Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 24, 1918, Sonntagsblatt, Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Sonntasibkiatt de
Skaats Art-Zeiger und Jlferold
Montagna-e »Don sie-sing den-z
Eli-FAMka
Ial in dir patschk geriet.
Meisersisede sen Karl Rede.
»Hu-ist bringt Gunstl« sagt ein
altes Sprichwort Mag seinl Aber
meinen Freund nnd Reisegefährte-h
Jean Lassen hat sie nml gründlich
in die Pritsche gebracht.
Er war von Hans ans gelernter
lllsrnmrlker nnd Zeitunechaniler. der
gute Jesui; auch eine krenzbmve
Haut nnd liebe, treue Seele; aber
Sinslelsch hatte er nicht. Soll vie
len lrenzbraven Häuten so gehen
dauch wenn sie nicht grad Uhr-nachei
nnd Feinniechaniler sind. Indessen
—- wenn sie es sind, dann taugt es
nichts, und weil es nichts langt,
müssen sie sich entweder Sitzsleisch
»anschassen oder die llhrnmcherei
ausgeben nnd den Feinncechaailne
an den Nagel hängen. Jean tat
letzteres und ging in die weite Wett.
Hier entderlle er seine Kunst. Er
cntpuppte sich als der tiichtigste Ta
schenspieler oder Prestidigitatenr,
den ich je gesehen habe, nnd das
will viel sagen, denn ich habe viele
gesehen. In Knetenliniststücken war
Jena geradezu unerreichbar-. Jn
meistens Beisein bat er sogar ein
rrial ein paar hervorragende Pro
sesslonelte durch seine Tricks der
artig verblüsst, dass itnn die Leute
beträchtliche Geldbeträge slir Ueber
lassnng derselben boten. Ebenso
großartig war er itu »Bei-schwin
denlassen« nnd »Wiederherbeischasi
ien« von Gegenständen, die ihm
vorher anvertraut worden waren.
Den kostbaren a sont gesaszten
Diautantriug einer englischen Da
me warf er eines Tages bei Dar
essSolaain in die See, inn ihnelne
halbe Stunde später rot-am pub
lico einein Kassekiisiingliug, der
inzwischen zum Vergnügen der
Schisisnassagiere deu Tainpser inn
schwonnneu hatte, aus der schwar
zen Htaie zu ziehen, weil der artue
Junge binesw M- nnd mys
lacly selbstverständlich ihren Ring
zur-fiel haben mußte. Die English
tagly und all« das andere englische
people ain Bord schweren noch am
stat- der guten Ooisuuug Stein nnd
Beil-, der Ring liege ini Meere oei
Tariesssalaani, trotideui ihnen die
reiten Junseliere der Aapitadt be
stätigteiu dass die Dante ihres-Ring
längst wieder atn Finger liabek so
ges-nett hatte Jean den Scherz ge
macht.
Bald darauf wurde er bei der
Staatstelegrapliie der südlicheu
asritanischen Republit als Elektro
techniter angestellt. Da bedurfte
et seines Siuslesisches, denn er hat
te stets zutnelft in der «Wildernis«
herntnzntreibem teils unt die vor-»
handeuen Telegraphenleitnugen zn
inspizierein teils inu neue Linie-us
anzulegen. Das war so recht nacht
seiueut Geschmack. Mit ein, zwei;
Delisetnvagetn einer Anzahl Kasse-cui
und den entsprechenden Reibung-»
tüstnngen hinaus in die iiidaskita-;
stiielie Bildnis siir viele Mondetj
W Lieberes konnte dein braven
Jean nicht geboten werden. l
Natürlich waren die schwarzenl
Leute-, welche Jean siir diese Rei
sen ans Pretoria mitualnu, in dem»
Vetteln- nnt weissen Leuten bereits
Kummer-L nieljr o. minder anch in die
Musterien der Clettrizität in- all
gemeinem als in die der Telegrai
bltie itu besonderen eingeweiht, so
dasi sie itnn nicht nur bei seinen
Aufgaben wacker halfen, sondern
auch die Erledigung derselben vor
Störungen, nnd ihn vor Beläitii
qunaen durch die von der Kultur
noch nicht beleelten schwarzen Herr
schaften set-sitzen konnten. So wäre
sein Los denn ein sehr glückliches
gewesen, nnd -lein Wölkchen würde
feinen Horizont je wieder getrübt
haben, wenn — er sich damit be
gnüat hätte.
