Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 29, 1917, Sonntagsblatt, Image 9

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    smatagihlatt de
· StaatS Anzeiger und Herold.
stand, Jst plan » Doannerftg den
—
xlkI Wilderer.
Du nchkc ·«ots Max Cschncr.
)
Die dampfende Kasseelanne wurde
eben zum Iriihstiiit ausgetragen Die
behäbige Frau Bürgermeisterin strich
die Semmeln, ihr biederer Gotte stu
dierte eisrig im Standbliittchen und
die kleine allerliebste Lilli zeigte mir
mit vielem Stolz ihr Postlarteiial
dum. wobei ich nicht verfehlte, das
siise Mädchen ganz sacht und un
bemertt an mich zu drücken. Sie ist
meine Consine, das reizendste Kind,
dass ich je gesehen. und siir mich sind
die Wochen, die ich zur Erholung bei
Lnlel und Tante zubringe. die
schdnsten im ganzen Jahre. Jch bin
Student und oerlebe einen Teil mei
ner Ferien regelmäßig in dem Städt
chen, wo mein Onlel Bürgermeister
ist.
«War der Postbote noch nicht daf«
ließ sich plötzlich mein Onkel verneh
men, indem er die Zeitung weglegte
und ungeduldig nach der Uhr sah.
.Bi5 jetzt noch nicht, Männchen.«
antwortete seine getreue Ehehiilstr.
»Was ertvartest du denn?« Er wur
de verlegen
«Jch — —- ach, ich meine bloß —«
Jn diesem Augenblick polterte die
alte Postlutsche um die Ecke und hielt
vor dem Bürgermeisterhaus an. Wie
elettrrsiert sprang mein Onkel aus
und eilte hinaus-, Lilli, von der Neu
gierde getrieben, ihm hinterher, und
ich mußte der holdseligen Erscheinung
wohl oder iibel folgen, wie von einem
Magneten angezogen.
Der Postbote brachte ein liinglicheö,
schmal-s Patri. das der Herr Bur
grrineister mit sichtlicher Aufregung in
Empfang nahm«
»Hier, Müller, haben Sie ein
Trinkgeld-I
Damit gab er dem dienernden Be
amten mit einer großartigen handbes
wegung ein Geldstiict und verschwand
dann mit dein Patet in der Schlaf
stube, die er eiligst hinter sich ver
schwi
«Wiis mag wohl in diesem Palet
gewesen sein«-«
Mit diesen Worten trat Lilli, neu
gierig ivie sie war, an jene Tiir heran
und lugte durchs Schlüsselloch; doch
bald gab sie diese Versuche wieder aus,
sie schienen aussichtslos zu sein.
»Und ein Trinkgeld hat dein Va
ter Milliern geaeben,' wars ich ein,
»das war doch sicher das erste, das er
überhaupt hier bekommen hat« Es
muß also ein siir deinen Vater sehr
wichtiges Pater sein-"
»Du. das Geheimnis miissen wir
ergründen," ries meine lleine Lilli
mit schalthastem Lächeln, »ich be
tomme es sicher bald heranzi«
«Oder ich!«
Damit gingen wir wieder in die
Stube zur Trinte hinein.
I s .
Das ganze Städtchen war in gro
ßer Aufregung. Jn den ganz nahe
gelegsnein tveitliin sich erstrectenden
Waldern mußte ein Wilderer sein
Unwesen treiben, denn täglich iourden
Echiisse gehdrt, und eines Tages toar
auch ein Kaninchen mit durchschosses
nein Fiopf gefunden morden. Verge
bens durchstreifte der alte Förster mit
seinen Gehilfen die Wälder, die Lage
besserte sich auch nicht« als der herr
Bürgermeister den alten Nachtwächter
jenen zu Hilfe schickte, der Wilderer
wurde nicht gesunden.
