Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 18, 1916, Sonntagsblatt, Image 9

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Staats Anzetger und Herold.
MJUMR ,DvU ULJWA
—- «.- .—«-.-..---..
Von Schelasrila Schnurlss (llte
erelletibach).
Man muß oie Feste feiern, wie ste,
fallen. Das Ostersest dentt man sichs
gewöhnlich im Frühling, mit roten,
blauen und gelben Eiern im ersten
srischen Grün, den tnospenden Gar
ten llingend von Kinderjubel und
Vogelgezwitscher. Es tann aber
auch anders kommen. Manchmal
sieth Ostern aus« als hätte die Na
tur irrtümlich ibr Weibnachtotleid
angelegt; tieser Schnee bedeckt den
Garten, lund die Kinder siyen im
warmen Zimmer und sehen den
bungrigen Bögelchen zu, denen sie vor
dem Fenster Futter gestreut haben.
Ostereier gibts freilich auch dann.
Ja, ost bittet die Mutter den Oster
hasen, daß er nun besonders schöne
Eier legt, manche sogar mit Ueber
raschungen drin, damit das Fest trotz
des Wetters recht heiter vertause.
So gings auch bei uns. Die Hei
terteit ist zum Glück in unserm Hause
tein Ausnahmezustand Jnt Gegen
teil, wir haben eine Vorliebe siirt
harmlose Scherze und halten das
Lachen für. die natürlichste und »e-»
sunoeste Turnübung. Einige Zeiti
vorher hatte ich etwas erregt mein
Mißfallen an der Manier mancher
moderner Maler ausgesprochen. Ich«
kann es nicht leiden, wenn man ei-·
nein Menschen statt der Haare Nu-»
deln oder Seerosenstiele malt. Vorj
uns lag als Jllustrationsprobe eines
Wertes das Bild eines Frauentapseb,l
das in dieser Hinsicht Unglaubliches-!
zeigte. « « « s
Mun, sei nur ruhig, sagte mein
Gatte, bei gemalten Damen wird»
das jetzt Mode sein, sie tragen es all-s
gemein. Wenn ich mir nächstens dein;
Bild malen lasse, sollst du selbst cui-l
scheiden, ob du Nudeln oder Stiele
vorziehst. Vielleicht wäre bei dei-«
riem vgl-Hin dunklen daar auch der»
Spictackkv ein schätzenswettes Monds
Jedensifsts kann es nichts schaden«
tvenn du das Bild öfter betrachtest,
um dich allmählich an die neue Art
zu gewöhnen. l
Das möchtest du wohl! ries ich. ESH
braucht mir nicht mehr vor die Au-;
gen zu tomrnenl s
Als ich abends zu Bett ging, lag
das Bild aus meinem Kissen. Amt
andern Morgen fand mein Mann e-:
in seinem Manustript. Wir über
raschten uno gegenseitig an immer
neuen Stellen mit diesem Anblick
und hatten viel Bergaugen dadurch.
Ganz besonders sreute ich mich am
Ostermorgen aus das Gesicht meines
Gatten, wenn er in einem Chotolai
denei wieder einmal das Bild er
bliaen würde. Gleich nach dem
Frühstück ging das Suchen los. Jch
hatte vie Eier im ganzen hause ver
stectt und durch das emsige Hin- und
herrennen tlang bald von oben, bald
von unten der Jubelrus der gliicls
lichen Finder. Als alle Eier zur
Stelle waren, verteilte ich ste.
Strahlend trollten sich die Buben
mit ihrem Reichtum zur Kinderstube,
und vergnügt zog meine tleine Stütze
mit einem großen Chotvladenei hin
ter ihnen her. Die Köchin trug das
Frühstücksgeschirr ab und entsernte
sich mit ihren Ostereiem Mein
Mann griss nach der Zeitung
Willst du nicht dein Ei essenf
sragte ich so recht sreundlich.
