Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 13, 1917, Sonntagsblatt, Image 18

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    Euwkiktxktkk Jub
MJLM
Von Loue Gabe-Eh
Der-II —- Eine ,Stimme, der
man Frohsinn und Lebensluft em
pörte, antwortete: »Ja, Tante An
ne. isch komme soforti«
Dom öffnete die Türe ihres
Schickszimmerz küßte die freund
liche Matt-one herzlich aus beide
Wangen und sagte-:
»Weißt du, wer mich wcckth Eu
er Finst« f
-Uuser Zittk?«
»Ja —- odcc vielmehr nein.
Denn eigentlich war es wohl seine«
Finffm die von vier Uhr an ihrs
metmtcholisch writin, Krkstiri end-«
neu ließ. Gewiß gibt es heute nochl
Regt-M Als die Hut-ne später
höher stieg nnd aus dkc Baumkro
nen des warten-s schier-, klang ev:
ijswsewie wiczuspmizsal Tag nur
dann «et". Tom hatte mit gro
ßer Zustgcsuscrtjgkeit den Find-n
schlay nackmmhmc
Tonn- Amm yörte ihrem Schwe- «
sterfiud erstaunt zu. l
»Sieh uml,« sagte sic, »das hohe
sch noch me beachtet, Toka! Ein
solcher Vogel sivt in diesem Goc
ten?"
»Ja, Tann- Anua, nnd wean er
mit seinem Hi.ztzitvickoictviezitspmc«
zta scm Vogestucivchen gewonnen
hat, dann suoett er cm Tititstimii
totototvtozespouzm, und das umch
dse Bauern vom-un em toucg Gm
jayr. Tom zart schlagt vis- jetzt
nur cui ganz gemeine-:- Gutjnnr.
Seine Neum- 1s1 Ihm nicht geneigt." «
Sieh mal, das Und-c in) doch noch
nie genoer Vllned link don: Ju
tnrwmeniaznfien numeris«
»So — nnd ntlntlzenmtik.«'
,.nouini,« out Dame nuum »Al
fred will Deine morgen, cye er in
due thinnnnum geoi den milden
Wein mit dein Bian nnvindens
»Er-with nnk wollen un: heulen
—- tlllikeo net-l die Pnntilimteitl I
Ein lnitigts Lachen iaiz m Los
ros Angemoinlelih als sie nnt Frau
Professor Weidlich das Eigmnnct
betrat und ihren Vetter dort unge
duldig wartend in der Bollontur
stehen sah. Er sagte leicht gereizt:
»Es ist dreiundeineholbe Minute
über einhnvacht Uyrk Jch werde
kaum noch Zeit haben, den Wein
owiadenk
»O werde dir helft-ist« erbot
sit Dom — .
Dr. Deidlieh ich feine Bose et
was setingkchätzig ost, als mißtrane I
er ihrem Können. weni er vielleicht «
auch den guten Willen gelten lieiz
Denn begann er ieine Morgenste
,«:lllier mild, was on dn rede-Hi
l
i
»Warum bindeft du denn die
Ranken io fest? So sehr seitl Es
sieht doch viel hiivichee aus, wenn
iie im Winde flattern! Laß ihnen
doch ein wenig freien Mian
«chien Lanfl Und das wäre
dann die richtige Frauenzimmemrs
heilt«
.,To hast du aber mol ein wah
res Wort geiprochenl Die richtige
Frmienzimniemrbeitl Aber ver
fuetfs doch mal mit meiner Hiler
Vielleicht schließen wir einen Kont
promißf Stärke und Milde —- on
weiss pocht Das gibt einen guten
Mangi«
Ader Dr. Weidlich ülekfoh die
kleine Hand, die sich älnn freundlich
entgegenstreckte-. Er vollendest sein
Pers follcin. Dorn zuckteEge Ach
eln nnd ging in das immer
müek
z .
Sie wollte den Kassee eingießenk
die Frau Professor wehrte ab.
