Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 10, 1916, Sonntagsblatt, Image 20

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    Schnikze Perlen
Kismiiithiriaxoxszzst W
» »Ja, allerdingss, antwortete die
hinunm und sentte die Augen.
«Sie waren doch die ganze Zeit
Idee in der Bibliothet, nicht wahr,
Frau Bari-usw«
, ,Die ganze Zeiti Ja, natürlich!
Das heisc, ich sagte Ihnen schon,
daß ich ein paakniat in den Gar
ten hinan-trat, um frische Luft zu
schöpfen«, fugte sie ungeduldig hinzu.
»Mir-ne diejenige Person« die den
Smmua entwendet hat« —- Baron
Franz, der nun das Wort an den
Kommissar richtete, vermied den Aus
druck Dieb —- «nicht durch das Fen
ster eingedrungen seini«
.An diese wivgtiasteit habe ich auch
schon gedacht-; antwortete der Diom
mifsiir, »um so mehr, da das Zim
mer im Partetre tiegt und das Jen
ster offen stand. Vielleicht finden tote
Anzeichen für diese Vermutung: Bitte,
here Baron, uerantassen Sie, daß
eine Laterne get-tacht wird, die Lam
pe würde draußen zu sehr flackern«.
Johann brachte eine Laterne und
die ganze Gesellschaft, der Polizei
rosmitffar an oer Spitze, trat in den
’Gnrten hinan-.
Wurmser til-erflog mit raschem
Blick die nächste Umgebung und maß
mit den Augen die Entfernung, die
zwischen dem Schloß und dem tieirien
Fähremoiitdchen tinter Hand tag.
Dotter Wurinser bat die Gesell
schaft, zurückzudteiben damit atkfäti
tige Spuren nicht vermischt wärdern
Vor den Fenstern des Bande-its
hockte sich der Kommifsär nieder und
studierte eifrig den Boden. Ender
stand er auf und fragte den Baron,
der vom Fenster aus neugierig zu
sah
«
»Haben Sie jemand im Hause, bee
Sporen trägst«
« Bevor bietet antworten konnte,
tlappte der Oberteutnnnt die Ub
Iake zusammen und tief:
»Wie See boten befindet sich gleich
« hier einerl«
Der Kommissät schüttelte den Kopf
·Jbee Sporen, here Obetleutnnnt,
liessen fes-) guka leicht erkennen.
cyntnlq zarte Füße -—"
«Dank' schön futi Kompliment!'
Jlnd dazu langhatstge Sporen.
Um diese dpotentpneen handelt ei
tut nicht. thenoetn grober plumpet
nuß mle Wem-ten tem«.
- «llnb bee Mann Inn den groben,
plumpen Füßen trug Spotenk
»Ja, ganz bestimmt«.
Der Baron überlegte.
»Meine zwei Retttnetlste tragen
Sporen, aber Sie wissen ja, die ge
messen nagt-schnaufen vie hoch über
dem Abtes Men, nnd es tst auch nicht
anzunehmen, daß die Leute —'
uNein, auch unt die tnnn es sich
ntun handeln. Das öpoeenvild wäre
nicht te deutlich abgedrückt, wenn die
Sporen nicht tief unten an bem Ab
satz nngeorncht wären«·
»Dann kann es nur mein Bursch
getreten Iein", tagte der Oberlentnimet
sDet Kommissät nickte befriedigt
,,Ja, ja, große Kommißsnesel und
tie: «tnge,eyte Spoten".
« Nun zeigte auch Baron Franz
9 plbkuaz teges Interesse an der In
gelegenbett. Er bog sich weit ans
betn Fenster nnd wehte scharf nach
- dem von Johanns Laterne und dein
" etemqchen Taschenappntat beu be
« lenchteten Fleck.
«Wiid l, i denn der Kerl dii zu tun
sehnt-ts« entfut,k es unwillkürlich den
Lippen des Oderieutniint5.
