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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 14, 1918)
kDieb Initiauds ! Roman von subscph Streb. - (14. Fortsetzung.) f »Komm, gib mir die Hand, Dnisyi Sog', daß Du mit nicht mehr böse bist!.« Ei kann doch einmal passie ren!... Es kommt nicht wieder vor! .. .Wir fahren jeyt zusammen nach Paris zueiick... Warum schåtteisti Du denn schon wieder den Konfi« i »Ich geh’ nicht mehr nach Paris!« Ei war das erste, weis sie sprach Ei tlang leise itnd gequält. Kaki Feddeesen zog aufmertfam die Angen brauen hoch, so wie wenn man bei einer ffianziellen Konfeeenz nach dem einleitenden hin und der ans den hauptpnnkt inm. «Wohin möchtest Du den-HI« »Das weiP ich nicht!" «Dem Ge etz nach gehört eine Frau dsorthim too ihr Mann und ihr Kind itz« . »Der Junge kommt auch nicht wie der nach Poe-ist« Um die Lippen ihres Mannes war ein unwichtige-, fast mitleidigeö Lä cheln. Er beugte sich vor und forschte gediimpit: »Aber Liebste. . . Beste. . . was erzadtit Du da fiir Märchen? Das haft du Dir doch von vornherein sa gen müssen, daß ich nie auf mei nen Sohn nnd diio Hang Fee-der ien auf feinen Erben verzichten wet de!" »Ihr müßt!« »Mein, Margotl Jch bin du! Wir sprechen uns ausl. . . Du verzeihst mir, und alles ift gui!« Wieder ftrettte er feine schwere weine Pund ihr entgegen. Sie machte leine Bewegung, Iie zu er greifen. Sie war fo oletch geworden. Sie oerfetzte mithfamx «Jch will mit dem Jungen in Deutschland leben —- meinetwegen oon meiner Hände Arbeit. . .«· ». . . bis one niichfle frnitzöfifche Konfulat ftch iii dies Stillehen ein niifchtl Ah, iiia cheere, il l) n encore des fugeo n BerlinL . . Hilft-, wenn Du fotch ein lieffeltreiven gegen Dich prodo teren willft. . . iioer lurz oder lang n tch tut Befih meines Sohnes. Das gorntitiere ich Oft-l'« Sein Ton hatte fich geändert. Er hatte fest eine nnchliifftge Bestimmt heit. So pflegte start ckedderfen tin Kontor dei wichtigen Unterredungen mit dem Bleifiift nuf die Tilchs plutte zu klopfen, als pochte er auf feine Rapitalten und feine Stellung unn oerliehe dadurch feinen Worten hatt rechte Schwergewicht. Margarete fentte den Kopf« Was er da ichrdff alt-sprach, war wahr: Wie sollte fie, Music-, heinititios, geldlos, er werdslos, nuf die Dguer ihr Kind gegen ihn verteidigen, dem Gefeh und Behörden zur Seite ftnndent Jhr Mann war fefit fo weit, daß er sich- mit einem fluchtig frtigenden Blick trtif fie, eine Ztgarette unzu ziinden erlaubte. «2llergifz das eine nicht« Margoll« fagte er dnliei trot ten, »rein-i muß nie den Bogen liber fpannem Sonst kommt ein Rück fchlng. Jch mißt-raucht auch nie eine günstige Konjunktur Vllfo treihe mich nicht bis zum iithzeri ften!" Bemühn feinen ijgen wohlwol lenden Ernst zu verleihen, fefzte er hinzu: »Und vor allem, dente an unfe ren Sohn! Jhin fein Eltenihaug zu erhalten« ift unfere heilige Pflicht! wegen die müssen wir unfere perföti lichen Berftiinmungen und Enttäui fchitngen zutiietfeyetn Wenn Dir die Rücktehr nach Paris lo fchtver fällt, fo mußt Du Dir eben-deuten, daß das eilt Opfer ifl, das Du Charless Jwan briiigfl!