Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 22, 1916, Sonntagsblatt, Image 12

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    xrr Me- ein-.
san-san ans Oft-stet- nö Zwecken-tosen
von Iris Ren
(8. Fortsetzung.)
XaeterÅ sagte Wolf kraft, .die
Verhältnisse liegen Fest anders als
vor acht Tagen. Jegt können wir
nicht mehr daran zweifeln, was uns
bevorsteht, wenn wir fqntzlos zurüc
lneibein Du bist eine alte Fun, dn
mußt wissen. was du tust aber du
ynn kein RO, Chrinels neben oder
noch meer m Gefayr zu dringe« Du
Tun wol-l auch nicht dedacht, daß du
M für mich durch dem Viert-leiden
die Gefahr ver-größern Denn das
page ten dir: Ich -ipringe jedem
Umser an die dienl» der dich oder
entinel dele:digt. Selbst wenn ich
weis, daß ich dafür km nnchnen Au
gen«-un an die Mauer gestellt und
etxcrzonen werde.'·
»Ich geye nur von hier weg, wenn
du Inutonnnn."
»Das kann ich nitlptMntlerm Die
Begoiden nett-agen, daß wir hier
dletren und ein-Halten . . Und ne
nahen recht, denn tros aller unteren
verschonen die Runen doch meinen
dte wer-ande, wo die Bewohner drin
geblieben nnd, während ne Jedes leer
fsehende wrdnude anscheinend grund
frgltey niedtvrenneik sey will auf
ue Menschen« die ans Angst fliehen,
innen Stein werfen, ader wer oen
Deut pi, foll hier bleiben«
.Und wir haben den Mut nicht
many Chriftelk
«Ehrinel bitte ich ganz aus dem
Spiel zn unen. Quruder daden nur
iyre Eltern zu bestimmen Und ich
werde noch heute nack; Undreaetoalde
tut-erretten, nn- zu veranlassen, daß
Odrinet nat-; Haufe geholt und mit
genommen wird, wenn ’ihre Eltern
wean-nen
or km am Nachmittag wirklich
rul- andreuswalde und tehexe ern
adeeipi zurück Bei der Mutter ließ
er krch nicht mehr sehen. Und ali er
es anderen Morgen zum Iruhitlicl
lam, hatte er eine kalte, undurch
dringlrche Miene ausgesegt Er
sprach auch nur das allernouvendigne,
nnd aus dre Frage der Mutter, ob
vyrisrel nach Pause müsse, hatte er
mer ern harre-ex ,.-eein".
Die Tanee hatte ihm aus seine
dringendenVorstellungen geantwortet,
ne woue siq die Dache überlegen,
visr.åuitg sei doch noch reine Geiohr.
Und Onkel, der still vor sich yea
bruteno in seinem Zimmer sag, hatte
ihm endlich nach langen Drangen
unt milder Stimme geantwortet, er
könne far, nicht darum , kümmern.
Wolf hatte den Eindruck mitgenom
men. das-. Christen Vater nicht mehr
rn vollem Vesig seiner Geiste-ernste
sei.
Eine Stunde später trat Ehrisiel
m sein Aroeiiszimnrer »Wenn hist
du rnir böses Weshalb erzäljlst du
mik’"nicht, was meine Eltern gesagt
haben?«
Sein Gesicht sah aus« als wenn es
erstaunt wars »Mitte, Cytifiel,
n, have mich deutlich genug ausge
drxlar. Jch lann es nicht hindern,
daß du« der meiner Miene-r bleibst. Jtn
vorigen stelle ich die anheim, selvst
deine Eltern zu befragen.«
- »Das werde ich nicht tun. Jch wer
tse mich sogar dagegen wehren, wenn
sie nun) mitnehmen wollen. Jch bleibe
aus nue Fälle bei deiner Mutter. Bei
bit ist es nur Halsstarrigteii, naß
du yierbieiben willstck
»Du bist wenigstens aufrichtig,
ChristeL Dann sage mir aber auch,
weshalb die Mutter sich nicht in Si
cheryeit bringen willf«
»Ich denke, va- esnntest du wissen,
Wolfieins Aug großer Liebe zu
bir. Und da mußt bu alt Sonn
nuchgevem anstatt durch deinen Eigen
jinn one Leben beiner Mutter zu ge
worden Jch mein-: ein Menschense
ben, das Leben einer geliebten Mutter
in doch mehr wert als das bischen
Hub und Gut, das bu aller Wahr
scheinlichkeit noch erseht bete-musi,
wenn ee perioren geht« «