Am aller ausgeregtesten war mein
Onkel. Als würdiges Oberhaupt des
Städtchens sah er ed als seine hei
Iigste Pflicht an, dein verruchten
Menschen, der der ganzen Gegend
Furcht und Schreiten einsngte, aus die
Spur zu ionnnen, und so sein-: liebe
Stadt von der Angst zu befreien
Allerlei Gerüchte hatten sich schon
über den unheimliche-i Kerl verbreitet,
von Mord und Totschlag, sodaß tei
ner mehr wagte, den Wald zu betre
ten.
Mich tümrnerie die Sache sehr we
nig. Jch hatte zwar auch öfters im
Wald schießen hören, aber meine Ge
danten und Regungen beschäftigten
sich so sehr mit meiner lieben Lilli,
baß ich für alles andere tein sonder
liches Interesse hatte. Und von der
bessert Liebe zu meinem süßen Mäd
chen gedrängt, faßte ich mir eines
Tages ein Herz und ging zu meinem
Onkel in fein Arbeitizimntet hinein
zu jenem schweren Gang, vor dem
rnir schon lange gegraut hatte.
»Ich ftiire dich doch nicht etwai«
sagte ich eintretend.
..Dm?« brummte rnein Onkel, obne
sich zu rühren.
«Aber ich komme in einer ganz
wichtigen Angelegenheit Ich —- —'
»Bist vtt vielleicht dein Wilderer
auf die Spur gelommeni« unterhrachl
er mich und fuhr mit einer siir sein
Alter und seine Beliebtheit erstaun
lichen Geschwindigkeit auf seinem
Stuhl herum.
" .Nein, Onkelchen, viel wichtiger —«
»Ach was, wichtiger — fiir mich
gibt es seht überhaupt nichts Wich
tigeres als diese Wilderergeschichte.'
Jch hatte es einmal gewagt und
war in die höhle des Löwen gegan
gen; nun wollte ich mein Vorhaben
auch ausführen.
»So lan mich nur ein Wort spre
chen, Ontei. Du weißt ja, daß ich
die Lilli über alles liebe, ohne sie
tann ich nicht leben, ich —- ich — gib
sie mir zur Frau!"
Ein höhnisches Lachen folgte mei
nen Worten. »Das könnte dir gesal
len, was? Ein hübsches Mädel ist
sie. Geld kriegt sie auch einmal, was
will man mehr. Aber daraus wird
nichts. Du lebst mir zu flatt, arbei
test zu wenig, turz, du bist eben lü
derlich.«
,’2lber Onkel, ich versichere dir —«'
»Ach wagt Paperlapappt Jetzt
wollen wir mal von dem Wilderer
reden, alles andere wird sich finden.
Denke dir, heute früh erzählt niir der
Nachtwächter, der Förster hätte Pa
tronen gesunden, mehrere Bäume
zeigten Schußspuren, und ein Hase
sei eingebracht worden« den man tot
aufgefunden habe. Die Aufregung in
der Stadt wächst immer mehr. wir
müssen dem Wilddieb auf die Spur
kommen. Du kannst doch einmal dein
Glück versuchen, und solltest bu den
Kerl ausfindig machen, soll der Lohn
nicht ausbleiben.«
»Ich will’s versuchen, Onkel. Wie
fleht es aber mit der Lilli«i«
»Quälgeist! Du sollst sie haben,
wenn du den Wilderer entdecksL Sonst
aus teinen Fall. sowahr ich Jadotus
Kniippelmeier bin, hochwahllöblicher
Bürgermeister unseres Städtchens-«
n Ost war ich seitdem aus die Suche
in die Wälder gegangen, teine Spur
von dem Wilddieb, nicht das tleinste
Anzeichen habe ich gesunden. Zuerst
spornte mich der Eifer an. mir meine
tlelne Frau zu verdienen, als dann
immer mehr Gerüchte iiber den »Nati
berhauptmnnn unserer Wälder« in
Umlauf lamen, gewann ich der Sache
Interesse ab, und dieser Grund tam
hinzu, sodaß ich meine Streiszuge im
mer wieder argnahm Zulegt nahm
ich meinen Revolver gar nicht mehr
mit, es war ja doch alles vergebens.
