Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 27, 1916, Sonntagsblatt, Image 12

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    Jst kampi- mit
Jmnknreunn
chemn von Abt-K Fqnstl.)
- m. sont-Mo Und Stils-U
Der Eintritt des Doktors unter
sistsch die Unterredung.
« Ættchuldigen Sie die Störung!
Schwester Mlkrle wärt in Zelle 15
»Amt«
s Kanne holte die Gerufene das Zim
mer Iettatfem io händlgte der Arzt
Fee Gästn ein Scheichtelchen ein, met
der Selian es ten Kleid wohl zu
verwahre-.
. Eine Pitle hatte er zuvor entnom
-rnen. Während die Grnfin den Kopf
des Itedernden aufrichtete, flößte et
lvm Wien vie Pius ein
Deckt reich noch der Verhand!«
Mit geschickter Hand löste er die
Binden, destreute die ichlecht ansie
hende Wunde Inn einem Pulver und
schloß mit frischen Minnen den Ver
band.
» »Die Schwester wird bald zurück
kehren, sie braucht mich hier nicht
mehr zu finden«
Und schnell, wie er gekommen, der
ichwand er.
Wie der Ertrinlende sich an einen
Scroyhalln klammert. so richtete die
junge Gröfin Ihr ganzes hoffen ani
da- gehetnnesvotle Mittel des Unter
arzteg. Ihre Blute flogen nach dem
Geliebten und forschten mit ängstli
cher haft nach jeder Regung, noch je
dem see-en in dem bleichen, starren
Antlitz. Dadurch murren die Minu
ten zu Stunden, die Stunden zu
Ewing und endlos das bange
Harren auf einen leichten Schimmer
Mk Besserung
Stunde auf Stunde verrann —
emaer noch teln Anzeichen der Wand
lung. Endlich eine Bswegungl Der
tuean wird unruhig« sein Kinder
glüht. der Puls fiebert....
Eine neue Angst tacn über die
Kommt-. tte sandte die Schwester
wenns-It
seiner iomi eeeiie nur Sorge er
füllte, erschien dem Doktor als ein
gläniitges Zeichen. Er nickte der Grä
Isn dernbigend zu.
«Eisse plötzliche Reaktion! Viel
leicht Juni Guten! Geben Sie dein
Wirte-.- zu Winken-"
Und Ich der Konstrer unauffällig
nähernd, kiüflerle er ihr zir: «Jenr
rasch noch eine Pillei Das Mittel
wievi«
Mund et die Schwester bei
feiie W und ihr einige Weisungen
san heftigte Escrle fein Gebot
Cis Manienroeirier rief den Un
ter-erst ab Der Chefcim war ge
wannen und verlangte nach ihm
Jni Drdinnttonsztmnier ging der
Gemenge uilf nnd ab. Ein kleiner.
Vase-er here mit geil-lichem Ieint und
schwarzen harrten —- unter den ou
ichisen Brut-en blitzte ein Paar erreg
rer Auge-.
.Wo Ecken Sie denn in Findung
nmrien?« fchrie er den eintretenden
Usierarzt an. »Ihr Dienfl ist hier,
nicht bei den Kroaten Verftanden?«
Der junge Arzt blieb gelassen
.Diii weiß ich« Herr StobsarzlL Ich
habe einein dringenden Ruf Folge
Oele-Met, da »von den Kollegen nie
mand abiöininlich war.«
MS gab’5 denn Wichtiges?«
grollte der Chef weiten
q,Die Verlobte des Rittineifierz
M iß eingetroffen nnd wollte
durchaus einen der Aetzie spreche-if
«Diis fehlt nns noch —- folch weib
iiche Oefcherung mit dein üblichen
Gewinfel!«
»Die Dante ifl fehr gefiißi··
»Sie haben ihr doch reinen Wein
eingefchenit?« «
»Ich habe ihr gefagt, daß Sie den
Kriuiken fiir verloren geben «
»Wir-en Sie mal, Sie Neuling,
dass klingt ja, als oh mich Sie eine
Meinung iiber den Fall haben."
»Die helf ich anch.«
,Ohs, II bin ich aber begierig!«
RAE-se de- ss« list W got-i
l- M Dir-tu --.--k---I-—
gvsp sss7 ask-» sank ausgehauen
Medäui will uns meistern!"