»Ach so —- dn willst auf deinen
Tyrannen Weni«
»Aber Dorn — sieh mal, ich se
he meinen Sohn sonst den ganzen
Tag nicht! Und wenn du iviißtcst,
wie er sich abaniilen muß nnt so
riet unerzogenen Junge-ist«
»Mir scheint, dn verwöhnst dei
nen ,,Jnngen« außerordentlich! Jch
täte das nicht — wenn er mein
. Sohn wöre!«
Dann griss sie tapfer zu und
zwang durch ihr Beispiel Frass
Weiblich, ihrer Gewohnheit untreu
zn werden« Als Dr. Weit-lich fnrz
durans an den Tisch trat, macht-.
er ein erstauntes Gesicht, daß die
übliche Ordnung gestört war. Seine
Mutter hatte über Toras Gewan
der zum ersten Mal vergessen, den
Tee rechtzeitig abzngieszcin und die
Eier waren auch kalt geworden
Er tröstete seine Mutter, die sich
entschntdigen wollte-, und sagte:
.Solange Tot-a nns das Vergnü
gen ihres Besuches schenkt, rechne
Mit einer gewissen Regens-fig
Professor Weidlichz duchioc
gar-V Bist wirklich schade, daß
gar keinen Sinn und fein
Mdnis für eine ieitcsfü
usw«-s X« usw XI s
n , un
»Ich liebe Linken seht-K sagte
Tore-. aUnd ich dachte gar nicht,
daß ich in einem thartekk
einen Ho vortrcssiches Schlägst sin
ken seitde. - 4
kr. KIND-. seidiick sagte: »Der
Zins if ä- soIeL da Döhrend derf
schönen Jahreszeit überall Leben!
verbreiten wo Bäume stehen, sei es,
ein düstern Nadetwald, ein Laub-z
wald, ein Qbftgarten oder mu- eise·
Weidenpflanzung — —- Jni Otto
bek geht er südmärts und kommt
im Mai zurück —- einzelnk bleiben
auch während des Winters — ich
glaube aber, dieser ist zum ersten
Mal biet in diesem Garten einge
fsten Lange kann er noch nicht
dä MAX
»Weil-Mk vierzehn Tage,« schätz
te Dota. -
.Visfo vierzehn Tagel« fragte
der Doktor
»Die Männchen kommen unge
fähr zehn oder veikzehn Tage früher
an als die Weibchen — ein Weib
chen iit übrigens auch schen da —
freilich »et« fang erst nur das ge
meine Gnijahk.«
»Ja, iag’ mal, Illfred, glaubst du
»Was soll ich glauben, liebe
»Daß die sinken je nachdem ver
schieden schlagen. Jch meine, daß
man ihrem Schlag anhören kann,
wie ihnen zumute ifl!'·
Dorn erklärte etwas ausführli
chen »Man kann genau an ihrem
Schlag hören, wie es ihnen in ih
rem Ehe- nnd Wehsiand est-geht«
.,Unsinni Verzeihung — ich wall«
te sagen: Kinderei."
»Na, das ist ja so ziemlich ein«
und dasselbe! Du solltest ihn ein
mal morgens so gegen vier Uhr von
diesem Balken ans beobachten
Dann könntest dn hören, wie ein
Finl singt, der schlecht mit seiner
Finkin sieht, nämlich: Zizizizirrczs
woif zwoif zwoif zivoiiidre!«
Tie Frau Professor schlug die
Hände zusannnem »Miidel, bist das
ziingeiifertig!« i
Der Doktor sagte: Rente- iniiI
lebhafter Phantasie hören mancher-«
lei! Warum sollte dir, die du fe«
vieles-wißt nicht auch Vogelspkaii
che knnd fein! Doch. ich innß ge
ben, wenn ich mich nicht verspäten
willf- 1
Tom meinte-: »Ein Fins, der ir«3’
Abzug begriffen ist. wiirde schlage-IIl
Zizizizirritlzohoholsohohobtcritia l'« s
Alfred wendete sich ärgerlich- um«
nnd fragte: »Wie alt bis du eigentsi
Ethik-« ;
Achtzehn Jahre, fünf Monate,3
drei Tage nnd nenn Stundenl Zi
ziztzirrithohohobobohohobholihothoris «
tm!«
Der Doktor entfernte sich fes
schnell er konnte-, nnd wenn er ant
im Jnnern recht ärgerlich mar, so
verbarg er das durch ein lusting
Lachen.
»Weder kennst dn denn dieon
Schneck-« fragte Alfieds Mutter.
