Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 16, 1916, Sonntagsblatt, Image 10

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    W
Mwwettltthesees
ists
Iiovclle von Ellnn Kris
thieich Sydiae Jgelhgut imm
geprägtes Menschenttnd neit TisirtliQ
sehr guten geistigen Qualitäten war,
schien immer ihr etwas absonderli
cher Name int Wege zu sieben.
Vielleicht bildete sie sichert nur ein
Sie hatte vor »lauter Lernen'« ei
gentlich nicht recht den Weg zu den
Mädchenfreundschasten gesunden· Jhr
Vater hatte jahrelang, knit Geht be
haftet, itn Lehnstuhl gelegen, ehe er
siir immer von der Welt Abschied ge
nommen. Ihr Bruder stand seit
Monaten beim Heer an der Tiroler
See-ze.
Und Bill lebte mit einer Viere-and
ten, mit alten Mägden und einigen
alten Knechten aus der Jgelburgz die
trasig und sest ins Tiroler Land
binausschaute. Sie hatte aber nicht
wie sonst diese helle Freude an den
Berges-, an den Waldwiesen Sie
hatte den ganzen Herbst und Winter
hindurch als Helferin in einem Bo
zenet Lazarett Dienste getan. Sie
war geschickt. willig nnd ernst gewe
sen« Manch einer hätte sich szut und
seen sein ganzes Leben lang von dem
Jgelbäutlein pflegen lassen. Manch
einer war schon un Begriff gewesen,
ei .llar und deutlich auszusprechen
Aber dann gerade mag das Fräulein
abwesend und srernd dreingeschaut
haben. Sie war srisch wie ein Wein
gartenpfirsich« und man merkte der
Haut an, daß die Tiroler Sonne sesi
nnd unbekümmert sie braungedrannt
hatte. Ihre Augen aber waren das
Sonderbarste, was man nur sehen
kannte. Ich habe einmal dunklen
Vanig gesehen. Aus dein Schwarz
wald nnd von Waldblnnten war sein
Seitn gekommen. Dunle1g:angrun
mit einem Sonnenschimmer ·- so sah
er aus. Und just so waren Bill
Igelhauts große Sehnsuchtjaugen
Nun stand sie aus der Burg-nassen
die breit wie ein Tisch die Jgelburg
einsaßtr. fSie stand und schaute hin
über, wo die Berge in dem legten
Schimmer eines Sonnenläebelng aus
Hleuchtetetr. Jhr Antlitz hatte einen
tummervolten Auedruet Sie hatte
ein Geheimnis mir nach Hause ge
bracht aus Bogen. Ein Georimnig,
das ihren Bruder Dieter betraf. Es
war in einem Bogener Dachfiüblem
· untergebracht, zappelte, schrie nnd ge
.bärdete sich äußerst lebensluftig und
hungrig. Hatte Diesers große blaue
Augen und ein Haar-schönsten das
just wie Dieier seines eigensiniiig und
widerspenstig jedem Zwange wider
strebte
Unbetümrnert ,wie das Leben die
Menschen schau einmal zueinander
führt« ihre Schicksale verknüpft, sie
wie Sandtörner im Sturm aufwär
beln läßt, gerade so ward Bill dem
Geheimnis ihres Bruders naheges
bracht
Ach,«die[er Dieteri Welchen Kum
mer und welche Sorgen hatte sie
nicht schan seinetwegen aus-zustehen
gehabt!
Und rein dieser lehren Sorge we
gen rannte sie ihm nicht einmal· wie
es sieh von Rechts wegen gehsrp hätte,
i- risktig bös- sein«
Do- Kind war zu lieb! Ein wei
ches. miiiterüches Gefühl machte Ihr
das Herz warm. Das Kind gehörte
entschieden auf die Jgexbntgt Nicht
hierher in das enge Dachfiiivchen
W hierher in diese dumpfe Ge
heimnisteäenerei. hinaus in Sonne
und Licht gehörte es
Bis saß einen ganzen Nachmittag
bei der jungen Mutter und dein Bu
ben· Ei schien ihr gegen alle Ge
rechtigkeit Argen alles Gefühl, diese
beiden Menschenkinder verlassen zu
sollen. Fremd weggehen zu sollen.
