Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 19, 1916, Sonntagsblatt, Image 10

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    uBlaue Ädrier
Nenn xon Elam Rat-txt
(4. Fortsetzung;.
Es sollte einiamet, abgeschlossener
sein, als vie beiden anderen Orte
Der Weg führte in vielen Biegun
gen am Meere entlang. Zum Wasser
hin und den Berg hinauf tarsttges,
wildes Gestein. Hier und da hatten
die Menschen vie Steine zu Mauern
zufammengetragem um einen Fluten
Erde zu gewinnen. Da dehnten sich
Oelbäume, Reben, Fetgenbäumr. Die
befreite Erde dankte mit einer uner
hörten Fruchtborteit.
Unten spielte und rauschte die blaue
Adria
Lisn lonnte nicht anders: ihre
Augen liefen mit den spielenden
Weilen-, sie versenlten sich in das schil
lernde Blaugriiii das weißschiius
irrende, wirbelnde Schleier über das
glatte rotgelbe Gestein wars.
Sie blieb stehen.
Jn ihrer Nähe war eine Bank. aus
· der ein Maler sasz und arbeitete.
Als er sah, wie Lisa stehen bliebJ
unterbrach er seine Arbeit und räumte(
seine Sachen zur Seite
«Friiulein, es ist Platz genug ausi
dieser Bank, wollen Sie sich nichti
schmi«
Eine liebe, herzliche Stimme i
Lisn wandte sich um und sah zwei
freundliche blaue Augen aus sich ge
richtet Kinderaugen unter grauem;
ar. i
Sogleich wurde ihr warm ums;
«Gerne wenn ich nicht störe?« i
:2lch, Sie stören nicht, es ist heute
nicht«- tnit der Arbeit."
Bescheiden stellte er die Leinwand
zur Seite.
Jllber ich dors doch sehen, was Sie
gemalt dabeni«
»Ja, gewiß, aber lassen Sie nur
es gibt was Besseres-«
Sein ossenes, gutes Gesichtsiradls
te vor Ireundlichteit. Viele seine
Fältchen legten sich um Auge und
Mund und doch sad er so sung aus
»Nein. ich will nicht unbescheiden
sein,« sagte Lisa. .ich bnbe nur so
viel Freude an der Malerei, beson
ders am Zeichneii, und da bin ich
immer glücklich, wenn ich mal einein
Künstler begegne, die gibt es bei
uns nicht«
.BieEeicht bin ich aber gar tein
Künstler.«
»Ich, Sie schon,« Lisa lächelte,
.das sehe ich aus Jbrem Gesicht ge
schrieben«, und sie sah voll herzlich
ieit in die Kinderaugeiy aus die
raueii haare und die vielen seinen
"ltchen.
»Wenn es Sie ivirllich freut, dann
seden Sie sich inol meine Sachen
an. Jch habe da so eine nennst-s
itellung·«
Er sagte ei zogernd
.Sedr, sehr gernel Wo wohnen
Sie denn, hierin inLuisinQrondek
.Ja, meine Frau und ich, wir
lonnten von diesem warmen, schö
nen Fleckchen Erde nicht loskommen
Wir sind beide nicht sedr lriistig und
loir haben die Sonne so gerne, und
das Meer, und da hoben toir uns
dier ein häuschen gelaust —- ach,
ein ganz lleine5, bescheidenet haue.
Sie werden ia seden."
»Wenn Sie nicht mehr arbeiten
wollen, dürfte ich dann vielleichtmit
anen nach Lusiingtande gehen?'«
Der Maler hatte, während er
sprach, angefangen, seine Sachen zu
sammen zu packen.
»Aber gewiß, gnädiges Fräulein,
ich freue mich sehr, wenn Sie mit
meiner Gesellschaft vorlieb nehmen
wollen!«
»Ist es noch weit bis Luisins
grande?«
.Ob nein, gleich an ver nächsten
Biegung sehen Sie Grande schon.'
»Was meinen Sie, könnte man
dort wohl süt längere Zeit ein ein
faches, kleines Zimmer haben, ganz
Lill, in einem Privatbaus, meine
Der Maler sah seine elegante Be
steueun von der Seite an. .
