Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 03, 1916, Sonntagsblatt, Image 12

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    Schnarze Perlen
sfikneknaiwman den Ists-I Weist.
CI Ferneran
Umsonst hatte sie versucht, ihn
durch ihr Benehmen zu entntutigen.
umsonst ihn zuerst mit fchtnesierlicher
Kunz-lichtem dann mit tiihier
ichgtiltigleit behandelt. Et- schien
Miso davon zu bemerken er setzte
fehle Bemühungen fort.
Hatte Franz sie im Pakt mit
see geseng Wenn dem so war,
s- war zu besiirchtem daß der alle
Herr morgen alle-z erfahren würde.
«Wo haben Sie meinen Cousm
getroffen?« fragte Mart) mit einem
bedeutungevollen Blick den Ost-erleuc
ttunt. Der Klang ihrer Stimme ver
riet die Angst. die ihr Herz erfüllte.
Baron Mulden beruhigte sie mit
einem leisen Wepfschiitteln Dann er
zählte er:
»Ich· saß eine Zeitlang nnten bei
der Linde. Uebrigens ein reisender
Fleck, Jst Lieblingipliitzchem Baro
nm, nicht wahrt Ein Plas, an dem
sich an nehm träumen läßt: Dann
ging tief in den Pakt hinunter-,
und jenseits deii Teiche-s fah ich
Franz rasch durch die Allee herauf
tommen.«
Marn qimete erleichtert aus« Gott
sei dank, er hatte sie also nicht ge
kean Das Zusammentreffen mit
Winden hatte nach ihrer Zutun-men
tunft bei der Linde stattgefunden
und nu einer ganz anderen Stelle.
Eichen Sie mit ihm gefprveisen?'·
»Nein. Er äußerte ia beim Nacht
malfi, daß er sich unwoht fühle.
Dann schien ee mich sehr in Gedan
ken del-liest Jch wollte ihn nicht
stören. Jch seldft war auch nicht In»
der Stimmung, ein gleichgiiltiges
Gespräch zu beginnen «
Vorher fahen Sie meinen Cou-:
gen wichti« fragte die Baronin wie-i
r.
,,hiirst, Mary, ich begreife dichi
nichts unterbrach Konrad d. No
denitein das Gespräch feiner Toch
ter mit dem Oberleutnant. »WaH
interessiert dich denn, ob der Franz1
km Port tvar oder wo er hingegan
isif Jch deute, zu dieten Dumm
«ten ist morgen auch noch Zeitl«
»Aber Pape-F
.Jch oenke,« grollte der alte here
siieder nnd blieb» vor feiner Tochter
stehen« «daß es vernünftiger wäre,
tvenn du dich ein bißchen für diesen
serfchnmndenen Schmuck interessieren
Wird-M Du tust ja geradefo, als
ob dir ein altes Tafchentuch wegge
ktomnren wäret Ein wertvolles, jahr
hunderteattes Familienftiicl, dai ge
rade dir to ans Herz gewachsen war,
wird gestohlen, bitte, gestohlen!" be
tonte er scharf, als ihn die Baronin
unterbrechen wollte. »Und du fragst
den Herrn Oberleutnant aus-, wohin
Franz seine Verdauunggprornenade
gemacht hat!«
»Mein Gott, nimm nicht alles to
ernst! Man fragt halt fo. Schau’,
apa, wir können doch nichts tun,
olange der Polizeibeamte nicht da
«Ach mast« knurrte der alte Herr.
»Mit euch Frauenzimmern ist nicht
viel zu reden! Für ernste Sachen
bt ihr nie einen Sinn, immer nur
Dummheitenl«
Der Hausherr hätte wohl noch eine
Weile fortgebrunnnt, wäre in diesem
Ingenblick nicht das Rollen eines
Bogens in der Schloßecnfahrt laut
geworden.
Er sprang auf, ging zum zweiten
Infter und sah, wie ein fremder
rr, von Johann begleitet, ins Haus
stol
Gleichzeitig bemerkte er, daß zwei
Männer, die in demselben Wagen
getcinmeu waren, sich vor dem Hau
ie pcstiertcn.