Ja, mir tam schließlich der Gedanke,
daß der gesiirchtete Wilderer über
haupt nicht existierte.
An einem schönen Morgen ging ich
wieder einmal in die Wälder hinaus.
liein Mensch war zu erblicken, denn
noch immer wagte niemand, sene Wäl
der zu betreten. Allerlei Gedanken
gingen mir in dieser Einsamkeit durch
den Kopf. Würde ich jemals meine
geliebte Lilli heimführen können? Jn
einigen Tagen würden meine Ferren
abgelausen sein, und würde ich dann
immer nicht Gewißheit haben? Jn
diesem Augenblick dachte ich, ich weisz
nicht« wie es lam, an jenes Palet
zurück, das der Herr Bürgermeister so
geheimnisvoll versteckt hielt. Noch hat
te tein Mensch herausbelommen, was
es enthielt, vielleicht —- —
Das war ein Schuß! Jch muß ge
stehen. ich schral zusammen. Aus
welcher Richtung war er nur gekom
men? Atemlos lauschte ich, ob sich
vielleicht das Geräusch eines fallen
den Tieres hören ließ. Nichts -— —
noch ein Schuß! Es mußte ganz in
der Nähe sein.
Schneller siihlte ich mein Blut
durch die Adern rollen. Mit äußer
ster Vorsicht und Anspannung aller
Sinne schritt ich vorwärts, in der
Richtung, aus ter die Schüsse gekom
men waren.
Allinählich lichtete sich der Wald.
Noch immer hatte ich nichts Aussälli
ges gesehen oder gehört.
Das waren Schritte —- —
Mein Vers tlopste zum Zersprini
gen. Jest klang es so, als wenn wie
der ein Gewehr geladen und der Dahn
gespannt würde.
Vor mir lag eine Lichtung. Vor
sichtig bog ich mit der linken band
das Gebüsch zur Seite, in der rechten
hielt ich den Revolver.
Plötzlich trachte wieder ein Schuß
Entschlossen trat ich nus die Lichtung
heraus und wollte schon aus den Kerl
schießen, als ich mit lautem Lachen
die erhobene band mit dem Revolver
wieder sinken ließ.
Da stand in seiner ganzen Wohlge
nährtheit mit dem freundlichsten Ge
sicht der Welt unser hochwohltöblicher
here Bürgermeister Jodoluc Antip
pelmeier. in der band die noch rau
chende Flinte haltend.
«Jtnmer noch nicht getrossen,«
lnukrte er eben und waidte sich dann
aus mein Lachen bin nach mir um«
Aus der entgegengesehten Seite der
Lichtung stand eine längliche, schmale
Kiste, die ich schon las-te, und oben
darauf lag ein alter hat —- nun
wußte ich, was in dem Patet gewe
sen war: Ontelchen stellte also ganz
im Geheimen Schieszitbungen an.
«Wee hat dir denn erlaubt —- —"
«Still, OnleU Aus den Boden!
Dort in den Büschen kriecht jemand
herum!«
«Wer will denn mir, dem Bürger
meister, etwas sagen? Jch bin
doch —- ——«·
Jch drückte ihn nieder, und schließ
lich gehorchte er auch.
.Wenn du nicht ganz still bist, bist
du am längsten Bürgermeister gewe
sen,«« raunte ich ihm zu.
Aus der gegenüberliegenden Seite
It Lichtung sah man in größter Eile
n Nachtwächter, der seinen Stock in
die Büsche schleuderte, entfliehen.
»Was sprichst du denn da siie Un
sinn, am längsten Bürgermeister ge
wesen?«
«Laß und schnell nach Hause kom
men, die Kiste dort müssen wir mit
nehmen, sie verrät dich sonst,« rief ich
ihm zu und zog ihn mit fort
»Ja, was ist denn nur los?«« fragte
er allmählich ängstlich werdend.
»Man wird dich verhaften, wenn
man dich sieht. Komm' nur schnell!'«
Jch ließ ihn gar nicht cnelye zu
Worte kommen, sondern lies mit ihm
itn Dauerlnuf davon, bis wir zu sei
ner Wohnung tamen, wo er keuchend
in ein Sosa niedersank.