»Für Sie selbst, gnädiges Fräu
leini·
»Ja, sit mich,« Lisa hatte den
Blick bemerkt, »für einen längeren
Aufenthalt sind meine Mittel bei
schräntt.«
ka Begleiter blieb stehen und fah
sie treuherzig an·
«Run. dann geben Sie mal mit
zu meiner Frau. Wir haben zwei
Fremden-immer nnd keine Geiste.
iniach H es bei uns, sauber und
still. Aber ob es nicht zu einfach
für Sie Mi« — die vielen trenne
nchm Fauchen mit-neu sich —- »das
müssen Sie selbst einmal sehens·
Und in kam die stande, schöne
Lifa m de Sandi in das kleine,
W han« des Peter hattet nnd
seiner Frau Maria.
Sie weis-te in dem ciebelzimmer,
bat auf ten eng- hoi der Noch
Wenn sie die schmale Treppe hin-l
abstieg und in den grün durchslutes
ten housgang trat, kam sie in ein
kleines Paradies: über ver Haustür
wiegten sich die sanken ver Passi
onsblmnr. und um vie Fenster
fchlnngen sich rote Rosen. Der schma
le Gartenpfad trug als Saum eine
fürstliche Sticterei von bunten, lä
chelnden Blumen, und dahinter an
beiden Seiten des Weges ragtenl
tröumetifch und rein, unter Palmen;
stehend, auf farbigekn, doch stillerqu
Zentaur-. weiße, schwer duftende Lis
l .
»
i
Jn Lisaz alter Heimatstadt hät
ten sich hier tühle Rasensliichen geil
breitet; irn kleinen Paradies des
Malert mit den Kinderaugen sahen
unzählige Liliensierne zum tiefblaus
en himmel empor.
Der Garten lief spigwintlig auf
ein rosenumranltes Tor zu, und
dann fiel die Straße eilig zum hasl
fenplah hinab. «
Lilien und Pelargonien schienen(
auf Lussin ihre heimat zu haben-z
weiß und seidig standen die Lilien;
aus dem alten Gemiiuer, rosenrot in·
diesen Trauben, wie ein Bienen-F
schwam, hingen Pelarganien an den
Wänden der hohen, fensterarmen
häufer herunter.
Unten, am kleinen alten Hasen
plag, lagen breite Schiffe mit Se
geln. wie die Farben des Gesteins.
ockergelb, raftrat, lehmfarben, und in
den Schiffen saßen Männer mit
braunen, verwegenen Gesichtern. Sie
flickten Nehe und unterhielten sich
schreiend mit den Frauen und Kin
dern, die am Hafen herumlungerten.
An den häufern des hafenplatzes
liefen breite, von der vielen Benut
zung glänzend polterte Strinfrge ent
lang, wie an mittelalterlichen Palä
sten, und auf den großen Steinplat
ten am Boden breiteten wandernde
Händler ihre Waren aus.
Da gab es auch Tische mit Oran
gen. Kuchen und Süßigkeiten, und
selbstverständlich ein Kaffeehaus:
einige Kiibel mit Bäumen und Blu
men bildeten eine primitive Grenze
fiir das Reich der Stuhle und Ti-»
che. .
Dem Kasseehaub gegenüber auf
der anderen Seite des Planes jen
seits des kleinen Hafenbeaens führte!
eine breite Steintreppe zur großen.j
weißen, zaprefsenunistandenen Kirche
hinauf.
Hier anr hasenplage war daz
herz des Volkes: das Koffeehaus, die
Kirche, die alten Segelfchiffe; und
hin und wieder legte auch ein Damp
fer an.
Täglich schritt nun die blande
schöne Lisa über den Dafern-lud
Sie ging zu einem der stillen Pen
anihiiusey in denen schmalwangige,
lungentrante Menschen ihr Leben
hinziigerten. s
Sie lagen in der Sonne, die Ar
men, und sahen der blonden, schönen
Lisa nach.