»Den-ou ist keine Rede. Aber meine
eigene Ansicht lasse ich mit nicht neh
It M l«
»Wer will denn dass« lachte der
Chefuzt spöttisch Behalten Sie
Ihre Weisheit für sich. da iß sie am
besten aufgehoben«
Der Unter-Itzt wucve einer Aar
wert enthoben durch den Emtritt der
Schwester Morde
»Den De. Winter, vie Grösse-.
Sie M. Jeit erst hatte sie sie
Anwesenheit des cheiatztei heuteer
Meist NR M
..M if das für eine Att? Wil
feu SO- M M Ich gehört-P
M Eben Stabe-Itzt ich
txan sieht sehst i!«
« ; tm Mit Eise metti
, « sey-Odems if sit ihm
Der Editor-it stnstr. «Fieder!
.kknglnublich!«
»O I:st so, Herr Stobsarzt Der
Krante ist wie ans dew Wasser ge
soc-Us«
.Dos wäre ja eine Krise eine ganz
überraschende Krifet Sagen Sie
der Gestirn ich lomrne selbstl«
Dr. Winter hatte enist innerem
Jrolslocken den Bericht der Schwester
vernommen Obwohl er seinem Kor
gesetzten gegenüber nichts merken ließ,
entging diesem doch nicht das stolze
Aufleuchten in den Blicken des Un
terarzte5.
Possen Sie nicht zu fröh, rnein
Best er! Der Arzt muß Zweif
ler siseim sonst erlebt er Enttäuschnw
gen itber Enttäuschungen. Merten
Sie sich das!"
»Mir ist es schrecklich. immer durch
die schwarze Brille zu sehen. Der
Ehirurg braucht Licht. viel Licht, und
auch der Mediziner tann es nicht ent
behren, will er den Kranten nicht
retzweiseln lassenl«
»Sie sind unverdesserlich. . . Kom
men Sie jest Der Fall Werner be
ginnt mich zu interessierenk
Jn dein Zimmer des Kranken saß
Cecile rnit begreiflicher Spannung
und nicht ohne Sorge dem Besuch
des Chefnrztes entgegen. Hatte für
sie auch die plögliche Wandlung im
Zustand ihres Verlobten etwas Tröst
Indes, so war sie doch nicht ohne
Bangen, wie der ersahrene Arzt jene
aufnehmen wurde Jn dem glückli
chen Alter der Jugend jedoch, wo
man immer hofft und jeden haschen
den Sonnenstrahl mit frohen Blicken
begrüßt, flog ihr Herz dem sanften
Schimmer neu aufdiinrmernder Hoff
nung entgegen.
Dieses Gefühl verlieh ihrem Aru
ßeru, das bisher unter dem lasten
den Druck eines unaufhaltsamen
Zusammenbruchs ein ergreifendes
Bild tiefer Trauer dot, wieder Leben
und Farbe. Die Gestalt ftrnffte
sich, die Wangen töteten sich und in
den Augen spiegelte sich das Ausgliii
hen eines schen begrabenen Glücks.
Der Stubsarzt blieb an der
Schwelle wie gebannt stehen. Er, der
sonst leine wetchliche Regung tnnnte,
der jeder Beruhrung mit Frauen
scheu aus dein Wege gegangen stand
yier zum erstenmal unter dem Ein
druck des ewig Weil-lichem L
Der Kranke war vergessen. Die
howe, schöne Pflegerin nur der evtcn,
graziojen haltung dein dezwingenden
Ausdruck des feingefchnittenen Ge
sichts, den ieelenvouen Augen er
schien ihm wie eine Vision, die ihn
der Wirklichkeit entriicktn ...
»Statut-M Rennederg —- Kein
tetke Reudiite!"
Mc war its-n eine Höflichkeitsform
störenden-, widetwartsger gekommen.
Er blickte n Störer feine-selig an
Erst atj ie Gräfin mit freundli
chen Worten den .,tneZdecin en chef«
begrüßte und zu dein Kroaten fuhr
te. fand Dr. Henneberg fein Strich
gewtrtpt wieder. Jnteressiert wandte
er sich dem Kranken zu und ließ sich,
wäyreiw er den Puls siihtte und die
Temperatur maß, iiber die Wendung
in dessen Befinden berichten.