GOIM Zu MOCIIOMI III Issln Ins-h M
herohen ieblte es an Allem Nötigsten
Sie nahm kurz entschlossen ihr Notiz
biichlein heraus, und es schien er
schrecklich wieviel der Dinge es wa-«
ren. die heute noch besorgt werden
sollten. Und dabei ging es aus sechs.
Scheu strich Bill der Mutter iiber
die magere blasse Hand- Wie ein
Versprechen war es. Gleich komme
ich wieder, gleich! Jn der alten Ti
roler Wiege irähte set kleine Dieter.
Das heißt, er war ja noch gar nicht
getauft Ader es war süt Bill selbst
verständlich, daß das Kind ihres Bru
dez Namen tragen müsse.
Und dann eilte sie spri; von einein
Geschäft zurn anderen ging es. Jn
Eisee brannten ihr die Backen. Wie
langsam doch die Bedienung manch
mal war. Schließlich nahm sie sich
einen Wagen und siedelte ihre Ein
iiiiese. aus dein Näcifrs aus· Die
Lichter brannten sehen in den schma
lenBosenee Gassen, als sie endlich
die Msgjaiiendmikle Its-kecke chwetbelas
ins-ers stieg. ie eii Christ
Gered s ien ei ihr, als sie all die
kleinen ieichen ein-packte
Und die junge Mutter schaute mii
Ikssm erstaunten Augen aus all bie
» M e- rpirtlich so
scheut We dae wire
kichseiu sei-Jus eine so vornehme junge
Mtzsiet und lieb mit ihr warf
MM sie sich sei-new seicht zut
Ieise-. ene- desr sie die use seve
iotdnete Bill diesen lIeinen Hausstand
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Dabei war sie stets betniiht, irgend
welche Widrige dee inse- Muttee zu
Mruasthtigen. Es ging wie warme
Sonne m ihr aut. Jn jedes Win
ßlchen drats He seit ihrer Versenk
giite. Es M alsr wurde das tleii
ne Stäbchen hettei und weiter. Die
Welt da draußen schien nicht mehr
böse und talt zu sein. vorn
und Licht warteten
Und der Ueberraschungen sollten
noch mehrere tot-innrem Ritr ein bis
zwei W Geduld verlangte unsere
Bill. Sie stieg in den mit Soldaten
belebten Zug. um siir einen Tag nach
Hause zu fahren ,
Und nun war sie da und dachte
angestrengt nach, wie sie Tante El
sebe all dies beibringen sollte. Wie
würde sie es ausnehment Sie war
gut, gewiß. Aber Dieten ha.:e auch
schon ihre Güte ost aus harte Proben
gestellt. Und Tante Elsebe konnte
ost sehr energisch sein. Even stand
sie unten bei den Etdbeerbeetm und
sprach mit einer Magd. Die unter
gehende Sonne beieuaztele getade ih
ren seltsam spihen Kopi, um sten
legelartige Form das Haar -
weiß tote gewonnene Seide lag. Ein
alter, edler Komm hielt das schlicht
gesteckte Nest. Die Haut war braun
wie eine haselnusz. Die Augen groß
und licht, die Nase — eine echte Jgel
hautnase: tiihn streng, sanios ge
schnitten. Der Mund gescheit« mit
kleinen ironischen Winlelihen, in de
nen ein ewiges Wetterleuchten golde
nen Altweiberhumors Heimstätle hat
te. Und wie war sie bewoglich in
Geist und Körper!
Bill stieg wieder von det Mauer
hinunter und ging resolut aus die
Tante zu.
«Tante, möchtest du mit mit ein
mal zunt Nußbaum tommeni«
»Zum Nußbaum? So —- so —
na gedacht hab' ich wiss schon, da
du mir heute etwas zu sagen hast«
»Ja, Tante.'
