Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 14, 1916, Sonntagsblatt, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    SchvWPerlen
Wnalrosian von III-I sei-.
(10. Fortsesungq
Jrn nächsten Augenblick öffnete
sich auch schon die Tür, und ein
junger. eleganter Herr verbeugte sich
mit militärischer Stranirnheit vor
seinem Chef
.,Dottor Wurmser —- Baron
Sphor!« stellte der Regierungsrat
vor. ’
»Seht erfreut, Herr Kollege!«
«ES handelt sich um eine Ange
legenheit, die den Herrn Doktor
Wurmser aus Baden nach Wien
siihrh Jch ersuche Sie, dem Herrn
Kommissar beizustehen!«
»Aus Baden kommen Sie, Herr
Dottor? Vielleicht wegen des Juwe
lendiebstnhls bei Rodensteins?"
«Ja, um die Sache handelt es
sich. Sie scheinen ja schon orientiert
za feint« antwortete WurmserL
«Orientiett wohl nicht« aber ich
kenne die Angelegenheit· Baron Wal
den hat mir aus dem Newme be
vor er in den Sattel stieg, sehr viel
davon erzählt. Der Sitderstein ist
natürlich wieder dabei!'« bemerkte
Sphor lächelnd. »Wo was los ist,
taucht dieser Mensch sicher aus!«
Rennen Sie den Geschäftsmann ?«'
fragte Wurmser.
»Ob ich ihn ieiine!" lächelte
Sphor. »Der hat mich einmal fest.
in den Klauen gehabt, als ich noch
Ossizier war und Geld brauchte«
Uebrigens, wenn Sie Näheres iider
ihn wissen wollen, fragen Sie nur
meinen Freund Walden, der kann
auch ein Lied von dem braven Mann
singen!"
Wurz wars einen Blick aus die
Uhr.
»Meine Herren, et ist zehn. Um
els Uhr sollte die Zusammentunstiin
Hotel Nordpol stattfinden. Es wird
also Zeit sein, daß Sie sich aus den
Weg machen.«
f Die beiden Kommissare erhoben
ich.
«Meine Herren, Sie sind beide er
sahrene Kriminalisteii«, sagte Wurz.
»Ich brauche Jhnen nicht erst zu
sagen, daß Sie möglichst vorsichtig
zii Werke gehen müssen. Der Sil
berstein ist tein Neuling, nnd die
Leute, mit denen er gewöhnlich ver
kehrt, sind in der Regel auch teine
heutigen hasen.« s
Die beiden Polizeibeamten hatten
Stöck- Jin hotel Nordpol war niir
noch ein Zimmer srei und dieses lag
gerade neben dein oon Frau von
Sesheini bestellten.
Die Beamten sperrten vor allein
die Tür ab. die aus den Gang
führte. Dann machten sie sich daran,
den Kasten, der vor der Verbin
dungstiir mit dein Nebenziniiner
stand, zur Seite zu schieben.
.Wir haben Glücks« bemerkte Ba
ron Sphor, indem er aus den Schlüs
sel zeigte, der im Schlosse stat.
Doktor Wurmser sperrte aus und
stand hinter einein Wandteppich
Vorsichtig schob er ihn beiseite und
spähte inz Rachbarziinmer, um sich
zu orientieren. .
Ei war ein großer, zweisenstrigee
Raum, der nur zwei Tiiren besaß.
eine, an der der Kommissar stand,
und die zweite ans den Gang. Jn
der Nähe der Verbindungitiir stand
ein Bett, daneben ein Diwan, davor
ein Toilettenspiegei. Ja der Mitte
des Zimmers besaiid sich ein Tisch,
um ihn herum waren drei Sessel ge
stellt.
Doktor Wurmser ordnete wieder
den Wandteppich, ließ aber die Tür
»Das isi alles sehr günstig!« sag- «
te er zu Sphor. I
»Ja, Herr Doitor, aber eben das-l
offen. « ,
macht mich stattg. Diefe Frau von
Sellheim scheint entweder ganz uner
fahren tin Verkehre mit Leuten von
der Sorte Silbersteins zu sein, oder
wir haben einen ganz falschen Weg
eingeschlagen."
