Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 11, 1916)
« get-time m Eilet-. seinem ans Qstpreußens Zcheectenssmgen von Fritz Stummen (2. Fortfetzung). Jetzt hatte et gehofft, daß hanna die tiefere Absicht seiner Aufforde rung verstehen und die Gelegenheit eeseeifen wuede, sich die Zufrieden heit seiner Mutter zu erringen Oder war es ihr so völlig gleichgültig, Daß jie ihn nicht versteyen womit Das me doch heute eine deutliche Abwei fung seiner Beweedung gewesen. Als seine Gedanlen bei diesem Punkt angelangt waren, griff er mit einem Seufzer nach seiner Mütze und ging hinaus out den Hof. Jhm wen-, alt hätte er ein langes Gespräch mit seiner Mutter gehabt, und doch tvae es nur ihr mitteidsvollee Blick gewe sen« dee ihm sagte, daß ein neues Mutteeheez uin ihn sorgte. Es war teine Boteingenoinmenheit gegen Hunnen das wußte et, sondern ehrlich sorgende Muttecliebe, die den wacke een Sohn vor einer Ehe bewahren wollte, in der nach einem kurzen, hei ßen Rausch eine Eenüchterung und catftenidung eintreten mußte. Gleich nach Mittag ritt Wolf nach Ma, uin seine aus Rußlaiid an toinsziiiendeii Schnitter in Empfang zu nehmen. Er hatte einen alten, start tiiochigen Gan unter sich, der seines hohen Alters wegen das Gnadenbrot erhielt es sich alier noch reichlich ver diente, denn iin Sommer zog er das kleine Wögelchen, in dein Frau Stut terheiin saft täglich ins Feld fuhr. Beim Einfahren des Getreides muste er ins Scheuiiensach und unablässig hin und her wandern, um es fest zii trainpeln Und wenn er lange un tätig gestanden hatte, wurde er auch zu einein kurzen Riti in Anspruch ge nommen. Für große Schnelligteit war er nicht zu hauen, aber die verlangte inaii ja auch von ihin nicht. Da er noch reichlich Zeit hatte, machte Wolf den tleineii umweg uder Andreaswaide, um ·sich nach Hannas Besiiiden zu ertuiidigen. Christel hatte ihn aus der Giebelnube toinnieii se hen und stand schon vor der Tür, als er aus den Hof ritt. »Es geht Vaniia nicht sehr gut, sie hat hohes ziehet und heftige Kopsichmerzen Wir haben schon das Auto nach dein Arzt geschickt.« Sie trat an sein Pferd und strei chelte dessen hals. «Das wäre so ein Pferd fiir Hamm, wenn sie noch einmal Lust verspürt zu reiten«, meinte sie iriit einein schelmischeii Lä cheln. »Du würdest nicht springen, aitee Groneberg i« Rein.« erwiderte Wolf, »dafii·r ist er nicht mehr zu haben. Fiir Dank-a ist doch keine Gefahe?« Christel zuate die Achseln. «Mit solch einer schweren Eriältiing ist nicht zu spaßen. Da loiniiit jetzt im mer gleich die neuinodische Krankheit, die Jnfluenza, dazu, und vor der habe ich allen Respekt Nun mach dir blos keine Gedanken, lieber Wolf, ibchtagen werde sie schon zuin Schwigen r Er reichte ihr vorn Pferd herab die Hand. Mhati Dank Christe!, fiir deine Samaritertiitigkeit.« Mit einein langen Blick sah sie ihm nach. Ein Zorn war in ihr ausge stiegen den sie mehr fühlte als dachte. Ein Zorn aus ihre ältere Schwester, die eine so treue Liebe nicht zu schät zen wußte. Noch vor kurzem hatte sie ihr, als sie von einein Dragoners rittnieister schwärinte, der ihr eifrig den has machte, uortvurssiioll gesagt, daß sie ein schweres Unrecht heginge; niid Haiina hatte lachend daraus er ·toiderl: »Der Wolf liiiist niir nicht fort. Der wartet so lange, wie ich ihn brauche. Aber hoffentlich werde ich ihn nicht als Notnagel brauchen. Und darin rnit häßlichein Lachen JlIS dir