»Hältst du mich für Reinlich baß
mich nur die Sorge uni meinen Be
siy hier fesselif Rein-Christen ich
muß biet festhalten und zu bewahren
inwen, me in seinen Kräften siebt,
san-it unsere Sirup-ein wenn sie vie
Rassen seien-schlagen sollten, hier noch
was vorfinden was sie sicher sehr
brauchen werden«
P VI I
- Ein warmer Sommetabend lag
auf der Erde. Die Offiziere fußen
mit Wolf auf der Veranda und de
spkachen in froher Stimmung die
Nachrichten die mit einem Pack Zei
tungen aus Könkgsbekg getonunen
waren. Das Eint-ringen ver deut
schen Truppen nach Kalisch und Ren
stochau, dei Einmal-ich in Belgien
wurde mit klingenden Gläsern ge
jetetn Auch den Dtagonetn waren
die guten Nachrichten schon mitgeteilt
worden. Man yörte sie auf dem
hof lachen und fingen. Ein Gefreitet
hegtettete die Lieder auf einer geo
ßen hanbwmonitm die tote etne He
set tue-H
Ilde verstummte die WH
teir. cis-e nach dem anderen ver
IW sich tn det Scheune auf
des-f « auszustrecken such
, W eben im sei-W
- «- mit Es Sco- ett m
III
D
Hen. als dee theistee einen Jun
Sen beachte, einen beifügen Schlcngsel
von dächstens zw? ls J-hten. der
Ida-Gans den Deren Odeetoenmaw
bin-enden sprechen wollte. Der
Junge sähe-te sein Zweimd an der
Ritteneistek von derbe-de erhob
»sich .Was wiltß du« mein Jung-ef«
. Jes, Heer Offisiey H bin keim
men. Ihnen zu etzähtem heute nach
enittag kamen die Kosaken in unser
Dorf und haben es til-gebrannt Drei
Menschen haben sie totgseschsosseu Und
stehe ais zwanzig ,e sage-genommen
Auch meine Eltern nd eine Schwe
ster. Die hoben sie wegkdencht nach
der Grenze zu. Wahrscheinlic- bi
nach Ausland keins
»We) ist das geschehenf
»Ja Listen, Here Ofsiziet.«
Riemann-: bin Ich, damit du es
weißtf Einer der Osfizjeee hatte
schon seine Karte vorgenommen und
ausgebreitet Ohne Scheu trat per
Junge heran und wies mit dem Fin
der aus die Kam. »Hier liegt unser
Dorf seitwärts von Bkalla.«
»Junge, du kannst Ja schon eine
Watte mens«
»Na, Heer Nin-nisten ich gehe
doch schon sechs Jahre in die Schu
1e' «
.No, nnd nun bisi du hergekom
men, um uns das zu meideni'«
»Ei, nein, here Rittnreiner, noch
viel mehr. Die Aussen sind des
Abends nach Maßen gerieten. Da
haben sie nicht weit von dem Weian
auf dem Stoppelfeid ein Lage-e aufge
geichingen.'
.So, fo! kannst du mit vielleichi
sagen, wieviel Mann ej sinds«
.ES waren dienend-sechzig Mann.
here Rittnreiften Drei peoxqien find
mit den Gefangenen zurückgeriiteW
Also sind noch sechzig Mann. Jch
lag hinter einein Hernach nnd have
sie genau gezählt als sie vorbeititien·
Dann hoiie ich inein Rad vom Feld,
wo ich ej verstr.it hatte, und fuhr
ihnen nach.«
«Dns war aber rollt-ihm mein
Junge!·
»Ach wo, die hunde waren ja
schon halb betrauten, als sie von Lis
ten wegtittei.. Sie nahmen aber noch
einen Wesen mit, daran haben sie
aufgeladen: ein ganzes Ohne Spiri
tus, ein Sehn-sein« drei hannnei und
so oiel Brote, wie sie in den häusern
fanden. Gleich .nie sie das Lager
aufgeschlagen hatten, fingen sie auch
schon an, Schnaps zu sanfen. Und
die Tiere haben sie geschlachtet und
Fleisch gebraten
«Erziihl niir mal, wie sie das La
ger aufgeschlagen haben-«
.Ra, bier Mann haben mit deni
Wagen Stroh aus Masten geholt, die
anderen haben kleine Pfähle in einer
Reihe eingeschlagen und die Pferde
mit halftern angebunden. Dann
haben sie trockenes Holz arnnoeise
von einein Gebiift geholt und Ei
mer voll Wasser und haben die Pfer
de getränkt. Und andere haben Lö
cher gegraben und haben Feuer ange
macht."
