Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 15, 1917, Sonntagsblatt, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Gauklek Imd Taschenspiklkt im ÄUTUWÆ
Von D bojoräxpz
Sowohl in Rom als in Griechen
land kann Inan die Spuren des
Taschenspieler- nnd Gantlerwefenz
bis in seht frühe Zeiten zukücxvetk
folgen; schon vierhundert Jahre v.
Chr-. läßt Xenophon einen Taschen
ipielee zu den Göttern beten. «sie mö
gen ihn nur imnfer dort fein lassen,
wo es viel Geld und einiäitige Leute
gibt«. Das Ziel der Taschenspie
lee im Altertum war ganz dasselbe
wie heute: Ueberraschung und harm
lose Täuschung der Menge um
Geld. Alle ihre Künste nannten
sie- .Mikaculo" (Wunder); kein Vot
gehen war ihnen zu groß· keines-t
IWI Gast-tatst mit Musiker-timer und Tsnzerinnen aus Theben.
Jetzt im Bxitischcn Man-um«
enntung an die Leichtgliiubigieii des
Volkes zu tiihn.
Gelegenheit zu Schauskcllunqcn
fanden die Taschenspielet des Al
ieriuens in reichem Maße; baldschlui
gen sie eigene Schande-den auf bild
Wien sie die Märkte und ös..:i:
lichen Plätze, auf denen sie Stadt
und Londvolk ergötzten, bald wie
herum ließen sie sich durch die öffent
tlHeiden Spiele nnlockem oder endlich,
sie fokichlen nach öffentlichen Gela
gen, bei denen sie dann die Pausen
zwilchen den einzelnen Gängen mit
ihren Produktionen nussiilllen. Jn
Rom aber waren es besonders die
siikulnrifchsen Spiele, welche eine geo
nklerin tSctiwerttänzerinf Griechd
s ö Vase-wild ital. Museum in
Berlin.
ße Menge solcher Wundennänner
entzogen, für die nn diesen Festen,
as denen ganz Jtalien nach der Sie
ndügelftodt hinströmte« immer
reistliüe Ernte in Aussicht stand.
Einer der berühmtesten Taschen
fpfetek iener Zeit war Alexander von
Abvnoteichcs, von dessen Wirken uns
Lueinn in seiner Schrift: Alexan
der, sder Lügenpraphet', ein treffli
ches Bild gädt. Zunächst verdiene er
nichts weiter, als auf einem Am
vlpitbeater vor den Augen aller Welt
von Affen nnd Füchsen zerrissen zu
werden. fährt dann aber folgender
maßen fort: «Seine Statut war
groß nnd schön und hatte in der
Tat was Majeftütisches; feine hauf
fnrbe war weiß, fein Bart warforgs
fültis gepflegt, und seinen eigenen
haaren waren fremde so künstlich
angepaßt, daß niemand fie für folche
Ults.,kpnnte. Der lebhafte Blick
seiner Augen verriet Begeifterung der
Ton feiner Stimme war klar nnd
yofntiingend — lurz, seine Erschei
nung· sowie fein Auftreten war ta
dellos. Aber sein Gemüt, feine
Denkungsart —- o· ihr fchüßenden
Möchte des Himmels! Er besaß
v Jene mit Schmettsmerim Nach Don-umh- Trachtan
"« eines ,Mkordenklichea Sasatfsinm1
ver « ihn aber zu den schlechsj
sksieiftsspedem und war dabei fo:
»beschefben«, sich mit keinem germ
geten als mit Pythngoms zu ver
leichen. Um sich ein Bild von vie
em Manne zu machen, stelle man
einen Ihm-after vor, zusammen
LM aus einer bunten Mit-sung
sit-«- Zk«s.-iigv weiss-id. »si
tosnndt. unternebknend und verwegern
wenn es gilt, Ennvürfe zu verwitt
lichen, geschickt wenn es sich dor
urn handelt, Zutrnuen sind Glauben
zu werten; furz. einen Charakter im
Vesih der Kunst, sich besser zu ma
chen. als er ist. Alexander hatte fri
ne Jugend bei einem der vieken Be
trüger zugebracht, die sich als Aerzte,
Zauberer« und Totenbeschwörer große
Vermögen erwarben, und wnr von
diesem als Gehilfe bei seiner Gau
nerei benutzt worden. Bald jedoch
hatte der Schüler den Meister über
holt. und irn Bewußtsein seiner
Vollkommenheit verband er sich mit
einem Komödienschreibet aus By
yzanz zu gemeinsamemWirlen Sie
Izogen nun beide umher, der Welt
ihre Gauleleien dorsijhrend. Als sie
einmal aus einer Wanderung durch
Mazedonien eine Art großer, sehr
fleicht zähmbarer Schlangen lennenH
Ilerntem tauchte in ihnen der geniale
Gedanke raus, das Kleingeschäst der!
