Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 12, 1916, Sonntagsblatt, Image 11

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    kleine Ädriu. T
Roman von Tinte Rai-la
(2. Jenseits-IN
Der Heimat schwieg nnd fah Lifc
en. guts genau. wie man lich eine
schöne lume Idee ei- Sild ansieht
»Den Sieg nicht gemei« imgte
Liis »
»Ja, gerne —- ich W an eiwnes
ondetet Wenn Sie vollen. seige ich
Ihm-— einen ich- ichdmn Wi« lee
fchon — nicht viele Winke Im Wege.
spie hier« —- et wies auf die Boni
genppe — «eia wenig steigen " en
See, nue durch die schmale da e,
dort atn Sees
«Uh, ou gehe ich geen mit, ich
kenne biet io wenige Wege, ist's ein
schonigee Meiji«
.Det schönste Glas in Ukynsak
Sie iidetquekten die Straße und
bogen zwischen zwei hohen Man-us
ein. Zur linken Seite des items-gen
Weges hingen lange Rose-tranken
üvet vie weiße Bienen
Insch- Jtnee geiss nach einen
vollen isiifchei. Alt er flehen blieb.
um es qbzup liicken, ing Liia voran,
gqchickt vie zlachen keine venügeno
Er fah ie noch. "
Sie wagte sich ein wenig in den
Hüften, wie sie von einein Stein zum
andern sprang, und wippte cui den
Zeheyipteeas » ·
Eine sunge Frohlichieki ging von
he aus.
Die belebte Straße da unten hatte
sie verwirrt Sie stand da intt einein
Zigeuner. Sie weilte keine erstaunten
Bune sehen, tein lbet Lächeln. T
Sitten kühlte sie ch stei. (
hier in der engen Gasse war sitt
ganz alleine.
Er wiiede ihe etwas erzählen -
etwas Feenidez, Besonderebi
Und wie schön ee war —- so gar
iein Zigeunerprinias.
Jn Nagasa, ja. da war er der Zi-;
gruner — daheim, in der norddeut-;
chen Beamtenstadt hätte ihn jeder
iir einen ausländischen Diploinaten
g.ehalten
Sie lachte in sich hinein.
Dann wandte sie sich uni. Da
stand er noch nnd sah ihe nach.
Dank
«Jch pflückte Rosen fiir Sief -
Er tani schnell herbei und hielt
ihr das lenchtenbe Büschei entgegen
Sie nahen ei dankend. »
Er sah still gu. wie sie die weite
sluse unter der Brust emporheb, sein
die slnaien besser befestigen zu tön
nen Sieier stehend nie byänizasten
M TM klit- S IFle
von schtanten wei chubten
bis unter das prächtige blond- dage.
Sein deez begann schneller gii schla
gen, seine stiae konnten sie nicht los
lasse-. Sie hatten den seltsamen Uns
drnch wie ain Abend vorher, alt er
das alte Bett-lieb ang, einen Aus
drtnt schmerzlichs, brünstiger Ber
siintenheit. Sie standen sich einige
Augenblicke stumm gegenüber.
.Wir weilen weiter gehen," sagte
Lia, Jst-her kamen Sie, von Gra
va af«
Jticht von Gendasa, ich war ain
Badeplax habe sschtpsaniinenk
.Oh herrlich! ie das Wasser biet
in dee Abeia trägt! Ich liege ast
lange aus dem Stücken und würde
noch viel länger liegen, wenn die
Sonne nicht so brennen würde«
»Ja, es ist schöner — —« Un
drat suchte nach den richtigen War
ten.
Sie meinen, es fei fchön für einef
Frau, eine helle baut zu haben! Man!
liebt, was man nicht hat," fagte sie
übermütig, »wenn Sie blond wären (
wiirden Sie duntelbiiutige Mancher-«
mit fchwarzen harrten schön inden.«·«
»Ich finde auch duntle » tädchen
schön, aber Sie dürften nur diont
fein, nur hell —- genau fo, wie Sie
sind-«
nWir wollten doch nicht von entr;
fpr«echen Sie wollten mir aus Ihrem
Leben erzählen!«
,Do oben, auf der Bont."
«Gut.'· »
Sie stiegen wortlos den befchwersf
lieben Weg empor.