«Junge, wie hast du das alles-aus
gelundfchaftet?«
»Ich war über die Wiese ganz dicht
bis an fie rangelrochen und lag bin
ter einein Weidenftrauch.«
»Und weshalb bift du nun herge
tonnnen?«
Mit blitzenden Augen erwiderte
der Junge; .Jch habe mir so ge
dacht, wenn unsere Soldaten bag
wüßten dann tönnten sie sich fein
ranschleichen und die hunde alle tot
schießenf
Die Rassen haben doch sicherlich
ringsum Posten ausgestellt?«
.Ach wo, Derr Rittrneifter, nicht
einen einzigen. Zweimal haben sie
drei Mann weggeschictt, «aber die Ia
tnen bald wieder. Da habe ich, als es
dunlel wurde, mein Rad bis zur
Chaufsee geführt und dann heidi.
losl«
«Sollten in Bialla teine Rassen
seini« fragte der Rittineifter, zu den
anderen Ofsizieren gewandt.
«2lch wo,« here Rittaeeifter', fiel
der Junge ein. «Jch bin ja d durch
Bialla getonunen und den
Nachtwächter getroffen. Genera toar
eine Ko atenpatrouille da, aber heute
keine. ie tönnen mir wirklich glau
michtiithebiedichtqudie
Rufsen ran, und dann sonnen Sie
vom Berg runter .n die hunde rein
pfeife-III
Eine Stunde später ritt Leutnant
Lorterinofer mit zwanzig Dragonern
ab. Der Junge fuhr auf seinem
stat- ibnea nett voran-. Der Mond,
dessen erstes M sich gerade vol
lendet hatte. M hinter- stnent lich
ten Wollens am hist-let und
W f- l,Licht das db Dra
gonee Stab retten tonnten. Vor
den- Sulimnren part-te
der ans Reiten M
schon M IW Wah
ren. in Ordnung, present
unt-«
Ebenso erwartete er die Dragoner
vor der kleinen Stadt Rollen deren
wenige Straßen et schm- abgefalzten
hatte. Eine halbe Stunde später
stand et neben seinem Rad auf der
Ehenssek «Jett müssen wir hier ab
biegen auf den Lastde here Leut
nant.«
Der Morgen graute bereits, als die
erste Salve der Deus-met trachte.
Auf die tueze Entfernung von tmun
hundert Mete- hatte fast jeder Schuf
getroffen. Die Rasse- sprmtges H
und tieer wie Damens die es der
Drehttantheit leidet-. schreiend mess
ykuw hin use dek. Einige m(
den Pferden rissen N los and fes-(
ten davon. Wie dk Toten hat-tust
die Kehre-, sitt-M vermutes. es
tiefster-I Wie-f getesew -Uud wie
Idte Fliegen unter dem Schlag dek
IKlatIche steten sie unter dem Soweit-:
teuer der Ausspruch Zu zweien und
ldreien schwangen sie sich auf ein Pferd
Hmd verschwanden in der Dämme
rung. Die metftes liefen zu Fuß weg,
sehne Lanze und Kombina. Ja selbst
den Säbel warfen sie weg. um schwi
Icet laufen In können. Mehr all
Idteißig Mann lagen tot oder schwer
’vetw.:ndet auf dem Fetdsr.
Das war der Uedetfall bei Ma
sten
Dek kleine held kehrte mit den
Dtagonetn nach Daltowen zurück
und blieb dort. Em Iixet Junge. der
sich fortan all zu den Soll-atra gehö
rig betrachtete und von ihnen verdut
fchclt wurde.
