Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 26, 1916, Sonntagsblatt, Image 11

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    Staats Anzetger und II cerold
Sonntag-blast de
,cr.Nb Don stqdzcikkbllk
set kostbar-Innern
Skizse von Meu; sinkt Föttckler.
Die Adtia etgliihle im Morgen
glanz.
Auf den matten Hauen Wellen
tanzten die etilen Sonnenstrahlen,
nnd weit, weit drüben an Zinnen-s
ösllichec Wisse erloschen wie ferne,
Klasse Sterne vie Blendlichler der
Lenchltüeme.
An Dnlmntieniz Miste gab eslein
til-wachen, Denn wo kein Schlaf, du
kein Eil-suchen Und zum Schlatt
wnr in den lehlen Tagen wahrlich
keine Zeit gewesen« denn der Italie
ner mit feinen Schiff-streuen halte
sich gezeigt, um unl Qestetreichs Bo
den ten-n Fuß zu fassen.
Binden in Antonns jicherem Ha
fen, da log die lange Kette italieni
scher likiegglchiffe, lein Ebenbild
einer modernen Schlachtilotle, ubek
fiik diese Zeilen moderner Väter-,
fnfi ein Hnlvjnhrhunvett rückwärts-,
immerhin ein ansehnlicher Schiffs
pnkk: zehn Punzekieegntlen und drei
zehn Hoszlchiife·
Mitte Juli ist-U unter dem
Staude dantter Nacht, war Admi
ral Persano mit seiner Flotte in das
Meer gestoßen. In langer Kette,
das Panzetschiss «Minig Von Ita
lien« voraus, dampsteu die Italie
ner aus Dalmatien los-«
Aus Lissa, der tleinen Insel an
Leslertetchg Küste, herrschte siebet
haste Tatigtett.
Wenzel Liset, der Richtltinonier
am Strandgeschiisz Nr. 7, hatte alt
seinen Witz zusammenzunehmen, unt
die Kattieraden bei guter Laune zu
erhalten. Sie hatten strengen Dienst
nun seit Wochen schon, and seitdem
man wußte, das; Persanos Flotte n-.
Antona zum teampse gekiistet liege.
Und nichts stkttgt den Krieger
mehr an und keit nieder aus, als
ewiges harren aus einen mörderi
schen Kann-s
Jtntner und immer noch blieb
das Meer still und verlassen. nir
gends zeigte sich ein Rauchtvöltchen
das etwa das tttae en deer seindlichen
We Wände-f ite.
Leutnant von lFranseay trat zn
Siset und sagte: »Nun, alter Jun
ge - ich dente, es geht bald losl«
»Staat« hatt nöt, Her LeutnantZ
Die droben in Ankona haben noch
innner not ansg’schlasen. Odra Angst
hat-ne in Hosen vor unsern Gitt
kullem Ha, wenn mei Molln an
siingt, Eisen zu spttcten, kriegen den
Denn Jtatienern ihr sogenannten
Kriegsschisse en Loch in den Bauch,
so gross, dasz wir die Düppetschanze
ein dttszettdtnal reinstecken können. —
Ha, Kriegsschisse nennen die das.
—- Pantosset, ganz gewöhnliche Holz
pantossetn sind hast«
»Dein eisenspaaendek Motlt). wer
ist denn hast«
»Bitt« schön, Herr Lentnant, das
ist tnein Motiv! Brav gipußt nnd
hungrig nach scharfen Granatenl«
lind er zeigte aus sein Geschütz, das
vor ilnn stand.
Da lachte Lentnant von Iransettn
ttnd ging weiter und sagte zu dein
ilsn begleitenden Hauptmann Metz
thalek, der als Ordonmtzaus der
Jnset weilte; ernannt-: »Sisel ist
ein Original und Opaßvogeh hat
schon Ue mitgesomten und erheitert
die Leute der gesamten Batterie.