Das nennst dn Schnack Tantes
Anna? Das nenne ich die Natur
belanfchcnl Und deinem Herrnl
Sobn wäre es sehr gut, wenn erj
das auch tun wollte! Der kennt
das Leben nnr ans· Büchern. Frei-i
lich. die kennt er answendig das«
gebe ich zu.«
Alfreds Mutter seufzte.
»Glanbe mir, Tantchem wenn
man zu gelehrt ist, kennt man gar]
nicht rnehr die natürliche Farbe der
Dinge nnd noch weniger die Spra
che der Kreatur-.
Die Frau Professor seufzte noch
einmal. · l
»Wenn du wüßteft wie wenig
Zeit mein guter Sohn hat, die Na
tnr zu belanfchen! Der mnßte
arbeiten —- ftudieren —- —- —- Und
nun hat er gar sein Frühstück lic
gen lasse-il Wenn ibnt das nur
nicht schlecht bekommt«
i
i
Schlacht bekam ihm das nicht Ell
vermißtc es kaum Er dachte aber
mehr au seine Cousine Dara, als(
es sür seinen mathematischen Un
ten-ichs gut war —- und zwar ge
wann meist das Bedauern die
Oberhand —- dcnn das war llar,
solange Tora im Haus seiner Mut
ter weilte-, würde die Ordnung oft
beleidigt werden....
Vin Wachen sollte sie in Berlin
bleiben! —
Bei Tisch kaut die Sprache aus
Toras Heimat, die auch die Heimat
seiner Mutter war. Dora beschrieb
eine Partie, die sie im letzten Som
mer nach dem Meissner gemacht hat
l
ie.
»Wie ich so ganz allein die
Schncise her-ausging, ganz in Ge
danken versunken-nnd dann plötz
lich aus die blaue Wiese trat -—«
»Warte Michel-" Der Doktor
lachte aus.
»Warte Wiesc!« beharrte Dora
unerschütlert. »So blau, als ob
der Himmel sich daraus gesenkt ha
be, und ringsum dazu diese hohen
dunklen Tannen — da konnte ichs
nicht anders —- ich· mußte laut aus
san- IF »ges- Oze
s sc- meine
Mist-III Mu-so still!
ers-gern Du gihst
u v. saus
dlr Aar-«
« Ies, JW
Sommer knk deian Mtr Wa
zu reisen. Heim der Händ über
diese blank Wiese streicht, sieht sie
ags wie ein leicht bewegte- Sei-.
Und elf set-ZU Duft Rest Ur
übæ sen- anå Nnchgral und
Wie-n Dis es dort.'
Hinten natürlich auch,« fpotteke
Mir-d - .
,.Sicherlftlz, und ich hörte einen
Ost-l sur Ahnh- sinqem shlzlzis
zenzenwillwillhoifzim und als er
ganz entrüstet wor, fang et das
Klappscheid — das klingt; sizizis
disdisdisdäsdishibhiblnhibhagiaP
Dr. Luft-ed Weit-lich fallen feine
Serviette zusammen nndsagle: »Ge
fegnete Mahlzeit!«
Seine Mutter sah ihm besorgt
nach, wie er auf den Balken ging,
sich in den Schaulelstuhl feste und
eine Zigakrc anzündeuc
Er befah indessen -zufriedett lä
chelnd- seinen mohlangebnndenen
Wein. Keine Rande flatterte lose
nn Wind. Das war eine grüne
festgefiigte lebendige Mauckl Wie
er so dafaß, kam das Finlenhöhns
chen, ängte durch das Blattwerh
riß ein Grashälmchen ans, das der
Wind dort auf einen Blume-Italien
getragen hinte. Als der Doltor
eine Bewegung machte-, flog es mät
warne-wem Pinkpintl davon. Aus
dem Zimmer llnng lustiges Loche-u
Ach, diese Don-! Welche nnknhige
Rote brachte sie m sein ernste-S
Henn! Blaue Wiesen? Deutung
der Vogelsprachesf Mann konnte auf
mancherlei gefaßt sein. . . .