Heute wanderte sie bis zum En
de eines Gartens. Da saß ein hoch
aufgeschassener, achtzehnjiihriger Kna
be an einem vTisch und lernte.
Er beugte sich iiber sein Buch und
gab ihm Schatten, während er seine
magern hönde aus dem grünen Tisch
in der Sonne spreiztr.
»Na, waren wir fleißig?« fragte
Lisa ihn.
»Nicht sehr, Fräulein van de
andt«
Der lange Junge war aufgespruns
gen und errötete bis unter seine
schönen braunen Locken.
Reuntes Kapitel.
Der August kam.
Mit entzückendern Gleichmaß wa
ren die Tage dahingeflossen. Alles
schien so fern, den süßen Junitagen
entrückt, da Andras Jtnre fein fei
nes, stolzes- Gesicht in ihr blonde
Haar gepreßt hatte, droben im al
te Pakt unter der bienenumsumins
ten, in ihr Goldnetz verstrickten Lin
de.
Bald war das Vollsfeft auf Trau
Tvrt würde Andraö ere spielen,
Liia hatte es nicht vergessen
Ja, die sanften Tage waren da
hin, nun mußte sie sich aufraffen
und zu ibkn hingeben.
Lisa saß dicht am haus, in einer
lleinen Rosenlaube; ein niedriger,
grauer himmel lastete über dein
bunten Garten, die Lilien schimmer
ten weißer, dufteten schwerer, die
Luft war von Ieuchtigkeit erfüllt.
War es denn möglich, konnte sie
mit Andras Jnrre leben?
Was nith es, daran zu denan
Konnte sie, Lija von de Sandt,
als die Verlobte eines wanderndenZi
geanerd an der Tiir des Elternhantes
anpochen? Konnte sie, tvie Inn-es
arme junge Mutter, die Landfraße
entlang wandern nnd ihre hand nach
Minoer anlstrettenf
Und tvenn das Leben ei gut mit
ihr meinte, gehörte sie nicht gdennoch
In nden UMMQ die da nnten
stehen nnd nicht ehrlich werden Wu
n den licenses Bose der MW
und echtschassenbeit Ubswischenenf
Jck nnd konnte He überhaupt noch
länger Uetbleibety bei den lieben
ÆIWWM un U eh lich
U c
In; h ,di·e He hätte-Tisch Uhu-Or
END-US M
diese verkennt-, M
reine-W M
Nein, biet bleiben. das lomne sie
nicht —- viellelcht noch lntse so
chen. nachdem sie mit Jmte gespro
chen halte. länger nicht.
Jegendeia Untetichlups würde sich
ja finden, in einer großen Stadt, la
Wim, in Budapest. irgendwo würden
sie ja ihr Brot verdienen, Jmte mit
seiner Geige, sie mit. ihren vielen.
guten Schallenntnissen.
Besser war et, als lebenslänglich
»von einer Schande gen-liegt zu wet
deu.
Lisa griff unwillkürlich an ihren
Hall, nein, nein. nicht die Schande!
I Ein heftiger Windstoß fegte den
Garten entlang, die Palmen bogen
Isich und rauschten, dicke Tropfen
schlugen auf ihre breiten Blätter.
» Lisa nahm ihre Näharbeit und
Iging ins Haus.
Ja, nun kam der Sturm.
Sie öffnete die Tür sur Miche
Ida stand Maria Sattel und pliittete
Lisas weißes Kleid.
» Lisa war sehr beschämt.
: »Aber liebe Frau Bartel, das
darf nicht sein. Lassen Sie, ich kann
Idas selbst ich iann es sehr gut...
IJch muß es ja auch lernen.«
I .Na, diesmal plätte ich es noch,
Fräulein Lisa, man steht et ja gleich.
wenn zwei verschiedene Hände bei der
Arbeit waren."
