Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 03, 1917, Sonntagsblatt, Image 10

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    R— —- —- —
Ein kigteltkk Trost
Von Fritz Die-fiel ininOnL
Es ist lange her· Zu jener Zeit
Dari, als die laute Menge noch nicht
sc in die Berge drängte. Damals
gehörte die hochjagd zwischen den
wildzerrliifieten, tahlen, wettergrauen
Felsfchroffen der dörnergruppe dein
Herzog von Bude-. Nicht nur zur
Jagd-seit takn der Herzog in das klei
ne Iorstlxaus, das wirllich aus der
Talenge herausgriißte —er war dei
nahe das ganze Jahr über in feinen
Jeliebien Bergen und fast noch mehr
ein verständiger hegen denn ein pai
stmieetet Jäger.
Aus diesem Grunde war er auch
scharf hinter den Tirolern her, von
denen man sagte, daß sie in seinem
Bezirk wildern gingen und hatte
ohne jede Afsisienz schon gar man
chem eink- auk den Pelz gebrannt,
Schnldigen und Unschuldigen. Ei
ner abe:, dein man Wildfreoel zu
schried, ohne es ihrn nachweisen zu
können. kam ihm immer wieder aus:
das war der Berghofer Wasii.
Der irieb sich Lage und Nächte
zwischen den Steinwällen herum.
sollte terrains und wechseltundig
fein wie wenige, traxeln und schießen
tönnen wie keiner. Der herzog hat-»
te ihn nie zu Gesicht bekommer form-«
te trvhoem genau feinen Steclbrief
und fieberie ordentlich danach, ihn
einmal in slagranti zu erwischen.
Seit der Juni rnit warmen Tagen
nnd hellen, linden Nächten in die
Berge eingezogen war, wurden im
Revier wieder verdächtige Spuren
bemerkt. Lange beocr die Sonne
iiber das breite Joch blinzelte, stieg
der herzt-g mit seinem Jäger ins
Gewande ein. Geredet wurde nichts.
Lautldii durchqneren sie die hoch
region. Ab und zu suchen sie mit
dem Fernglas die Hänge ab und er
tennen völlig vertraut iisende Gem
sen. die behaglich ziehen. Also tein
Wilderer in der Nähe· . . Plöglich
aber gibt der herzog dem Förster ein
Zeichen. Es steinelt. .. Seitlich der
Prallwand kommt eine Genise. ein
starkes Stück. tief herab und scheint
den Wechsel hinaus nicht mehr zu sin
den. Sie sichert umher — der Gamb
grind taucht hinter der Wand unter,
erscheint wieder. Mit einem Male
wird sie rogelig. . . Aha! Gefahr im»
Verzug .. Schon dseist das Leittiee
warnend· Der Herzog ist schrecklich
aufgeregt. . .
Obgleich der Jäger weiß, daß so
gleich das ganz Rudel hochmnchen
wird und er den Missetäter nicht mehr
erwischi, tut er seinem Jagdherrn
doch des-. Gefallen und packt die Fels-.
nnse schön stad an. Die Hoheit bleibt
allein, lngt weiter aus und awaan
ans schwindelnder Höhe eine Gestalt
mit der Büchse. Die schweren
Schuhe des Verwegenen hindern ihn
nicht, über das teilweise nachruischen-.
de Geeöll geradezu zu schweben. . »
Jeht taucht der Kerl in eine Runse,
verliert sich im Latschengestriipp, wird»
wieder sichtbar, scheint einen Moment
die Richtung mit sich zu beraten,"
stiert eine Weile in die Runde und
der herzog musz zitternd zuschaiten..
wie ihm der Wilderer, der hier in sei-J
nen Gründen pirscht, immer uner-.
reichbarer wird.. . . i
Ialtenschars beobachtet er weiteri
durch den Raturschirm der Latschen,
et det Kerl nicht etwa die Böschung
herauskommt« wenn er den Förster
da driiben wittert. Weiß Gott! Da
lraxelt er empor. . . Oben am Fels«
senbande ösen Gemsen mit spielenden
Men. Iroch und durchaus jagdbe-.
kechtigt nähert er sich. Gierig sun
teln seine sagen beim Anblick de
Wildei. Der herzt-g bebt vor Wut
nnd stachgier. Er weis-, wen er oor
sich ha:: den Berghoser WastL Wie
der Lunip den Laus richtet und an-;
backen will, schreit er: Halt- .. i« s
Sofort steht der andere still —- —
dreht dein herzes den Rittern Es
hilft dein hohen herrn nicht-, daß
it ian mit den beleidigendfien Wor
ten trottiert. -Der Lober fteht wie
ein Bin-an
Was ist da zu machen? Jn den
Rücken fchießen darf er ihn nicht.