spricht ja nur die Eifersucht. Dir olliest aiir doch dankbar sein, daß dir das Feld freilasse«. Wie eme Flamme war Chr-met die Röte ins Gesicht gestiegen. Wortlos hatte sie sich abgewandt, um hinaus zugehen und eine verfehwiegene Ecke aufzufuchen, wo sie sich augweinen bunte Und dabei war eH ihr zum erstenmal klar geworden, daß es nicht bloß Freundschaft war, was sie für den Jugendgefpielen empfand, sondern ehrliche, tiefe Liede. Und sle wußte, das sie hoffnungslos war, daß Wole Herz Ihrer Schwester hanna gehörte, daß er um sie ward. WI- holf es ihr, daß hnnna ihn surlickwiezs Er würde doch für sie, die chrifteL nie mehr empfinden als « eine Schwester. Und ihr Gefühl ogte ihr das Richtigk. » Während der alte nach feinem frü en Besiser genannte Gaul lang arn nnd gemächlich dahinschritt, wanderte fein herz zurück nsq dem Ist-haufe, wo das gelieer Mädchens in wir-en Fiebertränmen leissi Ge Iri, sie Isa- Wlch, war Miitig M seit herzu aufgelegt, eian UenM p- acken Auch ihn M fie heilte sen-L Oder verbarg Unter des- thsen, lustigen I- eise-s sich stunk-a Samt m km- ichiimm den «pr »i »New LI- W l tapfer and hoffnungjsreudigx aus der nn Sonnenschein leuchtenden srisch ergrünenden Saat strahlte ihrn die IBejahung des Lebens entgegen. Er strertte die Hand ans und wintte der Lerche zu. An ihm vorbei rnsselten die Wagen von Andreaiwalde, die auch aus den Bahndos suhren, urn russische Schnit ter abzieht-ten hinter ihnen ritt der Jnspeuor Brinttnann. Er schloß sich Wolf an und erzählte, daß er das schöne Reitpferd von seiner Qual durch einen Schuß erlöst habe. Dann fragte Wolf, wieviel Schnitter er in diesem Jahr bekomme. »An hundert Stück sollen es sein, herr Stutterheim«, erwiderte der Jn Ipettor. »Ja, wir brauchen so viel Uni fehlen mindestens sechs verheira tete Jnstleute und auch einige Knechte. Könnten Sie nicht mit dem Herrn darüber sprechent Die Gnadige kümmert sich nicht darum, die Main sell tut, was sie will. Und die Leute machen heutzutage Ansprüche, die Knechte sind mit dein Essen nicht zufrieden und gehen weg.«' Wolf zuckte die Achseln. «Lieber Brintmann, ich wollte Jhnen even gerade ins Gewissen reden, daß die Meierei nicht genügend beaufsichtigt wird.« »Ach Herr Stuttetheini, Sie wis sen doch, daß ich nicht alles schaffen tann. Die ganze Hofioirtschaft, die Rechnungsführung die Amtsgeschiif te die Außenwirtschaft, das tann ein Mensch nicht bewältigem Und der herr. se älter er wird, desto weni ger tüitnnert er sich um den Betrieb Er studiert in den Büchern, hält lan ge Vorträge im landwirtschaftlichen Verein, und in seiner eigenen Wirt schaft tann ei gehen wie es will Jch habe gestern gekündigt. « Weis drehte sich iin Sattel zu ihm um. »Aber Brintniann!" Nein, here Stutterheiin, ich habe auch Ehre im Leide. Jm Winter ist alles verkauft worden, was an Ge treide vorhanden war, und fett ninß nicht nur Saat, sondern auch Fut tergetreide getauft werden. Das siillt aiich aus mich zurück· Jch bin in An dreaswatde grau geworden und habe meine beste straft hier gelassen, aber nun mach ich Schluß, und Sie miissen mir das Zeugnis iiusstellem daß ich ehrlich into treu sitt meinen Herrn gearbeitet habe«. »Ja, das tann ich. Aber was soll denn aus Anoreiigwatde werden, wenn Sie gehen t« Der Jnspettor zuate die Achseln. »Den Vtutterheinn da gehört eine Junge straft hinein, die auch Geld hinter sich hat, und eine junge, tüch tige Frau. Die