Am nächften Tage traf eine av
teilung Feldartiilerre in Andreas
kvolde und Dattowen ein. Man
plonie auf deutscher Seite einen ftars
ten Schlag gegen die Waffen, die jetzt
täglich nicht nur die Stadt Brach-,
sondern auch die großen Dörfer Su
limmen und Dei-galten schwer heim
fuchten. Jn Bis-un hatten-sie an ei
nein Tage acht friedliche Einwohner
erfchoffen. Jn den Dörfern eine An
zahl Gehöfte eingeiifchert. Auf der
Chauffee zwischen beiden Orten har
ten sie zehn Gutsorbeiter der anuine
Drygnlien, die mit vierzehn Pferden
einen gansen Drefchfatz noch dein
Gut Kaltfchten transponiertern über
fallen, Männer und Pferde nieder
gefchossen und die schweren Maschi
nen in den Ehouffeegtaden gestürzt
Früh am Morgen erfchienen im
fere Truppen in anfehnlicher Stätte
vor Vielta. Die Ruffen seiten sich
bis zum Dorfe Stodden zurückgese
gen und den Rand eines bewaldeten
höhenzugej befest. ·Sie« hatten fnach
clllc UMUIUII Ucculcklc, Mc III
auffallend schlecht schoß Unsere
Feldgrauen schossen besser. Nach tur
zer Zeit toaren acht russtsche Ge
ichüge total zertrümmert, und eben
soviele wurden etbeutet, als unsere
züftliere einen Sturntangtiff auf die
hoben machten· Jn wilder Flucht
jagten die Rassen zurück, von unse
ren Dtagonern start bedrängt und
zusammengebauen Um fünf Uhr
nachmittags zogen die Sieger wieder
in Bialla ein. Die erobetten Kano
nen wurden auf dem weiten Martts
plag aufgestellt. Alle Einwohner,
jung und alt, strömten aus det
Marttplag zusammen. Die Mill
tiirlapelle des Jnfanteriereginrents
spielte »Nun danlet alle Gott', dann
das JNiederliindische Danlgebet«,
dann einen flotten Marsch und zus
lett .Deutschland, Deutschland über
allei«. Das Lied fangen die Sol
daten und alle Einwohner.eniblößs
ten hauptes mit. ;
Dann begann ein geschäftiges Trei
ben. Alle holten herbei, was sie noch
an Vortiiten besaßen, unt die Sieger
trästig zu bewirten. !
) Das Gefecht hatte uns nur sieben
IVertvundete gekostet, von denen al
llerdings fünf in den nächsten Tagen
libren schweren Berlesungen erlagen.
fSie wurden unter allgemeiner Teil
snabtne der Bevölkerung auf dein
Friedhof der Stadt tnit tnilitiiris
hchen Ehren bestattet. ’
f Ein Teil der deutschen Trupme
blieb in Bialla stehen, die anderen
zogen wieder in ihre alten Stellungen J
i zurück und befestigten den Höhenrand, f
der eine gute Verteidigungelinie bot,
weil davor ein großes Wiesengeliinde"
lag, dessen futnpfige Beschaffenheit
den Feinden ein Bordringett stunk
mindesten sehr erschwerte. Von dte
Jnsanterieofsizieren toar nur Kurtl
Stutterheitn leicht verwundet. Die(
feindliche Kugel hatte dicht iiber detn
linten Ohr die Kopsbaut in einer
Länge von etwa drei Zentimeter aus- f
gerissen » ;
erheblichen Blutverluft verursachte,
war Kurt an der Spiye seines Zu-’
ges lieben und hatte mit seinen
Fiisili ten acht russische Geschiiye er
obert. Erst nach Beendigung des
Gesechteg hatte er sich von einenr Sa
nitiir verbinden lassen. Alle Kame
raden hatten ihn herzlich beglück
wünscht, denn er tonnte bei der Ber
wundung wirklich von Glück sagen:
einen halben Zoll weiter nach der
Kopsseite, dann lag er mii zertrüm
merteni Schädel irgendwo ans dein
Schlachtfelde. Aber nun winite ihm
als einein der ersten seines Regirnenti
das Eiserne Kreuz zum Lohn für
seine Tapferkeit.
Frau Brettschneider stand rnit ib
ren Töchtern vor der Tiir des Gutt
hausei, um die Sieger mit einem Blu
mengruß zu empfangen. Als Kurt
unter den Offizieren mit verbundene-n
Kopf nnd ziemlich bleich anges itten
tat-i, schrie hedwig laut aus: net!«
Im nächsten Augenblick slog ste, alles
unt sich ver ssend, in seine geöffneten
Inne, dies ich um sie zusammenschios
l TIOZ Des BUWUUVUUQ Mc clllcll
ieuoidsie Kameraden traten weil-. Uns
allen Gesichtern lag eine feierlich
still-rang denn d- por ihnen hatte
bemächtigei Schicksal eben liber;
XENIEN wes-M Wicht
III-r Its-M ists Leben aus«-Zugs
ftict Mias- lsstt sich CIW M
statt- stmeu und fah sich vers-Im
ist steife Ita. dau- flq sie thie
Mvtm an die Brust, vie sich W
fcheu m ihm Ueberraschung erholt
hatte und jest auch Kntt die Hand
entgegenstreckte
Ork- hquaya ein Glückwitnscheu, bis
det Oberste-dient sich ins Mittel legte
nnd m glücklichen Bräutigam ak
tetisette, um ihn ins Bett zu sieden.