Vertreters nnd sich in ein Dank-ge
strenge einlassen — dazu ift ihm sein
Leben zu lieb. Er spottet verblüfft
und überlegt. Aber er wartet zu
ic«nge. Schon hat der Terraintundige
Rettung erspäht Ein Todes
fprnng auf die Felsplatte. ein tur
zei Drehen auf veni Gestein uns —
er ift am vie Gratecte verschwunden
Gleich darauf tufchtst Sein letter
Gruß. . .
Der herzes schickt dem Ueber
tiihnen einen kräftigen Kernfluch
und einen furchtbaren Rnchefchwur
nach. Das ist allei, was er noch
tat-n. . .
Tage vergehen. Unerrniivlich fischt
der herzt-g mit feinem Istrfter das
Revier nd. Manchmal geht« iiber
weichen start-oben nnd liebliche
Schluchten —- ineiftens aber durch
grausige ochwaldwrlvnts, über steife
Dirnen. n berächttstee stelle liegt
e- wiedet auf der Latier und nieder
will ei ver Zufall, das der begleiten
lse W von ist's-rk enttfekntbetrfhdz
par nur as « Dete, a
eben entfernt. ;
,- M satt die com und une
Tsiingt mit ihren legten violettenl
Strahlen die Zacken und Halden Da
— ein Schaf aus M Nähe. . .
Geduckt lriecht Seine Doheit aus den
Latschen her-se Und lngt tun die
Felmsr. .. Dort tniet der Kerl, hat
die des-kund nusgeßiilpt und ist
’init dein Ausbrechen eines tapitalen
Zehnenderö sorglos beschäftigt, als sei
er der Jagdlserr. .. Mutig und ma
jestätisch tritt der Herzog aus dein
Gestrüpp. Das Gewehr schußsertig
nn die Düfte haltend, rnst et rnit
Donnerstirnnre:
»Holt Wilddiedt Nicht gerührt. .
Da bist mein Arresiant!«
- Ohne sich im geringsten stören zu
li-ssen, hebt der Angerasene den Kopf
mit den-. — natürlich falschen —
mächtigen Volldarte nur ganz leicht
in die Höhe.
.Pressiertsi« fragt er tect. .Wiir’
doch siindschnd, wenn i met Ar
beit net fertig machen tunnt’. . .«
Und geschästig neigt er sich nieder zu
der königlichen Beute.
»Wind oetdammter,« schreit der
Herzog außer sich. »Gehst net gleich
aus? Ruhig vor mir hergehen tust.
sonst bitt des Todes. . Sollst g'sagt
haben, wer Jäger könnten nicht schie
ßen. Ich steht’ dafür, daß ich dich
nicht fehle. . .«
Der Wilddieb richtet sich aus den
Knien empor und deutet bodhast lä
chelnd mit dem Daumen über seine
Schulter zur Sandreiße hinaus. See
lenruhig sagt er:
·Gift di net. . . Jch wills schon
glauben, daß du gut schießen kannst.
Aber die da droben tönnens noch
besser. . .«
Der Herzog wird blaß. wie er da
oben zwei Schützen rn Anfchlag lie
gen sieht — die Mündung ihrer
Lüchfen auf ihn gerichtet. . .
Der Wilddieb lacht behaglich:
»Hast g«rneint, der Berghofer Waftl
is fo dumm? Jetzt bist ftad Jetzt is
die Reih' an mir, dul« Und rnit un
heimlich flackernden Augen fährt er
fort: Hahn in Ruh und net g'riihrt
. . .: Jeht bist du mein Arreftant
. . . du gehft pfeilgrad, als wär nix
paffiert und wenn dein Zagen der
grad auffihatfcht, zu dir stößt, dann
tufi dein hut runter und grüßt rni,
als ob i ein Spesi von dir wär’.
haft rnich verstanden . .? Anders
ist unt dich g’fehlt. . .«
Der Jagdherr ftarrte den eialals
ten Tropf wie gebannt an. So viel
Underfrvrcnheit und Kaltbliitigteit
ifi ihrn in feinem Leben noch nicht
vorgetoinrnen. . . Er fah ein. da gab
es keinen andern Aus alfo tat
er tnirfchend, wie ihm sbesinnen war.
