tauchte dann in einem großen Wust von Briefen und Tele grammen unter, die da für ihn be reitlagen. Die junge Dame war seit einem Jahre Maxwells Stenographin. Ihr hübsche! Aeußere war durchaus nicht stenographisch. Sie trat nicht pom pös wie eine Pompadour aus, schmück te sich nicht mit kostbaren Nadeln und Armbändern, und machte durchaus nicht den Eindruck, als ob sie sich vom ersten besten zum Nachtessen einladen ließe. Sie trug ein graue Kleid von einfachem schnitt, aber eZ schmiegte sich welch und anmutig um ihre schlanke Geswlt. Auf ihrem net ten, schwarzen Turbanhut saß be scheiden keck eine goldgrüne Papa geienfeder. Am heutigen Morgen lag etwas Sanft und Schüchtern, strahlendes über ihrer Erscheinung In ihren Augen war ein verträum. ter Glanz, aus ihren Wangen ein warmes Rot. und in ihrem Blick leuchtete glückliches Erinnern. Pitcher, der immer noch eine leise Neugier verspürte, bemerkte, daß sie heute ein verändertes Benehmen zeig te. Anstatt gleich ins Nebenzimmer zu gehen, in dem ihr Pul stand, hielt sie sich zögernd in dem äußeren Kontorraum aus. Einmal trat sie leise an MazwellS Schreibpult, nahe genug, daß er ihre Anwesenheit hatte bemerken müssen. Aber waS jetzt hier an dem Pult saß. dcis war kein Mensch, sondern eine Maschine, ein emsiger New For ker Börsenbetrieb, von surrenden Rädern und sich abrollenden Spulen in Bewegung gesetzt. Na was gibt's? Wollen Sie waS von mir?" fragte Marwell barsch. Die geöffneten Korrespondcn zen lagen wie ein Haufen Theater schnee auf seinem übervollen Schreib tisch. Die scharfen . grauen Augen mit dem unpersönlichen, gleichgüln gen Blick sahen ungeduldig zu ihr auf. Nein, nichts", entgegnete die Sie nographin ind trat mit einem leisen Lächeln zurück. Mr. Pitcher." wandte sie sich an den Prokuristen. ..hat Mr. Maxwell gestern etwas davon gesagt, daß er eine neue Stenographin braucht?" Hat er", entgegnete Pitcher. Ich sollte eine besorgen. Gestern nachmit tag telephonierte ich an das Vermitt lungsbureau, daß sie für heute früh eine Muflerauswahl herschicken sollen. Jetzt ist's gleich ein Viertel vor zehn, und noch hat sich nicht ein malen scher Hut gezeigt." Dann mache ich die Arbeiten wie gewöhnlich," meinte die junge Dame, bis sich je mand findet, der sie übernimmt." Und sie ging an ihr Pult und hängte den schwarzen Turbanhut mit der goldgrünen Papageifeder an den ge wohnten Platz. Wem das Schauspiel versagt blieb, einen beschäftigten Manhattan-Mak ler während seiner Hauptbörsenzeit zu beobachten, der taugt nicht für den Beruf de Anthropologen. Der Dichter singt von der vollgedräng ten Stunde reichen Lebens". Die Stunde des Börsianers ist nicht nur dollgedrängt, sondern die Sekunden und Minuten baumeln noch von al len Seiten über die Umschnürung hinaus. Und für Harvey Maxwell war's heute ein besonders lebhafter Geschäftstag. Der Börsentelegraph begann ruckweise den Kurszettel her unterzuklappern, das Schreibtischte lephon litt offenbar an einem chro Nischen Ansall von Schnarren. Das Bureau füllte sich mit Männern, die dem Makler über die Barriere hinweg bald in freundlichem, dann wieder in verärgertem, gehässigem, ausgeregtem Ton allerlei zuriefen. Eilboten stürz ten herein und wieder hinaus mit Depeschen und Schlußscheinen. Die Schreiber sprangen geschäftig umher, wie Matrosen auf dem Schiff bei Sturm. Selbst Pitcherö Mienen verrieten so etwas, wie