Sein Binden iihrigeno chtlttnge,
ist der Bett-eigene -'«-1egetthosss. Jegi
ist er, soviel ten weiß, aus dentWtos
derschift »Erzoetzog Max« als Feu
erwerter.«
Siset war unterdessen an sein
Müh getreten, streichelte es wie ein
lebendiges Wesen and putzte hier ein
Stänbmen tceg unl- machte dazu ei
nen Witz nach dem anderen, ost nicht
gerade zart, so dnss seine Lan-zern
den nicht ans dein Lachen heraus
kamen.
Du — plötzlich ertönte vom Kom
mandotnrme des Fortg Alnrin. Jni
Nu war alles an seinem Plane, aber
man nahm die Suche nicht mehr
ernst. Seit Wochen war solch Ue
bungsalnrm täglich erfolgt. Aber
jetzt schien die Dache doch ernst ,-,u
werden. Die Sanitäter und Ani
lzulnnzen traten in die Eindecknnken
nnd Versentungen. Oberstleutnant
von Eaidn schritt hastig mit seinem
Adlntanten und mehreren Stabsossis
zieren durch die Laufgeäden und
prüste die Anordnungen der Offi
ziere.
Da, seht ertönte vom Auslng des
Strandmnstes ein fröhliches Signal.
Wie Feuer fuhr es. durch die Adern
der Krieger
Endlich, endlich das Signal
.«Feind sn Sicht!«
Idee noch zwei Stunden verqins
gen, ehe man auf der Döhe des Mee
res das erste seindllche Schiff ser
hlickle. Nun sah num. vie die Flot
te lich statselte, rote die Pan-erste
gntten mit ihren mächtigen eisernen
Leibern ihre hölzernen Brüder zu
schlihen suchten.
Und nun begann das Bombarde
mentl
Ein zuckendes Notseuer, wie ein
Bündel strahlender Blitze snhr drit
ben vom Admiralsschisse von Bord,
ein dumpfes, zitterndes Rollen zer
riß den Morgensrieden, und dann
suhr aus einmal, ettva zweihundert
Schritte vor Llssm ein haushoher
Wasserturm vorn Meeresspiegel gen
Himmel. Und die sonst fast glatten
Wellen bäumten sich aus unter dre
sem eisernen Schlag, und die Stru
cel tanzten und die Wogen rollten
und schoben und drängten sich, b«
sie des Users Bord erreichten und
zornig an dem steinernen Beseiti
Hungstverte rissen
Der erste echartschuß von seinds
licher Planke!
Einen Augenblick herrschte an Lis
sas Strande bange Stille.
Das war also der eiserne Mor
gengrun aus komischern Mund-, aus
den man so lange geharrtl Aber
dann orach ein Jubet los, als be
ganne ein Feerldentest und nicht ein
vtntiges Nin-zeu- Endlich Kontos,
endlich die totende Ruhe, das bange
Harren vorbei. (
und wieder ein Arius von oruden,
nnd dicht daraus ein zweiter uni
dritter, und jetzt Feuer aus der gan
zen Linie, und Granate unt Grunate
sauste ins Meer und wühlte eii ans.
»Aha, sie tönneno nöt ermeetern!«
rief Siseh ttnd alles lachte, was ihn
verstand. Und er hatte recht. Drü
ven wurde wieder Dampf gegeben
und unt eine Biertelrneiie weiter zu
Strand gegangen Undt siernas
t-.i.«ivrierten. tam von Vissaø Strand
der »Willtontin«« Our, wie dass
psiss ,,7 bis ll Feuert" ettlaiig dess
Oaiteriechess Beseht, itnd wie ein»
Euchs äugte der tttichttanoiiier Siseti
und richtete seinen »Molty«, und als
er absprang von dem Hort-, datol
tiaarschars mitten int Kinne saß, das
fuhr das Eisen aus dein Rohr, und;
im Wien ttlitoeabtiet stentinteii sichs
ein Dukeiid Schultern gegen daez
zGeswiix das netzt Eli-n zurückgerouis
war,« und «fiihren es wieder in das
wchusztor des Grimme-. Und dann
erklang Leutnant Franseckys Stim
iue, der seitwärts mit dem Fernroyri
die Schnsiwirtiing beobachtete: .,Giit,!
