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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 6, 1916)
Tosyntagiblatt de Staats « Art-zeiget und Herold. Ort duJäl ,er.Nb,Dsst«sta,de1-6.Jus Zwist Heu- i- Fett-. I Von U. Tartaruga. Um Mitternacht traf ich mit mei nem Freunde Max aus dem Ste phansplatze zusammen. Was war aber nur mit dem sonst o lnstigeni Gesellen geschehen? Der eltschnierzl stand ihm ordentlich auf die Stirn! eschrieben. uWas i denn loss« Zoragte ich teilnabmsvo , man ertennt Dich ia heute gar nichti?« ! »Ach, laß mich!« gab er mißmutig zurück Habe snich heute schon schrecklich geärgert.« ,Geld verlorens« »Nein nein das heißt gewissermaßen schon »aber das wäre es nicht« Also sonst geschäftliche Sorgen?« Auch nicht. Weißt Du, das kann rnan nicht so prompt beantworten, da müßte ich Dir die ganze Ge schichte erzählen übrigens, Du kannst sie ja hören: Als ich heute früh aufstund, war ei mirt ar, dasz ein besonderer Tag eingebrochen sei. Jch habe dag schon so in den Gliedern. Es sind das jene Tage, an denen man etwas Au hergewohnliches erwartet, eine Ueber raschung, ein Abenteuer, an denen man zu nichts und zu allem fähig ist, und wo man beständig wie ein Jagd hund au der Föhrte herumspürt. Bis oben s hatte sich nichts ereignet, stand also bei mir fest, daß der Abendspazierga nach Schluß der endlosen Arbeits unden das Ereignis bringen werde. Ordentlich ängstlich lies icb in der Stadt umher, guckte nach links, spähte nach rechts, als wäre ich Dionys der Tyrann und müßte irgend eines Mordanschlags auf mich gewärtig sein. Doch ei de gegnete mir nichts. Verwundete -Soldaten und Offisierr. reiche k liichts singe, erdgesessenes Wiener orso publitmn treuzte meinen Weg, ohne Ineine Aufmerksamkeit auf sich zu len en. Doch halt!« Was war dast! Jegt blieben die mir entgegentonimenden Leute-e stahen nnd wandten sich nach meiner Persönlichkeit um. Trotz Kriegtzeit zwirbelten die Sanguinis ter den Schnurrbart« die Blasietten veränderten wohl nicht den Gesichts auedruct, aber dennoch. sie vollsiihrs ten eine steise Kopfdrehung, die alten Herren tripdelten um ihre eigene Achte« es mußte sich um eine Dame handetn, obwohl auch einige Ange hörige des schönen Geschlechts Neu gierde bekundeten. Jch brauchte nicht lange zu suchen. Unmittelbar vor mir schritt mit dem Gange einer Königin eine wahrhaft junonische Frauengestnlt dahin. Sie war schlank, aber von jener gesunden Iorrnenschönheit. siir welche insbeson dere die alten Meister ein Verständnis besassen Das seitwärts gelegte Köpfchen, der elastische Schritt, die vornehmen Bewegungen, ich war ganz weg. Die Kleidung war dem Ernste der Zeit bolltommen angemessen: ein einsachej Kostiim, ungefähr nach dem Schnitte der Pslegerinnen, aber der art gemacht, dasz trotzdem sämtliche Reize der Dame in distreter Form zur Geltung tamen. Wer mochte sie sein? Jch zerbrach mir den Kopf. Ei was Besseres gewiß, das läßt sich einmal nicht lernen, das inu im Blute stecken oder oon Kindheit an » etibt werden. Ich oerdoppelte meine chritte, um ihr Gesicht zu se und -"erblielte eine entzückende Sihouettr. Ei war eine Blondine mit blauen Augen, zwar nicht« Seltenes, aber der Schalt, die Pitonterie sprach aus jedem Zuge, obwohl sie eine ein wenig müde, um nicht zu sogen anmaßende Miene sur Schau trug. Wenn sie mich nur angesehen hät tet itil-er alle meine Bemühungen waren vergeblich. Mitunter streifte mich wohl ein Seitenblich aber wenn ich ihn strenger beurteilte, mußte ich mir gestehen, daß er eigentlich