»Na, Gott iei dant," knurrte der
alte Redenltein, Jedt wird die Sa
che hoffentlich in Gang tonimen.«
Auch Mary war ausgestanden
; Mit blossen Wangen blickte sie zur
Stir, durch die der Polizeibeamte
treten mußte.
V.
»Gott-Dr Stephnn Wurinter!" stell
Ie ßch der Polizeitominissar vor, der
auf Wunsch des Bezirkshrmptmanns
m Baden nnch Schloß Rabenstein
stammen war.
,Sehr erfreut!« begrüßte ihn der
Bau-there mit gemessener Höflichkeit
und vermittelte die Betauntlchattdez
sonsten mit den anderen Personen,
Die lich im Zimmer befanden.
»Der HerrBeArtshnuptmnnn sag
ie mir«, wandte sich der Kommissar
II den haust-erru, Daß ein Ein
Ikuch oder et- Dtebttahl bei Ihnen
setilbt worden sei."
- «Ss ist ei, hell Doktors war
en Antwort
« »Ist-, bitte, Inn was handelt et
, M Sie pln nehme-I
W eine see-« forderte
des km at nui und gab
,derusercsrsnnd,eiues
. »sec- mappikuz samt-!
js der ins-se Verm-te vor
W sinkst- mssu lich-m
w
»Allo, bitte, Herr Baron, wie war
die Sachei Ober baden Sie viel
ieicht die Freundlichkeiti'« wandte er
sich im
«Vielleicht erzablst du dem Herrn
Doktor alles, denn ich lenn die De
tailz nicht,« bemerkte der Oberlent
nant zum Hausherrn
»Na, viel mehr als du weiß ich
auch nicht. Also hören Sie Herr
Dotter: Unter dem Familienschmnel
befindet sich auch ein sebr wertvolles
Perlenhaizdand Meine Tochter hat
te die Absicht, das Kollier bei dem
Sonntag abend stattsindenden Renn
ball zu iragen.«
«Einen Augenblick!« unterbrach
der Komissar, zog ein Papier ber
vor und machte sich eine Notiz. »So,
bitte sortzusabren!«
»Sie schickte einen alten Diener
unseres Hauses in die Stadt,« fuhr
der Hausberr satt, «da der Schmuck,
der einen großen Wert repräsentiert,
nicht mitgenommen, sondern in der
Stödtebanl denoniert wurde.'·
«Fisbr der Mann allein in die
Stadti Jch meine.'· siigte der Be
amte aus den fragend-en Blick des
Barons hinzu, ,ob Sie ihm aus
Vorsicht nicht jemand mit zur Be
gleitung mitgaben?'«
»Er subr allein.«
«Er ist ein vollständig oerläßlii
cher Diener natürlich, nicht wahrt«
»Na ob! Aus den lann ich mich
tote ans mich selbst verlassen. Eine
treuere Seele tann man sich gar
nicht denken."
gilts Lang’ im hat-sei«
«So alt wie ich; war mein Bursch
bei den Kiirassieren und sieht seit
Lvierzig Jahren in meinen Dienst-as
; «So, so. Also, bitte, setzen Sie
isort!«
i »Der Kammerdiener fuhr also in
Jdie Stadt und holte aus der Banl
jdie Schmuckschalulle ab. Johann
sbrachte den Schmuck heute nachmuiag
Jheraus Und hier muß ich gleich
Heim-, wie mir scheint, Wichtiges er
jwsihnerh das uns vielleicht aus die
iSpur der Täter bringen kann. Jo
hann lam sehr aufgeregt aus der
Stadt zurück und erzählte, daß zwei
Männer ihm in oerdächtiger Weise
tin Wien gefolgt wären, sich ihm im
FCoupeZ angeschlossen und Versuche
lunternommen hätten, sich an ihn
I heranzudriingen.«
«Dariiher werde ich dann schon
mit Jhrem Diener sprechen. Ich
bitte, jeßt nur die Sache selbst vor
"zudringen,« meinte der Kommissar.
Meine Tochter nahm hier den
Schmurt in Empfang und versperrte
ihn sofort tn jenem alten Schrant
dort, der ein geheimes Fach enthält.«
Der Baron machte eine Pause.