Nach einer Weite gelangten sie an
ein hohes mit Rankentvert ähnqu
nieste-, eiternez Tor.
»Hier geht's hinein.«
Andre-is griff mit der Dand durch
das Gitter, fchod mit einer kräftigen
Bewegung den Riegel fort und öff
nete das Tor.
»Kommet Sie·« Er ließ fie an fikt
dort-eigenem
Ein breiter, ungepflegter Weg, der
an beiden Seiten rnit dichten-, hohem
Gebüsch umfämnt war. Es war ganz
ftitL Ueber dein verlaffenen Garten
fchtoedte ein unendlich ftißer Duft
Plötzlich umfahn Andra- Lifas
cand und zog sie vorwärts; fie tra
ten aus dem schottigen heran-.
nnd vor ihnen ta- eine se Rasen
Echten-Jede eitet, indereiaicevers
tumendeete IM; tiefer
unt-en ein W m unerhörter
M: blühn-der Die-Idee tn allen
den nnd Iseitn die diente, blaue
use »New MMM TM
As- Su ists-IM
BREAme
—IksU-,M Ott
Da stand tiefer zurück eine kleine
veriassene Lille-, unb unweit ber
Bitte-. wie mit einem Goldgespinnst
umgeben, eine große, bisbenbe Linde.
Sie flanb da wie søtibegnabet, voll
beben Segen-, unb berstriimte selig
iiisse en Dqu
« . hen Sie meine Bank, unter der
Linde? Die graue niedrige Stein
banl."
«Nun wollen wir dort im Schat
ten sitzen,« sagte Lisa, .und weit
Umsicht-Ruf
Sie saßen träumend beisammen
Es war« als ob der Baum ein
leises Lieb Iummte. ganze Vienenpiils
ter umschwebten ihn.
Anbras fah still vor sich bin. dann
bub auch er an, leise I singen. Won
nig schauerte es ü r das schöne
Mädchen bin. Sie hatte den Dut ab
gelegt, und ihre Augen ingen an
feinem s malen braunen sicht. Er
wandte ich ihr za. Fremde Worte,
»aber die urewise Sprache ber Ju
gend. Lifa verstand das fremde Lied
Sie las wie verzaubert. Indrat er
bob sich, stand bar ihr. eindringlicher
und dogounendiich fanft überriefelte
sie der Mant, bie Jnnigieit biefet
’seitfanren Stimme. Das Lieb bet
»ilang. zart und traurig. Ali Lifa
aussah. stand Andrat immer noch
vor ihr, ruhig, gesammelt, wie Im
der Wichtnmnige ba unten.
«Dar«f ich eine Sitte inni«
.Ju
Jst sind zwei Linn-if
Euch zioei Oitten."
«Wie heißen Sies«
JLisa von de Sondt. Und Sies«
Ländern Jnirek
.Uiid die sioeite situi« «
Andre-s ertötete leicht.
.siite, ziehen Sie die Nadeln niii
Jhreni goldenen haar. Ich werde et
nicht berühren, nur sehen will ich
es,' er zeigte åm Rosensläche hin,
·dort, in der ne.
Sie schwieg, zögerte.
.Vielleicht sehe ich Sie nie wieder,«
sagte Andreas Jinre, «ich werde ei
niemalz vergessen, ich werde dankbar
sein. immer an Sie denken, wenn ich
spiele« wenn ich singe,' nnd init ein«
porqiiellender, junger segeisieriing:
«Jch habe nie eine so schöne blonde
Frau gesehen. Bitte, Bitte!«
Lisa stand nas, löste ilsr hast«
schüttelte es, daß ei breit herunter
fiel, nnd trat aus dein Schatten der
Linde.
Es war so mittagsstim — Wie
seines Läuten zog es durch die zit
ternde Luft. Die Bienen snininten.
Andras trat In hin. Mit einer
iW Bewegung site er ilir paar
ugapreßte sein Gesicht hinein. Ei
e.
Lisn entzog ei ihin sonst.
«Sie wollten ei nicht berühren«
.Jch konnte nicht anders, verzeihen
Sie mir-«
Er trat beiseite.
Lisa qiiig -ur sont beseitigte ihr
hnnr lose nin hinterm-s nnd seste
denciit nas.
Sie sah Indeat steiindiich an.
