Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 24, 1917, Sonntagsblatt, Image 10

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    km
Häniglichks Beil-.
Hiimokeste von Erns: von Wohwa
»DonIIerw4-IiI-Is, Ich ifi das-IF
tief Baron Felix Ind liiß den klei
nen Domina, mit dein ck sich IslUi
noch ganz beaIIIInI im langsaillcn
Ländlck gedreiII han« ani- Icincn
Armen gleiten, II Ii iinck Dante
nachznichaucm die iben Icidcnraus
Ichend dicht iin i:«-).:I ooriibcrgcstrem
war.
»We« meinst? Tit- ,;i«0f;I- THOS
Die kenn i neI.'«
»Ein königliches Weibs«
Der kleine Tomino zucktc dic- Ach
icin mit einein geringischsfitzigen »Na
ivcijzt...·'
Baron Felix absi- Iiesz das Friin
lein einfach stehen ohne ein Weit
der Entschuldigung nnd brach sich
rücksichtsiog durch die Tänzer Ima
die bInnIneiIIdcn Anßcnicitek Bahn,
um die Spuk disk Königiichen nickn
zII verlieren Ah —- da war sie ja.
Sie schritt ganz allein dahin. ihren
großen FederIächek in steter iasaia
Inst Bewegung iInitIsnd ohne Ziei
nnd Zwei-L wohin gerade dir Men
schenwogk sie met-. Jetzt war Ba·
toII Felix dicht hinter th. Diese
Schultern —- diissck alabasimvciße
Nacken — die-sc freie, stolze und doch
graziöic Kopfijaitnng — wunderbar
--— einfach hinreißcndi Der Baron
hielt Isincn just voriibertanzcnden
Bekannten am Arrmcl Ich nnd
Fragte thi, msr dass iöniglichc Weil
Isi.
»an. toingncheis even-, wor«
»Die da mit dem nsalvenfnrbeneii
»Er-esse de Chitin-« - Kleid —- do
dal Kein Damit-o. Balltoilejte, dir
da, mit der großen Meireschleif.s·
Zchnnn’-B, da drein iie sich nin nnd
iiugt iiber ihren Lliarnbnfächer her.
·.Diti, die Augenl«
»Ach, die da? Ja natürlich kenn
ich die: das ist ja Ade-le, »ln helle
Miete« aus den Blumenfiilen Die
läßt feinen «bitl passi« ans nnd
kommt immer in derselben Tei
ieite.«
»Was, so was beim Vat«i6tö? Am
Ende gar Triipez?«
»Ach nein, net ansah seriöse
Chanionette —- inittlere Nummer-«
»Aber die Figur-l"
»Seit Hervorrngendes nn Fadigs
kcit leisten.«
»Macht nir, ich pürsche mich ran«.
—- Eine halbe Minute später und
Baron Felix fliifterte der Schönen
in malvenfarlpener Seid-.- über die
Schulter ins Ohr: »Geh her, Do
minv, ich sag dir was-: schön bisi.«
Sie wendete den blonden Locken
kvpt auf dein ein Stranßenfeders
wan ü la Schlinenpierd mägelie
(verftel): bqlanierte) zu dein Spee
cher herum, klappte ihren Fächer zu.
kitzelte ihn damit unter der Nase
nnd jagte: »Was krieg ich, wenn
ichs glaube?«
»Ich laß einen Schatnpus kra
chen.«
»Und was gutes zu essen dozn7
Ich habe nämlich Hunger, wenn
Sie erlauben, Herr Graf.«
»Wieie Groll Jch bin ein ganz
gewöhnlicher Bote-V
«Dic schontten Verlmllmsse san
gen immer mit einer kleinen lieber
fchätznng an.«
»Seh: fein bemerkt, meine Gna
dige; da nimmst du mirs auch nicht »
übel, wenn ich dich feierlich siir un
fönigliches Weib eriliirt?'
»Aber nein!«
Das Paar zog sich in eine Lege
zurück, die der Baron mit einigen
Freunden für in reserviert lmtte,i
ließ den weißleinenen Sklaven mir
einer Flasche Seit anschwirken und»
bestellte einen balben Fasan mit«
Kraut dazu. Dieser Vogel, vor
nebm wie er schon ift, ließ längere
Zeit auf sich warten. Inzwischen
labte sich das schöne Weib am Seit
und strich sich bei jedem Schluck be
haglich den Magen, was fich um ia
dralliger ausnahm, als es zn ihrer
hoheitsvollen Haltung gar nicht
paßte.