Offenheit erwartete er, daß der Korn
missar nun den Schrank untersuchen
werde
Doltor Wurmser fragte aber nur:
»Und was geschah dann? Jch meine,
was tat die Baronin, nachdem sie
den Schmuck in das geheime Fach
gelegt hatte?«
«Wir gingen zum Ahendessen,"
fuhr der Baron fort. uNach dem
Ahenoessen zog ich mich in mein
Zimmer zurück, und da stiegen in
mir durch die nochmalige Erzahlung
Johanns Bedenlen aus. Jch wollte
den Schmuck zu mir nehmen. Jchx
tam herab, holte oon meiner Toch-!
ter den Schlüssel der Kommode —«s
«Wo befand sich die Frau Baro-»
nin?« unterbrach der Polizeibeamte
den Bericht des Banns
, »Einige Zimmer von hier entfernt.
«Jn der Bibliothet. Sie las dort.
Also, ich holte den Schlüssel von
Mary, ging zur Kommt-de, sperrte
sie auf, öffnete das geheime Fach
und fand es —- leer.«
»Ist-sann war das? Jch meine,
können Sie mir die Stunde genau
angeben?«
»Gewiß, sehr genau. Es schlug
gerade Mitternacht, als ich die Bi
bliothei verließ.«
»So... Ter Schmuck ist Eigen
tum Jhrer Tochter, der Frau Ba
ronin Landsegg?« fragte Doktor
Wurmfer.
»Nein, nicht so ganz· Nur auf
Lebenszeit, das heißt, so lange ich
lebe. Er gehört dem Majoratr. Ur
spriinglich trug ihn meine Frau,
dann ging er, als sie starb, auf mei
ne Tochter über. Sterbe ich, so er
hält der neue Majoratsherr den
Schmuck.«
»Borläufig find Sie also die Ei
gentümerin. Dann haben nichle
ronin die Liebenjwiirdigleit, mir
einige ragen zu beantwortet-N
wandte ch der Kommissar an Ma
W
»Bitte sel)r!'«st
Miso zuniist Wer wußte, daß
Sie tun das ollier zur Stadt ge
schickt hat-evi«
«Ua meinem Vater niemand.«
« Zu. Und als der Schmuck
lara, see fah ihnk
.Ich befand mich hier ist Zimmer
sit sie-her dei
Oderleutuant,« die satonin deutete
dabei arti Halte-, »und meinem
«?2?«-?’«3 WM Mk
u n W
faserifsie den Schmuck auch einge
pet «
antworten konnte, bemerkte der alte
«Du vergißi, baß die Milli auch
im Zimmer war.«
»Richtig, die habe ich ganz ver
gessen Ja. lHerr Doktor, mein Kam
-mermäbchen, Milli, bie mir bie
Schlüssel zur Kominobe brachte, war
ebenfalls im Zimmer.«
»Und fah sie, wie Sie ben Schmuck
betsperrten?" fragte der Beamte.
-Beftinnnt tann ich es nicht sa
gen. Jch glaube wohl, denn sie stand
in ber Tür-"
0Also um bie Tatsache, baß ber
Schmuck in der Kommt-te versperrt
ist, haben folgende Personen ge
wußt: Jhr herr Vater, ber Herr
Oberleutnant, Jhr Cousin, der alte
Diener und das Kamniermävchen
Millii«
»Ja.«
»Können Sie sich genau erinnern,
um wieviel Uhr Sie den Schmuck
eingesperrt haben?"
»Gewiß, denn der Diener meldete,
baß angerichtet fei. Wir soupieren
regelmäßig um halb neun Uhr.«
»Alle zwischen halb neun Uhr
abends und zwölf Uhr nachts muß
Eber Diebfiahl verübt worden fein,"
;bemertte ber Kommissar.
! »Die Zeit mochte ich beschränken,
Herr Doktors entgegnete Mal-y.