»Du, Alfred,« rief Tom, feine
Gedanken störend, »Wir dn schon
einmal ein Finlenneit in der Näh-se
gesehen ?" «
»Wie sollte icLi dnzn komme-il
Atier desshalb ims- ich dorti, iisie sie
aussehen —- liollsfiuieliiimng. von
Ilion-L Flechten nnd stumme-neben
sind sie gebaut inst- ziunr sind tie
Fiel-:- in der Fasse dei- Baniniiaiici
nie-z gehalten, uns dern sie sich be
ji«-den«
»Da-.- liast du kint liilnilten — -——«
Und wenn sie so llnn daueii, dein
Nest eine Farbe zinn Schutz sieben
können, werden iie doch anch wohl
ils-re Gefühle durch ihren Schlug
znin Ausdruck bringen könne-ic«
»Ja —- ia, Ojcsulne zuni Aus
druck briimen!« Illsred Weil-lich
iulsr sich durch dan Haar. »Weißt
du, Tera, ich hatte bis heute immer
wichtigere Dinge zu tun —- auch
setzt muss ich etwas anderes bedeu
ten —- nämlichl wie ich morgen
meinen Jungen die Schönheit und
die Ewigkeit gewisser Grundgeseye
tlarmache — das sind auch Gesiihlg
Damit ging er, und Dorn sal)
ihm etwas verblüfft nach.
Die Frau Professor pflegte ilik
Mittagsschläschen zu halten, wäh
rend ihr Sohn seine Schulheste
duischsalx So saß nun Dorn allein
ans dem Ballen.
Es war ringsum so still: irgend
wo spielte jemand Geige. Die Vö
gel waren verstummt: Dora lehnte
ihren Kopf zurück und schlies ein
Jm Traum sal) sie die blaue Wiese-.
Dora schlief so seit, daß sie dar
Komrnen ihres Vetters nicht be
merkte, der nach vollendeter Ar
beit noch einmal nach seinen Wein
ranken sehen wollte. Er stand ganz
erschrocken stille und sal) aus das
schlaseiide Mädchen. ler Busen hob
und senkte sich, der Mittagswtnd
spielte mit ihren Stirnlocken. Leise
nnd in tiesen Gedanken ging er in
sein Zimmer zurück, dann lächelte
er....
An diesem Abend hatte Dr·
Weidlich seine Negelpartie Tante
und Nichte saßen allein aus dem
Balsam nnd die Tante sang das
Lol- ihres Einzigen und hätte gerne
eine Zustimmung aus dem Munde
ihres Schwestertindes gehört. Aber
die war einsilbig, nnd dar- einzige,
was sie tat, war, daß sie nicht wi
dersprach
Schließlich sagte sie: »Es kränkt
mith, Tantchen, daß dein Sohn mir
nichts glaubt. Weder an den Fin
tenschlag glaubt er, noch an die
blaue Wiese, und beides sind Din
ge, die wirtlich ans der Welt sind
und ernst genommen werden wol
len!«
»Du wirst ihn vielleicht noch da
von überzeugen. Sieh mal, liebes
Kindchen, es ist sehr merkwürdig,
nicht jeder hört das, was der an
dere hört, und sieht, was jener
sieht! Man muß sich einiiben,
wenn man ein Duett singen will,
und mit dem gemeinsamen Sehen
nnd Hören ist es ebenso.
sc s I
Am anderen Morgen machte Tr.
Weidlich sehr früh aus. Er lauschte
nach dem halbossenen Fenster hin,
aber icin Fint sang. Nur die
Zincin zirpte ihr Kiritirikiri.
Auch Dorn war früh erwacht nnd
permis-te das subelnde Wert-sen und
siäghatte Leid ihres tieinen Vogel
fremde-. Das kiagende sitt-en
des Weibchens weckte den Verdacht
g ihr, das ein Unglück geschehen
te VIde sie Wes-. Do
te stellte Betrachtungen über das
Etwas-sen des Lebens ans demLMl
de an — über die Fülle der Saite
mid Töne, übe-: die natürliches
Schönheite- nnd Unqezsmngenheäs
ten aller sinnlicher Erscheinungen ..
« «Gnten Morgen, Dukat« sagte
Tr. Weidliex Er sah gis-Z teinem
Fenster-, das links vom Balken lag.
»Da Fink ist fortl« rief sie ihm
entgegen.
