Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 11, 1917, Sonntagsblatt, Image 10

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    »I- W its VIII-»O
Humoresrc von Essen JsslnIL
Es war am Vormittnge meines Ge
burtstoges, als ich in meiner Zei
tung die Kritik Jber das Buch »Die
Apostel des Wahnsinns« las. Schon
die Eritis sesselte mich so ungemein,
das ich das Buch. das eben erst er
schienen war, zu lesen beschloß.
Jch ging ans Telephon und bestell
te beim Buchhiindler ein Exemplar
dieses Wertes. Er gnd mir aus dein
Sprechdradt zurück, daß er es zwar
ans Lager habe, es aber nicht sofort
senden tönte- Ob es zwei bis drei
Stunden IMPva sobald der Haus
diener von se
nen Bestellgängen zu
tückköme, toKrde er es mir schicken·
.Getviß, so lange hat es Zeit«.
meinte ich, »denn heute werde ich doch
most kaum Wo kommen, es zu le
Sine Stunde später kam mein
Freund Winter-hausen zu mir. um
seit zum Geburtstage zu gratulieren.
Mr sprachen von diesem und jenem,
und plöslich sagte Waltershausem
« Du von ten «Aposteln des
Wahnsinns« gehört, dem neuen Buch,
M solch Aussehen erregt?«
«Jatvohl«, meinte ich, »ich las die
Kritik und habe mir das Buch sofort
beklltk
.Schade ums welk-P meinte Wal
teshausem »das Buch soll garnichtö
wagen. Selbst gelesen habe ich’s noch
nicht« aber ich habe gehört, daß nichts
Stett los sei. Uebrigens werde ich
ei wohl demnächst geborgt erhalten,
dann könntest Du es von mir auch
betoinnien!«
»Sol« ries ich aus, ,na, denn ent
schuleige einen Augenblickl« llnd da
mit ging ich an das Telephon, rief
meinen Buchhandler an und bat itza,
von der Sendung tes bestellten Buches
abzusehen; ich würde ihn durch eine«
andere Bestellung nächster Tage ent
schädigen.
Der Buchhandlsr war damit zufrie
den, und ich freute mich, zwölf Mart
—- sodiel sollte d!e5 sensauoneue Wert
tosten —- gespart zu haben.
Als dann aber Winter-hausen ge
gangen war und Br. Suster tn der
Schar der Grasulanten folgte, und
dieser bald wieder von den ,,tlposteln
des Wahnsinns-« zu sprechen begann,
das er zwar auch noch nicht gelesen
hatte, welches aber, wie er gehört, ein
ganz auågezeichnetes Wert seit solle,
da tat es mir doch wieder leid, das
Buch abbestellt zu haben. «Schliesz
lich«, so meinte ich, »muß man doch
ein Buch kennen lernen, von dem alle
Welt spricht.«
Na, noch einnul beim Buchhandler
anzulelephoniereuz das schien mir zu
dumm. Aber da fiel mir ein, daß ich
in der Leihbibliotljel, aus der i auch
zuweilen Bücher, die ich mit ni t ge
rade lausen will, entleibe, immer die
neuesten Werte erhalten tann. Jch te-.
lepbonierte also die Leibbibliotbet an
und fragte, ob sie bereits »Die Apostel
des Wahnsinns-" aus Lager haben.
Natilrlich hatten sie das Buch, und
sie waren auch bereit, er- mir bald
I-. senden.
De. Suster waer eben im Begriff
zu geben« als Richard Olterbos aus
der Bildsliiche erschien, so daß Dr.
Stifter an der Tür noch einmal Kehrt
machte und mit Ulterhos, mit dem er
mehr befrei-ladet ist, als ich, ins Zim
mer zurückkam.
Ich hatte garnicht gewußt, baß
Olteebos meinen Ceburtstag wußte
und war erfreut, daß et als Gram
lantzu mir kam. Noch mehr aber
erstaunte ich, als e- bei seinem Glück
tvunsch ein Geschenk in meine Hand
case-.
·M lieber Olteehos«, schalt ich
ihn ani, »was fällt Ihnen denn ein,
das Sie mir ein Geschenk mitbrin
M. Das geniert mich beinahe, denn
Halle Ihnen doch noch niemals el
sas;sesa-sitt«. , .