Zum Glück fand der Nrfter nicht
herauf, sondern verfolgte eine andere
Spur. Da brauchte er doch nicht
Zeuge feiner Blanrage zu fein. . '
·Einen Vorteil aber hatte die Be
gegnung mit dem .ausg’fcharnten«
Wilderer doch· Der Lump rnied oon
nun an des herzogs Jagdreoier und
wechselte rni« feinen frechen Lüften
und liederlichen Kumpanen über
die Grenze, dort fein Unwesen zu
treiben. Nur noch ein einziges Mal
hat ihn der- hohe Herr angetroffen
—- am Jahrmarttstag wars, in
Schlernbach.
Arn Aucgange der Felsschlucht wo
die Heerftraßen zufammenlauferh
hatte man-Baden und Zelte aufge
schlagen, in denen man alles fand,
was rnan in hau- und Wirtschaft
braucht. Da die Bauern alle Neu
anfchaffangen bis auf diefen Tag
anfgespart hatten, tauften sie nun
wacker ein: bäuerlichc Geräte. Wert
zeus Kleiderfchrnuch Feilfchend und
marttend gingen die Weiber umher,
rräfend und wählend die Männer
Triiben fuhren die Kinder Karuffeh
unter der Linde ftellten fich die Paare
zum Tanze auf.
Itachdim ver Herzog einig. Zeit
interessiert beim «Hofenlupfen« zuge
schaut hatte, wobei die Burschen die
fehnige Kraft ihrer Arme erprobten,
suchte er den Schieszstand auf. Da
beobachtete er einen Schüsem ver die
plump gemalte, zur Zielfcheibe die
nende Gemfe immer aqu Blatt traf·
Der heron nahm ihn schärfer aufs
Ickrn und obgleich gut gekleidet,
wohlgepflegt und bartloo erkannte
sein fcharses Jägeraugk den Berghos
see Wastl dennoch. Der schien ven
Blick zu fühlen und drehte sich jäh
um. Aug in Aug stand er sum er
sten Male seit jenem Abend dem
Jagde gegenüber. den er so un
verschämt um seine besten Stücke ge
bracht hatte, ruhig hielt er den dro
henden Blick aus. Dem herzog stieg
die Zornröte ins Gesicht.
»Warum grüßt du mich nicht,
Bursche?' rief er ihn an.
«J tenn’ Euch ja net«, antwortete
der Wastt latonisch.
.Sos Du kennst mich nicht?
Dann will ich dir sagen, wer ich bin
.' ,brauste der hohe herr auf Im
leiten Moment sah er aber doch von
wer Erneuerung einer Bekanntschaft
sah, die ihm einmal eine solch schmahi
liche Niederlage bereitet hatte und
sagte etwas anderes als er anfangs
»gewollt:
vorsich« bin der herzes oon Dre
.6!o«tp,« attei- dek Was-i gleich
gslth dann schaun S nur, daß
Ist-sie »Was-e sann-s km kein
Irr-»
und verlor fich, seine
Häthw Stuf Is
th ,,Ukue«.
Kriegsstizze von Willy Decier-.
«-Jin, der wird reinem etwas tun!·
knurrte der alte LandstureniMonn
Schwertnet geringschätzig, der on der
Schießschnrte stand und sich eben-sein
Pseischen stopste, als der neue Un
terossizier, der heute erst aus der
Heimat angekommen war, das Zell
;erheiiigste«, unseren Gruppenobs
schnitt im Schuhengruden betrat.
Nun tnnn zwar sreilich nicht jeder
Fett-graue so mnrtiolisch aussehen
wie Schwertner der zähe wie Schalk
leder die Champagneschiacht über
dnuett hatte, aus der Lokettohiihe
verschüttet gewesen war, und dessen
Stomenrolle zur Ausnahme der mit
gemachten Gesechte bald nicht mehr
ausreichte. Der Neuling aber sah
denn doch ein wenig zu zart aus« das
mußte jeder zugeben. Von tadelloser
Weiße die Haut des Gesicht-, ein
kaum wahrnehwborer hauch von Rot
daraus. Er ging etwas vornüdergei
beugt und trug eine Brille. Da am
Tage vorher unser Gruppensiihrer
aus Pottouille verwundet und ad
transportiert worden wor, sollte er
unseren neuen Gruppensiidrer dor
stellen
Die ersten zwei Tage war er ziem
lich still, bald aber ging er aus sich
heran-. ,Aha, et beginnt sich zu
orientieren!« Schweriners Herz ero
berte er sich im Sturme, ale er ihm
eine Schachtel Zigaretten verehrte
und ihn um die Erlaubnis bat, ihn
«fcamerad« nennen zu dürfen. Am
gleichen Abende fchlug er das allge
meine .Du'« innerhalb der Gruppe
vor. Also, er schien ganz ·dufte« zu
werben. Bald rinsite er im ganzen
Graben herum, und es war gerade,
als hätte er sich die Aufgabe gestellt,
mit sämtlichen Abwehrmaßnahmen
usw. innerhalb acht Tage vertraut zu
werden« uerft hielten ihn die Mann
fchaften "r einen .Stiiuter«, die un-!