»Seit, cher Baron, ich komme dir
recht sindifch veri« fragte sie und
zeigte dabei mit fchelinischem Lächeln
zwei Reihen herrlicher weißer Zäh
ne, mit gut gemachten Goldplomben
garniert, vor; »aber die Sache ist
iinfach die: ich habe nämlich.ein-.·
wahnsinnig-: Freude am guten Ef
fen und Trinken. Finden Sie das
sehr fchmachuall?«
»Im ama1«, lachte der Baron;
»aber bis der Fusan kommt, wallen
wir irdt amal Konverfation ma
chen.'«
,,Al piarer’ di Lei«, versetzte sie
mit einer graziöien Neigung des
HanpteQ »Bei schäumendem Wein
dürfen Sie ichen mit gesteigerten
Ansprüchen an mich herantreten.
sie denken Sie iiber Lea Nikola
jewitfch Toiftaj·i«
»O du köning Weibl«
sLaAete der Baron über den
T hinüber-, indem er ihr feine
dchen bei den Fingetsbihen er
sit und euinen reichen Aus daraus
deiner Gegenwart kann
»ich Sterben-Ist nicht denke-is aber ei
nen Mithin M Juni ich dir er
U- «
,ziil)len: ein ineiniger Spezi bat mic«
soeben verraten, daß dn eine seriöje
Chansoneite ans den Blumenlälen
wärst nnd obendrein bekannt als
Gipfel der Fndbeit.«
. Sie sehnte sich laut lachend in
ihren Stnbi zurück.
»Geb- königliches Weib«, sliis
iterie er erregt: Jan mit-, wer du
bist. Gib mir wenigstens eine leise
Andeutung. Jch hatte dich fiir ganz
was Noblesz Durchgebraiiiites.«
Sie lachte noch ausgelassenen
’,.9lber nein, was wollen Sie? Je
Spezi hat recht. Kommen Sie mor
’aen in die Blumensäle, so können
lSie das Foltmn konstatieren. Jch
ilsin Nummer 7, la belle Ade-le, in«
ktetnntionale Licderiiingerin.«
I »Mit-nich tman Ter Baron
zog sein Gesicht ungläubig in die
Mänge- .,Aber wie sammt denn
nachher der Mensch ans die Fadi
heitisp
»Die wird ihm wohl ungeboren
Sei-ich icherzte sie iidel. Uebrigens
was mich betrifft, ich bin ein Cha
tniileon, ich wechsle die Farbe nach
der Stimmung nnd die Stimmung
nach der Gesellschaft.«
Der Bin-on bei-beugte sich dank
bar. »Du bist lehr liebenswürdig
meine Gnädige«.
»Ja, dn hast es eben verstanden
cher Baron. Du hast was von inei
nen beanx feste-s ans mir herausge
holt mit deinem königlichen Weib
nnd deinem Sekt. Wenn dn mich
einmal am Tace sähest wiirdest du
mich nicht wieder erkennen Das
heißt, fad bin ich nie — aber an
Iders, sehr ondeks.«·
»Deron möchte ich's ankommen
lassen. Laß mich dich einmal bei
Tage sehen — bei dir — ist«-«
»Bei mir? O, der Ueberraschung
,n1äreit du vielleicht doch nicht ge
wachsen« Sie lächelte ihn fcheltnifch
nn.
»Ah — du bist am Ende gar nn
gliietlich verheiriitet?«
»Nein, ganz im Gegenteil«, lachte
jie fröhlich.
»O, das ist gntl Tars ich mor
gen kommen — zum five o’elor»
Bitte, bitte, sage ja, töniglichess
Weibl«
Laß mich erst den Fasan ver
speist haben, mein Ritter. Mit lee
rein Magen mache ich keine Dumm
heiten."
Der Faian kam —- nnd siehe, er
toar so gut, daß das tönialiche Weib
Gen Baron Felix zum Gliicklichsten
der Sterblichen machte. indem es
ihn sür den nächsten Tag znni Tet
einlud.
. I .