dein Wesenlosen angehörte. . Batd hatte ich jedoch festgestellt, Naß vie Schöne von meiner unerhe tenen Begleitung genügend unterrich tet war. O, ich verstehe mich dar nui. Einem Kenner wie mit, wäre es nämlich nicht entgangen, daß die scheinbar harmlosen Blicke in die Schnuienstee nur meinen Entwick lungsphaien galten. Sie pflegte dann das Köpfchen etwas toten-ite geelich in denslacken zu werfen, wo durch ich umso weniger Lust empfand, die Verfolgung aufzugeben Nun bog sie in die Meissnqu ein. alles begasste fie, und fast hätte ich sie Unvotslchtigleit begangen, da und dort ungemütlich n werden, indem ich mit bereits einleeie, gewisse Vorrechte auf vie Dame u besisein siit den entscheidenden cheitt ivne es aber noch sit früh, zu viele Leute wären davon Zeugen gewesen« ich hoffte viel-l mehr, daß es mir auf dem stiller-en Schwarzenbergplatze gelingen werde, meine Gefsble darzubringen. Endlich waren wir dort angelangt. Eben als ich an sie herantreten wollte, wandte sich die Dame um. Jch lüftete meinen wohlgepliitteten Zylinderbut und begann: «Meine Gnädige . ..« Da traf mich ein Blick, der mir allen Mut nahm. Eine ihrer kühn geschwungenen Brauen hatte die Kleine verächtlich in die Höhe gezo gen, während um ihren Mund eins taltspöttifches Lächeln spielte. Mich bringt sonst diese Art der Koietterie nicht aus der Fassung, allein dies mal, weiß der Kuckuck, — ich begann wie ein fünfjähriger Graiulant zu ftammeln ,,,Na na, na«, sagte sie mit bem Gehoben eines überlegenen Prüfungstommissärs, der dem verlei genen Kandidaten aushelfen will, und dabei fixierte sie mich. »Pardon, meine Gnädige«, stot terte ich: immer noch den Hut in der hand, »ich berfoige Sie bereits ge raume Zeit ...« »Mit-er! Leiderl« unterbrach sie mich. »Es wäre schöner von Ihnen, wenn Sie den Feind im Felde fo hartnäaig belästigen würden. Jin übrigen, »1unger Mann«, feste sie in mütterlichem Tone fort, wobei mich dieses Junge-: Mann« brennrot wer den ließ, Jede-ten Sie fich, es ift heute talt, und Sie werden si ber derben, gehen Sie hübsch nach ause, tochen Sie sich einen Tee und sagen Sie: Es war nichts!« —- Jch stand da wie ein begossener Pudelt.. . Sie war fort...Zwanzig Schritte vor mir sah ich ihr tapriziöses Köpfchen leicht auf und niederwogen. Ja, was war denn dast« fragte ich mich. .Max, Max, du bist ja blamiert . . . blamiert .. .i!" Dann gesellte ich mich einer Gruppe von Passanten zu, wel e die Photo graphien der Tagesberii mtheiten auf sich einwirten ließen. Jch sah deut che und österreichisch « ungarische Heersiihrer und Staatsmiinner. Sa mariter, Szenen aus dem Felde, das heißt, ich sah gar nicht-, ich dachte bloß an meine Blamage und riß plötzlich aus mit dem bestimmten Ge fühle: »Du mußt Revanche haben!« Jch stieß mich durch die Leute, ohne deren Scheltworte zu beachten, denn in mir gab es nur einen Ge danken: Sie! Sie! .Sie« war aber verschwunden —, nein, sie stand vor einer Auslagr. Jch trat rasch hinzu, es besand sich ein Ehepaar in ihrer Nähe, und ich wollte mich keinem zweiten Korbe vor Zeugen aussehen. Es hieß also war ten. Die zungensertige schöne here war in den Anblick sunlelnder Bri lanten ganz versunken, nichts ver mochte sie abzulentew —- .Bitt’ schön«, flehte ein alter Bettler, der am hause lehnte. Jch beschloß, ihn site meine Zwecke auszunutzen. »Ja, mit Euch macht man mituns ter vose Ersahrungenl« sagte ich ziemlich laut. Das Mittel wirite, die Dame wandte sich um. »O, titss’ die hand, Frau Baro nin!