beiden Mödel könn ten sa manches Gute schaffen. Han nachen hat teider gar teinen Sinn da für. Christel mochte ja, aber die gnadige Frau sieht es nicht gern, daß l sie in die Wirtschaft geht. Das wis sen die Mamsello in der Küche wie in der Meierei und sind frech gegen sie. Ztttein, nein, Herr Stutterheiin, das sgeht leinen guten Gang« ; Wolf schwieg. Alle-, was der Graubari ihiii sagte, wußte er ja s.selbst Schweigend ritten sie auf dem Bahnhos ein, stiegen ab und banden Iihre Pferde an Der Vorsteher kam ihnen entgegen: »Der Zug hat eine Viertelstunde Verspätung, meine Her ;ren. Mit dem Einladen der Aussen hat er sich so lange ausgehaltenc 3, Langiam wanderten die beiden iLandwirte auf dein Bahnsteig aus und ab. Sie sprachen wieder iiber EAndreaswaldr. Dazwischen fragte Wolf: ·Wie werden Sie bloß mit der Bande von hundert Menschen ! fertig werden?« T »Ach, here Siutterheiiti, diesmal ftoinint noch so eine Art Jnspettor lniit. Er hat die ganze Gesellschaft )angeworben und soll sie auch beauf J.'·stchtigen » «Ein Russei« x :Wahrscheitilich doch, aber er sschreibi ganz gut deutsch. Wissen Sie, wae ich meines Das ift wohl so eiii Vertrauensmann der russischen Regierung« . »Motiven Sie wirklich, daß die rutsische Regierung sich darum küm mert, wie es den Arbeitern bei uns geht?'« »Wer kann das missen, Herr Stut terheim2 Es hat ja schon geheißen, daß die rutfitche Regierung ihren Leuten verbieten ivili, nach Deutsch land zu gehen. Dann find wir in Ostpreußen mit der Landwirtschaft unfgeschniissen". Aug der Ferne wurde ein Pfiff hörbar. Der Zug rollte heran nnd hielt. Aus dem Wagen vierter Klasse ergoß sich eine Menschenmasse auf den Bahnsteig. Männer, Frauen, halb wiichjige Benget und Mädchen. Schreieud und fluchend und sich sto ßend nnd drängend fchleppten sie Ka sten und Säele aus dem Wagen. Vor der-i Vahnhofögeveiude standen einige masneifche Bauern und Arbeiter. Mit unrecht-steuer Geringtcheisung sehen sie its-is den Schwarm Rassen. Und sie hatten alle Ursache dazu. Denn nicht nur da der Neide-W sondern auch is Sessstiasidtuck unterschieden ltlch die Istme sehe zu ihren Mite- ven sen Landes-einh iesiquiz verriet. set-W ten fkd m us. sie ihr W J Ins sei- Isset W Maße var ist«- Wss W III-M f .ng ltrat auf Wolf zu, lüstete den Hut Hund frosgte in fremdtlingendenh dar Xtem Deutsch: »Bitte« sind Sie aus Andrenswalde?« Der Gutsbesitzer schiittelte den Kopf und wiej auf den Jnspettpe, der eben eine Anzahl Männer und Frauen vom Bahnfteig zu seinen Wa gen führte. Einige Minuten später hdrte Wolf einen scharfen, lauten SWottwechseL Er ging an die Ecke ldej Hauses and fah, wie der Ruffe den Pferden des vordersten Wagens in die Zügel fiel, während er auf Russifchgdeinen Leuten abzusteigen be fahl. aztvischen rief Brintinnnn dein Knecht zu: »Du fährst leit« Grinsend richtete sich der Knecht im Sattel auf, tnallte mit ver langen Peitsche und ließ die vier Pferde an nahm Der Rasse sprang fluchend zur Seite, während der Jnspettor sich lachend in den Sattel schwang. »Wenn Sie nicht wollen« können Sie zu Fuß marschieren«. »Was ist denn da los,» Print mann?" tief Wolf nnd ging näher. »Ach-Herr Stutterheitn, vetn Herrn Jnspettor ists zu fein, rnit feinen Leu ten zn fahren. Er verlangt einen ei genen Wagen«. »Jamm, das verlange ichs rief der Aufse, »und ich glaube, daß man in Deutschland Leute, die man braucht, anständiger behandelt.