»Ein ganz abnormer Fall! Ja
meiner Praqu noch nicht vorgekom
men· Jch stehe —- ich detenne es
nuirichug —- oor einem Mitter
,,Und glauben Sie, herr Doktor',
warf Cäciie schüchtern ein« »daß
wirtlich Oeffnung auf Rettung ist?«
.Wenn die Krise anhöngt, sicher
lich. Itatiirtich muß altes getan Der
den, sie zu fördern. Die Schneid
tur nntß stundenlang fortgesetzt wer
den. Sie bleiben zur Steue, Dr.
Winter, und überwachen den Kran
iendietM Sobald der Schweiß nach
tiißt, tomrnt der Kranke in ein war
mes Bad rnit 30 Gras, nach 5 Mi
nuten adteniperieren, dann eine kalte
Ubwnlchung, frische Wäsche. Der
Kranke wird tn einen ruhigen
Schnur-mer fallen. Wenn er erwacht,
erhält er kräftige Nahrung. aber vor
siqtig. Ein Glas Champagner wird
ihm gut tun. Uebrigens im- iti bis
dahin wieder hin-c
Die Wiese reichte dein Arzt die
Lhont- und dankte ihm mit eineinJ
warmen Blick. ·
»Sie haben bestätigt, was ich leise
zck hoffen wogte. Jch kann Ihnen
nicht sagen, was ich fühle!«
»Ich begreife ej Komtefse!«
Als der Chesaezt sich zum Gehen
wandte, sing er einen bedmtnnggvols
len Blick der Gräsin auf, det seinem
Untetakzt galt.
Das gab ihm viel zu denken. Jn
seinem Zimmer ließ et sich die ganze
Krautheitigeschichte durch den Kopf
gehen und schenkte der plöslichen
Wendnng jetzt erst eine eingehendere
Beachtung die ihn zu einem stetig
wachsenden Bett-am gegen Dr. Win
ter führte.
»Sollte der Geists-s ej gewagt
hohe-, wie ins Danks-est z- pfu
schesf Dieses jähe Wesen-n
Ienee Lebe-Kräfte kniest ers lass
ten Besee, dieses M II äu
m see ne gegen das verheeren
de M W Aus
seheidn sie- det Gefässes — kommt
.k " s ei
Zu erweckt-III en Mk stsbeftk
Wer
Des Rennebeeg sann hin und ber.
Pl ich stehe et von einem Gedanken
i- Ue is .
«» ad MU« rief er meet »Ein
W IM ist nisn wisset-.
I
W : » "
Idee Vorsicht! Die Sache muß sehr
sein angefaßt werdenc
Seine band setzte die Klingel in(
Bewegung Dem eintretenden Diener
befahl er, Schwester Marie zu rn
fen. . .. Mit dieser hatte er eine lan
ge kinterredirng.
Eöeile war seit der ernintigendenil
Aussage des Cheiaeztes in gedobeneej
Stimmung nnd voll dankbaret Ge
siihle gegen den, der ibr den Gelieb
ten dont sichkken Tode errettet. !
»Was kann ich tun, um Jhneni
diese Großtat zu whan wandte sie
sich an den jungen Arzt. »Sie ha
ben das Unglaubliche vollbracht Sie
haben alle Boraussagen Jhree Kal
legen hinfällig gemacht und mutig die
Folgen Jhres Tuns aus sieh genom
men. Dafür gebührt Jhnen mehr als
ärmlichee Dant!«
»Sie vergessen, Komtesse, daß ich
ohne Sie niemals imstande gewesen
wäre, mein Mittel an dem Patienten
zu erproben. Jhr selsensestes Ber
traiten zu mie, zu meiner Kunst ist es
gewesen, das den gewagten Versuch
ermöglichte.«
»Wenn auch, Sie sind der Retter
meines Verlobten, und ich hoffe,
Mittel nnd Wege zu finden« Ihnen
den unschähbaren Dienst so vergelten
zu tönnen, wie ee es derdient."
»Ich bitte Sie dringend, die Sache
auf sich beruhen zu lassen. Jch habe
Ihnen schon angedeuiet, welche Fol
gen siir mich entstehen, wenn meine
Einmischung in den Krantheitsprozeß
bekannt wird'. .
»Aber Sie können doch unmöglich
aus die allgemeine Anwendung eines
heilmitteli verzichten, das sich so
glänzend bewahrt hat, eines Mittels
das fiit die Menschheit die größtq
Wohltat bedeutet?«
«Solange ich in militiirischer Stel-»
lang bin. muß ich davon absehen."