Und sie gingen durch den Garten
hinab zum Nußbaum. Der stand an
der Sudmauet und war so alt wie
»die Jgelbukg selbst. Unter dem Nuß
baum war es gut zu sihen und zu
sprechen. So hielten es alle, die aus
der Jgelbueg ausgewachsen waren,
Das war wie eine grüne Welt sitt
sieh. hoch aus strebte et und streckte
seine Zweige weit iiber die Mauer
hinaus ins Freie. ,
»Nun Bin-— —2«
»Kann —- ich hab’ eine große
Bitte.«
»So? Also laß hören! Jst dir
Ersiillung eine so schmei«
»Es ist etwas Sonderbareö, Tant
chen."
»Sonderbares? Sag einmal, Bill
—- hasi du jemals um etwas gebeten
das nicht sonderbar gewesen wäres«
»Das weiss ich nichi so zu beur
ieilen. Tantr. Aber vor allem brau
che ich eine ganze Menge Geld imqu
»Mut- Goitez in dieser harten
Zeit! Krng ist im Land. und wir
können nicht wissen, wie alles wird!
Zu was brauchst da ess«
«Jch muß zu Dieien Ich muß eine
vollständige Mannsauitiistnng haben.
Goldene Dasein Reue Vetsstitfel nnd
was so noch pruni und dran hängi.«
»So? Und das viele Selbs« Das
ist natürlich wieder einmal siir Die
ter." s
«Nein. Für mich. Ich habe ein
Gebeimaiz.«
«So? Wird das seht herauskom
.nien«i« «
»Noch nicht« Taute. habe auch
mii mir einmal Geduld! Mii. Die
ier hattest du sie schon gewiß oft ge
n .
«Getrenzigier Heiland! "ngt Init
das Möbel vielleicht auch o an wie
der Labi«
»Es ist ein-as —- dai ich halt noch
nicht sagen kann. Jch gebe dir mein
Wort, Taute. es handelt sich tun et
was ganz und gar Wunderliches. Urn
etwa-, das die gewiß einmal große
Freude machen w d.«
»Sol! ich neugierig seini«
»So was sieht dir aber gar nicht,
Tante.«
Nun grei. Ein bißl begierig bin
ich Fig-er doch, was da betanetommen
Ipir «
»Tum- — —- —
»Was denn?«
»Tante —— ich möchte dir halt seht
gern ein Busserl geben«
»Das will ich dir gern erlauben.
Her dumm«
Und Bill nahen das kleine Frauen
wesen und drückte ei rnit ihrer ganzen
sangen, heissen Mast.
Tante Elsebe hie-i nach diesem Ek
siickungsvetsuch —- wie sie Küsse zu
nennen pflegte — Bill mit ihren Ar
men von sich und schaute sie durch
dringend att.
»Du — Sibylle —- lsör mal —
-bisi du am Ende gar detlieth Gift
der Besuch vielleicht gar nicht Dieter,
sondern irgend einem —- nun —- dn
rverstehst neich schon-K
Ja s- ich verstehe dich wohl. Aber
starrte —.— sog einmal —- hasi du ei
Gähnt-its eålghMåch dir nicht die
. « g t '
»Das stimm- Idet wenn die
Menschen verfiel-i sind, da Miit der
tief-e herrgott selber die Augen zu
Lwarst einen anlügen, daß man Iphi
Ji - betten tsnnk.'
; — ich bin nicht so verliebt,
fIII · se sammgz »I- ks schau
M da M, s r das IQ mein
Dein inse- Mie wenn ei gerade
O
.
--sein mäste. CI ist anch ein-ask
"«Männliches.« Aber alles das wirdZ
»die eines Tages ganz klar werden«
.Komme festl«
, Und Je singen nebeneinander gr.