.Wie kommen Sie auf den Gedan
ken, herr Baron2«
·Jch finde es sehr ungewöhnlich.l»
daß jemand, der wegen gestohleners
und so wertvoller Juwelen mit einein ’
der gefährlichsien hier, wie ej unij
ser Freund Silber ein ist, unterhani
dein will, sich ein rartiges Zimmer
aussucht. Jetzt müssen wir aber wie
der die Tür absperren.«
»Welche Täti«
«Da, die Verbindungstiir!«
»Aber nein, da wollen wie doch
horchen!«
Baron Splior lächelte ganz fein.
Entschuldigen Sie, Here Kollege,
glauben Sie denn, daß Silberfiein
nicht so gescheit ist, wie wirf« ant
wortete er. »Im Augenblick, wo er
ins Zimmer tritt, wird er auf diesen
Teppich Iuschreitem schauen, was da
hinter tft, versuchen, ob er diese Tiie
öffnen kann und sich bei-i boten-er
sonal ertundigeu, ob dieses Zimmer
W ist oder nicht. Denn Sie
glauben, daß der alte Iaunee sich
vor einen Teppich W und dor
rait lauter Stimme seine Geheimnier
fee lag-deri, dann W. Sie ihn
« si
ME
TF
» ,k.
Mit diesen Worten schloß er die
Berdindnngttiir wieder.
Baron Sol-or war fJuni Her
getreten and Iffnete es, ies n die
Rouleiuti vollständig herab. Denn
stellte er sieh hinter dein Vorhang
ans und spähte . durch die schmalen
Spean ans die Straße.
Es schlug els Uhr. Da bog ein
Fialer aus der Praterstraße in die
Rollingosse ein nnd steuerte ans das
hotel zu. Jrn Fond des offenen
Wagens saß eine Dorne in weißer
Leinentoilette und großem, mit künst
lichen Ietdblunien geschmücktein hat«
einen dichten Schleier vor das Ge
sicht gebunden. Der Wagen hielt
vor dem Hotei.
Nun konnte Sphor den Iahrgast
genau sehen. Ein Ausruf des Stau
nens entfnhr den Lippen des Baron-sc
»Ja — das ist in — aber nein —
wag sollte denn die hier?« Spho:
winkte dem Polizeitonimissar. »Um
nen Sie diese Dami« fragte der
Baron hastig und drängte den Kom
missar zum Fenster.
Als dieser hinadblickte, sah er nur
noch eine weiße, schlanke Gestalt in
der Toreinsahrt verschitvnden. Tie
Gestalt, die Grazie der Bewegungen
schienen ihn an irgend jemand zu
erinnern.
Ehe der Kommissar noch auf die
Frage Sphors antworten tonnte,
hörte man das derabredete Signu
des Agenten.
Stimmen wurden auf dem Ganz
laut. Die Tür des Redenzinimere
wurde aufgeriffen und der Obertells
ner fagte:
»Bitte, gnädige Frau, das ift das
Zimmer! Befehlen gnädige Frau
frnft noch etwast«
»Nein. Wenn ein alter Herr tommt
und nach mir fragt, fo fuhren Sie
ihn herl« »
»Jamohl, gnädige Frau!"
Sowohl Baron Sphor als auch
Dottor Wurmfer waren bei den-r
Klang der Stimme, die ganz deut
lich an ihr Ohr drang, zufammen
gefahren.
»Ich fcheine mich doch nicht ge
täuscht zu haben!'· murmelte Sphoe.
Rennen Sie die Dame?« fragte
Doktor Wurmfer.
»Wenn mich nicht alles täusche.
gewiß. Es ift die Freifrau oon
Landsegg, die Tochter des Barong
Rodenftein.«
»Ja, sie ift es!« nickte der Kom
missar. .Welchen Grund tann sie
haben, fich hier einzuquartieren?«
«Das werden wir hoffentlich bald
erfahren.«
Baron Sphor ging zur Tür nnd
legte das Ohr an das Schlüsselloch
Er hört drüben teinen Laut. Leife
zog Wurmfer einen Stuhl heran und
feste fich mit den Worten zur Tür
«Ulfo, legen wir uns auf die Lau
er!«
I s c
Seit dem frühen Morgen saß Sil
berftein an feinem Schreidtifch.
Es war gegen zehn Uhr, als das
Dienstmädchen eintrat und meldete:
»Der herr Maurer ift dal«
Ein Mann von fchiidigeni Ans
fehen trat ein und reichte Silber
ftein die hand.