»Weißt du, wen ich erwischt habet«
Er sah mich erwartungsvoll an.
»Den Wilderer!«
»Wer ist es denni Wo ist ersi«
»Du bist’ö!«
Der Herr Bürgermeister war
sp nchlos.
n diesem Augenblick trat der
Nachtwächter ein.
»Den Bürgermeister, ich habe den
Wilderer gesehen, aus der Lichtung
dort beim Bach. Es war aber noch
einer dabei, sie duckten sich alle beide
zur Erde. drum habe ich sie nicht er
kannt. Jch holte schnell den Försier.
Als wir zur Stelle zurück kamen,
waren die beiden Kerle verschwunden
Aber in dein feuchten Boden tonnten
wir die Spur verfolgen, und die führ
te, denken Sie nur, diese Frechheit
gerade in die Stadt binein.«
Dem herrn Bürgermeister trat der
Angstschweisz aus die Stirn
«Geheu Sie, gehen Sie!«·ries er.
«Weitersuchen!«
Kopsschüttrlnd entfernte sich der
Nachtwächter.
»Man-Ist ou wirklich, oan weiter
niemand im Walde geschossen hat als
ich!« fragte er nach einer Pause stein
lallt.
«t.llatiirlich!«
»Aber es ist doch neulich erst wieder
ein Hase gesondert worden, und ich
habe doch nicht aus Wild geschossen.«
»Das tennt man,·« sagte ich mit
überlegener Miene, .eiu trepiertes
Kaninchen hat man gesunden, daraus
sind natürlich gleich ein paar Hasen
mit durchschossenein Fell geworden.
Und wenn es betannt würde, Onlel
chen, den Spott, den es dir eintragen
würdet«
«.Vör’ aus! Hör« aus!«
«Papa?«
Die Tiir össente sich und Lilli steck
te das Köpfchen herein.
Komm' her, meine liebe, süße Lil
li! Wir haben unser Spiel gewon
nen!«
«Onlelchen,« sagte ich, »ich habe
deine Bedingung erfüllt. Der Wil
derer ist gesunden, und Lilli ist
meint«
Dei Künstlers Nache.
Der italienische Geiger Giornovicchi
hielt sich einst« aus einer tiunstrerie
begriffen, in Lyon aus. Er gedachte
einen guten Schnitt zu machen und
tiindete ein Konzert, den Plas zu 6
Frantem aus. Das war ein sehr ho
her Preis. Der Künstler fand denn
auch am Konzertabend einen völlig
leeren Saal vor. Er war darüber sehr
aufgebracht, insbesondere sühlte sich
seine Eitelkeit — er hielt sich siir den
besten Geiger — getränkt. Daraus
liindete er siir den nächsten Tag aber
mals ein Konzert an und zwar zum
halben Preis. Diesmal strömte das
Publikum in Masse herbei; aber statt
des zu erwartenden Ohrenschmausee
wartete seiner die Kunde« der Künst
ler habe vor einer halben Stand die
Stadt verlassen.
—-0.—
—- Kurz und bündig. On
kel (der seinen Nessen zum Heiraten
animicrt): «Also, Fritz, ermanne
Dich und beiveibe Dicht«
—- B o i h a s t. Sonntaasjägen
»Zum Kuckuck, nun hab’ ich den
Hasen weder gesehltl«
Förstm »Ju- schauen S’, Herr
Baron, a Flint’n it halt kei« Ma
schinenaetvehrt«
Wir Merka krt’.
I Ein Tiroler Faschingsulk von N. ,
reins. l
!
Der Romedins Glin war ein un
vcrveiicrncher alter Wilddieb. Ei
gcnllicy schon ein uralten Crit kürz
lich hatte er seinen achtzigften Ge
burtstag gefeiert. Etan nicht da
heim, sondern im Arrest des Be
zjrtsgcrichts zu Schlundes-z nn
chnfchgau. Das betrachtete over der
Glatzl nur ais eine Art Erholung
un den Minrengungen feines Be
russ.