« »Noch viel zu anständig«, ries Brintnmnin gao seinem Gaul die Sporen und sprengte den Wagen nach. Der Russe wandte sich zu Stut terheiin. »Ich säh-re sofort meine Leute weg«. Wolf maß ihn mit einem kühlen Blick. »Mit weni habe ich denn das Vergnügeni« »Mein Name ist Radiento, ich habe die Leute angeioorben und habe für sie zu sorgen- Jch bleibe nicht bei Verrn Brettschneider.« «Dariiber werden Sie wohl ver dammt wenig zu bestimmen haben, Herr Nadrento« wenn Sie einen Ver trag mit meinem Nachbar Brettschneis der abgeschlossen haben. Wir brau chen wohl die russischen Arbeiter, aber wir betrachten sie als ein notwendiges Uebel. Und unsere Behörden ma chen nicht diel Federlesens mit Ih ren Landsleuten, zumal hier an der Grenze, wo das Ausrucken so leicht ist. oliid in Ihrem eigenen Jnieresie rate ich Ihnen, oaß Sie sich jetzt zu Fuß nach Andreaswaloe aus den Weg machen«. .Wer find Sie denn, daß Sie mir das so sagen?« »Ich bin der Nachbar oon An dreaewalde und komme täglich dort hin. Es tann sich nur uin ein Ver sehen handeln, daß sür Sie lein Wagen mitgetchickt worden ist« »Das werde ich sofort feststellen, wenn ich nach Andreaewolde tomme.« Wolf lächelte. »Ich darf wohl an nehmen, daß das in sehr höflicher Form geschehen wird. Eine andere Art vertragen wir hier in Ostpreup ßen nicht mehr von den Herren Rus sen«. Er machte eine turze handbewes gung nach der Mühe, wandte sich ab und stieg auf seinen Groneberg. Seine Schnitter, von denen die mei sten schon seit Jahren wiedertehrten, hatten ihn respetrooll gegrüßt und ih ren Wagen bestiegen. Eben waren die Wagen abgefahren. Einige hun dert Schritt hinter dem Biihnhos holte der Rasse Wolf ein und ging aiit dein Fußiteig neben ihm. Sein Zorn schien verraucht. «herr Herr wie war doch Jiyr Manni« «Stutierheim«, erwiderte Wolf, sich leicht ini Sattel oerbeugend. Herr Stutterheini, dars ich srageii, wie groß das Gut ist, wo ich hin tonime-« «Ueber viertausend Morgen mit reinem Körnerbau«. «Körnerbau? Ach so, Sie meinen, ej wird nur Getreide gebaut«. «Na, etwas Milchwirtschast ist auch dabei, die verträgt sich damit. Jnteressieren Sie sich so dosiiri« Der Rasse nicktr. »O sehr. Ich bin seit einigen Jahren Landwirt. Vorher war ich allerdings etwas nn deres, aber die Verhältnisse werfen manchmal den Menschen aus einem Beruf in den anderen.'« Wolf nieste zustimmen-. »Sie wollen wohl unsere Landwirtschaft tennen lernen?« «Jawohl, sehr richtig, Herr Stut terheim. Wir wissen, daß Presßen in der Landwirtschaft eine führende Rolle einnimmt, das heißt, solange wir Jhnen da5,nötige Uebel, die Ar heim, liefern·'. »Ich glaube, Sie verkennen das ge genseitige Verhältnis. Wie nehmen Ihnen die überschüssigen Arbeiter ah, die Russland nicht ernähren tann, und das Gelt-, pas Jhre Landsleute aus Deutschland nach Hause bringen« trägt viel dazu bei, Jhre Landwirtschaft zu teiftigen«. ,,Das will ith nicht bestreiten Herr Ontsbefißey aber es ifi doch ein Freundsqnftjdienst meines Lan des, dass es Ihnen die Arbeiter gibt, ais· nur möglich, wenn Deutschland rnie uns gute Freundschaft hsitc Der stets hatte das sefiihh ais wenn der Mr ihr wessen-en Watte-wen Ton reizen Ipo , nnd er hatte seine Luft, rnit dem Men sche-, der ihm M ersten I entstie »3MW var, seh Idee III n zu « It M seh-I Ists ei Her-V tout mit den sporen, und Groneherg war so liebenswürdig, steh '·r einige hundert Meter in einein san ten Froh zu halten. So llnn e