« ,Nehmen Sie Plah!« forderte die
sfer feinen Gaft auf. .Jch habe mit
ohne-i zu sprech-«
Maurer hoate sich in einen kleinen
iStuhl und dlinzelte mit liftigen Au
fgen den alten Gefchäftsmann an.
.Was ift es für ein Geschäfti«
fragte Mauren
I »Sie werden gleich hören. Jch
have ein Darlehen auf einen Schmuck
gegeben.- Das Geld ift nicht pünkt
lich bezahlt worden und der Schmuck
ift verfallen. Jch will nun die Sa
chen unter der Hund oertaufen.«
Maurer lächelte. Er tannte fchon
» diefe Einleitungem «
-.-- . —
i »Ich hab’ gar nichts in der Zei
itung gelesen," bemertte er bloß.
»Nein, nein, es- ist nicht so was
Es iit ein reelles Geschäft, das ich
Ihnen anbiete.'·
Maurer guckte bloß mit den Ach
feln. Reelles Geschäft, wenn Sil
berftein ihn rief! Zu einem reellen
Gefchiift brauchte er ihn doch nichts
»Mit Um was handelt es sicht«
fragte Maurer kurz.
Der Wucherer dssnete die Kasse
und entnahm ihr die schwarzen Per
len, welche ihm bang gestern zum
Vertan angeboten hatte.
«Al)l« entfulzr es den Lippen
Maurrerz. .Schwarze Perlen!«
Und wieder legte sich ein Lächeln
um seine Lippen.
Jesus verlangen Sie dafüri«
»Ich will Ihnen einen sehr bilugen
Preis machen, dainit die Sache rasch
erledigt wird. Sagen wir 30,000
Gulden,« antwortete Silbetsiein.
Der Agent nahm die Perlenschnur
zwischen die Finger-, trat urn Fenster
und tehrte nach wenigen inuten zu
tuck. i
»Nicht 30,000 Kreuzer gebe ich Jhii
nen.« ;
,Maurer, sind Sie verrücktt« fuhr
nun Silberftein auf.
«Jch will Ihnen was tagen, sent
Silberstein Sie sind ein alter Ges.
Ichiiftimanm und wir haben schon
manches miteinander verdient. Ubert
mirizverden Sie doch nicht« ver-ea
.t«gqs sen in Inm- vom-scheue
Die Ware liege doch hat«
Ums met- M m W
m Ists-m sey-km ask-«
M Er Inh- nM die W
nnd trug sie nun fes-Ists
Ilso machen S doch keine Mike
; mit mit, here Stint-sein'
»Ich verstehe Sie nicht. Was hol-en
Sie denn eismtlichi«
»Die Perlen sind doch nicht echt!
lWas wollen Sie von mic?« tief
Maueee
Silbetstein riß die Augen auf und
tief:
.Was sogen Sie? Die Perlen sind
nicht echtk
Er ließ sie durch die Finger gleiten
nnd gegen das Licht spielen, blickte
den Geschäftssteunv wieder an und
fing plshlich laut zu lachen an. .Ein
sgehuutet Kerl, der Mannes· dachte
er sich. Natürlich, wenn er behaup
ltete, die Perlen seien falsch, wie
jtonnte man da noch von Tausenden
lvon Gulden sprechen?«
) «A guter Spaß! « tief Silberstein.
! »Schon ich aug, als ob ich ipaßen
lmdcht ?" antwortete Mantel-. Sie
Ischeinen sehr gut aufgelegt zu sein«
khert Silberfteinl Sie lachen, wenn
sie Glas in ver Hand halten, das
»Sie fiit Perlen belehnt haben, wie
JSTE sogstk
, Silberstein wurde bei dein be
stimmten Ton stutzig. Wieder wand
.ten sich seine Blicke dein Schmuck zu.
Vielleicht hatte Maurer recht. Viel
kleicht waren die Perlen wirklich
falsch. Er hatte sie ja noch nicht un
tersuchen lassen. Aus begreiflichen
»Gründen· Die Vorsicht gebot ihm. im
Augenblick, wo die Polizei ihre Auf
mertsamteit auf diesen Schmuck ge
lentt, nichts damit weiter zu unter
. nehmen. Wenn er sie gestern zu einein
Juwelier getragen hatte, wäre ihin
sicher ein Detettio gefolgt.