«!ta, einer muß doch even Den An
fang machen!« fagie er lachend und
fügte hinzu: »Ich mache ungeheuer
setne Geduetstngsgefchentr. weil ich
steckle lieber welche empfange!'·
»Rietl«, so meinte ich, »dann miissen
Sie mir eben auch Jhr Gebuetgvm
ins-verraten und dann müssen Sie
schon das Glück haben daß ich es »ic
mals vergesse!«
»Nein, das werden Sie schon nichic
antmtete er ni.i herzlichem Lnchen,
Jesp Sie, deshalb habe ich Ihnen
ein Esel-Mk gemach-. Freunde-« bei
denen ich befürchten-muß daß sie inei
neu buktstag vergessen, schenke ich
auch chts. Dazu bin ich zu vorsich
tis. Bei Jhnen brauche ich keine
Fu zu hat-eit, denn mein Geburts
tag Univers-in Zwei Tag-spä
ter s der eigene Geburtstag, das
vers· sich nicht lv teicht!«
Alles das tnm init liebenswürdiser
»Ja itiit heraus, fo dnß man dein
gnt Oltethof wegen feiner Offenhei
sis nicht böse fein tonnte. Mein
fiit einen stoßen Geisteshelden
Ia wie ihn ahnet-Les niean g ge
l
kee wollen Sie nicht wenigsten
, waj . hnen Olteehof sebmcht
«"·tneinte e. Stifter mit Recht
ete das Billet in welchem
· siftehen Bis-irren vermutete
m nd ein such in einem Pia-pfui
M
Do
Wlk Nur mit Weihe entiexnte ich
Akte-e und mußte laut Indien«
leis NOT-: Apostel des Wahnsinns«
m Don
ich Miete kennt-litten
ARE älter mein Zenttiixiliches La
i
,chen. in des Suster mit einstimmte,
und das Otterhos schon im Begriff
war mißzuverstehery auf und erzähl
te ihne. sie ich mich schon den ganzen
Vormittag mit diesem Buche beschäf
1 tigt hab-e und er mit nichts mir hätte
Feine größere Freude machen können,
als damit.
Dann eilte ich zum Telephon, uIn
bei der Leihbibliothet das gewünschte
Exemplar der »Bei-fiel des Wahn
sinns« abzubestesien
«Ach, das ist schön!« meinte der
Bidliothetnr, «die Exemplare werden
I mit geradezu aus der Hand gerissen.
I«Jch have mit tueiihk usw Not pag
von Ihnen bestellte zurückbehalten
Nun kann ich einen anderen guten
Kunden befriedige-IF
«Sehen Sie', sagte ich zu Olterhof,
indem ich ihm die Antwort des Leihs
biblipthetatj mitteilte. «Sie haben
drei Menschen mit Ihrem Geschent
erfreut, mich, den Leihdibliothetqr und
dessen Kunden, der nun das fiir mich
reservierte Exemplar empfängt«.
«Mich aber auch', meinte Dr. SI
fier, »denn ich Hoffe. Du wirft mir
das Buch leihen!"
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«Ossen gestanden«, siyte Olterhos,
«habe ich gar nicht ewußt, daß das
Buch solche Sensat on macht. Als
ich zu Jhnen mich aus den Weg mach- .
te. sann ich nach, was ich Ihnen wohl ’
mitnehmen könnte. Und da ich be
fürchtete. dies und jenes tönnten Sie;
haben, beschloß ich ein Buch zu wäh
len une- oerlangte beim Buchhandleri
das neueste Buch, das er hatte. Dal
! glaubte ich sicher sein zu können, daß;
Sie es noch nicht brsiißen So gahi
e: mir dieses, das heute erschienen ist«. i
Wir sprachen pann noch eine Weile
iber das Buch; ich erzählte, was ich
bereits darüber in meiner Zeitung
gelesen, nnd da sagte schließlich Ol
terhos: »Gott, ich muß gestehen, das
Buch wiirde mich wohl auch interessie
ren. Das möchte ich wohl auch le
sen! Sagen Sie mal, werden Sie es
wohl heute und morgen lesen?«
»Das ist wohl möglich«, meinte ich.
Dann aber fiel xnir ein« daß ich doch
wohl nicht dazu gleich kommen wiirde.
»Hätte ich es mir geliehen«, sagte ich,
»so hätte ich’S vielleicht sofort begon
nen. Nun abe; ist’s ja nicht so ei
lig, da eö ja mein Eigentum ist. lind
do warte ich wohl noch ein paar Tage,
bis ich es mit Muße und in einein
Zuge lesen lann!«
»Nun wenn das-i ist«, meinte Otter
hos, »dann würde ich eg Jhnen viel
leicht noch einma! hio übermorgen ent
siihren. Dann kommen Sie ja zu mir,
und dann nehmen Sie es sich mit. Jch
lese es bis übermorgen aus« Schließ
lich muß man ja doch solch interessan
tes Buch unbedingt gelesen haben.
