Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 28, 1918, Sonntagsblatt, Image 10

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    käl- Grier von «
Umringt-nd
III Anton Freiherrn v. Pers-l ,
Hier ift alles Sage, Erinnerung,
He ersest Wald und Feld, Schatten
nnd Quell, fre belebt die Starrheit
des Steins und treibt üppige Blüten
ans den trostlofen Klippen und Hal
den des KarffeT Die Ströme ver
gossenen Heldenblutes sind noch nicht
dertrwinet, trotz aller Dürre, und
in stillen Nächten klingt es noch bon
Massen. Die Romantit ift hier bo
denecht, sie lauert in trostloien Tä
lern, tönt aus verfallenen Mauejn
auf ragenden Höher-, aus den Stem
hiigeln geiallener Helden; einmal
aber gibt sie ihre allbekannte Tattit
des sanften Schmeichelle des hin
terliftigen Betäubens auf und steigt
trohig auf vor den Beschauun, sich
ihrer unüberwindlichen Kraft be
wußt —- das ift Stepanograd, die
Zwingburg Steer Rohr-als, herzogs
von Sana· Herrn von Hum, Fürsten
von Drim. des lenten freien herr
schers der Herzegowinm
Alle Sehnsucht, aller Schmerz ei
nes getnechteten Bartes vernichtete sich
hier in Sage und Lied, und nach
dem liingsi alle Stämme ruhen« die
neue Zeit bie stürmifchen Krieger
herzen gezähmt, ein harmlofes Voll
sich mit dern largen Boden rniiht und
dankbar alle schweren Lasten einer
ihm nufgedrängten Kultur trägt,
weht um Stepanograd immer noch
der Geist großer Verzeih Türte und
Serbe blicken mit stummer Vereh
rung hinauf zu seinen verfallenen
Türmen unb Mauern.
Unter dem gewaltigen Zeiten« aus
dem die Burg sich eingebettet, Stein
von seinem Stein, quellen die blauen
Wasser der Bunn aus duntler Fel
senhiihlr. Scharen von Tauben ni
sten in den Wölbungen und slattern
tagein, tagaus iiber dein regungslo
sen Wasserspiegel der Grotte. Hoch
oben iiber Wand und Burg, uber
der zersallenen Moschee. in einen
Winkel des Felsens gebaut, kreisen
die weitbeschwingten Weißlopsgeier.
Und in diesen ehtfürchtigen Zau
ber hinein tragen wir unser scham
loses Jagdgeliist, mein Freund heintz
und ich. Den Weißtopsgeiern gilt un
ser strösliches Bemühen.
Ungezählte Jahre lebte die Ko
lonie unbehelligt in den Felsenlöchern
der 300 Meter hohen Wand, den lü
sternen Jäger ässend im treisenden
böheilug. · «
»Was willst du machen.«' meinte
der Tinte unten im »Dan« on der
Bunm »in die Wolken kannst du doch
nicht schießen.«
»Warum nicht, mit unseren Ge
wehren!'i«
Er wars einen spöttischen Blick
aus unsere Massen. Jch trug eine
Doppelbiichse mit Expreszgeschosz,
Heinc einen S Millimeter, mit Per
spettio versehen. «Dobro (gut),«
sagte« der Türle lachend, «versuch’zt«.
Das Gerücht von unserm unge
heuerlichen Unternehmen hatte sich
unterdes verbreitet, jung nnd alt aus
dem nahen Dorf Blagnh hatte sich
um nnd versammelt. Sie lachten,
rissen schlechte Wise iiber die ein
fältigen Stiman die sich dermaßen,
v»Die Geier von Stepanogiad zu holen
Plöhlich erhob sich lautes Gejohl
—- die Jungen hatten schon einen
entdeckt. Als kleiner Puntt treiste
er obenim Luther über der Wand,
ein zweiter erschien in. dem zarten
Blau. Sie schraubten sich in ele
ganten Windungen herab. Mit dem
Glas unterschied man bereits das
im Sonnenlicht glänzende Gefieder,
die weißen Kspse mtt dem mächti
gen Schnabel, die sich forschend senk
ten.
Ptotznch schon der eme pseuges
rnde herab bis zur Höhe der Wand,
breitete die riesigen Flügel, hockte auf
eine vorspringende Platte nuf, da wo
schneeweiße Kotstkeisen im Gestein das
Standquartier verrieten.