Ich habe nicht mehr lange Zeit,'
sasie ie- SJeten Sie sich zu mir. Er
ists-us
Er lam, sie voll Entzücken betrach
tend.
»Ich seid Sie schon gestern abend,'
sagte er.
Während Sie lass-geni«
Jst-er nun erzählen Siek
Andre-I Jinre seite sich neben Lisa
s Isa- dennk srngte er, wie abwe
en .
»Oh, alles, von Jhrer heimat, von
Jhren Eltern, von Jhren Geschwi
ster-r, aus dein Dorf da hinten, wer
Sie das Geigenspiel lehrte, was Sie
in all den Jahren angefangen haben,
ob Sie — — —« Lisa wollte ingen,
ob Sie schon eine große Liebe erlebs
ten, aber sie konnte es nicht, und To
fuhr sie fort, «:-b Sie Zutunttöpliine
haben!"
Er lächelte.
»Das ist viel gefragt, aber ich will
versuchen zu erzählen; gut kann ich
es nicht. Ich bin nun zweiundzwan
zig Jahre alt. Meinen Vater tannte
ich nicht, er war ein Nur-töne, meine
Mutter hieß Andtas Jlta. Als sie
rnit rnir fortging und ich in bat
Torontaler Konntat kam, in ein
kleines Dorf an der lerbilchen
Grenze, war ich noch sehr ·un . Sie
erzählte mir später aft, we e mit
mir über die langen siaubrgen Stra
ßen wanderte.«
»Sie konnten schon laufeni'
»Nein, meine Mutter trug mich irn
Tuch auf dem Stücken«
Andre-s Jtnre fah auf das Meer
hinan-. Er sprach langsam, tuchend,
als müsse er sich besinnen.
«Sie war nicht start. meine Mut
;ter. Sie mußte weit iiber bie Land
tsiraße gehen und man gab ihr wenig.
scher da IIan ja Mail in den Zel
vekn und riiehte waren an den
Bäumen. S legte mich unter eines
Busch und Fing nnd Miiatr. Dann
tagt sie, g- rniir zu årigmsi nä
w te rn« and ang. t e
erpäghlr. Ul- sie in das Ists tat-,
freute sich niemand dariiber. Sie
wollte n ihre-n set-der gebe-. Iber
nrein et, Und-as Po par nicht
im Vorf, er war irgendtrm unter
wegs.6terai,wieichel
M bin. Er war nah M aber
san-ten
Seine Frau wohnte mit den Kin
dern hei ihrer Familie. Es waren
viele Menschen.
Die Nächte waren warm, und tvii
schliefen draußen. Ali mein Ontel
kam, wohnte meine Mutter mit mir
bei ihm.' Er schwieg.
«llnd was ist das erste, qui das
Sie sich erinnern tönnenf«
.Wir spielten im lus- CI war
Sommer nnd sehr hei Jch daß auf
einein großen Stein im Wo er und
meine Mutter Ipsri stie eine Dirne
zit. Jih konnte sie nicht junges. und
all ich sie holen sollte. fiel ich hin.
Der Boden war sehr glatt. Ein as
veter nahm die irrte und ich schrie
vor Wut. Meine Mutter te und
rief mich nn. Auf ihrem I la
gen noch zwei Birnen« ich du te Itir
eine auslachen. seh txte mich nebe
sie, nnd sie laus. ie hatte michs
umgesehn und sie totegte sieh mit mir
hin nnd het- .Sing such.« feste te.
und fo fangen wir zusammen. ir1
ringen oft.' (
.Und Ihre f nett Liedes- ihm-;
men von Ihrer uttetf
«Sehr viele, nicht alle. Jch hohes
viele Lieder gehört, überall· und die;
schönsten singe ich. Oft tann ich atth
nur die Worte, und die singe "
dann und spiele fie. nnd die andern
spielen die Begleitung.« ;
»Und wer war Ihr Lehreri- -
.Mein Ontel Indras Pal. Jckf
habe chon als Kind gespielt. Gern.
habe ch gespielt iind meine Mutteii
freute sieh und faste, ich iviirde mit;
Ontel Pol fortgehen und wir wär-z
den giite Tage hol-ein« !