« grüßte sie der Bettler. Eine Baronin war sie alsol Hatte mir's ja gleich gedacht. .Sie Armerl« antwortete die An geredete. «Haben Sie schon Nachricht von Jhren braven Söhnen im Fel de?'« Und dabei zog sie ihre Börse. Einige Leute blieben stehen. Jch griss zu einem versweiselten Mittel. Ohne meine Baronin scheinbar weiter zu beachten, begann ich eine Lobrede aus den Alten, im Berlause derer sich ein stattlicher Zuhöreclreiit bildete «Dteser Mann«, sagte ich pathetisch, «gehort nicht zu jenen Bettlern von sittosessiom die uns dann init ihrem Testamente itberraschen. Er gehört nicht zu jenen verschamten Armen, die 80,000 Kronen besitzen, aber nichts versteuern, nein, das Ungan verfolgt thn seit Jahren. Der Mann war ein wohlsituierter Kaufmann, der dem Yaterlanda treu gedient har. Die sinnen nahmen ihm aoer jegr aues bis auf seine zwölf Söhne, vie sämt lich unter den Fahnen stehen« um ih rem Kaiser und ihrer Heimat zu die nen. Und ihr Vater ist tein lleineeee help. Von dem, was ihm Mildtäs tige schenken, führt er täglich neun Zehntel file noch armere weichopfe ab, das läßt er sich einmal nicht neh men...'« I Weiter kam ich nicht. Man be gann den Bettler-, den ich zum ersten Male in meinem Leben gesehen hatte, zu bei-heulen Die Baronin toari nur einen gnädigen Blick zu und reichte dein Manne eine Zehntel-nen note. Jch entnahm sofort meiner Brieftasche zwanzig Kronen und reich te sie dem Bettler. Das Beispiel wirkte. Notl- ein gilt er Vlies und die Baronin chritt in e n Nehmt-aus« Ich itiirtnte sofort nach, aber Iie wandte sich um und li pelte mir freundlich e «Warten ie hieri« zu. Jch war glücklich. »Wie merk würdig doch die Weiber findt Man studiert sie nie aus.« So dachte ich und ing seelenver gniiat, gleich einem orhliter, aus und ah. So verging die erste Vier-» telstunde, dann eine zweite, dritte, bald toar eine Stunde unt — —- ich toar aufs höchste ungeduldig gewor den. Vielleicht wußte der Bettler nä here3!... Jch fand ihn nicht mehr. Nun trat ich in das aus und begann die Schilder zu l rn. .Zu wem mag sie gegangen seini« fragte ich mich. Da erblickte ich eine iBlaer »Freitvillig geöffneter Durch ;gang.« —- Ein häßlicher Gedanke fdurchzuclte mich» . Und als ich noch ’eine halbe Stunde umsonst gewartet hatte, war es mir klar, daß mich die Frau Baronin ein zweites Mal bla tnierl hatte. «Max! Max! Max!« rief ich wit tend aus und schlug — ohne Ziel — ein scharsez Tempo ein. Jch mußte mich beruhigen. Wahnwitzige Pläne fuhren mir durch den Kopf, ich fühlte eine Berserterwut in mir, die sich in irgend einem Zusammenstoße laut Luft machen mußte. So war ich in eine entlegene Vor stadt gekommen. Jch verspürte he reits namhaften Hunger. Das Essen hat mich stets milder gestimmt. Jch besuchte ein Reftaurant. Jn einem rleganten Speifezinmer nahm ich ei nen Platz. Jch fand nur einen ein zigen freien Tisch. Ganz in einer verborgenen Ecke, das war mir recht. Jch bestellte unsvirfch einen Hasen braten. »-oevaure", sagte ver Kenner, «ver ist reserviert«. »Also einen Rehriiiten!« «Pardon, ist leider auch reserviert!« «Ja, was heißt denn dass Ein schdnes Gasthausl So streichen Sie’s wenigstens von der Speiselarte wegk« Jch war froh, mit jemandent strei ten zu tönnem «Vielleicht ein Hahn angenehms« . «Meinetwegeni« Der Reliner ging. . . Ah, diese Ba tvninli Na« warte, du Schlange! Dich soll ich wo treffenlt Was-, Max, hattest du das notwen dig Da kam mein huhm Jch griss mit beiden banden darnach, ver stell ner zog aber, tückisch lächelnd, die Schüssel zurück. «Entschuldigen vielmals ich wußte nicht es war bereits sür einen Stammgast. . .