Als ich das Glas vom Auge nahm,
war ei aus-, jch konnte den schmutz
farbigen Geier nicht mehr von der
grauen Wand trennen
Heintz visierte tnit dem Perspettiv
und erklärte sich bereit, den Schuß
zu wagen
Die Türken waren starr, als sie
sahen, daß es ernst würde Aergerte
ich mich einerseits über meine eigen
sinnige Abweisung des Perspettivs
als unweidmiinnisch, die mich jetzt
zwang, den Zuschauer zu spielen, so
war mir doch altes an unserm Sieg
til-er die lpöttisM-Muse!tkcänner ge
legenW
achrnscher Orientierung entdeckte
II Rai-St ins die Möglichkeit, etwa
sn eter Zu gewinnen. Der
Stein-e rgtegel dicht über uns war
verkümmern und zwar von dem
ungefehem außerdem versicherte
mir der Türke, die Geier würden sich
wiss schwerlich um uns Mann-m
»An sparte nist, du Heide, du wirsi
W IW Mk
sit Miso-g steile, dkräftige
My- « o twn r gan
sen M III-M kein Abweh
Ærskskvis Wäszs
IPM ein zweit-e such non des
Schseid herein, kaufte herab. das
man das Pseisen des Gefieders hör
ite aisd schwang sich zu dem ersten
ein. — Offenheit silhlten sie tich in
jihrer Hohe völlig ander Gefahr —
itiirtiiiindig wie das Bett um uns
. pkk k,
; Hinter einem Felebroetem der uns
! deckte, fasten wir Posten Jest galt t!
EJch fsstnnnte meinen Genossen als
ktresflichen Zugeltchiihew aber das
war doch ein gewagtes Stilch Jch
sah mit freiem Auge nur einen hel
len Punlt im Gestein, den Kopi.
Nur langtan —- Jch steitete meine
Joppe auf den Stein, zum sicheren
Auflegen, reichte Heinh meinen Berg
stock. Jetzt ilemrn dich fest! Jch be
neidete ihn fest um das Pertpettiv,
die häßliche Maschine, die ich stets
so verachtet —- utn den herrlichen
Schuß —- - »
Atemlose Stille. — Die Jungen
hackten auf den Steinen umher und
starrten mit offenem Mund auf den
Schuhen. Jch richtete mich siir alle
Fälle, spannte die bät-IT Der Geier
ließ die Flügel hängen, schritt zwei
mal auf der Platte hin und her. »
heins legte an, riictte wieder, legte
an — verdammt genau nahm er es.
Mir schlug das Herz, als oh ich
selbst im Feuer — keinen Blick ver
lor ich vorn Geier — Lange dauerte
es, dann ein turzer, scharfer Knall
z-— ein Ausschlag —- iin ersten Auij
xgenblick sah ich nichts. Gesehlt,z
dachte ich schon —- dann lara oben
Lein riesiger Flügel zum Vorschein —T
»ein zweiter —- und im tausendm!
IIall, den Kopf voran, zweimal auf-I
schlagend die riesigen Flügel qui-l
get-reitet. tiiirzte der Geier die 200T
Meter herab-, mit lautem Platsch ins
die Buse. —- !
Allgemeines Sinnen. iein Lauti
der Bewunderung, dann stürmten die«l
Jungen hinab der Buua zu. Wir?
hatten leine Zeit, lange zuzusehen —1
ein Rauschen und Schwingensausenl
über uns. Der zweite, den Sturzi
des Gefährten mit aniehend, stieH
sei es, um das Unbegreifliche sich zu(
betrachten. sei es mit der Absicht, gnl
helfen oder zu rächen, aus ihn herab,.
hielt sich einen Augenblick in horisi
zontaler Linie mit mir, mit denl
Schwingen schlagend in der Lustl
Jch schoß, Federn stäubten auf, der
Geier schwankte, ließ den rechten
; Flügel sinken, holte mit seinem -sniich-j
tigen Gewafi in der Luft herum. s-1
Schon jubelte ich, da gewann er wie-·
der das Gleichgewicht und strich
schwerfällig, sich schräg sentend übers
idie Luna, »in-dem Braun des Bo-i
kdens verschwindend. Getroffen war
er, aber verloren wohl auch.