Natürlich, wenn is Ihnen nicht unan
genehm ist!«
»Nein mein lieber Olterhos! Jch
tomme ja doch heute und morgen nicht
dazu; nehmen Sie es getrost noch
mit!«
So packte ich denn »Die Apostel des
Wahnsinns« wiede. ein, und Olierhos
und Dr. Suster zogen gemeinsam von
dannen.
Jm Laufe des Tages hatte ich dann
nochmals Gelegenheit, mich des Be
sitzes dieses Buches zu freuen. Alle
Welt sprach dato-ist« und ich war or
dentlich stolz daraus, sagen zu tön
nen, daß ich es bereits mein eigen
nenne, welches stolze hochgesiihl auch
nicht im geringsten dadurch herabge
inindert wurde, daß alle, denen ich es
erzählte, mir das Versprechen abnah
men, daß ich es ihnen, sobald ich es
selbst gelesen, leihen würde.
Wen-get angenehm freilich war es
mir, daß ich nun an ein Geschenk für
Olterhof denken mußte. Den ganzen
Nachmittag den ganzen folgenden
Tag und die ersten Frühstunden sei
nes Geburtstages selbst zerbrach ich
mir den Kopf darüber, was ich wäh
len sollte. Es ist toiriliJ schwer, ei
nem jungen Man-r, der a es hat, oder
doch haben tönnt., etwas zu schenken,
was er noch ganz sicher nicht besitzt.
Sein Ausweg, mir das neueste Buch
zi-, schenken, war garnicht so übel ge
wesen, das sah ich nun ein. Aber ich
konnte ihm doch unmöglich das nach
machen denn ich hätte ihm, da wohl
kaum ein neueres Buch inzwischen er
ischienen war, auch nur die »Apostel;
des Wahnsinns« schenken können, und
labgesehen davon, daß es geschniackloss
gewesen wäre, ihm das gleiche Ge-.
scheut zu uderreichen, lonnteer es ja
lgarnicht gebrauchen, da er das Buch
ja inzwischen gelesen haben wollte. —
«Na, ich wiihlte denn schließlich eine
ganz neue Art Feuerzeug silr Lust
shisfreiiende, die eben erst patentiert
wirden war, und da ich als einer der
ersten Gratulanien bei Okterhos er
lschien, hatte ·ich wirklich den Erfolg,
daß er solch Ding noch nicht besaß
und er sich auch in der Tat sehr
ldariiber freute, obwohl er freilich
kaum je Gelegenheit haben würde, eine
ILustschissreise mitzuntachem wie er
mir sagte, da er herzlrani sei. Jn
itefsen da das Feuerzeug die Eigen
ichast besaß, auch anderswo, als nur
ein paar tausend Fuß hoch iiber der
Erde in Lustschissen zu sunitionieren,
lwie wir uns bald ii zeugten, so
konnte ee diese neueste euheit im
merhin bald in Gebrauch nehmer-.
Mit meinen »Aposteln, des Wahn
sinni"' war das nicht so der Fall.
sZwat hatte er das Buch, wie er mir
seist-herbe, wirklich bereits au· lesen
— er hatte, um sein Wort zu lten,
wie er erzählte, beide Nächte gelesen
—- abee wollte durchaus und durchs-m
nicht, dag ich mich sele mit dem al
s ierdings Eisen Bach be chipeete.
Jch versicherte wiederholt, daß es1
mir nichts ausniochte, aber et konnte
sich nicht entschließen, die Unhöflich
teit, wie er es nannte, zu begehen
mich das Buch, dae er mir geschenkt
und das ich ihm geliehen, tragen zu
lassen. Er wollte es mir schicken oder
. selbst bringen. Davon war er unter
teiner Bedingung abzubringen
«Aber ich habe es Sie ja auch tra
gen lassen«, meinte ich
«Das ist etwas anderes, da hatten
Sie auch dir Freundlichkeit, es mir
zu leihen. Wer sich ein Buch leiht,
’ kann es auch tragen!«
Und nach dieser Maxime handelte
er dann vermutlich, als eine halbe
Stunde, nachdem ic» bei ihm gewesen,
Dr. Suster ihm einen Gtatulations
besu machte. Der lieh sich von Ol
terho meine »Apostel des Wahn
sinns« aus unter der Bedingung,v daß
er inir das Buch bringe. Das hat er
nun freilich nicht getan. Denn von
Dr. Suster lieh das Buch mein
Freund Waltershausen, und dem hat
es, als er im Begriss war, mir zu
bringen, ein anderer entrissen. — Wer
zurzeit mein Buch liest, weiß ich nicht.
