Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 19, 1916, Sonntagsblatt, Image 12

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    LDie Stadt im Dunkel.
Kri Mk rennsp Haus T.iest.)
Dniku auf dem Semmering, wo
der Trüber Schwellzug seine tach
IZGI Iwcht friedlicher Sommer
fkifchsu M- hatten wir zum
festen-us ein paar Atemziige frischer
herber WML genießen können
Danu war es heiß uad immer heißer
geworden, die stile Steiermatk
und das kmiuischse Land um Laibkch
kochte-: und fiimmetten in der Juissj
Osmia-m Auf die Menschen wirkt
diese infeknaliiche Hitze doppelt Gh
mend, weil uns«eine Reihe von küh
äbettönt Und vor uns —- ja man
mäßte doch eigentlich die Lichter von
Triest sehen, den Schimmer der gro
ßen Stadt, das Blinlfeuet des
Leuchttutmt, das den Antonnnenven
immer so freundlich grüßte. Nichts
von alledem —- bet Zug fährt in ein
tiefes Daniel und ein großes Schwei
gen, kaum daß an den Schienenireui
znngen ein paar matte Laternchen anf
tauchen. Und plötzlich hält ek, mitten
in der von ein wenig blossem Mond
schein gemildekten Finsternis, still,
Ein dequ Schühmgraben in Flauderm ausgebaut mitZuhilfenahme von
Sandfäckem
«
len, tesnetischen Sommetn vergessen
gemacht hat, wie ein richtiger südlikket
Juti eigentlich beschafer Iem foll.
Der Apend «ommt, over es sou«
nicht lühlet werden. Jetzt braust der
Zug durch die Steinwiiften des
barst-L die-wie ungeheuu Thema
Ws die toggiiber aufgespeichekte
Wärme widecfttahiew Und immer
stärker wird der Gedanie an vie
Truppen, die da oben auf den blau
verschimnetnden höhcnziigen im
Westen, emf den wassetloien, höllcns
heißen Bergen am Jsonzo kämpfen
und bluten.
» Moder-ne italienische Schätzengräben
Station Opcina. Jetzt sind wir
schon ganz nahe an Triest, hoch iibe
der Stadt am Meer, die nur e-»
hiigel unseren Blicken entziehh De
Zug fährt abwärts nach Westen, ge
« rade auf die Front los, der er sich n«
der Station Nahresina bis auf aaz
Kilometer nähert. Vergeblich such
man sich die Zeiten des Friedens m
Gedächtnis zurück-zurufen da mar.
vom hier aus über Cewignano und
durch die Rebenhiigel Benetiens fah
rend dein eng befreundeten Nachts-n
einen Besuch abstatten !onnte. War
das wirtltrd fo, oder isi es eine Sage?
Drüben bei Monfalcone, wo der Rach
lmr ietzt sitz steigt eben eine Leucht
tugel in die Höhe, das dumpfe Droh
nen der Geichiiyg das seit Opean
durch das Rollen des Zuges brummt,
tvird deutlicher hört-an «
Am Meer entlang geht dithrt
weiter-. Dort liegt im zarten nd
ichteiet das weiße Seeichtoß Mira
tnar;"der duntte Streifen im Weiten,
jenseits der Panzanobucht, ist das
Schweinenland der onzoniiindung,
von too unablässig I Rollen der
schweren italienischen Geschütze her
rwir sehen tie noch dunklere Oeffnung
einer großen Bahnhofhalle; Streit.
Froh, dein heißen Eifentäfcg des
Waggonå entrinnen zu tönnen,
springt man auf den Baynfteig eilt
hinaus auf die Straße, von einer
unbestimmten Hoffnung a »Men
lufl« und »imzige Brit belebt.
Oh weht Auf den weiten. mit un
geheuren, weißen Qual-ern gepflaster
ten Plätzen, zwischen den hoyen
oteinynuiern ver zum großen Teil
ganz knoer gebaulen Stadt ist es
womdglich nott- kchwület als oben in
den Rarstbekgem der unsichtbar-e
Gasseroainpf des dunstenden Meeres
legt sich nne ein feuchter Umfchlag
üver den Körper-, der kurze Weg vom
Bahnhof zu dein Rieienhoiel am Malo
wirtt wie anstrengende törpekllche
Arbeit. Schwer lasiet die hise der
Nacht auf der finiiereii Stadt.