I .Wieso, bitte?«
! Während dieses Adeuvessms os
fand sich Lori hier herunten, öffnete
die Fenster um frifche Luft einzu
lassen, und ordnete in meinem
ISchlafzimmer alles fiir die Nacht
ruhe. Unmittelbar nach dem Abend
»efsen, also gegen halb zehn kam ich
zin mein Schlafzimmer, bai an bie
Isen Raum anstößi, unb fand Lori
znoch bott. Zwischen halb neun unb
ihalb zehn lann also der Diebstahl
Hunmöglich erfolgt sein-«
i »Warum unmöglich«-«
»Weil doch Lvri hier war.«
; »Ich verstehe, Baronin. aber wis
;sen Sie, ein Kriminalist muß mit
Hallen Möglichkeiten rechnen.«
i »den Doktor, wo denlen Sie
» hin! Fiir die Loti leg« ich die band
Zins Feuer.«
»So beschränkt sich also die Zeit
Haus halb zehn bis zwölf Uhr?«
. »Auch das stimmt nicht. Pan
halb zehn Uhr bis wenige Minuten
vor elf befand ich mich hier.'
»Ja welchem Zimmer?«
»Ja meinem Schlafzimmer.«
»Alle nebenani«
»Ja.
»War die Verhindungstiir offens«
»Jo
»Und Sie haben nichts bemerkt,
Les ist Ihnen nichts aufgefalleni«
; »Eigentli nein, dczs heißt, zwei
’mal hörte i , es war so gegen halb
elf, ein Geräusch. Aber nicht im
Zimmer-, sondern draußen im Par
e.«
«Welcher Art war dieses Ge
räuschi« fragte der Beamte. »Was
haben Sie bemertt, Baronini Es
ist das Kleinste von Wichtigleit,
bitte!«
»Das erstemal hörte ich Schritte
draußen aus dem Kies. Als ich
mich zum Fenster hinausbeugie, sah
ich einen Mann um die Ecke ver
schwinden.«
»Ohne ibn zu erlennen?«
»Ohne ihn zu ertennen. Er hielt
sich lnapp an der Mauer und hatte
es so eilig, daß ich ihn nicht genau
sehen kannte. sDie Gestalt schien iu
gendlich und schlank, das ist das
einzige, was ich behaupten tann.«
»Nun, und die zweite Beobach
tung, die Sie gemacht haben?«
»Ich war eben im Begriff, in die
Bibliothet zu gehen," erzählte die
Baronim »und trat in dieses Zim
mer, in dem wir uns jetzt befinden,
als ich im Schatten der ge eniibers
liegenden Bäume zwei estalten
sah-"
»Hm!« machte der Kommissar.
»Auch der alte Diener sprach von
zwei Männern, nicht wahr, here
Baron, die ihm in der Stadt gesolgt
sind?«
»Ja, so erzählte er.«
»Und was geschah weiter, Baro
nintsp
»Ich trat zum Fenster, um mich
zu überzeugen, wer sich zu so spä
ter Stunde noch im Pakt befinde,
ries sogar: »Wer ist hat« Erhielt
aber keine Antwort· Jch sah nur,
wie die beiden sich rasch in das
Dunkel der Bäume zurückzogen.«
»Bitte, Baronin,« sragte der
Kommissar-, »wann verließen die
dieses Zimmeri«
«Einige Minuten vor els Uhr. Jch
ging in die Bibliothet, in der Lort
schon das Licht angezündet hatte und
aus mich wartete.«
»Und blieben dort bitt'
»Bi- zwölf Udt,« antwortete die
Barontn zögernd, »bis mein Vater
heruntertam.«
»Ja, ich tras meine Tochter noch
lesend am Tisch,« te der sure-.
.Mbrend dieser «t haben Sie
die sit-list t ni t verlasseni«
stagte der site wieder
«Rein,« antwortete die san-tin
langsam mit einem etwas un In
lichen Gefüht nun von der br
lieit abgehen zu müssen. »Ein-nat
bin ich einige Minuten in den Port
hinan-getreten um die Lettlire II
unterbrechen, aber das Slt wes
nicht, ich war in der St totbet.«v
»das dritte M von ster, tin
Parterrn G ist ein großer, drei
senflriger Diesem seit breiten Türen
gegen den Pakt hin-«
.Stand die Tör, die zu diesem
Zimmer führt« ossenf«
»Als ich eintrat, wohl. Aber ich
sglauva daß ich vie Sile spat-c
schließen ließ."