« ,Wa—a-ag? Wieder reserviert?« »Bitte einstweilen etwas anderes zu wiihlen«. Damit steckte er mir eine Karte hin and ergris mit dem Hahn eiligst die Flucht. inter dem Füllosen verschwand er. Jch mußte einen Rostbraten verspeisen. Das verdarb noch mehr meine Laune, da es meinen Widerspruchsgeist erreg te·.. Dieses Weib!!!... Dieses Weib!!!... So erwartete ich meine Lieblingstortr. Der Kellner kam: »Bedaure, der Stammgast, mein herr...!« Er ver schwand hinter dem Füllosen. Jch begann fürchterlich zu schimpsen und verzichtete aus eine andere Suszigleit. «Beseblen vielleicht ein Stück Käse? Es wäre noch eine Portivn Hagen berger hier« «Gutl« brummte ich. »O, dieses Weib! Dieses Weib! ...« Als ich ausblickte, eilte der Kellner mit meinem Hagenberger vorüber. «heda!« rufe ich. Ein Achselzub ten und er verschwindet hinter dem Füllosrm Jch wollte mich überzeu gen, ob auch hinter diesem ominösen Jüllosen wirtli Stammgiiste wären, denn ich hatte enmal erlebt, daß sich die Kellner aus solche Art selbst das beste reservier en. Jedensalls hielt ich eine Bisttentarte bereit. Eben buschte ein Kellner hervor... Mit ein paar riesigen Sätzen war ich dort, aber in demselben Augenblicke taumelte ich zurück. An einem mit allen möglichen seinen Speisen bela oenen ztscye vesano sicn oie grau va ronin an der Seite eines alten her ren· Doch erstarrt war ich, als ich in diesem den Bettler wiederertannte, für den ich die erste Lobrede in mei nem Leben gehalten hatte. Er saß in einein eteganten Gesellschaftsanznge bei den Resten meines hagenbergers, der Mann mit dem leeren Magen und den zwölf Söhnen im Felde und würdigte mich bloß eines schnöden Seitenblickeö, während die Barvnin an meine-n huhne nagte und mich mit einer ebenso leeren als anmaßens sden Miene musterte, als sähe sie mich izum ersten Male. Das waren offenbar Vater und Tochter-, denen ich heute das Nacht-i mahl gezahlt hatte. Hier verzehrteni sie meine Lieblin ispeisew Tausend Worte drängten ch auf meine Lip pen, aber ich blieb stumm ... ich Its-ers dem Kellner ein paar Münzenl hin Und wankte zur Tür himqu ».. Bald lag ich in einein Autotoxi und fuhr hierher Ungezählte Winke streckte ich zwar unterwegs knei Ine Rechte nach dein Gummiball aug,l »un! dem Chausseur zu pfeisen, mir Jsehlte indessen die nergie ich llonnte nicht mehr zurück...« Hier endete mein Freund. Jch wollte ihn bedauern, zog es aber vor, in ein Gelächter auszubrechen »I, « per seiner-ne Zeuge. Eine Geschichte and Island von Gunnar Qunnatsson Ein Streifen slachen Landes zu beiden Seiten eines meilenlnngen Fiordeö —- ein schmaler Streif mit Felsobhängen und abwechselnd bunt len und schneebedeckten Bergen im hintetgrunde, und siedende Wellen des Meeres, die den scharfen, steiner nen Rund des Users umbmusen —, das ist das Strönder Land nn der Westtüste don Island. Jm Winter heult und faucht der Schneesturm ganz gottserbäcmlich, während er sich zwischen lippen und Steinen und über eiHbe eme Berge dahinschleicht, seine Stimme heiser von dem salzigen Atem des Meeres-. Jin Sommer aber scheint die Sonne, das finstere Gebirggnntlitz taut aus, und ein ganz freundliche Liicheln tann über die selsigen Ab hänge binhuschen — ein Lächeln, das im die strenge runzelige Freundlich teit eines zahnlosen Greisengesichts erinnert. Ja, selbst der alte Glei schervater bemüht sich — so schwer es ihm wird —, den tnlten Augen einen milden Ausdruck zu verleihen. Und der Fiord wird zu einem einzigen J srdblicyen