»Aber die Finkin ist noch do,«1:
jagte er. mit der Hand auf die
nBaumkronen deutend-. .
- Dorn sah ihren Vetter sverächt·.
lich an.
»Mitleid scheint dir fremd zu
sein!« "
»Ich treibe keinesfalls Verschwen
dung damit!«
»Abek...·« Dom unterbrach fich.
»Nein, es ist dessen wir wechietn
dao Thema. Es gibt hier schon
wieder einige Renten nnznbinden.«
Tr. Weit-lich kam auf den Bal
ken nnd band mit Bast, den er im
nnsr in der Tasche feine-d Oansrockes
mm, gelassen die Ranken fest.
»Wie haft dn geschlafen. Consist
nketh Haft du von der blauen
Wiese getrauttit?'«
,,:’lllerdings — und ich hoffe, du
»ertebst« die blaue Wiese auch
nachl«
.,,Lder vielleicht gehe ich nach ein
mal mit dir iiver eine Wiese, auf
der ungewöhnlich viel kleine blaue
Glockenvtumen stehen, ",,Cantpanula
tierticisolia«, eine reizende graziöse
:»lrt, die ans Gebirgsivieseu in
Biengen austritt.·«
Taro hielt sich die Ohren zu.
Tas- Lliiidchen hatte inzwischen
un Jiuuner den Friilstiickstiseh ge·
deckt. Tann erschiei die Frau
Professor-, erireut, die beiden jun
gen Leute-, wie sie meinte, iti fried
iiciter Unterhaltung —·,n finden.
»Nun studiert ihr gemeinsam
den Fiiiteiiichtag;«
»Um des lHinuntele willen, Tant
elzen —- rege dass Thema nicht an
—- niit gelehrten Herren ist nicht
gut zu streiten.'«
An diesem Morgen ging alles
in gewohnte-r Ordnung vor sieh.
Der Tce hatte die richtige Farbe-,
dag- Zriihstiick wurde nicht verges
sen. Tora unterließ es, wie ein
zint zu slöten, der einen Rückzug
nntritt —- ini Gegenteil, sie sprach
gesetzt nnd verständig iidee die alte
italienische Schule, über die Rich
tung in der modernen Musik nach
Wagner. und der Prosesser der
Mathematik und Naturwissenschaf
ten hätte seine Freude und seinen
Frieden an und mit seiner Eousine
halten können
Trohdetn ging er ver-stimmt und
unruhig —- dieharrnenisch — in
sein Gymuasium Für den Mittag
war ein Gang in eines der Museen
verabredet
Die gelinden Zweifel, die in Dr.
Weidlich ausgestiegen waren, daß
Dorn wirklich duntt ein Uhr fertig
zum Ausgang sein würde, erwie
sen sich als unbegkiindet.
Unterwegs —- vet einein Geisti
cramleller —- blielt Dorn plötzlich
wie angewurzelt stehen und winkte
mit der Hand, Dr. Weidlich möge
schweigen. Er hat eben irr-seiner
eratten Akt einen kleinen Vertrag
über Evalutionstheoeien gehalten...
»Was hast du denn, Kindl«
»Höre doch nur einmal genau
hinl —- irgendwohee klang Zinsen
schlag —- ein ganz tümtuerlithet
Weingesang: Ziziwiltwitldodotveim
gias
»Ich bitte dich, komm, die Leute
sehen sich schon nach uns uml«
Aber Dora war das sehr einerlei.
Sie stand da und wendete den
Kopf nach allen Seiten und lauschte.
»Ich lasse mir das nicht aus-reden
— hier ist unser Zins, den hat ir
gend jemand gesungen. . . .«
Sie ließ den Doktor stehen und
ging ein paar Schritte weiter. Der
Grünkrarn befand sich in einem Ect
haus. An dem niederen Fenster
rantten sich Messe und Winden an
Fäden empor, nnd wirklich —- da
hing ein Holzhauer mit einem
Fintl
Dvra ries: »Da hängt »der«
Fintl"
»Ein Fink hängt da, was beweist
das? Komm, wir wollen doch in
das Museum sitr Völkertunde...·«
»Bitte —- der Fink liegt mir
mehr am Herzen —- sieh nur, seine
Schwanzseserspiyeit müssen sich ja
in dem engen Bauer abstoßeci —
es sollte verboten sein, Finten im
Käfig zu halten«
Ein paar Vorübergehende blie
ben stehen« svielende Kinder kamen
über den Damm gerannt,«und bin
nen kurzem war ein kleiner Auslans
entstanden Der wars seine Schat
ten in das Zimmer von Frau Klo
big, dte mit dem Auspellen von
Schoten beschiistigt war. Erstaunt
ssab sie aus, nnd kurz entschlossen
benebst- sich vor die can-Ere, um
zu sehen, was sich so nabe ihrem
Jenster zutrus.