Sense-. nor vie Sen-neI fert. ie
jivletten Lichter Dingen rasch m Sinn
.iiber. Mitten am Weg blieb das
IJgeliantchen stehen nnd schaute ihre
jRichie an. Sondervor, wie hat«
IMävel wieder einmal anssalz. So
etwas Gereistes hatte sie in ihrem
sGeßchr M einen is mirs-me
lverschmißiem gan glünhnsien Zug
Ium den seinen nnd! Der Teusel
sollte sich da auglennenl
J Am nächsten Tag aber fuhr Vill
Eneit einer ganz netien Anweisung
Inach Bozen zurück. Jhre Aussteu
tnng war im Nu besorgi.. All pas
TZeug schleppte sie selber die schmalen
Hvier Treppen hinaus. Der Bad stäh
sie und vie Mutter schaute. Dann
aber sesie sich Bis vor sie bin nnd
Jbegann. Sie müsse ihr den Buben
für eine Woche oder noch länger lei
i
n.
. Lori Fußenbncher, so hieß die jun
Ige Mutter, machte große Augen;
»Wenn nur dem Kinde nichts ge
schiebt-Zn
»Meine liebe Lord dasin will ich
mit meinem Leben einstehens Glau
ben Sie mir hast« ·
; »Das glanb’ ich schon. Wo Sie
»so nnendlsch gut mit mir und dem
Kind find.«
» a,Als«:« —- Bekiranen haben! Das
wirklich Gute soll erst noch lommen.'
»Na-in —- ivann —«
.Morgen, liebe Bari Morgen in
der Früh wollen zvir die Reise nn die
Iront antreten. Das wird ein
«G’schau werden« wenn solch ein jun
ger Oesierteicher anlommi!«
«Jn Gottes Namen, denn!'·
; »Gewiß. Jn Gottes Namen wol
len wir die Fahrt antreten und wie
der glücklich nach Hause lommenx gelt,
mein Dieierlein?« »
Und der Bub krähte, als wüßte er,«
daß es zum Vater ginge. Arn Nach
mittag hatte Bill beim Regimentei
lommando zu tun. Es galt den Er
laubnisfehern zu erlangen.
Strahlend ing die Sonne iiber
den Bergen au und silllte das Beze
ner Tal mit ihrem heiligen Leuchten.
Mit einein sriihen Zug suhr ein jun
ges Frauenwesen, das einen trastigen
Buben aus dem Arme trug, gen Sü
den. Angepactt trat es mir allen
erdenllichen Lebensmitteln: Milchslas
schen nnd Windeln, Rncksaa und ei
nern ilopsenden Herzen, das immer
sieben Meilen dort-us war.
Dann galt es auszusteigen aus ei
ner kleinen Statisti. Hinter dem
niederen Statianggebäude steigen die
Felsen lerzengerade in die höhe. Links
aber sieht man die spärlichen höuset
des kleinen Dorseg. Dort irn Wirts
haus wird.es ein kleines Wkigelchen
geben, mit dem die Herrschast dann
weiter reisen will. «Der But ward
in der Wirtöstube aus die Ofenbank
gelegt und sttampelte sich ein Weil
chen aus-. Dann aber ging es rasch
weiter. Das Landl lag voll Dust
und Frische vor Bill. Die kam aber
nun als sehr männlich aussehendes
Wesen zum Vorschein Der Rock steti
te trn RuasaeL Ihre Beine ln sesten
Lodenhosen und Wiaelgamaschem
Derbe seste Bergstiesel hatte sie an.
Und sreh und seltsam bewegt war
Das Wögelcheu stieß unbarmherzig
’ans den hplprigen Fell-wegen End
lich aber machte der diirre Braune
halt. Nicht einen Schritt ging er
weiter. hier begann nun Bills be
schwerliche Wanderung. Der Bub
war keine gerin e Last. Aber wie
lieb war er! nuner hatte er et
tvas mit seinen tleinen Fäustchen in
der Lust herum zu langen. Und sein
Bestehtlein strahlte in Fdsche und ro
JsiCer Gesundheit eSeine Dieteraugen
aber leuchteten blau und rein. Und
als wenn die Last n lange nicht
raß genug wäre, pke te Bill den
xfchweren Bengel sesi uelo in einer in
snigen Liebe an ihr heißes herz.
s Was wird dein Vater nur für ein
HOesnht machen, pas aus« Bubl
, Einen halben Tag ging sie so.
lEinmal mußte sie niedertniem
dein Buben trockene ··sehe geben.