Son-n-ierlliehelnL s ernern solchen Sommertage fanden zwei junge Menschenkinder einander. Und sür unberusene Au gen von einem großen Stein verbor gen, trauten sie den Wein der Liebe aus den rosenroten Leichen der Lei denschaft — den Lippen. Und viele Liebesschioüre tauschten sie aus. Und der Stein sollte Zeuge der heiligen, unverbriichlichen Bersprechungen sein, sagten sie; denn einen anderen Zeu gen hatten sie nicht Und der junge Mann erhob die Hand und redete. Und er schwur einen seierlichen Eid und sagte: »Solange dieser Stein unverrückt an seinem Platz steht, werde ich dich lieben, du einzige, und dir treu blei den-« Aber das sollte ein Gelübde seiner lebenslänglichen Treue und Liebe sein. Der Stein würde ja dort stehen, solange er lebte —- und noch lange nachher. Ja, der Stein, der sollte Zeuge sein. Nun, das mußte man sa sagen, ein recht annehmbarer Zeuge war er. Jn bezug aus Größe war er ein kleiner Berg, und was das Ansehen betraf, so ioarler der be tannteste Stein in Ströndz denn er war der Grenzstein zwischen dem Psarrhos und dern größten Bauerges höst in Strömt-Graun Und des wegen genoß er die sur einen Stein seltene Ehre, in einein Dotument im Archiv von Reyljavit bezeichnet und mit Namen genannt zu sein. Und die beiden jungen Menschen waren Lllsuy Sohn des Pfarrers, und hil dur, die Tochter — das einzige Kind —- deo lßosbesiszers aus Grund. Der Einwillignng ihrer Eltern zn ihrer Verbindung waren sie ganz sicher. Jbr gutes Auskommen wür den ste haben —- da ioar nichts irn Wege. Und die Liebe war vorhanden — sogar in einem recht ungewöhnli chen Grade. Bevor sich Alsut mit Oildur vers heiratete und das Gehöst des Vaters übernahm, hielt er sich den Winter über in Reytjaoil aus« hauptsächlich um ein wenig fremde Sprachen zu lernen. Die Landwirtschaft brauchte er nicht zu studieren, da er von klein aus mit Leib und Seele Landmann gewesen war. Aber mit der Gelehr samkeit war es immer schwach bestellt gewesen Aus Reykjavik drang das schänd liche Gerücht bis zu Hildur, daß Al sur mehr mit einer jungen, schönen Dame spazieren ging, als sich seinen Studien widmete. hildur nahm jedoch dies Gerücht mit der laltblütigen Ueberlegenheit aus, die es ihrer Ansicht nach ver diente, und hielt sich ruhig an den unverändert liebevollen Ton in Al »suri Briesen an sie. Ja, und sie IdachteS Wehe den Menschen, die elen den Klatsch weite-tragen und »Die kracht zwischen zwei junge Men chens tinder siien wollen« die einander lie ben, die aber das Schicksal sitr eine Weile getrennt bat. i — —- - Und Alfur kehrte im] Frühling heim und tvar eitel Löchelnl und Sonnenschein. i Jch habe dich nie so geliebt, sagtel er zu hilduy und ich sehne mich mehr nach der Stunde, roo du mein Weib werden wirst, wie ich mich nach der Seligkeit des Paradieses sehne. s Und Hildur errötete leicht, schloß ihm den Mund mit ihrer band und lächelte. - s — Das sind sündige Worte, schalt ssir. Aber sie sand, daß es schöne iWorte waren. Und sie glaubte ihm und war glücklich. —- — — — Sie heirateten und lebten glücklich miteinander-. Und die Jahre vergingen. — — Sechs Jahre später tehrte Alsur an einem frühen Lenztage aus der Handelsstadt mit einem Brief heim, den er Hildur vorlas. Der Brief war von einer Dame. Sie schrieb, ob sie ihr nicht aus einen Monat eine Kammer vermieten und sie belästigen wollten; ste habe die Absicht, so lange Ferien zu machen, und möchte gern Siriind sehen, da sie so viel von der eigentümlichen und großartigen Schönheit der Gegend gehört habe. Sie ließ eine