Siset — ganz sama-! Kriegst eittens
Gulden von Admiral Tegetthosst;
Dein »Motiv« versteht seinen Krath
Ein Dutzend Spanien vom Mittel-»
rnast hast du dein alten Eisentasien
avgeblattert. Den zweiten Schuß
eine Handbreit tiesei nnd er hats im
BitUchZ«
Siset strahlte und antwortete ei-"
wag, aber die Worte gingen unter
im Gebrülle der Gen-nütze Die ganze
Jnset schien in Feuer zu stammen
und glühende Wut zu speien. Und
nun hatten auch die driiven, nachdeins
ihr Mariover beendet, die eisernes
Sprache wieder gesunden, uitd ihri!
Worte hiessen Verntchtung nnd Tod.!
Jetzt schlossen sie nicht mehr int- MeerJ
setzt saßten sie mit eisernen Zähnen
in steinerne Watte und war-neg,
tantpieggiuijentes Fleisch. tlnd nun,
da die iivesoyone iiver vie Kons. oei
otrandtanoniete wegsausten und iti
die Fortg der Hasendesestiguugen
einschiugem tam zu dein Donner
nocy das lattgzeztsgenh peitscisendes
sizseisen »
«Jnsatn, jeszi wird die Stiche knack
rig,« tneinte Tciset und richtete mit
großier Miihe seinen ,,ii«·t-Jttt)". Ader
der Humor versing bei den Kamera
den nicht mehr sc recht. Wer rechts»
oen Freund tn Fetzen steht oder vorn
Nachbar zur Linien einen istiitigen,i
abgerissenen Arm als letzten Todes-l
zrnsz in das Antlitz geschleudertl
kriegt, dem vergeht das Lachen. Und
als gar eine Granate der Feinde den
Mauerlranz des Erdwalles ivegpuhs
le« und die Batterte mit einem Vogel
von Steinen und Erde überschüttete,
da fingen sie an zu schimpfen, und
zwar auf Eisen »Du, Siset, mußt
oeffer zielen, damit die irerle da
drüben das Maul halteer
»Jdtvlen ihr! Mein Mollh tut,
iras er tann!« schrie Sisel, und in
der Tat saß-Oder nächste Schuß von
Nr. 7 so prall mitten im Leibe eines
Wanzen-, dass eine Explosion erfolg
te, die dein Schiffe Dteuerbord und
zxomnaft kostete und es von einem
Holzlutter lahm in die hinterr Li
nie gefchlepptwerven mußt-s Wahr
scheinlich hatte die Granate ein,
Pulver-nagtr;,·n verletzt.
Doch jeder Erfolg der Oesterrei
cher schien die Wut der Italiene
ncch mehr anzufachen Sie sand
ten einen wahren Feuerregen til-er
die kleine Insel, und ihr Erfolg war
rein schlechter, denn gar manche Bat
terie war verstummt und mancher
der braven Kanoniere lag ietzt tot
und starr neben feinem zerbrochenen
Geschith. Die Wälle waren zerwithlt
und zerwtirgt, die Lanfgräben ver
schiittet und die Eindesungen zers
fallen.
Schon am Abend des ersten Tages
versuchte Admiral Persano Land zu
gewinnen. Ein Dutzend Pinassen
mit Matrosen bemannt, setzte er ab,
aber das Feuer der mutiaen Strand
besaßung besonders-auch das Klein
seuer wurde so mörderisch, daß« der
Handungsversuch mit großem Ver
luste ausgegeben werden mußte.
So verging der erste Tag.
Am zweiten begann in dämmern
der Nacht schon der Kampf aus das
neue. Die gesamte Besatzung Lissag
hatte am Strande bitvackiert, um
eine etwa unter dem Schutze der»
Nacht von den Jtalienern versuchte!
Landung zu vereiteln. Bei däm-.
merndem Morgen tehrten sie wiederl
zu ihren Batterien zuriicl, und zu
Tode erschöpft natymen sie den Kamps
wieder aus. Gegen Mittag schiens
ihre Niederlage besiegelt, aver da tatn
Hilfe. Even, als Persano im Be
griss Iv.1r, eine Massenlnndung vor
zunehmen, dampste Austrias schöne
Flotte, just zur rechten Zeit, ins
Karnpsesseld..