Alles ging glatt und siehet. Gerade
sa,« ale wäre Kindstoarten ihr se
tus.
Gegen Abend wurde sie rechtschaf
fen müde. Das Kind schlief. Ruhig
»und fest. Weit unten im Tal lagen
Ihöuien Dann sah sie ans einmal
eine Menge Soldaten. Gewiß, da
unten tout Einqua:tietung. Es dau
etie noch eine Stunde, bis sie das
erste has-H eteeichie. Sie ging sehr
langsam. Dann hielt ein Posten sie
em. Rede mußte sie sehen und ihren
Passcetschein beweisen. Der nat in
ihrer Mußte-sehe verstand Der Po
sten hielt ihr das Kind. Er redete
fast nichts nnd schaute den ichlaien
den Buben an. Dann schaute er Bi
an. Der Schein war in Ordnung.
Sie kennte weiterge n. Der sel
daiiseiäe ibid-Hist a . jähqu soll
es n es a In
yeiljalles mit selbsten NR i
war.
Aber die III-erin, sei dee steue
spesch, gab des W . sitt kenn
in ein haeiei Iieoier i. Sie
Ichl gleich ein· Miete-nie tun su
ben ehsief sie bit in den helles
hinein.
riii Gelächter nnd eine eiiqige Freud-et
War-ne Milch, frauliche herzenzgiite
und ein Staunen iider den Buben!
Und die Bäuerin schaute ihr sinnend
und Iannend nach. Isa- es doch al
les gibt ans It Dritt Was doch
Eis seit Ist IRS M Vorschein
ionimit Was die Leute sonst gar
nicht haben nierlen lasfen — jeht
loniint es heran-, Das Entsein nnd
allen das Hingebendr. Jetzt- isi auf
einmal das Grösse selbftnerstandlich.
Gar nicht geredet wird darum. Ein
faeh getan wird es.
Was es doch nur fiir Musen-and
nie haben mochte init diesem Mädel!
Den Buben trägt sie zu feinem
Vaters Sie ist die Mutter nicht. Sie
schaut ja selber wie ein Kind ans!
Derroeil aber ging Bill Schritt für
Schritt bergauf. Der Weg war ei
gentlich nicht so schlecht, aber steil.
Und der Bub ivar heute von einer
unheimlichen Lebendigkeit Dann iu
uien wieder Soldaten
Sie mußte stehenbleiben und sich
manchen derben Scherz anhören· Aber
sie hörte nur das Freundliche, Gute
und Rette herauf-. Sie ivnr die
Scherze vorn Lazarett her-gewährt
Stunde auf Stunde oeirann. Die
Tonne machte ihr warm und der
lleine Bengel nicht minder. Auf ein
mal hielt sie ein Posten auf. Bis
hierher nnd nicht weiter, hieß ei.
Wenn die Ablösung länie, könne sie
ihrem Bruder Nachricht zukommen
lassen. Aber leinen Schritt oiirfe sie
weitergehen Da blieb ihr denn nichts
anderes übrig, als sich nach einem
Unterschlupf siir die Nacht umzuse
hen. Es war schon tiefer Nachmit
tag. Der Kleine war auf dein von
Bill zurechtgeniachten Lager einge
schlafen. Bill fah neben deni Kind
und hatte den Kopf etwas müde in
die eine Hand gesiiiht Da endlich
tam die Ablösung Bill konnte nun
dem Soldaten einen tleinen Brief
an ihren Bruder mitgeben. Der
Soldat versprach es, den Brief so
fort auszuhändigm Und er erhielt
vafiir einen funkelnaaelneuen Zehn
lronenschein.