lebhaftere Anteilnah me. Auf der Börfe herrschten wahre Orkane; es gab da Bergrutsche und Schneestürme. Gletscher und Vul kane; und im Bureau deS Maklers fanden jene elementaren Erfcheinun gen eine Wiederholung im kleinen. Maxwell schob mit einem Ruck sei nen Stuhl zurück und schien sich in einen Spitzentänze! zu verwandeln; er hüpfte vom Telegraphen zum Te lephon, vom Schreiber zur Tür mit der Behendigkeit eines Akrobaten. Inmitten dieses immer lebhafter werdenden Treibenh trat in das Ge sichtsfeld deS Börsistners plötzlich ein mächtiger Schöps goldblonden Haa res, das sich unter , einem wippenden Baldachin von Samt und kurzen Straußfedern kjervgrdränqte. und ei- ne imitiut CealllniaS jieÜH litittj crtobrr 1012. Perlenkette, deren jede einzelne die Größe einer Haselnuß hatte, und die nahe cnn Boden, in einem Herzen ihr Ende fand. Au dieser Ausrüstung gehörte eine recht selbstsicher austre tende junge Dame; und Pitcher lag e ob. ihre Anwesenheit zu erklären. Ein Fräulein von der Sten? graphen Agentur, da sich für die Stellung meldet." Maxwell wandte sich, die Hände doller Zeitungen und Depeschenstrei sen. halb herum. WaS denn für 'ne Stellung?" fragte er stirnrunzelnd. Als Stenographin", entgeanetc Pitcher. .Sie gaben mir ja gestern den Auftrag, bei dem Vermittlungs bureau anzuklingeln, damit sie heute früh gleich jemand herschicken." Sie sind nicht bei Trost. Pitcher". gab Maxwell zurück. Wie käme ich dazu. Ihnen dergleichen aufzutca gen? Miß Leslie hat sich meine volle Zufriedenheit erworben in dem Jahre, daö sie hier ist. Sie bleibt in ihrer Stellung, solange sie will. Wir haben keine Vakanz, mein Frau lein! Ziehen Sie den Auftrag bei dem Bermittlungsbureau sofort zu rück. Pitcher. und lassen Sie keine mehr vor!" Der Ansturm und daS Tempo der Geschäfte wurden immer dringender und rascher. Am Boden lagen vie Kurszettel dr Pgpicre. in denen Maxwells Kunden spekulierten. Kauf und Verkaufsaufträge kamen und gingen so rasch wie Schwalbcnfliig. Einige seiner eigenen Worte waren gefährdet, und der Mann arbeitete wie eine unter Hochdruck siehende Ma schine. deren Leistungsfähigkeit auf das größtmögliche Maß angespannt ist im Entschluß, Wort und Han dein bereit und prompt wie ein Uhr werk. Aktien und Obligationen. Pfandbriefe und Hypotheken, Depo fiten und Staispapiere das war hier seine Welt; und in ihr gab es keinen Raum für den Menschen und sein natürliches Empfinden. Als die Mittagsstunde nahte, trat eine kleine Ruhepause in . dem Auf, rühr ein. , Maxwell stand an seinem Pull, noch immer die Hände doller Teie gramme und Berichie, die Füllfeder hinter dem rechten Ohr; das Haar hing ihm in einzelnen Strähnen über die Stirne. Sein Fenster hatte die Zentralheizung ein wenig angedreht, so daß eine leise Wärme die Erde durchströmte. Und zum Fenster herein kam ein flütiger vielleicht ein verirrter Nust. ein 'leiser, sicher - Duft von Flieder, der den Börfenmann einen Augenblick innehalten ließ. Denn dieser Duft gehörte zu sJHß Leslie; er war ihr eigen, und nur ihr ganz allein. Mit diesem Duft stand sie lebhaft, fast greifbar, vor seinen Augen. Die Welt des Geldes schrumpfte plötzlich zu einem Staubfleck zusammen. Und sie war da im Nebenzimmer keine zwanzig Schritt weit von ihm! Weiß Gott, jetzt sag' ich's". min melte Maxwell, Ich rede jetzt mit ihr. Weshalb habe ich's eigentlich nicht längst getan?" Er