Am.andern Nachmittag Iun siius
Uhr stelltte sieh Baron Felix mit
eitlem schönen Blumenstrauß be
waffnet in dein bescheidenen Gast
haus der Altstadt ein« wo das kö
nigliche Weib sür die Dauer seines
Münchener Aufenthalte-s Quartier
genommen hatte. Der Pförtner-,
den er nach der Zinnnernninnrer von
Madame Adele fragte, erlaubte sich
tin etwas törichtes Lächeln irn Hin
blick ans den feinen Herrn mit dein
Blumenstrauß nnd hielt es nicht ein«
mal für der Mühe wert, ihm einen
siellner zur Begleitung unt-zugeben
Der Baron stieg die ansqetretenen
alten Treppen zum dritten Stock
hinauf nnd sand nach einigem Su
ehen die angegebene Zimmer-num
nier. Er wartete ein Weilchen, nni
sich zu verschnauien, nnd war sehr«
wenig angenehm berührt von der
Wahrnehmung- mehrerer ichreiender’
Kinder-stimmen Sollte das Ewig-!
liche Weit-»F Aber nein — iie’
hanc ja das stechen-innig iacheudl
aber-leugnet sahescheinlich täuschie’
ihn das Ohr nnd diese gräszlithenl
Kinder schrieen nebenan. Auch nesl
benan sind schreiende Kinder nicht«
erfreulich; oberer war einmal das
— also pur-volls.
»Der-einl« rics eine helle So
pranstinmic ans sein bescheide
Klopfen nnd «a trwpo« schwieg der
Kanon der Kinderstnnmm a1
stand nnn der schöne Baron Felix
in seinem tadellosen Zylinder, him
methohern Stehtragen nnd sast tiä
zur Erde keichendem Sockpalctot ans
der Schwelle und stannneltc III hilf
losrr Verletheit:»91b,paidon, ich
—- äh... ich bin wohl. . ich stötc
:ool)l?«
Er stand wirklich in dem Zimmer «
des königlichen Weibes, und diese-I
lönigliche Weib hielt ans seine-n
Schoße ein ungefähr zweijähriges
Lebewesen, das böuchlinqs ans-ge
streckt einen umtanbiich blonden
Lockenkops vorniiber hängen ließ
Es war damit be schäftigt, demsel
ben die Höschen ljinanszntnöpsem
Zwei andere-. sast ebenso blende Ec
schöpslein, saßen an drin runden
Tisch vor dem Sosn nnd verzehrten
ihre Jansr. Das jüngere, etwa
vierjährige, hatte seine Milch zur
Hälfte ans den Tisch, zur Hälfte ans
den Fußboden verschüttet nnd fuhr
gleich nach dem Eintritt des Frem
den in seinem jämmerlichen Ge
ichrei mit nnseschwächter Kraft satt
während die größere Schwester es
mit kräftigen küssen zur Ruhe er
mahnte-. Ein viertes Mädchen von
etwa acht Jahren saß am Fenster
hielt sich die Ohren zu nnd lernte-·
laut das npostolische Glauben-he
tinntniz
» » , » »»
" Ein Herr Baron. Sie kommen
wirklich W rief das ichRie Weib er
itasnt »Ich habe offen gestanden
nicht geglaubt, daß Sie Ernft ina
chen winden- Sie scheinen alfo ge
fiern doch noch nicht von mir get-g
gekriegt zn babrn.«
F Der Baron stand immer noch an
der Tür nnd frotterte ganz verle
gen: «Oh wie können Sie glaubt-til
Ich bedanke nur lebhaft, wenn· ich
firngelegen spannt-. Jch ehe, Sie
haben Kinder-gesellschaft«
) «Die habe ich alle Tage. Daran
dürfen Sie iich freilich nicht stoßen.
Lotti hör auf zn weinen nnd pntz
dir die Nase«
. »Ich hab kein Teichentnch«, lkeulce
die Milchvergenderin.
i Da ftellte das tonigliche Weib
das Zweijiihrige von ihrem Schoß
herunter auf die Beine, ichritt stolz
hinüber nach dein Sofatiich nnd fän
lerte Lotti eigenhändig die Nai
mit ihrem Tiichleiir.
I »Ach, das find Ihre Kinderk«
. fragte der Baron bedrückt.
»Jet, gewiß. meine vier Mädel
chern Kinder- gebt dem Herrn artig
die Hund«
Und sie traten alle vier herzu nnd
nötigten den Baron Felix-. feinen
Zylinder nnter den Arm zu klein
nren. nni eine Hand fü: ihre Begrü
Eßung frei zu bekommen. Engelfchön
waren die vier Mädchen, wenn ihre
Ifiißen Gesichter nicht gerade be
schmiert, beschmutzt, betroffen nnd
’l:etrönt waren Aber anch fo viel
Lieblichkeit erniochte diesen Baron
nicht heiterer zu stimmen, nnd iiber
die Vlondtöpfc hinweg ienizte er
’;nr königlichen Mutter hinüber:
I»Gniidige Frau lengneten doch ge
stern, verheiratet zu fein ?«
»Ich? O, daß ich nicht wüßte«
I »Ich fragte iie doch, ob Sie nn
glücklich verbeiratet seien· und Sie
Irrwidertem im (:legrntei!.'«
»Das Gegenteil von unglücklich
»verheiratet iit doch. . ." -
I »Gliicklich berheiratet«, fiel sie
« rasch ein.