.Bitte, möchten Sie mich den
Weg iiiken?«
»Seht gern.«
Der Oberleutnant tlingeltr.
Johann erschien, leuchtete voran
und die tleine Gesellschaft mit Mary
sind dem Kommissar an der Spitze
gin zur Bibliotbel.
Täus dem Wege orientierte sich der
Kommissär über die Räumltchleiten.
» Als er in der Bibliothel angelangt
war, fragte er:
«Lieszen Sie sich hinüberlemäten,
als Sie in die Bibliothet gingen?'«
i »Nein«.
! »So nmt es also dunkel2«
»Ja, insofern duntel, als nur das
Licht, dti aus der Bibliothec lam,
den Weg betenchtete«.
»Mir das eine Lichts Verzeihen
Sie, Baronin, aber in Jhrem Zim
mer muß doch auch Licht gebrannt ha
ben?«
uNein, ib berlöschte es. bevor ich
das Zimmer oerliesz«.
«Entschuldigen Sie die Frage, Ba
tonin, weih-lot«
»Ja, finden Sie etwas Aufsatlen
des daran?« seagte die Baronin
unruhig.
Sie konnte doch dem Kommissar
jnicht eingestehen, daß sie das Licht
sberlöscht hatte, um den Glauben zu
lerloeckem sie habe sich bereits zur
TRuhe begeben.
»Nein, auffällig gerade nicht«, ant
wortete der Kommissar, »aber wenn
man in einen unbeleuchteten Raum
tritt, so verlöscht inan gewöhnlich
nicht das Licht des beleuchteten'.
»Vert- Dottot, Sie sehen seht die
Dinge, nachdem oieser Diebstahl pou
siihrt worden ist, selbstverständlich
von einem anderen Standpiinttz
ineinte die Baronin etwas verlegen.
»Den Weg in den gewohnten Räumen
zurückzulegen, war siir mich um so
leichter, als ja, wie ich erwähnte, die
Tiir zur Bioliolyet ossen stand und
inir die Lampe von dein Tische her
entgegenleuchtete«.
Der Kommissiir sah sich in der
Bibliothek uni. .
Es war ein großer, breiseiistrigee
Raum, mit hoher, sieotengeschtniiaier
Decke. Rings an den Wänden stan
veu die aus Eichenholz geschnitzten
Bücherregale bis weit ilver vie halbe
Höhe.
Doktor Wurrnser griss nach dein
Bleistist und machte einige Auszeich
nungen. ehe er zu schreiben begann,
fragte er die Baronim
Mach dieser Darstellung müßte
also der Diebstahl oder der Einbrisch,
— was eo ist« müssen wir erst ton-»
statieren, — in der Zeit zwischen
elf bis zwöis Uhr nachts verübt wor
den seini« »
«Ja«
»und zweitens kann er nur von«
einer jener Personen verübt wordeni
sein, die einerseits wußten, baß Siei
den Schmuck aus der Stadt boten tie-:
ken, und zweitens wußten, wo Siei
den Schmuck verwahrt hatten«.
Das zu ermitteln ist ja Jhee
Ausgabe, Herr Dotior«, meinte die
Baronin. »Ich sann darüber keine
Meinung abgeben. Jch habe niemand
in Berdacht«.
»Und Sie, Here Bart-ni«
»Ich auch nicht«.
»Gegen Sie, Here Baron«, srngte
der Kommtssäy «besinden sich zurzeit
Gäste iin hausei«
Ueber das Antlitz des Oberleuts
nants huschte ein Lacheln. Der alte
Herr aber zog die Brauen hoch.
»Ja«, antwortete er trocken. »Mein
Neste und der herr Oberleutnant.«
»Ja Begleitung?«
»Der Herr Oderleutnant hat seinen
Burschen dei sich. Mein Neffe ist ohne
Diener getomrnen«.
»Ich danke«, sagte Doktor Wurm
ser, da er sah, daß die Frage nach
den Gästen den hausherrn unange
nehm berührt hatte.