«Ja, und eine so ungeschickte wie
die meines«
.Sagen Sie das nicht, Fräulein
»Lisa. mein Mann ist ganz egeisierl
von ihren Fortschritten«
; .Wirtlich, ist er dasi Ach, das
freut mich! Jch habe ihrn ja so viel
zu verdanken,« Liia errstete. «und
thnen auch, liebe gute Frau Bartel
.fiigte sie leiser hinzu. Sie wissen
es ja nicht. Sie haben mir eine
Heimat gegeben.«
I Zögernd fuhr sie fort: »Die habe
Iich nicht mehr Jch werde wohl ge
hen und die Frau eines Mannes wer
den den die Meinen niemals aus
nehmen werden.«
Maria Bartel legte sanft ihre
Hand auf die der jungen Lisa.
.Jst er denn Jhrer würdig,Friiu
iein Lisa?«
« ch —- ach, liebe Frau Bartel, ich
kenne ihn so wenig.«
Gleich dein Sturm da draußen
durchwühlte sie eine große Unruhe.
Wie goldene Kugeln in eine blaue
Schale, so waren diese Sonnentage
langsam dahingerollt: verloren,welti
fern war ihr Klang, als könne die
Heimat nicht an ihrem Herzen rei
ßen, als lönne ihr junger, lebende
sahender Wille die Zukunft zwingen,
die unsichere, ferne!
Und nun der Sturm, gestern
schon, die ganze Nacht, der rauschen
de Regen, und die schlichte Frage
dieser gütigen Frau — —- —
Da brach es in ihr los, all das
was Sonnen-Zauber eingewiegt hatte.
Würdig, würdig! schrie es in ihr
aus. Mein Gott!
Lisa schlug die Hände vor das
Gesicht und schluchzte laut.
Maria Bartel fragte nicht. Sie
legte ihren Arm um das weinende
Mädchen und sagte mütterlich:
»Ur-atmen Sie, Lisa, wir gehen in
Ihr Zimmer. Sie sagen mir, was
Sie bedrückt, und wenn Sie es mir
nicht sagen wollen, ist es auch recht,
dann bleiben wir still beieinander
site-n und· Sie weinen sich aut.«
Die beiden Frauen stiegen die
schmale Treppe hinaus und gingen
in das kleine Giebelstiibchen.
Peter Partei trai, mit der Palette
in der hand, aus seinem Arbeits
raum. Er blickte den beiden nach
und nickte leise var sich hin.
Es wird ihr gut tun, dachte er.
·Maria, die Trösterin der Betrüb
ten.« So ist meine Maria — ———.
Lisa aber konnte nicht reden, ihr
Herz war zusammengepreßt vor Leid.
Sie fühlte die lieblosende, weiche
lharrt-, und eine hlllle nach der an
dern siel von ihrer Seele, die ver
sucht hatte, sich zu verstecken.
Würdigi so zitterte es in ihr nach.
Jch bin es, die keine Würde hat. Ich
gab meine Würde dahin, und all
das, was den armen Zigeuner heute
noch adelt —- seine wahrhafte, gren
zenlose Leidenschaft und Ergebenheit
— das flammte nur kurz in mir aus
und sank dann zusammen in feigen
Seelenschlas und in praktischen Er
wägungen über daz, was meine
mach verdecken mag.
a, ich will hingeben, mit einem
guten herzen will ich ihm entgegen
gehen, dachte List-.
Langsamer flossen die Tränen.
»Liebe Frau Bartel, seien Sie
nicht böse, daß ich schweige. Sie
fragten, ob der Mann meiner tolle
dig fei— Ich will ihn ipt - iv
bald wie möglich. Wir mli en uns
näher kommen. Vielleicht bin ich
seiner nicht würdig, ich weiß ebnicht
Wir sind aus zwei vers ietenen Wel
ten. Dann, liebe Frau tel, wenn
ich nun reise — übermorgen geht
der Dampser nach Spalata, ich weis
es —- mollen Sie mir vertrauenf
Ich bin auch in Ihrer Schuld —«
Maria Partei wehrte hastis ab.