I «Pardon, ich dachte nnverheiratet
»Alle Sie sind wirklich...? Nicht
I mal Eint-SK
I Sie schüttelte lustig lachend den
IKOPL «.
« »Aber dann doch wenigstens ge
Its-jedwe
I »Am- dnrch ein Brett «- mein
IMann sitzt da drin l'« Sie dem-ne
"init dem Daumen über ihre Schul:
»ter weg nach dein Nebenzinimer.
« »Ui jegerl!« entsuhr es dein Ba
Ironz der Mund blieb ihm essen ste
Ihen vor Schreck, und die Zähne
Tmurden ihm förmlich lang. Der
’Gute schaute drein wie ein hungri
ges tiängnrnh aus dürrer Weide-.
Die schöne Frau aniiisierte sich, wie
es sich siir sie schickte, also königlich
iiber den komischen Anblick. »Sie
können ganz ruhig sein, Herr Ba«
ron«, sagte sie: «Iueiu lieber Mann
ist weder ein Menschenfresser noch
auch dem Mißbrauch geladen-er
Schießgewehre ergeben, obwohl er
sich augenblicklich damit beschäftigt,
ein tieiues, niedliches Instrument
zu erst-idem vermittels dessen Iuan
ganze Armee-i in die Lust sprengen
lann.« .
»Sie, das sinde ich aetuein«, vers
iuehte der Baron zu scherzen; aber
in sehr gediinipstetu Tone.
»Das können Sie ruhig laut sa
geu.« kies die Schöne, «inein Mann
hat immer Antiphone in den Ohren
beim Arbeiten; sonst könnte er unser
beschränktes Hatt-lieben mit decn
ewigen Fiinderliirnt nnd meiner
Singerci nicht aushalten. Aber
wollen Sie sich denn gar nicht seyen
Herr Baroucs Ich will mein Bettes
tun, um Ihnen einen anständigen
Tee vorzusehen«
I »Nun 1a." -
»sch, ich bitte, meine Gniidigst-.-.
derangieren Sie sich dncrlssutl nicht.
Ich wollte mich ja nur erkundigt-m
wie Jhnen der gestrige Abend be
kommen ist « und iih —- da ich
sehe. . ."
»Da ich sehe, dasz sa doch weilst
nichts zu machen ist, mich schleunigst
gnriieiziehen«, ekgönzte die König
liche mit einiger Schärfe, nnd dann
drückte sie den Baron ungeniert bei
beiden Schultern ani den nächsten
Stuhl, nahm ihm gegenüber Plan
nnd hielt ihm folgende ernsthaftef
kleine Rede: s
»Sei-en Sie, mein lieber Oe
ich habe Ihnen einen klein-In Strei »
gespielt, im Sie zu strasen siir Ihre(
Frivolitii von gestern Nacht. Wenns
Sie mit einer sremden Dame allein«
sanpieren, so müssen Sie als Mann!
von Welt nach süns Minuten wissen.
wes Geistes Kind iie ist· Mein Fall
liegt allerdings besonders seltsam —
das nmsz ich zu Jhrer Entschuldi
gung zugeben. Sie haben einen
Domine gesunden, der sich ohne
Sperenzien mit Seit traktieren ließ
und habest daraus etwas zu weit
gehende Schlüsse gezogen; blosz da
mit Sie tünstig vorsichtiger werden,
erzähle ich Ihnen jetzt meine kleine
Geschichte-. Ich war ein armes Mäd
chen, aber ans sehr gutem Hause
nnd habe eine vortressliche Erzie
hung genossen, soweit der Unterricht
in Bissenschasten und Künsten in
Betracht kommt. Jm übrigen bin
ich in den sinstersten Vorurteile-i
des ioliden Bürger-intu- ansgewmäs
Isehr gute Partie an ihm machte. St
H jeder, was frühere Entdeckungen
i
riesi. Ich habe meinen Mann ans1
Zwei-dein Wir lebten herrlich und
! in der Music Halt glichen meine tör
i
i
i
l
l
Liebe geheiratet. obwohl ich eine
war nämlich durch den Verlauf ei
ner Erfindung ein reicher Mann ge
in Freuden nnd ich ließ niir nichts
abgeben, solange noch etwas da war
Das dotierte nämlich nicht sehr lan
e: denn neue Versuche verjchlangeii
eingebracht hatten· Jch kam aus die
Idee-, mein bißchen Gesangsinnst zu
verwerten. Wir gingen nach Linie
rika; denn in Europa siirchtete ich
iiber die bekannten Vorurteile deri
Familieutochter nicht hiiiwegznloWs
mein Drüben hat mich der Lunge-s
sehr bald vernünftig gemacht. Meine
Stimme reichte nieder siir die Biihne
noch site den Konzertsaal aus, aber
pcrlichen Vorzüge alle Mängel aus«
nnd die Bezahlung war überdies
besser. Jch bin mit meinem Dasein
zufrieden nnd die nieiiiigeii auch.