beliebtefte Sorte Menschen, die ei inl
der srmee gibt. Bald aber erschloß
suh feinem Eifer manch rauhes herz«;
und es dauerte nicht lange, da wurde
unfer Ggon Echo-i der Name ist
zart. nichm unglaublich klug. ;
Stundenweise hatte er den Arbei-.
tern im Minenftollen die hacke aus?
der Hand genommen und mitgearbeis
tet, von den Blasen, die er auf seine
zarten Patfchen bekam, aber n einan-’
dem etwas gefagt. Dann iibte er»
wieder mal am ielfernrohr, entwaer
eine Slizze des eigenen wie des feind-;
lichen Grabenshftems« und schienl
überhaupt etwas anderes als Diensts
gar nicht zu lennen.
Eins nur ärgerte ihn: Daß es in;
unserer Stellung so ruhig zuging
Wenn wir in unserem Unterstande
saßen und frühere Erlebnisse aus
tauschten, vom Vormarsche in Bel
gien, dem Maasiibergang den Käm
pfen aus der Lorettohiihe erzählten,
da fah er uns mit Blicken an, aus
denen unverkennbar Neid sprach, daß
wir so vieles erleben durften.
»Was gibt es denn eigentlich hier?
Ab und zu kommen mal ein paar
Granaten, vormittags und nachmits
taas ern Flieget-, aber sonst ist es
hier auch nicht viet anders als ba
heim auf dem Truppeniibungsplah.«
Bei solchen Gefühlsansbriichen
tonnten wir unL des Lachens nicht
erwehren.
Sein Tatendrang lannte aber lei
ne Grenzen, und bei der ersten Gele
genheit ging er mit R Patrouillr.
Das gefiel ihm schon er. und wer
ihn miinahm, brauchte ei auch nicht
tu bereuen, bean er benahm sich
durchaus wie ein »Alten« Bald foll
te er Gel enheit finden, zu zeigen,
ob feine so start wie seine
Begeisterung fein würden.
Seit zwei Tagen und Nächten
schon war von seindlicher Seite lein
Schuß gesellen. Daß hier etwas nicht
In Ordnung war, brauchte uns nie
mand erst zu sagen, und der Befehl
»Höchste Gesechtcbereitschast!' tain
uns durchaus nicht unerwartet. Die
Stunden vor einem Angrisse sind
unangenehmer als der Llngeiss selbst.
Man befindet sich m einein Zustande
bochgradiget Errezung nnd Nerven
anspannung, der etmattend wirst
Wo war Egons Wir bermnteten,
ihn schrecken-bleich in irgend einer
Ecke zu sinden, oder weit gefehlt, er
stand seelenrnhig an der Schießscharte
und beobachtete, höchst interessiert,
den Eis-schlag der Grannten im
Borgeliindr. Um dessen Nerven
braucht uns nicht bange zu sein.
Plötzlich ein unterirdisches Rollen,
Don-kenn Tosen, als wollte sich die
Erde bis in die Tiefen össnen und
uns verschlingen. Der Erdboden
Fchaulelt der hin-met verdunkelt sich,
und rauschend und pseisend, steigt eine
gewaltige, schwarze Fontsne bot uns
empor. Wie lauern uns zusammen,
schmiegen uns seit an die Brusiwebe
und erwarten unser Ende. Ein ha
sel von Erde und Steinen, mit Me
tallstiielen vermischt, prasselt hernie
der, neinutenlans dauert es. bis das
leste Stils a allen isi. Links
von uns eet m neu-schreie,
dau- ist ei setuudenlauq M: Der
W M eine Miete zur satt-das
M
sgkiwn Staunen-weise arm was
Idee Stollen zu turz geraten und
inicht gen bis unter unsere Stelluan
Igelansy sonst wären wir ohne Aus-(
nah-e in die Lnit geslogen «
Wir sind von jeder VerbirH
being abgeschnitten a beiden Sei
ten find lange Grabens iicke vollkom-;
inen zugeschiittet, von Vesanung nichts.
szu spüren Dosten-e scheint mit vens
»auch hinten sühieiiden Lansgriiben
Tier Fall zii sein. Metltviirdig ist!