Der Rotniiiissök lächelte eigentüm
lich ging einige Schritte den Fen
sie-n eniiiing und prüfte diidei den
Boden. Diig Resultat dieser Prü
fung schien ihn sehe zuseiedenzuiiel
len. Er nittie ein piiariiicil vor sich
hin und det grubelnde Ausdruck det
schivand aus seinem Gesicht. Dann
ariwottete et:
u,Seiseii Bie, diese plumpen Spu
teti füdten iueitee und daneben her
trippeln ganz kleine Stieselchen Hyr
Bursch, den Oberleiitniint, scheint
also tsiei in toeivlicher Begieiiung, in
weidlichec Begleitung, detdne ich,
spasseeeiigegiingen zu sein. Es würde
mich sehe interessieren, zii erfahren,
tifiter diese weibliche Person gewesen
t -
»Mir scheint, Sie haben durch die
Ausf nduiig der Iußsputen einen geo
iien Schritt zur Lesung dieser unan
genehmen Angelegenheit gemach!',
wandte sieh genug Redenfiein niin ein
Wurme-. »Ich zwiifle nicht niede,
dah ipie aus dem richtigen Wege sind'.
»So dptimistisch via ich leider
nicht meinte der Keim-mild
Dem Odetletetnune war ej etwas
peinlich, daß iein Bursch in diese
Affiite hineingezogen wurde.
Nicht etwa, weil et fürchtete. daß
dieser den Schmuck miwnidet hätte
Er tout des der Ehrlichkeit des deu
m Those-, der bei ihm ichs-i das
zweite Ja Mute vollkommen til-ek
.z·qt. after dachte der Oder
W ist dieses-i Quseubiiit data-,
. U bei des ist-u Mist-ei
W de- ssrfch irgend M inei
- — Stett-. means auf das sten
" bei der Linde Ieicht-Me
«- Si-. m OW»
iste- ist-I
»Ich möchte darum bitten, cherr
Qbeetentnantk s
Ans einen Wink entfernte sich
hann und kehrte nach wenig-en
nuten mit der Nachricht zuriich daß
der Burfch nicht auf seinem Zimmer
us
Ein Ruf des Erstaunens entfuhr
den Lippen des Korn-Mart
Nicht ans seinem Zimmert Je t,
mitten in der Nacht! Haben Sie i n
wohin geschickt. Herr Oberleutnantk
Keine Sport Er muss fich halt
irgendwo hernmtreiben. Mein Gott.
er ist fung. Vielleicht ist er in- Dorf
hinunter nnd stht im Wirtshaus·
»Komm das öfter bei thm pari«
fragte der Kommissar wieder.
.Nein. Er ist ein furchtbar solider
Kerl, der den ganzen Tag zu hause
hockt.'
»Nun, dann ist ei jedenfalls anf
fällig daß er gerade heute nicht in
feinem Zimmer ist.«
«;5ch muß gestehen, mich wundert’s
auch. Aber ich glaube, daß sich die
Sache gewiß recht harmlos aufiliiren
wird,« bemertte Baron Waldesr.
Der Kommissar hatte inzwischen
den Boden weiter untersucht nnd fest
gestellt, daß die Fußspuren des Of
fiziersbnrschen sowie des ihn beglei
tenden Mädchens längs des hauses
hin nnd her führten, so daß man
annehmen konnte, das Paar sei lan
gere Zeit vor dem Hause spazieren
gegangen. s
Endlich ging Doktor Wurmser ins
Bibliothetzinnner zurück.
Also, here Doktor, Sie werden
wohl fiir heute Jhre Nachforschungen
abbrechen, nicht wahrt« fragte der
alte Freiherr, der sich troh der Auf
regung etwas til-gespannt fühlte und
vie gewohnte Rachtruhe schmerzlich
dermißtr. -
»Ja. ich denke, es ift ziemlich spät,
ich möchte nicht ftsren.« antwortete
Doktor Wurnifer. Er fah auf die Uhr
und zögerte.
L Allerdings hätte ich noch einiges
Lin Ordnung zu bringen —« L
h »Und das wäret« fragte der Haus-?
ere. «
»Bei allein müßte man mir doch
den Burfchen des herrn Oberleutx
nant —- iidrigens, here Baron, nicht
wahr, Sie geben mir vollkommen
freie handi' :
»Ja, ja, bitte, gewiß!«
»Dann bitte ich einen Augenblick:
um EntfchuldigungI
L Der Kommissar fchritt zur Tür,L
L aen der Johann ftand, und fagte ihinL
Les-Ziehen Sie in den hof. Beiin
Tor ftehen zwei meiner Leute. Sie
follen fofort heriihertoninien.«
Zwei junge Männer etfchienen.