Drei-mal hatten fic ihn sechs Wo
chen eingesponnen. Die Ursache war
ein fette-J Hast-kl, daszi er dem Mau
rnclxer Eepp in Goldmsn Iveggejchojs
irn hatte. Eigentlich ein teures-«
Bratl Ließ sich aber bei den vielen
Vor-strafen des Wahl nun nicht an
dir-:- machen.
lzzkiir gewohnt-as ieine aer want
in Geldraim in der Nähe von
Schlundeer Der Maiiracher Sebp
irae dort ein begüterter Bauer, dein
auch die Jagd in der Gegend ge
hiirte. Im iibrigen war der Sebp
ein großer Geizhals-, aber durchaus
ceiii diirchenlicht Er ziihlte vielmehr
unter die Tiimmeren von der GU
nioan. So gescheit war er aber dach,
den Glatzl wegen dem Haserl ins
Ketterle txtlrresii zu bringen.
Mitten im Zaschiug liessen sie den
Glahl in Schlanderö wieder ans-.
Noch an demselben :Itaitsmittag sasz
er ganz trenzsidel beim Hirsihens
wirt in Ololdrair nnd liess sich ein
paar Staniiierln Sihiiabsz schmecken.
Man hatte dein alten Haderlumpen
seine Jahre nicht angeniertt. Der
Glin besaß eine eiserne Gesund
heit. Er iuar ein stanniiiger, tin-z
gemachsener, vierschrbtiger sierl mit
einem wohlgeiiiihrtein rundlichen
Uesicht, das var lauter sinnen
Varistobpeln iii seinem gresjtren
Teil einer start berbrauchten Biirste
glich. Auch aus dein staps stellte er
narä allen Seiten die Borsten in die
Ob e wie ein JgeL
Stils der Glas-l gerade beim finis
ten Staiiiberl angelangt war, tain
der Manracher Sein-, ein hager-es
Latierl, in die Hirn-sinan wo sich
der Glahl bis-s dahin allein dein stil
len Siiss hingegeben «)atte. Der
Bauer wallte schon wieder bei der
Tiir hinaus-, als er des Glatzl an
sichtig tunc-de Der nötigte ihn aber,
an seinem Tisch Platz zu nehmen.
Wider-willig schasste iich der Senp
ein Viertel Wein an.
»Mnas3t nit glei' dabonrennen,
nienii wir uns so tang nimmer g’se·
lien hab·ii!« meinte der Wahl. »Wu!
geahts dir dir denn nachher alle
ieeil, Sepp?«
»F tann ’s nit loben Nit recht
extral« entgegnete der Sehn dem
es neben dein alten -V-.derlinnpen
immer -nngemntticher wurde
»Ja, sa, schaust auch ans ivia die
sieben teuren ;3isiti-ii!« sagte der
Ulatzl init einein gewissen Bedauern
»Meinsi wirklich, esJ is schen sa
weit niit nur«-« sragte der Seini,
»dem es ganz talt nber den Nin-ten
lies, ängstlich Der Sepp litt stets
an allerhand eingebildeteu stråiilheis
tin. Ani nnliebiien hörte er esI bei
äseineni Geiz, wenn einmal ziisiillig
»die Rede ans-I Sterben tain
»F nieiii’ schon, dass an dir die
HWiirmer bald an tiirchtag triag nl«
teiklärte der tiltahl mit better See
ilenrnhe »Wenn aiiial a Mensct a
isa griianzipset ausz’sehau’n aniaiigt
liiiia du. nachher tann er Neu’ nnd
Leid inach"iil Da schau mich anl«
grinste der Glatzl bar-hast. »Achtz’g
Jahr bin i iatz vorbei nnd tua noch
lang iiit sterbenl"
«Anöschau’n tnast toia ’s Leb’nl"
Dabei schielte ihn der Sepp neidisch
von der Seite an.