l
Wer das skvhnche, heue Triest der
Friedenszeit gekannt dat, der wird
rch jetzt bei der Ankunft am Abend
nur schwer zurechtfindem Rein Licht
in den langen Hauserftdntem auf den
sanften Hugeln, die die Stadt um
tranzen. Im Innern zeigen noch ein
paar fchtvache, nach oben abgeblendete
otrnßenlaternen den Weg an, am
Meer entlang fehlen auch diese. Jin
schwachen Schimmer des Mondes, in
eineni seltsam unirdilchen Halbdunlel
liegen die Paläste des modernen
Triest, die Statthalter-en das Blond
geböude, das neue Riesenhdiel stumm
und leblos da, inan glaubt in einer
gespenstigen Wunderstadt zu sein« die
jeden Augenblick in Nebel sich auflösen
rann. Die Makten ddn ein paar
Schiffen tauchen auf —- tot und der
lafsen auch sie, als hätte die Geister
inannschaft des fliegenden hollanderj
ie in den Daten geführt, um in tief
.ein Schweigen den Tag der Auf
.rstebung zu erwarten.
Leifes Stimmengemueniel, dunkle
öchattem die Triestiner, junge Bur·
chen, Frauen und Mädchen, zwischen
.c,nen auch hie und da ein Mann,
figen in Gruppen auf den Stein
glatten des Molos und auf denl
eisernen Pslöclen der derlassenent
«Zchiffshaltepllitze, suchen etwas von
dein tühleren Hauch zu erhaschen, der
manchmal fiir einen Augenblick dein
Meere hereinweyt. Aller Augen blickens
in dieselbe Richtung: über die Bucht
bintdeg auf den duntleren Streifen
des Horizonts-, der bon Monfalcone
bis zur debbamlindung reicht.
Dort gibt es immer etwas zu feben;
Leutchtugeln steigen in die höhe,
flehen liber dein Meer wie ein frem
der Stern und derlöfchen wieder,
dann blin ein italienischer Schein
werfer tastend durch das Dunkel. sein
weißer Strahlentegel ruht einen
Augenblick ani Firmainenh und wenn
er verschwindet lastei die Finsternis
doppelt unheimlich auf den Wasserru
· I
e Mich sit-L in m Jan-re ein-i Mens- I
Und unadldsstg daid lautet-, bald
schwächer, denn-knien die W Ae
schiise ihre einförmige Baßinelodse
Krieg. namentlich aber der am Jst-n
»zo, tennt keinen Feierabend. . . .
j Ein Spaziergang durch die halb
dunklen Straßen, hinaus zum Bos
«chetto, zu der schönen Gartenanlage,
die sich am untersten Hang ders
Opcinahiigel entlang zieht Raben-l
schwarze Nacht in den Allem unten
den dichtbelaubten Bäumen, an denen!
kein Blatt sich rührt. Jegendwoi
singt ein Mädchen mit etwas schrit
ler Stimme ein Italienischcs Lied, die
Freundinnen fallen in den Kehrreim
ein. Der schmetternde Tende, der
sonst bei keiner dieser in welschen Lan
Ldern so beliebten musikalischen Abend-«
unterhaltung fehlt, ist diesmal nicht
zu hören. Wer weiß, wo er ist —
riclleicht dort drüben in der Graun-«
tenhölle von Doberdo, vielleicht in
Galizien, vielleicht . . . still, wozu
daran denken? Das Mädel singt ja
auch sein lustiges Lied, als ob nicht
ein paar Kilometer von hier die Sta
nonen donnerten, als wäre diese
schwer lastende Finsternis der Stadt
irgend ein fröhlicher Kariieoalsscherz
und nicht eine Maßregel blutigernster
Vorsicht. Wenn jetzt wirklich ein
Flieget käme, wäre die Sängerin
sicher mehr neugierig, als erschrocken-!
Aber seit ein paar Tagen schon hat
sich teiner mehr sehen lassen. l
Da droben aus der Teriasse scheinen
Leute zu sitzen. Wir steigen hinauf,
entdecken einen Gasihausgirten unter
großen Bäumen, der natürlich sinster
ist, wie die ganze Stadt. Ein alter
Kellnee taucht aus dein Dunkel aus,
bringt irgend etwas in Gläsern, dad
sich nach dem Geschmack ale Wein er
kennen läßt. Sehen lann man das
I e l e r t e I r e.
Sie sind, io heißt es in einer
fchiveizer Korrespondenz, eine ganz
eigenartige Spezies von Kriegsgönem
und das Erscheinen des erftm brachte
unseren Behörden und ihren ausfüh
renden Organen etwelches Kopfw
hrecheru wag fangen wir nur rnit
diesen Burschen an! Schon bei ihm
toar ein prinzipieller Entfcheid zu
fassen, und was vorauszusehen war,
das geschah denn auch wirtliche dem
erften folgten in Kürze andere, in fo
kurzen Intervallen und mit solcher
Hänfigteit, daß bald eine ganze Be
volterungsilasse aus ihnen entstand.