»Und lain es fei« s
,Rein, ineine Mutter ftard früh-U
iraiinierifih foh er in vie Weite. .als!
ich fünfzehn Jahre alt war, zog ich(
mit cntel Pol hinunt. Seit der Zeit ;
war ich nie wieder in dein kleinen;
Dorf.'
Ill- feine Stiniine verklungen war,
trete Lisa leicht dir Hand auf die
fe ne; sie fiihlte Mitleid init thin.
Er verstand das nicht. er träumte
nur in das fonnendiirchflutete Bin-«
hinein, dae iocr ja alles fihon fo
lange hin, nie hatte er davon gespro
chen. Er nahm freudig Lifos hand.
spielte ein wenig inii den Ri en, hob
die nd empor nnd löste ie fonfi.
Sie fühlte, wie feine hand leicht
wette
«Jest muß ich nach hause gehen,«
fagie sie verfonnrin
Er gab ihre Hand frei.
»Ich begleite Sie hie in die Gasse
hinein, dann gehe hierher zurück
Lifa ftand auf. ie fihritirn bit
ziiiii Rand der Knienle Es toar
zauberhaft fchön iind mitngtftili.
Lifo fühlte Innres Liede.
»Ich toniiiie wieder,' faste sie
fihnetL wie uin ihn lernt-halten«
Jungen —- — nein, morgen tann
es nicht fein. Ich hin sur Beglei
tung nieisnei Jmite hier« wir wollen
morgen vormittag die Kirchen anfe
hen und nachniittogs, toenn kein ho
her Seegang ift, fahren wir nach
Eunnofq zu den Riefenplatcinen nnd
den Giirten des Grafen Gozze.'
«Jih tenne die Gärten. Und Mit
tun Sie ein andern Tagi«
.lleherniorgeni" Wie ichön es doch
ist, dachte fie, nein. besser ihn nie
mals ioiederfehent Jleherinorgen
toniine iih hterher.'
Er fah fie lange nn
«Jih weis et nicht« oh Sie koni
nieir werden«
Sie fah verwirrt auf ihre Uhr
«Ei ist hohe Zeit iiir mich."
Sie eilte voran, er folgte ihr. Am
Giltertor blieb er stehen.
«Jch werde Sie wiedersehen,« jagte
er ruhig —- —
Fiir den Abend hatte das alle
Franks-n dan de Sandt, gemeinsam
tnit einigen bekannten aus dein ho
tel. einen Tisch unter den Linden be
legen lassen, nahe dem Podiumz sie
nse wollten die-Zigeuner hören und
ehen.
sit aber der Abend karn, hatte
Lisa starke Kopffthmerzem Sie ging
in ihr Zimmer und schloß die Tiir
ab. Fräulein van de Sandt wunderte
sich, daß die romantische, fröhliche
Lila mn der Kapitel-niesen willen
ein Zigeunerionzert am eer, unter
hohen alten Linden aufgab.
Sie ahnte es nicht, daß Liia iin
Duntlen, oben auf dein Balken« in
wehniütiger Ergriffenheit lauschte,
wenn eines der fehweriniitigen solid
lieder die große Stille der Nacht noch
stiller machte und wie Seligkeit sie
durchbrauite, wenn die Geige let-end
zu ihr emporjubeltr.
Der Zigeuner aber wußte, das
ihn hörte; ein sicheres Gefühl
es ihm, daß das schöne, vornehme:
giltst-then sich lauschend verborgen
«e t.
Welhalbi
Weil sie fühlte, das feine Liebe sie
Imlchlpli
tehiittelte die Ahniucht cr
he te die Zähne uinnunenz ruhQ
wieauscrggeg en,standetdu.
half fchniale braune cesteht ls er
keusche-« hinweg. Teilst das
londeMdthenin indes sonne sehen,
ca- gelsfi. crf piiete wieder
itlilhen Duft der ihn noch die
fein paar ge en lieh —- und feine
Octo- tlel In
. . -
Gatten gegangen, hätte keine steten
nicht genommen. hätte ihm tneine
Dann nicht gelassen.
Was seit klägliche Geschöpfe spie
doch find.
lett-et et sieht seht gut ons. ee hat
ein angenehme-, seinige- Weien, nie
m«nd, pee ej nicht weiß. denkt, pas
et ein Zigeuner ist« nnd ich gehe neu
then in den einsamen Gatten. hätte
exn nlltäglich nndiehendee Mensch,
etwa ver Einibalist, evenio gespielt
nnd gelange-. tote Undtns Jena«
Eijtde et» nach io ten-l sei-act habest
tyei nicht.