Mein Mann steht dicht vor der Vol
lendung seiner großen Erfindung
nud dann lehren die glänzenden
Zeilen wieder. Jch bin mit meinen
paar Dust-nd Liedern so ziemlich
durch alle besseren Baritktås der
Vereiiiigten Staaten nnd Europas
gezogen nnd habe es durchgesryh
daß ich immer als Dame behandelt
wurde. Hier wollte ich endlich ein
mal niieder lustig iein,·deiiii man
sagte mir, dasz man in München
zur Jnschingszeit besser als irgend
ivo in Europa mit Anstand lustig
sein könnte-. Sie, mein schlimmer
Her-, haben sich gestern abend einige
Miihe gegeben, mich eines andern
zu belehren — diisiir diese geliude
Strafe Was sagen Sie ums-"
Während der ganzen Rede hatte
der Baron mit dein Zyiiuder auf
iden Knien nnd den Strauß in
der Hand steif nnd starr uiie ein
iignistischet iiönig dagesesseu. Jetzt
wurde er langsam wieder lebendig,
seufzte, ergriff feierlich die Hand
der schönen Frau und driiclte einen
distinguierten Respettslnss darauf.
»Ich sahe nur: Sie sind doch ein
löuigliches Weit-, meine Gnödigste·"
»Ah, bravo, dankend akzeptiektl«
Der Baron erhob fich, verbengte
sich tief und schritt mit Blumen
strauß und Zhliiider, wie er gekom
men war, der Tür wieder zu.
»Wollen Sie die Blumen denn
spazieren führen-" rief ihm die
Schöne lachend nach
»Ach so, pardonl Tie Blumen
sind natürlich siir Sie bestimmt; ich
weiss ja nicht, od» "
»Ja, jetzt diirsen Sie -- danke
sehr. Ah, die schönen Rosen! Ich
werde sie heute abend ans der Büh
ne tragen."
—————---—
Als Baron Felix anf der unter
sten Stiege angelangt war, drückte
er die idand aus die Stelle seines
Paletots, wo sich die innere Brust
tasche nnd weiterhin sein —- wenn
der Ausdruck gestattet ist —- Herz
befand· Etwa-I Hat-ter- saß da. Hml
sollte er doch vielleicht noch einmal
hinausgehen nnd ihr gestehen, das;
der Nosenstrauß eigentlich nur alt-«
leine harmlose Beilage zu jenem so
lideren Gegenstande gemeint genie
sen sei? Ob sie nicht am Ende-. XX
Aber ueine Der Gedanke set-on
verstieß gegen den Respekt, den das
königliche Weib ihin einaeslöszt hatte.
Wohin nun mit dein Gegenstand-?
»Er besand sich schon ans der Treppe
zu seiner Wohnung, ehe ihm di.
inötige Erleuchtung kam Er blieb
stehen und führte diesen kleinen Mo
inolog: »Jetzt Felixl, mein Lieber«
igib dir einmal einen moralischen
;Stupser, ja? Sei so gut nnd sei
lieb. Zeig', 'daß d« was g’lernt hast
von ver non-glichen
lind er zog rasch seinen —- »Trau
sing ans der Westentnsche, streifte
ihn ans den Goldsingek nnd betrat
lzwei Minuten später die Gemächer
seiner Fkan Gemahlin·
»Schau, Herz’l«, zwinkerie er Init
frecher Lieblichkeit, »ich hab dir was
init'inacht — weißt —- weil’s doch
——- weiPs doch heut so schön Wetter
is."