« Sie ionr auf dein Stuhl in sich ziijainineiigeiuiiten iiiio halte das Gesicht in den Händen vergraben tttlötzlich brach sie in ein leiden schiiftiiches, verziveifelteg Weinen aus. Die ganze Zeit hatte sie dagegen an gekämpr um ihrem Mann teiiie Schwäche zu zeigen Dieier Trä nenaiitlhrnch jetzt galt nicht iiiii vieler Stunde. Es war das Leid eine ganzen Leben-, das sich iii blindem Schluchzen entlad. Es wollte nicht enden. Karl Feoverten wartete· Er ging unbehaglich im Zimmer herum und warf zuweilen einen nerosien Blick auf vie junge Frau. Er weit ärgerlich· Er hatte ichon gehofft, vie leioige Geschichte glatt abzuioietelm E- versuchte, ihr sitzt-reden Sie hörte oon Zeit zu Zeit feine halt-« lauten, trioialen Beichwichtigungen:. »Mensch . . Jch bitte Dich: iei ver-T niinitigt Margot!. . . nimm ichl doch zusammen! Man hört Di ins nebenan!« und ichluchzte dann nur wilder auf. Endlich hob sie mit einer jähen Beil wegung ihr blasses, nasses Gesicht von den Knien zu ihrem Mann em por, der ungeduldig vor ihr stand. »Bitte; . . lasse mich fest alleini« murmelte sie erschöpr Eber erst Deine hand, Margoh — als Zeichen, daß alles in Ord an ist« r nahm ihre Hand, führte sietan die Lippen und sog lich ritckiichisoolh l intt einein halben Lächeln, sur-lis , . l »l.,-l»l- nl Er glaubte, fiir heute genug erreicht zu haben. Margarete saß, als er gegangen, lange noch da, die Hände tm Schoß. ohne sich zu rühren, in einer tiefen Trauer, einer wachsenden Wehrlostgteit, einer« Willenlosigteit, die sie schließlich ganz übermannte. Sie sagte sich: Er wird wiederkom men —- rnorgen —- iiberinorgen — immer wieder-. Er wird mich immer wieder fragen: Willst Du mit mir stach Paris zurücki bis ich schließlich »Ja« sage, weil ich keine andere Wahl habe, weil ich keinen Ausweg weiß, weil ich tun musi, was ich nicht ver antworten han« Ja. Jch werde »Ja« sagen. Jch fühle es: ich bin zu schwach. . · zu niatt . . . zu irr in mir nnd mei nem Leben. Vom Leben enttijuscht . . . vom Leben oetbittert . . . Und ist es nicht auch Angst oor des-n Le ben? Die teioige Gewohnheit an Fülle und Glanz? Sie wagte teine Antwort daraus. Was hats die Reue-? Da draußen vor dem Fenster war der helle Morgen, wai oer Frühling Grüne Busche bogen sich im Einwen wind. Ein Blatt war los-gerissen "Es flog an den Scheiben vorbei, lustig tanzend und sich drehend, steneklog ins Weite. Margarete Fedderien sah ihm nach und dachte sich: »So Ifaht’ auch ich durchs Leben. Ohne Ziel. Ohne Halt. tlnv nach an szen hin sieht’s aug wie ein Spiel. . . iEc hilft nichts. Ich hab ort Hpielti Jn kurzem bin icti wieder in :!o0kis· . .« IS. »Ich finde ioirllich gar nichts dar »ran. wenn Sie auch einmal beinnir sTee trinken, Cousine Margot,« sagte IAlplsonse Feddersen geiniitlich »Sie Waben so schöne Augen! Sie brau chen sie gar nicht oor Entriistung noch größer zu machen!. . . Erstens din »ich ein ganz harmloser Menschl Das Zwei-den Sie doch bemerkt haben, seit "wir noch Ihrer Rückkehr aus Pote dam gute Freunde geworden findt Als »in-te noire« gelte ich nur bei Ih »rem Mann und bei der Firma Fed dersen -— der Neid, weil ich nicht ar beite — »in sourmi et la rigale". Zweitens kommen Sie doch natiiri lich nicht allein. sondern mit Ihrer Moslauer Schwiigerin. Augen-dem laden wir noch eine Dritte im Bun de ein. Ihre Freundin Lisa zum Beispiels« »Lisa Eampbelli Die kennen Sie ja taum!« Der Vetter zog die schwarzen Itin genbrauen hoch. «Lisa? Ich bitte Sie! Es ist doch eine Consine oon mir. Sie macht nur wenig Gebrauch davon. Sie ist doch eine geboren- Brettschneider von Brettschneider und Praasnict in Elte terobnrg. Der Großvater stahl gräßs lich während des Krimtrieges —-— da: her das viele Gelds« »Sie wissen, Vetter, daß ich diesen Ton nicht ausstehen kann!" »Verzeihung!