Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 08, 1916, Page 6, Image 6

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»Der Angiittlistcim
Ckizze von Christi-n per-hard.
»Ist es nicht ein erhebendes Gefühl
Erich, fo hoch oben zu sigen und das
ganze Gewimmel dort unten zu feinen
Füßen zu sehen, wenn man vorwärts
kommen willi« rief Gertrud aus, in
dem sie mit Hilfe des Führers von
dem Rücken des Elefanten abstieg.
Erich Dreher brummte etwas in
feinen Bart hinein, was man ftreng
genommen kaum für eine besonders
herzliche Zustimmung zu der Begeifte
rung feiner schönen jungen Frau
halten konnte·
Mit einem Seufzer der Befreiung
fühlte Erich wieder festen Boden unter
den Füßen, nachdem er einen mehrere
Stunden langen Ritt längs des Flus
ses gemacht hatte.
»Komm nun. Gertrud, wir müssen
ins Dotel und haben keine Zeit mehr.
uns in den Vazaren umzusehen —- Du
möchtest wohl wieder das eine und
andere kaufeni'
.Ach ja, Erich! hier sind fo ent
ziickende junge Krokodilr. Sieh doch
mal. Sind sie nicht reizend?«
Dann kamen sie an einem Laden
voriiber, dessen W in der Thiir
stand und in den Rinden einen kleinen
Glaskasten hielt, gefüllt mit blauen.
griinen und rothen Steinen, die im
hellen Sonnenschein funkelten.
«Sind die nicht bezauberndf rief
rau Dreher aus und zog ihren
mit sich zu dem Laden.
«Glaubst Du, daß fie fehr teuer find,
Erichf
Der alte Verkaufer oerbeugte sich
lächelnd und ermuthigte die «gnr"rdige
Frau« näherzutreten, um die Dinge
zu besichtigen.
Gertrud nahm einen großen, grü
nen Stein aus dem Kasten und ließ
ihn in der Sonne blitzen. Er hatte ein
feltfam aufregendes, beständig wech
felndes Farbenspiel, leuchtete in tau
send Schattirungen, war von unge
wöhnlicher Größe und besonders fchiin
geschliffen.
»Es ist allerdings ein merlwürdiger
Stein, an dem so manche unergriind
liche Sage haftet," sagte der Verlauf-r
mit geheimnißvollet, halblauter Stirn
nie, »und er ist gar nicht so sehr
teuer·« Er nannte eine Summe, die in
Anbetracht der besonderen Schönheit
des Steines wirklich nicht so iibers
trieben schein.
»Ach, Erich, den muß ich haben . .«
«Nimrn ihn nicht, Gertrud, ich habe
ein Gefühl. als wäre etwas Unheinii
liches an ihm.
«Unheiinlichi Aber nein, wer wird
denn so abergläubtsch sein. Die Be
wertung des Vertäusers ist doch sicher
nichts als ein kleiner Schachzug, um
uns den Kauf verlockender erscheinen
zu lassen,« fügte sie flüsternd hinzu.
»Du weißt wohl, Gertrud, dasz ich
Dir gern jeden Wunsch erfülle, doch
ich habe nun tnal eine böse Ahnung
bezüglich dieses Steines, er wird Dir
sicher nichts Gutes bringen«
Gertrud war aber gewöhnt, ihren
Willen durchzusetzem und begann das
Geld aufzuzählen
Als sie in iht Hoiel zurücktamen,
zeigte sie ihren neu erworbenen
Schmuck sreudesirahlend einem ande
ren Gast, den sie unterwegs lennen ge
lernt hatten.
»Mertwiitdig,« rief dieser aus,
»meine Schwester taufte im vorigen
Jahre hier in der Stadt einen ganz
ebensolchen Stein — nach Jhrer Be
schreibung zu urtheilen.«
«Haben Sie ihn nicht selbst ge
sehenk
»Nein, sie hat ihn, glaube ich,
zurückgegeben, ehe sie von hier ab
reiste.«
»Wirtlichi Aber warutn denn?'
»Ja, da war eine ganz abenieuer
liche Ges chte. Sie ist sonst nicht
abergliiubisch. aber der Stein schien
ihr Unglück zu bringen«
«hab ich’5 nicht gleich gesagt!««rief
Erich trinnwhirend aus. «Sicher ist es
Tät-selbe Stein, den Du nun getauft
st. . . .