»Ah —- ahi Bei-lauten nnd Sa
phire —- wirtiich siir mich?« jauchz
ie die Batonin anf, stimmte aber
ihren Ton sdsaki wieder znr Un
oiönbiqkeit herab. »Ei, ei«, drohsst
sie, »schauen so die Sünder auss, die
Buße inn wollen?«
»Alle doch iinnnskhin besser ais
neunundneunzig Gerechte —-— das
mußt doch selber sagen!«
»Wind du, frecher-! Geh her
wennst ein Vassekl magst«
--.
— Noch beset. »Du hasi Dich
anscheinend bei Fräulein Jtma recht
eingeschmeichelti Dass ihr wohl gesagt,
dass sie setzt schön seis«
»Das n chi, aber daß ihre Freundin
sehe häßlich isii«
—- Unsyinpaihisch. Polizei
tommisät Our Dichte-)- .Dn, Dein
iesigee Verehrer-, der gestillt mir gar
nicht« der paßt ans vier laufende
Sieckbtiese!«
— Dekonomisch. Jst denn
der serv can so argdzeeseki «
»Ton- -- nicht nn- inehk ein
Regenschim wird Manti«
ein-er , !
Krieg-gerichteter !
Etizze ans the-r Felde. Von Tr
Fein Wertheimer-.
Der alte Justizrnt aus Ostprenßenk
hatte sieh tros seiner sünsnndsechzig"
Jahre freiwillig gemeldet. Ler ver-"
ehrten ihn: einmal konnte er herren
gesellschasten durch seine nnsgezeichnes ;
ten Witze mit immer neuem Einschlng
unterhalten — n. nmn war ja leider "
seit vielen Monaten immer »Herr-en
gesellschost« —- nnd dann war er
uns Ostpreußen und brachte eg nni
ten langen Abenden aus ungezählte
«Grogchens.« Das sind zwei Eigen
schaften, die man un rttssischen Kriegs
evinteenbenden sehr schätzen lernt.
Daß er nebenbei ein Jurist nicht nur
mit Verstand, sondern nnch mit Herz
und Gemiit war, nnd daß er sich in
vie ihnr doch fremden Mitituria mit
Lust nnd Liebe eingearbeitet hatte,
va- spielte nntiirlich auch mit eine
Rolle. Der »Blntrichter« oder die
»Pe1engrnphentiiehe,’ toie sie ihn
nannten. tonr ein guter Kamerad, der
ganze Divisionsstab liebte ihn. Wenn
seine hohe Figur neben der lleinen
Exzellenz on der Insel nnstnnehte, so
waren alle starren Formen ver essen,
sein humor nnd ein snrlirsischer
Wiy ließen kein Trübsal ernstem-nen
Er hatte einen eigne-wen Schnauz
bnrt, dessen tvohlansgeliitnmte Spit
zen zu beiden Seiten stramm nach
nnßen gezwirbelt waren, nnd es
schien so, als ob immer lustige
Schritts- nnd Koboldssignren nn die
sen beiden Schm-rrlsnrtMeckstnngen
ehre tilimmziige nnd vergnügten
Schloentnngen machten.
Aber eines morgens zitterten alles
Wande in dem polnischen Vorschein
:n den-. der Stab untergebracht war.
Der striegsgerichtsrats Stimme
dröhnte unheiioertundenb bnrch bie
stille Herbstlnst. Es war trotz des
vorgeruetten Zeigers ber Uhr n.sch
ziemlich düster, gleichsam als ob fich
selbst bie Sonne slirchtete, vor den
Augen des zornigen alten Herrn zu
erscheinen. Der General hörte den
Aufruhr unb erschien vor der Panxes
beede« in der zusammen mit dem
Divisionspsarrer bee Kriegsgerichts
rat wohnte. Der Alte schimpste nnd
ostpreuseische Kraftworte entsprnbels
sen seinem Munde Etwas Rechtst
Ziches rnuszte geschehen sein« Man
hatte iiber Nacht das Gericht beitohs
.en. Der Kriegsgerichtgrot besaß snr
sich, seinen Setretiir unb bie unver
meidliche Attentiste, einen schönen
Wagen. Es war eine schwere ostpreus
ßische Iahrtutsche mit zwei stattlich-en
Bronnen bespannt, deren Bäuchen
rnan es schon zutrnuen mochte, baß sie
ben nicht ganz schlarften Kriegsge
richtskat seinen Setretiir nnb seine
ollerbietsten Altenbiinvet vorwärts
schleppen konnten. Kutsche nnb Pferde
waren auch noch da. Aber das kleine
Ponje - Wögetchen. mit den zwei
schlankem stinten, braunen Pserbchen
bevor, war weg. Die Alientiste nnd
alles persönliche Gepäct des Kriegs