- Ein Lehrjunge, der die Situation
sofort begriff-u zu has-u glaubt-,
versuchte es. sie aufzuklären
’ »Das Fräulein gehört unt Tier
nchzn «- sik via ten sur semi
Im «
AMUQMÆÆ
kenn-tue zu lockern, die eine Flut
von Einrüstung mit sich führte.
»Wen» weiter nichts zu schüt
usen gäbe als Tier-P
Dora streifte Des Weidlichs TM
ab, der sie zus- senkenan lispe
gen wallte, nnd fragte is Im II
ginnenden Entkustungsschwall
»ein: Jst Ihnen der Finx sein«
Fkau Klobig war angenehm ent
töuscht und bereit, ein Geschäft zu
machen
Statt in das Museum, stieg Dr.
Weiduch mit Jemer Cenfine in den
Keller hinab und zahlt- ohne Vi
derspkuch den vertanqten Taler für
den Fins. Dorn trug den Bauer
mit dem ilatteknden Tierchen.
»Geh nur in das Völkekmufeum
—- ich bringe ihn auein heink,« sac«
te ije etwas verlegen.
»Er-Laube, daß Ich dich begleitet-«
Nun gingen sie eitig und ein
silbig am Teinpelhofer Ufer ent«
lang hean
»Du meinst doch auch, daß ed
unser anc ists-«
» Neun du es sagst —- wie könnte
ich widersprechen wollenl Tu weißt
mehr cui- ein studiert-er Man-Il«
»Jch·k«
»zu. du! Und ich mochte wissen,
wer eigentlich dein Lehrer war!"
»Nun-U Deshalb gerade sehe ich
die natürliche Farbe der Dinge1«
»Ach du -——« sagte Alfked Weid
lia), ohne den Satz zu Ende zu
bringen«
Tom lies sehr eilig die Treppe
hinaus und drängte an dein Mäd
chen vorbei, das erstaunt «össnete.
Tie Frau Professor wäre ans-gegan
gen — verrichtete es
Tora stand aus dein Vniioiksie
ries: »Sei-rieth Alsred, ich möchte
gern, daß du- seinen Zuveischiag
hörst, wenn ich ihn jem destrie.'·
Dr. Weidiich sah ans Lom, nein,
er sah in ihre ginnzcnden Lin-gen
und aus ihren tausenden Mund,
und wirklich —- dnsJi Windchen brach
te eine neue nnruhige Note in sein
Dasein.
Dorn össnete das Türchen. Der
Fint siog davon, und hell nnd
sehn-irrend wie ein silbernes Gieri
chen tinitg·5: Judiudikrrirrribrämis
gncngiai
,,«.-«-iehsi du, Alsred,·« sagte Dorn
begeistert, »das ist der Höhepunkt
des- Fintensitdeisi"
Sie wendete sich zu ihrem stum
men Gefährten
Warnin widersprach er nicht?
»Ja, das war ein Höhepunkti«
—- und dann fragte er: »Was tun
wir inmi»
»Willst du, dass ich noch mit dir
in das Museum gehei« Wirklich
ich tue es» gern, Mike-di«
Tom wurde ganz rot, ais sie das
sagte.