zehn Minuten früher in Anpreqswnl e an als Derr Rudrentm Er stieg ab und ging zum Onkel Brettschneiver hinein. ver in einer Wolke von Tabatdunft über ein Auch gebeugt faß. Der alte here schob seine Brille auf die Stirn nnd streckte ihni die Hand entgegen. »Du willst dich wieder nach Hanna erkun digeni G geht besser, Wölflein. Sie hat tüchtig geschtvitzt«. »Dann dir fiir die gute Nachricht, Onkel. Jch will dich nur bitten, daß du deinen russischen Jnipettor heute nicht eint-fängst Jch tornine mor gen früh her, dann liiizt du ihn rufen. Jch erzähle dir nachher, weshalb ich dar fiir sehr wünschenswert halte«. «Selbitverftiindlich, mein Jungchen. Ich bin dir sehr dann-an wenn du inir einen guten Rat gibst«. Als sich Herr Uladrento eine Bier ielftunde später meiden ließ, erhielt er den Bescheid, der Herr iei nicht zu sprechen, er werde morgen früh, wenn der Herr Zeit habe, gerufen werden. Der Jruhltng war rnrr seinem ganzen Gefolge ins Land gezogen. Die Berge irn Walde waren init blauen Leberbliimchen und weißen Anemonen übersät, ou dein Scheu nendach stand klappern der Storch, und aus allen Bäumen und Hecken erklang das Jubellied der kleinen Sänger, die fleißig an ihren Nestern arbeiteten. Ein lauer Wind strich iiber die Erde, der die Sonne auf reizte und die Körper zu wohliger Müdigieii erschlaffie. Singend zogen die russischen Schnitter ins Feld. Aus den häß lichen Raupen waren bunte Schmet terlinge geworden, die sich rnit il farbenen Miedern und Kopftii rn schmückten Wie siohlen glühten die schwarzen Augen in deni bräunlichen Gesicht. Nur unten, von den tur zen Rocken abwärts war noch teine Verschönerung eingetreten denn die Füße steckten noch in den plumpen Männerstiefelru Vierzehn Tage hatte Hanna fest zu Bett gelegen, und ebenso lange dauerte eb, bis sie wieder etwas zu Kräften lam, bis sie aus dem Liege stuhl aufstehen und einen kurzen Spaziergang durch den Garten un ternehmen konnte. Jhr Gesicht hatte einen anderen Ausdruck bekommen. Es wurde vollständig beherrscht von den duntlen Augen, die das iibers mütige Lachen verlernt zu haben schienen. Jhre Schönheit hatte da durch einen neuen, eigenartigen Reiz gewonnen Das traurige Ende der schönen Stute, das sie oerschuldet hatte, war ihr nahe gegangen. Auch an Wolf mußte sie oft denten. Die Schwe stern hatten ihr erzählt, wie er sie reitend nach hause gebracht und sich täglich nach ihrem Befinden erkun digt hätte. Aber seitdem sie auf gestanden war, hatte sie ihn noch nicht gesehen. Nur telephonisch hat te er sich einige Male nach ihrem Besinden erkundigt. Hanna war von aller Welt so ver wöhnt, daß sie es als eine Vernach lässigung empfand. Sie hatte die soielen Beweise von Wolfi Zuneis gung wie etwas Selbstverständliches hingenonimen. Nun striiubte sich ih lre Eitelkeit gegen den Gedanten daß er sich von ihr zurückziehen könnte Vielleicht hatte sie ihn durch jihre übermütigen Worte gekränkt? l Sie war nicht weit von der Wahrheit entfernt. Wolf hatte in der Zeit, wo et hanna nicht täglich sah, sich in Gedanken viel mit ihr beschäftigt Schon mehrere Male, Jwenn er ihr die Möglichkeit einer Verbindung angedeutet hatte, war sie ihm ausgewichem oder sie hatte auch schon rnal gesagt, daß sie nicht saus detn Lande derheiratet sein möch -te. Dann hatte er dazu gelacht und zes als eine Reiterei aufgenommen. Dies-nat waren ihre Worte bei ihm tiefer gegangen. llnd damit tani inm die