Bizeaomiral Tegethoss, Oesiets
reich-i Seeheld, sprach seit ein Wart
chen mit. An Schitsszahl den Ita
lienern gleich, iibertras seine Flotte
die itaiienische durch überlegeue
Stärte ihrer Pariser-schiffe und its-er
Artillerir.
Vier Stunden nur dauerte der
Kampf. dann gab Persano Fersen
neid
Joseph Seien der Zwillingsdruder
Wenzetey ioae Feuerwerter auf dem
Widderfchiff Erst-erzog Mart
Wie ein toittender Stier rannte
das dtaminfchiff auf Perfonos Flot
te los nnd bohrte den ,,König von
Jtalien", das ftolzefte Schiff des
Feindes, in den Grund. Joseph Si
Iet ftand mit hundert anderen Ma
trofeii an der Reeling, die Piftole
in der Faust, den turzeii Säbel zur
hand, um nach den Anstoß etwa
überspringende kFeinde cbzuwehrene
Aber der Macht des furchtbaren
Anvrattes nicht gewärtig, fiel er,
der oin tdeiteften vorn stand, mit vie-i
ten anderen in weitem Bogen über
Bord und in das Wasser, edenfo eine
große Anzahl der Feinde, die zum
lcytnrunge dereit gestanden halten, und
ein Hagel von Spieren nnd Planteti
stürzten ihnen nach.
Als das tecte Schiff abgetrieben
und mit feinen Kameraden in An
tonas Fiafen geftiichtet war, von
den Oefterreichern, befonderg von
dem uiigepaiizerten Linienfchiff »Der
Kaiser«. noch lange mit Feuer der
folgt nnd hart gefhiidigt — da ließ
der toackere Tegethoff viele Rettimgss
lsodte iusfetzem iiin in den Wellen
treibende Matrifen aiifziififnseii mir
Leichen zii bergen.
Die Friiinvfesrvut der Kämveii war
fo groß, daß sie noch im Wasser sich
flachen nnd fchlitgen, bis die Wellen
fie verschlungen.
Jofeph Sifeh am Affe fchloer
deriouiidet, hatie fich anfeinefchiviin
iiieiide Schiffstreppe gerettet ano
liiard nun sterbend in den Hafen
voll Litfa eingebracht und ins Uaza
fett eingetiefert.
Ein :-iertiviirdiger, laiini glaubti
etkei Zufall wollte eg« daß Wenze.
(:ifct, der Ziviltiiigebrudeh sein
Beiiiiichdar ivrlede
Wenn-L dein eine Gratiate das
Bein trieggeiissem hatte nitr noch tur
ze Zeit zu leden. Trotzdem war .k
bei voller Befinniing nnd fogar de
1ter Latine. Als iiiiiii feinen Bril
der brachte, ohne dafz ihn Wenzel er
kennen tonnte, treil Jdtevhg Gesicht
von Bandagen ocsllftandig verhiilli
war, sagte er: »Ach, Britderteiii, lvie
haben fie dich verhaiien! Komm, leg
dich zii meiner Linten!«
Nun schritt Tegetthoss, der Sieger
von Lissm durch die Vskllen
An seiner Seite gingen der Arzt
Und der Kommnndnnt von Lissn und
Leutnnnt Fransecky, der Adslttani
geworden wur· »Ah, da liegt j«
auch mein lieber Sisei,« rief er aug,
als er seinen Annonier von Ri-. «
erkannte, und reichte ilnn die Hund«
,,Sisel?« smgte der Admiral.