Er wurde plötlich unterbrochen:
die Thiir des Borraumei, in dem sie
standen, wurde unerwariet durch den
Wind mit solcher Kraft ausgerissen,
daß eine der schweren Lüften, die zwi
schen den Palmen standen, vom Sockel
ftiirzte und rnit lautem Getöse aus
dein Boden zerbrach. Einen Augen
hlick sah es aus, als wäre Gertrud
gtfsbtdttx dct Fremde tib sie icbvch
rasch beiseite währenddie sitste In
ihm üben fiel
met-Vesic- be« sagte sit Wd Und
»Der verfluchte Stein,« murmelte
Erich, der todtenbleich geworden war,
»das Teufelsweti beginnt bereits sein
Spiel.«
Am nächsten T e machten Erich
und Gerttud im erein mit eines
kleinen Gesellschaft aus dein Dotel
wieder einen Anzslug längs des Flus
ses, abet dieses Mal zu Fuß. Das
Ziel war ein alter Vuddlsatempeh von
been zwischen anderen Rutnen noch
keinige Reste verbanden waren; er lag
)eine gute Stunde außerhalb det hin
dustabt. Gestwd hatte ibten neuen
Schmuck bei sich und ze« te ihn der
übrigen Gesellschaft, die aktzemein ihre
sen-unan äußerte.
Die Gesellschaft hatte die Laut-angs
stelle erreicht, von bet aus eine lutie
Dampfersnhri zum Ziel führen sollte.?
Da es sehr warm und der sehr san
dige Weg sehr ermüdend war, beschloß
man, den Rückweg nach der Stadt
auf dem Dampfer zu machen. Der
Führer, der sie hergeleitet hatte, setzte
sich ans Steuerrad, und rasch schoß
das kleine Geführt über das gelblich
trübe Wasser des Flusses dahin.
Wie es nun eigentlich zugegangen
war. darüber wurde die Gesellschaft
sich niemals klar, aber plötzlich stieß
ihr Schiff gegen ein anderes, das bei
einer Krümmung des Flusses aus ent
gegengesetzter Rechtung aus sie zu kam,
so daß es halb auf der Seite lag und
eine Menge Wasser einnahm. Die
Berti-dicke taumelten durcheinander-,
und Jus dem anderm Schiff, das zu
rück aufs-te, um freizutommen, erschol
len Flücke und Schimpfrufe.
»Ihr babt wohl einen Verrüclten am
Steuerrad!' rief es herüber, während
man den Weg nach der Stadt langsam
fortsetzte. «
Erich Dreher sehte das Unglück na
türlich sofort wieder mit dem grünen;
Stein in Verbindung. Es war ihm«
unbegreiflich, wie die Sache gekommen
war. Der Führer behauptete aller
dingt, der Sonnenschirm einer Dame
lpbe ihn beim Ausgutk gehindert; das
Ganze machte jedoch so sehr den Ein-;
druck der Unachtsamkeit, daß Erich ihn«
sich für die Zukunft als Führer verbat. «
Doch ahnte er nicht, daß der junges
indu, der sie einige Tage später aufs
er Reittour tn die Umgegend besT
gleitete. ein jüngerer Bruder des ver
abschiedeten Führers war. Gertrud,
die eine Weile gebraucht hatte, um sich
von dem Schreck auf der Dampfersahrt
zu erboten, trug nach wie vor ihren
neuen Schmuck beständig bei sich.
.Jcb an deiner Stelle hätte ihn lie
der zuhause gelassen,« sagte ihr Mann
während ihres Rittes.
»Wie kannst du so töricht sein,«
meinte sein-c junge Frau ärgerlich. »Du
glaubst doch nicht ernstlich, daß der
tote Stein etwas mit unserem jüng
sten Unfall zu tun haben tönnte.'«
Erich schwieg, vermochte sich aber
nicht von dem Gefühl der Unsicher
heit betreffs des Steines freizumachen.
Er hatte die ungewisse Vorstellung,
dasz er irgend einen merkwürdigen
Einfluß haben müsse auf das, was ge
schah, und er war darauf vorbereitet,
daß das Unglück sie weiter verfolgen
werde, solange seine Frau im Besitz
dieses Schmuckes war.
Sie tarnen über einige ziemlich steile
Höhen, und der Führer schritt neben
Gertrudes Pferd, um sie über das
schlechte Gelände zu leiten.