,Sie, standtner,'· fagie DottorL
Wuemfee zu einein von ihnen, .der
LBediente toird Sie in da- Zimnm
eines Briefchen führen. Dort nehmen
Sie fofott eine Unteifuchung der
Peooeietitten vor Uno Sie. Rai
;,inund durchfuchen einmal den Parl»
Lob Sie nicht einen Offiziersduefchen
find-ein'
L Wie sieht er aust« fragte der ice-L
jlizeiagent.
L Oberleutnant Baron Walden ant
wortete anstatt oei Kommiffan: ..jt!r
Liit ein ziemlich fchlanter Mann, jung
Lnatiirtich. Zwanzig beiläufig hat
;einen tleinen schwarzen Schutt-dart«
iluez sgefchoreneo haar nnd trägt —1
«ja, out weis ich eigentlich ini Augen-L
Blick nicht —- er hat sowohl eine Lin-i
tee als auch eine Uniforni. Da ich
oon seiner Unschuld volltomrnen über
zeugt bin, nehme ich an, daß er die
Unisorni trögi.« i
Der Kommissar schien andrer Mei-l
nung zu sein und sagte:
»Bitte, Herr Oberleutnant, be
schreiben Sie siir alle Fälle auch die
Livrer. Wenn der Bursch etwas aus
dein Gewissen hat, so wird er gewiß
nicht die Unisorm tragen, sondern er
wird sie verstecken und das Weite sit
chen."
»Er-viel ich weiß, hat Thomas —"
»Ah, Jhr Bursch heißt Thomas!
Und mit dem Zunanien?«
Also-nat Roßwieger.«
»Wie. Roßwieger?« sragte die Ba
ronin erstaunt.
»Ja, Baronin,« entgegnete der
Oberteiitnani. »Warum setzt Sie der
Name in Erstiiunen9«
»Staanen ist wohl nicht das rich
tige Wort. Es wundert mich nur
Ah, fett wird sich ja die ganze Sa
che austliirein Jst Ihr Bursch aus
Oedenburg, hetr Oberteutnnnt?«
»Ja freilich, von dort rettutiert sich
ja inein Regiment."
»Das-te ich mir’ö doch gleicht Also,
here Doktor, mein Stubenmckdchem
die Milli, heißt aiich Roßwieger und
ist an's Demut-itng sagte die Baro
nin um Kommissar-.
»das sotgern Sie darausk
,.Riin. daß die beiden wahrschein
tich verwandt sind. Da et nnd sie
tagitlber beschäftigtwarem Hatten sie
oeriniittich ain Abend eine Zusam
mentisnst, tun »sich gegenseitig von der
Dei-rat zii erzählen-« »
»Is, is- da- laim ichs-i fein-'
meinte der Mai-.
" Der sue-, dee dieser Musik-ins
sauft-erth- sqilgt war, trat an deni
Dotter heran unt- tagte
’ Viere-, verzeihen Sie, sa.
gis vtue-in Itriisttisiittsfiz sit-g ein alter
« et nnd nsehr et ein« -
Orts als ists Anschein MM
NORDIOWM Mist-strei
tieren die Mist , dann M
in hören, wie e Sache NR
»Der-r Laton, ich bitte das längst
getan, wenn ich nicht wegen der spä
ten Stande s-«
»Da. fest, eine Stunde mehr oder
weniger. daraus iommks a nicht an!'
Johann wurde deau ragt, Mtlli
zu holen.
Er tam nach wenigen Minuten
ziemlich aufgeregt zuriick und meldete
.Bnte. sie in nicht daz
Der Kommissar war oon der Rach
richt nicht seht itberraschtz er schien
sie erwartet zu haben.
.Der Ieuseli Das ganze sont
scheint ja heute nacht aus den ops
gestellt zu sein!« ties der alte Baron.
»Nun ist die Sache tlar,« ertönte
die scharfe Stimme Franz Roderi
steins.
Doltoe Wurmser lächelte befriedigt
«Run, Batonin,' wandte er sich
an Mart-, «dalten Sie Jhre harm
lose Auslegung noch immer anstechti«
.Jch iann gar nichts agen," er
widerte Maty und wechelte einen
Blick mit dem Oberleutnant. »Es
spricht alle gegen meine Haupteing.
Aber das as Mädchen den Schmuck
genommen hat, glaube ich ttosdem
;nicht. Und wenn sich auch tausend
TVerdachtsmomente gegen sie ergeben.'