»Ein Leibbiener. Der nnf dein ,,Erz
herzt-g Max« mitgesoshtem hiesz auch
Siset.« «
,,Jntvohl, Exzellenz, und dieser
toaciere Kämpe hier ist sein Bruders
Da richtete sich Joseph Siset nus
und blickte mit dein einen Auge, das
ihm der Verband freigelassen, stnrrI
zu seinem Nachbar- Er versuchte die
band nach ihm auszustrecken, war
aber zu schwach- und fiel in sich iu
sammen, und ersterbend rief er:
»Wenzil! Mein Wen-reli«
Dieser fuhr in die Höhe, als er
die Stimme des Bruders erkannte,
und packte des Sterbenden Hand,
nber der Schmerz an seinem Bein
siuinpse war zu stark. Auch er fiel
zuriich und eine große Träne rollte
ihm liber die Wange. und leise sagte
er: »Nun bat die Mutter keinen Jun-«
gen mehr.«
Der Leutnant von Fransecky beug
te sich iiber ihn und sagte: »Kann ich
deiner Mutter helfen?, Siset?«
»Nein — aber —- Herr Leutnant
— geben Sie ihr —- den Gulden —
den Sie mir — vom Admiral —
versprochen haben!«
Dann war er dahin. Und wenige
Minuten später folgte ihm Joseph,
der Bruder, nach.
si- - si- si
Als ich kürzlich Von Abbazianach
Wien fuhr, saß mir im Coup6 eine
vornehme alte Dame gegenüber-, die
einen in Gold gefaßten Gulden als
Vrosche trug. — Kurz vor Grai
vermißte sie, die eben aus dem Spei
sewagen zurückkehrte, ihre Brosche
Sie war trostlos, alirnlierte das ge
samte Zugpersonal und als ihr
schließlich ein Steward die Vrosche.
die unter einem Tisch aeleaen hatte,
brachte-, schenkte sie ihm einen Hun
derttronenschein. Ich mochte ob des
reichlichen Finderlohneg ein erstaun
tes Gesicht gemacht haben. Die vor
nehme Dmne, die das anscheinend
beobachtet hatte, faqte:
»Sie find erstaunt, mein Hei-r, daß
ich den goldgefafzten Gulden, der
höchstens einen Wert von zwanzkg
Kronen hat, so hoch einschätze? Wol
len Sie wisset-. was mir die Presche,
oder vielmehr der Gulden wert ist,
so will ich Ihnen die Geschichte die
ses in Gold gefaßten Gulden-s er
zählen. Er ist von teinem Geringe
ren, als vom großen Tegetthoff, der
ihn meinem sterbenden Bruder nach
der Schlacht bei Lissa am ZU. Juli
1866 im Lazorett aus W Brust
lente". Und dann erzählte sie mir die
vorstehende Geschichte
Feine lileine stau.
Humor-edle but Will-. Feld.
Zweimal halte die Biirouin
Scheinbart es versucht, sich der Erss
zieherin ihrer Kinder durch einen
dlick oder Wink verständlich zu ma-;
chOIL !
Beim zweiten Mal, da sie den
schlaiilen Obertörper aufgerichtet nnvj
liber das nnittdnrchlenchiete, iniissigeY
Seineniewikk des Linipenschirian
yiiiioeggelpiiht hatte ivar Mitimeisler
von Tietze ihrem Blirl rielolgt Er un-;
lerbinch die Schilderung des erstens
stiirlzyorster Rennen-I und driiclte
sein Glas ins Auge. Als er es :oie-’
der stillen ließ, leiste er den Finger
mit einer so droilig eindruigliiyen
Bitte an den Mund, dasz zgiiniia
Schembiirt hell auslachte.
Auch setzt sah nie tleiue .puppcn
hasle ifriiuzösiii nicht a«!f. klägliqu
los snß sie iii deui von rotem Ums-cl
licht ubeigossencn Verniioinviulei.
Den dlops mit rseu ängstlich unioeii
Miit-erringen und dein tecl ausgesetz
ten Näscrsen ties riesenlt lauschte sie
der Begeisteiuiig des jungen Musi
lerg..
Von Zeit zu Zeit lies ein leises,
luum ineiriiclses Zittern ocn den Fin
gerspitzen durch ihre Arme, die schmis,
ivie vom Körper Selbst, eins den Ley
neii des-«- lilnppsturls lagen Jn Den
schmalen Schultern verlor sicts dac
Beben.
Lucan verstand liirtilcs oen der so
einseitig geiiihiteu Unterhaltung.
Aber die Baroniii ivuszte, dass Hein
rich Tortlsorn von Musik sprach. Nur
dann halte ver einsle lind ziiriiittznls
rende Junge iriiusiler dieieu tprndeins
den Fluß der Mele.