»Nun möchte ich, wenn Sie gestat
ten, einmal die Kommode ansehen«.
Doktor Wurmser wurde in den klei
nen Solon der Baronin zurückgesiihrt.
Zwei Lampen mußten angezündet
und zum Schrank gestellt werden.
Der Kommissiir untersuchte zu
nächst das Schloß. «Er ließ sich den
Schlüssel reichen und sperrte einige
mal aus und gu. Die Feder fschnapp
te tadelloö ein. Dann unter uchte er
den Spalt der Lade, ohne irgend et
was Verdiichtigej zu finden. Schließ
lich prüste er das geheime Iach selbst.
»Es wird so geüssnet!' zeigte
Mard, die keinen Blick von dein Kom
misin abgewendet hatte.
Unchdendeckel des Tachei ließ der
Polizeibeamte einigetna spielen
.«Ein sonderbaren höchst seltener
Lerschlus«, meinte er.
. Der Kommisis überlegte eine
Weile, dann fragte er:
»Kann außer den Familienmit
gliedern jemand den Mulsant-musi«
»Ja«, mengte sich der Oderleutnant
ins Gespräch. «lierzeihen Sie, Ba
ronin, dass ich ungefragt diese Ertliis
einig abgebe. Die aronin zeigte une,
als sie den Schmuck einsperrte, wie
das ei- su öffnen sei«.
« ie sagten tin-", here Ober
I
teutnönt. Wen verstehen Sie dar-«
unteri«
»Der-in Franz Rabenstein und
rnich«. -
i .Sonft war in dem Augenblick nie
«mnnd im ' immerf·
»Diese! n Personen, die fchon feli
tJer genannt wurden«.
»Alfo«, Doktor Wurmfer fah nach
feinen Rotizen, »der herr Baron, die
beiden herren und das Knmnrermäds
chen Milli?«
»So ift es!« antwortete die Ba
ronin.
»Noch eine Frage, Baronim Wah
rend Sie in der Bibliothei fußen,
Waben Sie gar nichts gehört?«
»Nein«.
»Hm!" machte der Kommissar wie
der.
Marn war wieder nerviis geworden.
Sie konnte doch unmöglich zugeben,
daß sie gnr nicht in der Bibliothei
gewesen, sondern sich unten bei der
Linde befunden habe.
Der Oberleutnant, der die pein
liche Situation der Baronin erfaßte,
fügte hinzu:
»Herr Dottor« wie wir gehört ha
ben, wurde die Tür, die Verbin
dungstiir, geschlossen. Sehen Sie sich
feinrnal diefe Titr nn. Groß, dict«
eichen. Bedenken Sie ferner, daß
hier Teppiche liegen. Jch muß ingen,
ich finde nichts Befonderes daran,
wenn die Baronin nichts gehört hat«·
»Ja, in, gewiß', beträftigte Dot
tor Wutenfeu .Jch fragte ja nur«
weit es meine Pflicht ist. mich genau
zu informieren.«
»Den Dotier«, fragte nun der
Hausherr, »welche Meinung hoben
Sie, nachdem Sie die Kommode un
tersucht haben? Wie wurde der
Schmuck entwendet?«
»Das Merkwürdige an dem Fall
ist, daß nichts Merkwürdiges dor
liegt«, antwortete der Kommissar.
»Es-Wert ein zweiter Schlüssel zu die
sem Kasten?«
»Meines Wissens nicht. Oder hast
du einen machen lassen?« fragte der
Hausherr Mach.
»Ja, vor Jahren. Aber der muß
irgendwo in der Schlüsseltassette lie
gen«.
»Ich tönnte mir die Entwendung
nue dann erklären, wenn ein zweiter
Schlüssel vorläge. Die Kommode
wurde nicht gewaltsam erbrochem An
dem Schloß befinden sich teine Spu
ren irgendwelcher Manipulationen.
Sie selbst, herr Baron, fanden, als
Sie den Schlüssel von Jhrer Tochter
verlangten, das Schloß versperrt,
nicht wahrs« l
Der alle Herr nicktr.