vorsichtige, aber tei neswegs zufällige Bewertung über ihre alte Bekanntschaft mit Alsur fallen. Und Alsur erzählte, er habe sie in dem Winter kennen gelernt, als er sich, um Sprachen zu studieren, in Reyljavit aushielt. Hildur sagte nur wenig, wider setzte sich jedoch nicht, die fremde Dame auszunehmen, als sie hörte, daß Alsur geneigt sei, Ja zu sagen. Aber ihr fiel plötzlich ein, was sie vor sechs Jahren gehört, aber voll ständig vergessen hatte — woran sie in allen diesen Jahren nicht gedacht hatte. Die Frische verschwand allmählich aus ihrem Lachen. Sie ging still umher, als wenn sie nur lausche und warte. Und in ihren Blick lam ein eigentümlich schmerzliches Jndieserne schweifen. uno wenn Aqur ne wie owner liebtoste, sah sie ihn ganz verwundert oder fragend an —- oexfuchte, es zu verbergen, was ihr jedoch nicht ganz gelang. Und sie erwiderte seine Lieb tosungen nicht mit derselben Wärme und unmittelbaren Jnnigteii wie bis her. Alfur empfand das und verstand es nicht« —- -- — Die Dame kam. Solveig hiefz sie. Aber ihre Anwesenheit erwies sich durchaus nicht als geeignet, Hildur zu beruhigen oder die Disharmonie zu verscheuchen, die sich in das Ver hältnis zwischen Alfur und sie ein geschlichen hatte Wohl war Solveig sehr aufmerk sam gegen sie — fast gesucht freund lich. Aber sie legte doch offenbar mehr Wert auf die Gesellschaft ihres Mannes, namentlich wenn sie ihn für sich allein haben konnte Ein paarmal hatten Solveig und Alfur den alten Pfarrer, Alfurs Va ter, besucht, Hildur hatte sich gewei geri, mitzugehen . . . Daß Solveig Alsurs Gesellschaft, den sie aus alter Zeit kannte, der HAme die ihr ja fremd war, vor zog, würde die junge Frau weder er staunt noch deunruhigi haben, wenn sie nicht gefühlt hätte, daß die beiden Geheimnifse miteinander hatten, von denen sie ausgeschlossen wurde. »Das ist ja leicht zu begreifen!« lachte sie kalt, wenn sie allein war und darüber nachgrübelte. Und in der Verzweiflung ihres Lachens däm merte Wahnsinn. ————— Ein lleiner Bach hatte sich im Mor gen der Zeiten einen Weg hoch oben von dem ewigen Schnee über die Felsabhänge bis hinab an dag Meer gebahnt. Sein Weg suyrte an dein srnher erwähnten Stein, der Grenzscheide zwischen den Aeiiern des Psarrhoies und Grund, vorüber an Himan und Alfurs steinernein Zeugen. Er hatte sich im Laufe der Zeiten »ein siir einen so kleinen Bach verhalt nismäßig tiefes und breites Bett ge rnben. lind er grub nnd grub, als habe er die Absicht, so lange zu gras ben, bis er ein See —- vielleicht gar ein Weltmeer —- siir sich wurde. In dem Frühling, nls Solveig nach Grund kann riß er plötzlich ein gro ßes Stiict Erde weg, mit dem er bis-s her nicht so recht nnznbinden gewagt, das sich aber seit vielen Jahren als. Landzunge in sein Bett hineingescho-; ben hatte. Aber gerade aus dieser Landzunge stand der steinerne Zeuge. Der Bach spülte, vor Schaden sreude glucksend, die Erde darunter sort, so daß der Stein den Halt ver lor und mit einem ingrimmigen Dröhnen hinabrollre und sich mitten im Bett des Baches zurechtlegtr. Aber dort blieb er vorläufig der Stürme. Der Bach mußte sich hübsch darin finden, seinen ebenen Laus zu unterbrechen und zu warten. Und einmal über das andere mußte er auf seinen eigenen Rücken hinauflriechen, um endlich über den Stein hinweg skornmen zu können. ! So ging ein Teil von dem ehrgei ’ igen Traum des Baches unfreiwillig »in Erfüllung, indem der Stein ihn sfiir eine Strecke in einen See umge-. iwandelt hatte. ————— i Als hildur am Morgen, nachdem dies