Außerdem siilteu sich die beiden
heute zum ersten Mitl.
Mit einein iiiaiiichtigeii Lächetn
lehnie die Bnroiiin sich in ihren Sei
iet zurück. lind dieses Lächeln blieb,
nls der Riiimeister in der unterhal
iung vom Tun adietiwentte iinv dar
auf zu sprechen inni, wie sie in ver
Residenz vermißt weide, daß es eine
tonangevende trieganz dort eigeniiich
gar nicht mehr gebe und daß es un
recht fei, nach zweijähriger Witwen
schaft sich immer noch nnf dein Lande
verborgen zu hatteii... i
«·Vniina Scheintkirt schaute durch
das Gerank von tsiinster und Cleinaii
tis in den Gauen hinaus, wo bei-H
Mond die Wintei Der litnien in Gold«
einspaiin Jeder Windhauch trug ein
schweres Fiiederdnften niit die Ver
anda. Und wenn dng Lachen Der
draußen spieleiiden Kinder nusseßte
— von fernher Das Flöten und
Schliichzen einer Nachtigall.
Das Lächeln oer schönen Frau
wurde verträunit.
»Ja einer Viertelstunde niiiß ich
zur Bahn, Baronin,« sagte der Ritt
ineifter in veni tiefen, halblaiiten
Bruftton, der die Sprache des Her
zens ist; ,,darf ich nicht wenigstens
ein Wort mitnehmen — —«
»Ein Wort nicht, mein Freund —
abee eine hoffnung.«
Sie atmete tief aus. Dann erhob
sie sich und schritt nach dein roten
Winkel der Veranda.
«Patdon —- — es wird Zeit, Ma
demoiselle Josine, die Kinder müssen
zu Bett.«
Einen Moment starrte die Angen
dete verständnislos aus. Dann schoß
ihr das Blut jäh in die Wangen und
sie taumelte empor-.
»Oh Gott —- ja —- — wie konnte
l — —«
Ein erschrockenee Fragen flirrte int
dem Blick, der scheu das ourchgeistigte
Antlitz dekjungen Künstlers streifte.
Er umarmte sie mit den Augen . ..4
Jn der nächsten Setunde war siel
die Treppe hinab in den Garten ge
eilt.
»Rene! — Lit«
Die eigene Stimme tlang ihr
fkemv. Jn der Brust fühlte sie eint
Spannen, das ihr dag Herz zu spie-pl
gen drohte. Ilebertaut wiederholte sie»
oen Rus. Ein geltentes Jauchzen»
toar’s. i
Die Schelme hielten sich versteckt«
Hinter einem Bostett ticherten sie un
ten-rückt
Maoemoiselle Josine machte sich
aus die Suche. Und da ihr die Klei
nen unter Lachen nnd siteischen ent
tvischien, ais sie sie gesunden hatte,
lachte sie mit —- und es begann eine
wilde Jagd.
Wohrend ne iiiiler den yelien salzi
iiierenden Augen des Mannes-. den sie
heule zum ersten Male gesehen and
der schon ihr Schiclial war, wie in
einer schlossen hnpnoiilchen Lelhaigie
gesessen halle, lief sie jetzt ioie ein
Reh. Die schmalen feinen Fesseln ie
dcrten nur so iiber den Kies. Stim
denlang hiiile sie laufen mögen —
unter Lachen nnd Jauchzen
Bald halie sie den Knaben er
wilchi. Die lleine Li ergab lich dann
freiwillig nnd schmiegte dac- flache
bloilde Köpfchen an ihre Wange.
»Allo habe ich Euch doch ermißtij
Reue, der an ihrer Hand inil bei
den Beinen lzugleich nebenher hiipiir.
unterbrach diesen Spott.
,,Och — das is woll ’n Kiinslfliich
lleiiie Kinde-c sit-fassen zu kriegen,
wenn man so ’ne langen Beine hall«
Aber ich bin doch garnicht io
iroß"
»Na ja —- gegen die Mania bill
Dn man eine liiile Deern Gegen uns
nber bist Du ielir groß· liaiinsl ei
gentlich fein rennen, Mii’5ell Zosinr.