Gezten Abend wurde es empiindltch
kühl. Aber die Milch in der Ther
rnoslnsche war warm. Das- Kind
trant durstig und voll Hunger. Bill
aß belegteg Brot und gab dem Po
sten auch davon.
Das war ein wortlarger Mann,
der Bill immer wieder sonderbar er
staunt und neugierig anschaute.
Bill schlies ein. Milde von diesem
Wog, tonnte sie sich nicht mehr wach
erhalten. —- Dann lamen Schritte
daher. Jemand sprach mit dem Po
sten. Dann tam er behutsam und
voller Vorsicht zu den Schlosenden
heran. ,
Bills Muse war ihr etwas nach
rückwärts gerutscht und die schöne,
weiße, reine Stirn leuchtete aus unter
dem klaren Lichte der Nacht. Sie
hatte ihren Arm chiißend um irgend
ein Bündel geleg. So ruhig und
sicher schlief sie. Da tniile du Sol
dat behutsam aus den Walddoten nie
der. Erszitterte etwas. CI zitterte
in seiner Brust. Und dann versuch
ten seine rnageren schlonlen hände
im Mindel aus Bills Arm zu lö
en. Da machte sie oie Augen aus·
Groß und etwas traumbesangen schau
te sie ihren Bruder an. Dann lächel
te sie. Schön, gut und heilig toar
dieses Lächeln. Jhr Arm löste sich
und Dieter nahm sein Lind. Er
tniete vor ihm und schaute in da
schlasende Gesichtchen. Dann siel sein
Kopf aus dieses Kind, dass es er
wachte. Und sein warmer hauch
streifte Dietere Stirn. Dann paate
eine winzige Faust Dietetö Schops.
Ganz sest und sicher hielten die klei
nen Fingerlein das Büschel paare
So sest, als wallten sie ihn nie mehr
wieder loslassen. « - ’
«Bill — du gute — gute Billi«
»Ja — Meter, was man nicht al
les site Pslichten durch solch einen
Fchliwel von Bruder been-nimm
ann.«
»Bill —- ja —- lag mir doch nur
einmal, wie ist es denn getunmen,
daß du —- du — zu dieser Herren
betannlfchaft gelangt bist?’«·
»Ja —- lievet Dieter, schau —- ich
hab' doch im Bosener Lozarelt einen
gewissen Leid Fußenbacher gepflegt
Und in seiner ledlen Stunde ver
traute er mir seine Sorge um feine
Schwester an. Und daß sie Wendel
nem — soll ich ei wiederholen, Die
tetf —- Dieter nickle —- jq also —
eiuem windigen und schlechten Men
schen, solch einem gewissenlostn, vor
nehmen Adeligen in vie hönde gefal
lm wäre. Und daß sie Tniliame dem
Kind nun ganz und gar yetlußen auf
der Welt dußiinvr. Da hab' Ich ihm
halt gesagt, daß ich ihm mein heilige
Woet gebe: « weeve für sein Kind
sorgen. E o wie fein Vater ei
tun wärt-. Dis woer et mlt nun
absolut nicht glauben. Da sagte lch
ihm, daß dieser schlimme Dietek von
Jgellsaul sein Bruder wäre. Und,
das ee ltn Grunde genommen gar
IN MI- chl MMI Otto hebt
Jnt teil. Ein seht gutes lo
Iar. sinllßte es m zu packen
visit-. Co ins selile wie ils
W see hete- Scbn beim Schopf
M«
wissest — du Watte ser;
»S- habe l« vielem atmen Men
schen doch noch sieht's-nd Friesen
Meilen- ck ine- geglaubt
W
briielt nnd gesagt, daß Gott mich seg
iiien würdet«
Bill —- ich weih nicht wie sehr
fich dir hinten solt siie alle-, weis du
nii neie insti«
»Jo; use mich gar nicht rings-ins,
Iiiiein iiebee Distr. - gesittet-Ia
lanch was crienilichestlit Z
will nöinlich die ganz und girrt-echt recht
imäsiisge Tant- iion diesem lteinen
PBengel da werden. Inst du mir die
ssen Gesollen nicht, so nehme ich das
Kind nnd du siehst ioedee den Beben
noch rnich jemals wiedert«
.Bil1! Bist Ach vn liebe, liebe
Billi«
Die-let besteiie sich aus den lleii
nen Iingerlein iiiid wußte wirtlich
einen ganzen Moment nicht wein et
zuerst einen Kuß geben sollte. Er
nahm den Buben in den Arm und
küßte seine Schwester-. Es weit was
Salziges dabei, aber Bill tot, ais
merkte sie es nicht.