! Senst.-Erz., 28. März 1917.
nur, daß unsere Gruppe so gut weg-s
gekommen ist, alle sind noch va, einer
nur bat durch einen Stetnsplittet ein
Loch in die Stirn bekommen, ecl
scheint aber nicht gefährlich zii sein
Er beloniint einen Verband« eine Zi
gnrette in den Mund und print, als
wäre nichts geschehen. un seinem
über und iiber mit Lehm bedeckten
Gewehr herum.
Da singt Egom »Wo ist das Ma
schinengeioebe? «Verschiittet!« Da
winkt er »und Wir wissen, wag er
will. Jn dein todbleichen Knabenge
ficht steht sinsieee Entschlossenheit,
wir alle wissen, uns dem Jungen ist
ein Mann geworden, gewillt, seine
Pflicht zu tun, wie wir alle, bis zuin
äußersten Kriechend und schwin
gend, von pfeifenden Geschossen uni
schioirrt, arbeiten ioir uns in der
Richtung vor, in der sich das Ma
schinengetoehr befinden mußte. Ein
Lehmboufen, obenauf ein zertrüm
mertee Schnnschiltx Wir arbeiten nin
unser Leben rnit dein kleinen Infan
terieshandspatem denn das wußten
wit: hoben tvit das Maschinenge
wehe nicht in Tätigleit. wenn der
Feind zuin Sturm vorgeht, dann
sind wir glatt erledigt.
Wir graben und graben. Nun sind
wir noch sieben Mann, zwei liegen
kalt und stumm von Sprengstiicken
getrassen Unaushiirlich schlagen
r.i·gsurn die Granaten e!n. Da, end
lich. Nun haben ivir’s. Mit beben
den händen und brennenden Augen
wird das Maschinengewehr aus sei
ne Brauchbaekeit ge rüst, alles
tlappt. Jetzt mögen sie kommen
Das Artillerieseuer bricht plöp
lich ab; eine dichte blaugraue Welle
brandet heran. TatsTacksTaai Wie
sie sallent Lüsten tlassen in der Li
nie, immer loser wird sie. Unermiids
lich das erbarmungilose Hämrnern
Drüben ein Stocken, Drängen, wie
vorn Blise genossen, wersen sich die
Feinde nieder. Dahinter eine neue
Welle. die einschwiirrnen will. Da
prasselt ei links von uns los, irn ei
genen Graben, Jnsanterieseuer. Wie
ist das möglich? Werden die toten
Kameraden lebendigi Aus allen Vie
ren tonnnt einer herangekrochen:
.Besebl vom Zugsiibrer: Maschi
nengewedrseuer etwas nach links ver
legen!'
»Wie, der Zugsiihrer lebt?«
»Und nicht zu tnapp!«
Uns wird des Rötsels Lösung:
Unsere Leute waren in Stärke von
iiber einem halben Zug in einen Mi
nenstollen getrochen, und dessen Ein
gang war durch eine schwere Grana
te verschüttet worden. Ziemlich lan
ge hatten sie gebraucht bis sie sichl
glücklich von innen wieder ausgegra
ben hatten.
Die Tapferkeit der Franzosen in
allen Ehren, aber diese Ueberraschung
war ihnen doch zu stark. Man den
te: langstiindiges Trommelseuer mit
beobachtete-n stärkstern Ersolge aus
den vordersten Gruben - samt dei.
Verbindungsgriiben, teine Minute
aussehendes Sperrseuer hinter das
Gradensystern und immer noch wohl-s
gezieltes Feuer der Verteidiger: dass
ging wohl iiber ihre Begrissr. Sie
machten Kehrt und nun gab es tein
Halten mehr
Aber noch sollten wir uns nicht
srenen. Der Franzrnann mußte as
Standort unseres Maschinengewehi
reO entdeckt habe-r, Schuß aus Schußl
.,«besten Kaliberd rauschte berau»
Wieder einer schloß die Augen eifiir
nnmer zwei waren schwer, etners
leicht verwundet. Drei Mann warens
wir noch von unserer Gruppe- die
gesechtisähig waren, Egon der un
perwundbare Schwertner und ich der
IGliietipilz. Das Feuer wurde lang
ssanien Ein letzter Schuß kleinen
zKaiiberC anscheinend als Abschievss
»gruß. Die Granaie schlägt ein gan
szee Stint vor uns ein, ein scharsiani
ttineö Sprengstiick schlägt Egons lin
ien Arm mitten durch. Dann ist al
les still. Egon läßt sich verbinden,
kein Schmerzenslaur iommt von den
Lippen des Jan-ern Der Graben,
die Sprengtrichter siillen sich im un
gewissen Dämmerlichie mit Reserven.