«Geben Sie achtl« rief Gertrud
plöhlich ängstlich. ,halten Sie ein we
nig zurück!'
Sie hatte es kaum ausgesprochen,
als das Pferd strauchelte und sie zu
Boden stürzte. Jhr Mann sprang ab
und eilte ihr zu Hilfe« Doch vergeb
lich rief er sie bei Namen, iie war
im Fall mit dem Kopf auf einen
Stein aufgeschlagen und lag nun be:
wußtlos in seinen Armen.
Das entschied über das Schicksal
des Steines. Gertrud fühlte sich zu
schwach, um Einwendungen zu machen,
als Erich am nächsten Taae den
Schmuck aus ihrem Kästchen nahm« um
ihn dein Verlaufer zurückzubringen
»Du sollst statt feiner einen Brit-l
lanten belommesi, wenn wir erst zu-«
hause sind," tröstete er fie· I
Der alte Vertäufet empfing ihn miti
einer noch tiefem Verbeugung als das
erste Mal, und sein Erstaunen erschien?
ohne Grenze-« als er erfuhr. in wel-J
eher Absicht Erich Dreher zu ihm iam.;
»hat die gnädige Frau den schösi
l
nen Stein schon satt?« fragte er.
Erich erklärte ihm den Grund.
Ach, daß ihnen so unangenehme;
Dinge begegnet waren- Er habe wohl j
von dem Unfall aus der Reittour ge
hört. Die Führer seien so unvorsichii
tig. Die arme junge Dame! Kein!
Wunder, daß sie ein wenig — aber-.
gläubich geworden sei. — Wenn er
dem Herrn einen großen Gefallen da
mit erweise, wolle er den Stein zu
tücknehrnen.
Doch wie groß war Erichs Eint-Z
rung, als der Alte ihm die Summe
nannte, die er ihm dafür wiedergeben
wollte.
»Ich habe Ihnen ja doppelt soviel
dafiir gezahlt,« rief er entrüftet aus«
»Gewiß. Aber damals lauften Sie,
und nun verlaufen Sie —- sehen Sie,
låaest ist ein großer Unterschied, mein
r.«
Als der Alte am Abend seinen La
den geschlossen hatte, war in dem klei
nen Zimmer hinter dem Verkaufs
raum eine ausgewählte Gesellschaft
versammelt. Der Führer und sein
Bruder saßen mit dem Vertäuser im
halbduntel um einen Tisch, und die
zitternden Finger des Alten zählten
-Papierscheine und Geldstücke aus.
»Mehr? Noch mehr wollt Jhr ha
ben? Bei allem, was mir heilig ist,
Jhr ruiniert mich alten Manni« Mit
diesen Worten schob er den beiden Hin
zdui noch einige Geldstücke hinüber.
! Das ist nicht viel,« sagte der ältere
Hier Brüder, »wenn man bei-entt. wie
wenig du selbst zu diesem guten Ge
schäft getan hvsi «
»Man —- ichs Dieser in meinem
Vesis befindliche seltene kleine Stein ist
es ja doch schließlich, dem wir alles
zu danken haben,« und er hielt ihn
hoch gegen das Licht. »Illns Mal in
dieser Saison verkauft! Nun heben
toirihu stir- nächste Mal aus. Er ist
sittlich eine Seltenheit!«
Kriege-drob
kin- Crzihlnns ne Hirt-sey un
Im Cis-beher
Jn dieser Zeit, da wir deutschen
Frauen und Mädchen bemüht sind,
mit der Gottesgabe, dem täglichen
Brot, recht behutsam umzugehen,
dürfte vielleicht eine Geschichte aus
dem Leben der Thüringer Färstin So
sie Marie von Sachsen-Kobnrg-Gotha
interessieren, da sie ebensalls vom
Kriegsbrot handelt. Noch bis zum
Jahre 1805, als eine viel spätere
Nachtoinmin von ibi, die Herze-gin-:
Mutter Anmlie, ihren Witwensitz in,
Schloß Friedenstein aufschlug, wurde
dort als Vermiichtnis der Fürstin So
sie Marie ein mit Elfenbein eingeleg- i.
tes Spinnrad gezeigt. Jbr Gemahl,
der zu Friedenszeiten ein geschickter
Drechsler war der Herzog Christian c
hatte es selbst gefertigt. Aus bem
Rücken des Spinnrades besand sich,r
freilich vom Wurme der Zeit zernagt,
ein Strang Wolle. Und aus dem Un
tergestell des Gerätei lag ein Stück(
steinhartes, schwarzes Brot so schwarz
wie es nur zur Kriegszeit gebacken!
wirb. Und es war ja auch Kriegt s
brot ;
Dieser Strang Wolle und dieses
Stück Brot erzählen eine Geschichte
von grausamer Krieg-zeit irn deutschen
Lande und zugleich von der warmen
Menschenliebe einer deutschen Fürstin
Hören wir, was sie aus grauen Zei
ten verkünden.