»Und Sie hatten gar keine Schwie
rigkeit, es zu öffne-ri« fragte Dot
tor Wurmser weiter. »Deinen Sie
nicht das Gefühl, daß vielleicht bei
dem Schlosse irgend etwas nicht in
Ordnung wars«
»Steine Spur! Alle-Z ging glatt!«
»Ma, dann scheint also nur im
Ijursdischen Sinne ein Einbruch vor
jzuliegem Nach gewöhnlicher Auf
sassung einfach ein Diebstahl Und
aller Wahrscheinlichkeit nach ein Ge
legenheitsdiebstahl.«
»Das heißt?« seagte der Baron.
«Jrgend jemand, der zufällig in die
Gelegenheit tam, den Diebstahl zu
vollslihren, tonnte der Versuchung
nicht widerstehen und nahm den
Schmuck«.
: Jn diesem Augenblick beugte fich
eine Männergestalt zum Fenster herein
und rief:
«Wac ist denn los? Jhr seid alle
»noch aus? Und die Türen sind ver
ssperrtk
« «Freilich sind wir noch aqu Komm
nur herein, du wirst schon hüten,
warum wir so feierlich versammelt
sind. Und wundern wirst du dich
nach. Johann, iisfne dem Herrn Ba
ron«.
VL
Baron Franz Rodenstein und der
Kommiser wurden einander vorge
stellt.
Der Baron schien etwas betrof
sen, einen Polizeibeamten im Schlosse
zu finden. Er blickte fragend aus
den alten Freiherrn, dann wieder aus
Wurmser und fragte:
»Den Polizeitommissär, was siihtt
Sie hierher?«
Ehe der Beamte antworten konnte,
ries der alte Rodenstein in ausgerogs
tern Tone:
»Was den Herrn Doktor hersiihrt7
Denk dir nur, das Perlenhatsband
2iJst »vor einer Stunde gestohlen wor
en .«
»Nicht m" licht Wann? Wie?
Von wer-ri« ragte Franz hast« .
Oasen Sie den Täter schon entde t,
herr Kommissöri«
«Wenn wir das alles wüßte-if
meinte der alte Freiherr trocken, »so
titszen wir nicht mehr hier unten, son
dern lägen bereits friedlich in unsern
Betten«.
»Da hat der Derr Baron allerdings
recht«, meinte Doktor Wurrnser lä
chelnd. .Letder haben wir bis seht
noch nicht viel Etnhlta in die Ange
tegenhett gewonnen«.
.Warst tm unten heim Teich, in der
Nähe vom Gartenhausi« sragte der
Oberleutnant den jungen Freiherrn
Franz bltctte betrossen aus und
set-gie
«Ja — wohl möglich —- wie
lornmit du direausi«
« hah’ Intr eingebtlhet, dich un
ten g ehen zu hol-Mc
»Wer den-OF
Jenseits des Seid-et in der gro
ßen Allee'. « »
DIE ist ichs-I msglich- Jch sing
spazieren, lreuz nnd quer; ich werde
auch wohl da hinuntergetornnren fein«,
erzählte Franz
,Man steht dir an, daß du krenz
und quer herumgegangen bist im Fin
stern. Dein Ver-met ist ja ganz
schmutzig. voll Spinngewebe«.
Der Baron biß sich auf die Lip
pen, fah auf seinen rechten Aertnel
und wischte sich mit einer hastigen
Bewegung rein.
»Ich werde in der Dunkelheit ir
gendwo angestreift sein«, meinte er.
Johann drachte dienstbeflissen eine
Borste, um den Baron zu reinigen.