Aber die Kunst, die Unnstl Wer
ihr einmal Ceichworeu hat, der hei
ligen, hehren, den läßt sie nicht wie
der los.
Jean Losser hatte sich einst ei
nen lllnlietna gestattet, einen jener
Sonne-staats die der Mann der Zi
vilisation zuweilen haben muss,
wenn er Mensch bleiben soll, und
den er lich nach Bedarf wätnt,
wenn er, »unter Larven die eiuol
sise liililende Vrtslt«, iernab vonl
alter Kultur selbst der Kalender-T
kontrolte siir seine Arbeitstage entii
beim· Er hatte. unt auch seinen
Haltet-n einen Festbraten zu annäh
ten, mn Tage vorher ein paar sitt
tilepen geschafft-m hatte einen Han
sen Jana-sein auch ein paar lanre
Maus einem duttiaeu ten-it
ins-a tats- nnd sehn-te
lich einen schattigen Platz siie sein
Lager ausgewählt
Nun wurde gebkodelt nnd ge
braten, gelxyhd gesehn-ant. getanzt
nnd gesprungen —- von seiten der
Rassen-, während »Baas Jean« be
haglich in seiner lEsaiignsatte schnu
telte nnd seine Pseise rnnchte.
Endlich wurde auch gegessen nnd
getrunken, nnd da sieh bei allen
diesen Verrichtungen nielxt Inik tei
ne eigenen Kaiserin sondern auch
ein ganzer Hause zn Gaste gelade
nek wilder Burschen recht brav ge
zeigt hatten, sand sicl)’dek gnte
Jean gemäßigt die schwarze-there
schasten nsit einigen Gaben seiner
Kunst zn beglückt-in
Mit Kartentriels ist bei spotten
totten nnd Finstern liegreislielierweis
se keine Ehre :inznlegen, denn
Karten kennen diese Gentlemen
noch nicht, dentgeiniisz haben sie sür
startentnnststiicle kein Verständnis.
Aber Psnndstiicke kennen sie. Auch
die wilden, von der stnltnk noch un
beleelten Finstern haben siir die klei
nen, klingenden Metallpliittchen nnt
den tmnien Kritzeleien nnd demsons
derbaren Wappen nnd Menschen
topse ein ganz onerlennensinerled
Schötznngsverniögem Its-w nin den
schwarzen Burschen einen Spaß und
sich einen Zeitvertreib zu machen,
winkte er den einen nnd den ande
ren derselben zu sich nnd liesz sich
von ihnen snntelnagelnene Psnnd—
stiiitr. mit dein Wappen der Nebu
blik nnd dem Kot-se »Ein-n Panls",
snst wie et sie bei seiner Abreise in
der Regierungvhanpttasse zn Prato
tia ausbezahlt belonnnen halle, in
die Hand niesen.
Das gab Hallol Die schwarzen
Burschen gingen ans Rand und
Band
»Die ich rief, die Geister-, werd«
ich nun nicht losl« konnte der gute
seen bald deklamieren, denn sein
wollte ein jeder von des-Herren Inchi
nnk an sich selbst erproben lassen, ob
er goldene Pinndsiiiiie niesen kön
ne; setzt wollte nnch jeder von ib«
neu die anderen, diese kleine-nolen
zenden Dinger niesen lassen, und da
das begrrislichermeise nicht so leicht
ging, nlö bei »Musi- Losser«, sollte
dieser heiser-, zeigen, lebten, immer
wieder nnd wie-dein
Ein Weilchen mt er das. Aber
schließlich word ilnn die Gesiinchie
»in langweilig, die des Niesensl
Lie schlimmen Herren niesten in
redlichen Weilen zuweilen ein bissel
gar zu energisch, so daß Herr Jean
nicht nur daf- Piusidiiiicl, sondern
nach seine Hand inii dein Taschen
luche reinigen mußte. Deshalb be
gann er, ihnen die Goldstücke and
den lbolligen Schöpfen zu znpseiu
Nun ninr es ganz gerissen. Jeni
beeilen sie um ihn her, wie die As
sen, wenn sie einander das Unge
zieser ubsncheiu rAber soviel Von-T
Jean sich auch herbeiliesz, ihnen die
Sache vorzmnacheih es iördette kei
ner ein Psanbslilcl zu Tage.