Taschenspielerei aufzugeben und eine;
Magras-Unternehmung aufzumachemi
sie beschlossen nämlich, zusammen einei
Oralelsabril zu gründen.
Als Ort hierzu wurde Abonotei
chos —- die Heimat Alex-anders —
erwählt. Alexander meinte näm
lich, man müsse trachten, anfangs
nur mit beschränkten Menschen zu
tun zu haben, die alles für bare
Münze nähmen, und derart wären
seine Landsleute, «ein dummes,aberi
gläubisches Voll, das jedem Gaul
ler, der mit einem Trompeter her
ankommt, mit offenem Munde ent
gegenläuft.«
Der Plan war entworfen, und
rasch schritten die beiden zu seiner
Verwirklichung Zunächst wurden
in Chaleedvn im Tempel des Apol
:v eherne Tafeln niedergelegt« welche
folgende Ausschrift trugen: «Näch
stens wird Aesculap mit seinem Va
ter Apollo vom Olymp herabsteigen
und in Ahonoteichos für kurze Zeit
seinen Wohnsitz nehmen« Hieraus
reiste Alexander nach Abonoteichoz,
wo sich die Nachricht von der bevor
stehenden Anlunft Aesculapä und
Olpolloz mit Windeseile verbreitet
hatte und wo er sich vorläufig ims
Stillen mit der Pflege und säh-;
mung genannter mazedonischerSchlans ?
gen beschäftigte. Am geeigneten Tit-J
ge begibt er sich früh morgens zu den
Fundamenten des neu zu erbauen
den Tempels, in dessen Nähe sichs
durch den Regen eine schlammige
Pfütze gebildet hatte. und legt hier
ein ausgehöhltes Gänseei. in welchem
sich eine kleine neugeborene Schlange
befand, in das seichte Wasser. Keins
Einwohner hatte etwas von der Ma-;
nipulation bemerkt. ’
Am anderen Tage stürzt Alexan
der mit fliegenden Haaren auf den
Marltplah und verkündet der
Stadt, daß die angemeldeten Göt
ter in den nächsten Augenblicken an
kommen würden; stürmt dann, die
Menge hinter sich, zu dem Tempel,
schöpft mit Vilse einer Schale das
von ihm verborgene Ei heraus und
ruft dann laut: »Hier habe ich den
Ueseulap!« Alles ist starr vor Er
staunen, tmd als er das Ei öffnet
und die kleine Schlange sich in sei
ner band ringelt, da zweifelt nie
mand mehr an der Wahrheit seiner
Worte. Das ganze Voll bricht in
Jubel aus und gelettet Alexander
nach feiner Behaulunw
Dieser hielt sich nun noch einige
Zeit still verborgen, damit noch mehr
Voll aus der Umgegend zufammen
lomme. Eines Tages fette et sich
nann, passend gekleidet. in einer Arl
Jst-de auf einem Polster nieder unt
nahen elne große Schlange —- vie
zllelue sollte inzwischen Zu dieser Län
ge her-angewachsen sein — auf dar
Schoß; den Schwanzteil der Schlan
ge ließ er ans die Erde herabhän
gen, ihren Kopf aber verbarg er
iclt auf seiner Schulter. An
flle jenes ließ er dann ans den
Falten seines Mantels einen liinstlii
chen Drachenlops hervorblirten, so
daß es den Anschein hatte, als ge
höre der Kopf der Schlange. Der
Rachen des fein bemalten Drachen
lopfes wurde durch Pserdehanre anf
nnd zugemacht nnd ließ eine schwar
ze, gespaltene Schlangenzunge se
hen. die ebenfalls durch Haare in Be
wegung gesetzt wurde; mit dem Ra
chen dieses Wundertieres aber stand
ein Rohr in Verbindung, vermittelst
dessen eine verdoraene Person durch
den Drachentopf sprechen konnte.