Die Schafpelz in, die Schönheitl
Und diese göttliche Sense-selig
leit!
Lifn seufzte lei
Das alle Fräuletn tmn pe Sandl
ins Its-n ans dein Dei-wich vee te
gelnin ig zwischen Rast-sei nnd can
noia petletsete. Lila hatte keine Rahe,
sie ging nui dem Noli auf nnd ab.
Der Maltoie läutete, ei war Zeit
zur Absehen Liia wa- geende wiede
veiin Schiff angelangt. Sie ging
auf vie Planke in, der Malen e strec
te ihr dte Dann entgegen. n ven
Augenbliek, als sie das SEM lee
unt, hörte sie schnelle Schritte, ein
Sprung über ple Planke und Andtnz
smte stand neben the.
ice grüßte nicht« als hätte et sie
niemals gesehen« nnd trat höiltch zur
Seite.
Lisa ging zu ihrer Tanke und de
ren Bekannten ans das hinterdech
snoras ere stand kurze seit an
das Geländer gelehnt, dann begab er
sich vorn auss Schiff und beobachtete,
wie der Mel si dod und senkte und
die Wogen due schnitt. Lisa tonnle
ihn sehen. Er irng keinen Rock, nur
un sein gestreiskes Denn-, und einen
breiten Gürtel. Den huk hielt er in
der hand. Der dunkle Kopf hob sich
ichars oon dem hohen weißen Kragen
ab. Bisroeilen sah sie ihn von ter
Seite. Die strengen Linien des Pro
sils ließen ihn dann älter ers inen.
Es machte ihr große Freude« hn in
all seinen Stellungen und Bewegun
gen zu beobachten.
Als der Dampsee den Hasen ver
lassen halte und urn Ilngusa herum
suhr, wurde der Wellengang kräsiis
ger. Arn Brig des Schlsses sprigte
der weiße Gischt hoch empor.
Es lill Lisa nicht. Sie wollte da
ootn stehen, die Wogen heranrollen
Sehen nnd einige Worte rnil Andtas
mre wechseln. Sie war dankbar
sür seine Diskrelion, zugleich nach
ein wenig beschämt Oe war ihr be
klommen gnmule, und doch itied es sie
vorwärts. Sobald sie sich unanssäis
lig entsernen konnte, ging sie za
Vorderdec, lehnle sich In Und-as
states Nähe rnli beiden Armen ans
das Geländer und sagte. ohne ilsn
anzusehen.
,Jch habe Jhr Spiel gehöel.«
Er sah nicht aus.
«Jch was-le es,« nnd dann: »Vin
len irn Garten des Grasen Gege,
links oon der großen alten Statue,
siilsrl ein Be Zu einein kleinen Ro
sengarten. kle ·- jai"
»sich komme.' '
Der Wind nahm ihnen die Worie
Bin Munde, niemand hatte sie ge
·rk.
Jnneee Etregnng durchglühle Li
sns klares Anli O
Das alle Fräulein dan de Sandl
snls ihr nrii giiiigeni Lächeln entge
gen.
Iltertivüroig, ihre Schwägerin
konnte dieses Kind nicht verstehen;
immer gab ei Mißhelligleiten, und
sie, die alte Tante Tende, lonnte sich
tein sonnigen-, lieberes Mädchen
oenten. Um wie viel schöner und ge
oantenvollee war Lisa doch, als ihre
jüngere Sehn-e er Grete, dieser Lieb
ling der Fam lie, um wieviel iliiger
und aufrichtiger alt die Brüder. Aber
alles das machte ihr das Leben In
hause nur s wer. Die Mutter oon
Ehrgeiz oerze t, ein Vorbild eselli
schastlicher Korrelthein der siin
mit Arbeit iiberbiirdet, im Laufe der
Zeit in seinem Amt und in seinen
Gewohnheiten dersieinert. Sie der
standen die phaniasrevolie, chiinheitss
durstige Tochter nicht, die ei Zwan
zigsiihrige Mädchen voll hoher, stat
ter Lebensfreude, so gesund und ein
fach, so in tiefstem zen froh, und
doch geneigt, alle Le ehiigieit des Le
bens hinzugehn-, wenn irgendein
fremder Stern lockte.