So begann es Abend zu werden.
Jean Losjer ließ seine- Ochsen zu
sonnnecnreiben, das Abendessesn
auch siik die »milden Kassern«, her
kichtein und als man dieses einge«
nonnnen heim-, beiabl er den legte
ken, sich nunmehr zum Tensel zu
scheren; er wolle schlosen.
Da halte er die Rechnung aber
—- uicht ohne den Wien-sondern
ohne die Gaste gemacht —- davonge
hen zur Nacht wollten sie schon, ja
niolsl, wenn auch nicht gerade zum
Teufel. Vorher aber sollte der
weiße Vaas ihnen die vielen gol
denen Psnndslliae geben, die sie
ilnn in die Hand geniest hatten,
nnd naliirlich auch die, weiche er
ilnien and den Haaren geznpst
,Wir sind nicht die Flasiekn des
weißen Vaasl Wenn der weiße
Baas Psnndstiiele braucht, dann
niag er seine blasfekn niesen lassen;
oder nun er sie ilnien ans den
Haaren znpsen. Diejenigen, welche
wir genieit l)alien,·und die der Bau-d
ans unseren Haaren qeznpst hat,
wollen trir mit uns nehmen!"
Das hatte ja nnn dein guten
Ozean nach gesehm seine Sonntage-«
naelnniitnnsextravarstellnnq niit sei
nen schönen neuen Psnndiiiiaen zn
-e.zal)len; unt so mehr, da sie seinen
xanzen letzten Mannislolm nnd sei
nen Reiselostenvarschnß inbeqkis
sen. Er machte deshalb »Katz
lchluß«- griff mit einein .Sinnnel
nagelregenschaueri« zum Shainboi
nnd sagte die italiern unter dem
Gelächter seiner Kaisern davon. »
Soweit wäre die Sache nun rechts
qnt nnd recht schön verlaufen gewe
sen. Die wilden Aasiern sprangen
den heimischen maulen su, seen
Laster schwarze Burschen stup
Iiierten lich unt ihre Lager-seiten und
ihr Saat, nachdem er sich sür diellv
Messe-be noch mit einem Glase
Geogk geistiirsi ballt-, kroch in sei
nen Schlassack. Jnded
Mit des Gesihieies Machien
Jst kein eine-ex Vnnd zu suchte-»
nd nie mit der sinnst, der hehre-«
Sollst den Kasier dn betörcni
Die Mitternacht mochte vorner
sein. Jn seinem Zelie schnarchte
Band Jean ein Solo, wie es eine
Zimmermannssäge nicht besser ver
mag; am Lag«rseuee hatten sich
seine Kassetn zu holdem Schlummer
niedergesireckt, und bei den Wagen
tagen die Ochsen, ini Schlase noch
leise brnnnnend und wiederkäu
end. Vom hohen Himmelädome
ader slannnten die Sterne ans das
seiediichsie siidaseikanische dell het
niedee. Da umschiich eine Bande
schwarzer Kerle das kleine Lager
des Elesiwtechniiers nnd Presiidi
Jiiatenrs.