»Und iatz schon gar, wo sie mich
in Schlanders so uobel ausser g’
fimttert l)ab’ii!« ries der Glas-L »A
ausgezeichnete Kost, soc i dirl Völ
tig q’miistet haben s' mich!«
»Ja, Glaub nachher veriibelst
mir 's am End’ got nit, da i dich
angeben hob’, weiszt schon, wegen
demselbigen Hast-« srug der Sepp
kleinlaitt
»Aber coa Spur nitl« beruhigte
ihn der Glatzi.
»Weißt, i hab’ dich unsrigen
miiass’nl« suchte sich der Mauracher
Sepp zu entschuldigen.
,,Miiass’n?« Der Glossl schaute
ihn verständnislos an.
,,Fteilichi Es war ja doch a Diabs
stahl. Und an Diab muasz man an
geb’n, heißt ’s im G’setzl«
»Ah so? Wirst schon recht hab’n«
Bauer. J bab’ mir lei denkt, 's Hast
lwi dich so viel a’rent, weil d’ a
solcher Origan bist!«
»Nan Natu« versicherte der
Sepsl ,,Grad’ tveg’n G’setz! ’5 Hast
hätt i dir gern vergutiutj«
»Bist i doch froh siir dich, Sepp,
tasz d’ koa Geiztrag’n bist, weil dich
der Geiz sonst noch viel eher in die
Grunin bringet! Und sterben tuat
kanns Herni« meinte der Glut-L
Dem Sepp begann es schon wie
der ungemütlich vei dieser Wendung
des Gespräches In werden. »Min)
nnndert I grad, toia lang du 's
noch nntchstl Du bist alletoeil so
stisch beixn Zeitg! Es i-J, ais wenn
du verhext ivärst!·'
»Nim, verhext bin i net!" meinte
der Glas-A
»Amt« ivird ’s dich schon auch
tiav’n!« tröstete sich der Sein-.
,,Mich hat J nin!« versicherte der
GlatzL
»Mein kannst ja nit leb’n!« inein
t«- der Bauer.
,»3 kann ieb«n, solang i ntag!«
sit-inne der Mai-i und zeigte dem
Zevv sein tadelioses Gebis"j.
»Und dich auslachen!« meinte der
:!’ianracl)er Sepv zweifelnd·
s
»Wenn du L- nit glai«.«st, nachher
letzt ed vtenini" emsiderte der
Oktatzl riiliia, stopfte sich seine Reg
gclpieife und begann daraus zu
qiialmen.
»Aber amal kannst doch kraus
werd-il« holt der Sepp nach einer
Pause wieder an,
»F kann nit Lrank werd’n!« er
klärte der Wahl irnd tauchte weiter
»Ja, iuasJ tuasr denn du nach
lieu-«
»Diss; sag« i net!«
Der Manraclier Sepp riickte ganz
nahe an den Mahl heran nnd fragte
ihn geheimnisvoll: »Hast a Won
dersks a’IiieIl)te—J statuiert-«
»Ntm!«
»Nit«s’« Der Sepp war ganz starr
vor Bet·iuiiitderiuia. »so inac- hast
denn dn inn1)her?«
»Dis-; will i dir schon saa’n!« er
n·iderte der Glut-l halblaut. ,,.lher
du darfst eJ toan Menschen verra
ten! Du biit der erste, dem ig- an«
vertrau· !"
»F schtvör’ dir zehn heilige Eid’.
i sag nix!« lietenerte der Sepp nnd
teclte drei Finger der rechten Hand
iu die Höhe.
»Wie pai; anf!« fuhr der Glatzl
fert. »F hab’ a vie-reiten Sei-Pl Und
dii andern Ullenfchen, dii hahn· a
runde Seel’! Ta-: wirst wohl beanst
stn, daß a runde Seel liei a tnnden
Bach viel leichter anjn fahrt, als nna
a viereckete! A Utereckete Seel«, dö
derichnanist ja gar nit auszi: dd
liteiln dir ia alenh nlieratl ueclenl«
»Ja, tuarnin hast denn just dn
a tin-reitet- Seel".-« iraate der Eepu
nnd ris; Mund nnd Tllnnn ans
»Da-J iI a lanae wutncht Tii
cizahl i dir a aude·-:I mal. 0 liab«
halt a Trantl, duip dan· die Seel«
vierectet nun-htt«
»Jeuas:s! Wann i des-J liatt’!« ge
riet der Eepp in Aufregung
»Na-mit mir ’-:- uit verja)iseili’ii?"