Aber wie dem auch war, zugeben,
daß er das Opfer eines Jrrtums ge
worden, wollte Silberstein unter tei
nen Umständen. So lächelte er denn
nur und ftand auf.
«Ja, ja, lachen Sie nur« herr Sil-«
Ybersteini Sie hätten gar nicht verfu
chen sollen, einem alten Geschäfts
freund so einen Pofel anzuhängen:«
» Silberstein sperrte den Schmuck
swieder in udie Kasse, wandte sich uni
und sagte ruhig:
; »Sie sind ein Esel, Maureri Sie«
Hwerden mich noch auf den Knien bit
»ten, daß ich Jhnen den Schmuck
»Ich? Gott foll mich behiiteii! Jch
inehnc ihn nicht gefchenttl« erwiderte
I darauf Mauren
.Lassen Sie es gut sein, wir wer
den schon noch darüber reden. Kommt
Zeit, tomuit Ratt«
Damit feste er sich wieder an den
Schreibtisch, riiette sein Käppchen zu-«
recht und begann über andere Dinge«
zu sprechen- · »
Nach einer Viertelstunde erhob sich’
Maurer, uni sich zu verabschieden. !
«Sagen Sie,« fragte Silberstein,»
«beoor Sie gehen: Stellen Sie sich«
vor, Sie hätten sich getäuscht, und dieT
Perlen, die ich Jhnen g:zeigt, wären
doch echt —" s
»Wie tann ich mir denlen, wad-l
nicht ist?« rief Monter
«Nehrnen Sie halt an — wie hoch
schiihen Sie in dem Fall?«
»Wie meinen Sie das, here Sil-(
berstein? Fragen Sie, was sie wert
sind oder was ich Jhnen dafiir geb’
oder was ich dafiir betornin«i Was
wollen Sie mit diesen Reden?«
.Sie brauchen mir Jhre Geschäfts
geheininisse nicht zu verraten. Sagen
Sie mir nur, was Sie mir dafür ge
ben würden·« ergänzte Silberstein.
« »Nun, wenn sie echt wären, möcht’
ich Jhiien schon 30,000 Kronen ge
den-«
Silbersiein überlegte. Wenn ihm
der Geschäftsfreund 30,000 Kronen
bot, so gab er ihm sicher 40,000.
Dann triiren die Perlen, billigfl be
rechnet, das Dreifache wert, und im
handel tonnte mindestens die vier
bii fünffache Summe erzielt werden.
»Um den Preis würde ich das Ge
schäft nicht machen.« meinte Silber
stein.
»Was reden Sie immer von Ge
schäft? Es fällt mir doch gar nicht
etn.«
Damit stand Maurer aus und
reichte dem Geschästzskeund vie
Hand. «
Als Silberstein allein war, ging
er wieder zu seiner Kasse, entnahm
ihr die Perlen, wickelte sie in ein Pa
pier und steckte sie in die innere
Tasche seines Stockes. Dann blickte er
aus die Uhr. Dreiviertel els. Er
mußte sich beeilen, wogte er rechtzei
tig ins hotet Rardpol kommen. Er
griss nach Stock und Hut nnd eme
die Stiege hinab.
An der Ecke der Wallensteinsiraße
standen Einst-antun Silbersiein stieg
rasch ein und gab dem Kutscher die
Adresse, Waschgasse 7· an.
Jn dem bezeichneten hause eilte der
Alte in den ersten Stock und löutete
an einer Tür, welche die Tafel «J.
Trost, Juwelier,« trug.
«Guten Morgen, herr v. Silber
stein!« begrüßte der hauiherr det
alten händler sehr benet. »Was führt«
Sie zu mir, here v. Silbersieini«
»Das werden Sie leich hören,
fragen Sie nicht so vie t«
L Mit diesen Worten zo der Alte
den Schmuck aus der sasche und
reichte ihn dem Juwelier.
«Schauen Sie sich das rasch emi
Ich will nur mer eines wissen: Sind
ie Perlen echt oder salschk
Ist-K ins-te ein. ivsi Mist-»
.»« «« f
legte dann die let W hin und
und sagte- . ie sind snlschl'
»Dein-amti« .