Laniios ans den nackten Sohlen,
Jeder Mienen jeder Deid,
rochen sie he d-. t ant Zeit
Sich den weiße-z aas zn holen
ihrer zwanzig, dreißig an der Zahl.
zwiiheend andere wanzig, dreißig
»die schlasenden Kaisetn nnizingeki
ten. Und plößlich erhob die ganze
lGesellschasi ein Geheul, wie es eben
inne eine Kasseknbande anzugeben
sveemag, wenn sie sich aus dem
Keiegspsade besindei.
Jni Nu war Jean Lasset aus
sdeni Schinssack ein ot nnd, cnii dem
fShamdot in der nd, zum Zelie
hinaus. Er glaubte nicht anders,
Tals daß seine chivarzen Burschen
leinandek in die olle eeaten sei
en, und et dazwischen liaiieen miiss
;se. Da wurde er plözlich von einem
l
i
U
Dukend schwarzer hände gepackt,
gebunden, auf eine primitive Trag
bahre geworfen und, noch ehe er
recht zur Besinnung gelangte, im
Lauffchritt davon getragen über
Stock und Stein, durch dicl nnd
diinn. selbft durch Gemässer hin-.
durch und begleitet von heulendrn
und fpringenden Kafferm bis es
Tag wurde.
Jn einem großen Kaffernlraal
machte der Trupp endlich halt.
Man entledigte den armen Prestidis
i,gitateur und Cletlroteehniler einer.
Fesseln, brachte ihm frische lilch.
Eier, Butter, Brot und Früchte, und
führte ihn, nachdem er gegessen und
getrunken hatte, dem hänptling des
Stammes gu.
Die Sache war ja nun an sich
nicht gar fo gefährlich, ioie sie aus
fchaut, und wer ein guter Presttdis
gitateur tft, der ift gewohnheitsmä
ßig auf alles gefaßt. Der wackere
Jean trat deshalb dein fchwarzen
tting mit Seelenruhe gegenüber
Der-war ein tleiner, vieler Kerl
mit verschmiht darein bliesen-Den
Augen. Er hockte auf einer Ban-l
matte vor seinem Bienentorbe, uinis
geben von seinen Jdunais und Un
Jierhäuptllngen und lächelte herrn
Jean entgegen: »He, Du bist der
lweifze Bau-, der die Krieger des
großen hauptlings LIMIer gestern
abend fchöne, goldene Pfundftiiete
hat niefen lafseni'«
Jeht ging dein Eleltroiechniler
ein Licht ans. Bisher hatte er
fgenieinh der tiasfernhiinptling wol
le steh der Anlage der Telegraphens
flinic durch fein Territoriuni wider
fehen und habe ihn deshalb anf
hebeu lafsen. Daß fein harmlose-es
Iafrhenjpielerlunititiielchen die lit
Jache des Ueberfalles sein könne,das
hatte er sich nicht träumen lassen.
Er schnob deshalb den schwarzen
tting recht ungeduldig an: »Du bin
nicht recht gescheit, stunuijnl Aus
der Stelle laßt Du mich nach mei
nem Lager suriicl tragen. Ich hu
ve mehr zu tun, als Deine Alvern
heit zu torrigierenl«
Diese energische Sprache machte
mm sreiiich einigen Eindruck aus
den schwarzen tinintim stanute er
doch sein Gesindel viel zu out, als
»daß er ohne Beweise halte glauben
;siiogesi, daß man duuselveu Gold
iniiae von den Wolltousen herab und
aus den Nasen heraus-locken könne.
Indessen die Behauptungen der
schwarzen Burschen traten hinwie
dekum so bestimmt aus, namentlich,
als sie seht aus sein Geheiß vor
Ozean Lodjer hintraten und ihm
ins Gesicht eriliirten, daß er ihnen
Goldstücke aus den Nasenloche-en ge
holt habe, daß er wieder irre wur
de. Und außerdem Goldstücke-l Es
war doch-eine gar zu schöne Sache,
sie ans diese Weise zu belonnueuz
schwarze Schlingel, welche niesen
und gezupst werden konnten, hatte
er ja genug.