»Nein, Kind — wir werden zu
sammen aus deine blaue Wiese ges
hen —- nnd dort will ich dir sagen,
was wir tun wollen«
Use Musiccde fidei.
sxie Chinesetn bei denen bcr Ech
nentnlius. bie Verehrung der Varian
ten. seht gepflegt incra, machen ei
ihren Minder-n zur heilignen nnd var
iiehnisien Psiiclsy sur vie ergraut-n
dcn, alt und schwan werdenden cl
xerngu sorgen. twno binas un Ver
brechen, Jene hie-»in ver Jan-L aiicn,
hilfsbebiirsngen Leuten ihre lcpie
Sense genommen. so erscheint die »La:
durch diesen « Umstand besonder
schwarz unb abscheulich. Ue schwere
Verantwortung die ce: Taicr aus sich
ladet, ist das eine Minnen-, das in
der Fabel zum Uns-beim komm-. Das
andere ist ver·uni-evingic Gehorsam
gegen die Obrigkeit, ver von sever
mann gestorben wird. »Für den Chi
nesen in die Obrigien vie hütet-n
per Tradition Die Besehe, die den
überliesersen Anschauungen entspre
chen, jinben willigen Gehorsam d:e
unbedingte Unletwersang gilt als
Pflicht Alle Traditionen« an wel
chen ern vie Musen a riiueln be
ginni, stehen bei den hinesen in ho
hem Ansehen-)
Eine arme, nlie Witwe, die schon
mehr als sechzig Sommer gesehen
halte, besaß einen Sohn« ber sich als
Holzhauer bei schwerer Arbeit seines
Lebens Unierhali erworb. Freund-.
sorgte er siir sein altes Miitteriheni
nnd war glücklich, wenn sie zustiedens
mit ihm war. ]
Eines Tages ging er wieder nachi
de.. beipnlbeten Hügel-i vor ver Stabi, i
iutn sein Tagewerl zu verrichten.
Während er fleißig arbeitete, übersiel
ihn ein Tiger, unb verloren war ver
brave· holzhauen Wohlgemut sraß
ihn die Beine aus. s
Die arme Witwe vernahm die
Trauerbotfchaft mit großem Schnitt
ze. Nun stand sie allein in der Welt z
und hatte niemand, ver fiir sie sorgte. i
Was sollte sie nun beginnen und wie»
tonnte sie ihr Leben frifteni — Das
sie gehört hatte, imß der Ortsookltesi
her ein Mann von großer herzensil
güte war, ging sie zn ihm und tlagte
dort laut weinend ihre Not. Tiefl
gerührt blickte ver Mann ver hohen
.Obrigteit auf den Jammer ver armen i
alten Frau. Sogleich fertigte er ein
Dotament aus und befahl ver Schuß
Imannlchaft des Orte» unverzii lich
den blut ierigen Tiger zu verhaften, i
der das Furchtbare Verbrechen began
Igen hatte. die einzige Stii einer ar
men Witwe aufzufree en. Den
iSchie männern, welche den Verhaftss
befes- enls til-ten sollten. wurde es
recht unt-e glich zosmtez mit in
Mes teuen blickten sie eide
as. Lasten sie nicht RGO Mk
der Tiger sie mich ausfressen Wehe
Andererseits drohte ihnen der Zorn
del Moorsie , den dem sie in
dies-I solle t e Rnchsicht erwarten
kennte-. Und so machten sie sich mit
Im her auf den Weg, ucn
den Tiger get-stiegen zu nehmen.- Jn
ihrer Dersentangsi zündeten sie ein
Opferfeuer an nnd beteten in dem
Geist der Berge um Beistand. In
das Feuer tegten sie eine Kopie von
dem Dotmnent, durch welches die
hohe Obrigteit den Tiger vor ce
richt forderte, und andiichtig sahen
sie den Rauch davon aussteigen.
Ohne höheren Beistand glaubten iie
ihre Amtspflicht nimmer erfüllen zu
tor.nen. «
Kaum waren die Schuhmänner mit-'
ihrer Andacht fertig, da ertönte plishs
lich das furchtbare Gebrüll des Ti
gers, und Entseßen erfüllte die Her
zen der atmen gelingstigsten Leute.
Es dauerte nicht lange mehr, da brach
das gewaltige Raubtier herdor nnd
bot einen herrlichen Anblick in sei-;
ner nngehsndigten Kraft und Wild
heilt1 und dem prächtig schimmernden
Fe .
Die Diener der Obrigleit fühlten,
daß ihr letztes Stündletn geschlagen
have. Sie mußten in ihrer großen
Todesangst nichts weiter sit tun, alt.
daß sie das Dotament ansbreitetem
emporhielten und versuchten, sich da
hinter zu verbergen.