Die Wagemutigften waren entschiis
den die ersten Keineswegs tannten
sie alle die Schweiz von einem frühe
ren Aufenthalt her Den meisten
schwebte sie ganz einfach als-Hort der
Freiheit vor, fo wie es ihnen in ver
Schule gelehrt wurde. »Und doch« ,
geftanv einer von ihnen der drei
Nächte durch in der Richtung gelau
fen war, in der er die Schweiz ver
mutete und tagsiiber fkch vor jedem
Entgegenkommenden versteckte, »als
mich die Grengwache anrief. da
schwand mir der Mut-«
Gleich bei Ausspruch des Krieges
suchten Angehörige beider triegiiitp
tenden Lager eine Zuflucht in der
Schweiz, und auch als unfer dritte-.
Nachbarland in den Krieg eintrat,
gab es Fahnenfliichtige an uns ab.
Es kamen welche, die bereits ihr
Kriegsileid angezogen hatten, solche,
die von ver Arbeit weg, von der sie
in den Krieg hiitten ziehen sollen, ihr
Heit in ber Schweiz fuchten Weil
ich gegen den Krieg hin« eriiiirte der
Deutscher Soldatcnfticdhof in numb- Rechcks ein Flieget-grub mit einem
Propellek als Ame-.
nicht, denn es ist so finster, baß tauin
die weißen Kleider der nächsten Rach
barinnen durch den Mondschatten
schimmern. hie und da leuchtet ein
Taschenliinipchen aus, in dieser Zeit
der notwendigste Gebrauchegegenstand
der Triestiner. Alles spricht ge
diinipst, als ob das Daniel nnd rie
Stille zusammengebörtetn Und bei
zeiten bricht man aus, um nicht erst
von den pateouillierenden Wachen
nach hause geschickt werden zu müssen.
Ueber ten sinsteren Molo gebks
zurück zum hotel. Die schwere
Flügeltiir össnet sich, einen Augenblick
lang huscht ein breiter Streifen
hellen Lichts über die weißen Steine
beg Pslostees. hier drinnen ist alles
helle nnd Fröhlichlekh die nach dem
düsteren Anblick der bnnleln Stadt
doppelt binreißend wirkt. Diese ho
Aus selbst eznn .erten Stiihien amn
selbetgeginimetten Tisch
telhalle mit den matmornen Säulen
und der weißen Stuckdecte ist die
heimliche selten und in langen Ah
stiinden erfüllte Sehnsucht all der
jungen Ossiziete, die da droben aus
den Jsonzobergen sechten. Sie ist
ihnen das Sinnbild der Zivilisation,
von der im Granathagel leine Rede
mehr ist, der Mittelpunkt des Luxus
uni- der Lebensfreude, vie sie sich in
mitten der immerwährenden Todes
drohung bewahrt haben. Ein Fest ist
es sür jeden, wenn et nach langen
Wochen des nervenzeekiittenden
Kampses siir einen Tag nach Triest
fahren dars, wenn er ohne Kriegs
bart, mit glattem Gesicht, und in ver
besten Unisorin an einein der Stroh
tisehchen sitzen, und sich til-erzeugen
kann, dasz es aus dieser Welt wahr
hsstig noch Dis-w wie eine Vanilles
ilace oder einen Sherryscobhiee gibt
nnd vielleicht sogar ein hübsches
Mdchetzdein man erzählen tm
iteshen inden Stellungen
eine, «bin ich geflahen.« «Eben treil
ich den Krieg tennen lernte, mache ich
n« t mit.« Der sv sprach, hatte am
Chinafelbzng teilgenommen. ’
Kmnten die ersten, die sich flüchte
ten, wirtlich voraussehen, baß vie
Schweiz sie aufnehmen nnd beherber
gen würdet «
Sie hat es getan, und hat sie alle
behalten, die bei ihr bleiben wollten,
anb hat damit den Geist wieder auf
leben lassen, der unsere Freistiitten
des Mittelalterg schu , »den sie durch
alle weiltgeschichtli en Ereignisse
hindurch festhielt. Wohl fehlte ei
nicht an Versuchen, die Iahnenfliich
tigen einer Strafe zuzuführen. Aber
alles scheiterte an dem Standpunkt-«
an bern auch die Denunziativnen ge
gen Refrattäre abprallten, an dem
Standpunkt: an bxesen Leuten hat
vorläufig niemand ein Recht. Und
deshalb wird auch ben Konsulaten
der Name ihrer flüchtigen Landeslini
der vorenthalten.