Unten johlten die Jungen- Wir
Jstiegen hinab, da tam schon so ein
LKnirps heraus, den Geier (ztoei Me
.ter achtzig Spanntoeite) nui dem
»Rücken, ganz eingehiillt in das Flü
I grlwert Das Geschoß war ihm mit
Jten durch den Röuberschiidei gegan
! gen
i .Was sagst du jeht?« fragte ich
den Türken. Er schüttelte nur das
graue houpt nnd berührte ganz ans
dächtig das Wundergewehr mit dem
Peripeltivg «
Jeyt wollte ich mich nach meinem
Geier umsehen, da wiesen schon wie
der alle nach oben — sechs Geier
kreisten in ichlcinten Windungen über
die- Unfug .· ren heiserm Klagerus
ausstoßend. Ungeheuree war gesche
hen, nie Gehörteb, Stepanograd tone
entweiht, die sichere Geierseste —toeit
hinaus iiber das Gebirge erscholl die
Kunde.
Plötzlich geschah das Ueberrafchends
fte. Alle sechs fließen in wirrent
Flug herab der Stelle zu, an der
das Ungeheure geschehen, halten fich
gegenseitig, mit den Flügeln ichlos
geno, zu einem förmlichen Knäuel
verbunden, schnupperten an den
Schweißspuren umher-, stritten und
znnlten, überflogen sich. um dann
wieder, eng aneinarivergedriielt, die
Köpfe gesenkt, das Unbegreifliche zu
betrachten.
heind und ich hatten einen Ge
danlen. Es waren zwei Schüsse,
aber ein Knnll, der sich donnernd an
den Wänden brach. Federn flogen,
ein Kreifchen, Flügelfchlagen, Wirr
durcheinanderflattern. Einer fchien
fallen zu wollen, hob sich wieder,
dann ging’s im Saus hinauf in die
Lüfte, in immer kleinerem Kreis, bis
sie im blauen Aether verschwanden
Fisr heute war tetne Aussicht mehr,
zu Schuß zu kommen
Die Titeten luden uns ein. das
Grab des Heiligen zu befuchen, der
in dem tleinen Hans neben der Rutne
der Moschee ruht. Wir hatten al
len Grund, ihn ob feiner geftiirten
Ruhe um Entschuldigung zu bitten,·
und folgten ihm
Jn der finsteren Gruft ruhen in
zwei teppichbedeetten Siegen der
heilige und fein Diener-. Anstatt
gwnz und Kruzifix hä
wert unt- Streittplben ansagt
Wand, die er fiir feinen Glauben ge
tragen. Der Wächter nebenan fiellt
jeden Abend einen rnit Wasser geftills
ten Krieg mit einem ndtuchvve -
das Grab Der Heilige verrichtet
immer noch allnächtlich vie til-elfen
Beicht-Wäs
cin Kahn bereit, eins in sie
eu, dicht thie- sen
RHW Mr
ytegun tlps ruhe- dasris die triftalle-’
nen ffee und « ein die phans
taftiichen Tropf ngediide wieder,
die die Dödle ichiniickein Utn -unt.;
iidset uns wiedeit es von Felstanbesnsl
die hier ihre Ireiftatt haben unter;
dem Schutz des heiligen. (
Das Gefchrei der Zud- . lockte unsi
demut. Sie winkten, gestiiuiierteni
mit Augen und Dändeir. Der Aas-l
geist. out den ich gescheit-m sit«
gleich bei den Däuiekn von Blagayi
auf dem Feldx
Mit unwiitdiger Hast verließen
wir die Grotte und den heiligen und
folgten dein tleinen Boten libet die
Brücke, die die Buna über-spannt
Wenn der Geier nach ail dein Geii
fchrei noch auf dem Boden faß, ge
hörte er mir. Die Gefolgschaft ver
größerte sich noch, als ich an dein
Dorf vorbeitunn
Auf zweihundert Meter iah ich
ihn fchon, zwar nicht am flachen Bo
den, aber auf einem Feizbioct dicht
an- der Bund. Er hatte den Kopf
noch hoch und fah sich nach alten
Seiten um.