»Du hörst, weißer Baad, wag se
ne saaeul Wenn Du sie gestern
abend Goldstücke hast niesen lassen,
dann wirst Du dies auch heute mor
gen können. Also bitte, siere Dich
nicht liinqer. Jch stelle Dir die
Blasen sämtlicher Schlingel dort zur
Vertilgt-vix auch ihre Begib-se
wenn Du nnk brav Goldstücke her
aus bringst.«
Der arme Jena wallte ansJ dei
Hant fahren.
«Weiß Du, Kapiciiii," schalt er,
«Du bitt tuirllich noch dummer-« als
meine Ochsen! Aber nun beeile
Dich nnd laß mich nach meinem
Lager zuriickbringen Otnn Paul
fackett nicht lange. Es könnte Tir
übel bekommen, weint Dn mich län
ger von meiner Arbeit fern liiittit·«
Der schwarze Kiitg tuiegte dass
grinfende Haupt
,,.N«Pefn sieht, das; der Baas nicht
gut gelannt ist, tue-it er in seiner
Nachtenhe gestört wurde. Darum
wolle der Bang erst ausschlafen nnd
dann die Krieger NPetns Gold
lticke niesen lassen. Olim Paul
wird to lange warten, bis sie itz
rknr Gan-Mag eine große Menge
Goldstücke genieft haben unt-den«
Damit erhob er sich, gab sodann fei
nen Leuten einen Wink, und viele
Jahrien den guten Jean nach einer
Wüste, in welcher er sichs alter
Tdingz bei Eiern, Butter-, Mitchnnd
iBwt iu bequem als möglich ma
Tchen lonnte, im iibrigen aber an
hundert und mehr Krieger draußen
umher hocken hatte, jeden Angen
blick bereit, ihm, ganz nach feinan
Belieben, die schwatzen Rasen zum
Riesen, oder die Wollt-Linie znmi
Pfundsttickeznusen hinznhaltesn ne
benher aber daranfznachtem daß des-«
Elektrotechniler nicht davonlief, ohsi
ne feine Schnldigleit getan ,.i hasl
ben. l
Nun war guter Nat teuer, und?
der« ave Jean schinipfte nicht;
fchl bald auf die schwarzein
Wächter vor seiner Hütte, bald aus
den schwarzen Ksng derselben, bald:
auf allen schieben-d- den er je gei»
macht halte, bald auf die ganze Tnsj
fcheufftlelerei, auftut-isten aber aufs
»feinesphänouieuale Dummheit, den»
schwatzen Halnnten etwas vorge-?
Tgancelt zu haben« Tuch alle-J«
Schimper half ihni nicht aus del-i
HPatschln Der »geos3e Hiinutling
MEPer der Machadolafsern« bei-J
WEOMUHQ »
»Hier hast Du Nasen und Schöp-l
fe, weißer Baasl Laß sie Gold-s
stiicle niesen, oder zupse sie ihnen
aus den Haaren, fu biel als mög
lich. Es schadet nicht, wenn bei
der Gelegenheit ein paar der
Schlingel drauf gehen, wenn Du
nur brav Goldstücke aus ihnen
heraus holst. Was Tn gestern ge
kannt hast, wirst Tn heute noch
nicht verlernt habet-l« so hieß es
am Mittag, so hiefz es ain Abend,
so hieß es auch am folgenden nnd
ain dritten Tage. Der arnie Ozean
war der Verzweiflung nahe.
Da nahte die Erlösung. Ich selbst
befand mich nui die gleiche Zeit in
Gesellschaft dreier anderer Tent
scheu in den Zontpanåsbergen aus
der Jagd, und dabei gelangten wie!