Jch möchte es noch ni t zerbre
chen, Liebste, es sieht sv h bsch aust
Frisch schmeckte aber am besten,
und du magst Chotolade so gern! »
Du hast recht, sagte er und löste’
die beiden Hälften von einander.l
Aber was ist denn das? Da steckts
ja etwas drin. Er össnete den tleiss
nen weißen Briesumschlag nnd blicktet
neugierig hinein. Dann sah er michI
belustigt und sragend on: Dante
schön! Jch verstehe nur nicht recht....
Das habe ich vom Konditor ein
legen lassen, sagte ich.
Ja, ja, das kann ich rnir denken,
überlegte er. Aber kam dir meine
Börse so leer vors Was soll ich
mät dem Thaler machen?
Der Taler? Das ist ja noch schö
ner! rief ich aus Der gehört ja dem
Kohlenmanm
Dem Kohlenmanni Bitte Liebste!l
Und den läßt du in mein Ei legeni
Wenn das nicht tvie ein Kapitel ani
einem Krirninalrornan kllngtl hast
du früher schon mal Zeichen von
Kleptotnanie an dir bemerkt? Es
wäre Init wirklich nicht angenehm.
hauiiuchungem Delektivs und ver
gleichen find mir ein Greuel.
Bitte, mach keinen Unsinn, sagte
ich ungeduldig. Es ist mir wirklich
peinlich. Jch will gleich die Marie
hinschiiken Weißt du, es ist ver nette
Mensch, der uns nach Feierabend oft
noch etwas besorgt, und nun ist seine
Frau krank. Da hatte ich dem Kinde
to ein El gefchentl und ihr gesagt,
was drin läg:, sollte sie dem Vater
geben. Der Konditor muß das ver
wechselt haben, denn ich hatte mir die
verschiedenen Eier genau gemerkt.
Nun hat der arme Mann unser
dummes Bild bekommen. Der muß
mich ja für verrückt halten!
Na, der-Irrtum läßt sich auskliis
ren, sagte mein Gotte lachend, und
zog sich aus sein Zimmer zurück.
Der Kohlenmann hatte sich schon
sehr gewundert, berichtete Marie eine
halbe Stunde später. Das hätte
er noch von keiner der Damen, bei
denen er arbeitete, bekommen. Aber
wenn er aufrichtig sein dürste, das
Geld wäre ihm doch noch lieber und
er ließe schönsten Dank sagen. Be
ruhigt nahm ich ihr das Papier aus
der Hand und wictelte das Bild her
aus, da war es meine Photographie,
die ich meiner Tante Paula ins Ei
bestellt hatte. Das tann gut wer
den, dachte ich, dieser Konditor scheint
ja ein Konsusionsgenie ersten Rau
ges zu sein. Wo in aller Welt steckt
denn nur das dumme Bilds Es
klingelte. Ein Brief don Tante
Paulu.
Liebes Kind, es tut mir leid, dir
mitteilen eu müssen, daß Onkel Otto
ziemlich ärgerlich über euch ist· Jhr
habt wohl nicht bedacht, daß man
älteren Leuten gegenüber auch im
Scherz etwas mehr Rücksicht nehmen
muß. Es wird mir mit der Zeit
schon gelingen, ihn versöhnlicher zu
stimmen, aber ich musz zugeben, daß
eure Ueberraschungen nicht sehr takt
ooll gewählt waren. Es lag wohl
noch eine unbeabsichtigte Verwechs
lung bor. Aber selbst wenn ich an
nehme, daß die Meerschaumspitze nicht
siir mich, sondern sur meinen Mann
bestimmt war, so hattet ihr doch va
ran denken müssen, daß Onkel Richt
raucher ist, und das Bild verstehe
ich überhaupt nicht. Wir können we
der eine Aehnlichkeit noch einen Witz.
darin finden. Jhr hättet uns jal
gar nichts zu schtcten brauchen.;
Wenn ihr es aber wolltet, so hättet’
ihr es gewifz etwas zarter machen
können. Jrn übrigen nichts für un
gutl Eure treue Tante Paula
Bitte, sagte ich zu meinem Gat
ten. lies doch einmal diesen Brief23
Onkel sollte einen entzückenden alt
filbernen Liquxurbecher haben und
Tante meine neue Photographie. .