« sagte Alplsonse sied dersen renmiitig. »Sie haben recht. Sie sind überhaupt viel zu schade sur diese Stadt und diese Menschen. Also Sie kommen nachmittago zu einem Couiiiieniassee? Ganz philis ströiL A l’allemande! Mit Napstui chen und Veilchensträusschen. Bitte, bitte! Jch bin doch ietzt auch so oiel bei Jhnenl« »Ja, ich frage mich auch. war um!" . Der Vetter liess weich seinen Blick aus der jungen Frau ruhen, die ihm im Dämmern der gegen die Son nenglut halbgeschlossenen «J,"iiloiis"ieii in ihrem ioeiszen Kleid gegenüber-« süß »«Sie tun mir leidi« sagte er, »Sie sind so einsam. Niemand tiiminert sich um Sie. Seit Sie nach Ihrer Rückkehr aus Potodain Jhrer lieben Schwiigerin Madge den Stuhl vor die Türe gesetzt haben, sind Sie doch bei der ganzen Clique ln Acht und Bann!« »Das ist mir vöilig gleichgültig!« »Und unser guter Eharleh inter essiert sich momentan nur siir die Erziager im Ris. Er betätigt seine Reue durch doppeltet Geldoerdieneii. Er ist wieder so respettabet wie sein hauptbuch Sie können es mir glauben. Mir macht er doch nichts vor.« »Jch hnbe Sie nicht beauftragt, ihn zu überwachen!« «Könnten Sie es denn, Sie neine, tleine Ironi« Alphvnse schüttelte mitleidig den Kopf. »Nicht zehn Schritt iveit tomnien Sie nns eige nen Füßen durch Patie. Jeder Gn min schlägt Jhnen ein Schnippchen. Sie sind aus viel zu seinem Stoff. Also wie gesagt: Jhee Verwandten wollen nichts mehr von Ihnen wissen. Jht Mann läßt Sie allein. Es geht Ihnen tvie mie! Sie haben zu viel steie Zeit! Und siie solche leeren Stunden bin ich doch immer besser als nicht-i« Alphvnse Ieddeksen schaute wieder mit teiiumeei chem Lächeln dut das lleine Bondoe und hinaus nu den Sonnenglanz und das Menschenge iviinmel det Avenne du Bois de Bon lognr. »Es sidi sich gut bei hnen, Cou sine Matgotl lind dtau en zieht die Welt vorbei. Bunt und dumm wie eine Seisenblasei Sehen Sie mal die Ameeitnneeinnen mit den Riesenhu - - » tent Was die hier Loch wolleni Die Saiion ist doch vor Es ist doch schon Anfang Juli!" »Warum find Sie denn da noch hier?« sEs lag ihm ans den Lippen: »Wegen Ihnen!« Aber er begnügte nch damit, Margarete stumm anzu feheni »Ich habe nirgendwo was anf der Weit verloren!« sagte er dann »Selbft mein natürlicher Landesvai ter, der Fürst von Monate iviirde mich nicht vermissen, wenn ich ein mal in den Spielsiilen fehlte· Entre nougc Jch spiele eigkntlich nnr noch, um die Feddeeiens in iirs gern.« »Was baden Sie Ihnen denn ge inni« ,:Sie sind da! Das genügt. An ßetdem verachten sie mich. Sie verachten Sie nnch Consine MakgoU Sie werden ewig die arme Schwä gerin ans Deutschland bleiben und ich der Müßiggang der Fami!ie. jWir sind beide Opfer der Fieiimeeiees len!« Die junge Frau beugte sich vor nnd goß ihm Tee ein. »Da-Z ist das Neueslr. Vetter, daß Sie sich mich noch iiiit niir identifi iierent« »Ich nicht! Das Schicksal bat uns beide als die Outsider der Firma Jivan Feddersen nnd Söhne zusam iiiengesiihrt. Wir sind Leidensgesährs len. Warum sollten wir nns da nicht gegenseitig trösten!" »Ich brauchte gar keinen Trost! Jch sag« niir selber, ivas ich niir viel leicht manchmal sagen must »Aber hilst es Ihnen auch? Ich alaube, wir trauten beide ani Leben. Eonsine M-.irgot!'