in die Nähe von N’Pefus Haupt
traul. Das veranlaßte uns, dem
selben eiueu Besuch zu machen, Inn
etwas frische Butter fiir unseren
Tisch zu laufen lind einige Mache
do-Männek als Treiber zur Jagd
auf »Wildbeefti« zu dingeu. Wir
hörten kann-, dass der schwarze Fling
einen »weiße« Bank-« in seinem
Kraal gefangen halte, damit der
selbe die Machadolsrieger Pfund
stiiele niesen lasse, da wußten wie
sja Bescheid lind da war ec- nan
donn- anch niit einigem Hinten-is ans
unsere Viichien nnd tiienoluer ein
leichtes, dein Herrn N’Pesn llae zu
nmchen, daß ein weisser Baus- besse
res zu tnn habe, til-J seine schwar
zen strieger niesen zn lnssen, oder
ihnen die Zchiitsie nach Psnndstiicten
dnrchzntasten
« »Er könnte niir doch wenigsten-J
Jein kleines Häuschen niesen lassenl«
meinte der schwarze Kapitänschlieszi
lich noch kläglich. »Seht doch,
meine weißen Freunde-, dort ste
hen der schwarzen Schlingel so vie
le: wenn jeder nnr zehn Pfund
stiicke nieszt, ist APan gern zufrie
den-«
Indessen, wir weigerten ihin
anrls das. Dei-brave Ozean meinte
gar recht böse: »Die selber will ich
die Zähne ans-sie en, Du schwarzer
Assel« Doch da b..stand N’Pesn
nicht, weil es gutes Deutsch war.
Am selbigen Tage noch rnnszten
MachadosMiinner Jean Losier nach
seiner Telegkaphenlinie zurücktra
gen, nnd wir begleiteten den Trupp
der Sicherheit halber zn Pferde.
Jeanp eigene Kassern waren ver
ständig geude-sein sie hatten am Plat
ze ausgehaer die Ochsen gehiitet
nnd mäßig gelebt in der Erwar
tung, daß ihr Vaas bald zurück
kehren werde
Den schwarzen Leuten gankelt
Baas Jean aber nichts wieder vor,
das hat er getchwoeem
Dir print-n
Von M. H.
v
Ter schwarze Wagen wurde soeben
vor die Haustür geführt. Unser
Knecht Christian sollte das erste nnd
letzte Mal, aus dein Rücken, von an
deren gefahren werdet-, nachdem er
tin halbes Jahrhundert lang bei
Sonnenschein und Gewitter, auf wei
rljen und auf stsihlharten Wegen in
das Felb, in den Wald und nach den
Miihlen gefahren war und vor den
Schenken — gehalten hatte. Denn
er hatte auch bei Naiht und Nebel
seine schweren Fuhrmannsbeine gern
aus dein Wagen gehoben, um »Einem
zu inachen«. Ob er auch vorher in
weiser lieberlegung noch so ost die
harten Fi nger durch die Borsten fei
nes roten Gesichts hatte gleiten las
sen —- das Ergebnis der Beratung
mit sich selber war immer das gleiche
lgeloesem ein Schlückchen konnte nicht
schaden; folglich machte er EinenCl
worauf ihn, nach dem alten Fuhr
niannsspruch
. . . . nicht schreckte Sturm und Wette-txt
Ei tiimmeite sich nicht drum
Lag Hüte-i hat vtritigc meiuPeL
Teu Mantel tat schützend cr iuu
Er war ein Wundennann gewe
fen, unser Christian; auch wenn seine
Lasten nur fortzuschaffen gewesen
waren, war er stets schwer beladen
heimgekommen, obwohl, wenn rnan
genauer zusah, die Pferde einen see
reu Wagen zogen, mit Ausnahme des
belasteten Passagiers natürlich, der
gewöhnlich ein Niclerchen machte nnd
doch jeden falschen Schritt seiner al
ten vierbeinigen Bekannten so sicher
bemerkt hätte, wie 1diese nicht weiter
gegangen waren, ehe er nicht in den
verschiedenen Oeideschenten sein »De
zem« zu sich genommen hätte. Pfer
de-Jnstinlt und Knecht-Verstand er
gänzten sich: sie gönnten ihm dirs
Tränlchen gern, its-il sie zugleich-tue
Krippe sahen, und er hielt sie iiir
nimmersatte Fresser, dieweil ihm die
Kehle in der Nähe der strippen trot
len zu werden pflegte.