Wolf war am Nachmittag, all der
Kanonendouuee aufgehört hatte, nach
Stallk- gekitten nnv hatte die erhe
begde Siegetfetet auf vem Matttplas
mit erlebt. Auch seinen Bruder hatte
et gesehen und tutz gesprochen. Dann
war et nach hause geritten, um vie
Mutter von Ratt-Z Betwunduag zu
venachtichttgem
Eine halbe Stunde später kam
Frau Stuttetheim m Wotfi Beglei
tung angefahren. Der Wogen hielt
noch nicht« als auch schon hedivig
ans dem Hause geitütmt kam. Laute
Mathilde, liebe Laute, weißt du noch
nichts Wir hoben uns verwth Ach,
ich bin ja so unaussprechtich glüc
lich.«
»Im uede Maidilde," sagte Frau
Brettichneidm die even aus der-Tür
trat, «unsece Kinder haben sich zu
sammengesunden. Vor alten Visi
zieren ist di er Hist-Ins hier deinem
Jungen um n Hals gefallen. Ma
lyilde,« schrie Frau Brettschneider in
demselben Augenblick, »Matdtlde, was
ist mit dir. du kannst sa mit einem
mal gehen?«
Frau Stuiterheim hatte sich in ih
rem Stuhl, den Wolf ans dem Wagen
geschoben hatte, aufgerichtet und
schritt ohne Hilfe aus die Freundin
su.
Wenige Minuten später saßen seine
Mutter und seine Braut an Kurt
Bett. Er lag still und bleich, von
dem starken vlutverlnst etwas matt,
in haldsihender Stellung. Illbee aus
den Augen strahlte ihm das Glück.
Er hörte lächelnd zu, wie Hedwig in
Three schelmischen Uri, hinter der sich
ihr Gemüt immer zu verstenen pfleg
te, der Mutter erzählte, wie Kurt ne
am Abend des Mobilmachungstngeö
mit Gretei hilse in das Wohnzimnier
gelost nnd dort überrumpelt hatte.
O O f
Nach der Schlunde, die sie bei
Bialla erlitten hattet-, waren die Rus
sen aus dieser Gegend verschwunden.
Ader durch die Errundungsfiiige un
serer kühnen Flieget wußte inan auf
deutscher Seite, daß sie große Trup
peninassen bei Sutvalti sammelten.
Jedenfalls um einen Vorstoß gegen
ragen gu machen, wo ein engpaß,
der durch die rnasurischen Seen din
durchsiihrt, durch die Festung Boden
gesperrt wird.
Der zweite Engpaß, der sich bei
Rudzanny unweit des Städtchens Jo
bannisburg befindet, wurde auch be
reits durch russische Truppeninaffen
bedroht, die sich unter dein Schuß der
Festung Loniza am Ufer des Ytarew
sammelten. r
Die Offiziere der deutschen Regi
tnenter, die in den beiden Gutshöfen
lagen, waren sich nicht im Zweifel
darüber, daß dieser Engpaß, an def
sen Befestigung mit fieberhafter An
strengung gearbeitet wurde, unter al
len umständen und selbst mit den
größten Opfern gehalten werden
müsse. Schon in allernächster Zeit
tonnten sie erwarten, ebenfalls dort
hin beordert zu werden. Dann mußte
der ganze Landstrich von der Grenze
bis zur Seentette fchußloö den Ruf
fen preisgegeben werden.
Am Abend des 18. August tani
der erwartete Befehl, der die Trup
pen schon vorbereitet fand. Zuerst
brachen die Dragoner aus Daltowen
aus, die sich beim Abschied in rühren
der Weise filr die gute Aufnahme
bedankten, die sie alle in dent gast
freien hause gefunden hatten. Dann
marschierte die Jnfanterie ab. Und
hinterdrein folgte die Urtillerir.
Jn Andreatwalde war alles zur
sofortigen Abreise vorbereitet. Das
größere Mit war schon einige Tage
vorher in einein vierspännigen Wagen,
der über Urys nach Styrlaa fahren
und dort die Gutsberrfchaft erwarten
sellte, fortgeschiitt worden. Nur die
nötigsten W waren in deni Auto
untergebracht, das schen wartend vor
der Tür stand, als die Artillerie auf
der chaussee dorbeirasseltn
Jn der Aufregung hatte man sich
nicht um den Gutsherrn getiimmert.