Jch weisz nut, daß ich verschiedene;
Male in der Leihbibiiothet den Vers
such machte, es zu entleiben; es ist«
nicht zu haben. Es mir zu tausen,
lzalte ich dummerweise siir Verschwen
dung, weil ich doch noch immer die
hossnung habe, ich würde meine
»Apostel des Wahnsinns« einmal zu
riietbetommen.
Alle Welt spricht von dem Buch, se
der hat es gelesen, und ich hätte es
auch längst gelesen. wenn ich es nicht
besäszr. Denn dann hätte ich es mir
längst geliehen oder gekauft.
ooe ees enfies Eines-arm
morrespondenz ans Süddeutichlatid.)
Je weiter es ins Spätsahr hin
eingeht, desto näher riictt die
Wahrscheinlichkeit eines abermaligen
Winterfeldzugrs. Gewiß wird die
Aussicht auf einen dritten Kriegs
tointer im Gedanken vor allem an
die Krieger draußen bitter emp-.
fanden, und ist auch fiir da- Volk
der heimat in den erschwerten Le
bensberhiiltnissen der »belagerten
Festung« Deutschland hart. Aber
nach allem, was man hört und sieht
im Voll, scheint uns die Möglich
keit, noch einen dritten Winter im
Krieg durchmachen zu miissen, doch
nicht so schwer genommen zu wer
den, wie vor einem Jahre. Damals,
als das Unglaubliche und unmöglich
Scheinende geschah, als der Krieg
nach den gewaltigen Siegen im
Osten sich doch weiter in einen zwei
ten Winter hinein forischleppte, da
hat sich das zuerst wie ein Alp au
die Gemüter gelegt. heute hat si
das seelische und äußere Leben auf
den Krieg längst eingestellt. Es hat
sich, so furchtbar es ist, das sagen
zu müssen, an den Krieg gewöhnt.
Jm deutschen Voii lebt heute die
llare Erlenntniö, daß dieser Krieg
lange dauert und daß es gar nichts
anderes geben kann, als sich auf jede
Dauer einzurichten. Mit diesem
Gedanken hat man sich vertraut ge
macht. Es ist ganz selbstverständ
lich, daß man es erträgt und durch
hiilt. Hierbei haben wir aber oor
unseren Feinden im Westen und
Osten einen ungeheuren Vorteil dor
aus:Deutschland ist von den Schrei
ten des Krieges im eigenen Lande
verschont. Das Leben geht seinen
gewohnten Gang. Alle Kräfte tön
nen sich aus dem deutschen Boden
innerhalb der nun einmal vom
Kriege geschaffenen Verhältnisse ent
falten. Der Körper « des Reiches,
wenn er auch schwer zu arbeiten
und zu ringen hat, ist doch ganz.
Damit haben wir etwas voraus,
waj nicht hoch genug gewertet wer
den«lann. ·
» s-- -. kos
»des deutschen Voltes ist aus ein
dauerhasteste siir die Volks-ernäh
uuer onus vir Zumutung-verwu
nisse lassen uns keineswegs vor dem
dritten Ariegswinter. wenn es sein
muß, zurückschrecken. Jrn letzten
Jahre hatten wir eine ausgesproche
ne Mißernte. Es ist trotzdem ge
gangen. Und wenn jetzt auch die
Zusulyr aus Rumiinien wegsiillt, der
dadurch entstehende Ausfall-wird um
ein Zwei- und Dreisacheö ausgehe
ben durch die diesjiihrige Ernte.
Nach der langen Regenzeit irn Früh
somnier ist zur rechten Zeit noch gu
tes Wetter gekommen, so daß die
Ernte reisen konnte, und mitten in
diesem regnerischen Sommer drin
tam wie ein Wunder eine Oase von
guten sonnigen Tagen gerade urn die
Zeit, wo die Ernte heimgebracht
werden sollte· Sie ist im wesent
lichen in ganz Deutschland nicht nur
gut ausgesallem sondern auch gut
heimgebracht worden. Das Brot
weiteres Jahr gesichert. Dazu tommt
eine gute Obsternte, vor allem an
dem Obst, das das wertvollste und
rang ist, an Aepseln. Auch die
Kartossel versagt nicht, und wenn
die Niisse del Sommers ihr zum
Teil in Süddeutschland geschadet
Hat, so war gerade diese Witterung
um so günstiger siir den Ertrag die
ser wichtigen Frucht im Norden, in
den Gebieten, wo Deutschland die
große Masse seiner Aartosselnt
pflanzt. Zu dem kommt aber noch
hinzu, was aus den Feldern der
bese ten Gebiete gewachsen ist. Un
erm«dlich bis hart an die ront ist
von unseren Feldgrauen t und
gepslcnqt worden. Die Frucht diese-j
Hut-sen die wie ane- ime untere
Militärz anrühren, in großziigigenr
Maß betrieben worden ist, tonrint
»den-l Heer und dem deutschen Boite
LGgute und dessen wird nicht wenig
sein, oor allen-I in dein großen wei
iten Land ini Osten.