Jch mußte meine ganze Autorität
aufbieten, um das Volk zum Schwei
gen zu bringen —- iam er wieder auf,
ging die Jagd von neunt los. Dann
bikfchte ich mich hinter den Fels
triirnmern längs der Bunm Ich
wollte keinen Kunstfchufz machen,
sondern einen ficheken Treffen
Jetzt wurde et unruhig, breitete
die Flügel, reckte den Hals und wech
feiie den Platz; auch hatte ich die
änßerfte Deckung erreicht. Etwa
hundert Meter. Nur nicht unfek
Renommee verderben. Jch legte auf,
nahm mich zufammen, das sieiwar
noch immer klein genug. Auf den
Schuß dtach er zufammen, wälzte
fich herab, erhob sich wieder auf den
Fängen.« —- «Ehe.ich znich befnnn,
Iausre schon em riemer zurre on mirl
vorbei, troß meines Warnungsruss
auf den Geier zu, der hestig mit den
Flügeln schlug. Jch schob rasch eine
neue Patrone in den Laus und ver
lor darüber einen Augenblick den
Geier aus dem Gesicht. Als ich wie
der ausdlickte, hatte sich das Bild
verändert. Der Bube iies schreiend
gegen mich, hinter ihm in langen
Schritten, mit den riesigen Flügeln
schlagend, den Kopf weit dorgereelt
zum Angriff, der Geier. Dabei war
mir der Junge immer im Weg, ich
konnte keinen Schuß andringen. und
der Geier war ihm jeßt dicht an
den Fersen. Jch sprang vor fiir den
äußersten Fall — der Anblick dess
wütenden Tieres ließ dnz Schlimmste
befürchten· So larn ich glücklich zwi
schen Junge und Geier. Sei ed daß
ihn der neue Feind schreckte oder einel
Schwäche til-ermannte, plößlich stürztef
er und tlemmte sich mit einem Flügell
in eine Steinllumse, rasch sprang ichs
vor und trat ihm mit einem sesten
Tritt nss den hole den er slach umi
Boden hielt. Zum Glück, daß seinel
Kräste schwanden, ein Schwingen-l
schlag tras mich noch lriistig genugi
am Arm, dann machte ein Stoß mit
dem Gewehrtolden aus den nacheil«
Schädel dem Räuberleden ein Ende
Es war ein junges Männchen, zwei
Meter siinsundvlerzig Flügeln-eite.
Der Aasgeier ist keine edle Beutel
und mit dem Adler nicht zu verglei
chen, obwohl er ihn an Größe weit?
übertrifft aber der tiihne Ingrisßj
» den er eben gemacht, ließ ihn in mei-;
nee Achtung steigen, dazu der stim-.
mungövolle Reiz der Umgedung, die:
Neuheit der Jagd siir mich —- ich
hatte helle Weidmannzsreude.
Der Türle lud uns noch zu einer
Taffe Motta in fein woylhabend ein
gerichtetes haus; die Nacht fiel fchon
ein, als wir die Riickfalfrt nach Mo
star antraten. hinter Stepanogrnd
erschien fchon der erfte Schimmer des
Mondes, klar zeichnete sich jede Zinle
der trotzigen Türme, das verfallene
Tor, von dem aus eine Brücke ging
von Fels zu Fels-.
Was da oben fchon alles die Luft
durchzittert, das Gebrüll der Ge
fchiitze. Luft und Todesfchrei. Waf
fengetlirr und Becherllang —- da
gabj noch reiche Tafel flir die Brut
in der Felswand. und tein Schuß
ftiirte fie; da gut-I noch edlere Beute
»für den Mann
- Die beiden Geier hängen vor nnd
am Kutfchboch ihre glosigen Augen
find noch immer auf die heimat ge
jrichtet. Wie lange noch, und die les
tten Trümmer find gefallen, der letzte
IRiiuber von Stepanograd derblutet
hinter den händen nimmerfatter Eu
ropiier, die lehte Taube ifi verscheucht
aus der blaufchimmernden öhle, der
heilige verschwunden mit rug send
Tuch, und ein hotel ftth an der
J:Buna »Zum thequ von St. Sa
. va«, und ein tener Kellnek fragt
«ha i unfern Stepanvgrader fchon
Ugfehen Dort litt er hinter Eilen
Istiiberh den Kopf in feine statt ver
graben, und träumt von alten sei
;Z.«ten Vor vielem Schicksal wenig
ftenl haben wie euch stvei bewahrt
s Usfk tin-i ace- een m wan, spie
hochgeborenen qelsiibry von
der Kugel gefällt.
Wie fich das alles irr-achtsa
Fa tu feiner Mir-see - und
Wahne .