Diese Rolle mußte sein Flompagnon
besorgen.
Die Ornlelspriiche erteilte Aezlus
lap auf versiegelte Anfragen, und
man lann sich denlen, wie groß das
Erstaunen der Menge war, wenn
der Fragende seine Frage oerstegelt
wie vorher zurückerhielt und Aeseus
lap ihm trotzdem die gewünschte Ant
wort erteilte. -
Dieses Wunder, das auch in der
modernen Taschenspielerlnnst nicht
unbekannt ist, erklärt Lacian in fol
gender Weise: »Das Lesen der ver
siegelten Fragen geschah mittelst des
sogenannten Collyriums, einer ans
Pech, Wachs nnd Mastix zusammen
gesetzten Masse. Das Collyrium
wurde aru Feuer erweicht und, nach
dem das Wachssiegel mit etwas Fett
bestrichen, an demselben abgedruckt
Während nun das Collyrium hart
nnd trocken wird, wozu es nur we
Yniger Augenblicke bedarf, öffnet nnd
liest man den Brief nnd siegelt ihn
mit dem falschen Stempel, welcher
dann natürlicherweise dem ersten
völlig gleich sieht.«
Dreißig Jahre lang trieb Alexan
der sein Gautelspiel, ja selbst als
er im Besitze ungeheurer Reichtümer
unter Antonius Pius starb, bestand
seine Oratelsabrit noch lange sort,
und seine Jünger und Genossen
stritten sich um die Nachsolge in der
Prophetentviirdr.
Unter die beliebtesten Stückchen
der Taschenspieler im Altertum ge
hörte das Feuerspeien und das
nngesiihrdete Angretsen brennender
und glühender Körper; man wählte
dieses Stückchen aus dem Grunde
so gern, weil ja doch dies Zauberers
höchste Macht darin bestehen maß,
die zerstörenden Kriiste in der Na
tur sich selbst gegenüber unwirksam
Izu machen. Die Alten besaßen meh
rere Mittel, mit deren Hilfe einem
das Feuerspeien ermöglicht wurde.
HSo erzählt Florns. der betannte
Feuerspeier Ennus habe eine mit
Schwesel gefüllte Nuß im Munde
gehalten; Diodor hingegen löszt es
Einzellänzcrin.
lGriechischch Relies im Kal. Museum
zu Berlin. »
eine glimmende Masse sein, etwa ei-»
ne Fluch-singen wie sie die Taschen-;
spieler unserer Zeit zu gebrauchen
pflegen. Auch Spuren einer Siche
rung der Fußsohlen gegen Verbren
nung finden sich schon dor; so mein
te ein alter Schriststeller, die hieni.
welche bei den Festen zu Ehren der
Feronia mit bloßen Füßen über glü
hende Kohlen liefen, hätten ihre Fü
ße durch Anstreichen mit gewissen
Pslanzensästen präpariert. Ei niiiss
sen also dergleichen Mittel schon da
mals bekannt gewesen sein
Einen großen Teil der Taschen
spieltiinste machen so wie heute auch
bei den Alten die verschiedenen Fer
tigkeiten aus« die zur Ueberraschung
nnd Verwunderung der Zuschauer
gezeigt wurdens, dahin gehören die
unzähligen Spiele mit Ballen und
Ringen, die mannigfachen Balanziers
iibungen, dai Becher-spiel« welches bei
den Alten sast ganz in derselben
Weise durchgeführt wurde tote heut
zutage, und welches schon von Al
ciphon, also 200 Jahre o. Ehr» de
schrieben worden ist. Fiie dieSchai
ten sowie siir alle-, was bei dem
Becherspiel gebraucht wurde, hatte
man bestimmte Namens der aus
iibende Künstler selbst hieß bei den
Römern «caleulatoe« Cvon .ealculi',
Stein«-nd später «canrulator«. und
davon dseste eben das Wort caus
lett-ersannen
l In unseren schen-baden sähren
Athleten drava gres und
lassen sieh help-ideen. This-e Ath
leten sah ei Unter den Gantlern bei
den slten ebenfalls, darunter sehr
berühmte. Einem derselben wurde
sogar die Ehre zuteil, unter die
Götter verseht zu werden: er hies
Theetgenes. Schon im neunten Jahre
trug er, als er eines Tages ner
der Schule nach Hause ging, ein
ehernes Götterbild, das ihm beson
ders gefiel, vom Marttplntz nach rer
Wohnung seiner Eltern und brachte
es, als ein großer Lärm darüber
entstand, wieder nn seine Stelle.