geschehen war, hinauskam, dek !mi,ßte sie sogleich den Stein, denn er gehörte zu den Dingen, die sie häufig anzusehen und zu betrachten pflegte. JSie rieb sich die Augen und sah ge Ynauer nach — der Stein war und blieb weg. Dann ging sie hin, wo er gestan den hatte, und sah, daß er hinabge rollt war — tief unten in dem Bett des Baches lag. Da begann ihre Brust schwer zu wogen. Sie brach in ein wildes, trampshaftes Lachen aus-. Und dann zerrte die Rasende ihren Trauring vom Finger und warf ihn von sich. Er tlirrte gegen einen Stein, sprang in die Höhe und fiel mit einem kaum hörbaren Plät schern in den kleinen See, den der Stein gebildet hatte. Hildur aber wandte sich jäh um und ging. —- — Es war am selben Tage. Hildur stand in der Speisekammer, im Begriff, Butterbrot für die Leute zu streichen. Sie hat weder ihren Mann noch Solveig seit dem Mor-, gen gesehen, e e sie hinausging, um sich nach dem erabgestürzten steiner nen Zeugen umzusehen. Da wurde plötzlich die Tür zu der anstoßenden Küche ausgerissen, und einer der Knechte kam herein, die kleine Runa, Hildurs und Alfurs fünfjährige Toch ter, triefend naß und halb bewußtlos in den Armen. »Ich jay ne in den Bach sanen und lief herzu, so schnell ich ionnte,« erklärte er atemlos. Gleich hinter dein Knecht kam Solveig gestürzt und warf sich zu sammen mit der Mutter über das halb bewußtlose kleine Mädchen. Und sie jammerte: «Wo ist mein Bruders So ruft doch meinen Bru der!« Eifrig war sie hildur behilf lich, das Kind zu entkleiden. — »Ihr Bruder?« Da wurde Solveig dunkelrot. Und plötzlich bemertte Hildur die auffallende Aehnlichkeit, die zwischen Soldeig und Alfnr bestand. Klein-Runa erholte sich schnell und wurde zu Bett gebracht, um warm zu werden. Jhre Mutter setzte sich auf den Rand des Bettes —- ihr Vater und Solveig saßen auf Stühlen da neben. i Da öffnete Klein-Runa plötzlich die Hand, und lächelnd zeigte sie ih nen einen goldenen Ring. Und sie jagte: »Den sah ich da un ten ini Wasser, und ich wollte ihn herausholen, aber es war zu tief, und da fiel ich « Hildur errötete glühend und griff Inach dem Ring Und sie wandte sich plötzlich an Soloeig uno fragte: »Sie nannten vorhin meinen Maria Jhren Bruder? Sind Sie Geschwister?« ; Soloeig erklärte stockend, daß es sich so verhalte, aber es sei ein Ge heimnis, das zu bewahren sie beide ihrem alten Vater hatten geloben müssen. Solveig war noch nicht zu Ende mit ihrem Bericht, als sich Hil dur schluchzend an die Brust ihres Gatten warf und flehte: »Bei-geil mir, Alfur. Jch habe so schlecht von dir gedacht.« Alfur antwortete nicht, nber et hob den Kon seiner Frau empor und küßte sie lange nnd innig auf den Mund. Nut.... »Nicht-I neues, nur Vlrtissricchrr ..« So imtichc Zusthz häufig im Gcixci·alj1av—5bcricht. Mir aller weiter vor Ewlz sich die Brust, Ecn Deutscher zu sein — welch Eli-C welche Lustl »Amt« :’lk-tillkricfc1ch-l —- Tsc Zänwlcn der Hölle Pmssssln herab auf dke Gräben ts Wälle. Ihr aber? — Ein Uml)rln, von Angss feine Spur. .. Habt Tant, Ihr Helden, fur dieses »nur l ——-—-. —- Vetplappert. Haupt-· mannsfmu Cum Burschen): Sie machen ja ein so vergnügtes Gesicht! Sichetlich hat Jhnen die Minna et was Feines zum Abendbkot vorge setzt? . Bursche: Jawohl, Fm haupt manaL Die Hufenteulr. die der Herr Hauptmann stiegen und die Kost ge stohlen haben sollte! —- Kühnes Bild. Verwandten Jhr fchleppt im Felde in Eurem Tok nisiek wohl nicht wenig mit Euch herum? Feldgtauer: Und ob! Solch ein Soldatentornistrt M der keine Möbel wagm auf dem Wet