Jomm mal her, mein Mal-I
sagte sie.
Lisa holte sich einen kleinen Klapp
stuhl nnd feste sich zu ihrer Tonle.
»Ist et nitht wieder himmlischf
zagte Lisa und sog die köstliche Lust
n.
»Und uns bleibt noch so dielT
Schöne-P «
»Wie lange werden wir noch in
stagnsa seini« sragte Lisa.
.Jeh denke, wir fahren iibermori
; en. dann bekommen toir einen
loyddampser. Der Poriier sagte es
mir heute mitiag.«
,Ueberinorgeni« Schnelle Gedan
len besitirmten Liset
«Ia. meinst Du nichts«
.Sicherlleh, wichen wir nehmen
den Llooddam er, ich packe morgen
sie-d. Das o en Ioir denn morgen
noch unterne ent·
,Ja, nein M. ich loollte Dich
W frage-. der user meinte,
sollten doch sit Iris-edit
U W sahn-· sind geis
—
« ·"l
Tone file den leiten Tos. aber es
pnhl alles io gal« es todten nue ein
pnok neue Leute Init.
»Natürlich, Tanie Tende, Du
fährst, des mußt Du sehen, aber ich
bleibe daheim, wenn Du eemndils
seh packe und besorge einige Kleinig
leiten. ich schwimme noch mal lilchs
rig, nnd wenn Du zueücklomcnsl, ge
hen wie fküli fchlnfen.«
»Nein, Li a, gerade Du —- s-·
such wos, Tanichem Du weißt
Isch. II W sich l- lOMI M« Ich
lchlendee no. Inl du die lieben
alten Sie-den« sehe in Kloster
lioi, die Kirchen- lsh Ins ell die Sil
sigleil n eininnl sum Abschied
nujlosieeh ein, las mis- nut,« lie
streicheln betätigen die bund vee
allen Donn·
ja. wenn es Die io lieber ist -«
. u Gute, Siebel«
Beide sahen auf M M hinaus.
Allein lein, gans Illein. vielen
leflen Tos, das me alles« lon- eke
denken konnte. Kein Plan. l n
Wunsch. nne einmal noch Tanz ein
sam in der Sonne liegen, de Wellen
hetqnlommen lebet-. die Winde-bat
binnen, durch den Wald gehen s
Vlumen in oen blinden halten.
Wie leuchtende Blümy o halten
sich viele goldenen langen age nui
sie gelele.
Abends, wenn sie in ihrem Beile
lag« das Gesicht sum dunklen Fen
sterausschniit gewandt, in dem die
großen tlaren Sterne dicht gedrängt
am herrlichen, tiesen Ilrmament
standen, das all die glühende Schön
heit da unten überspannte und er
quickte, dann inm ihr stets die erste
Zeile jenes töstlichen Liedes in den
Sinn:
«Und morgen wird die Sonne wieder
scheinen —«
Die reise, tvnrme Ruhe dieser
Worte trug sie hinüber in die Welt
bunter, wechselnder Bilder.
Und nun sollten sie vorbei sein,
diese Ia e.
Reue åage lamen. Anderes, viel
leicht schöner, sremder ·
Wab gab ihr nur diese Schwer
muti War eo nicht voll geheimer
Wonnen, sortznziehen, sorglos unter
dieser gnndenrrichen Sonnel
Ja, ja — aber die eigentümlich
oerschteierten Augen, das dnnile,
schmale Gesicht, die schmerzlich schö
nen Lieder, die wie Tränen Lieben
der, heimwehtrnnier in ihr herz
hineingestrbmt waren. —- Die sie
hendeu hinreisenden Geigeneöng die
sie umschlungen und gefesselt hatten,
wie viele schimmernde Perlentetterh
geheimen Feuers voll- dab alles sollte
hier bleiben in dem allen til lichen
stagusen — von Schwalben ber o«
en, wogenumenuscht —- sollee ilr
fie versinlen, sollte eine Ertnneru
sein« nicht mehr glühende Gegenwart
Abschied nehmen, Ahschiedl - —
Und da stand die Sonne arn Him
mel, da blihte die blaue litt-ein« da
wintten die grünen, blühenden Göt
len des Grasen Gasse —- -- und
dicht hinter ihr, im Gedränge der
Antommendem die das Dampsbvot
dein Malo von Cannosa zusilhtte,
stand der schlanie Geiger.