Sofie Marie muß eine zweite Cli
sabeth von Thüringen gewesen sein,
die im Geben höchste Seligkeit fand
Auch ihr Gemahl glich etwas dem derl
heiligen Elisabeth. Er war, wenn
auch gut, doch etwas strenge. Des
halb huschte die edle Frau oft zur
Ausübung ihrer Wohltaten so dicht;
eingemummt in Schleier und Tücheri
vom Schloß hinab ins Dorf, daß diesl
von ihr Beschentten nie wußten, wie«
ihr guter Engel hieß. Und das war!
ganz nach ihrem Sinn. Nun tobte-«
seit geraumer Zeit der Krieg rings
um im Lande« Hoch und Richtig aß
das damals oft karg bemessene Kriegs
brot. Sofie Marie aber sparte sich,"
was sie nur konnte, am Munde ab
und trug es in der Dämmerung den
Armen des Ortes zu und den Ver
wundeten. die immer zahlreicher vom
Schlachtfelde eintrafen. Deren Ans
blick tat ihrem Herzen besonders weh.
Und die arme Thüringer Fürstin;
beklagte es von ganzem Herzen, daß
sie kein reiches Königslind war. « Da»
ersann sie sich eines Tages einen Eri«
werb. Sie schickte ihre liebste Hof-z
dame und Vertraute zu einem reichen;
Zeugmacher im Ort und ließ sie, ohne
ihre Auftraggeberin zu nennen. mit
diesem vereinbaren, daß er allwöchent
lich eine gehörige Menge rohe Wolle
liefern solle. Dies würde er, fein ge
sponnen, für seinen Webstuhl fertig
zurückerhalten Da es an Arbeitern
während der Kriegszeit mangelte, ging
der Mann gerne darauf ein. Und da
die Herzogin eine sehr geübte und
fleißige Spinnerin war und ihr Ge
mahl durch den Krieg sehr viel außer
halb des Schlosses weilte, so verdiente
sie bald allwöchentlich drei Gulden.
Da ereignete sich ein böses Mißge
schick, welches das Wohltätigteitswe-t
der Fürstin arg bedrohte. Jhre Vi«
traute und Botin nämlich erkrankte atr.
Fieber und durfte das Bett mutmaß
lich für längere Zeit nicht verlassen
Die Herzogin war recht bekümmert,
Fls am Sonnabend die Glocken den
Sonntag einläuteten. Denn sie war
immer das Zeichen gewesen zu der
Hosdame Gang zum Meister Steffen
Was würde er sagen, wenn die Wolle«
die seit Stunden schon zur Ablieferung
bereit lag, nicht gebracht würde? Und
wie würden ihre Schüßlinge, denen sie
am Sonnabend spät noch Gaben zu
bringen pflegte, sie vermissen!
Sofie Marie entschloß sich kurz.
Sie hüllte sich in den weiten, dunklen
Mantel mit der schüßmden Kapuze,
den ihre Freundin sonst getragen, rich
tete sich auch in der Wahl des Schuh
werls wie eine arme Thüringer Land
frau her und verließ durch eine hin
terpforte das Schloß. Unbemerlt, da
von der geringen männlichen Diener
schaft noch mehr als die Hälfte als
Landglnechte im Felde standen.
Beleuchtung gab es zu jener Zeit
im lieben Thüringer Ländchen nicht.
Die Reichen liesken Abends ihre Fal
telträger voraufgehem Die Geringe
ren behalsen sich wohl oder übel·
Dieser Mangel an Straßenlaternen
kam Sosie Marie jetzt sebr zu statten.