St IstebetM d set
Miit-in usw«-DR
Mäkt zehewärqnw · M
MM POOIIIS .
ktnk kwtltiirk
Anwhktt
Essen-: Das stimtkontosr eins
3 Ionfeltiendgeschästeh
Der Chef (iit lebhaft beichästiat
mit der Revision des Kassenduchesz
er murmelt teise Zahlen vor firh
hist) 1427 1451 1643 ...
ttfs stopft-)
Tei- Cshef. 1729 1853
1922 Es klopft wieder.)
Ter Chef. 2014 2178
Herein, zum Donnerwetter1..- -
Frl. Oriherg Cdie erste nnd hüb
scheste Vertänierin des Hauses steckt
mit ihrem freundlichen Entichnidis
qungslächeln den blonden Lockentotii
durch die Tiiripalte). Pardon. Herr
Kettner. aber es ift ein Herr da. det
sirh durchaus nicht abweiien lassen
niitl; er jagt, er iei itsht schon zum
iiiniten Male da —
Der Chri. Dann soll er morgen
zum sechsten Male kommen, ich ad
diere jeht 2178 2178
Frl. Oeiberg Ja, alter er sont
er iei nur noch heute hier —
TerChei. Dann solt er nur rn
hig ahreiien. ..217tt...
Fri. Oeiberkp nnd er käme
in einer iantiliiirrn Angelegenheit.
OTrr Chef. Sof Na, dann mei
netwegen. Er iott hereiutonnnen.
Dann muß id, eben nachher wieder
mit der Addition von vorn anlan
qen. (Frl. Heiberg ab.)
Tet« Herr mit der iasniiiiiren An)
gelexustthrit itritt ein). seh bitte
sehr ntn Verzeiht..tq, wenn ich its-·
ren sollten Mein Name ist Meiß·
nor —- Lrntnant a. D. nnd Reu
tier.
Der Chri» Sehr erfreut. Aber
meine Zeit ist etwas sinnst-; womit
kann ich Jhnen dienen, Herr Leut
nant? Das Fräulein meidet mit-,
Sie kommen in einer sannliiiren
Angelegenheit
Meißner. Ja. Allerdings, das
heißt —- ich tvellte bei Jhnen unfru
getu ob Sie meinest Sohn, er ist
sechzehn Jahre a!t nnd hat das Ein
jährigr. ob Sie den als Lehrling
in Jhr Geschäft ausnehmen moch
ten?
wer wes. verr, ersten-J nehm-c
ich überhaupt prinzipiell seine Lehr
linge und dann --: dass nennen
Sie eine huciliöre Angelegenheit
Entschuldigen Sic, abei Aas ist ein
bißchen stan. ,
Meißner. Wieso? Mein Sohn isi
sfiit mich eine samisiiire Angelegen
heit Wenn Sie iyu nicht haben
wollen —- ua denn nich· Das macht
nichts. Eigeatiich komme ich gar
nicht deshalb. Das war nur so
eine Art Asts.ede. Ich habe näm
lich Aaenturcn in Wein und Sigm-«
ren und ich wollte bei Ihnen »als
Fugu-, ob die vielleicht- ..
s Der Chef (unterbrechend). Jst
das vielleicht auch eine ianiiliärc
Angelegenheit ?
Meissner- Getvisz. Wein und Zi
gctren genießt man selbst oder ver
schenst sie nur im engsten meis- der
Familie.
Der Chef. Ich danke, aber ich
brauche nichts. Ich bin mit allem
versehen und habe meine seiten, qu
tea Lieferanten- Deshaib hätten
Sie mich wirklich nicht zu stören
brauchen. " «
Muß-Im Also leszi Bednrik
Schade. Biber das niacht nichts. Ei
gentlich komme ich gar nicht des
this. Tags ioar nur jo eine Art
Atti-reden setz bin nniniich der Ge
neratagent einer der bedeutendsten
Lebeitevcriicheriuigen —
Ter Ehrf: Sie, nnijcn Sie, jetzt
nat-c ich over genngi Etörcn Sie
mich da mitten in meiner Addition
yaiteti niich eine halbe Stunde lang
auf, nnd zum Schan tonnnen Sie
als Vertreter für eine Versicherungs
geiellfchast —- in iainiliiiren Ange
icgenheiteni
Meißncr (be’giitigcnd). Verehrter
Herr-, eine Lebensversicherung ist fo
qar eine sehr faniiliöre Angelegen
heit; das tut der Mensch nicht iiir
sich, das tut er nur iiir feine Za
milie.