entrinnt-ung, das er gar» tein Recht hatte, sich so sehr um hannas Befinden besorgt zu zeigen. Vielleicht, vafz seine Zuriidhaitung auch sie dazu veranlaßte, ihre Stel lung zueinander zu prüfen. Jn gewissem Sinne hatte er recht. Denn eines Vormittags, als die Sonne so recht warm schien, tauchte sich Hannn auf den Weg, um Tante Mathilde in Dultowen zu besuchen Eine freudige Kraft war in ihr. Den Ausreißeh den Wolf, wollte sie zur Rede ftellen und so lieb und nett zu ihrn sein! Frau Stuiter heim saß in ihrem Wagen am OFenster ihres Zimmers, von dem! aus sie den hof und allez, was darauf geschah, übersehen konnte. Da sah see dann auch öfters ihren Sohn, wenn er vorn Felde heim tam und noch kurzem Verweilen wieder hinauseitt Freundlich, wie immer, empfing sie den Besuch und beqliicktoüu chte bannt- zu ihrer Genesung. Miit-« pterlich besorgt strich sie ihr iiber Die jWang ge, vie von ihrer Its-du und frischen satt-e viel einsebiißt fund ihr suse mpfaeQ dass von dein Nikel ein neuer Zauber aus iginz seitdem He ernster Ins sM se ums-u am. erhe- schpu on te sei iiin den dunklen sagen schrie-it ) i r Mc Ue t du, Tun , das solf Isido- E tosen- i fange, wie ich aus bin, nicht bei uns hat sehen lasseni »Mein feind, est-hat zuviel zu tun. Morgens vor Tage-grauen steht et auf zum Weiten und but tern. Dann reitet er ausi ld und steht bei den Leuten. Ich ehe ihn nur zu Mittags und Abendbrot ans eine Biefielstunde. Und bis ties in die Nacht fist er iiber seinen Bil chern und chreiht Briefe...« »Aber Tantchen, das tnnn doch kein Mensch aus vie Dauer aushol irn. Was hat er denn von seinem Lebe-ji« .Arbeit, Hamm, die unseren Le benszwed ausmacht« Mit einem Blick, aus dem der alte Urberknut sprühte« sah hanna zu ihr aus. »Ich habe immer sagen hören, Tuntchem Eine Beschäfti gung muß der Mensch haben, aber die darf nicht in Arbeit ausarten-« Frau Stutterheim machte eine ab wetsende Miene. »Das ist nichts weiter als ein schlechter Scherz, mein Kind. Jeder Mensch musz die Sm le ausfüllen, aus die ihn pas Schick sal gestellt hat. Mein Sohn hat eine große und schwere, aber schöne Pflicht zu erfüllen. Er tut es Jnit Freuden« und es bekommt ihm sehr gut. Der Junge ist wie von Eisen.« »Er könnte sich doch wenigstens einen Jnspektor halten« »Jawohl, das könnte er. Aber die tüchtigen Menschen sind diinn gesat und noch dünner aufgegangen. Ehe er sich mit einem schlechten Beamten herumiirgert, tut er selbst die Ar beit.« »Ich würde an deiner Stelle doch daraus dringen, daß er sich nicht zu viel zumuten Sein herz ist doch nicht ganz takisest. »Ach, du spieisl aus den Unsall an, der ihn bei der legten Uebung vom Pferde wars und seiner milis tätischen Laufbahn ein jähes Ende bereitete? Ja, Kind, das hat rnir damals auch Kopfschmerzen bereitet, daß sein herz nicht ganz in Ord nung sein sollte. Wer weiß, was das gewesen ists Jch meine, au ein Stabsarzt lann sich irren. J Ihabe auch unter der band Ertundis Jgungen eingezogen und in Erfah rung gebracht, daß die jungen Os siziere die Nachricht von eine-n be vorstehenden Kriege mit Russland sehr energisch gefeiert hatten. Und du weißt doch, daß Wolf nie mit Altohol iiber die Schnur gehauen hat. Nein, Kindchen,' fuhr sie nach Jeiner kurzen Pause fort, «dariiber »mache ich mir keine Sorgen mehr. Wenn er man sonst mit seinem her »zen in Ordnung wäre." - hanna errötetr. Noch nie hatte Tante Mathiide eine solche Anspie lung gemacht. Sie hätte sie gern durch eine lustige und schelmifche Antwort zurückgetviesem aber ihr fiel in diesem Augenblick nichts ein. Ganz beklommen fragte sie: »Was sehlt ihm denn?'