,,Naa!«
,,Ojeh, fei so anat!«
»Daß d iniih wieder einsperren
lcf.t!"
»i«
»Nim, g«nni; ninicnei.
der Eisen
»Und nsenn i mir wieder an Ha
sen hul·’.-"
»Mein-n meiner, Iuia UM d"
nsillii!«
»Wind dir aber z" ldh fein, döii
Tmnli!«
»so e-;- reilti UND-«
,,·x·)i")lliseh lich-I« versicherte der
Glast
»«’3 innig schon!" erlliirle der
Zehn nach tin-zum lieber-legen
,Weii;t, inn· is so inel wenig drum
tun-J Ilnlrahenh
»Wie dn sollst ’s Trankl l)al)’n!
Schon iueifn der guai’n sion in
Schlundes-IF versprach ihm der
GlaizL »Meine-n holji dir ’H bei
mir! Uebermomen iö Fiischiiigs
feiiiiiag. Da ianiit znnerst die ganze
Ulaicl)’ii voll tin-, nnd nachher uehii
als Hutilee (Ma-Jte) nach Schlan
dersl"
»Warum denn dös?«
»Mit dem Tranll im Leib innafzi
Bewegung im Freien mach’n, damit
die Seel g’ichwindek viereclet Iuirdl
Je mehr du springik, deiio viereckeiek
wird die Seel’l Dös wird dir doch
einleiichten Y«
»Ah jal« versicherte der Sepp und
schnitt ein womöglich noch blödekesk
Gesicht, als er gewöhnlich hatte.
»Und da gehst am g’icheiteicen als
Huttlec, daß d’ recht narriich um
liupfen iannill «
»Dös is wahrl« nickte der Sepl
lseiiällia
Die Flasch’n mit dem geheimnis
rollen Trankl holte sich der Scpl
hetenerte
Ipünktlich ah. Der GlatzL der auf
einmal sein bester Freund geworden
com-, hatte inzwischen auch ein Hutt
leeg’ioaiid für ihn uersorgt.
So kam der Faschingssonntag.
Nachdem der Sepp sich zu Mittag
etliche Knödel einverleibt hatte,
schlich er ans seine Kammer, holte
die Flasch’n unter dem Bett her
vor, tat den Pfropfen weg nnd roch
einmal vorsichtig dran. Gut roch es
nicht. Der Sepp wagte einen klei
nen Schluck. ,,Hiiniuelblauer Höll
teufell« ries er nnd sprang unwill
kürlich in die Höhe. «Js dös Zeug
ljnntin (bitter)!« lluschllissig stierte
er eine Weile die Flasche an; dann
sitzte er sie an den Mund und goß
unt wahrer Todes-verachtung den
ganzen Inhalt hinunter Es war
schrecklich! Den Sepp bentelte es am
ganzen Leib vor Grausen. Er
sprang einige-nat gegen die Wände
seiner Kainniecx Die Bewegung er
gab sich von selbst. Der Glatzl hätte
sns ihni gar nicht zu verordnen brau
clien.