Aus der späteren römischen Zeit he
riehtet Plinius der Aeltere, rnsz ein
gewisser Salvius zweihundert Pfund
Gewicht em jeder Hand und jedem
Fuß und vierhundert Pfund aus den
Schultern eine Treppe hin-aufgetra
gen hobe. Plinius selbst sah den
herkulischen Athonntos in einem
bleiernen Bruslharnisch, der stink
hundert Pfund wog, und mit eben o
schweren Stelzschuhen über die Bish
ne schreiten. Zu Martials Zeit trug
der Riese Linqu auf jedem Arm sie
ben bis acht Knaben, nnd der Dich
ter benutzt dies, um einen unwider
stehlichen Gesten seiner Zeit, der an
jedem Finger zehn Mädchen ··ngen
habe, damit zu vergleichen Der Usuri
pator Firmus ließ sich einen Am
boß aus die Brust setzen und mit
großen Hömmern unter äußersten
fGaullcritL Gricchisches VasenbildJigi.
Museum in Berlin.
Kraftanstrengungen darauf schlagen,
sein Kunststück, das ihm seitdem viele
Jnachgernacht haben.
H Mit den Jttthleten nahe verwandt
’sind die Schwingtiinstter und Luft
"springer, die ihre Künste an einem
Jhohen und starten Schautelgeriiste
imachten, das wahrscheinlich nicht fest
?fiand, sondern dem Sprunge durch
seinen emporschneltenden Stofz zu.
ihilfe karn. Auch brennende oder;
lglithende Reier wurden zum Durch-;
’springen benuyt ?
i An die Luftfpringer schließt sich
Jder Wanderer aus der luftigen Bahn
des Seile5, von welch letzterem ein
altes Rätsel sagt: »Wenig breit ist
der Pfad und reicht nicht aus für
die Füße.« Die Vorstellungen der
Seiltiinzer fanden meift im Theater
statt· Wie man heutzutage das Seil
vielfach von den Türmen zu den
öffentlichen lösen« herabgezogen
sieht, so haben es die Alten an den
höchsten Stoibbögen des Theaters be
festigt und nach unten herabgefiihrt.
Auch Elefanten richtete man Juni
Gehen auf dem Seite ad. Zuerst
ließ der nochmalige Kaiser Galba
einen Elefanten auf dem Turmfeile
ils-M- ZWMUO
in die Hohe steigen. Weii schwieri
ger war aber fiir den Riesen der
Tierwelt das Herabgehen; dennoch
rrzwang auch dies der unsinnige Ne
ro, und stott des sonst gewöhnlichen
Negertnciben mußte ein römischer
Ritter aus oornehmem Geschlecht
auf den Elefanten reiten.
Einstifche Kraft, geschmeidige Fug
samteit der Muskeln und Taschen
spielerbehriidigteit erforderien ferner
die Künste der «Bentilatores« und
»Pilarii«, welche, wie Quintilian
sagt, «alles, was sie don sich warfen,
wieder in ihre Hände zurücktehten
oder, wo sie wollen, niederfallen las
sen.« Anstatt der meiiillenen BEille
nehmen einige Jongleure Ringe,
Schilde und andere Dinge, selbst Te
gen und Schwerter. Der Tänzerin
Xenophons wurde ein rings mit ge
zückten Degen gespickt-, rundes Ge
stell hingese2t, in welches hinein sie
ein Rad schlug und sich wieder riicki
wörts herausschwong.