.herr p. Silbersteis. Sie können
sich aus mich verlassen. Es ist eine
sehr gute Jmitatiptn Die Perlen
sind ganz bestimmt falsch·«
Silberstein nickte bloß und verließ
das Haus« um ins Hotel Norvpol zu
, fahren.
xkc .
Baron Sphor hatte recht gehabt.
Kaum daß Silberstein ins Neben
zirnmer getreten war, schritt er auch
schon aus den Teppich zu und blickte
dahinter-. Dann versuchte er, die
Tür, die in das Zimmer der beiden
Romnlifsare führte, zu öffnen· H
Gleich daraus vernahm man diej
Worte: «Gniidige Frau, zur Be
sprechung einer delitaten Angelegen-!
heir ist dieses Zimmer nicht seyr gun-!
stig gewählt. Bitte, tornnlen Sie
, do«rtl)in!«
Man hörte noch, wie das zweites
Fenster des Zimmers geöffnet lvurdez
und einige Sessel gerüclt wurdens
dann eine Zeitlang nicht-.
Die Straßengeräusche übertönten(
Das leise gefulnle Gespräch.
»Ein schlauer Fuchs, der Alte,«
slilsterle Sphor seinem Kollegen zu
»er hat sich zum oftencn Fenster se
setzt und spricht ganz leise. So ver
schlingt der Straße-starrte auch noch
die paar Worte, vie wir eventuelt
hätten aufsangen tönnen."
»Er-sen wir nicht vie Tür össs
neu-« fragte Dotter Wut-user.
»W» denken Sie hin? Auch nur
da- geringsle Geraschel lviirve den
Alten verscheuchen."
Dottor Wurmser preßte sein Ohr
stn das Schlüsselloch. Mehr uls ein
Gesunise tonnte er nicht boten.
Manchmal klang irgendein Wort aus,
ons Mury sprach, die offendar nicht
an Heimlichteiten dachte. Silberstem
schien aber die Baronin öfter daran
zu erinnern, daß sie ihre Stimme
dämpsen müsse, denn so oft die Frau
einige Worte lauter sprach, dkach sie
immer mitten im Satze ad und setzte
mit leiser Stimme iori, so das man
trotz angestrengten Horcheng nichts
vernehmen konnte.
Ploplich wurde ein Ausrus der
Bewunderung laut. Silberitein hatte
ihn ausgestoszen
»Was mus-, denn nur los sein, daß
sich der Alte so oergißtl« murmelte
Sphoi und drückte sein Ohr an das
Schlüsselloch und vernahm die Stim
me Silberfteing, der cui-seies- »Das
bieten Sie mir als Pfand ein?u
«Jst es Ihnen vielleicht zu wenig?«
fragte Mart-.
Silber-stritt antwortete nicht direkt
uus diese Frage. Eine Pause ent
stand. Endlrch sagte er: »Ein tosts
dare- Stiictl Woder haben Sie es,
gnädige Fronf«
«Das geht Sie doch nichts an,«
antwortete die Baronin als-weisend
.Wie heißt, es geht mich nix anf«
Jch tin doch ii reellee Geschäfts
mann.«
«hade ich daran gezweifeltisp erwi
derte die Buronim
»Warum wenden Sie sich mit die
sem Stück gerade an mich's Jede
Ban! leiht Ihnen die Summe, wenn
Sie das als Pfund geben!«
f»«Jch habe besondere Gründe da
ur.'
«Jo, ja, besondere Gründe — das
kenne ich! Da hat man mit der
Polizei zu tunl«
»Den, was glauben Sie denn don
mitt«
«:ftegen Sie sich nicht auf, gnädige
Frau, ich tenne oiefe Sachen! No
mir kanns recht fein!«
«Also, huoen Sie das Geld bei
ficht« fragte Mary ungeduldig.