»Ich bin in Mr Schuld,« wie
derholte 8isa, ich bleibe es
nur kurze t. Denn ich suriiiks
Wee M ich M«'
Sei-Zu- W st« ea:
pq M
set M
sn V « f. w
ich, wir haben Sie lieb gewonnewz
Sie können few nnd Jeden, wie
Sie wollen· Dieses kleine Zimmeei
nnd unsere Freundschaft das bleibt
Ihnen, Lifa!«
Da griff das schöne Mädchen nach
der verarbeiteten hont- und küßte sie.
i »Ach, wie wollen uns nicht weich
machen, Lise. Kommen Sie, helfen
Sie mit ein wenig in der Küche,
mein Mann möchte sicher bald das
Abendbkot haben. Er arbeitet schon
den ganzen Nachmittag.«
Zehntes Kapitel.
Der Regen lief an den blinden
Fensieticheiben herunter-. Der int
ianbere Raum war von einem Glen
Geruch erfiilttt Diebeln, schales
hier« schlechter T t und die Int
diinitungen feuchter Kleidung-Mich
Es war gegen vier Uhr nachmittags.
An dem großen langen Tiich zum
Fenster gewandt, saßen der Baßgei
ger Balogb und Ratz. der stmbali
spielen Sie beugten-sich übei eine
Zeitung. Bistoeilen unterbrochen sie
idre Lettiire, um sich lebhaft zu nn
teil-alten
Jn der dalbdunilen Ecke, ab
seits, saß Andras ere. Die Hände
in den hofentafchen, die seine weit
von sich gestreckt und den Kopf e
fentt. Er laute, ganz in Gedan en
verloren. an einein Zabnsiocher. Das
weiche hemd banfchte sich aus dein
weiten Ausfchnitt der Weste.
Langia-n hob er ein sein ,
wandte den Fuß hin und bet, fah
einige Risse in dem Lackichud,
und sein Gesicht wurde noch mißmu
tiger.
«Elelbaftt«
»Was ift elelbafti' fragt. der
Baßgeiger.
»Ach, alles!« Andras ere machte
eine müde Handbeioegung.
»Alle« Was fsll Wi«
»Na, der Regen', meinte der Cim
balspieler.
.Macht nichts«, iagte der Baßgei
er, .dek Saal iii groß, ei wird
fchon geben« Und nach einer kleinen
Panie
.Wirft denn heut abend singen
Andre-IF
! »neh
I »Wadtbaftig nichts«
,Retn.·
«Na. im Saal magst nicht gekni«
»Nein, es etelt mick an.«
»Ja. ja, alles isi Dir zum Ekel,
ich weiß fchon.'
Der Baßgeiger griff wieder nach
der Zeitung. Ratz. der Cimoalspies
ler dkebte sich eine Zigaeettr.
Da öffnete sich die Tür und Lisa
trat derein.
Sie trug einen langen Reiiemans
tel und einen kleinen Dut; sie fah
sehr bot:.rbm aus.
Die fchiechte Luft benahm ihr ei
nen Augenblick den Atem.
Anat-as ere sprang auf, toten
Uaß er vermochte es nicht, Liia ent
gegenzugeden.
Sie lächelte matt und tam auf ihn
zu.
»Er-ten Tag', fagte sie ein wenig
schen .ich tomme von Spalato und
hörte von dem Voltsfesi in Trau.
Werden Sie dies spieleni Sie spiel
ten ja auch in singt-fis
Andras ere hatte sich gefaßt.
Sein dunkles Gesicht, das noch schma
ler geworden war, leuchtete.
.Gniidiges Fräulein«, er küßte
Lisas ausgestreckte hand, ,ob, ich
danke anm« tiigte er leite hinzu
Der Baßgeiger und der Eimbali
fpieter lächelten.
Anbrns ere rief ihnen in imng
rischer Sprache einige Worte zu, und
beide schlenderten langsam zum
Saale, nebenan, aus dem Hömmern
und das Rücken von Stühlen und
Zischen herüberschalltr.
Lita von de Sandt war unhe
ichreitlich elend zumute.