So gehören denn die Fahnenfliichi
ligen zu uns. Ueber ihre Mittels und
Schriftenlvsigleit hat man sich hin
weggehalfen und sie unserm- Staats
verbanb einverleibt. Aus ihrer Anwe
senheit aber ist ein Fürsorgetverl ent
standen, das eines unserer weithers
zigsten ist, und unsern militiirifchen
Behörden zu aller Ehre gereicht. Sie
sind es, die dem Mann zu einem
Fortkommen helfen nnd vie ihn
wenn nötig, ins Spital weisen, fiir
Arbeit und Untertvmmen sorgen,
und als einzige Sicherheit verlangen,
daß er sich in bestimmten Intervallen
der Ortsbebörbe oder iraenbeiner
Kontrollstelle zeige. Jn der Vollzie
hung dieser Fürsorge lernen wir ei
nen Teil unserer Heerespolizei len
nen. Zwar gehen nicht alle Deserteure
durch ihre hande, sondern nur hie,
welche in dem oon ihr besesten Ge
biet austreten; während solche, vie
sich an anderen Stellen zeigen, oon
andern Jnstanzen aufgenommen wer
den. Die Heerespolizei bringt jeden
ihrer »Findlinge« nach Bern, von wo
ans weiter sür ihn gesorgt wird
Ein Stoß Akten und ein Arsenal
voll Unisornrstiiaen erzählen uns
Bande. Die erste Arbeit ist, dem
Iliichtigen jedes Kleidung-stück, das
an den Firieg erinnert, anzunehmen,
um sie durch Zivillleider zu ersetzen.
Sogar die beiden Russen, die mitten
im Winter den Rhein durchschwom
men, mußten ihr Käppi —- außer
dein Hemd das einzige Bellen-nags
stiick —- inr Arsenal den-nieren. Auch
Zeltiticher und Säcke, mit denen
lüehtlinge iiber den Fluß lamen,
chrniicken den Ori. Eine Stätte der
onie —- neen, des riedentl Deut
CO statt-Miche- tu licht Wische
lienii Iche Milde-n wah hinllos irr-einend
M seist-M bilden zwei Me. ist
Bär-Lager im Satori-See
benbunte Stöße. Schützend thronen
iiber ihnen schwere, moitsuntelnde
Stnhkhekrne, Miincheskerhosen aus
verschiedenen Fingern, rote Hosen, die
die Vorsicht schwarz färbte, Khaki,
Feidgrnu, breite und schmale Passe
poiiierungen, nur das eine ist diesen
Beinklridetn allen gemein: eine starke
Abnutzung und eine Kotschnm die
Geschichken erzählen! Unter der Reihe
verschiedentardiger Röcke stechen zwei
hervor- ein tressenbesetzte5. signros
ähnliches Wams nnd eine breite
Leibbindu beide weisen in den
Qrienk, Ihre Besißey Aktionen kamen
aber von Frankreich her. Noch em
Stück fällt ans: ein Kitkei und eine
Hose, Attribute eines Karnevakschers
ges? Ach nein, der mit ihnen über die
Grenze karn, hatte sie aus seiner Uni
sorrn zurechtgeschnitten, obwohl ihm
eine Schlacht kurz zuvor einen Finger
kostete und er keineswegs Schneider
war. Scherenschleisend schlug er sich
durch das ganze kriegsiihrende Land.
Ja, jedes einzelne Stück spricht, de
kiindet, erzählt, am eindringtichsten
aber vom seelisch leidenden Menschen!
«Unüderwindlichez Heimwed«, de
zeugt die vollständige llnisonn eines
Knvnlletisiem die einen Rilt von Bel
gien bis nach Basel mit-nachte. »Am
sorl von diesem Kriegsgetiimcnel«.