Ati feine Gattin bei ihm eintritt, faß
et iin Schlafrock und Pantoffeln wie
immer vor feinem Schreihtifch. Die,
Aufforderung sich schnell Rock und
Stiefel anzuziehem liefz ee unbeachtet.
Da ftiikmte Grete mit den Sachen zu
ihm herein. Schweiger ließ et fich
von the ankleiden. Aber als sie ihn
unter den Arm faffen wollte, um ihn
aus dem Zimmer zu führen, fttäubte
er sich und ftieß ihren Arm zurück.
Vergebens bestürmte ihn sein Lieb
lling. Er schüttelte nat den Kopf.
»Ich bleibe hier,« etlläete et mit fei
;ner »leifen, ahet ruhigen Stimme.
’ »Das geht doch nicht,« rief Frau
iseettfchneider in heller Betswei lang.
,Mann. hegtei du denn nich , daß
wie dich hiee n t allein sutiicklaffen
könne-ti«
»Ich bleibe hier, liebe Mief
«Iäa, nun agt bloß, Kinde-, was
sollen wie dein Vater mach-P
Mr mitifen ihn ins Iute sein-.
Egert. ckb er nun will oder til-bis ersf
swiderte Damen energisch. Mater lstf
entschieden krank nnd weis- nlcht, Ida-»
Ler tut.« s
s »Jo, du baß recht, ineln Mal-. IN
fwerde den Chanfseur und Brinlniannl
;bitten, uns zn helf-is
I Nun folgte eine traurige, unein-l
genebrne Szene. Die beiden Männetj
schen-m sich, ihren ibmn ausfallen-?
nnd versuchte-. ihn durch Zureden
»zum Einflergen zu bestimmen. Erst
Hals die Gntjderrin ei ihnen mit allein
Nacht-tun befahl nnd fede Verantwor
tung aus sich nehmen zu wollen er
klärte, griffen sie zu. Der alte here
ftriinbte sich, soviel er konnte, aber
als er im Ante saß, schien er sich in
sein Schicksal zu ergeben.
Die Szene hatte reichlich eine halbe
Stunde gedauert. Mittlerweile war
yed dunkel geworden. Der Cbauffenr
fleetie die Laternen an und drehte die
Mündung an. Die Leute, die sich vor
dein Gntsbcnife versammelt hatten,
Hosen schweigend ihre Mützen. Der
fWagen feyte sich in Bewegung und
sfubr langsam über den Hos
Hinter dem heftet schrie eine bar
jsche Stimme: «Stoi!« Ein eigentl
ischnß tnallte in die Luft. Sofort
;lqnien ddn allen Seiten Reiter ange
Hprengt, die den Wogen umringten.
»Der Chanffenr hatte, von dem Schuß
zeingescheichtern den Wagen auf der
JStelle angehalten
Frau Brintinann bog sich aus dein
lFenster und schrie ihn an: «Fahren
Wie doch zul«
« Jni nachsten Augenblick erschien im
Lichttreis der Laternen ein Ossizier
zu Pferde. Ei war Gras Tol
pig g.a
Vanna hatte, cilj sie ihn ertannte,
schugsucheno Vedwigi Hand gesaßr.
Sie zitterte an allen Gliedern. Den
meisten Mut hewies Grete. »Ach,
There Gros, " ries sie ganz munter, »ein
jietliict dasz wir Sie tressen, besehlen
lSie doch den Soldaten, das sie uns
Iden Weg seeigeven, damit ivir weg
sahren tönnen. Der Vater ist so
traut, und hanna ist eben ohnmcich
tig geworden-«
s Tolpiga war vom Pferde gestiegen
lund an den Schlag getreten. »Das
stann ich nicht, mein kleines Fräulein.
Aber siirchten Sie nichts, meine Da
;men, Sie stehen unter meinem Schutz.
»Ich habe nicht vergessen, daß ich in
Ihrem hause geledi und Ihre Gast
sreundschxist genossen have. sie mus
sen over zurüctehrem Chausseur,
wenden Sie und sahren vie vors
Gutshaiit zurück
; Ein tussiichej Kommsndowort Die
IDriigoner gaben den Weg stei. Der
JEhausseur wendete und Iuhr densel
den Weg zurück. Vor dem Gut-i
hause ossnete Tolpiga selbst den
Schlag. Grete streette ihm die hond
entgegen und schüttelte sie wie einem
alten Freunde. Dann bot er der
Gutshgrin Und hedwig die hand
zum Aussieigetit
»Ach, Brintniann,« ries die Guts-»
herein dein Juspettor zu, der an der
Spiye der Guts-teure herantam,
möchten Sie nicht ein bißchen hel-«
sent hanna ist ohnmiichttg gewor
den.«
»Nicht nötig, gnädige Frau,« erwi
derte Tolpiga, .wenn Sie gestatten,
Iwerde ich das gnädige Fräulein aus
dem Wagen heben.'