»So quittieren Sie den Dienst!«
»Das geht nicht! Jch bin von
Haus au- mittellds und habe in der
Kaiser - Wilhelm - Alademie, der
arztlichen Bilwngsanstalt in Preis-(
ßen, meine Anzbildung genossen. Da
stie mußte ich mich zu mehrjährigem
Dienst in der Armee verpflichten«
»Sie sind also gebunden! Das ist
schade!" ’
M:—4-- L-— i--h Eke--—- --!..
(
i
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Use Ccllskl, ULUI VII OVLUIU )«Iess«
lich war, suchte udzulentein
«·Zel)en Sie doch. Grösin, unser
Kranter rührt sich. Jst ej sucht, ais
ob er leicht die Lidek beweget«
Jetzt galt die Aufmerksamkeit Cö
ciles wieder ungeteilt dem Kranken
,,Sie haben recht, »Herr Dotier«.
sittsterte sie bewegt. ' »Auch nn den
Lippen macht sich ein Jucken und Le
ben bemertbar. Ob ich ihn ein wenig
ausrichte's«
»Tun Sie das und flößen Sie
ihm, wenn er den Mund öffnet, lös
felweise Champagner ein."
»Oh, wie köstlich ist es, Samari
terin zu sein!" tan es in gediirnpfteni
Jubel aus Cäciles Mund, all der
Patient gierig den gereichten Trnni
schlürfte.
»So, jest einige Zeit Rubri«
mahnte Dr. Winter. »Der Appetit
wird sich bald melden. Jch wette,
unser Potient wird ein zartes Tät-h
chen nicht vers-hinsin
Die Schwester trat ein und ersuch
te den Unterarst, zu Dr. Renneberg
zu tpnimen
Der Stab-Itzt war in eifrigein
Gespräch mit einein Osfizier und
überhörte den Eintritt seines Unter
gebenen. Dieser entnahm aus der
linterredunz daß der Besuche-.- ein
Freund des Rittineisters war.
Als der Drngpner die Anwesenheit
eines Dritten deinertte, brach er das
Gespräch ab. Der Stab-am stellte
die herren einander vor.
Die freundliche Art und Weise,
mit der es geschah, war Lhni an des
mürrischen usw zurückhaltede Chef
arit fremd.
Sie tonrinen ja von oben, lieber
Winter, nnd können dem herr
Oberleutnsnt gleich mit dein neuesten
Stand der Krankheit dienen".
»Wie-für ich Ihnen sehr dankbar
wäre'«, fiel Graf Ebekftein ein. »Als
ich meinen Freund und Kameraden
das letztemal fah, lag er in wildern
Deiiriutn, ohne jede Aussicht auf Ge
nesung. Jetzt höre ich zu meiner
freudigen Ueberraschung, dan in fei
nem Befinben eine bedeutsame Wen
dung eingetreten ift. th biefe fo, daß
man auf völlige Wiederherstellung
hoffen darf?'
»Das iettere zu bejahen, wäre
betfriibt. Aber eine birette Lebens
gefahr besteht nicht mehr Wenn ai
iei fo weite-geht wie fest, dürfen wir
hoffen, daß der Patient in vier Wo
che- dgs seit verlassen tann.«
»Alle eine Freudenbotschaft Und
wenn glauben Sie. das man ihn be
fuchen darf? Wir haben uns fo
viel fasenc
n Sie in acht Tagen Dieser
teninien, wird Mit-reifen Were-er
Sie empfangen Orient
.Dae trifft N gut. So sehr
gleiten wir hier noch am Pief b !
»Wir können Ihnen ja« warf der!
chefcrzt ein, »wenn Sie eine Orden
ganz Mu, Mich sericht ziehe
las-Vol sehnte is mit Dank ein-«
III IMM, neeine herretM -- s
Kann-i hatte set Des-me das
Zur-met - is Ess- des
bei-est den nken M zimt an
.Rn, hören Sie mal, Sie tun gei«
ende. cis sb Sie der Pxipß selbst tos
rent·
»He verstehe nicht« Herr Stadt
arzt!« «
»Nun. Sie sprechen da mit einer
extent-glichen Unsehllmrteit von der
Wiedergenesung des Rittmeisters.
Das kommt mir verdächtig dor".
; »Die Anzeichen der Besserung sind
so klar, das der Schluß ziemlich
leicht Mc
T »Gewiß Aber die sichere Art und
.Weise. tsoie Sie den Fall nehmen« läßt
auch eine andere Deutung zu«, de
Eaertte der Chesnrst mit starker Be
’tonung.