Wollen wir nochmal?«
»Hei-le nicht, illene. lkg ifl Schla
fenzeiL selber morgen —- morgen
lanie ich mil Dir, keviel Du willii.«
»Ganz doll?!«
»Jawohl.' «
»An feink«
»Aber Tii innle .i-.irii in Beil ge
heit«
Der lleine Mann iiiclle eifrig.
»Wenn Du mich Dein Ehrenwort
gibsl, Masse-It Josiiie, dafi Dn mer
geii ganz doll inil mir rinnen li.sl,
denn will ich die Li cinch nicht lsisl
mi« Ziopfiissen lilnneifzeii. Viellesplst
nelnn’ ich mich ’n Löffel Lelserlr.iii.
Als-er blon ’n l)albeii!«
Uno es hielt Weil. Alc« er sit-er iin
Heindclkrn nur nnd iiiis Nikel-i beten
sollte-, noinlle er l»
.,Jch niiiß Tile sril sit-it illa-: sa
gen, Malen Jsi n Weil risch misge
Jungen-: nnd-, d ni Jei n iiiill nnplr
reden diirfen Weis-J -—— TJ ltii llie il
ielkr schifin Male-il lohne
»sich ——- wen sa, »in- rxic Man
.rnhat".·e, meinst Daf«
»Na — ins Gesicht« erstlcjrte er,
indem er beide Händchen ani ihre hei—
ßen Wangen patschte. »Du hast so
"ne blanlen Augen, wie ickNIOch nie
gesehn hab«, nnd so ’ne roten Baden.
So schön bist Du noch niemals gerne
sen — — an Dnl Laß los! Sonst
schineiß ich doch noch nnt ’S Kissen!«
Madernoiselle Josine gab den Klei
nen, den sie in wilder Zärtlichkeit an
sich gepreßt hatte, frei. Nachdem sie
ihn zn Bett gebracht, trat sie auf den
Balton hinaus-. Auch hier wehte
Fliederdnst zu ihr auf —- nnd das
serne Flöten nnd Schluchzen der
Nachtigall ..
Der Mond zeichnete die Schloß
sront in scharfen Kontnren gegen die
Anfsahrtsseite des Paris-. llnien das
Stampsen von Pferden nnd A -
schied-nebenan
,,Also ans Wiedersehen Herr Ritt
meister. Und wann darf ich ans Sie
rechnen, lieber Ddckhorntsm
»Wenn-H Jhnen recht ist, schon
morgen, Frau Baronin Wir sind ja
heute garnicht zum Musizieren ge
tommen.«'
»Oh —- das wäre reizend! Jn der
Sonate, die Sie mir neulich schickten,
finde ich mich allein nicht zurecht.
Kommen Sie also gleich am Nachmit
tag. Und vor allen Dingen vergessen
Sie Jhre kleine Frau nicht! Die
müssen Sie unbedingt mitbringen
morgent«
«Gern. Das arme Ding isi in der
jüngsten Zeit ohnehin arg von mir
vernachlässigt worden«
Als der Wagen davongerollt und
das Portal unten geschlossen war
ließ steh das Schluchzen der Nachti-Ä
gall wieder vernehmen —- -- und
ein junges, totwundes Menschenherz
schiuchzte mit.
Rene Scheinbart war am nächsten
Tage-mit Mama seht zufrieden. Sie
war soslnstia wie selten. Mit Ma’selle
war er garnicht zufrieden. Sie sprang
nicht mit ihm, wie sie das ganz frei
versprochen hatte -- weder voll noch
überhaupt- Sie war auch lang nicht
so schön wie qestern abend: hatte keine
blanken Augen und tote Backen, son
dern war ganz bleich nnd still. Nach
mittags stellte ser sie
»JH Dich was, Mu’sell Josine?«
»Nein, Rene.«
»Ich mein doch. Du wirst Dich den
Mager verdorben haben Denfself
ich auch immer so aus« Wart, ich
hol« die Flasche mit den Tropfen —
— —- ich muß ans blos noch mal
überlegen: kleine Jungens stiegen
fünf Tropfen, also kannst Du —- —
ich mein Du kömii’si ruhig hundert
nehmen, damit es Dir helsi.'«
Als der kleine Mann geschäftig va
vongehastet war, schlich sie aus dem
Kinderziinnier nach unten.