Wenn der Boden wenig bringt und
das Jahr gering ist« hat mich die
beste Organisation der Voltsernähi
rung einen schweren Stand. Sie
tann aus wenig nicht viel machen.
Sie leistet schon Großes, wenn’e nur
reicht. Diese Aufgabe war den hier
siir bestellten Organen in Deutsch
innd im legten Ernteiahre gestellt.
Sie ist gelöst worden, gewiß nicht
Iohne daß Fehler dabei nntertnufen
sind. Aber auch die Fehler sind zu
etwas gut, wenn· wir daran lernen
und es nachher besser machen. Boll
tornmen wird eine so ungeheuer
schwere Ausgabe wie die Ernährung
eines Volkes von iiber 60 Millionen
nnd eines heeres von so und so vie
len Millionen Kämpserm das von
der standrischen Küste bis zum
Schwarzen Meere, weit treg von der
Heimat steht, nie gelöst werdentöns
nen· Sie gehorr mtr zum priesen
haftesien dieses an riesenhaften Ma
ßen reichen Krieges, und zumal wenn
ein Voll von der Zusuhr abgeschnit-»
ten und im wesentlichen auf sich an-l
gewiesen ist. Aber darüber tann
tein Zweifel bestehen, daß Deutsch
land ganz anders gerüstet in den
dritten Kriegswinter, wenn er ndng
wird, hineingehen wird, als in den
zweiten. Seitdem hat die Organi
sation unserer Pollserniihrung große
Fortschritte gemacht. Sie ist in ei
nem ganz anderen Maß zentralisiert
als im zweiten Kriegsjahrr. heute
sind die wichtigsten Lebensmittel
dem freien Vertehr entzogen und ge
nau auf den Kopf verteilt. Zu der
Brotlarte, die sich so vorzüglich be
währt hat und zu den großen Siegen
Deutschlands gehört, ist die Fleisch
tarte gekommen, die vom l. Otto
ber ab einheitlich für das ganze
Reich den Fleischderbrauch für reich
und arm regeln wird· Auch der Ver
brauch an Zucker, Eiern, Butter ist
genau reguliert, in den Städten
durchweg auch Kartoffeln und Milch
Kurz, die Vollserniihrung ist jetzt
organisiert nach dem Maß t-essen,
was vorhanden isi. Die Organisa
tion ist beherrscht don dem Prinzip
der gleichmäßigen Verteilung unter
zentraler Leitung, und damit isi
man sicherlich einer befriedigenden
Lösung des Problems viel näher ge
kommen, als noch dor einem Jahre.
Denn dieses Problem war nicht so
sehr ein solches des Mangels an
Vorrätem Dasz wir tnapper leben
und uns einschränken müssen, das
wissen wir, und gern bringt unser
Voll dieses Opfer, das immer noch
tlein ist im Vergleich zu dem, was
die Krieger draußen zu tragen ha
ben. Unser Volk hat sich an alle
diese Maßnahmen gewöhnt. Es
sieht in ihnen heute nicht mehr eine
Last und ein Uebel, sondern die
Wasse, die nötig ist« um sich der
Feinde zu erwehren, die Waffe, mit
der das Voll der heimat kämpft
Darum ist tein größerer Jrrturn
unserer Feinde möglich, als wenn sie
heute nach zwei Kriegsjahren immer
noch glauben würden, Deutschland
durch den hunger besiegen zu können.
Das ist ganz ausgeschlossen, Nicht nur
dant der guten Ernte, die unser
Herrgott auf dem deutschen Boden
wachsen ließ, und nicht nur dank den
Maßnahmen, welche für die Ernäh
rung des Poltes getroffen sind, son
dern lehterdings danl dem entschlos
senen Willen, der ganz Deutschland
beseelt, sich auf diesem Wege so’we
nig besiegen zu lassen, wie aus ir
gendwelchem anderen. Dieser ent
schlossene Wille, den Krieg zu gewin
nen, wird auch in der fünften
Kriegsanleihe zum Ausdruck kom
men. Die silbernen Kugeln, mit de
nen einst Deutschland besiegt werden
sollte, sind immer noch nicht gegossen
und werden auch nicht gegossen wer
den. Die neue« Kriegsanlghe »wird
—- daran zweisete reen Mensch —
wieder gut ausfallen. Die natürli
chen Voraussetzungen dazu sind vor
handen. Arbeitslosigteit gibt es viel
weniger, als vor dem Kriege. Die
ungeheuren Summen, die unsere
Feinde siir den Bedarf des Krieges
nach Amerita und Japan schiefen
müssen, bleiben bei uns im Lande.