A. Forbiger zeichnet ein hübsches
Bild einer Goutleroorstellung, die
nach beendigtem Gastmahl in dem
Garten des hauses stattfindet, wo
hin der Wirt die Gäste führt. Zu
erst treten Gautler aus« die sich mehr
mals überschlagen und gleich Vö
geln in die Lüste schnellen, oder
mit einer Menge Millen oder Ku
geln spielen, die sie ebenso geschickt
mit den Füßen wie mit den hönden
werfen und fast mit allen Teilen des
Körpers wieder auffangen. Ein her
tulisch gebauter Mann gibt Beweise
seiner Körperstiirte, indem er meh
rere Knaben gleichzeitig eins Kopf,
Armen und hiinden batanziert· Ein
Knabe tlettert auf einer. vom Her
tules gehaltenen Leiter blihschnell
empor und führt auf der obersten
Sprosse pantominiische Stellungen
aus. hieran folgen die Produktio
nen der Seiltiiiizerx Zuerst entwits
stelt eine hübsche Dirne auf strasfeni
Seite nicht geringe Kunstsertigieit
- und schreitet mit gleicher Sicherheit
ab nnd aus. Dann tanzt ein sungei
Mann auf einein so dünnen Seite
das man es fast gar nicht erblich
und er frei in der tift In fchtvex
ges Mädchen auf, welches file eine
Spanier-in ausgegeben wird und mit
Hof tloppeea be den händen einen
hüb sey Tanz auf Erde aus
fiihtt. Daß dfe has appetn die
noch heute in Spanien übfichen Ka
sfngnetten sind, bedarf wohl keiner
besonderen Erwähnung.
:
—--s·—- -- » ----- - - -
Badeanstalt im Westen Erkichiee «m.c Roten Kreuz in den Voquer L Kilometer
dinter der Fami.
Wohnen wir noch der Vorstellung
einer meist aus jungen und hübschen
Mädchen bestehenden shrisch- ögyptis
schen Gnuilerbande bei Einige
Sklaven tragen ein etwa sechs Fuß
lirn Geviert haltendes Bretterpodiurn
!herbei, nnd es erscheinen zwei etwa
izwölfjiihrige shrische Mädchen, die
;phrngisch rote Mühe aus dem handle
nnd nur mit ganz kurzen, engen
schließenden Beintleidern (Triivlg)
angetan. Sie stecken schnell eine
,Menge Dolche mit auswärts qekehri
ten Spitzen und kaum hlmdbteit
lvoneinonder entfernt in jenes Po
sdinrn und beginnen nun mit ge
senktem Kopfe und nach der Deae
gestreckten oder über den Kopf zurück
gebeugten Beinen aus den Händen
gehend zwischen den Dolchen einen
ebenso gefährlichen als tnnstkeicben,
immer wilder werdenden Tanz. Ih
re Stirnen berühren sast die Spitzen
der Telche, die auch bei dern gerinn
sten Fehlgriis die Hände schcnunsgss
los durchbohren müssen. Nach been
detem Tanz rnssen sie die Dolche zu
sammen und entfernen sich. Fast
völlig erwachsene, hochgeschiirzte
Mädchen treten an ihre Stelle. Diese
verraten durch ibre bräunliche sonnt
farbe ihres ögyptsschers Ursprung
deutlich genug und schmiegen rast
wunderbarer Gewandtbeit hold das
eine, bald das andere Bein, bald den
ganzen, zart gebar-ten Körper vor
wärts und rückwärts durch kleine
Reisen. Jeßt tritt ein junges. mir
mit kurzen Beinkleidern angeln-Its
Mädchen auf. daz, blos- auf die
Hände und Arme gestilßt und die
Zehen statt der Finger gebrouchend.
erft mit über den Kopf zurückgekle
genen Beinen einen Bogen abschießt
und nie ihr Ziel verfehlt, dann aber
in derselben Stellung einen mit denr
linken Fuß gehaltenen Becher mit
telst oder von den Zehen des rechten
Fußes gehaltenen Schöpflelle füllt
und ibn zum Munde fiibrt. Wieder
ein anderes Mädchen tanzt auf einer
sich rasch fortrollenden Töpferscheibe,
ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Alles schon dagewefent sagt der
weise Ben Abita. Die Bose-ex die
Blondins, die Schäffers waren be
reits bei den Griechen nnd Römern
vorhanden, und ein antiler holtei
hätte einen luftigen Roman .Die
Vagabunden" schreiben können. Es
gab Kautschulmänner und Seiltiins
zerinnen in Trilot3,abgerichtete hun
de nnd dressierte Elefanten. Auch
Kunstteiter fehlten nicht, die Produk
tionen zu Pferde aussiibrten, von
einein aus das andere voltigierten,
neben dem Pferde eine Strecke ber
likfen und sich auf dasselbe schwan
gen, obne es anzuhalten, — ganz
so, wie ei noch heutzutage geschieht.