aerichtsrates, das stand sauber im
Stalle. Es war also tein gemeiner,
es war ein höchst qualifizierter Dieb
stahl. Und bog dem Gerichtet Der
Blutrichter tobte. Ja seinem Flopse
sammelte-i sich alte einschlägigen Ba
ragrasphen zu einer besonders exem
vlarischen Strafe, nnd auch die trö
stenden Zuspruche von Exzellenz ver
mochten ihn nicht zu besänftigern Zu
dem hönselten und wissetten nun alle
bei der Frühstüdgtaseh Die Pserbe
hätten wohl tein Grogchen mehr be
toninien und seien ausgerissen, bie
Atten seien ihnen wohl zu schwer ge
worden«
Mag Alles toare nicht so schlimm
gewesen, Ioenn nicht ausgerechnet an
diesem Tage der Divisiontstab nach
lem gestern gewonnenen Befehle hätte
umziehen müssen! Nun suhr der stol
ze Kriegsgerichtsrat in der alten Ka
lesche weiter, die wieder so voll Kisten
und Koffer gepackt war, als sei sie
ein Güterbestellungswagen feines ost
preuszischen Heimststädtchens. Und je
ker Ossizier, dee vorbei ritt, fragte
arglos und belilmntert: «Nanu, wa
rum denn dass« Das sei doch sonst
nicht so gewesen! Und jedem mußte
man Rede und Antwort stehen. Und
jedem sah man’s am Bligen der Au
gen an, daß er eigentlich schon um
diesen sreventlichften aller Viel-nähte
um die Benachteiligung des hohen
Gerichted selbst, wußte. lind jeder
witzelte denselben Wiss und bedauert
ntit denselben Worten. Der Kriegs
gerichtsratg lochte im Innern. Er
wurde finster und unzugiinglich nnd
der Grogchens am Abend wurden iu»
mer mehr. Als ihkn der nntletatge
Quartiergenosfe auch aus der Divi
fions - Leihbibliothel und den Pri
vatschiihen aller herren den ganzen
Vorrat an Detettivkontanen »zum
Studium und zur Erbauung« liber
reichte, da toae das Maß voll, und
beinahe tviite die ganze große Freund
schaft in die Brüche gegangen-.
So zog die Divisicn um. Erst ein-.
Woche zur Bahnstatlom dann lam
Verladung Eisenbahnfahet, Art-laden
und abermals acht Tage Marsch.
Schon mager-ten auch die dicken
Kutschtvagenpserde oh der ungewohn
ten Vergrößerung ihrer Last metlllch
ab. Da gin der alte Kriege-gerichtl
rat eines Okbends für sich spazieren,
und tote er so durch dle Fluren
fteunpsth tatn er auch un die Pferde
tot-sieh wo alle Pferde des Divisionss
gast- tviihrind der eingelegten vier
u zum Ausruhen unt Aue
ch aunnen waren. lind was
in er? Mitten in der Nonnen ver
gs t nnd frisch, tummelten sich dort
feine beiden Panxepferdehen unter der
Schar. Spornslreichs lief er zuriick
und holte den Divisionsgenercilstiif s
von seinen Karten und Plänen nie-.
ttein Zweifel, dort drin, dnsz ionren
sie, er konnte es beschwören; fein oft
peeußiteher Pferden-erstand tiiufchte
ihn nicht. Bereitwilligft ging der Ge
neralstlibler nuf alle Pläne ein. Nein,
nicht nur herausnehmen, den Täter
fallen. Selbstverständlich. Dem Ge
richt Genugtuung geden, den Treehen
Gauner griindlich hineinlezenl Also
vier Wachtpoilem und abwarten, wer
die Gerichtspferde am Abend in fei
nen Stall holen würde. Dann sich err
die Spuren heftet-, und endlich: drei
fach Wehe dem Verdrechert
Der Abend lum, und alle erf ie
nen ste, ihre Pferde zu holen. er
tecppel wurde leerer und leerer. und
schließlich standen nur noch die Ge
tichtspterdchen einsam und verwun
derl, verlassen auf der Flur. Der
Kriegsxierichlsrnt in seinem Waldna
ftect wartete eine geschlagene Stunde,
bis die Dämmerung herndfanl und
er einfuh, dnß er abermals der Ge
prellte war. Er verichob feine Rache
auf den nächsten Tag. Der gleiche
Vorgang wiederholte sich. Den dritten
und vierten ging es ihm nicht besser.