; Dottoe Wurmser wandte sich wie
jder an den denten Raimund.
I ,Ilso, eine Person-beschreidnng
Des Burschen haben Sie ja. Wenn
»Sie na ihm suchen. so schauen Sie
Tauch gl ch nach dieser Milli aus. die
ja nicht weit von ihm zu sinden
sein wird.' —- »herr Bat-um« richtete
Wut-user dann an den hausherrn
das Wort, »wenn es nicht große Un
annehenlichteiten verursacht, bitte ich,
mir einige Ihrer Leute zu einer
Streisung durch den Part zur Ver
fügung zu stellen-·
»Wenn es durchaus sein muß —
man tann sie ja aufwecken legsen
Vielleicht ist et gar nicht nötig. iet
leicht rennen auch die im Pakt der
urn,' knurrte der alte Herr getrennt .
Inzwischen tmn Brandtner zurii .
» den Sie was gestrndeni«
» ar nichts. Der Bursche muß die
Urheisorm getragen haben, denn sie»
fe lt.« «
»Die Unifornei« fragte Dotiori
Wurrnser enttiiuscht. !
»Ja. Die Livree liegt in seinem!
Zimmee.« «
»Sei-en Sie, ich habe recht behal
ten,' trieunvhierte Mulden »Ich ten
ne doch meinen Thomas! Dei ist er
so was zu ehrlich — und viei zul
dumm,' fttgte er lachend hinste. (
Die beiden denien und Johann;
verließen da- Zimmer. Sie wurden!
zu den Stallnngen gesiihrt, wo o-!
dann rasch einige Meter weitre. d;
Zaun begann die Streifung durch den
art. «
»Den Baron,a wandte sich Dottoe
Wurst-see an den hauoherm »wenn
Sie estatten, werde ich fest eine
Durchsuchung der Zimmer vorneh
men, und zwar rnit dem Jdren be
ginnen, damit Sie nicht länger ’in;
Ihrer Nachtrude gestört werden "
»Wenn Sie es für notwendig hal
ten« bitte.«
»Wenn die herrlchasten so freund
lich sind, begleiten Sie mich,« ersuchte
Dottoe Wuernsee die tleine Gesell
schaft in höflichern Ton, denn es war
ihm darum zu tun, daß sich tetne der
vier Personen entfernte, bevor er de-l
ren Zimmer durchsucht hatte.
Die Durchsuchung ging rascher vor!
sich, als man bei der Größe dess
Schlosses hätte annehmen tön.ien.
Eine ganze Reihe von Zins-nein
ioar ja abgesperrt. Jm ersten Stock
wert standen nur vier offen. Der gro
ße Spielsaal mit der Terrasse, eins
Rauchzirnmer, das Arbeitgzicnmer
und Schlaszimmer des Bari-tm
Nachdem Dottor Wurmser diese
Zimmer durchsucht hatte, verabschie
dete er sich don dem alten herris, der
trog aller Stranimheit schon einige
Müdigkeit verspürte.
,Jch habe selbstverständlich den
Auftrag gegeben, herr Doktor, site
Sie ein gremdenzimmer zu öffnen.
Auch für hre beiden Agenten ist be
reits gesorgt worden«
»Seht liebenswürdig, Herr Baron.«
«Also, ans Wiedersehen morgen
beim Zriihsiiich hoffentlich können
Sie mir dann schon etwas mitteilen
Wenn Sie irgendeinen Wunsch ha
ben, bitte ihn nur meiner Tochter ge
genüber zu äußern«
»Borliiusig habe ich nur einen
Wunsch: Wenn Sie Jhrej Kammer
dieners nicht mehr bedürfen, bitte ich,
ihn zu mir zu schicken, da ich ihns
noch um einige Detail« fragen
iniichte.«
«Jn einer Viertelstunde ist er un
ten!'« antwortete der Baron und zog
sich mit einer artigen Verbeugung in
sein Schlaszimmee zuriich
Der Morgen graute schon, als Ich
der Kommissar von der Baronin der
abschiedete und sein Zimmer aus
suchte.
VII
Zeitlg am nächsten Morgen verließ
Marh das Vani- Sie ieng ein inayp
Wien-altes Ko lim aus kauern
Sommerstofs, en tnrzes ähnxn
mit Perlinuttertndpsen gech lo
war Lange dttn che Handschuhe imd
ein Strshhut nI schwarzem sand
nit sitt-H WMndigten die Iollettr.