Ein gewaltiger Geldstrom zirkuliert
im deutschen Wirtschaftstörper.Diebs
mal hat nach der guten Ernte auch
die Landwirtschaft viel Geld. Es
wird in Deutschland viel gespart,
trog der teuren Zeit oder vielleicht
gerade deswegen. Das zeigen die
Auen-eis- va deutschen Sparkassen,l
die sortgeseht in einer mächtigen
Auswiirtibewegung ihrer Einlagen
sieh befinden. Viele, die es nicht nö
tig haben, schränlen sich ein. Es
entspricht der Zeit. Das alles wird
der neuesten Anleihe zugute tommen.
hat man den Ausfall der ersten An
leihen mit einer großen Spannung
erwartet, so sieht man ihm seht mit
der Ruhe entgegen, die sich sagt
Selbsterstöndlieh wird das Reich
wieder erhalten, was et braucht. Die
se Operation wird das deutsche Volks
sorisesem solange es nötig ist. Eis
leiht das Geld ja bei sieh selbst, und!
es hat ein Vertrauen in seine Mast
und Zutunst, das ihm jedes Opfer
mit lich macht. · ’
ie Priste Ossenharung dieser
Mast i uns, mehr denn se, heute(
vie miiieskischk Leistung Deutsch-«
lands. Man hat auch bei uns nur
höchste Ichtnn vor der Opferwillig
keit Franttei s nnd der Tapferkeit
feines Dems. Aber wie unendlich
viel schwerer als die Ausgabe Frank
reichs, das nur an einer Iront sich
zu verteidigen hat nnd da noch von
einem englischen Millionenheer uns
lterftiist wird, ist die Ausgabe
Deutfchlandst Es kämpft im We-:
ften vom Meere bis zur Schweizerii
grenzt gegen Frankreich nnd Eng
land zusammen nnd hat nach zwet
Kriegsjahren im wefentlichen seine
Front gehalten Es hat gleichzeitig!
eine ungeheure Front gegen die ruf-!
fischen Riesenheere zu verteidigen und?
that auch hier irn ganzen feinen Be
«sigftand, den es aus den gewaltigen
»Siegen des verflossenen Jahres sich
erobert hat, behaupten tönnen. Es
muß an allen Ecken und Enden zu
Hilfe kommen, nnd war doch im
stande. inmitten des furchtbarften
Massenanftnrmes in Ost und West
fernab in der Dvbrudscha am
Schwarzen Meere zusammen cnit den
Bnlgaren eine Offenfwe von einer
Kraft und einem Geiste wie in den
ersten Wochen des Krieges zu ma
chen. Immer wieder fragt man sich:
Woher nimmt Deutschland dte Sol
daten fiir das alle« Sie sind da!
Sie sind immer wieder dort, wo sie
nötig sind. Es hat immer wieder
welche, mag die Front noch so gros
werden. Es hat sie. Dabei ist die
Landfturmvflicht immer noch nicht
erhöht und von unten her tein
Jahrgang vor der Zeit im Felde.
Wenn ed nötig wird, hat Deutschland
mit einem Jederstrich neue gewal
tige Heere· Man hält es auch jeht
in der ungeheuren Zuspitzung der
Ariegslage nicht fitr nötig. Kein
Zeichen, das mehr als das die ru
hige, zur-ersichtliche Auffassung der
Lage bei den verantwortlichen Stel
len widerspiegeln könnte. Offenbar
braucht man diese Reserven nicht
nnd will ohne sie mit den Feinden
fertig werden« Das alles ist rein
physisch und technisch eine ganz-wun
derbare Leistung, vom obersten Füh
rer bis zum letzten Manne. Jeder
leistet darin fein Höchstes. Aber ihr
letztes Geheimnis liegt schließlich doch
in den sittlichen Kräften, welche das
deutsche Voll einsegt in diesem inm
gen, in dem es um fein Leben und
seine Existenz kämpft. Nur so ist
es möglich, daß in der holte an der
Somme immer noch deutsche Heere
Widerstand leisten und erfolgreich
dem Dukchbruch der ungeheuren lie
bermacht wehren. Daß in Wolhhs
nien die Russenmafsen an der deut
schen Front vergeblich sich verbluten
Wie ein großes Wunder steht vor
den Augen der heile täglich und
stündlich das Bild dieses deutschen
Heeres, das da draußen weit weg
vom heimatlichen Boden tiimpft und
ftiirmt und aushält und fes-bleibt,
bewußt bis zum legten Mann, daf
tvenn je, so fest est gilt, alle Kraft
anzuspannen. Niemand tann feine
Taten und seine helden mehr zäh
len. Auch der Kaiser immer drau
fzenl Bald im Westen, bald im Osten,
iiberall, wo es am nötigften ist-, im
mer noch ungedrochen. Neben ihm
Reckengeftalten wie aus germanischer
Vorzeit gewaltig, vor den Augenats
les Voltess hindenburg, Maaenfen,
Namen, vor ein paar Jahren noch
völlig unbekannt, heute mit tiefstem.