« Frau Stutterheim seufzte ties auf ,,Ach viel, mein Kind. Du bist mit ihm so befreundet, daß du nicht darüber sprechen wirst·« »Nein, Tantchen, gewiß nicht-« .Na, dann will ich es dir erzäh len. Du bist ja sehr tlug und kannst mir vielleicht einen guten Rat geben-» höre zu: Wolf hat sich in ein Mädchen verliebt, das ich nicht gern zur Schwiegertochter ha ben will« »Ach, wieso nicht, Tanlchen?«ent fuhr es hanna. In demselben An genblick lam es ihr zum Bewußt sein, baß sie sich durch die heftig keit, mit der sie die Worte hervor gestoszen hatte, verraten hätte. »Das wirst du gleich hören. Da Mödchen ist ganz großstädtisch er zogen, hat gar teinen Sinn siir Landwirtschaft und, was nochschlims mer ist, keine Neigung siir den Be ruf einei Landwirts. Er liebt sie mit allen Fasern seines treuen Her zens und ist ties unglücklich, weil ihn diese Liebe in einen schweren Kon siikt schwerer Pflichten bringt. Stel le dir mal dor, Hannm Ein Mann, der bei seiner Frau nicht das ge ringste Verständnis siir vie Pflichten seines Beruses findet! Er muß doch schwere Bedenken tragen, solrh ein Möbel trod der größten Liebe an sieh zu sesseln. Ich empfinde es in solcher Zeit als seine Mutter schon so schwer, daß ich ihn nur zu den Mahlzeiten sehe, und stelle mir das siir eine Frau, die ihren Mann liebt, noch viel schwerer vor.« »Liebt sie ihn beant« fragte Hans nn leise »Mein Rind, das weiß ich nicht, Sie muß et doch merken, daß er sich um ihre Zumigung bewirbt. Trost-ern bringt sie es fertig, ihn! zu sagen, daß sie nur siir Musik und Theater schwärrnt und nur in der Stadt leben will. Wenn sie ihn richtig liebte, würde sie ihm das nicht sagen· Oh sie nicht doch so sagen würden, wenn er sie vor die entscheidende Frage stellt, weiß ith nicht« Aber das geht mir wider den Strieh Mein Junge verdient eine grau, die ihn ans tiefer-, herzlich-r iebe nun-it Dann mag sie inei nettvesen file die Landwirtschaft sae keinen sinn hohen er isi Mannes gemes. uen Feeiils rate entbehren zu isnnem aber die lebe muß vorhanden sein« dte große, ehe ldiecheto Liede tilgte die es teine rechte, l il « l its etnen Imdlttt M Ound sah auf das Mädchen zu ihren Isiißein das den Kot gesenkt hatte »und sit den Frauen der- Stabi « decke spielte. «Sag mai, mein Kind dabe ich nicht recht?« hanna nickte ein paarrnal mit langsamer Kopfbewegung. »Ja. Tantchen.« Jbre Stimme klang traurig und bebte leise. »Aber das Mädchen kann doch nichts verständ-aß Bol! sich in sie veriiebt hat« Und sie ann doch nicht eine Liebe beu chein, die sie nicht empfindet! Sie kann auch nicht aus ihrer Haut fah ren, wenn sie so erzogen ist, daß sie nur für andere Dinge Sinn nnd Verständnis han« Sie bob den Kon und sah der alten Dame frei ins Gesicht. »Sag mai, Taute, du bift doch eine erfahrene Frau, woran erkennt man eigentlich die richtige Liebe? Jst es wahr, daß man seine Ruhe hat, daß man immerfort an den Mann denken muß und gar ieine anderen Gedanken hats ais an ihn, daß man alles andere über ihn Jvergißt? Jst das wahri« . s Ihre Augen stammten, und schön geschnittene Mund zitterte, tote in banget Erwartung Lang-« sum hob die alte Dame die hat-d und strich ihr iiber das Haar-. »Ja, mein Kind, das sind die richtigen Zeichen. Jch