»So fchnell geht oas nicht, meine
Gniioige. So mir nichts, oir nichts
tann man ein fo großes Geschäft nicht
abschließen. Vor nuem müssen wir
den Schmuck schätzen lassen von einem
Fachinunn.«
«.linnn man nicht einen hierher ins
Hotel rufen?«
»Ja, oae geht schon. Zum Bei
spiel oen Trost.«
Silberstein zeigte jetzt offenbar der
:Baronin oie Gefchiiftotarte ve- -Ju
Iweliers Troft, denn man hörte, wie
IMary mit halblauter Stimme las:
’»Jgnaz Trost, Juwelier und EoeliT
lsteinhandley beeioeter Schänmeiftey
gereichtlicher Sachverständigen z. Be
sirt, Praterftraße 172« Telephon
nmmer 19,116.«
»Sol! ich ihm teleplzonierem gnä
dige Fraut«
»Ich werde das besorgen lafsenl«
antwortete Maus.
«Borfichtige Damel« bemerkte der
alte Gefchiiftimanm
Die elttrische Klingel erscholl auf
dem Gang. Der Zimmertellner
klopfte an oie Tiir und fragte nach
den Wünschen.
«Iiufen Sie die Nummer W,U6
auf. Der herr Trost soll fosort her
ins hotel kommen. Er wro auf
Zimmer Nummer 7 erwartet.· Sa en
Sie dem Trost noch« es handelt ch
um die Schäsung eines Schnur I,
eines Perlenschmuckes.'
Baron Sphor ftieß Doktor Wurm
er un.
»Als-) dochi" murmelte er.
Ein e Minuten herrfchte Stille im
Reben- mmer. Plöflich hörte Sol-or,
Letzte Gangtiir an ging und jemand
at -
Mir ils Wiens-i worden-« be
em ein Am nie lauter Sei-nie
FÅSHMSX«i-rich brauchen, damit K
»Ist allem reden Sie nicht so
« sit-, Herr Trostk unterbrach Sil
bersicin den Ankömmling. .Wir sind
da in keiner Volksversammlung. Dies
gnädige Frau hat gute Ohren, unpl
andere Leute brauchen nix zn hören.·s
Trost suhr mit gedämpstet, abeej
noch immer deutlich oernehmbarer
.Stirr.rne sort: ,Jch bitte Sie. ich
hat« sehr eilig! Jm Geschiist war
tet e Kundschast.«
»Da haben Sie auch e Kund
schas:,«' antwortete Silberstein und
wies aus die Baronim »Der Tauschs
wird nicht« so schlecht sein. Kommen
Sie, helsen Sie mitt«
Man hörte, wie der Tisch zum
Fenster getragen wurde.
»So, setzt setzen Sie sich dorthin,
und richten Sie all-e her. Die Sache
wird gleich erledigt sein. " l
Die Baroriin saß augensckjernlich
aus dem Diwan in der Ecke des- Zim
rnerS, denn man hörte« wie jen.and,
offenbar Silberstein. dar- Zimmer
durchquerte, lvalsrend beim Fenster
der Sessel geriiat wurde, woraus zu
schließen war, dasz sich der Jurvelier
zum Tisch gesetzt hatte.
uBitte, gnädige Frau!«
Der Verschluß einer Tasche
schnappte, und wieder machte Silber
stein einige Schritte.
Da wurde plotzlich an die Tür gr
tlopst. teilt-erstern blieb stehen unt
ries: «Herrin!«
Es war der Kellncr, der meldete
»Bitte, Herr Trost wird zum Tele
phon verlangt1«'
»Machen Sie schnell, Trosi," ries
Silheestein dem Juwetier zu. «««tJir
haben teine Zeit zu verlieren."
Trost entfernte sich.
»Motiven Sie, dasz der Nella-r
etwas gesehen hatt« fragte Marks.
»Was soll er -en·i gesehen haben?«
antwortete Silberstein. »Der Schmuck
ist doch in meiner Tasche, und oie
paar Flascherl dort um Tisch. daran
liegt doch nichts-J«
I Während ver Zeit, die der Ju
welier auoblieb, herrschte Stille m
dem Zimmer. Silberstein war ans
sFensier getreten, wobns ihm Murg
’s-lgte. Man hörte deutlich ous
Rauschen ihrer Seidenoessous. Nach
wenigen Minuten .atn Trost zurück·
: Silberstein Iinq aus die Tut zu
Hund sperrte sie w Dann hörte man,
wie er dein Fenster «- schritt.