Die haben sie also nicht bekom
men, antwortete er höchst vergnügt,
nachdem er gelesen hatte. Nun bin
ich aber wirklich gespannt, wo der
Liqueurbecher hingewandert ist.
Wieviele von diesen tückischen Eiern
gibt es noch?
Den Becher wird dann wohl un
ser Neffe Iris haben, dem die Ci
garrenspisse zugedacht war, sagte ich
in stiller Ergebung, denn der hat
das lehte Ei.
Für seinen Studentendurst wiire
vielleicht ein Bierseidek angeht-achtet
gewesen, meinte mein Mann. Aber.
dein Ofterhase gefällt mir. Jeden
falls wird es gut fein, wenn du
bald zu Onkel und Tante gehst« um?
das Mißverständnis aufzuklären. J
Mir tat es auch leid, die guten,;
alten Leute verlest zu haben, and:
ich machte mict -sofort zum Ausgesi
hen fertig. Draußen fchneite esl
wieder. Schnell ging ich durch die
Straßen und überlegte mir in Ge
danken ein wenig meine Versöh
nungsrede.
Fröhliches Osterfest! klingtz mir
da plötzlich entgegen, und vor mir
steht mit seligem Gesicht mein lan
ger Neffe.
Zuerst schönsten Dank, liebe Tan
te! Das war ja eine reizende Jdeel
Jch bin gleich mit dem ersten Zuge
abgedatnpst, und da bin ich.
Also hats dir doch Freude ge
macht? fragte ich, nachdem ich mich
etwas von meinem Staunen erholt
hatte. Es ist jedenfalls sehr nett,
dass du kommst.
Aber das war doch selbstverständ
lich, Tantchenl Als ich in dem Ei
das Goldfilchschen fand, freute sich
mein Fuchfengemiit nicht wenig und
dachte froh: Gleich und gleich gesellt
sich gern. Dann fielen aber noch
dreißig Pfennige beraus. Zehn Mart
dreißig, sagte ich mir, da liegt sicher
ein tieferer Sinn drin, und bald fiel
mir ein, dasz das der Preis eines
Netourbilletts zweiter zu euch, also
eine äußerst fein und liebenswürdig
ausgedrilClie Einladung war. Bin
ich nun schlau oder nicht?
Ueber alle Maßen, lieber Junge,
rief ich. Geh nur schon nach hause,
ich werde gleich nachtomtnen. Das
war doch das Schlinstr. Das Reise
geld batte ich meiner Stühe bestimmt,
damit ihr Taschengeld nicht zu sehr
angegriffen würde, wenn sie nächste
Woche ibre Eltern besuchte, die auch
in der Universitätsstadt wohnten.
Onkel und Tante waren schnell
wieder gut und lachten herzlich, als
ich ihnen von meinem letzten Erleb
nig erzählte. Sag' deiner kleinen
Lisbeih, ich würde den Be er gegen
das Reisegeld umiauschen, si soll ihn -
nur bringen, sagte Onkel Otto-s
Dann sehen wir das Ziehe, frische
Gesichlchen mal wieder bei uns.
Mein Mann war ausgegangen,
als ich zurückkehrte. Jn der stin
derstube ging es seht lebhaft zu. Als
ich eintrat, hatte mein Aeltester die
tote Studentenmiitze aufgeseyi und
eilt auf dem guten Onkel Galopp.
Und denke, Muskel-, sagte Gustav,
als der Onkel kam, fiel Tante Lis
beihs Ei aus die Erde, denn sie
wollte es grade mal besehen.
Tanie Lisbeth wurde dunkelrot
und machte sich eifrig am Ofen zu
schaff-m
und es war auch was drin, pe
merite Friß lächelnd und deutete aus
den tleinen Becher. Also so was
braucht die Jantei
Nein, sagte ich, so was braucht
die Tante nicht, selbst Ostekhasen
können irren. Die Tante bekommt
etwas anderes
Dankbar lächelnd blickte Lisbeth
mich an. »
Woher lommst du denni sragtes
mein Gotte überrascht, als er nach
hause kommend Fritz bei mir fand.