Die älteren herrscht-seen gingen
langsam den veschwerlichen Weg hin
aus. Andrab mre war Lisns Blit
ien Ihchnell eni chwunderu
« re wäre es nun, Tantcherh
wenn ihr schon zu den Riesenplatas
nen gehen würdet, um zuerst mal
Kassee zu ftrinteniJch lause schnell
voraus, neyme oen umweg durch sen
Garten und tin dann fast zu glei
cher Zeit mit Euch bei den Platanen.«
Fräulein onn de Sanbt wandte
sieh mit eine-n freundlich entschuldi
genden Lächeln an ihre ältlilhe Ve
gleiterin und ein rundes Ehepaar
aus Magdeburg.
«Die Jugend kann nun mal nicht,
mit uns Schritt halten!« und dann;
tu Lifa: « Ra, lauf nur« aber pünltsf
ich feint« »
J
LR sprang mit langen Schritten!
vorwärts ihr sattei, weißes Kleid
mit dem torallenroten Giirtelband
tauchte hin und wieder auf, dann
hatte sie die Döhe erreicht.
Sie bog in den Torweg ab ging
schnell am Haus vorbei, mit gliictlis
then Blicken bie vielen blühenden
Kalteen liebtolend, und dann den
hauptweg des alten herrli Gar
tent entlang bis zu der ha b verfal
lenen Statue einer Göttin.
Da zweigte sieh ein Weg ab,
schmal, ungepflegt, sie mußte wider
lpenitige Zweige sur Seite biegen
und dann fah sie schon die helle Ge
stalt: Anbrai ere eilte ihr entge
gen.
Tief beugte er lich liber ihre hand.
.Jeh bin Ihnen la dankbarl« Er
la te ei leise mit einer bedeuten
S anne.
Sie standen in einern kleinen, toll
den Rosengarten, dem das üppige
BJcheoe ihn-ers ri sum viel Luft und
t nahen. us dem dunklen Gtiin
reckten lieh zwei ver-zitterte Mitte-ge
sitalten, auf hohen, berautten Betteln
,ftehend, in ewig ungestillter Sehn
sucht die Arme entgegen.
. »Schön til es hier, Indras erel'
fH te Lif a.
gIns-rat wollte Lila lagen, das
vix-h is lchiis lei- tvit st
ei· III-ass- do i
a a o ga
Mädchen aus rauben
das des Zigeunerer steht ein-il
«w-.- —..- —- --.-——----v--..—,
tennrn darf. Er fii tte sen Abstand
la viei stärker ais e.
Sein Schweigen erregte sie. So
sagte Iie ganz unt-ermitteln einen
weig heranziehend und mit ihm
pietend:
»Wir reisen ab, übermorgen schon«
nach Spaiata und Trieit, und dann
nach Das-is
Immer noch schwieg Indras err.
Und Liia sprach weiter.
»Ich muß Abschied von Jhneu
, inan erwartet mich.«
Nun fah sie ihn an.
Sein Gesicht war ganz fahl er
hatte die hand aufe her-z aepre t.
Sie trat nö zu ihm heran
.Seien Sie n i traurigt stein,
neint Mir wird auch ichiver.«
Ihre Stirn-ne zitterte ein wenig
.Glauben Sie ee stir, ich wallte
Ihnen nicht wehe tun,« fuhr sie fort.
«Sie tun mir iurihtdar weh.«
langsam und i wer brachte er die
Worte hervor. , ie tun mir ie weh,
spie noch nichts mir tat, niemand, as
inein Leben nW.«
.Lieder Undrae Jinre. Sie haben
is wunderbar gespielt und gesungen
und Sie waren qut — lieb zu Intr,
auch ich werde Sie nicht vergessen,
nieman. Wir haben nicht viet Son
ne daheiin,« fuhr sie fort. »Ich wollte
nicht mit Zonen spielen« grausen Sie
es mir«'· die Erregnng stieg in thr,
.ich bin doch auch mir ein junges
Mädchen von zwanzig Jahren« nnd
ich habe ei nicht allzu gut gehabt.