Der Chef (cviitend). Jch habe
aber ceine Foniiliel Jch brauche
mein Leben nicht versichern zn lasseni
Ich bin Waise. Doppelwaiiei Ich
bin Junggeieuel Doppeljnnaneicuet
Für wen ioli ich Versicherungser
knien zum Fenster hiiiaiijwerfeti?
; Weit-nein No ja —- ichösi. Lilie
JSie lassen iich nicht veriichekn.»Das
smacht nichts. Eigentlich toninie ich
gar nicht deshalb. Das war nur io
eine Art Antreibe.
f Der Thei. Wenn bei Ihnen al
les eine Akt Unsrede war, weshalb
kommen denn dann eigentlich
zu mir« un reden nnd reden ohne
Indes
Itei er: Nur nicht io onst-rau
ieni meine es gut mit Ihnen.
Sie find Unitef sie sind Junos-«
its-O
Der Thei. Js- -I
sittsam- vavhh das habe sich
W. Das habe ich sehe mit und
seht sitt-täglich gewußt Und deshalb
Lohn Oft-et sci- iitmnlgtt M W
; n ,
»so-« MAY-II nut- ost
—
..«,o·,
Reißnee tichnetl eininitenb). c,
da muß ich durchaus sehr bitten. Ich
weiß nicht. was Sie innen wollten,
bm, nbee ich bis. Leut-sont a. D. und
Rentier. Nin-, wenn ich sehe, wie
is ein junge-. Mann nie Sie, in
glänzender Vermögen-diagn mit ei
nem gutgehenden Geschäft in den
allerbesten Jahren und be; alledem
Doppetwniie nnd Junggeselle.
Der Chef. attfu Sie tin-inm, ich
fett heiraten. Sie meinen es ans
purer Nächstenliebe Ober Sie mei
nen es. Tic Sache fängt an, mit
Evasz zu machen. Lotsen Sie hören
Jst es das erstemal, daß Ihre Men
schenliebe sich noch dieser Richtung
hin besät-Ists
Meißner. Es ist eines ber ersten
Male.
Der Chef. Und immer ohne...
ohne jede Vergütung?
Meißner. Gott« darüber können
wir ja reden, wenn die Sache perfett
is. Also im Prinzip sind Sie nicht
abgeneigt? «
Der Chef. Doch» Jch bin sogar
sehr abgeneigt. Jch habe ganz be
,ftiinmie Gründe« die est-mir un
möglich machen, nuf Ihre —
Meißner. Sagen Sie.nichi »un
»rnsglich«. Nichts ist unmöglich.
IOder biet-nein- iebe vieles ist un
Möglich. Zum Beispiel ist es un
möglich, daß ein ’gesunder, junger
Mann. wie Sie. tagaus tagein,
zwischen all den hübschen Jensei
tionsvertiiuserinnen aus und abgeht,
die Sie draußen im Laden haben,
ohne daß eines schönen Tages eine
Dummheit dabei herauskommt. f
Der Thes. Wieso? Was wird an
diesem schönen Tag sein?
Meissner-. An diesem schönen Tag
werden Sie in einem von Jhren
Geldsternen oder Doppelgelbsternen
mit den gesätbten Messingtollen ver
schossen sein, und sechs Wochen spä
ter werden Sie eine Frau Gemahlin
haben« die nichts hat·als ein hiibs
scheö Lärvchen uiid eine ichlante
Taille. Und wenn dann einmal —
ich wünsch'5 Ihnen nicht, aber mani
tann nie wissen -—— wenn dann ein-;
mal schlechte geschäftliche Zeitenf
lommen, dann, ver uchen Eise mal
und bezahlen Sie Jhre Gläubiger
mit der Messingtolle und mit der
schlanien Taille. Nein, nein, das ist.
nicht das richtige. Sie sollten sich
beizeiten nach einem vernünftigen«
wohl situierten Fräulein Braut um«
fxehem Wenn das Geschäft auch noch
o gut geht. Damit man was hat,
wenn die schlimmen Zeiten tommen.
Jung gesteit hat noch niemand ge
reut, wenn die Mitgift in der wün
schenswerten hohe vorhanden war.