« ErJiatie ernst nnd gesiihldoll ge sprochen. Sie lachte nur aus und reichte ihin die Zurterschalr. Er sah schmerzlich darein. «Sie tiin rnir iveh, Sie nehmen rnich nicht ernst! Es ist mein Schick sal. Jch bin abgestempelt seit Jah ren! Ich taiin mich nicht niehr än dern, iveil sich die Meinung iiber mich nicht mehr ändert. Aber Jhnen wür de ich wenigstens gerne in besserem Licht erscheinen. . Er stand plötzlich ans iiisb griss nach seinem Zhliiiderlint, niii sich zu empfehlen. »Glauben Eie, es ist viel »in inie .Jesiindigt worden Eousine Mnigot klsfieiniind hat mic, je den Ernst des Lebens gelehrt Jch habe nie ein rechtes Vaterhius gehabt. Sie wis fent iiieine Eltern cebteii zietrennh Zwanzig Jahre habe ich ineine Miit ter darunter leiden sehen, ohne ein Wort der Klage· Sie lvar eine Hei tigr. Wenn man mir setzt Frivolitiit vorwirst: Ein Mann. der solch ein-: Mutter hatte, lann nie wirklich die Ehrfurcht vor den Frauen verlieren! Er findet niir zn schwer die Frauen, die solch eine Ehrfurcht verdienen!" Jn seinen schiveriniiiigen Angek stand zu lesen: »Du bist solch eine Frank« Dann änderte er den Ton nnd zeigte lachend seine Zähne »Adieii, Cousinel Aus Wiederse Tien bei inirl Jch musz ietzt Ihre Zchmäaerin Ljnboiv ins Konzert JickylcppenP — Madame Ljnvoto Fedderfen die Gattin Ytiloiais, war eine impasante, .-londe Sinn-in, mit dein deriichttichen Flug-denn einer iassischen Schaut-en iiir iisre Jugend schon zu iorpaleni und Voll gesunden ’sll)legmao, obtdols sie sich eines Leidens-I wegen in Paris mtstsielt, si(l; dabei nach Moska Jn riiitselsnte nnd aiss Langeweile den ganzen Tag Hsigiretten rauchte nna Hünigleiten ass. Das tat sie auch ietzt, einige Takte später, in der Wot) uung Vetter Illi»t)onseg. Sie hatte aar keine Scheu vor dieser Odhle des Löwen« Ob er oder eine alte Tann ilsr die Donnean von Paris :nachten, war ihrem schläfriaen Temperamen. ganz gleich. Sie war froh, jeman den zu haben, mit dem sie Utnisiths reden tonntez sie verstand nnn ein mal leinWorteinec anderensprache. Außerdem toaren ja auch die Schwa gerin MatAot und Lisa Campbett d Die drei jungen Frauen saßen um den Teetisch Die blumengeschmiiet ten sommertichen litiesenlsiite nietten. ein seiner hauch von Parsüm schweb te über dein Rascheln der dustigen Kleider. Sie lachten und schtvaszten nnd waren doch ein wenig ausgeregt, die beiden Pariserinnen und, durch sie angesteckt, schliesslich auch die Rus stn· Es Ivar immerhin keine Klei nigleit, bei Vetter Alpisonse zu Gaste zu sein, von dessen Wohnung und Ihren Geheimnissen man sich sonst im Familientreis nur vom hörensas gen Räubergeschichten zuraunte. Aber es war, wie immer in solchen Din gen, eine Enttänschung. Die Vor derräume, in denen er seine Consinen empsing, unterschieden sich in nicht-s von dem Jnterieur irgendeines ande ren reichen Junggesellen Und tvao sonst noch Mertwiirdiges vorhanden sein konnte, das vielberusenextiirtische Badezimmer, das sensterlose marots Ianische Rauchtabinett —- diese Ge beimnisse zeigte er nicht. Sein Quartier lag ln einem Eckhaus des Boulevard des Italiens und einer Seitengasse, mitten im uervenerschiit tetndsten Lärm der Weltstadt. Er war auch darin Pariser geworden, daß seine Ohren sich gegen Geräusche völlig abgestumpst hatten. Er fühlte — sich hier sehr wohl. Er saß mit ei rkem gönnerhaft gutmütigen Lächeln’ sztvifchea den drei hübschen und über-; siegantem in tottbarem Schmuck ftimmernden jungen Frauen, beinahel Foie ein Papa unter seinen Töchtern.