Nie war mein Leben so schön wie
hier« nnd ich muß sortt«
Er sab sie nnoerwandt an. Seine
grosse Liebe strömte iiber sie bin. Die
Mast verschwand. ·
«EO siillt mir schwer,«' sagte sie,
einem warmen Impuls nachgebend,
««vieiieicht, wenn ich geblieben wäre«
wenn wir uns öster gegeben hatten-·
—- ich glaube« dass ie ein lieber,
iieber Mench »nd."
Er trat icht vor sie bin.
«Lassen Sie mich stehen« nein, las
sen Sie« ich muss wieder ganz ver
niinstig werden« Andraa Innre« boten
Sie michs«
»Ja« sa« ich höre Sie« Lisa dan
de Sandt« ich tann Sie aber nicht
lassen« so nicht Morgen nachmittag«
bitte, sagen Sie nicht nein," er hatte
ihre beiden hände ergrissen nnd küßte
sie. Jnorgen nachmtttag wollen wir
beisammen sein« sum leiten Mai.
tirn vier Uhr sabre ich sur Insei La
erorna. Bitte« bitte« tornnien Stei«
sezwnngen non seiner Jnnigteit,
von der singst ersash vermißt und
asiucht it- vetdeu. iaatr sie bottia
gu.
sias nnbdc erregt standen sie einan
der gesenii e.
L sa eis sich los. Indrad bog ibr
die sur Seite.
S war sort.
Andrat seIte sich aus einen herant
ten Steinbioit nnd stiitte den Kopf
in beide-hinde.
Mein Gott« wie liebe ich das Mäd
chen, dachte er, ich liebe sie unsinnig.
Rie, niemals habe ich so um ein
Weib gezittert. Kraut werde ich,
wahnsinnig« wenn ich sie verliere
Er strich mechanisch eine haar
siriibne sur Seite nnd glättete sie,
mehrere Male. Er war wie betäubt,
er tonnte nicht deuten
Miidchen habe ich gesehen« viele
kchöne Miid n, schone Frauen, all
ie Jahre« set ich sortzog Wenn ich
wollte« sie wiiren mein. Aber dieses
deutsche Mädchen ist meist ais alle die
andern zusammen! Jch liebe sie
wahnsinnig
Er siåk noch lange Zeit in dem
tieinen osengarten
Jhre ganze Süßigkeit fchien ihm
mit dein Duft der vielen Roten von
dem dichten Rund der grünen Sträu
cher ringefchloffen zu fein. Seine
Augen fukhten die Spuren ihrer li
fze, aber nichts war zu fehen. er
harte, Lnnendurehglirhte Boden hatte
die lie n Spuren nicht feftgehalten.
Die Sehnsucht nach Lifa tratnpfte
sieh in ihtn feft, wie ein großer tör
periieher Schmerz.
Was war das nur? Was hatte ihn
nur fo verändert. Sein ungefchnites
Denten zeigte lhln teinen Weg. Da
hatte er gelebt, forgioe knit feiner
Geige und den Zigeunern, tasn aus
oern tlecnen Dorf, einer der ihren.
und doch auch en Fremder-. Seine
Mutter ruhte da, die immer ein we
nig fiili gewefen war und doch auch
froh, wie er, die undeniang fegen
konnte und in den luß schauen und
mit ihm spielen. Kleine, flache Metel
fteine hatten fie geworfen, und get t
hatten sie, wenn der Stein oft au «
jfchnelitr.
! Als sce starb, war er sum erfien
IMaie traurig- fo recht taugt-aneig
Y Eigentiieh, wenn er heute daran
dachte, war fie ja nach ein fo junge-,
fchmäehtiges und hiihfches Ding ge
weint, ais sie surn leiten-nat die
magere braune band nach ihnr aus
ftreckte. Damals, Gott, sie war die
Mutter, er hatte verzweifelt uns fie
geweint, und dann ing das vorüber
—- - und fett , wenn er finnd
und fang. itagende, traurige Lieder-,
dann tat ihrn das here weh, er
wußte nicht recht weshalb, —- dann
fah er auch wohl feine Mutter, wie
fie ihn an lieh sog und ihn liebtoiie.
dann fiihlte er fich wohl einfans —
— aber n Malta-, nein, das war
er nie sen-e en.
Wiss-III Med