So lebten die dxei einträchtiglich
manches Jiihrchen, und in unsere-n
Heim war der Christian ein Erdmä
bel geworden. Vom Urgroßvater
war er ans den Großvater gekom
nien.
Heute aber lag er lang ausge
strectt trog des «helterlichten« Tages
in seinen besten Kleidern im Hos
stiibchen; er war zur legten Ruhe be
reit, während wir allesamt in dem
größeren Zimmer an den Wänden
Stellung genommen hatten, denn der
here Pastor machte eben einen Rand
gang. Die Sonne tiiiizette aus dem
weißen Sande zu uns heran; sie
schiert in Form eines Staubiviiltchensz
herniederznsteigen und liesz sich aisch
durch die nur ein Rischen geossndte
Tür zur Stube Christiang nicht ab
halten, den Scheidenden nochmals zu
grüßen· Unserer alten Magd Marie
aber mochten Sonnenschein und Pa
stor einen neuen Anstoß geben, sich
nochmals so aus Herzenggrund anHT
zutveinen, und wie sie nun wieder
den Ton damit angab, wie stets in
den legten Tage-n, sobald Besuch in
das Hans getreten mar, so sloaea
auch jetzt rinng herum plötzlich die
Taschentiicher an alle Nutzen- Nur
mein Großvater, als Haupt des Hau
ses, durfte nach allein Brauch nscht
weinen. Das Herkommen schrieb ihniI
sogar jede Miene und Bewegung vord
Er verhandelte ietzt, nne das ubzicbs
war, iiber die Ereignisse der letzte-us
Jahre in unserem Hause, iiber dies
m aller Augsiihrlichteit mit dein Pa
stor zu beraten· eben auch nur bei
Todessälten iiblich war. Mein
Großvater war ein Mann der streu-«
gen Ueberlieseriiiig: er hätte um teiss
nen Preis der Welt zu reden ausge
hört, ehe nicht die tleiue kugelrunde»
Frau leise von hinten getrsmniens
wäre, um ihm aus die ani Rücken
zusacnrnengelegten Hände zu tippeu
und aus seinen selbstverständlich sehr
erstaunten Blick zu sagen: »Der liebe
Tote ist bereit zur letzten Fahrt; wir
wollen ihn doch nicht warten lis
sent«
heute war die ohne Unterlaß sehr
energisch in die Trauerhäuser lal
lernde und dabei tvie das ewige Le
ben gesprächige Kugel noch nicht her
angerollt. Jn der allgemeinen Er
wartung entstand ein toter Augen
blick, in dem alle Zeit still zu stehen
schlen. Dann war es, als schreckte
erade diese Ruhe alles aus; als ob
ch plöhllch jeder einen Ruck gäbe,
darüber hinweg zu lommen. Und
indem so, tvle von Getsterhänden aus
erlttlelt« das ganze Leben aus einen
chlag aufwachte, wurde der wun
derliche Zwischensall offenbar, sene
Probe der Jugend, von der hier be
richtet sein soll:
Der Pastor stand starr vor dein
Vater, und beide sahen nach der Tür
ides Totenstiibchens, und die Blicke
ailer Leidtragenden slogen von den
beiden nach der Tür und wieder
eitel, und tein Flüstern geschah di eui.
und teine Bewegung: Durch di e Tyt
ziviingle sich mein Bruder so lei ,
wie von draußen die Sonne bis an·
unsere Füße ljuschtn Ilirf leisen
Sohlen, wie der Frühling iiber Nin-Ist
kommt, tlimnslte mein Bruder von
uns sort nach dem Lager des. Toten
und stand einen Augenblick wie in
Erz gegossen· Tie Brust begann
sich zu heben, die Hand wanderte
zum Elwliunde Ein tutzes Zögern,
klitzschnell slog ein Finger aus den
Munde zuriick, flog durch die Lust
nnd zum alten Knecht, nnd wie ein
Petschast saß der Finger sest on der
Nase des Toten während sich der
Kopf des merkwürdigen Experimen
tators vorniiberbeugte über dassrieds
liche Gesicht des den ewigen Schlum
mer geizießenden sieiszigen alten
Elliasnuss:i. Ein tnrzes Verweile-in
ein enttäuschtes Kindergesicht, und
aus den Zehenspiszen kam die Ju
gend wieder vom Alter zu uns ge
schlichen. Dann lam aber auch schon
der Schreiner mit dem Hammer; die
lebende Kugel snurmette ihrs Sprüch
lein dem Vater zu; in die Versamm
lung tnm Bewegung, und alsbald
sangen sie draußen in langsamer-h
feierlichem Schritt und Tritt.