OMtW kam-« Ist-m
J
Kritik Es war blas, und Balle
We Wen lich unter am um
Lori var zwar etwas erstaunt,
ihre M Je itsh fortgehen est le
, unterdrriitte aber eine Frage, is
die Zustimmung Math- erkannte.
,Wenn nach mir gefragt with,
Lori.' gaht hie Baronin heim Uh
chieo den Austrag, »so fag’ meinem
ater, has ich noch vormittags zu
riicklonm'. Jch muß in der Stadt
dringende Besorgungen erledigen«
Die Oaronin bestieg den Wagen,
der an ver Freitreppe vorgeiahren
war, lieh sich die Wagendecke iargfsli
tig über vie Knie breiten, dann vie
Dandtasche reichen, die ihr Loei nach
getragen hatte, und fuhr davon.
Ei war ein wunderschöner Som
enermorgen, der tro. der frühen
Stunde schon die Schwille ahnen ließ,
die der Tag bringen mußte. Solange
der Weg durch die dichte Allee führte,
tvp die alten Bäume fchiiiend ihre
Fioeige vor die Sonnenstrahlen
pannten, ging es noch an, aber auf
der staubigen Landstraße lauerte die
Glut.
Mary lehnte im Fand des Wagens
mit fast gelchlossenen Augen« Jn
tihren Mienen zeigte sich deutlich, daß
ihre Gedanken anderswo weilten.
«Kiiß die Hans-! Guten Morgen,
Baronin!" wurde sie plöhlich auf
gelchreckt.
Ein Reiter-, der ebenfalls vom
Schlosse san-, fprengte heran. Ohrr
Jleutnant Baron Walden hielt fein
YPferd neben dem Wagen und salu
tierte höflich.
« Sein hiiblches Gesicht strahlte vor
Entzücken die geliebte Frau hier un
Jsoerhossi zu sehen. Aber er wagte es
nicht« seiner reude Ausdruck zu ge
Tben, da Kutcher und Diener jedes
«Wott hören ionnten.
»Schon so sriih aus« Baronini
Wohin dez Weges?« fragte er form
lich.
Auch Maty durste nichts merlen
lassen. Sie nickte Leo nur mit einem
miiden Lächeln zu. Jhre blassen
Wangen überzog ein rosiger Schim
mer. aus ihren dunllen Aug-n tras
ihn ein heißer Blick.
,Jch muß in die Stadtk« sagte sie·
zBei der Dikei Ja, was haben Sie
denn um Gottes willen so Dringeni
des zu inni«
Alles mögliche Besorgungen siir
den Ball noch —« i
»Ah, ich versteh’, ToileitesnchenJ
nicht wahrs« :
Nicht nur solche," antwortete dies
Baronin ernst. «Jch habe auch son
tige, bei meinem Adookatenf
,,Puh! Das klingt ernstl« lachte;
der Oberleutnani
,Ernster als Sie glauben!« bemerk-;
te die Baronim l
»Herr man den Dieb schoni« fragte
der Oberleuinant.
«Den Diebs« wiederholte Mary
sragend, alt ob sie sich erst sdesinnen
müßte. Ach ja· . ich weiß nichts
Jch habe noch niemand gesprochen.
Ein unbehaglichei Gefühl übrigen-,l
so das hau- voll remder Leute zu!
wissen, die ihre Rae in alles stecken
Sie haben keine Vorstellung, in wel
cher Aufregung ich mich gestern besi
sand, als mein Zimmer durchsuchti
wurde. Diese halbe Stunde liegt mirs
noch ieht in allen Gliedern Wie
leicht hätte man Briese sinden tiinil
nen, die ich versteckt habe-» Ueber
baupt der gestrige Tag! Wenn fte bei»
bit meinen Zettel gefunden hätten!'
flüsterte Mary.
.Der liegt hier verwahrt!« antwor
tete der Baron und deutete aus seine
Brust.
Zärtlich hing ibr Blick an der
schlankem eleganten Gestalt des ge
liebten Mannes.
Wie ritterlich sah er aus, wie jung
nnd doch so männlich ernst! Ach, wie
sie ihn liebte!
So gelangten sie aus die Reichs
straße hinauf-, aus der es derart staub
te, daß Reiter und Wagen von einer
dichten Staubwolle umhüllt wurden.