Vor einer halben Stunde war der
Wagenoorgesahrem der ihn gebracht
—- ihn um — —- —
Mademoiselle Josiue hatte den
Kopf in die Kissen ihrer Chaiselongue
gedrückt und sich mit den Zähnen fest
gebissem um nicht auszuschreien. Jetzt
aber war sie zu einem Entschluß ge
-tomine:i. Sie wollte sie sehen —- seine
HFrain War diese Frau schön und gut,
wann war er ja glücklich, dann wollte
Este abschließeu mit altem, was gestern
Jso jiilj iiber sie gekommen, wollte alle
«.Hoffnnngen nnd Seligkeiten für im
Hner begraben nnd ganz still und
ivnnschlosz sein«
» Aus dem Musilziininer ein wun-.
Werber-v weiches, tiefes Singen und
Ftlingen . .. ,
Mademoiselle Josine blieb lau
ischend nn der Tiir stehen. Wie ge
bannt oerharrte sie und schrak auf,
als ein Arm sich um ihre Schulter
legte. ,
,,ttonnnen Sie nur mit hinein,
Fräulein,« saate oie Baronin freund
lich. »Sie werden einen Genuß haben
lnzie er Istmen noch nicht geboten wur
de.«
»Nein, bitte. Jch — ich möchte —«
»Kommen Sie nur, Herr Dockhorn
hat schon nach Ihnen gefragt-«
»Er -—?«
»Ja —- er,« lächelte sie liedentsam
tanf das junge Mädchen herab. »Da
seine kleine Frau —- —«
»Ist sie schön"i!«
« »Je nun --— hören Sie nicht?«
Tausend Qualen· sprachen aus dein
Blick, den das junge Mädchen auf
die Tiik richtete-, und aus der trostlo
sen Bitterkeit, mit der sie zwischen
Den bleichen Lippen hervorstieß:
»Sei-te Frau —!«
Linien Moment schaute die Baro
nin verdutzt. Dann begriss sie — —
und last-te das-. itire Augen sich feuch
teten.
»Aber Kind, stindl Welch ein to
rlchleix Wilizversliiridiiist Heinrich
Dcidlxnns lleine Frau is: sein —- —
Cello. So Pfleate er es bis jetzt zu
nennen. Wie ich die Situation nun
»l1enrteile, wird er aber bald statt der
-l)"olzernen, eine andere, närrisch ver
liebte kleine Frau habenl«
Und die Baronin beurteilte die Si
tuation ziemlich richtig. Denn als sie
Evas Musitzimmer betraten, polterte
lHeinrich Dockhorns sonst so zärtlich
stiehiitete »kleine Frau« zu Boden. Der
sauberen aber streckte ihr beide Hände
sentgegen — —- nnd seine Augen um
armten sie.
—-.-—.
Soldatensremidschast.
Jn einem rsor kurzer Zeit erschie
nenen Buch, in dem ein Engländer er
zählt, wag er in den ersten Wochen
des Krieges in Frankreich erlebte,
wird eine Anetksoie vom Grafen Zep
pelin wiedergeaeben. Dieser traf nicht
lange vor sirieasansbruch in der
Schweiz mit einem französischen Miti
tärarzt Dr. A. zusammen Als der
Franzos ihm dorgeitelltiwurde, zeig
te er ihm eine große helle Schramme
am Nacken, die Narbe eines Säbel
l)iebes, den er im deutsch-französischen
dirieg von 187l)——71 erhalten hatte.
»Sie sind ohne Zweitel ein Sohn des
Leutnantg A» sragte der deutsche Ge
neral, der 1870 bei dem und dem
Neaiment stand?« »Nein-, das war
wohl mein Ol)eim'«, antwortete Dr. A.
»Nun, jedenfalls freut es mich, Jhke
Bekanntschaft zu machen. Jhr Oheim
versetzte mir diesen-Hieb in den
Nacken, und später sind wir gute
Freunde geworden.«
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