Schleswigiholsteinen Wir werden
zurückgezogen
Jn einer Zelibahn nehmen wir
Egon mit, um die anderen iiimmern
sich Kameraden. Ein schwerer Trans
pori siir uns, ein hundertmal schwe
reker siir ihn. Aus dem hauptvers
bandplaße lesen wir ihn behutsam
ou Stroh. Beim Lebeon frogie er
lei e: .Sei«d ihr mit mir zusriedeni«
und während ich ihm stumm und
anettennend die Rechte drücke, saßi
der rauhe Schwertmr den Jungen
beim Kopf, küßt ihn und tust: .Den
elendsten Tod will ich sierben, wenn
ich! dich je vergesse, mein lieber Jun
ge «
Egon ist längst kein Soldat mehr.
aber er schreibt noch osi unt voller
Sehnen an uni. Den Spott lief
die Jungens over haben mir uns
sont absetoiihni, denn: man kann
nie wissen, ivas dahinter sie-is
s xik sen is klam
VII-Eiss
kine wissenschaftliche Plaudmi sen
d. Ebeheerdr. B.ksinqenteka).
Von Kindheit an wurde uns ge
lehrt. das uns-see Erbe stiiber einmal
feurig sliissig gewesen sel, ein un
geheuren im Welten-me schmedender
GlutbalL Und ei wurde uns weiter
gelehrt, daß in allmähliger Abtiibs
lung vie gtübenbsliissige Masse nach
dem Mittelpunkt der Erde sank, daß
die äußere Kruste ertnltete uno daß
so nach und nach. die grünende Welt
und blaue Gewässkr entstanden. Ueber
das »Wie« blieb man die Antwort
schuldig. Die Sache war eben talt
geworden, damit abgetans
Jn allerneuester Zeit erst hat uns
der elettrische Ofen einigen Aufschluß
über diese Dinge gegeben, und mit
ein wenig Phantasie und Kombina
tionstaient können wir unk- heute ei
nigermaßen ern Bild der Entstehung
der Erdtruste machen. Jm elektrischen
Ofen nämlich tönnen wir Tempera
tur-en bis zu annähernd 4000 Grad
erzeugen, Temperaturen, die einmal
aus der Erde herrschterk als sie, selbst
noch eine kleine, bluuweißleuchtenve
Sonne· ihre Strahlen in den Welt
raum wars.
Der elettrische Lsen zeigt uns zu
nächst die Wahlverwaadtschasten
Nehmen wir drei Dinge: irgend
ein Metall, die Krhle nnd den Sauer
stoss· Bei niedriger Temperatur von
etwa hundert bis 200 Grad Wärme
ist die Verwandtschask zwischen dein
Sauerstoss nnd dein Metall am größ
ten. Das Metall wird kosten oder
oxidieren, während die Kohle unver
ändert bleibt. Bei oeginnender Rot
glut aber steigt die Verioaiidtschast
zwischen der Kohle und dein Sauer
stoss start an, sie wird viel kräftiger
als die Berwandschast zwischen Me
tall und Sauerstoss. Während ein
rotgliihendes Stück Eisen Ziemlich un
verändert bleiot, brennt rot-glühende
Kohle schnell weg. Wär benagen diese
Verhältnisse in. hohosen Bei etwa
tausend Grad Jlärme bringen wir
Eisenerz, d. h. irgend eine Verbin
dung des Eisen-, mit dein Sauerstoss
und glühender Kohle zusammen. Da
bei ist die Liebe zwischen Kohle nnd
Sirueritoss io brennend, dasz die Koh
le dein Erz den Sauerstvfl entreißt
und reines Eisen zurückbleibt das
dann wieder geschniolzen wird. Aber
eben wir weiter und steigern und
steigern iin elektrischen Osen die Tem
peratur iiber 3000 Grad. so finden
wir wieder ganz andere Verhältnisse-!
Jegt streben Kohle und Metall sit-i
sammen und der Sauerstoss niiisz
verlassen beiseite stehen« Es entsteht
esne Metalltohlenverdindung, ein Kar
bid. So schmelzen wir z. B- im elet
trischen Ofen Kohle und Kalt zusam
men und erhalten Kiiiziuiiilardid.