( Er hatte absichtlich etwas Vöterttchess san sich. Er hatte einige Schwierig- « Zeiten mit der Unterhaltung, denut er mußte abwechsetnb mit der Mos-! sktueria Nufsiich, mit Margarete «Deutfch reden. Nur Lisa Campbeth sverstand beide Sprachen gteisthtt"cißi»c;.l thm war er wieder mit Madame Hsticochi Feddetsm beschäftigt Er ätsemertte etwas zu ihr, mit einem .Zeitenb!ict auf Margarete Die fuhr cnett-its auf: s »Lifa, was hat er eben von mit Igesagt?« »Ach nichtö!'« . »He-· ,.Erzähl’ es doch!« i Die tleiiie Petersbnrgerin lachte. »Er hat gesagt, Du feist die hüb— felieste Frau von Paris!« »Hab« ich nicht recht?" vers-txt dri Vetter Alphonse auf deutfit··, Ihn sinit der Wimper zu zarten, und bot seinen Gästen seine eigens präpariet ten Damenzigaretteii aus Teebiiiiteri in. »Ich erwähnte diese allgemein anerkannte Wahrheit auch nur, unt suieiiie Nachbarin zur Linteii etwa-z in beleben. Sie heißt Lindin Lin «doiv heißt auf deutsch: Liebe Nun sehen Sie dies-z tttflegiiiat Vener summiert nichts Wenn man uns HLiebe getauft hatte Er lenkt rasch eins da er fah, dafi Miigaietci « .-tir n sich iiiniobltt e. »Aber das h.:i sie von ihrem Vater. Ein Rasse, xkoie er im Buche steht! Er tieißi ’noch den Zumer und betreuzigi Sich, eh« er den Tce aiio bei Unter «:sisse trinkt!" · Er wandte sich iviedrr der Mos ,taiierin zu. Margarete stand "ai;s siind sah sich in der Wohnung um. INebenan ioar ein Ectraiini, den Vet ster Alphonse die Stirne hattek als fein Arbeitslabinett zu bezeichnen. Llus dein Tisch lagen Rennen in vier, fünf Sprachen, Broschükeii und Biis .l)er. Sie nahm ein paar zur Hind. Sie waren alle ausgeschnitten« zu iveiteii die Seiten umgebogen Er mußte doch in se ner oberflcichlichen :«2lrt vielerlei Interessen lpwiben Dis erstaunte sie Sie hiitte es ihm nicht zugetrauL Auch die Bilder «.in den Wänden, die Bronzen unt Marinorskulptiiren zeugten von aus inesprochenenr Kuiistgefchnicck. Dan «sih sie wieder etwas Neues Aui Wem Schreibtisch, so daß sein Blick lzu jeder Zeit darauf fallen mußt-, iftand die Photographie einer alten ITanie offenbar seiner Mutter Ein lfrisches Veilchenstriiitfichen lag davor tnnb verbreitete seinen zarten Dust: ins rührte fie beinah. Dabei er szählte er eben nebenan auf rufsisch ieine offenbar recht-gewagte Geschichte, Ihr-in Frau Ljuboio lachte fo Serzlich. stoie sie es nur bei solchen Gelegenhei Iten tat, und die tleiiie Petergburges sein schaute so streng, als es ihr zar tes Kindergesicht erlaubte, an ihn vorbei in die Erle. Dann stand er ipliiszlich neben Margarete. Er war Iganz ernft Er iiickte ihr zu i »Die Blumen oor dein Bild lege i .ch jeden Morgen frisch hiii!« state er. »Das ist eine alte Anaeivohnheii Jvon mir seit vielen Jahren!« i Im felbeii Augenblick beinahesrhoii schlug seine Stimmung wieder ins i."Hetvohnte uni. Kommen Sie!« bat er. »Die kbeiden drinnen sind zum Morden ·langiveilig. Helsen Sie mir',« ilnd cidiihreiid er fie an seineiii Arm zit .,-i·ickfiihrte, fliifterte er: »Ich bin fu froh, das; Sie einmal bei niir waren Das ist fiir mich und diese Raum-. ·-oie eine Art Weihe Sie wissen: Tia gar nicht, welche Micht Sie iiber mich besitzen Jch werde durit Sies iin anderer Mensch Ich habe iiie ’-.«»eahnt, dafi einein eine Frau so in: l reinsten Sinne Freund-werden taniii' s s »Maraot!« rief Lisa Caiiipbelti tiliihlirh als sie wieder um den bro- i de iiden silbernen Zanioivar and dies Sksvresschale init Früchten utid Sii-I ; skigteiten zusaniinenfafien, und tlatschte in die Hände. »Gott se«-’ .Dant!