Die Fahrt war fiiirmisch gewesen,
den Gang san Juwelenhändler in
Spalato hatte sie als eine tiefe De
rniitigung empfunden, Trau, das
malerische, löstliche Trau, lag in Ne
bel und Regen verhüllt, nnd hier
stand sie in einer übelriechenhen
Kneipe und vor ihr, abgemageri,
fremd in her häßlichen Umgebung,
der Mann, der in ihrer Erinnerung
weiter gelebt hatte als ein schöner
junger Gott.
Ohne den grahlenden Rahmen ver
unsiiglithen otnmerschönheit Naga
ias stand er vor i : ein befangenee,
armer, junger Gegen
»Am-rat ere,« flüsterte sie
schnell, »wir können hier ni t blei
ben, ich will Sie sprechen, knmen
Sie mit mir, wir gehen in die Kalbe
»drale.«
: .Gewiß. wie Sie wollen«, fagie
ser.
F Er nahm einen hellen Paletot vom
Ständer, se den hat auf und öff
nete Lila de Stir.
Draußen schlug ihnen der Regen
entg en.
Li a atmete anf
J e ersten Worte waren
ie halten Sie es nur aus da
drinne-, es iß ia furchtbar.«
Irrt-rat ere guckte die Achseln.
»Sie halte ich ei ant, seit Sie
von mir gingen, LtfaI lebe
III-sehn ieh hin kein enleh
seine Wen Lippen bebten,
sie Oele klangen milc- bitter,
ÆOÆPMUIMM
Les-I lud ihn von der Seite on, ja«
et hatte gelitten Harfe Züge lie-«
fen von der Nase zu Mund her-b.
die Augen lagen tief, waren dunkel
Meandet
Ja einer warmen Auffassung
Iegte sie ihre band ans seinen Arm
Muka Jam, wie haben beide
gelitten. Du vielleicht anders als ich
abee gelitten habe auch ich."
Schnell ergriff et ihre Hand und
drückte sie inbrünstig an sein- Lip-l
pen.
.Siiße, MAX-W Eise-, nun bist Du ja
hier«-ill
Waetlas eilten sie weiter.
Sie traten unter bis pisehiige Vot
halle det Kathedtalt stidras ere
ging au das Dauptportat zu; es
Massen, et Kesnchte es mit
den Uebentiiren auch sie gaben nicht
noch
Er wandte sich an Lism
»Was nuni Jn der Vorhalle tön
nen wir nicht hteihen.«
Einige Frauen standen in der
halle, Kinder spielten, und aus dein
nahen Alt-ergo glohten nengiekige Au
gen zu ihnen herüber.
Lisa sal; mit gerunzeltet Stirn zu
Boden.
»Daß es auch regnen mußt«
»Ur-ne Lisa, ed tut niir so leid.«
»Ja. es ist trostlos.«
«Sollen wir zurückkehren?'·
»Nein, nein —«- das ni :«, sagte
Lisa, nett-ö- iihwehtend, »in-Ieicht
gehen wir zu dekn Gasthauö ain ha
sen« ich hahe part wein Hanvgepäck
abgege en.«
·Ja, es ist gut. aber wir werden
nicht allein sein«, meinte Jniri.
»Doch wir werden«
Liia war mit dem Entschluß ge
toin:i-eii. auf alle Fälle eine ruhige
Unteeredung iiiit Andias Jrnre het
deizufuqrew
Sie sahen sich an, sie waren jung
Und Majckiickh
»Nicht wahr,« fragte Lisa, «Jrnre
ist Dein Tauf-mute« und irn Deut
schen heißt er Eininernhi·'
« a, Ursa, wuhei weißt Du posi«
have mias ertundigi.«
.Du hast an mich gedacht, Lisa!«
Welche Freude iiang m seiner Stim
me.
»Ja, Oft-«
ein trübes Lächeln umspielic ihren
Wams-.
Er sah es.
»Bist-, Liia, was fehlt Dir?«
Nun tann ich es ihni iii sagen,
dacht- fie drhter hier in der engen,
schniuyigen Gasse!
»Was- mir Iehlti Jch habe keine
heiniat mehr, ere —- iih konnte
nicht zurückkehren —- hiei an der
Adria blieb ich — meine Tant: reiste
allein ab.«
Andkai ere hörte nur das eine,
daß feine Lisa irei sei, allein hier un
der itdria
Was wußte er von der Heimat, er,
der noch ein Knabe war, als er schon
heimatles unihezivanderte.