Dr. Winter sing den scharfen, sor
sehendeu Blick auf. den sein Vor esetzs
Eier nuf ihn richtete, und geriet in
fVerlegenheit.
« «Hand auss- Herz, Tr. Winter!
«Sind Sie ganz undeteiligt nn der
Krise, die der Kranke durchgemacht
hat?«
Ein schwerer Kampf entstand in
des jungen Arztes Seele. Sollte er
das sorgsam gehiitete Geheimnis ver
raten und sich der Möglichteit einer
solgenschlveren Maßregelung aus
setzen oder ossen und srei bekennen,
daß er eigenmächtig in die tlinisehe
Behandlung eingegrissen hatte?
Würde er dadurch nicht dem Neid
und der Wisliir seiner Kollegen der
sallen. die es in der Hand hatten, ihn
als Psuscher zu drandnmrtent Denn
tver würde ihm glauben, daß die giini
ige Wendung durch seine Einmi
ehung eingetreten sei? Es würde
vielmehr einfach heißen: die gesunde
Natur des Kranken hat schließlich
den Sieg davongetragen!
Der Stahsarzt ahnte den Wider
streit, der die Brust Winters bei
schwertr.
»Wird es Jhnen so schwer, Ver
trauen zu mir zu sassen?«
Der warme Ton, der durch die
Worte des Chesarzteg klang, ging Dr.
Winter zu Herzen. So hatte der
Strenge noch nie mit ihm gespro
chen, und als er jetzt dessen Auge
voll Güte und Wohlwollen aus sich
gerichtet sah, war es mit seinem Wi
derstand vorbei.
»Nicht wahr, lieber Winter, Sie
haben ein bißchen Vorsehung gespielt?
Ast es sa?«
s
»Ja, here Stabsarztt Jch hab«
ej In testec Stunde mit meinem
Mittet versucht, aber nat tnit aus«
dtüdlichee Einwilligang der Kont
tesse", tatn es erleichtert von den Lip
pen des Unterntzte«.
«E5 inne ein getvagtes Spiel! Sie
4halten es gewonnen, daran ist nicht
zu zweifeln — aber Sie diiesen Gott
danken, daß teiner Jheer jungen Kol
tegen von dem Experiment etwas
weiß; sie sollen es auch nicht ersah
eens Die ganze Assiire muß unter
uns bleiben«.
»Ich bunte Ihnen aus vollem Her
zen, here Stadsarzy site die vor-tr
teilssteie Auffassung und gütige Beil
urteilung meines Eingrifses. Nur
eine macht mir Sorge. Jst es nicht
schade, wenn ein Mittel, nat sich so
gut bewährt, totgeschtoiegen wird?
Ich bin gewiß nicht anmasenlx aber
ich denke, es müßte sich doch ein Weg
finden lassen, ihm freie Bahn zu
lstsiim'
.Darnn habe ich selbst schen ge
pacht, Sie Weiser! Der derzeitige
Lazarettvienst wird uns noch zum
Ueberfluß mit derartigenFällen be
schäftigen, und dann will ich der
erste sein. der Jht Mittel probiert.
unv, tvenn es sich erprobt, sitt den
Urheber eintreten und siir das Mittel
setvst werben«.
»Das wollen Sie tun-P ries Dr.
Winter übersteötnenden Gefihtg nnd
neigte sich sus die tnochige Hand sei
nes Chef-I
»Mit seine Gesülslet« wehrte dieser
ab. ,«Dossen wie daß sich Ihre Vor
auisicht bestätigt. Dann wollen toie
weiter set-ein«
I
I .
Und Tage vergingen in anschickte-I
der Pflege, in lieber-aller Sorge undj
leisem Hoffen, bis über die starren«
Züge des Kranlen der erste Schein
wievertehrenden Bewußtseins schlich,
bis das Auge sich langsam öffnete
und unsicher und tastenb durch den
kleebel irrte, der das Sehvernrögen be
engte, bis der Schleier wich und ein
klarer Strahl bei Ertennens mit die
Frau fiel, die an dein Bette wachte.
«Eöeile!« tmn es tnuin hörbar
über die Lippen des Mannes
«Ja. mein Freund. ich bin bei
dir:« Jhre Stimme zitterte. Schnu
er des Glüci durcheunrien ste.