Nehmen wir nun an, dasz aus der
Erde, ebenso wie heute noch aus der
Sonne alle Stosse in seurig sliissigein
Zustande durcheinander wogten und
daß die Temperatur allmählig sanl·l
dann mußte sich Metall iind Kohle
zu Rarbid vervinden, und die ganze
Kruste der Erde mußte aus den Kar
biden der verschiedenen Metalle be
stehen. Nun ging die Abtiihliing im
nier weiter. Eis tain eine Periode. da
der übrig gebliebene ireie Sauerstoss
sich mit dem Wasserstoss zii Wasser
dainps verband. Freilich war dabei die
Explosionswärme so dedeutenv, daß
ein großer Teil des srisch gebildeten
Wasserdaindses sich sosort wieder zer
sehte und enorrne Wasserstofsineiign
in das feurige Metall geschleudert
wurden, wie wir das heute noch aus
der Sonnenobersläche beobachten tön
nen. Jahriniliionen mag dieses Toben
und Brüllen der glühenden Gsse
iiber den Karbidsliiten gedauert ha
ben. Dann war die Ubliählung ein
gut Stück weiter vorgeschritten, und
iiber einer rotgliihenden, sesten star
bidirusie lagerten WasserdampL Stiel
stoss und allerlei Kohlenwasserstotse
in schönem Durcheinander.
Nun wissen wir aber durch viel
Forschungen der Eleltrotechniker, baß»
das glühende liarbid sich biesen Gnsi
sen egeniiber sehr lebhaft benimmt-i
Es augi fie aus wie ein Schwein-W
und bildet mit ihnen neue Körper»
ben italtitietstosi. chemisch gesprochen
überhaupt Metallzhnnibe und Metall
zinnarnide. Wir müssen nun also an
nehmen, baß die oberen Schichten der
JLnrbibiruste sich in diesem Sinne
veränderten, während in den größe
Fren Tiefen die Metalllarbiben unver
liinderi blieben.
Nun i ritt bie Abliihlung weiter
spri. Die emperatue sank unter 100
Grob, und aus ber Lust siel der erste
Regen. Zischend trafen seine Tropfen
vie heiße Erblrusie, und nun trat
ine Zersesung ein. Aber zu obersi
lag ja reines starbst-, es leg vielmehr
jenes Karl-ib, bat sich mit allerlei
Kohlenwassersiosfen vollgesogen hatte
und bat knon eilt Franlsche Masse
bezeichnet. Diese Muse aber gibt bei
ber Berührun mit Wo er einen
Stoff. den we ziemlich rchiig als
gute Slunienerbe betrachten tönnen
Es entstan ein lolt- und lollbaliis
see, bureh sein verteilten Kohlensioss
dunkel sesärbter Gortenbobem
So verwandelte sieh bte obere Ieb
sehicht Aber bat Wasser drang noch
tiefer und traf in größerer Tiese tust
reines Karl-id. hier ging die Entwick
solgenderrnaßen vor sich. Gro
ße strengen drangen zur Oberflä
C sie wir sie in den Gasquellen
von Haku, Pennsylvania usw. noch
we beobachten können. n der Tiefe
aber blieb der reine Kalt chlannn zu
rück. Das Karl-la bei solcher Zer-.
set-uns erhitzte sich so sehr, daß ern-ii
ter gleichzeitiger Einwirkung von
spitze und Druck sich lristakiinischer
Kalt, v. h. Marmor usw. bildete.
Man hat sich lange Zeit über diese
Lagerungen den Kopf zerbrochen.
Man nahen ein« dasz der Kalt ein
neptunisches Gestein sei, d. h. daß er
ausschließlich aus den Mel-erschlagen
längst vergangener Meere entstanUn
sei, und wunderte sich, daß in vielen
Kalklageenngen leine Spuren orga
nischen Lebens vorkommen, in daß
der lristallinische Kalt ein Mittel
ding zwischen viutonischetn und net
tunischen Gestein bildet, d. h. daß
man nicht recht sagen kann, ob er aus
Feuer oder Wasser entstanden ist.
Nach den Ausschliessen die uns der
eleltrische Ofen gibt, entstand er ans
dem Karbid unter gleichzeitiger Ein
evirlnng von hise und Feuchtialeit.
Natürlich bildet das Kalziumtarvia
nur einen geringen Teil der Erd
lrusir. Daneben gab es Karvioe aller
anderen Metalle, das Barinmlaebio,
aus dem ver Schwer-spat entstand. die
Karbide ver altalischen Erden usw«
Bis hierher deckt sich diese Theorie
durchaus mit dem praktischen Besund,
und wir können vie wirkliche Gestal
tung unserer Erdobersläche zwanglos
erklären.