stürzte ins Nebenzimmer, als gälte es. eine Hürde zu nehmen, und stand plötzlich am Schreibpult der jungen Stenographin. Mit einem Lächeln sah sie zu ihm auf. Ein leises Rot stahl sich aus ihr Gesicht, ihre Augen blickten sanft und offen. Maxwell stützte den einen Ellbogen auf ihr Pult. In beiden Händen hielt er noch die flatternden Papiere fest, und die Feder steckte noch hinter seinem Ohr. Miß Leslie." begann er eilig, ich hab' gerad' einen Augenblick frei. In diesem einen Augenblick möchte ich eine Frage an Sie richten: Wollen Sie meine Frau werden? Ich hab' nie Zeit gehabt, Ihnen in der übli chen Weise den Hof zu machen, aber ich hab' Sie wirklich sehr lieb. Ant Worten Sie rasch! Die Kerle kaufen mir sonst alle Union - Pacific Ak tien vor der Nase auf!" Ja, wie denn was soll das heißen?" rief die junge Dame aus, Sie stand auf und starrte ihn mil großen Augen an. Was das hei ßen soll?" fragte Maxwell lächelnd, Ich möchte Sie heiraten. Ich liebe Sie, Miß Leslie! Das wollte ich Ihnen sagen und hab' rasch den Augenblick benutzt, in dem der Gc- schaftsgang ein wenig stockte. Jcht rufen sie mich schon wieder ans Tele- phon. Der Mann soll sich eine Minute gedulden, Pitcher! Na also, Miß Leslie. wollen Sie?" Aber die Stenographin benahm sich höchst seltsam. Zuerst schien sie fas- sunaslos vor Staunen; dann floty ein Tränenstrom auS ihren erstaunten Augen; und dann erschien ein sonni ges Lächeln, durch die Tränen hin durch, während ihr rechter Arm sich sacht um den Hals des Vörseaners schlang. Jetzt verstehe ich." sagte sie lei- se, die dummen Geschäfte haben für den Augenblick alles andere aus deinen Gedanken verdrängt. Zuerst war ich fo erschrocken. Weißt du denn nicht mehr, Harvey? Wir sind ja gestern , abend um acht Uh: getraut worden, in der kleinen Kir cbe drüben 0 fc iTckel" Wre SMmßer-Wck 9281. (sinsachkS und dabei graziöses Mädchenklcld. "" Tilg hier abbildete Tcssil, eignet sich für Mngham. ülmten, liienr. Baum, wolle, (iorönroti, stjalkea, Chambrni? im dandcrc waschbare Stoffe. Es tonet sich aiich schc gut, um aS Tcide odcr ioonnint Stoffen hergestellt zu werde. TaZ Muster ist in 4 ftröften geschnitten: , s, l(j und 12 Jahre, liä benötigt 4 ?)ardc 30M, Stoff für die 8jährige (i:"-e. Preis des Musters 10 CentZ. V e st el l u n g s , A tt w e i s u n g e u Tiefe Muster werde,, an irgend eine Adresse gegen Einfendimg de Preises geschickt. Man gebe Nummer und Gree und die volle Adresse deut lich rt'i und schicke den Eoupon nebst dein ebtn erwähnten Preis an das ?attern vepartmolit, 0maha Tribüne, 1311 Loward St. ?cr Smaa Triöi'in" Fatteril ßoupon. Ich wünsche Muster Ns .... Zoll, Brust oder Tailenroeite (Jahre .... bei Kindersachen.) Name. No. Straße Klatsch. Eine bekannte witzige Anekdote er zählt von einem Kaffeekränzchen sprechlustiger Damen folgendes: Ein Mitglied dieses Kaffeekränz chens hatte die eigentümliche Ge wohnheit, als erster Gast zu erschei nen und beharrlich auf dem Platze sitzen zu bleiben, bis alle anderen ge gangen waren. Als eine Freundin einmal ihn Verwunderung iiber diese ausdauernde Seßhaftigkeit äußerte, meinte die Beharrliche seelenruhig: Solange ich dabei bin, kann nie mand über mich reden. Darum bin ich die erste und bleibe als letzte." Wer ein wenig Erfahrung besitzt, weiß, daß die Unterhaltungen über den lieben Nächsten nicht etwa das alleinige Monopol der