« : »Was dennck« i ,,Eben haft Tn gelacht! Zum er SskenmaL seit Du aus Deutschland iziiriick bift tliun wirst Du doch endlich wieder die Alte!" »Ach, Unsinn!« »Sei doch frol)!. . . Du und die tlopshängerei. . . das geht doch auf die Dauer nicht zusammen!« Margarete Fedderfen lachte wirk lich. Sie fiihlle sich sonderbar frei und leicht. »Gott, Kinder --- warum soll man denn schließlich nicht vergnügt sein?« sagte sie. »Das Leben ist ja fo kurz. Es lohnt sich kaum der Mühe. . Diefe Stimmung zwischen Ueber mut nnd Traurigkeit blieb in ihr. Als das Gespräch wieder einmal in das Russische umgeschlagen war, trat -sie allein aus den kleinen Balken hin Iaus. Es ging schon gegen Abend. »Das Blau des Himmels war ver blaßt; die Luft voll eines feinen, ffilbergrauen Staubs, itn Weften, ge gen Versatlles zu; über dem Häuser meer lag eine feurige Glut. Tief un ter ihr, aus dem breiten Boulevard, donnerte und brauste Paris. Die Menschen wimmelten schwarz wie ein , — Ameisenschwaem -—- verworrenes Ge räusch drang aus dem sprudelnven Grund — Rädergerassel —- das Gel len der Zeitungsvertänser »Deuxie-u:e Edition!« Die ersten Laternen blink ten anf. Daztvischen bunte Farben-— slecten — die Körbe der Blumenhänd ler. Ein halbverlvchter süßer Hauch glitt da empor, schwebte träu merisch über Lärm und Leben . . . gab Mut. . . Noch war Das Le ben da. . . tausendgestaltig winkte es! Die alle da unten lebten. War unc nicht auch sie da oben, die einsame junge Frau? Drinnen schwatzten und lachten sie weiter. Sie gesellte sich zu Ihnen. Sie machte mit. Sie war in über miitiger Laune. Alphonse Febversen bewahrte gegen sie eine ehrerbietng zarte Höflichteit, die ihr wohl tat. Es plauderte sich gut mit ihm. Sie dachte, toohlig in ein Ungetüm oon lederneui Klubsessel zuriictgelehnt, die lomische tleine Teezigarelte zwischen Den Lippen. nicht an das Fortschrei ten der Zeit. Aber ihre Freundin Lisa sah aus vie Uhr, raffte eilig den Orchiveenbiischel von ihrem Platz zu sammen, steckte ihn an die Brust nnd sprang anf. »O Gott, ich Inusj heiml» jagte sie. »Reginald wartet!« Sie hatte große Angst oor ihrem Mann, obwohl dieser hartgesottene Yantee mit den grausam diinuen, glattrasierten Lippen gegen sie die Rücksicht selber war. Margarete schloß sich ihr an. Die Automobile der jungen Frauen harrten auf der Straße. Der Vetter Alphonse tam eilig hinterher das Treppenhaug her nnter. Er hatte eben noch rasch init der blonden Nussin zu tnscheln ge habt. Die ging nur« weil die ande ren gingen. Sie wäre ebensogut auch bis zwei Uhr nachts sitzen geblieben. Jhr war alles recht. Jetzt stand Al phonse Feddersen da, lächelte und winkte dankend zum Abschied mit der lHand· Und während Margarete ihm noch einmal zunielte und ihr Coupcs in das Grau des Boulevards hinaus schosz, beschlich sie eine sonderbare Traurigkeit, wie de-: Abschied von ei ner Kameradschast. Sie zog sröstelnd den lichtgriinen Seidenburnug enger um die Schultern. Unter ihr surr ten die Gummireisen. Vor den Schei ben tanzten schattenhast Gaglaters nen, Ilienschety Bäume ooriiber. Die Welt wurde immer dunkler, immer einsamer, je weiter man hinaus bis in die Adenue du Boisks de Vonlogne tain. . Als sie nnd ihr Mann sich ei nige Tage später allein daheim bei Tisch gegenübersaßen, im hellen Kerzenlicht, er im Frau nnd weißer Binde, die Rosette der .Ehrenlegioti im Knopfloch sie mit bloßen Schul tern, ein dietes Perlentolliee um den weißen Hals, da begann itarl Fed dersen: ,,Hör" mal« Margot: Was war denn das siir eine Geschichte nach mitnth bei Aiphonse7 Davon hast Du mir ja gar nichts erzählte Ich höre jetzt erst nachträglich oon dritter Seite. . »Sag« doch lieber gleich: von Madge!