Unertnnnt tonnte sie in Meister Sies
sens Haus schlüpsen. Dieser saß mit
seiner Familie gerade beim Abendme
auch nur bei einem Lichtstüinpschen,
denn des Krieges wegen mußten selbst
die Wohlhabenden mit Oel und Licht
sparen. So fiel es Meister Stessen
keineswegs aus, daß heute jemand an
ders das Gespinst brachte. Er lobte
die Arbeit und zahlte gut. Denn er
war ein gerechter Mann der auch an
dere leben ließ. Dennoch konnte bie
hohe Frau ihrer Besangenbeit nicht
herr,tverden und sie beeilte sich, die
sppm Meist-: Sterer aus den Tisch
lgelegten Gulden in ibrem Körbchen zu
ibergem Unwillkiirlich warf sie biet
bei einen siick aus das einfache, aber
im Uer ltnts zur Dir weit ausrei
abl der wohle hand
werintsamiliu eine große Schüssel
mit weißem Käse, auch Quark ge
nannt, mit süßem Radm und Zuckeri
angemacht, und ein riesiges Laib Brot«
Ovari. ihr Liedlingtger cht, das sie sich
seit dem Kriege nicht mehr gegiinnt,
weil sie jeden im Schloj entdelsrlichen
Krug Milch den Verwandten zahm-I
men ließ. !
Jm nächsten Moment schämte sies
sich ihres verlangenden Blickes und;
wandte sich rasch zum Gehen. Ader;
des Zeugmachers Frau hatte die stum-!
me Augensprache bemerkt, und da siek
das Herz aus dem rechten Flecke trugs
ries sie: »Bleibt noch eine Weile, liebe
Frau, bis ich euch ein Brot mit Øuark
gestrichen habe. Auch sür uns ist dies
jetzt eine besonders gute Gottesgabr.
Da, legt es in euer Körbchen und ver-s
zehrt es daheim mit euren Kindern.
Grüß Gott!« -
Das war tein Teestüllchen, was die
brave Meisterin da geschnitten. Und
der Quart lag singerdick darauf. Dass
konnten sich wirklich noch ein paar«
Kinder mit daran erladen. Als Sosies
Marie sich. nachdem sie noch neues
Material zum Spinnens erhalten, dan-!
tend verabschiedete, wandelte sie die
Begierde an, es draußen in dem bunt
len Gäßchen zu verspeisen Ader als«
ihr die Worte der Meisterin einfielen:"
»Verzehrt es mit euren Kindern,' da«
besann sie sich anders. .
Drei arme Kinder, kleine Miit-chem
an denen sie Pathenstelle vertrat, durfif
ten nämlich jeden Sonntag nach der
Kirche auf ein Stündchen zu ihr ins;
Schloß kommen· Nachdem sie auf gü-;
tiges Betragen der Fürstin erzählt.
was sie die Woche über gelernt unde
getrieben, erhielt zum Abschied jedesj
zwei Heller. Vor dem Kriege hatte
sich noch eine kleine Rüscherei dazu ges
sellt. Dazu sollte morgen Früh das
Ouarkbrot dienen. Sie trug außer
diesen noch die sechs heller in ihrem
Körbchen, als sie heimkehrte. Sie
legte das Brot an einen sicheren, kühlen
Ort, machte ihr Spinnrad für den
neuen Vorrat zurecht und begab sich
zur Ruhe.
Am nächsten Morgen in der Herr
gottsfrühe kehrte der Herzog zurück·
Aber er ritt sofort wieder für einige
Stunden über Land. So hatte So
sie Marie Zeit« nach ihrem Kirchgange
ihre Pathchen bei sich zu sehen· Sie
schnitt das Ouarkbrot in drei gleiche
Teile, und die kleinen Mädelchen
fchmauften so andachtsvoll und so mit
Entzücken, daß es die erzogin mehr
freute, als wenn sie es elbst verzehrt.
Um länger daran zu haben, machte
man ab und zu eine Pause, und diese
wurde so eifrig mit Plaudern ausge
füllt, daß keines der Vier ein Ereig
nis wahrnahm, das sich in ihrer nüch
sten Nähe begab. Meister Stefsem
der Zeugnis-they hatte sich nämlich we
gen Herabsegung einer althergebrachten
Steuer während des Krieges eine
Audienz beim Herzog erbeten und diese
für den heutigen Vormittag bewilligt
erhalten. Nun aber war der Fürst
noch nicht heimgekehrt, wurde aber in
Bölde erwartet. Jörg, der alte Die
ner, hatte den handwerksmann gehei
ßen, die Treppe bis zum ersten Stock
werk hinaufzugehen und in das zweite
Zimmer lintek Hand einzutreten.