Da geschah etwas Wunderdaresi
Kaum hatten die feurigen Blicke
des Tiger-v das mit dem Zeichen der
hohen Obrigkeit nzohldersehene Dota
ment erkannt, so ging eine große Ver
änderung mit ihm dor. Er ließ
Schwanz und Ohren hängen und sein
milder Stolz verwandelte sich plötzlich
in detniitige llnterwiirstigleit.
Vor der Majestiit dei- Gesetzes trat
die Majestiii des eigers weit zu
rück.
Still folgte’er dcn Wächtern des
Gesetzes, die erleichtert aufatmeten,
als sie sahen, daß der Gefiirchtete
tcine Miene machte, Widerstand zu
leisten.
Vor Gericht iniete der Tiger nie
der. Die arme Witwe brachte ihre
ttlage dor, und große Entriiftung
herrschte im Gericht: mit Abscheu
blickt-. jeder auf den Verbrechen
Der Richter nahm das Wort mit
strenger Miene und sprach zum Ti
ger:
«Diese arme alte Frau hatte einen
eingigen«Sdhn, der sie ernährte. Du
Ungeheuer hast ihn aufgefressen. Wer
soll jeßt flir sie sorgent Und wenn
Du auch zum Tode verurteilt wiirs
dest, —- tdie, sd frage ich, kann die
Witwe file ihren Verlust entschiidigt
werdens«
Als der Tiger das hörte, ließ er
den Kopf hängen und war ddn Reue
tief ergriffen
f Der Richter bemerkte es und fuhr
ort:
»Da ich sehe, daß Du die Furcht
bnrteit Deines Verdrechens erkennst
und aufrichtig bedauern, was Du
getan halt, so will ich Gnade üben.
Jch verurteile Dich, fortan als Sohn
der armen Wittwe zu handeln und
si; vor Not nnd Entdedrungen zu
ichiihen.«
Als der Tiger den weißen Richter
so reden hörte, wurde fein dedrliittes
Vers erleichtert. Er erhod.sich und
nieste eifrig als Zeichen der Zustim
mung. Man ließ ihn gehen. So
gleich machte er sich auf den Weg
nach den bewaldeten Hügeln dor der
Stadt, kehrte til-erX nn demielben
Abend noch zuriirl mit einem M un
Maul, das er nor die Tür der armen
Witwe legte.
Länger als zehn Jahre sorgte der
Tiger für die alte Frau. Als fie
dann start-, Idar er lehr betrübt, denn
es hatte ihn glücklich gemacht, der ar
men Alten ein lotgentreies Leben de
reiten zu tdnnem
Die Wette.
Am Abend vot der Schlacht von
Austerlid wettete ein Brigadiet der
Jägergarde mit einenr Kameraden um
seine Uhr, daß er sich am nächsten
Tage das Ehrentteuz verdienen wür
de. Wirllich drnng er bei einer glän
zenden Assäre in die ieindlichen
Schwadronen, tötete 6 Mann und
eroberte eine Fahne. Ganz mit Blut
bedeckt, welches über seine Stirn tier
absloß, lehrte er zu seinem Regiment
zurück, das sich inzwischen wieder ge
ordnet hatte, als der Kaiser ils-n be
gegnete: »Du hast genug sür deinen
Teil getan, mein Bruder, laß dich
verbinden-« Der Brigadier aber trott
nete mit der eroberten Fahne sein Ge
sicht und antwortete: »Nicht ich, Sire,
«bin verwundet, dies ist mein Blut
nicht« es ist das Blut von Jenes-«,
Erfreut über diese eint-vort, ernanntYe
ihn Napoleon znm Negimenttquori
tiertneistet und bewilligte ihm das
Kreis-·
. Jn demselben Augenblick, da der
Brigadier so belohnt wurde, ttiitte
sein Knmerad heran, mit welche-n er
die Wette angestellt hatte, vön einem
Pistolenschttß durch einen Stab-assi-«
Hier verwundet den ee als Gesange
nen mit sich stihrtr. »Noch ein Kteuz!«
rief Rapsteon lächelnd, »wenn das
sop ptt Insel-h so muß ich den Orden
but-der die ganze Armee Zi
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