Er schnallte seinen Säbel ab, nahm
hanna vorsichtig aus seine Arme und
trug sie ins Gartenzimmey wo er«
sie aus einen Diwan sonst niederlegte.
«Friiulein Hanna sieht nicht gut ein-IT
sagte er in oedauerndem Tone. »Ist
sie trant geweseni«
»Ja, here Eitan erwiderte die
Mutter schnell·
.Ach, das tut mir sehe leid. hof
fentlich ist die Ohnmacht nicht ver
Verbote einer neuen Kraniheit.«
«Ach wo«, fiel Grete ein, »fie ist
bloß seht nervös und hat sich furcht
bar erschrocken, als ver Schuß trachte.
Aber nun sagen Sie mat, here Grat,
Sie sind doch ein Freund unseres
hause5, weshalb lassen Sie unt nicht
abfuhren?«
»Das-über wollte ich eben mit Ih
nen sprechen. Das Ante muß ich
beschlagnnhenen, das ist meine Pflicht,
die ich nicht verlesen darf.' ;
«Dann lassen Sie uns doch mit
dein Kutichwagen wegiaheenk
»Das lönnte ich zur Rot verant
worten. Jrh möchte jedoch dringend
davon abraten. Sie kommen nicht
mehr durch, meine Damen. Unsere
Truppen schwärmen überall umher
;Sie können angehalten und nach
lRuleand gebracht werden. Oder man
Inirnsstt Ihnen die Pferde tveg und
Iliifzt Sie auf der Straße mit dem
EWagen liegen-« -
I Aber wenn Sie uns einen Schutz-’
lbrief mitgeben?« meinte Grete. · »
s Der Graf zuckte die Achfelm »Der
swiirde Ihnen auch nichts helfen. Sie
llviirden hundertmal angehalten wer-«
den und meifteni von Soldaten, die
entweder Gefchriebeneö nicht lesen
lönnen oder sieh nicht daran lehren«
Nein, meine Damen, glauben Sie
mir, es ist dass hefte, wenn Sie hier
bleiben, lpd sie unter meinem Schuf-.
stehen« Lächelnd fügte er hinzu
Es ifi ia auch nichi ausgeschlossen,
daß wir var Ihren Truppen zurück
gehen miissen nnd Sie von unserer
Anwesenheit bald befreit werden-«
Frau Bretlschneider. die sieh mit
hedwig mn hanna bemüht hatte,.
trat aus ihn zu und reichte ihm die
hand. »Wir vertrauen uns Jhremi
Schuh ein« er Greif, wenn unsere
Länder ein miteinander im Krieg
stehen« , ·
- «Jatvbh1, gnädigfte Frau,« fiel
Tvipign ein, .unsere persönlichen Be
ziehungen brauchen darunter nicht zu
Leibern Jeht müssen mich die Damen
site eine Stunde entschuldigen. -Wo
sinde ich Herrn Brettschneiderk
Pater siht schon wieder in seinem
Zimmer am Schreibtisch«, erwiderte
Grete, .aber er ist ironi. Es ist bes
ser, wenn Sie sich an Brintnmnn
wenden.« «
hnnna lag mit geschlossenen Au
gen wach. Ihre Backen brannten wie
Jener. Alt Tolpiga das Zimmer
verlassen hatte, erhob sie sich und ver
langte, zu Bett gebracht zu werben.
Nur mit Mühe hielt sie sich aufrecht.
Jhre Hände waren eiskalt und feucht.
Auf dem hofe herrschte heftige
GetiiinineL Ein Schwarm Kosnten
toni angesprengt. Jhr Führer wollte
sich mit seinen Leuten in Andreas
ivalde einquartieren. Es’gi1b einen
lauten Wortivechsel, bei been man
Tvlpigas Stimme deutlich heraus
hörte. Endlich zogen die Nosaten ab.
Dann wurde es stiller. Die russischen
Dragpner hatten ihre Pferde getränkt
und gesiitieri. Ein Teil blieb in
Aliirnibereitichaft aus dein hole bei
den Pferden, die anderen bezogen das
Schnitterhaus, wo sie ein settes
Schwein und einen jungen Ochsen
ichlachteten und bis in die Nacht hin
ein schinorten und brieten.