Das war das Vorzitnnier des Her
zogg. Nun aber hatte Meister Sies
fen ausnahmsweise einmal rechts und
links oerwechselt, und so öffnete er die
zweite Tür auf dem rechten Korrii
dor. U-nd diese führte in das Ers
kergemach der Fürstin. Meister Sies
fen hatte sehr leise und bescheiden auf
die Türklinke gedrückt. Aber selbst,
wenn es lauter geschehen wäre, hätten
die drin ihn nicht gehört. So eifrig
gingen die nun gänzlich ausgethauten
Mäulchen der Kinder. Meister Stef
fen aber stand regungslos ob dem,
was er..da..«sa.h.:.die Frau dort am
Spinnrad, an dem er sofort sein Garn
erknnte, und die drei Dorfkinder, wel
che sein Ouartbrot verzehrten. Er
stand und schaute —- zuleht mit ge
salteten Händen: »Lasset die Kindlein
zu mir kommen und wehret ihnen
nicht; denn ihrer ist das himmelreich«"
so murmelte er leise, als er jetzt be
hutsam die Tür schloß. »Aber auch
die fromme Spinnerin soll ein kleines
Stückchen himmelreich haben, soweit
is ihr der alte Stesfen verschaffen
ann «
Und der biedere Mann hielt Wort,
ohne der Fürstin Geheimnis zu ossen
baten. Er but sich nur hernach beim
Landesherrn die Gnade aus, als Ent
gelt sür die Steuer, die ihm tatsäch
lich nachgelassen wurde, der Frau her
sogin jeden Sonntag Vormittag nach
der Kirche ein großes Laib Brot
schicken zu dürfen und eine gehörige
Schüssel voll Quart mit süßem Nahm
und Zucker angemacht. Außerdem la
gen am nächsten Zahltage statt dreier
Gulden derer süns aus Meister Sies
sens Tische. «Nur der Kriegszeit we
gen,« erklärte er der Staunendsn
Ahnungslosen «Jdr werdet's schon
gut zu gebrauchen wissen.«
Das ist die Geschichte von dem
Strang Wolle und dem Kriegsbrot
aus Schloß Friedenstein in Thüringen
iSttli gelf du deinen stillen Psad
Und achte nicht des Lohns der Erde;
grob hossend streue deine Saat,
aß sie dereinst gedeihen werde.
»Brichst du auch selbst die Früchte nicht
iAll deiner Sorgen, deiner Mühen
Die Seligkeit ersiillter Pslicht
Wird dir aus Kanns und Rot et
diiilyn Gl. Itiedler.)
Ein Brief Amts.
spie er eines seiner Lieder zu ändern
stritt-es
Ein bisher unbekannter Brief Ernst
Worts North der in der gegenwär
tiges Zeit von besonderm Interesse
erscheint. wird durch Friedrich Bad in
der «Deutschen sievue' veröffentlicht
Der seies, der an den Professor Lud
Diiderlein gerichtet ist« bezieht sich
au Arndts berühmtes Gedicht »Was
ist des Deutschen Vaterland." Däda
lein, der damit beauftragt war, ein neu
es deutsches Lesebuch siir Lateinschu-·
len und Ghmnasien herauszugeben,
wandte sich im Mai, 1842, an Arndi,
um ihn wegen einer Stelle in dem Ge
dichte um seine Meinungsäußerung zu
bitten. Die Stelle »Wi- jeder Franz
mann heißet Feind, wo jeder Deutsche
heißet Freund« war nämlich in Anbe
tracht des Friedens von den Schulde
hbrden in die zahmere Fassung »We
jeder Frevler ißet Feind, roo jeder
Edle heißet reund« umgewandelt
worden· Da Diiderlein aber nicht
ohne Gutheißen des Dichters eine Ren
derung des Originaltextes vornehmen
wollte, bat er Irr-U, die Entscheidung
zu stille-. hieraus erwiderte der
Dichter in einem· von 2 Juni, 1842,
in Sonn datieeten Brief: »Ich be
reise, mein derehrter Freund, daß in
friedlichen Zeiten und bei friedlichen
Gesiilsen die Leute und alio auch Jhr
Ministerium das »Da jeder Franz
mann« nicht angemessen sinden. Je
des menschliche Ding und Worthat
seine Zeit und nach dieser Zeit seinen
Ort. Am wenigsten diirste dies wohl,
wann die übermütigen Wälschen die
Wassen nicht rühren« in Schulen ge
sungen werden; aber das Wort wal,
walsch und wälsch (al5 überhaupt alles
verderbliche und verächtliche Fremde in
unserer Sprache bezeichnend) können
wir ohne Anstoß, mein’ ich, auch im
rieden klingen und singen. Jener
inspringer (ein wahrer hohler Ge
meinplatz), den Sie anführen, «wo je
der Frevler« u. s. w., ist ohne mein
Helsen und Raten, ich weiß nicht von
wem, sür das Zugesiihrlichdilnlende
entstanden. Jch bitte Sie, wenn es
Ihnen vassend scheint, insiir solgende
zwei Verse zu setzen:
»Wo walsch und falsch hat gleichen
Klang,
Und deutsch meint Hersengiibev
schwang.«
Hindeuburgs Hunde.