Während Johann gewissenhaft den
Aermel des jungen Freiherrn additrs
stete, schien sich oieier nur widerwillig
dazu herbeizulassen
«Mein Gott, putz« doch nicht so
tang’, Johann", sagte er zu dein Al
ten, »der Aermel muß doch schon rein
sein!«
»Ja, aber bitte, hier am Rücken ist
auch noch ein grauer Fleck. Wo der
Herr Baron sich nur so schmutzig ge
macht haben?«
JWie soll ich denn das wissen?«
antwortete Franz barsch und wandte
dem Diener unwillig den Mitten
Mittlerweile hatte der alte Baron
gfrig mit Doktor Wurmfer gespro
,en. -
Jth fragte der Kommissän
«Also, here Baron, nicht wahr,
bloß diese beiden Herren sind gegen
wärtig Ihre Gäste inr Schloß?«
»Ja, die beiden. Mein Nesse nnd
der Sohn meines alten Freundes
and Regnnentstomeraden.«
Dotter Wurmier wandte sich an
Baron Waldem
»Herr Oberleuinant werden doch
nichts dagegen haben, einstweilen bei
mir zu bleiben und mich dann aus
Jbr Zimmer zu begleiten«i«
«Bitie ehr, ich versteb' zwar nicht,
aber ich elf Jhnen selbstverständlich
ganz zur Bersiigung«.
Baron Franz Rabenstein. der mie
dee an die Gruppe herangetreten war,
sagte:
»Wenn Sie — ei durchaus nicht
unterlassen können, die Gäste — des
Barons durch polizeiliche Maßnah
men zu belästigen —«
«Parbon, mein herr, ich bin kai
serlicher Beamter und tue meine
Pflichtt«
»Ja, ja, bitte, bitte — aber ich
finde, daß auch ein talserlicher Be
amter vor ver Tür eines Gentleman
hol-machen sollte!'
Eine Unmut-sali- legte sich um die
Stirn deo alten deren.
«Aber so gels’, Franzi Ei isi
in unser aller Interesse gelegen daß
man oen Dieb erwischt. Jch habe dem
Herrn Komniissiir die weitestgehenden
Konzessicnen gemacht. Jch denir,
daß wir ihm alle entgegentommen
mussen".
»Wirst vielleicht auch du dein Zim
mer dern Herrn öisneni«' fragte
Franz. »Und Mary wohl auch?"
Die Baronin war durch bieie Wor
ie aus ihrem Sinnen ausgeschrectt
worden«
Der alte Herr antwortete
,,Selbstverstiindlich, wenn ver Herr
Doktor wünscht«.
Auch Mnry sagte in liebenswürdi
gem Tone:
»Wenn ro der Herr Dpltor durch
aus wünscht, in mein Schlaszinuner
einzudringen — außer diesen zwei
Zimmer-n bewohne ich ja tein Zim
mer — so steht eo ihm selbstverständ
lich srei. Die Tür« lieber Herr Dot
Ior Sie sehen sa, steht essen. Bitte.
Sie tönnen gleich bei mir beginnen«.
«Vorerst möchte ich mich, soweit es
die Dunkelheit gestattet —- ich muß
die genaue Untersuchung aus morgen
verschieben — bier noch etwas genauer
umsehen«.
Der Kotnmissiir überstog wütenden
Blickes den tleinen Satan, ber der
Batonin als Wahns und Einpsangss
zinsmer diente.
Dann ging er zisr Kommode zuriick,
maß sie ab, zog eine Lupe hervor und
priltte genau die Umgebung des
Schlosses. Er zählte die Schritte ab,
die zum Fenster führten, betrachtete
den Fußboden genau, schließlich das
Fensterbrett und wandte sich dann an
idir Baronim
»Sagen Sie, bitte, Baronin, zu
meiner Orientierung: lOie Fenster
gegen den Pakt zu standen offen,
sowohl hier als auch in den anderen
Zimniern?«
»Ju, sie waren ursprünglich ge
ichtossen«, antwortete Mart-, »wirt
ben aber aus Wunsch meines Vater-, (
während wir beim Abendessen saßen, .
get-stark
,,Dieses simmer hat nur diese bei
den Tiiren «
»Ja
«Nebenan ist Jhr Schlaf-immer,
nicht wahr, in dein Sie bit els Udi
bertveiltenf«
««l«1.'·
«Die Verbindung-tät stan osseni«
a «
. «
« at Ihr Schlaszinnnee einen
zweiten Ausgangs«
«Rein«.
»Wenn also der Dieb ahl zwischen
e» und zwiils Uhr voll it rt worden
i , so hätten Sie ben ieb hören
müssen; benu« Sie waren a in der
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