Bist du etwa aus einem Osterei ge
krochen?
So ungefähr, lachte Fritz und wir
erzählten den Sachverhalt.
Na, das trifft sich ja gut, rief
mein Mann. -· Um meiner Frau auch
eine Ueberraschung zu bereiten, habe
ich hier frischen Waldmeister mitge
bracht. Da können wir heute abend
ein Osterböwlchen trinken. Es ist
aber einfach in Papier gewiclelt. Jhn
in ein Osterei zu legen, schien mir zu
gewagt. Wer weiß, was wir nach
her darin gefunden hätten.
Dante schön, sagte ich. Dann
tönnte Lisbeth eigentlich gleich den
Becher zu Onkel Otto bringen und
die beiden auch zum Abend bitten.
Famosl rief Fritz begeistert. Du
gestattest wohl, daß ich Fräulein hell
mers begleite. Es konnten ihr am
Ende Jungens mit Schneebällen lö
stig werden, fügte er auf meinen
ragenden Blick hin mit leichtem Er
röten hinzu.
Ja, ja, sagte mein Mann nach
denklich. Es wäre ja auch denkbar,
daß sie überfahren würde, und wie
leicht tönnte ein fallender Ast sie tö
ten! Sag mal, lieber Iris-, woher
lennsi du eigentlich den Familiensta
men unserer Lisbetht Wir nennen
ihn nie.
» Jch habe sie mal auf der Reife
lennen gelernt, antwortete Fritz et
lwas verlegen; aber wie du denkst,
jOniel, ich tann auch hier bleiben.
Nein, geh nur mit, du hast ganz
Trecht, entschied mein Gatte.
Wenn sich da nur nichts anspinnt,
sagte ich besorgt, als die beiden das
baut verließen. Sie sind noch viel
zu jung
Laß sie nur, Liebste, sagte mein
Gotte herzlich. Wir sind auch nicht
erst am Tage unserer öffentlichen
Verlobung eini geworden. Man
muß die Feste seierm wie sie fallen·
Jo- wetu um glei hom.
Ftricgaiiizzc von Fritz Miillci«.
Den Matthias Standinger lernte
ich aus der Straße tennen. Denn er
war ein Dienst-nann, und Dienst
männet werden einem nicht im Ball
saal vorgestellt. Ganz abgesehen da
von, daß man im Baltsaat überhaupt
niemanden richtig kennen lernt, viel
eher aus der Straße, gar wenn die
Straße auch die Werkstatt ist, wie
siir meinen Dienstmann.
Mir war damals ein Rad in eine
Schiene geglitscht. Tüchtig verbogen
sah es aug. Natlos stand ich da
»Dös wern ma giei hani,« agte da
jemand neben mir. Das iar der
Dienstmann Matthias Standinger·
Das Borderrad hatte er zwischen die
Knie gestrmmt und Lentstange und
alles im Nu zurechtgebogen. »So,
hamma"s scho,« setzte er hinzu; »wissen
S’, a bisserl was muß unsereins von
allem verstehn, sonst wars g’sehlt.'·
Den Dienst hab’ ich mir gemerkt.
Es wurde ,,unser« Dienstmann.
Wenn man verreiste, wenn etwas Be
sonderes zu besorgen war, schickten
wir nach ihm. Immer mit gesenktem
Kopfe hörte er den Austrag an und«
immer sagte er dasselbe:
»Mit wern ma glei ham.«
Natürlich bekam er danach diesen
Uebernamen.
«Kathi, ich muß verreisen,« hieß
es, «holen Sie den Dienstmann.
»Den nächsten, nicht wahrs«
»Ach was, den nächsten — u n s e r n
Dienstmann selbstverständlich.«
»Aha, den Gieiham.«
Seitdem hieß et nur der Gleiham·
Was hat der Gleiham nicht alles
bürmä uns besorgtt Es ist schon wahr,
ais schnell war er nicht. as
sind itnchner Dienstmiinner gni d
W
säylich n«·cht. Aber verlässig war et,
unbedingt verlässig. Und er war
immer an derselben Ecke zu finden.