Jn ein Berliner Gasthaus am
Bahnhof Zoologischer Garten kommt,
wie der »Börsen-Kurier« erzählt, die
ser Tage gegen Mitternacht ein Unter
offizier in Feldgraw Eine riesige
loblschwarze Dogge und ein kräftiger
weißer Bulldogg sind seine Begleiter,
und taurn bat der Kellner sich entsetzt
auf die Hundesperre berufen, legitimiert
der Unteroffizier sich und seine Hunde
auf Grund eines Passierscheines.
Von nun an werden alle drei mit
größter Ehrerbietung behandelt. Die
mächtigen Tiere sind sehr scheu, und sie
legen sich erst, nachdem sie der Unter
offizier mit ein paar kräftigen Piifien
dazu aufgefordert. Ein Gast am Ne
bentisch reicht den Tieren Zucker, be
trachtet die russischen Militärtnövfe an
den Halsbönderm und der Unteroffi
zier seufzt: »Jotte doch, wenn it Rus
sisch könnte, ick hätte die halbe Arbeit
mit die Biester!" —- Sofort schreibt
der Gast dem Feldgrauen die wichtig
sten Redensarten aus dem russiichen
hundetnigge auf, die von den hun
den auch verstanden werden. —- »So,«
sagte der Feldgraue erfreut, .nu
wer’n se in Hannover gleich mit die
Hunde reden tönnen2« — «Lebt der
Besitzer der hunde in Hannover?«
fragt der Gast. — »Sonst ja, aber fest
ist er in Ruszland auf der Jagd ohne
Hunde,« entgegnet der Unteroffiziey
»det sind nämlich Erzellenz binden
burg seine; ich komme aus dem haupt
quartier und bringe die Hunde seiner
Gemahlin!·
galgeliljiimor.
Jn dem Gesangenenlager Stobs in
Schottland, in dem etwa 73600 deut
sche Gesangene untergebracht sind, wird
neuerdings eine deutsche Zeitung ber
ausgegeben Der Leitnrtilel dieser
«Stobser Zeitung« beginnt mit der
Feststellung: »Wir sitzen —- darüber
besteht kein Zweifel.« Jn launiger .
Weise regt die Zeitung zu Veröffentli
chungen im Anzeigeteil an: »Aus! aus!
Jhr Barbiere, hiihneraugenoperateure,
Schiffsbauer, Naht-umschattet und
Maler! Laßt euer Talent nicht
im Verborgenen blühen! Annonziertt
Denn das ist die Seele vom Geschäft
hat man jemals von eleltrischer Faust-;
bedandlung gehörss Hier bal
haben; der Apparat ist schon unter
wegs. Der deutsche Genius ist un
eersöhnlich Wenn er nicht große
Schlochtschisse erbauen konn, beut er
keine, Ivenn er nicht Vier in die
schen hassen kann, läßt er Segels tsse
aus einer ineaginckren Flüssigkeit darin
steten· Eimelogte olzardeiten wett
ieiserii mit den sch nsten Produkten
3Perslensz es blühen die Porttaitrnnler.
Ziel-set Ihm-Mantel Ein neuer Sty:
zwird geschossen; schon hört man im
Geist die fernsten Geschlechter reden
Even der nie-lehren Kunst der Knochen
Entheiter von Steh-.