bekunden die vielen lonipletten Aus
tiislungen, bei denen nicht oie Pnii
tro-.entnsche, nicht der Beotsack sehltu
Die einzelnen Stücke aber sprech-cui
von dem milleidigen Sinn der Grenz
betiöllerung, denn sie wurden fast alleI
durch Kleidungssliicke, die dein De
lsetteur von diesen gegeben Ivutden,·
soetvcllständigt An einem Mantel
.süe uns ein Kueiosutm da er an der
Jnnenseite eine Voteichiung siit
handgtanalen trägt, hat eine rnit
siihlende weibliche hond noch schnell
anstelle der Knövse einige Stecknndeln
befestigt
Abek auch jenseits der Geenze sin
sdel der Flüchtende Erbarmen. Vier
zehn Tage, erzählte einer von ihnen,
verbarg ihn ein ihm stemdes einsa
chei Mädchen, bis es das Geld zu
einigen Kleidungsstlicken zusammen
hatte. Und das Loh der Bauerin« vie
zden Flüchtenden bei sich ausnimmt,
Tihn speist, dem Schrante ein Klei
sdungsstiici eine-s ihrer im Kriege wei
slenden Söhne entnimmt und es dem
Wildsremden gibt, tönt aus allen
Ländern zu un-. Und die Unisormi
Nicht allen trat es möglichste mit
sder Post zurucizuschiciem ein
weg, den viele verraten. Die meisten
ließen sie der Not gehorchend, ir
gendwo zurück, im Wald, in einer
Hishi-. -
’ Den Grund der Flucht vernimmt
Auös ;
man sast ausnahmslos erst nach lan-:
ger Zeit. Denn der Deserteur ist ver
schlossen wortknrg, nicht zum wenig-:
ssten aus Mißtrauen und aus Vorsicht.
Auch eine gewisse Erbitterung spielt
jmii Besonders bei dem, der infolge
eines Streitez mit einem Vorgesetz-;
Iten sieh davon machie, — und ei»
l
Ereignisse aus ihn einwirien »Els
l
zgibt viele solcher Dann auch. weil die
Jahre und drei Monate Zuchthaut
erwarten mich, wenn Jhr mich aus
liesert, « vertraute einer angstvoll dem
heerespolizistrn an. »Denn ich habe
Gehorsam- und Achtungsverweige
rung begangen gegenüber
jungen Leutnant.' Kummer und
Sorgen um die zurückgelassene Fa
milie — sie til-ertönt nicht selten die
Stimme des Gewissen-. »Die Meinen
meinem .
striegen keine Unterstützung,« der
?Mann, der dies sagte, war siini Ta
ge durch truppenbesetzte Gegenden ge
laufen in der Angst urn das Schick
sal der Lieben
Und die vielen, vielen jungen Leu
te, die die Abenteuerlust zu Freiwilo
ligendiensten verleitete, nnd die Ge
wissensbisse, bittere Reue und ande
re linttöuschung nun wieder über die
Grenze trieben. Von Anfang an trat
auch der Typ aus, der flüchtete, um
auf dem Weg durch die Schweiz sein
eigenes oder das Land der Ahn-dün
deten wieder zu erreichen und dort
weiter zu kämpfen. Er schleppte sich
aus dem Lazareit durchs ganze feind
liche Land. er flüchtete ans einein
Gesangenenlager. Nicht Gefahr, nicht
Strapazen vermoclten ihn in seine-n
Entschluß irrig zu machen. Gar
manchen schüttelt noch das Fieber.
.Jn meinem Heer, beinneinen Leu
ten, wird es mich schon verlassen!«
Die zuständigen Stellen suchen ihren
Wunsch zu erfüllen; die heekespalii
Leiterreieiiiich - nngarische Finosiilerip
Jciiiiigiialtiatronijle aii der entna
niichen Grenze.
sei bringt den Mann bis on die
Grenze, übergibt ihn dort der Woche,
und hat damit alles, was sie tun
tonnte, erfüllt.
Bei einigen hnt sich der Polizist
gegen handgreiflichteiten zu wehren.
Der Krieg ist leinegivege Milderer
der Sitten. Ober erkennt die Polizei
in dem Soldaten, der tlitchtenv sich
in ihren Schutz begeben, einen mehr
snch Vorbestraiten, einen Lang-gesuch
ten, einen alten Belannten, sogar
einen, dem eigentlich d Schweiz
verboten ist? Helretin a er ist eine
Mutter mit unendlicher Geduld Auch
die nnartigen Kinder behält sie, aber
sie straft sie, wenn sie es verdienen,
sorgt, wenn nötig« dasiir, daß vie
Allgemeinheit nicht zu sehr unter
ihnen teide, nno sperrt sie wie ihre
eigenen Kinder eine zeitlang in eine
ihrer Anstalten ein« Sie weiß auch,
daß sie manchem, der sich flüchtete,
um bei ihr zu bleiben, nicht volles
Vertrauen schenken dars. Deshalb er
laubt sie nicht jedem, da zu leben, wo
er gerne möchte, z. B. in der Armee
zonr. Wie viele solcher Kinder sie bis
heute ausgenommen, darüber existiert
keine Statistik. Sie verteilen sich ilber
das ganze Land unb bilden nur da
eine kleine Kolonie, wo ein Unter
nehmen, eine Arbeitsgelegenheit sie
sit ammen führte.
Ist-ine- t ', it ask Gasc- i ’et, w Im
Jason me mMRåMMIZUYWU man-Musik ausgetuit i