·-«
Wir tönnen beispielsweise auch die
Petroleumauellen, zum Teil wenig
stens, ans besondere ilardide zukün
fiihren, die der der Berührung mit
Wasser, nicht mehr gaofiirmige Koh
lenirsasseritoffe, sondern flüssige. nam
lich Petroleum ergaben. Wir tönnen
aber die Theorie noch weiter verfol
gen und uns in sriisiere Tiefen wagen.
Soweit das Wasser nach unten drang,
wurde das Karbid zerfetzt. Wo ader
das Wasser sein Ende findet, wo es
infolge der Erdwiirme nur noch in
dampffiirmigem Zustande existieren
tann da muß auch die Zersehunq
aufgehört haben, da müssen noch nn
geheure Kardidlager liegen
Auf Grund dessen können wir ein
Zutunftibild entrollen. Wir können
an eine ferne Zeit denken wo dao
leite Stückchen Kohle verbrannt wur
de und die Menschheit beretti seitt
tausenden von Jahren allein mit der
weisen Kohle. oem Krostwasseiy wire-J
schaftet und die Sonnenenergie direkt-FE
fängt Und wir tönnen uns vorstellen,
wie diese Kraftquellen fiir die vermehr
te Bevölkerung nicht mehr ausreichen
und wie man mit den Mitteln einer
verbesserten Technik in die Tiefe
dringt nnd von dorther die unenle
chen Mengen Karbide zur Qderflärh
schast die nun von neuem Wärme und
straft geben. So tiihn soich ein Zu
tunstshild ist, fo real sind doch die
Tatsachen, auo denen es abgeleitet
wurde. Gewiß lst unsere Kenntnis des
Erdinnern noch aus«-ordentlich man
gelhaft. Verhält sich doch unser aller
tiefster So acht ungefähr ivie ein leich
ter Nadelstich von einem Milliinetersj
Tiefe zum Körper eines Riefenel esan- i
ten. und kein vernünftiger Mensch '
toird behaupten, daß man an Hand
solchen Sticheö die Anatomie des Eies i
fdntentörpers studieren tann. Aber
mit ein wenig ttrmdination und ist-Z
ohachtung tönnen wir desto mehr aus -
den Erzeugnissen des eleitrischens
Dfens herauslrsen und uns aus in- -
direktem Wege efn Bild von der Ent- «
wicllung unserer alten Mutter Erde ,
machen. Wenn tvir uns dabei vor ent- C.
seitigen Berallgrineinerungen hüten, ,
wenn wir deriietsichtigen dafz im riet
trischen Ofen außer den Karl-wen
auch noch allerlei andere Dinge und ;
Schlatten verschmolzen werden können,
eben alles das, was wir heute als
plutonifcheo Gestein ansprechen« so (
erscheint die hier entwickelte Karl-»id
theorie geeignet, viele Vorgän e zu
ertliiren und besonders die ildung Z
fruchtbaren Bodens zu erläutern.
Auch aus die Entstehung der Stein
tohle könnte man diese Theorie noch
a,usdehnen doch dass ist ein Kapitel
fü- sich
—- Ein Zeittind. —- Elfe (rie;
zum Geburtstag eine Puppenftobe
gekriegt hat, verächtlid)): .Eine ichs
ne Puppenftube; da ist ja nicht mal «
ein Namhtiich drin«
— Rechtfertigung. —.,Der
Schimmel, den Sie rnir verkauft ht
ben, hintt! Und Sie erklärten mir
doch ausdrücklich, er lauft wie ’n
Auivrnobil?«
«Run, lieber Herr, wissen Sie
nicht« daß jeder Vergleich hinli«i«
—- Boshnii. —- .Du, dein
Schleier lii aber wirklich hii ich.
Solche Schleier sollten alle D en
tragen, die rote Nasen haben-«
) —- Abgeilihrt —- Gech »Ja,
ja, in meiner Familie ist der Esprit
zu Des-nies«
» Frau: .Sehade, daß Sie nicht ’rnal
s’n bißchen zu uns mitbringeni'
) — Er trbitet lich. — Kos
ponift Cals bie breiatttge Operem
In welches er viel entlehnt hat« nirg:
’geiiihrt wird und bisher noch n
Gewissen wurde): .Gnt geht's,
bisher haben se mich us. IM er
Nil-Mk