Dazu will ich Jhnen helfen — des
halb komme ich zu Ihnen. -
' Der Chef. Und das ist nun aber
auch nicht wieder so — eine Art
Ausredes »
Meißner. Wahrhastig nicht. Man
hat mir erzählt, Sie sind Waise,
Sie sind Junggeselle. Da habe ich
mir (mic würdevoller Rührung) ge
sagt: der Mann steht so allein im
Leben; so bitter allein. Fiir diesen
Mann wirst du sorgen
Der Ches (belustigt). Sehr nett
von Ihnen. Prachtooll gedacht. Was
wäre denn da wohl der Punkt, iibee
den wir zunächst zu reden hätten?
Meißner. Zunächst? Zunächst muß
ein Ehrenmann sich sragem wieviel
Mitgift kann ich verlangen? «
Der Thes. So? Und was meinen
Sie?
Meißner iin tiefem Sinnen, mit
prüfenden Blicken). Sie find ziklä
einen Meter fünfzig groß ein
bißchen tlein fiir bar-. Sie haben
schwarzes Haar und einen stkirtenZ
Anflug von Glase. Ihr Geschäft ist
gut nber bttch immerhin nur ein«.
Deinilgeschäft, und es liegt zu sehr
aus Berlin heraus, zu weit im Nor
den. Wenn Ihr Geschäft i Westen
läge, .nd es wäre ein ngrosgo
fchiift, unb Sie wären zwanzig Zen
timeter größer und hätten volles,
blondes haar- —- dann tännten Sie
zweimulhunvetttausenv Mart ver
langen.
Der Chef. Jch bnnle Ihnen ver
bindlichst. Nun bin ich ja orientiert.
Weiß-ten Sie müssen mich nicht
falsch verstehen. Sie sind in nicht
bionb, nnd Jhr Geschiiit lieqt nicht
im Westen
Der Chef. Jch habe lapiert. Jch
lann nlfo keine Zweimalhunderttaus
senb verhingen
Meiszner. Wenigstens nicht« wenn
alles all right sein foll. Aber nuf
achtzig bis hundert Mille —
Der Chef. Ra, machen wir schon
Schluß mit dein ganzen Scherzt
Unb weil es Jhnen boch um sso eine
Versicherung zu tun war. nehmen
Sie okn mir bie Versicherung: Sie
werben mich nicht unter die daube
bringen! Nicht fiir hundert Mille
und nicht für zweihundert Wenn
ich Ihnen erst meine Gegenstände
age. —- .
Meissner-. Reden Sie nicht, ver
eheier Derrt Sie werben is sehen
M sum Schluß ich recht behalte!
weis eine junge Dame fiir Ste,
tot-hier en. beste Familie —
MOFZL Sparen Sie sich Ihre
Wilhe· eine- engriinde werben
Sie-nicht aus der lt schaffen liins
M
get . sei in se
Eise-gesätt- Zscheq ritan uZur I;
Mk a« t M wen sie-DR
i
das. Es ist gerade ein Use. Une
diese Zeit — (ee dkiickt ans einen
eiettkischen Knopf — Ieäniein hei
betg" etscheint). Sagen Sie. Fräu
lein, wird schon ans mich gewartetf
Fil. beweg. Ja, seit zehn Mi
nuten.
Der Thes. Ich lasse bitten, ins
Privationtoe zu toniinen. '
Fel. heil-eig. Schön. (Ab.)
Eine etegante Dame mit zwei kei
senven Kindern tritt ein.
Die Rinden Mahlzeit. Vati,
Mahlzeit! Bist du stetig zum Mit
konimeni
Die elegante Dame. Guten Tug,
Miinne —- (mit einein Blick auf
Meißnek) o ich stöee wohi?
Der Chef Wißt sie zärtlich). Rein,
durchaus nicht. —- Unv nun gestatten
Sie, Heer, daß ich Sie mit meinen
Gegenständen bekannt mache: meine
tiebe Feine, mein vierjähriges Söhn
chen Fris, niein drei Jahre altes
Töchtekchen Mieze, und wenn Sie
nun meine Gegengtiinve immer noch
nu- dek Welt fchnssen walten, dann
bedenken Sie, daß hieraus nach dem
deutschen Neichistmsgeießvuch drei-«
fnche Todesstnse stehen wiieve.