Immer war er d.1bei, von Dieser Ecke
ab zehn Schritte der Müllersirasze
oder zehn Schritte der Holzstmsze ov
zuschteiten. Wenn er nicht unter
wegs war, hatte sein Eckreich unsicht
bate .seste Grenzen. Und war er
unterwegs, so warteten wir liebes-z
als den Gleiham durch einen andern
Diensinmnn zu ersetzen. Er war oft
unterwegs. Andere schätzten ihn
auch. Umgekehkt nicht immer.
»Wissn S’, Hekt, « sngte er einmal
zu mir, »Austtiig kriegt mu oft, Aus
träg!«
«Ahn, Sie meinen Liebesbriese.«
,,Liebesbrief? Dös is net so
schlimm. Es san halt junge Leut.«
»Sie meinen also, die Liebe sei nur
bei den Alten schlimm?« scherzte ich.
«D’ Lieb net, aber Es- Gegenteil
davon.«
»Das Gegenteils«
»Ja, wenn sie sich nimmer mög’n,
wenn sie sich nimmer trau'n.«
»Aber damit haben doch Sie nichts
zu tun?«
»Ma redt’ net gern davon, Herr.
Aber luschtig is 's net, wenn mi’ der
oaner zum Auspass’n umanander
schickt, was der andere treibt.«
»O weh, da fällt also die Fett
stellung ehelicher Untreue auch in
Jhren Dienstmannsberus?«
»Ja, die sallt scho’ ’nei’, aber i
net-«
,,Wieso? Was sagen Sie denn bei
einem solchen Austrag?«
»Was i sag? Dös wern Jna glei
ham, sag i.«
,,th, und haben Sie ’s denn dann
ask-h gleich, die Feststellung, meine
I c«
»Zum mir gar net ei’. Wenn
oaner dem andern in der Eh« nim-.
mer traut, da ist scho’ eh’ alles fest
g'stellt — da brauch i nix mehr z’
-«sind’n.«
i »Undswenn Sie aber doch wag
finden? Was sagen Sie dann?«
»Diss- wern ma aTei hum, sag i,"
und —- b’halt’s für mich.«
»Aber Jhre Austraggeber?«
—-,,Die b’halten sich auch — und
Halles ist in Ordnung.«
! »Das sind also Ihre schlimmsten
Aufträge?«
! »Na, die schlimmsten sind die mit
die Hund, mit die Herrn Hund,« be
tonte er.
I »Aha, Sie lönnen keine Hunde
leiden?«
»Da teisch’n S’ Ihnen aber« Herr
Die san mir ost zivanz’gmal lieber
als die Menschen. Nana, die Hund
san scho’ recht sijr sich allein und
ohne Leine. Aber wenn ma s' im
Austrag von die narrischen, alten
Frauenzimmer spazier’nsiihe’n soll
stundenlang, damit s' derweil ihre —
ihre G’schiist’ b’sorg’n —«
»Wer?«
»D' Hund bei-mir und die Damen
in die stauslädem wohin s' ihre
Hund net mitnehmen ders’n —- da
könnt einem der Dienstmannsberus
scho' manchmal z’wieder wern, wissn
»Aber Sie brauchen doch solche —
solche Hundeaufträg nnr einsach ab
zulehnen — bös wern S’ doch glei
ham?« zwinlerte ich.
»Da tennen S' aber ’s Gesetz
schlecht, herr,« sagte er ernst und
setzte hochdeutsch hinzu, als löse er
aus dem Gesetzbuch ab: »Ein Dienst
mann hat alle ihm erteilten Austräge
treu und gewissenhast auszuführen
und im Interesse seiner Austraggebers
zu erledigen.« .