heißem Dant genannt bis in die letz
te deutsche hiitte· Wie wunderbar
ist das alles! Und im Schuhe der
deutschen Heere und ihrer Führer,
zwischen den ungeheuren Fronten in
Oft und West, inmitten einer Welt
toll Feinde, inmitten Jahlloser Feu
erschlünde, die von allen Seiten auf
uns gerichtet sind, die heimat! Die
deutsche heimat, sicher, geborgen, voll
Arbeit, mit dem Leben des Alltags
wie sonst, voll Ruhe und Zuversicht,
tierert zu auem, was das Vaterland
verlangt. Man weiß nicht, was
merkwürdiger ist, das Bild draußen
oder das Bild daheim. Aber das
ist sicher: An dem Felsen dieses deut
schen Volleö, der sestbleiben wird im
sturrnbewegten Meere, werden alle
Pläne der Feinde, ihn zu vernichten,
zerschellem Deutschland nimmt ie
Möglichkeit, einen dritten Win im
Kriege aus sich zu nehmen, wahrlich
nicht leicht. Ader es wird, wenn es
nötig ist, sie tragen. Noch glauben
unsere Feinde, Deutschland nie r
ringen und machtlos machen zu rin
nen. Noch einmal haben sie ihre
Ansirengungen aus die höchste Höhe
getrieben. Sie wollen das Kriegt-il
qliick mit aller Gewalt aus ihre
,Seite zwingen. Aber Deutschlands
verliert seine Ruhe nicht; denn esi
ist sich seiner Arast bewußt. Undl
weil es kriegen muß, darum tann.
es auch. Das hat Hindenbura iiingstl
iedem Deutschen aus der Seele ge
sprochen. Das ist die deutsche Lo
sung, die der Krieg unserem Volte
in die Seele. hineinaehiimmert hat«
Mit ihr wird es uns gelingen. .
l
—Verdiicht·g. Gast: »Den
Wirt, ist das wirklich hasenbrateu-«
«Warusn zsveiseln SM«
»Der Buttel kommt mir aussaltend
trunrnr vor«. ,
«- Lehtes Mittel. Standes
beeunier tzucn Gläubiger und einer
hausiererim die ihn aus dein Bu
reau belästigen): »Wenn Jht seht
nicht macht, daß Jhr heraustonnnt
».»—trettte" ich Euchs«
—
Von cis-: Use-.
; Dei Föefiet Robert Gesinin ieTite
in einer III-, in der der Setz-kapi
f r pess- sw
ionfnni ge ist als in anderen Tei
len des Ue thes. Grümvih fah nicht
ein· weshalb gerade er von der all
eineinen Landeisiite til-weichen sollt-.
»He verschiedenen Schanse und Li
iöre waren ihm Genossen und Tröster
in der Welinbgespiedenheit des wald
mnenuschten Fotfthnnses. Jn den
vEingen eines großen Spindes standen
sie nuftnatfchiett, die verschieden ge
fotmien und etitettietien Flofchen mit
den mannigfach.n Erzeugnissen der
Scham-S- and Litötfadtiien. Grün
wiy nannte dieses Spind schekzhuft
fein «Arsenai« gegen die Feinde der«
Langweile and des Trübsinn-z· die sich
im Gefolge der Einsamkeit id leicht
einstellen.