Da sagte beim Vlbendessen der Gene
rnlilädler, er brauche nun aber feine
Leute wieder zu anderen, urrniinflii
geren Zwecken, die fruchtloie Wache
werde aufgegebzm Der Kriegsge
richlgrat erbleichtiy aber Befehl war
Beseht Jrn vorigen, ingte ein« Spelt
vogel, der Jntendant, hinzu, lönne er
in am nllerdequemsten die Pferde nun
von der Koppel holen lassen und sie
nockz an die Aaleiche anspannen. Der
Gerichtsviererzug wäre doch wenig
stens das Neueste im Kriege. Der
Kriegsgerichtsrat biß sich auf die
Lippen und nahm cnn felbtgen Abend
Pein Jniendanten vier Reichssnarl im
Slat nd. llnd machte diesem Spötter
Grogs zurecht, daß dem nrn anderen
Morgen noch der Schädel wie ein
Sägewert brummte. «
Wer am anderen Morgen, o Wun
ter, als- der Kriegsgerichtörai even
zum Frühstück gehen wollte und nn
leiner Bude trat, da stand fein Pau
se - Wägelchen mit Pferden frii
und munter vor ihm- Sie wichen :
vergnügt nnd waren gut im Fulte
Ein Schild nur hing am Wag
nnd darauf stand nen gepinfelt, Ian
ver, weiß auf schwarzem Holze: »Er
gentune des Kriegtgerichisrirtes.« llnx
darunter in zierlich gefchlungenq
Schrift die Verfe: ·
«
» war nnr zum lltnznkn grollr nicht-I
Tn nnit iic zu ans-. wieder
Veirn nächsten-nah o Blrrtgericht, «
Bist Du dann der Gebieten :
Zie schleppte-I uder hundert Mann z
Trn allzu ichlvcrrn Mien, s
llnr nun mit slrafi und rnii Elan Jd
Wieder beim Ins zu filraifenl «
Der Kriegsrat war entwassnet
Sein goldener humor siegt-. tFr stelltei
alle Nachforschungen nach dem Täle«
ein. Als er nach ein paar Monate-s
zuerst in Urlaub ging nnd dann se
nen Abschied nehmen mußte, weil die
Anftreagungen für sein Alter dochj
zu groß waren, belarn er ein mächse
rigesz Palei rnit. Der Srender der«i
zteieienliste war und blieb unbetanntj
Es stand nur in nngelenlen Bachsia -.-·
ten daraus: Erst in der ostpreuszi-;
schen heiniat bei einem Grogchenz
möglichst beim drittens zu ösnenlk
So tat es redlich der alte Blntttchter.
Aus recht viel Sägemehl und Säg-;
spänen wickelte sich ein init unendli- «
chern Fleiße und höchster Sorgsam
wnnderhiibsch geschnintei Modell Des ;
Panjewagenk mit seinen zwei schlan-«
len, braunen, flinken Pserdchen her- ,
ans. Aus dein mii tigen hol svetel, s
aus dein sich das anze an ante,
stand in erhobener holzschrist zuzT
lesen :
Tu warst immer triintsest. treu und ges i
lk is
lind bon nnd war es einstens gewisle S
ganz schlecht,
Die Wagen und Pferde zu stehlen,
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Nun sollst Tn sie haben Dein Leben «i
still
A i
Its ein Glück nnd Gesundheit tragend-Z
espamn
Ein Geschent von duntbaten Seele-il Z»
An diesem Abend saß der alte
Kriegsgetichtörat noch lange und Ei
tranl viele schöne Grogchenz aus das J
Wohl der lieben Diebe.
—-.-.
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—- Reaer Beruf. »Mein On- if
tel hat sich jetzt beim Geoßen Gene
ralstab gemeldet-«
»Na, na, alt was denn?«
»Als Gesangenenzählee!«
s— J m Thea te r. Dame seniszbils
ligend zu dem neben ihr sitzenden
Dienstmädchen): »Nehme-« Sie es mir
nicht übel, sfriiuleim während -·sD-:.
vorigen ernsten Szene hörte ich Sie
mehreremal laut auslachen; baben Sie
denn gar lein Verständnis siir diese
Dichtungi«
Dienstmädchen (verlegen): .Doch,
aber ich bin heute zurn ersten Mal lcn
Theater!«
— sticht ratsam. Keil-er
»Der herr dort hat hasenbeaten be
stellt, aber ich trau« mich nicht techtl«'
Witt: . at stillt Jhnen eins Wes
halb nich-i«
Kellneu »Das ist nämlich unser
lerllhmter Zeplpgel« .
.
«