Lieber herr Oberleutnant, das
haii ich nicht ausl« sagte die Baro
nin hustenlx »Mittag sehen wir uns
wiedert«
»Sie bleiben nur so kurz in der
Stadt?« fragte er angenehm über
rascht.
»Ja, ich bessr, bis Mittag wieder
zurück zu sein. Schon deshalb, weil
mich der langweilige Kommissar wie
der ausser-gen will.'«
»Als-) ich llisi die hand, Baronini
Aus Wiedersehen!«
Der Oberleutnant sesie über den
Straßengraben und galoppierze einen
Fell-weg hinein, der die rosse Bie
gung der Reichsstraße ab chnitt und
direkt aus den Rennplah nach Kot
tingbrunn führte.
Sie blickte ihm nach- solange sie es
unaussiillig tun konnte
Dann let-nie sie sich miide in die
Polster zuriick und versant in Ge
danken.
Der Mle brachte Mars nach
Wien. Vorn dbahnhos fuhr sir di
Mt in die Bräuner aße zu ihrem
Wut-u Dort-c W Von
scann.
Zwischen diesen- und der sarenin
bestand ein ungewöhn« ich vertrauliche
Uerbäitnis. Er hatte sie schon als
sind aui den Knien asia- hatte
sit dein kleinen Wissen reiten
puppensprsen geteilt und war ihr
eilt sea- wie ein satee beigestanden
Doktor ann streckte der sa
eonin beide nde entgegen und be
seilßte iie nit den Worten
·Was siihrt Sie In mir, liebes
Kind, in so itiihee Standesi«
«Sie haben doch meinen Brief ek
halten, liebe-c Doktor, nicht wnhti
Verschiedene Umstände haben meinen
Entschluß beschleunigt. Jch brauche
Jhren Rat«
«Den sollen Sie von ganzem her
zen haben.«
Marh lehnte sich in den Fauteuil
zuriicl, wie um sich zu sammeln, dann
begann sie:
»Sie wissen, dass ich dadurch, daß
ich Witwe geworden, wieder in ein
Abhängigkeitsverhältnis zu meinem
Vater getreten bini«
»Ich weiß, das heißt, nur in pe
luniilier Beziehung,« bemerkte der
Advotan
»Auch sonst, da ich in seinem Hause
lebe. Seine ftaele Persönlichteit be
herrscht die ganze Umgebung.«
»Ich tenne Jheen Vatert«
»Mein Vater ist in gewiß ein her
zenögutet Mensch,« sahe Muth fort,
»und ich habe nicht den geringsten
Anlaß, mich zu beklagen, aber —
ich bin doch schließlich erwachsen, bin
seit Jahren gewöhnt, selbständig zu
entscheiden und muß mich fest natür
lich oft seinen Ansichten und Wün
schen fügen. Solange es sich uin Klei
nigleiten handelt oder uin Dinge, die
wenn sie mich auch ein Opser tosten,
sür ihn zutriiglich sind, gehe ich wi
derspruchsloi auf eine Intentionen
ein. Dort aber, wo eine wichtige An
gelegenheit in Frage steht, eine Ange
legenheit, die vielleicht iiber meine
ganze Zulunst entscheidet, wenn ei
sich um mein Lebensglück handelt —
ja, ich betone: unt tnein Lebensglück
s— tann ich nicht mehr bie get-ersann
Fa ter allein sein.«
; « lso, met so eine Angelegenheit
ihanbelt es sich few-P sragte ver Ad
-valat.
; «Ja,' entgegnete Mach zögernd.
Sie schwantte einen Augenblic, dann
sagte sie entschlossen: »Ich beabsich
tige mich wieder zu oermählen.«
«Ah, jejt versteh« ich! Ytachcenr Sie
den Jnteressenlpnslitt andeuteten, so
haben Sie jedenfalls Ihre Wahl schon
genossen. Ich wünsche aufrichtig.
Das Jhnen Jhre zweite Ehe all dat;
Glück bringt« das Sie verbienen,’
net-e- niud.· l
Mary driielte die Hand des Freuns
dei. s
«Jch habe mein Herz sprechen las
sen und bin gliialich,« sagte Marys
leise. «Lassen Sie mich ben Namen
dieses Mannes noch verschweigen. Es
hanbeit sich ja übrigens auch zunächst»
Um etwas andre-I s
«lltn was, bittet Jnsormieren Sie;
mich genau, wenn ich Ihnen mit mei
nem Rat beisteben spu,« ermahntes
Dotter Dass-nann.