« «Gleichoiel von wein. . . natürlich: es waren ja auch die anderen da. Aber trotzdem . · . es gibt Dinge, wo man auch den Schein oernieidkn sollte. . . Die schöne junge Frau lief; die Gabel sinken und sah ilpa iroitia iiber den Tisch hin an. »Das ist dac- Llieuejte!" sagte sie, »daß Tit etwas nicht recht ist, was- ich tue! Du hast doch sonst darin solch einen göttlichen Weich tnut!« Er schlug ungeduldig init den Fin gern aus den Tisch. »Ich habe Dir meinerseits streng ste siorrettheit versprochen nnd hatte sie ein!« versetzte er schars. »Aber ich verlange sie auch von Dir! Und wenn es auch nnr Vetter Alphonse ist ». gewiß. . . Ha ne tire pas a conjisquetice . . . Aber ich wiinsche nicht, daß Du Dir eigenmächtig diese tleinen Freiheiten nimmst. . . durch ans nicht!« Jn ihr nsar ein sonderbarer leiser Triumph. Ein Ahnen Ioiedererloas chender Macht iiber ihn, wenn dar da drüben Eifersucht war. . . Sie dachte sich: Mein Gott!. · . Ich bin ja so vernarrt. . . Ich bin ja so ent täuscht. . . Jch will ja auch jetzt noch noch, nach allein, nichts anderes als ihn! Jch hab' es gelernt, bescheiden zu« sein!. . . Aber die Zeit, wo sie seeudig die Hände ausstreckte, um eine Gnade von ihm zu empfangen, war vorüber-. Sie versetzte in tiiblem Tros: »Mein lieber Charley. . . ich neh me solche Verhaltungsinaßregeln nicht ani« »Was?« »Entweder man hat einen Mann, der sich um einen kümmert, oder ei nen, der das nicht tut. Jch habe das letztere. Aber dann verlange ich auch Vertrauen. Das ist das geringste, was man mir zubilligen muß. Lasse Dir das gesiilligst gesagt sein! Ein sür allemal!« - I Karl Feddersen traute seinen Oh-i ren nicht. Er war ganz verblüfft »Das ist allerdings großarting meinte er endlich. »Wenn meine ei-» gene Frau. . i s » ls Deine Frau had’ ich töngst hier teine Stellung mehr. . . Die hast Du selber preisgegeben, seit Jahren, in jeder Aet. Meine Stel jlnng Euch allen gegenüber hab« ich nnr als Chaelesstanö Mutter. lind aus Ver nehm« ich mein Recht, «oor cnir zn oemntworten, was ich 7tue!" « »Aber es gibt gewisse Riieisielkteih « l jnia chi«re. . I »Wer nimmt denn aus mich Rück ssichtent Wer dantt denn mir ellvast »Wenn ich ans meinen eigenen Fikszen lsteh’, so habt Jhr’s gewollt und mich dazu gebracht!" ! »Du bist auf einmal ein ganz an lderer Mensch. Margot!« «Gar nicht!« sagte Margarete kn »hig nnd schob ihren Stuhl zurück, um lsich zu erheben. »Ich lasse mich nur Hiicht nntertriegen!. . . Jch bin varii lber hinausl. . . Da hättest Du Dir leine Frau von anderer Herlnnst su ichen sollen! Wir in Preußen sind ans Izähem Holz!« « ; Karl Fedoersen schmieg, als sie Ha I unmen in »en kleinen Saton hin !ubergingen. Er war betreten. Dann Isammelte er sich. Er hatte jetzt an sdere Dinge im Kopf. Er schob mit « seiner gewohnten tiiihle den Zwischen-— ;fatl zur Seite. Er sing wieder an, ’von Geld zu reden. ; »Heis; wird es nachgerade in Pa Hei5!