; «Die gnädige dran wünscht, baß
JSie das da schaben sollen,« sagte
lSilberstein zu Trost
3 Jrn selben Augenblick ries Trost
«Aver ich hab' Ihnen doch schon vor
einer Stund’ gesagt, daß vie Per
len —-"
! »Sie sollen den Schmuck untersu
schenl Berstehen Sie, here Trosti«
»ertlärte Silberstein nochmals mit
»Macht-tust
; .Wollen Sie rnir srozzeini«
»Was meint der Verr Trost?«
;sragte nun Marti.
s «Gnädige Frau, bitte, wünschen
JSie, daß ich diesen Schmuck jeyt
lschiitzen sollt« wandte sich der Ju
swelier an Marb.
»Ja, ja, das heißt, ich wünsche es
seigentlich nicht, sondern herr Silber
Istein wünscht es, da er mit mir ein
Geschäst abschließen will. Sie sind
doch beeideter Schäkmeistey nicht
wahrt«
s «Freilich« gnädige Frau.«
»Also, dann bitte, sagen Sie, was
dieser Schmuck wert ist.«
»Der Schmuck
»Uniersuchen Sie ihn doch zuerst!"
Man hörte leises sittrren von
Gläsern.
»Da brauch ich ich nicht viel zu
untersuchen!« antwortete Trost. »Mir
is er wert!«
»Wir-ZU schrie Mart) aus.
»Mir is er wert!« wiederholte Trost.
»Wie soll ich das verstehen?« fragte
die Baroiiin iiiit stockender Stimme.
Die Worte dei- Jiiioelieis schienen ihr
die Rede verschlagen zii haben
»Die Perlen sind doch falsch! Was
wollen Sieisp
»Falscht! Die schwarzen Perlen
sind saisch?« schrie Marti. «Sind
Sie wahnsinnig?«
«Gnödige Frau, ich hab' meinen
Kops beisammen, Sie tönnen sich aus
mich verlossen.«
Sphor gal- seinem Kollegen einen
Wink und richtete sich aus. »Jetzt ist
is Zeitl« flatterte er iliin zu.
Mit einein Gtiss hatte der Baron
den Schlüssel umgedreht, eisz die Tür
aus und schlug den Vorhang zurück.
Arn Tisch, neben dein Fenster saß
der Juwelier, neben ihni standen
Mai-o und Silbeestein. s
«Urn Vergebung wenn wir stören.«
sagte Sphot, indem et sich artig vors
der Batonin verneigte, «ich bin Posi
lizeitoininissiir Baron Sphor und reif
austtngl, hier dienstlich einzuschrei
ten.« - ’
Maty war bleich tote die Wand
geworden. S·e schlug die band vor
-daö Gesicht, als sie Sphot und Dot
Wes Wuttniet plötzlich vor sich flehen
so
Baron Sphoe wandte sich an sie
mit den Worten: «Gnät-I«ge Frau,
ich bitte, nehmen Sie vielleicht auf
dem Diwan Plat, ich habe III-e mit
diesen beiden zu sprechens«
Auch Doktor Wut-user lat, als
lenne er die Batonin nicht. »Glas
dlge Frau,« richtete er an Maeszg das
Boxberg »wir haben lediglgphnäit ieken
en In tut Itle ich
III been l« .
Msty auiworiete kein Wort. Sie
wankte zum Diwau und kroch dort
zufammen.
Doktor Wurst-set trat zum Tisch,
legte die band auf den Schmuck und
sagt-: »Ich beschlagnahme diesen
Schmuck im Namen des Gesetzes-P
, Silbetfteiu hatte feine Fassung fo
lfp fort wiedergewounm
»Ich bitte, hekr Kommissar-. he
fchlagnahmen Sie nur. mir Schott
et ais-W
Bessen Eigentum ist ver
Schmuck-« ,
«Er gehört der gnädigen Frau
dort« der Frau oon Sellheiin."
»Bitte, gnädige Frau, gehören diese
fchivarzen Perlen tatsiichiich Ihnen-"
wandte sich der Kommissar an die
Baronin
»Ich hub’ then doch gesagt date
er der gnädigen Frau gehört. Mir
können Sie schon glaub-n!« antwor
tete Silbetfieiit.
Muth gab teine Antwort.