»Natürlich. Mit Jhnen will ich
ganz aufrichtig sprechen,« antwortete
die junge Frau. «J weiß nur nicht,
wo ich ansangen all. Var allem:
Rennen Sie meinen Vetter Franz Oto
densteint'·
«Er war erst kürzlich bei rnir in
der Kanzlei.«
»hier bei Ihnen war er? Erinn
digte er sich vielleicht nach meinen
Vermögensverhältniisen?«
»Von-att« —- enlschulbigte sich der
Adoolat — »aber das darf ich JhnenI
nicht sagen. Sie toeroen bsgreifenJ
Baronim daß ich als Anwalt dislreti
sein muß.« (
»Ja, Ia. Also, da Sie den Franz
Rodenftetn persönlich kennen, ist die
Sache etwas erleichtert: Baron Ro
denftein, der sich nie um micb tara-;
merte, weder als ich Mädchen ways
noch später, als ich mich verheiratete.
hat sich heuer im Frühjahr plötzlich
in auffälliger Weise an uns heran
gedrängt, hat es verstanden, meinen
sonst sehr refervierten Vater so sehr
fiir sich zu gewinnen, daß er ihn fo
gar hinaus ins Schloß einlud, und
belästigt mich fett Wochen mit Hei
ratsanträgen.«
»Wie verhalten Sie stcht dazu, Ba
ronin?«
«Ablehnend! Selbstverständlich,
sonst hätte ich ja nicht von «Belästi
gang« gesprochen. Nichts auf der
Welt könnte mich bewegen, ihm mei
ne hand zu reichen, auch wenn ich
keinen andern Mann liebte. Dessen
ungeachtet habe ich feinen Antrag
zwar abgelehnt, aber in einer Form,
die für einen Mann weder oerlesend
ist, noch ihn zur vollständigen Einftels
lang seiner Bemühungen zwingt.«
«War das klug von Ihnen, Baro
nin·t«
,Ja, sehen Sie, lieber Doktor, es
ist wirklich nicht Kotetterir. Mein
Verhalten war von dem Wunsche be
ftim mit meinem Vater nicht in
einen iespalt zu geraten und inei
nen coufin nicht zu erbittern-·
«Gut, die Sachlage ist also die:
Var-n Franz will Sie heiraten. Ihr
Vater beftlrioortet dies, and Sie sind
auf dein Standpunlt« nein zu s en
toeil Sie einen andern lieben. Ficht
wahr, se ist est«
»Ja, lieber Doktor, so ist es. Jeit
begreifen Sie also meine L e.«
Der Idookat ergriff d nd
Larve und tagte in oiiterl chem
ne
»Mein liebes Mut-, tatst-et
Sie mich nicht, ich will absolut-M
indistcete seage an Sie richte-. sie
tatnen doch ans einein bestimmten
s—.
fsrunde hierher. Miet, was Sie mir
sehst haben, kann ich doch nur ais
Deine Einleitung anfio en- Es han
delt st also am den ann, auf den
Ihre 71 gefallen ist·k«
«Richt o ganz. Herr Doktor«, ani
wprtete Mary und Mie.
Der alte Heer s iittelie (ein wei
nen haupt: «Wahrhastig. lebe sa
ronin, ich erkenne Sie nicht wieder!
Sie haben eine merkwürdige Urtheil
ir. . . Sonst greifen Siegu nnd la
gen klar heran-, was ie wollen
nnd heute reden Sie f- herunn Was
haben Sie denn eigentlichk
»Kommet-, lieber Doktor, viel
Kummer-! Gott« ich wire ja glück
lich, wenn ich mich jemand anver
trauen könnte, aber —- die Sa e
—- ist so —- komplizieri - und o
verwerten — und so —- also, hören
Sie mich an! Jch will es versu
chen —«
Mord lehnte sich in ihrem Fan
ieuil zurück, griff nach der Stirn,
als wollte sie ihre Gedanken sam
meln, und sagte: »Der Mann. den
ich liebe, ist arm. Das wäre kein
hindernis, denn ich wäre bereit, die
beschsidenste Existenz mit ihm zu kei
len. Aber er ist nicht nur arm, fon
dern — verichuldet.' .