Meißtiek. Aber ich dachte doch,
Sie seien Junggeseltei Waise und
Jnnggeseties
Der um. Weder va- eme apa
das ander-; Sie behaupteten, pas
schon lange gewußt zu haben. «
Meißuer. Du- habe ich nicht so
grau-jun Tag unu- um ja s- ein-«
m«t··Ausn-dc. Aber zuerst habt-u
Sie doch selbst gejagt, Sie seien
»Toppclsvoijc uud Lappen-sugge
iclchM
Der Chef. Allerdings. Aber se
hen Su-, das unn- uuu vou mir
it eine Akt Aus-reden .. usu Sie tos
zu werden, verehrusr Herr Leutuaut
u. D.l Wissen möchte ich altemqu
um und wann Su- Ueatuuut gewe
ieu sind-. Ein Mom- uut Don-m .
Bruch-um —- dns war wohl auch
nur so — eine Akt Auskrdef
Meissner-. O ueiu, do muß ich
durchaus kocht sehr bätmu Jch war
wirfiich Leut-tout Zu Haus« iu
meiner Heu-sah iu Wäßcumh —- —
vci der freiwilligen Frucnvcyk.»
,
Bestrafte Mikltkit
Bot dein Aus-.- euch de: französi
schen Ulcwhuwn zuastnte sich m
Laus eine Madesnocseue Tusker-ne
durch ihre· Schosihett nnd ihren snrits
lntnn Unxns au» Ihr Hans war
der Sanintelplav der eteganten
Wett, nnd ihrem vorne-z fehlte
nicht-s alv der adeltge Mante. Bee
lsalts beanstragte ne einen Ihr de
treundeten Advolatein einen ver
atniten Marquto anstindtg zu ma
ctsen, der gegen eine entsprechende
Virschadtgnuu tlIr seinen Mann-n ge
ben wollt-. Der Uesuane war tn dein
Maus-us de Flor-n vald gesunden.
iueser besaß einst graue uster m
Sauonetn teute aber setzt tu ttesster
Armut nn dnntetsten Teil von Pa
rte. Man legte innt einen Oetratsi
tontralt vor, in welchem vestnnntt
wurde-, dass er sich an einein bestimm
ten Tage In der tin-ehe St. ster
etuznstnden have-, seine Braut zum
Altar innrer-, net) dann ader sotort
entserne nnd niemals die Wohnung
seiner Gattin betten-. Dasilr sollte er
1200 Franken sayrkjche Rente süc
Lebensdauer erhalten. Der Marqtns
willsgte ein, allerdings unter drei
Bedtugnngetu ersten-I verlangte er
so viel Geld, nistuts einen neuen
Anzug beschassen z tun-ten, sodann
sollte die Trauung ohne Jengen sei
nerseits vollzogen werden, und end
lich verlangte er, dass man Ihm set
ne Uejbrentc viertelsnlnlcch voraus
bezahlt-.
Tie Trauung fand statt, er sah
seine Gattin sue wieder-, die nun set·
nen Namen nnd sein Wappen trus.
Toch war der eljrgeiztgen Frau Mar
anise de Flor-v eine harte Sühne silr
ihren Stolz beschieden-. Il- noch«
Ausdrnch der Revolution das em
porte Volk die Adeligen zuriwuttlos
tine schleptnn war sie eine der ersten
dåe aus dem Blutgerüst endeten.
Jeder stach seiner Martin-.
Dochsonnnetx Sonntag-tacht Aus
einer Plattsortn des übersiillten
»Lumpensannnlerd« (des leyten
Zuqu der Städt-aan stehest die
Leute geteilt in .sltrct)tertichrr En
ge«. Vor einem Bätiertein mit
Virginia-Lisetten ein tleines Gi
gerl mit «Goldnmndstiltt« — selbst
gestopft natilrlichz daneben ein die
derer Spieszein Plötzlich hätt der
Zug mit einein scharsen Itnrt aus
ossener Strecke-; der Bauer sallt
ans das querl das wütend zn
schimpsen beqinnit nnd sortstlsintpst,
bis es end lich in einer Zwischen
station ausstequ Der Spiester wen
det stolz nun an den Bauern: Ed
rn S, mir bätk der Sschtvns nlt
a Worts sagen därten —- hittt’ scho
eine drin qhabtl W sie Jlan
alles s 'sallen ist-IM»
nla nd sagt Turnus-Ja gis-;
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