Endlich legte Schwindet- den
Schmua auf den Tisch zaruck und
sagte zu Baron Sphor:
»Den Troft hat recht. Die Perlen
find salschl"
Ein tiefer, schwerer Seufzer ent
rang sich den Lippen Maiyg
»Sehen Sie, Herr Kommissai,« rief
Silberftein vergnügt, »ich hab' es
Ihnen doch gleich gesagt!'·
Sphor ignorierte die Worte des
Händlers und wandte sich an
Schwinden
»Ich danie. Mehr habe ich nicht zu
wissen gewünfcht."
Schwindet erhob sich.
»Herr Trost," wandte sich Sdhor
an den Jtitvelier. »wenn Sie vielleicht
zu tun haben, so, bitte, lassen Sie
sich nicht länger sushatten."
Trost ließ sich nicht zweimal auf
fordern, griff nach seinem thut und
verschwand mit einein tiefen Bitctling
vor den Polizeibeamten
«Nun, here Baron, iiiich haben Sie
gar fo gern, daß Sie mich dadehals
ten wolleni« lächelte Sitdeisteiii
»An Sie hade ich noch einige Fra
gen zu iichten,'· antwortete Sphor
kurz.
»Bitte, wenn Sie so neugierig
sind!'
Sitberftein war bemüht. hinter die
feni leichten, scherzhaft iideilegenen
Ton die Unruhe zu oerdergens in die
ihn die Eröffnung des Kommissar
verfehtr.
.Also, here Silberfiein, Frau o.
Sellheiin war gestern dei Jhnen und
hat Jhnen diesen Schmuck ais Pfand
angeboten?«
.Nein,« antwortete Silberstein,
»angeboten ist nicht das richtige Wort.
Jch hab' den Schmuck gestern eine
Minute lang gesehen, die gnädige
Frau lann es heftiitigen.'
»Ist das richtig, gnädige drauf·
wandte sich Sghor an— Marks
»Ja, Herr Kommissar-X
Seitdem Schwindet die Unechtheit
des Schmuckes konstatiert, war alles
Leben in das Antlitz der Baronin zu
rückgekehrt Wenn auch mit blossen
Wangen, so sasz sie doch wieder auf
recht da und verfolgte gespannt das
Verhiir, das Sphor mit Silberstein
eröffnet hatte.
«Also, Sie haben gestern leine Ge
legenheit gehabt, den Schmuck zu un
tersucheni«
»Nein,« war die Antwort.
«Sagen Sie, Silberstein, Sie sind
doch ein alter Prattiter. haben Sie
nicht sofort erkannt, daß der Schmuck
falsch isti«
»Den Baron, wör' ich dann herge
tommeni Sie haben doch gesehen, dasz
der herr Gemeinderat fiinf Minuten
gebraucht hat, und der hat doch alle
Flaschetn und Sachen da, die er
braucht!«
»Gut!« meinte Sphor. »Warum
haben Sie, da es sich doch um ein
Geldgeschiift handelte, die Sache so
geheimnisvoll betrieben?'·
.Wieso geheimnisvoll? Uebrigens
bab’ ich nicht wissen können, daß es
tein Geschäft wird. Die gnädige Frau
hat doch gestern von 60,000 Gulden
gesprochen«
»Ist das richtig, Gnädigstei«
Mary nictte.
»Den Kommissar, Sie brauchen
nicht immer die gnädige Frau zu fra
gen. Wenn ich etwas sag’, ist es
wahr.«
«Nun gut. Also nehmen wir an,
Sie hätten recht. Wenn Sie auch ge
glaubt hoben, es wird sich hier um
den Abschluß eines grossen Geschäftes
handeln, so war doch tein Grund vor
handen, erst die Türen zu untersuchen
und dann ein anderes Zimmer zu
!verlangeni«
« »Den Kommissar, Sie haben aber
»sehr gute Ohren!«
i «Machen Sie teine Scherze. sondern
antworten Sie aus meine Fragen.«
»Was soll ich antworten? Schauen
Sie, wenn zu einem Geschäftsmann
eine elegante Dame tief verschleiert
kommt und ihm ein Geschäft anbietet,
das anscheinend distret ist, so muß
mcu doch daran denken, daß man
nicht im Nebenzimmer behorcht wird.
Das ist man doch der Kundschast
schuldig!«
«Also, Sie handelten aus Distres
tion sitt Frau v. Sellheimi«
»Nu, wissen Sie vielleicht an an
dern Grundf«
»Vielleichti«
»Im bin ich aber wirklich neugie
rig
tsstttgm few