«« sagte er, sich eine Zigarre an ziindend. ,,Unerträglichl Ich wollte, lich könnte schon mit Dir weg! Aber »die Geschäfte sind augenblicklich ans seinem Punkt. . . Jch möchte nnt wis ssen, mer die Deutschen erfunden hatt lieberall sind sie einem in der Que rc. Da steckt jetzt wieder dieser Ge nekaldireltor Maltoney in Paris. In Geschäften mit net-. Kein Vergnü gen.«· ,,Vertragt Euch doch!· erwiderte Margarete gleichgültig tsr machte ein neevöfes Gesicht. »Wie wenig Takt dieser Malloney hat,« sagte er, ,,tannft Du schon aus« folgendem ermessen. Er wußte sich keinen anderen Begleiter und Bem ter nach Paris mitzubringen als Moritz Liinemannl Nun bitte ich ich Dich. . Malloney ist ja, icheint’s, iiber das Nähere nicht orientiert, aber so viel weiß er doch, daß wir feiner zeit Herrn Lünemann Für uns ge winnen wollten nnd die er es brüsk abgelehnt hat!« Sie war bei dem Namen zurückge zuckt »Da hast Du seht mit ihm zu tunt« fragte sie tonlos. »Ah non, ina chesrel Das fehlte niir gerade noch. Das lehnte.ich von vornherein energisch ab. Herr Liiiieinann scheitit auch selbst gar nicht diese Absicht gehabt zu haben. Er hält sich ganz iin pintertteffein Er bleibt unsichtbar. Er kann wohl nicht-.- dafiir. Er ist Angestellter ei ner Aktiengesellschaft Er niiiß seine Vorgesetzten begleiten. Die kommen offenbar ohne ihn nicht mehr aus. Er hat sich, scheint’s, in seinem Konzern eine sehr ftarle Position geschaffen. lluerquicklieh bleibtU Jch taiii. es nicht leiden, wenn einem geschäftliche und persönliche Beziehungen durchein anderlaufen. Es triibt den klaren Blick· . .« Er brach al) und lnrn nicht inehr auf das Thema zurück. Aber in Mar aarete tlang es nach, die nächsten Tage, die folgende Woche. Es tvar ein seltsame-J Gefühl, sich mit Moiitz Liineinann zusammen in derselben Stadt zu ioiffen, in dieser Riesen ftadt, in aeren Millionengeivininiel inan sich doch ferner war als iiber « Minder nnd Meere hin, ziiin Atome im Weltall —— ein Zufall, wenn nian fith einmal begegnete. Eie fürchtete sich vor diesem Zu « fall. Aber sie tat nichts« iiin ihm ans dein Weg zu gehen. Heiinlich pochte ihr Herz, wenn sie den heißen Stand der inneren Boulevards einatniete, die fchattigen siolonnaden der Rue Ri ooti durchschritt, die Mittagsglut des Lieiidoiiie«liltitzes, des Tuileriengais tens lrenzie Das waren die Stadt teile, iii denen sie ihre Eiiiläitfe in den Laden machte, und in denen in gleich Evas-s Freiiideiilebem der Ge schäftsverlehr der Lliisliinder sich ad- . spielte. Ziitoeileii, ivenn sie in der TFerne einen mit breiten Schultern die sFranzosen iiberragenden Herrn in tZivil sah, der etwas schwerfällig nnd saufrecht feines Weges ging, dachte sie, er wäre es. Aber is war jedes ftnal irgendein unbekannter deutscher »Landsmann, der sieh die Beine auf sParifer Pflafter vertrat und der fschönen fchiviitziiugiqm, stengen Frau ;—— feiner Meinung nach ein Voll zblnttyp der Pariserlii —- ebetvundernb Mchichautr. Allmxi lich-sterbe sie ru higer· Wahrscheinlich verließ Morisz »L·iineinann tagilbee sein Zimmer launt, sondern saß-Uhr einen Alten und Tabellen im Ddtel der schrieb an feine Braut. . -. , . Eine heiße, with-W - kieit zucktk ihr durch das herzxkheelauben sie ihm zu heiraten -- seht nach fünf Jahren —- roo mein Leben verpfuscht und verloren istl Seines fängt nun erst recht an. Jch hat-· Hoffnung und Glück hinter mir. . . Geistern-te Miti) —-M — Zweideutlg. »Ich habe ge stern meinen Kopf mit Röntgenstmlr len untersuchen lassen · . ·« »Nichts drinn' gewesen« Ivie?«« »