Daß ihn auf feinen weiten Gön
gen im Revier stets eine wohlgefüllie
zielbflnfche begleitete, Ist selbstver
männlich
Das anderte sich rasch, als Grun
witz eine junge Frau heimsuhrte. Als
ihr der ahnungslose Gatte -zuiii er
sten Male —- nichi ohne einein gewis
sen Stolz — sein gelesen-M zeigte,
schlug sie entsegt die Hunde zusam
men, und tritoe Ahnuiigeii oeschtichen
des jungbeweibten Grunroels Herz·
Von Stund« an begann Frau umt
lie einen zielbe ouhieii Kamps gegen
die altoholischen Neigungen ihres
Verrn Gemeint-, so dnß der sich
manchmal in einer Leinterneilkinsixitt
zu befinden glaubte. Grimin sagte
sich seufzend. Bald war sein Ano
holdoerai aus ein Minimum zusam
inengeschmolzen, und nttr höchst set
ten noch sehie er daheim das Schnauz
gtiischen an die Lippen. Als iedoch
die junge Frau .ti ihrem Eiter auch
aus Alischaitung der geliebten Feld
ftaiche drang. iegte sich der waite
energisch zur Wehr. »Der erste miet
gehende Zioistin oei jungen Massach
leit loar da.
Acht Tage lang mochte die Allohols
feindin geschmotii und gegrollt hattet-,
als dei- Gatte eineg Morgens mit der
Nummer einer Hochzeitscheist aus sie
ziittrat
»Eniilie, höre mal, was hier stehl!«
Und der Förster lar- einen tietitei vor,
in dem ausgeführt war, oasz der Al
lohol —- Braiiniwein ttluiit, liognat
—- ein vorzügliches Mittel gegen
Kreuzittergiit sei; er sollte daher ie
dee Jäger, Förtter usw« in denen
Revier Kreuze-klein vorkam-« stets
ein Quantum Ulltcool bei sich iuhien.
«Siehst Du, Einilie«. sagte weita
wiy, »nun wirst Du wohl tacht lein
ger gegen meine Jedslasche etwas ein
zuwenden habeni Bedeute, ioeiin
mich einmal weit draußen im Walde
eine Kreuzottee — —«
»Da-by der Schltiiiberger!« lachte
die junge Frau. »Als ob ich nicht
wüßte« daß es :n diesem Revier gar
leine Kreuzottern mehr gibts Jch din
doch nicht umsonst in hiesigei Gegend
ausgewachsen! Die Gistschlangen
sind hier ja seit Menschengedeiiten
augetottet«.
»So, meinst Dusi Da muß ich lei
der widersprechen Paßt ei Dir, dann
lannst Du mich gleich mnl begleiten;
ich werde Die Kreuzottern zeigen ·——
gar nicht allzu weit von unserem Han
se. Sollten die Gistschlangen eine
Zeitlang tatsächlich gänzlich ausgerots
tet gewesen sein, nun dann haben sie
sich eben wieder eingestellt« .
»Da bin ich wirklich neugierig«,
jagte Frau Emilie, »ich loniiiie gleich
mit«
Man war kaum 15 Minuten Iveit
gegangen, als der Förster seine
Schritte derinngsntnte, den Blick su
chend an den Boden hestete« wo viele
Felssteine umherlagen, nnd ztvisttken
und unter diesen mit seinem Stocke
zu stochern begann. «Ackstung«, ries
er plötzlich, »du ist schon eines« Die
junge Frau sprang nttt lnnteni Ans
schrei gutiietz denn mit aufgesperrtem
Rachen schlängel-: sich eine sites-zot
ter aus der Spalte zwischen ztrei
Steinen hervor, in der nächsten Se
tnnde war sie hinter einem zeigstini
wieder verschwunden.
»Willst Du non mehr von den Be
stien sehen?« «
»Nein, ich habe un der einen ce
nng«, seufzte die junge Frau tteinnnt
nnd geknickt. Ihre Opposition gegen
des Gatten Fetdsinsche verstummte
von Staats an.
Als Grimmig diese Geschichte spä
ter seinem Freunde nnd Jtitiitine, dein
Gutsbesiyer Halm erzgiytte, sagte ter
erstaunte »Aber tieder Freund. das
ist doch höchst sonderbar —- anch ich
war der Meinnnzp in unserer Gegend
wären die Kreuz-«tekn seit tanger Zeit s
nnegerottet«.
Jn Grimmig Gesicht erschien ein
verfchmigtes Läitzetn »Frenndchen,
Du hast sei anch gnno recht. Jm Ver
trauen: Ich wandte mich in meiner
Bedriingnig an t einen Kollegen, den
Förstee Pntverdig Der hatte —
gteichsnlls Ireunss eines guten
Schnitt-sei — verständnisinniges
Mitgesiiht tnit meiner Notlage. Und
so liest er mir eins meine Bitte ein
holdes Dupend strengotteen lebendig
einsaugen nnd zuschicken —- nnd die
habe ich in meine-n Revier knickte
sent-C
--
— Weit der. Hans-Unumw
Töchtetteim »Nicht wahr, Pape-, die
Tatntnppe nmr die Vortiiuserin der
seit-grauen Unisortnt« «