Kafscekränz- chen der Damen sind. Auch wo am runden Stammtisch Bier getrunken und selbst wo kein Bier getrunken wird, kommt so was vor und durchaus nicht etwa so selten. Und so oft ein gerecht und billig denkender Mensch andere über einen Abwesenden, über einen Bekannten. über einen guten Freund klatschen hört, fragt er sich immer wieder: Warum gedieht dies? Warum weiß man von seinem Nächsten nur Un- freundliches und selten etwas Sie bcnswertes zu erzählen? Es ist vielleicht die ebenso falsche wie törichte Voraussehung, daß man selbst im besseren Lichte erscheint, wenn man den anderen in den Schatten stellt. Es ist dielleicht auch der Trieb, zu zeigen, daß der andere, von dem man unfreundlich spricht, nicht besser als man selbst ist. Und vielleicht auch sind die bösen Worte nur der Ausdruck der Verbitterung über verfehlte Ziele oder des Neide's darüber, daß der andere manches er- reicht hat oder besitzt, was man selbst nicht erreichen konnte. Jedenfalls kommt selten etwas Gutes aus einem Klatsch heraus. Viele Leute können, nachdem sie die Schadenfreude ",b:r das Gehörte ge nossen haben, .'chl dem Dränge wi derstehen, den Kitsch dem Bitroffe nen wieder zu izählen. Dann gibt es heftigen Strei'. erst zwischen zweien und weiterhin bittere Feindschaft zwischen dreien, wobei der Zwischen träger der dn e ist. Welche M pt aber unfreundliche Nachrede auch haben mag, immer, ijj Stadt sie im Grunde weiter nichts als das Produkt eines kleinen engen Geistes und einer traurigen Gedankenlosig keit. Denn man schwatzt über an dere Leute ja nur deswegen, weil im Hirn kein fßoxxU über besseren Ge sprächsstoff vorhanden ist. Doch das Klatschen" ist nicht al lein Gedankenlosigkeit und Kleingei stigkeit, sondern es verrät auch einen Mangel an guter Erziehung und an Selbsterzichung. Der gut erzogene Mensch, einer, der an seiner Vervoll kommnung gearbeitet hat, schont seine Nebenmenschen. Er hört, er sieht und schweigt; er behält alles für sich und - vergißt es. Das ist der wahre Lebenskünstler, der keinen bösen Anstoß gibt, der viele Geheimnisse weiß, von vielen Menschen Vertrauen genießt und das Vertrauen auch vollauf verdient. Denn sein einsichtiger, kluger Ver stand sagt ihm ja, daß wir Menschen alle voller Schwächen sind, daß un sere Handlungen sehr oft von äugen blicklichen Wallungen, Stimmungen und Umständen diktiert werden, und daß wir alle irren und niemand frei von Fehlern ist. Selbst die besten, bedeutendsten, erhabensten Menschen können ihrer Schwächen halber ,be klatscht" und lächerlich gemacht wer den. Mit Leuten, die Unfreundliches über andere reden, soll man gar nicht oder nur sehr sparsam verkehren. Im übrigen aber mögen diese Leute reden, was sie wollen, wenn wir nur unsere Handlungen so einrichten, daß wir sie vor unserem Gewissen vertreten kön nen. Auf dzm Vetschauer Mark! sollen einmal zu einem Ball , 1080 Mägde in ihrer Spreewälder Tracht erschienen cjn. In dertädtischen Mand schurei leben etwa 48,000 Japaner, von denen 3.000 im Dienste der Ei senbahn stehen. Von den berühmte n Ho hcnzollernschen Goldgejchirr sind niü noch ein Teller und mehrere Schuf selgerichte übrig. Durch Lockern des Erd reichs mittels Dynamit wird der Er trag eines Baumwillfeldes um daß fünffache erhöht. Schmülknlden führte stil her jährlich 50 Millionen Schuhma cheraklen auZ. ,fvf I k .J , l Ä 1 (f W. ?i' ,j ' V .1 '" 1 kAM K