Doktor hofimann nickie mit einem
leiien Lächeln nm die Lippen. wie
Ein Bestätigung einer Nachricht, dir er
;zu hören erwartet dalie.
»Ich habe vor einigen Tagen ver
-fucht, mit meinem Vater ohn. Nen
nung des Namens jenes Mannes ins
reine zu kommen. Mein Vater er
iliirts mir. daß er die Hand von mir
zurück ziehn falls ich einen Mann
heiraten würde, der verschuldet und
mittellod ist -"
l
«Begteiflich«, bemeklie der Doktor,
wach den Erfahrungen, die et mit
Landegg gemacht —«
.Run wissen Sie fa, Datton daß
ich vollständig von meinem Vater ab
iiingr. Deitaie ich gegen feinen Wil
len«, fube Maty fort, »so gibt e(
mit feinen heller Mitgift. Um
alfo meinen Willen durchzusehen.
was in diesen. Falle gleichbedeutend
mit Erteichung meines Lebens-steig,
mit Sicherung meines Lebensgliiem
ist
»Ist es notwendig«. ergänsie der
Advotat »daß ich zum alten Denn
hinausfahre, ihm liiffelweiie die
Wahrheit beibeinge und meinen gan
zen Einfluß aufbiete, ibn fiie Jbee
Idee zu gewinnen. nicht wobei-«
Die junge Frau biß die Zähne
aufeinander
«Rein!« fagte iie kurz. »Diese Be
miibungen wären vergeblich.«
»So wissen Sie einen anderen
Weg. der zum Ziele fiibttk
.Ja. Ich werde Ihnen den Ru
neeu meines Bräutigams nennen.
Sie werden die Liebenswiitdi teit
haben, ganz unauffällig in ists-ab
tung zu bringen. wie M feine
Schulden sind. und werden ein At
kangement mit den Giäubigekn ein
leiten «
Der Advotat fah eenfi zu der jun
gen Frau auf.
»Ja, Butonin«, fragte et ruhig
»haben Sie eine Ahnung, wie hoch
dieffe Schulden beiläufig fein könn
ten«
Maky zögerte einen Augenblick
Dunn antwortete sie: »Jet- glaube,
160,000 Keimes-J A
Der Adoo.at fuhr überrascht auf
.,160,000 Kronenk wiederholte er.
.Berteihen Sie, wie soll denn die
Summe aufgetrachi werden« wenn es
zur Rangierung tiime·i«
»Es handelt sich vorläufig nur um
Vorarbeiten. Es besteht die Mög
lichkeit, daß Sonntag abend das Geld
zu Ihrer Verfügung steht. Sollte es
Sonntag abend nicht in Jhren Hän
den fein, so erhalten Sie es im Ver
laufe der nächsten Woche.«
»Von wein, bitte?« fragle der
Anwalt
»Von mir.«
Die Augen des Adoolaien wurden
groß.
»Von Jhnen7« wiederholte er ver
wundert. »Baronin, Sie haben doch
soeben erilärt, daß Sie materiell
vollständig von Ihrem Vater abhän
gen. Woher wollen Sie plötzlich 160,
000 Kronen nehinen'i«
»Die ganze Summe wird wohl
nicht notwendig sein', antwortete
Mary ausweichend «Viellelcht sind
die Schulden nicht so hoch. Ich weiß
dafz rnnn ini Ausgleichswege immer
nieldrigere Ahfindungönummern ek
ziet -—«
..We·nn auch, ’Baronin wenn
auch! Wenn wir die Hälfte streichen,
bleiben doch noch 80,000 Kronen.
Das ist viel Gelds«
»Ich werde e? mir zu verschaffen
wissen,' erlliirte Mart-. ,
Gortsehung iolItJ
—- Klaifch. »Sehen Sie nur«
wie affektiert d·"e Frau Maler um
ihren Mann trauert!«
«Ja, wenn's ihr zu Gesicht stände«
Toll-de sie sich sogar schwan schmins (
en.«
—- Geaenfea e. A.: »Warum
fa man-. weihl es Geschlechti«
. Mater von 7 ledigen Töchterrm
«Meinien Sie vielleicht —- Weibliches
geh anti«
—- Jhre Erfindung Dame
Mh was soll die Wurst am Fen
« Achtu- «Ja, qnlldise rau, ha
st« Cis sie -
» noch v« von druhtlefee seie