»Und Du tun-It zu "rnir2" Wieder
diese unendliche zreudei
,Ja, ich tain zu Din«
.Und wirst Du nun oft thin
mens«
Lisa sah ihn an, erstaunt, he
tross·n, dann schlug sie die Augen
nieder.
»Ich weiß es nich
sie sagte es ganz leise.
Er neigte sich nor, uni ihren Ge
sichtsausdruck zu sehen. "
Still fügte sie hinzu:
»Und nur, Jinrek
Sie gingen turch den Regen bis
zuin Hiienpiasz
Jni Gnstgiinnier oeti Hoteis saßen
einige Geschastsieisende mit den
Wirtsleuten beisammen. Die sahen
erstaunt auf den Primns und die ele
gante Danie
Lisa trat dor und sage:
»Ich habe hier mein Gepäck ab
gegeben. Kann ich ein Zimmer ha
beni«
Zögernd erwiderte die W:rtin:
»Ja, zum Abend, sent geht das
nicht-«
«Sind alle Zimmer besetzt?"
»Das gerade nicht. "
»Nun, haben Sie teinen Raum, in
dein man sich aushalten tann außer
dieser Gaststubei eh habe mit dein
Herrn hier zu der andein und wün
sche ingestört zu sein.«
Lisa sprach sest und ein wenig
herrisch
Da bunte sich die Frau Der
Wirt und die Reisenden schwiegen
und stierten die Antömmiinge stumpf
sinnig un.
»Ja, da hätten wir ein kleines
Zimmer, drübenf
Sie dssnete die Tür und ging vor
an.
Bringen Sie uns Kassee und Ge
bück« sagte Lisa
Ei berührte sie peinlich, das; Jiiire
alles wprtlos geschehen ließ. Ein bit
teres Gesiihl durchdraP sie: Sollte
sie denn, sicherer als ndrns Jnire,
nnd ihm gesellschaftlich überlegen, ihn
leiten und dennoch ihm untertan
seinf
Er vergaß die iiberie ene Ruhe
iriit der er par dee inu nden und
der snbelnden Menge gestanden hatte,
den stolzen, abwehren n tin-dran
eines vornehni Mir ittenen Ge
dasat tiher vieus hin
ms fah-at Mach suspen
Uesie willen atergetmi spar.
D PMB-M diean
.-...... N. .-»- - .-—- « «
in eines vnwurvigen Lage fe- nnd
daß der Mann on ihrer Seite sein
Mann wen-, der des geniägend de
gtiif und vie Dinge fest in di« Hand
nahm.
Sie ging aus das einzige Fenster
des kleinen, geschmackloien Zimmers
su, Zssneie es und atmete tief, als
könne sie sich von irgend etwas be
freien
ere trat neben sie, er riihrte sie x
nicht an, er hatte das Gesiihl als
entglitte ihm etwas, etwas unsaglich
Ko ,es.
o standen sie schweigend.
Die Wirtin tam mit einem Ta
blett, ordnete den Kasseetisch und
sah mißtrauisch zu den beiden hin
"ber.
Als sie satt war, sragte sinke:
»Weihalb kamst Du hierhet,
Lisai«
Wieder thr triibels Lächeln. »Ich
kann es nicht sage-if
·Du gießest neue Qualen in
mich, Du magst ed tun, Liset, ich
hin wie ausgehöhlt von meinem
Schmeer
Sie sah beharrlich in den Regen
hinaus, die blinde in ihre Manteltae
schen versenkt. Ein Dämon trieb sie
an, zu zerstören: «
»So schleppen wir alle unsersj Leid
herum.«
«Lisa«« Andras ere sagte es sle
hend, mit schmerzoerzerrtem Antlih,
,sprich anders zu mir, Du kamst
nicht her. um mir das zu sagen, das
ist unmöglich. Jrgendeine Absicht
silhrte Dich hierher, Du kamst doch
nicht, um mich noch elender zu ma
chen.«
Er war erregt.