.Sie faßte die danke des Kranken
und nun ging ein Leuchten über sein
Gesicht —- er ward sieh ihrer Nähe be
,tvust. Jhre Stimme, ihr Atem, ihre
Berührung strömten ihm Leben zu,
er schöpfte daraus Kraft und Wärme
Ujd Ie. die Glückliche, störte vielen
Vorgang mit keiner Bewegung, tei
nem Wort. Uthtg blieb see ca füge
Seite. seit dem ges-hiesige Blick r
Liebe Its-uns til-erwachend nnd
»Ist-It hours-d auf einen fragenden
j is. leises Wunsch. -
: Der Kranke blieb aber ill. Dem
tat-en Gen-schen folgte e sanftre
Schimmer. sei-Mich lag sein haspt
is den leise-, ruhig und r elmäßis
! ins der stem, eine l Röte
Taschen inse- vie dreschen wes um
Ivk spek- umspvm m gew- ei
nes IlMiehen Iris-meet um def
fen . pe etne Heide us r
Weg-M ? ssss s-·
(Sckilnfz.)
Sirt Gerade-W
Sitz-It- xsott Guni Hist-n
Auf denti Murtthntz des offenen
rfepreußri cheitst Städtchens Ludwigssi
feine, wende-, dank Deiner krummer-i
varen Nachts-eintan Hnit der raffi
tczen Grenze. kurz noch Moor-ich dedc
Weltcriegseo Jotr den Feinden defect
worden war, htett der Befehlen-Der
rier Rassen oon hohem Rossi herabl
l
folgende Ansprache:
»Meine CherrenL Es iit erwiesen,
das cheute früh m: Bereiche der ein
genommenen Stadr ein Schuß gefol
«en ist. Vierztg angesehene Burger
de- Orte-, derren Namen fchon auf
Lifie stnd iotte n docher cheute oorr
Sonnenuntergang erscheier wurden.
Sie werrden meine Cherrfchuftem die
Großmut zu ichäfsen wissen, nuiz ichs
Zahl io niedrig anieye, itott ganze·
Stadt in Brand zu stecken« l
Jn ohntnächtäger Wut,.die Hände
in den Hofentaichen gednllt jagten!
die Männer, irree Sinn-ern in den«
Augen, die Frauen ttzretn Henn zu.1
Mußte doch niemand von ihnen, daß
und ob dreier ern-feierte Schuß ge
fallen fei und wen das grauitgeI
Los des offenen Mordez treffenI
iolltr. Z
Aber der Beicht-habet des Rassen-i
cegienentes oertron wo es gebotenl
schien, nicht nur theoretisch die An
sicht, daß historische Wahrheiten int
rner durch dte Unmöglichteit eines
Widerspruchs erzeug- werden« . .
Ueber die ionis io stillen Gassen,
die müde und gähnend wie grot- riesl
ielnder Regen aus der Meinftadti
rannen, schob sich der nufgeicheucheel
Volkshaufr. Dann vorüber an dem
zähen, toten Wasser eines engen Ka
nals, auf detn in träger Mittags-I
heut, fchtutnrnerrtden Morden glentnl
ein pour weiße Segel ruhten· Wer-i
ter draußen mühtea sichm etliche alte
tm!t.s1--«-M-—-—s- --4
WIIIOCIIH Use-I tust ssn Monat-. III- l
Erdboden einige letzte hetbstfeldsl
ftüchle singt-gewinnen Und von ir-1
gendwoher aus der Ferne smoll eins
:«:tnuische«i Bolljlied, eine jener tell-i
sarn lchwermiitigen Weiser-Jan denen;
die litnnischen Flößer der ganzenl
Rieverung nrn Feierabend dne Hin
und her-neben der Pondharrnpnita zu«
legleiten pflegen. i
Der Stadt eine inappe halbes
Stunde entlaufen wuchs drei einei
zeige Villenansiedlang empor-. Eil
tagte ihren Bewohnern zu, daß der
Wind hier Freiheit genug benutz« tief
in vie alten Linden und Fenstern-en
hineinznfliegen, Jeni darin, fonderliehi
raunende Zwiegespräche iiihrend,
hängen zu bleiben, his. sein größe
rer Bruder Sturm ihn dann unds
wann einmal gegen eine Häuser-«
wand warf und so zmn Hei-gen fei
ner lärinenden Wertseizenen ninl
Giebelvorsprringe oder Dncdttnuienj
mochte. I
Vor einein llei-:en Luni-hause du«
aus seltsam fremdblickenvem Garteng
mir geschlossenen Fensterlnden in«
den Mirtng hinnen-Zuan mochles
die wanderncse Bodtsrnenge halt Ei-«
ner trat vor, löntete und bot um
Emhß l
Drinnen impfing sie ein schlanter,«.