habe es selbst erfahren. Jch war einundztvanzig Jahre alt, als mein Mann zum erstenmal in mein Elternhaus kann Er beachtete mich gar nicht« Ich glaube, wir haben nicht drei Säßc miteinander gesprochen- Aber von der Stunde an verließ mich sein Bild nicht« nie der tm Wachen noch im Träumen. Als er das nächste Mal zu unt tam und ich ihn empfangen mußte, da hatte ich ein Gefühl wie ein ar mer Siinder. Jch hatte das Ge siihl, daß er es mii am Gesicht ab lesen müßte, was ich dachte und fühlte. Wie mit Blut übergossen stand ich vor ihm und tvar verlegen ivie ein kleines Göt.'· Jhre Augen schienen ins Weite zu gehen. als wenn sie noch sähen, tvab der Mund erzählte. Mit be wegter Stimme suhr sie sort: »Er hat mir später erzählt, daß er mich in diesem Augenblick schön sand — mein Kind, ich habe nie aus be sondere Schsnheit Anspruch machen tönnen — und daß er mir die Rei gung aus dem Gesicht ablus. Und da wurde er auch verlegen, und wir standen uns wie zwei kleine Kinder gegenüber, die sich sremd sind und sich nicht anzureden getrauin. Ja, Kind, das ist die Liebe aus den ersten Blick. Es gibt auch eine an dere, ruhigere, aber die soll auch voll heißer Sehnsucht sein.« Hanna hatte ihren Kops wieder sinken lassen. Ein paar Tränen tropsten ihr aus den Augen. Die alte Frau sah mild aus sie nieder, nahm ihre hand und zog sie aus ihren Schoß· »Was ist dir, mein ;Kindi Sprich dich ossen aus! Du ltoeißt, ich habe dich von tlein aui llieb wie eine Tochter. Sei ossen lzu mir, Hannm es handelt sich um ldas Glück zweier Menschen« die ich iliebhabr. Und der eine davon ist ) . mein Aeltester.« I hanna hatte das Gesicht an ihrer lBriist geborgen. Ganz leise begann lsie zu sprechen:’Jch weiß, daß du !mir sehr böse sein wirst, Tantchen faber ich tann beim besten Willen JWols nicht heiraten. Er tut mir ’ja so surchtbar leid, aber ich habe doch teine Schuld daran, daß er mich so lieb hat· Jch glaube, wir Jhaben zu sriih als llinder Brauts paar gespielt. Jch habe ed immer als Spaß genommen und er im Ernst. Glaub mir, Tantchem jeßt - während der Krankheit, als ich nicht einmal lesen darste, habe ich mich viel mit Gedanken geplagt, was doch sonst nicht meine Art ist. Und da habe ich mir gesagt: »Wenn du den « Wols nimmst, bist du geborgen." Jch weiß, daß ed bei uns zu hause nicht gut steht. Und ich weiß, daß Wolf mich aus den händen tragen würde, aber ich tann nicht." «Sag mai offen, daß du einen anderen tiebst.« Linnaei richtete sich empor nnd drückte beide Hände gegen ihre Brust. »Bei Gctt nicht, Tantchen. Mir macht es Spaß, wen-: die Of fiziere sich nm mich drängen, um mir Schmeicheleien zu tagen, aber sie sind mir alle qteichgiittig.« Sie sprang auf und stellte sich vor die Frau. Der Schelm erwachte in itzt. »Tante, ich muß eine geistige Miß geburt sein. Andere Mädchen in mit-i nein Alter haben sich schon min « steni ein hatt-es dntzendnmt ver «ttebt oder wenigstens sitt einen Meintf getchcvärint. Ich noch nicht ein« einziges Mol. Jch glaube, ich tosen gar nicht liebe-if Mit-PMB MIU ! — Eine Etgenttnntge. « »Liebe-i Sie nun endlich eine posseride Braut gesunde-it« . J »Ja, ich tvtißt' mir schon eine; Giebe- dte hat zu eigensinntge Unsich » u.«« F »Juki-reisen demn k »Der gefalle ich nichtt«« « —tssrahnan . stem- Den »te Vie, Männe: neun ist soeben rate dem Lenkt-allen enges-nament« « »Nami- .hnb« ich Dir-'s nicht Ie tagt NUM: Es liegt irgendwo ;is M sk