«
Mist lMIIIVIWIWMW I
Der nkuk Wartlmtq sGaflhot
Jede-, der die herrliche Wotlhucg
in früheren Jahren besucht und in
den ehrwürdigen Räumen lveihevolle«
Stunden verlebi hat« wird gern auchs
an die trauliche alle Wdtthuegwittik
schaft zutüeldenlen. Entstanden in
iden Jahren 1860 und 1861, war sie.
in ihrem ehemaligen Zustand eine
glückliche Schöpfung· Trotz det ver
schiedenen Anbuuten aber, die sich an
den Kern des ursprünglichen Gebäu
des im Laufe de: Zeit nnschlossen«
genügten diese Näume nicht mehr
Der neue Wartbukqscsasthot
dem wachsenden Verkehr und den mo
dernen Ansprüchen So mußten sie
nach dem Entschluß des Großyeizigö
Withtm Ernst full-ein Tut Eli-tituin
Nclivau wurde nach den Plain-«
des Proj. B. Ebhardi ansilles ch al
ten Baues mit einer Bauiumnie von
etwa einer Million Matt errichtet
Tie vielenBeiiicchtuugcn zahlreichen
Wartbucgverehrer des Ins und Aus
lande-Z der Neubau des viet grade
ren hotelj werde das Wakivurgutd
verunitalten, sind durch eine gtualtche
Lösung del Baumeiiteri gänzlich zei
ftöitz denn der fetsige Baugeund ist«
um etwa S Meter adgesprengt wor
den. Dadurch ist eine wesentlich uni
fangreichere und tiefer liegende Bau
fliiche entstanden. Gesehen wird der
Neubau nur von der Rückseite der
Wartburxk von den dort tiegenaen
Bergen aus und dort reichen die ho
hen. alten Buchen des Vurgberges io
dicht an den Bau heran, daß man die
Mauern des holelgebiiudes teinesi
wegs störend empfindet. Die Mauern
sind außerdem aus demselben Stein
inaterial erbaut aus dein auch die
Ringmauern der Wartburg bestehen,
so Imdas dee Neubau das Gepräge et
orlnir trägt. Dazu kommt,
Idai das Gegqu in alten aechitettos
nischen Formen absichtlich so schlicht
als möglich gehalten ist. Sie tragen
den Charakter der thüringischen
Burgbamen aus dem Ende des lö.
Jahrhunderts. Das Obetgeschos sc
gegem das die Logieezitnmet enthält,
ist im thüringischen Industrian
ausgeführt Durch eine derartige Ab
wechslung ist das Den-muten sie-ch
sötmige:, langer Fensterkrihen nee
mieden, und gerade in der use-n
menseszung von ganz verschiedenen
Stilakten liegt das Geheimnis der
maletischen Wirkunn. Nach einem
ganz besonderen Verfahren sind auch
die alten Dnchziegel hergestellt, so
s,--,- isn M »mit
daß auch sie das Gepräge des Allen
trugen. Der Wnrcvurgneuvau ern
häll einen Fest- und Kon
greßscal in der staunst-en
Lunge von ZU Meter, der von L.
Schnug ubergug reizooll ausgemalt
ist. Wenn man bedenlt, daß der
Weiße Saal ve- Beruner Schlosses
nur 9 Meter langer isl, so sieht ma
darauz am besten. welch ansehnlicher
Raum in dem Muan entstanden sil.
An diesen Saal grenzt ein mehr als
halb so langer Vor-num« der ais
Biersiube, uno ein lä- Meler langer
Saal, der als Weinslube eingerictilet
ist. Außerdem sind IS Logierzirm
mer mit 26 Bellen geichciiekn Dazu
iornsrt ein gewinn-get Konverias
iionstmer. Daß die Innere Em
richtung und Alten«-sung net Baues
ver ullehrwürdigen War-nun wurmg
ist, bedarf keiner weile-en Ausfah
rung. Die buselienfejnniq eenclneien
Gebäude umschließe- den getan-argen
WirtschasiöhoL der collilnnnig gegen
Zug geschützt ist« »Gut-nimm Terrai
sen an der Süd-, Weil- nnv Nord
seite ernidglichen dem Zesucher reis
volle Art-blicke aus die Studi«
Eisenach und ihre Umgebung sowie
aus den Thüringer Wald uns vie
RW