So trottete der Dienttmann Mat
thias Staudinger treu und gewissen
haft durch die Jahre und durch seine
Aufträge, selber treu begleitet von
feinem Geleitsprnchz ,,Dös tvern ma
glei hmn — glei tocrn ma bös ham
—- glei ham wern um bös —- —.«
Utrzählige Male wurden seine dickenJ
Dienstmannsftiefel neu belohn
leuchtende Rot an seiner Dienst
mannsmüye blaßte ab und wurde
wieder aufgefärbt. Nur seine stete
Dienftrvilligleit blaßtc niemals ab,
niemals brauchte künstlich aufgefärbt
zu werden sein zugrisssfreudiges
,,Dös wern ma glei ham —- glei
wern ma’s- bar-U
Immer wieder sah ich neue Auf
traggeber über die Straße auf seine
angestammte Ecke zusteuern, eilige
Auftrag eber, tchlenbernde Auftrag
geber, schüchterne Mädchen, konti
nierte Damen, ängstliche Dienstmäd
chen vom Lande« mit allen Wassern
gewaschene Reifende von der Stadt
—- alle landeten sie mit einem Auf
trag bei der Dienstmanntmiitze Num
mer 77. —
«Wiss’n S’,« sagte er einmal zu
mir, »mei Nummern 77· kennen S’
Ihnen leicht merken —- bös wer-PS
glel ham, da brauch’n S’ nur an a
Paar Bäckerhaxen z« denken.«
»An Bäckerhaxen?«
«Ja. weil die grad a so bog«’n san.
aks tote die zwpa Sieb’ner nebenan
Dust
nnd,««lachte er. Er konnte die Bäcker
nicht leiden und gab einem Väcker
gern eines auf das Deich. Nämlich
es hatte ihn auch einmal einer aus
gespottet.
»So n Dienst-nunm« hatte der ge
sagt, ,,l)at gar kein richtiges Gewerb,
weil er der Hansdampf für alle Leit
sein inuß.«
»So? Und du, ha?«
»J hab nur ein oanzigen Meister-,
und du haft siemiizivanz’gdauseciv, du
mit deiner Nummern 77 ain Kopf.«
«Js mit nlleweil no« lieber, i hab
mei Nummern 77 am Kopf als an
die Haxem wie fis Bäcker,« hatte er
fchlngfertig erwidert nnd ihn als er
ledigt stehen lassen, weil sich eben
vertrauensvoll eine Bauersfrau an
ihn wendete, die sichtbnrlich zum
erstenmal in der Stadt wor:
»Sie, Herr Kapcral!« — wahr
scheinlich hatte ih’r Die rote Mühe an
getan —- »Sie, Herr KaporaL t sollt’
halt d’ Frau Strohhoser b’suchen.«
Fiel meinem Gleiham gar nicht
ein, zu lachen.
»Soso, d’ Frau Strohhoser,« sagte
er teilnahmsoolL
»Ja, wiss’n S’. die wohnt atta
weil tin Sinn-net bei ins drauß’n
aus’m Land und hat mi scho gar aso
ost eing’lad’n ,—— da hab i halt do
arnal tenuna müss'n, net?«
»Ja steili’, aber dös is sei net schö’
von Jhrer Frau Strohhoser, daß s’
net amal auf«n Bahnhof zum Ab
hol’n von Eahna kommen is.«
»Aber wenn i s’ dcch überrasch’n
will, Herr Kaporal,« sagte die Bäue
rin vorwursgvolt, srhte aber beküm
mert hinzu: »Wenn ’s nur net gar
a so viel Leit in der Stadt gebet —
jetzt laus i scho a halbe Stand uma
nand, ohne dasz i s' g’sehn hätt, Die
Frau Strohhoser."
»Ja, wo wohnt sie denn, Jhre
Frau Strohhoser?« fragte ich, der ich
dabeistand.