»Schön, Lisa, Du weißt sa nicht,
was aus mir geworden ist. Mein
Leben ist dergistet. Da tommt die
Sonne heraus, die gütige Sonne,
und ich verzehre mich nach Dir, der
Stuctn peitscht das Meer aus, und
mein ganzes herz schreit nach Dir,
und dieser Regen, der elende Re
gen, der wirst mich zu Baden oor
Jammer um Dich. Rein, Lisa, Du
dist nicht gekommen, um mich elen
der zu machen Sag ein gutes
Wort.«
Lisa hatte ihre Lippen zusammen
gepreßt.
Hätte er nur geschwiegen.
Etwas m ihr lehnte sich aus ge
gen die bieten Worte. Es paßte
nicht zu ihm, es paßte nicht zu
ii«r. — —
Sie sah ihr Elternhaus mit der
großen Freitreppr, dem breiten, tiihs
len Flur, sie sah die weit ausladen
den Stiegen und die vielen weißen
Türen mit den blanten Messing
schliissern Das Gran des stillen
Gartens daheim blickte in die Fenster
hinein, sdie alten Rastanien tanden
groß und feierlich, wie Hüterinnem
hinter dem Haus, dir hellen Kieswege
schimmerten im goldenen Dammer.
Und weit, weit um die alte unben
umrauschte Stadt lag die opalene
Landschaft gebrettet.
Lisas Schweigen war furchtbar.
Schließlich sagte sie leise und tiihl:
»Ja, ich tam hierher, um einiges
mit Dir zu besprechen, und nun ich
ger hin, kann ich ei nicht. J wollte
ir nicht weh tun«, siigte e wär
mer hinzu, .gewiß nicht«, te blickte
an ere vorbei —- «aber ich kann
Dir auch nicht wohl tun, ich siihle
et-«
lind einer plötzlichen Eingebung
solgenv, siigte sie hinzu, ihn voll an
schauend:
«hattest Du niir gar nichts zu sa
gen'«, unb, weicher werdend, all sie
sein fahlen Gesicht sah, »außer, daß
Du von Liebe sprichsti"
Sie legte ihre hanv oiif die seine.
»Was soll ich Dir sageni Du
tiimst wie eine Königin und mach
test mich unsagbar glücklich Du
gingst fort, es mußte so sein, ich
wußte es ja. Jch sog mit meinen
Leuten weiter —- ber Traum «bon
Ragusti war vorüber —- fiir Dich,
nicht für mich. Was sollte ich Dir
auch sein? Ein Geliebtert Unmög
lich. Jch weiß es, Du bist vui an
derer Art, Du reisest nicht mit einem
Zigeunerprimas«, sein Antlig belebte
sich, seine Augen oersentten sich in
vie ihren, «niemalt, niemals! Du bist
eine Königin, List-. Und mein
Wein O List-, Du hast nie daran
gedacht, kannst nicht daran denken.
Wo Reichtum unr: Ehre zu hause
sind, da mußt Du wohnen.«
»Ich sagte Dir, basz ich teine hei
mat mehr have, Jinre, baß ich
nicht zu den Meinen zurücgetebrt
bin-«
»Weshalb Du das tatest, ich weiß
es nicht« aber das eine weiß iet» Du
bliebest nicht um meinetwillen hier.«
Anvras ere hielt Lisas hand,
tüszte sie leicht und gab sie fre«
»Liebe toniint und gebt, List-, sie
verträgt teine Fesseln. Jch vanie
Dir aus tiefste-n herzen silr pas,
wckr Du mir gabst. Und was Du
mir nicht sagen willst, das gehört
Dir. ch verlasse Dich« liebe slise
Lisch siihle es, dass ich von dir
Briteeibe mit allem· was ich sage.
ur eins sollst Dis wissen: Da blei st
meine Königin, meine Liebe ist von
anderer stet, sie besikt mich ganz. Ich
tvill mit ibr unterge en, aber ich lasse
sie nicht«
EIN-Wut WILL