noch junger Mann. Sie tannlenl
ihn alle, then Amterichtey und hat-I
ten es lange vor dem Kriege geahnt.
daß seine - feil zukommengetniffcnenl
Lippen um etwas schwiegen, was sei-!
nen iiherenle neeväixen Gesichteziigeni
nicht zu verheimlichen gelang: eins
schwere-, tärpeelichrs Leiden Und
ihre- m Seite feine blonde Frau mil
den seit über alle Dinge hinweg
ichweisenden Augen« die die Welt
tsietsiend nach den Scheinen ihrer
Schönheit nhsitlaften lachten. ;
»Ich weiß. weshalb Jht es- mit
kommt, liebe Leute. Aber heute
est-·- sch Eue- aicht sie-n den-us Js
gehore selbst zu den vierzig Unser
wählten.' l
Dec- Richtees Stimme wne nahe-I
wegl, wie voe den Schknnten, und-.
nicht die geringste Veränderung ieiss
nes gleichsam in sich selbst stund-!
fliehenden STIMME wies darauf
hin, wa- in feiner Seele vorging. F
Die Menge, die ihren geringen
Schmerz vor diese ihnen höchite tritt-!
iche Instanz getragen um einen Net-;
mag-weg zu erspähen, sah sich alleink
und etbuttnungstos dein Ungliicti
preisgegeben wie Blinde, die aufs
fremder Landstraße ausgeteit wer
den. Doch der Gedqnte an das dro
hende Unheil siegte über ihre Ent
täufchung M mode sich in einem
weithin tönende-h ins-net mehr un
ichwellenden Jst-ungesehen Luft.
»Ich will Euch alle z- eetten ver
suchst-'s und lich weise, flilletnfte
cieiicht der hingen Jena des Initi
eichtees satte und heite, .be leitet
mich zum Mel-tat ish w flle
«ka IFWOU v« schi
III n m ie ne
Frau das Zegekmetpeehnus atnl
Mstlt betreten, das der Meklshahetj
der Rassen zu feiner Wohnung aus-l
erwählt hatte, tam ver General, von.
ihr begleitet, zum zweiten Male auf
den Plns hinaus und hielt an die
den-ten very-nistelte Ismene-se
nich-noli eine given-lie- ;
H «- -.-—-«---, -
»Wenn stimmt III Iser
est-er IWssseOigen Riß-M
dressnadyvetchiickcsst
tbben gedenke Obst-ich erwiesen-r
nmbm ein Mk Hatten ist, werde
sit Ite vierukg Arge-. deren ita
nten auf der Line sind. nicht er
ichteßetn sondern- in angesehener
Großmut nur mit Knute schtngkn
tasten. Und zwar soll, Summe-me
wegen, jeder Hemde vierrzig Chief-se
Haben. Angetehte Zeit ist, tote be
fohlen, Sonnenuntsrgnng. Orrt
chterFetbst auf Murttptas.«
Es tvnr dr- bl-.u«n Frau Amts
richtet gewesen, als ob die Augen
des Kriegjnmnnei einen flüchttyen
Augenbtict lang während seiner Netz-e
ironisch an ihr peritbergestreift wo
reu. Aber ihr blies teine Frist, dar
über nnchzustnnem
is
Je weiter der Sonnenbull seinen
Tagesweg hinunterschrttt, um so
stiller werd es in der vom Kriegsvers
dängnii gezeschneteu Kleinitndt. Bei
vieten ihrer Ver-owner ging die Ver
zweiflung mtknähtish tn resignterte,
trübe Stumm-seit über, nste sie
Schwergepruftkn eigen zu fein pf!egt.«
Andere hatten bange Stunden in der
Kirche vertebt. rntt Gott bat-erns
over in der akustischen Behiins
höchster Pein Immer noch auf ein
Wunder hoffend-. . . Während die
vierzig Burger doch bereits seit meh
reren Stunden gefangen genommen
waren.