»Ja der Stadt halt, in der Stadt
— Sie wern s’ scho’ kennen, Herr
Kaporal —- a bisserl lloaner und as
»bisserl dicker is s als wie i, unD
wenn ’ tacht, zwickt s’ Immer Des
oane Aug zua wissn S««
Dös wern rna glei Ohamf Der
sDienstmann Gleiham war in den Eck
laden hineingetreten, hatte das Adreß-s
buch aufgeschlagen und berichtet: s
» »Es gibt drei Strohhoier. Der-s
oane is a Frisör der wird laurns
Zeit ham, alle Jahr zu Eahna aufs
Land z gehn. Der ziooaie is a
lbensionierter Professor, der is ’5 aa
net, denn dashätten S’ net nach der
Frau Strohhoser, sondern nach der
Frau Brosessor gsragt. Also is s
der dritte — kommen S’ nur mit
imir, Frau, dös wern ma glei ham.«
Und schon trottete er mit der Bäuerin
über die Straße. Sein dünner,
grauer Dienstniannsbart wehte schief
iim Wim. —
i Dann brach der Krieg aus. Er
hat Den Dienstmann Matthias
Staudinger nicht verändert.
»Dös wern ma glei l)ain,« sagte
der und stellte sich freiwillig. —- «L u
alt —- der nächste,« hieß es.
»Ob«-z tvern ina glei ham,« mur
melte der Dienstmann, ging hin,
särbte sich seinen Bart kohlschwarz
und stellte sich nach einer Weite
wieder.
»Nicht tauglich —- der nächste.
bitte,« hieß es wieder
Damals sah ich Den Dienstinann
Matthias Staudinger wirklich trau
rig. Rein Wunder, schien doch zum
erstenmal sein Zauberwort »Das
wern ma glei ham« zu versagen. »
Und als er eines Tages wieder den
Köter einer alten Dame spazieren-s
führen sollte, hielt ers nicht mehr
aus und rannte zum Drittenmal aus
die Kommandaakur immer mur-;
melnd: »Do"s ivern ma glei hani —s
Dos ivekn ina gici yam —- ——
Mächtig hat ec ausbegehrt ans de!
dianzlek »Wenn i als Dienstniann
heil noch die schwersten Sachen trag n
kann, nach werd i in Goiisnainmenj
doch auch noch ions- sijr eich laugn,
Deixel überanander!«
Der Beamte überhörte den milden
Dienstiiiiinngslnch. »Die schwersten
Sachen?« sagte et nachdenklich. s
»Natürli’ »- was moanen S’, wie-s
viel Leit i in der Salvatorzeit heim-l
glchleppt WH«
»Auch aus dein Rücken, he?«
»Jawohl, auch aus dem Rücken,
wenn s’ der Salvator ganz um
gschmissen ghabt hat«
»Und wenn sie nun nicht det Sal
vatot, sondern die Kugel umge
schmissen hätte?«
»Dös is gleich, mei Rücken tragt
's aso oder aso —- dds wein ma glei
ham.«
»Ich denke, Sie können bei der
Sanitiit eintreten, Matthias Stau
dinger.«
»Zu Befehl, dös wern ma glei
hande
Der Dienstmann Gleihain hat da
draußen seine Pflicht getan. Kaum,
das das leßte Sturmhutra seines
Regiments verklungen war, stand er
bereit, ein wenig ovrgebeugt, ein
wenig geneigt das dienstwillige Ohr-,
als höre et einem unhörbar erteilten
Austrag an seiner alten Ecke zu:
»Dös wern ma glei hatn.« Und
schon ging er mit seinem gleich
mäßigen Schritt als erster übers Feld
hin, das noch umpsissen war von
Kugeln. Schon hatte er den ersten
Stöhnenden auf seinen breiten Dienst
mannskücken aufgeladen und gebor
gen. Seltsam rertveht stand sein
dünner Graubart in der Luft. Schon
stapste er zum zweitenmal über den
brüllenden Acker, hatte den zweiten,
hatte den dritten aufgeladen —
»Allen Respekt, Staudinger,« sagte
der Hauptmann, »allen Respekt vor
den Leistungen Ihres Rückens.«
»Hu Befehl, Herr Hauptmann, arg
alter Dienstmann muß ma halt ein
eifern’s Kreuz ham.«·
»Dös wern ma glei ham,« scherzte
der Hauptmann und schlug ihn vor,
zum cisernen Kreuz natürlich.