Der Sepp schinitte nnd wnrgte
noch iiitiiier verzweifelt, als er das
Trantl schon längst int Leibe hatte
nnd es gar nicht-.- tnelir zu schluclen
gab. Dann riß er die Kaininerttir
anf, polterte iiber die Stiege hinun
ter, beiiit Hans hinaus nnd rannte
spornstreichs den Weg nach Schlan
dersJ. Der Sepp erinnerte sich nicht,
zeitlebens so viel Bewegung gemacht
zii haben. Das Traiill iviitete in
ilnn tuie tausend losgelassene Ten-·
fel. Das zwickte nnd brannte Und
sitt-ite, daß es den Setip springen
machte iuie einen verrückten Heu
schreckte Dabei schiittelie er fort
nxiilirend den stopf nnd streckte die
Junge heran-I EsJ granste ilnt siirchs
ni·lich. Er brachte den Geschmack der
Wiinderinedizin iticht nielir los. Und
ein« der Zunge brannte es ian noch
immer. daß er sie sortiniilirend in
die talte Winterlnit rerten nniszte,
tiiii sie einigermaßen zii kühlen
Schnell iuie ein Sturmwind tnin
der Manracher Sei-n nach Schlan
dii·—3. Dort erregte er berechtigte-Z
Iliisselieit Er war entschieden der
ltistigsie Hintleinvon allen. Arme
nnd Beine bemegte er in den san
tserbarlten Verrenlnngem schnitt die
siliiiiierlirtiiten Griiiiasjen nnd briills
te nnd soliltiy dass er beständig einen
beiuitndernden Hausen hinter sich
liatte. Ver dein Viirenivirt in
Siljlandercs entstand ein förnilicher
Iliiilani.
»Min) z’reis;t’s !Mich z’sprengt’sl'«
lnnlte der Septi in allen Tonarten.
,,«l.-’sin Teiitjell O dii berilixte nier
eilete Seel’!« Dabei sprang der
Eistm ieie ein Eeiltiiiizer nnd bleitte
die Hin-ge heran-J, saiaeit er sie ans
dein kllailsen brachte. Tie Wirkungen
des Trank-:- niareii iiiinier imbeiinlis
cher geworden. Dein lelaiiracher
Leim stand der kalte Vlngitsilnbeiß
ans der Stirn. Er glaubte ieden
Angenbliel zii lauter sieben zerris
sen, in die Lust zii fliegen.
Inibelnder Beifall lalnite seine
slkredtiltianeit Tags niailite den Sepp
iiidlicli ganz tiiiitend Er stiirzte sich
ani seine ehrlichen Venninderer Es
entstand eine regelt-echte :li’aiiferei,
in deren ineitereiii Verlauf der Man
taelser Seins tinter dein dringenden
Verdacht der tatalen Vetrnnlenlieit
Verhaftet wurde.
Tun Arn-it tliirte sich die Suche
dunn allerdings lungiuin uns Als
In-.1n ertunnte, dass e-:- sich doch nicht
inn eilten Betrnnteneis handelte,
wurde der Sept- nnsgen seiner hart
niiikigeu Behauptung, die tuereitete
Seel· nunhe ihni so tuel zu schalten,
nutiichsc ulsJ tmlllonnnen geistecsges
nett behandelt
Ueber Nacht blteb er im Arrest
nnd verfiel endlich in einen tieer
Fehlers Nin niiclnten Morgen butte
c-; sich so weit erholt, daß er ver
nelnniuichsiiilng mat« und nn Laufe
dec- Tngesrs nach Goldmiu entlassen
werden kunnte. »
Dein Glutzl trug die Geschichte ei
nen neuen unsreiiuilligen Aufenthalt
in Sehtanderds ein« Weitere-i Scha
den hat das Tmntl dem Munrocher
Zepp nicht gebracht. Osienbar besaß
ei die uierectete Seel’ ohnediess schon.
Sonst hätte er die Noßtur wohl
schwerlich so gut vertragen .
Die Untersuchung ergab. daß das
Zauberkan des Glut-l ungefähr
folgende Bestandteile gehabt hattet
aligetvchten Wams-trog Stiefeltoichse,
Aruika, Tabatsaft, Pfeffer-, saure
Milch, Viel)satz, kltizinnsksöi. Jnekpuls
ver, Bretitispiritiis, Schnupstabaf
und Petroleum.
.--—O.O-—L
— Abergläubisch. Michel
tlieim Essen): Na, dös tu· i net, inlt
dreiz u Knödeln hör i nu net aus«
oans usz halt no numer, und
wann i glci’ plaW