Und der Bruder? Der Bruder
mit dem nassen Fingers
I
Der hatte nn dem Tage seinen
ersten großen Zweifel nn der Wahr
haftigteit dieser Welt erlebt: toic
hatten im Winter allerhand schöne
See- und Abenteuer-Nornt1ne gele
sen, tvie den Kapitän Marrynt n. s.
w. Tn war uns eine der Szenen
nni tiefsten gegangen, in der geschil
dert wird, toie tuieder»eininal die See
raste nnd ihr Opfer haben wollte.
Hin tollsten Orkan zischt doch noch
allen vernehmlich das Wasser neben
dem Schiff ans, als ob ein Feuer
brund hindurchjage, nnd gleich sind
sieh die Leute einig in dein Gedan
ten: da ist das griißte Original des
Schisses über Bord qetoltert, der
Steuermann mit der roten Nase.
Was weiter in aller Welt-innern so
zifchen!
Von Stand nn tonr nichts Be
deutenderes in der Welt gewesen« wie
sie mein Bruder noch gekannt hatte,
als eine glühende Nase. die an der
Fenchtigteit zischte. Und da er im
Leben unseres ztnechts die Probe auf
das bedeutende Exempel nicht zu
machen vermochte, so nahm er die
Tielegenlfeit nach dein Tode wahr.
Inr hatte also den Versuch gemacht,
»l! der von den hiszewelleu des
menschlichen Körpers besonders beim
gesuchte, Geist jeder Art oerratende
Teil uns den feuchten Finger reagie
ren nnd zifctfen würde.
Vergebens!
Von Stund nn wuchs sieh mein
Brnder zum Zweifler, Grüblee und
Veffiniiften nusx Lug nnd Trug wue
chsn aus lange Zeit jegliches Erzeug
nis der Drinterstlstoärze.
Später lfsit sich die Ecke-gnug ge
legt, nnd isn höheren Alter hat der
Ztoeifler sogar vor mancher Nase die
Möglichkeit zugeben müssen, dnsz sie
Oifchen konnte.
—--v--,- —
Gknnd quin
Ein Fremder wohnte in einer
Munan lnsi lklmz lsincni Konzert-:
lust, niulnsi iicli znssiicltcn zwei Blin
crn hinter ilnxx «- Linn-Lici
unlitsinntt
.,Hini.’sl!«
»Jo!«
«Tnl«
»Wois?«
»Tri· dol«
»Wer dcnii?«
»Um-ist bonI-«
«Nii.«
»J; n net. Hnn mhtn eine einil'·
-.
Was zu beiociicn nun-.
Te-: klein«l Ptspi spielt im Hofe
mit feinem Freunde; auf einmal
rnft er znni Fenster hinaus: ««.lllnt
la, Lillnttn!«
Noch einer Weile ficht Pispis«
Schwester herab. »Was willst desinf«
fragt fic den Kleinen, »die Mutter
bot keine Zeitl«
,,Mntta toll tonnncnl" pliirrt
Pcpcrl nbck wieder, to lange, bis «
die Mutter endlich ans Fensterv
com-sit «So,« ruft ietzt das Kind
l)inani. Jetzt kannst schon wieder
gehen-, Muttnl Mein Freund, dcc
Franzi, hat nnr net glauben wol
l'n, daß Dn wirklich to an’ awßon
—- Krdpl Wil«