Der Graf hatte auf eine Anfrage,
ob er für fich und feine Offiziere
noch etwas zu essen haben wollte,
gedankt, und sich nur einige Flaschen
Wein ausgebetem Für die Sicherheit
der Gutsiiifaffen hatte er in ausgie
biger Weite geforgi. Vor jedein Cin
gnng des Gutshsaufes ftand ein Poe
nen. Jin Arbeitsziniiner des Guts
derrn faß ein deuifchfprechender Un
teroffizier am Telephon. Die Offi
ziere hatten-die Geiellfchaftiziininer
niit Beichlag belegt» die einen fehr
unwohnlichen Eindrikck machten, denn
die Bilder waren von den Wänden
genommen und fortgeschafft· Die
ioftoaren init Domaii bezogenen Mö
bel waren mit Dretliiberzügen bedeckt.
Bis tief in die Nacht hinein bearbei
tete ein Leutiiaiit den tofiduren Flü
gel. Es wurde auch dazu gesungen.
Es herrfchte ein fortwährendes Konr
nieii und Gehen. Patrouillen ritten
fort und tanten zurück.
Die Familie Brettichneider hatte
fich nach oben, wo ihre Schlafziininn
lagen, zurückgezogem Der hautherr
war bereits zu Bett gebracht worden«
Gerte allein war munter und guter
Dinge.
»ein Graf bleibt doch iminer ein
Graf«, pliipperte fie. auf hannal
Betttante sitzend. »Wenn er bloß
nicht weg must Dann find wir auf
geschrieben. Morgen friih machen
wir ian ein feines Frühfiuct. Ader
wer wird Mittag tochen? Mit einein
drolligen Blia-iiiufterte sie die Mut
ter und Hedwig, fo daß fie tron ihrer
Traurigteit lächeln mußten.
Als Grete friih ani anderen Mor
gen unten erfchien, war der Graf
iveggeritien und.tani erft spät ani
Nachmittag zurück. Unbetiiinmertging
sie auf dein Hofe umher, defah sich
die Soldatenpieroe, die ihr wenig zu
iinponiereii schienen, und sprach die
Dragoner inii den ruffifchen Broiten
an, die sie doii den Schnittein aufge
fchnappt halte· Dann til-erzeugte sie
fich, was die Gutsletite taten, fah
nach, ob das Vieh gefüttert wur, und
ging durch die Meierri, wo einige
Kannen Milch noch unt-erarbeitet
standen. Schließlich trat sie Brinti
mann, der ihr die Zustände in nicht
sehr rosigem Licht schilderte. Die
Mädchen und jungen Frauen hielten
sich versteckt, nur die Männer waren
zur Arbeit erschienen. Sie hatten am
Vormittag die vier großen Reisen-a
gen mit tlioggen, Hafer und Weizen
zu beladen. Die sollten nach det
Grenze weggebracht werden.
Als der Gras nachmittags nack,
hause zurückkehrte, stand Grete, die
idn erwartet hatte, vor der Tür,
«Jl)re Leute haben hier geräudert,
während Sie weg waren, herr Grai.«
»So, was haben sie denn get-in's«
»Sie haben vier große Fuhren Ges
treide weggesahren."
»Die werde ich dem Jnspettor be
scheinigen, mein kleines verehrte
Friiuleim Dann bekommt Jhr Herr
Vater es bezahlt.«
»Von Ihrer Regierung? Das kön
nen wir ruhig in den Schornstein
schreiben. Nach dem Kriege wirr
Jhre Regierung lein Geld halten«
Tolpiga lächelte belustigt. «Jn
sechs Wochen sind wir in Berlin-«
Grete schüttelte mit geringschähigei
Miene den Kopf. »Da sind Sie seht
aus dem olztvege, Herr Gras. Erst
bekommt rnntreich seine Wichse, wie
sie die Belgtercxchon bekommen halten«
ukd dann re nen tvir mit Ihnen
a 's
»Was sogen Sie .von Belgieni
Sind Ihre Puppen in Belgien’i«
«Wissen Sie es wirilich nicht, daß
wie Liitiich genommen haben, Namen
Tänzer-i und dichl vor Beiissel ste
«Jsi das tichiig7«
»Den Enan erwiderte Grete in
ehrlicher Entriiliung, Jensei- Genes
kolstab lügt nicht Was der meidet,
ifi bis aufs Tiipfelcheu wahr. Darauf
können Sie Gift nehmen.«
Mosis-sum tout-I