Lang hat er’s nicht getragen. der
alte Gleihanr Die Nussen haben ihn
aus einem seiner EisernemKreuzs
gänge während eines Waffenstillstands
weggeschossen.
Er hatte das Glück, in ein Münch
ner Lazarett zu tommen. Jch habe
ihn besucht.
»Wir haben Jhnen ein Lebenlang
so viele Aufträge gegeben, Matthias
Staudinger,« sagte ich, »vielleicht
darf ich auch einmal fiir Sie eine
Besorgung machen?«
Er lächelte in den Kissen wie von
ferne.
»Ich meine, ob Sie nicht noch
irgendeinen Wunsch - haben?« wieder
holte ich beharrl-ich. Er lächelte
wieder
»Dös wern ma glei harn,« sagte
·er, drehte sich um und war tot. Selt
sam verweht ziingelte sein dünn-s
Graubart aus den Kissen.
—
Eine mannhafte Antwort.
Es war im Jahre 1812. Im kaiser
lichen Palaste zu Petersvurg cvar
große Tafel, als dort die Nachricht
anlangte, Napoleon habe sich auf der
Brandstätte von Moskau entschlossen,
den Rückzug nach der Grenze anzu
treten. Trs snphierender Jubel
herrschte infolge dieser Bo aft an
der taiserlichen Tafel. Unter den
Gästen des Zarea befand sich auch ein
deutscher Flüchtling, der berühmte
preußische Staatsmann und Exmini
fter Freiherr vom Stein. An den
wandte sich die Kaiserin und rief ihm
zu: »Wenn jetzt ein einziger franzö
sischer Soldat iibcr den Rhein zurück
gel-.ingte, dann würde ich mich schä
men, eine Deutsche zu sein«. Die
Kaiserin hatte, als sie dies sagte, nicht
bedacht, daß sie selbst die Tochter ei
nes Rheinbundfijrsten, des Großher
zogs- von Baden, war, und daß der
Freiherr vom Stein sich wenig daraus
machte, auch getrönten Häuptern un
angenehme Wahrheiten zu sagen. Fest
und scharf sah Stein die Kaiserin an
und antwortete mit lauter, starker
Stimme, ganz gegen die Regeln der
Etitette: »Eure Majestät, wenn die
deutschen Fürsten ihre Pflicht getan
hatten, niemals-·- wiirde ein französi
scher Soldat lebendig auf diese Seite
der Elbe gekommen sein!« —- Toten
stille herrschte ans der Tafel, als er ge
endet, die Kaiserin aber war llug und
ehrlich genug zu antworten: »Sie
mögen wohl recht haben!«
——-O--s.-—
Treue Verdundetr.
Wenn sich aneli die halbe Welt
Wider Deutschland feig« verschwor, —
Haben mir Brat. Fleisch und Geld,
Unser Heer und —- den Humor-l
Eichen-r Beweis-.
Viel liclser ltcntc schon ·
Ein Ei dein eigen nenne
jlei crsi am nächsten Tag
Die allergrößte Hennel
—- Derbe Avsuhr. Alte
Jungfer »Sie warten wohl aus den
nächsten Ersten?«
Student: »Und Sie wohl aus den
nächsten Besten?«
« Ein Ausschneiden Ei
nige Deutsch-nennt erwachen in einem
galizischen Bauernhaus und geraten
in Streit.
»Was is denn«, sagt der Feldwe
bel, ,,iniißt ’s öd denn glei in aller
Frnah siteiten?«
»Weil der Lehnek Toni behaupten
tuat, er hat on Floh«, sagt ärgerlich
einer der Soldaten.
»Was is denn da dabei« stagt der
Feldwebel ganz erstaunt, »wir hani
ja doch alle Flöh genun«
,,,Na alsdann; nber der Lehner
To«ni, der Ausschneiden behauptet, er
hat nur aan«.
Jni Jahre 1915 wurden in
England neue Schisse mit einein- Ge
samttonnengehalt von nur 650,919
Tonnen gebaut, gegen 1,683,553 Ton
nen in 1914 und 1,932,158 in MIs.