Gruuweiße Abends-edel strichwesse
auf dampfenven Wiesen und in trie
tenven Sträuchern hängend, wie mil
chige Urzettspinntveoem Der Früh
hertssttag starb rasch dahin. . .
Und auf dem Morttplnh der
schtvergeprüften Ostpreußensiedetung
Hob ein fettsames Leben un. Schlep
uenden Schrittes, oder wie von Fu
rien gepeiticht, nahten die Armen.
deren Liebste- auf «Erven, Väter,
Gatten, Verlobte, Söhne uno Brü
ter der gräßlichen Schmach einer öf
fentlichen Prugelstrakk nusgezest wer
den sollten)
Die Frau des Amt-richten ioiir
aus oen vorspringeiiden Steinstusen
eines altertiiinliehen Hauses niederge
sunten. Es hatte sie nicht in ihrem
deiin gediildei, trotz der Bitten ihres
Manne-, ihn zu Hause zu etc-patien.
Tiefen Gmin in oen Zügen« jagten
Erinnerungen lange oeigangenet Zei
ten, beglückende und nnsrohe, wild
gewordenen Rossen gteieh, durch ihr
Hirn. Dann wieder tönte es niie
das Läuten silberner Glocken in ihren
Ohren. Sie stand irgendwo, weit
über der ganpen Welt, aiit hohen
Bergen, til-er die das Weiß des
Mondes sich verströinte iiiid in
brünstige Sehnsucht durchglühte ihr
Sein. . .
Nun tritt der Besehlshaber aus den
Ballon seine-l Häuschen- und erteilte
in seiner sit-seinem barharischen
Musteripiache kurze Befehle. Und
eine-. der Kosaten, die in der Mitte
einen geschlossenen Kreis hildeien,lie
giinn in den gleichen Lauten einzelne
silben auszuhoßein Er zählte. . .
Die Augen der Angehörigen, die,
aus die Minute ver Erlösung har
rend, so eng an den Mauern der
häuser lehnten, als wollten sie sich
in das fithllose Steintoert hineinwe
triechen, begannen zu slainniem ihr
Mund oergeitte sitz in wildern has.
Sie lnirsehten init oen Zähnen. ball
leii die Fäuste. . .
Aber die Erlösung lain, früher,
viel srijher, und indus, als je er
hosst· Noch ehe bat teiislisch ausge
.lliigelte Marterinstriuneiit —- für
haloasiaiische, auf zielen Streiten
selbst noch hulb tierische hakt-en er
funden ——, die Rede-peitscht n deren
Enden Bleiliiaelcheii eingefügt sind«
—- aii ewige uniiiiälöschliehe Schmach
silr Busoni-, auf oie wehrlos liber
salleneii friedlichen Grenzbeioohner
aiesee qeinrieterien Provinz nieder
1iesriitsl war, erliaiigen vlöhlieh,
xpie aus Zaudern-ern die Klänge ei
nrss preußischen ReiterniaifcheL . . .
Die VollkniengiU ein einzisr Wille
oer Vergeltung, oriingte vor. schol
sich, troh vereinzelt ausbliheiider
Nüsse ver Massen, als Keil in den
Kosalenlreii.
pnngi m ver Rande sind die Fen
ster entschlafem Ein grüntich fah
le« Sächs vermeint sich über dem
Platze und oefchemi dieses Schau
spiel: Am Boden hulchende Schuf
tengestalten, mit fliegenden Haaren,
und Pelz-nützen out dein Kopfe. eine
blonde Frau am Arm ihres toten
b!eichen Manne-, die mit etyobenem
Arm nach dem Balken des Bürger
sneiiteehauseö ectsporweist. Und einige
Augenblicke später der tuistfche Ge
neral mit-safme als Wongenet -
zwischen zwei preußischen Reiter-,
und immer noch kqu ee mit schier
übermenschliqee Stimme nach fetten
Untergebenen, aber He sind wie sei
stekspak in- Nu verkocht vor cis-et
kleinen, sei-sprengten deutschen Sol
datheiiung daowqelasfeæ gleich
eeth Beet-rechnu- . . ,
— spthaft Asessok Run.
Juädlssis wie finden Sie michs
Dam: O, here Wieso-, Ihnen
fehlt sm- Salsnlöven weiter nicht
ais die Minu
-— Liffiöp Frau: »An Ist
meine Mutter « .
Manns «'um Zahn-Itzt, um sich
M —- Csi tzohn ausziehen in lus