»Aus ver Jgelouog muß es näch
stens eine Kriegstrauiing geben. Jch
sorge schon, daß dir Urlaub ve
tornrnsi Alles werde ich site euch
besorgen Ich bin schon so mitten
drin in lauter Besergungen —- »Und
Tantes Was wird die Tante sa
geni«
»Dasiir laß mich nur die Vereini
wortuiig übernehi.ien. Es wird schon
ein Gewitter obseszein Aber hie du
loininst, wird alle eleitrische Span
nung in Wohlgefallen ausgelöst sein!:
«Bill ——- du bist ein Leut elste:l!«
«Ta begann der Kleine zii weinen
Dietet stand niis iiiid trug ihn hin
iiiid her. Bill mußte ihn fortnehmen
und frische Wäsche geben. Dei Mond
,-schien aus diese jungen gesunden
Gliederleim und Dreier ten-sie sich
nicht satt sehen on diesen sesien
sirniiiinen Beinchen. Er nahm ihn
und tüszte ihn voller Freude Aber
Bill begann böse zu werden. Nun
mußte der Kleine Ruhe hoben und
schlafen. Aus Die-ers Arm its-or sur
scll Klkllltll llrl suec- lluyl zu pru
ten. Bill nahm ihm endlich das Kind
ab und begann ein lleinee Lied zu
samtnen. Dieler hockte sich auf einen
Stein und blieb ganz still. Jn lei
ner Kirche halte er Je diele eint-acht
gespiitti Uever ihm die«funlelnde
Pracht der-Sterne Berggipiel und
Famnveiche Nacht, Tiroler 1mmen..
Und »vor ihm die fragliche gerzenss
gute Bill mit seinem Kinde ir« Unn!
Jst es möglich, sich so ein-as nas
zudentent Sieht so das Glicel aus?
So ernst und schön, so dunkel und
licht zu gleicher Zeitt Wie ein Wun
der bemcichtigte nch seiner das Leben
zeigte ihm mit der Selbstverständ
lichteit einer Offenbarung Erfüllung
und Allmacht, hob ihn hoch über alles
Meinliehe fort und zeigte ihm seinen
Weg.
Das blasse feine Gesichtchen der
Lori tauchte vor ihm auf. Er sah
ihre Soll-braunen Augen wie zwei hei
lige Lichter vor sich. Alles —- alles
wollte ee gut machen. Und das wuß
te er auch: Was Bill in die Hand
nahm, das war geiegnet.« Er itand
nut. — »Mit — ich darf nicht län
ger bleiben. Es wird mir schwer,
dich hier allein zu wissen. JC werde
noch rnit dein Poeten sprechen. Sinne
bist du schon hier. Bill.«
»Das glaub’ ich s n« Dieter. Leb
wohl, mein lieber D eteti Und sieh
Hu, daß du hold sein-neu tannstl Ich
hring' vie Lori Und das Kind nach
ihm-fu«
st- s-..s U- «-.-t-h--I Inn-«
»o Use-I- U sssss . ---------- »Is
»Brauchli es nicht« Dieierl Hier-—
gib ihrn noch ein Busserl—unr- grilß
iGott!« — Dann war Bill wieder al
llein. Ein Weilchen noch hörte sie
lDikteks Schein-.
l Ein Donnern weckte fie. Die Berge
Thegnnnen zu drdhnen Es trat das
ISeltfamsth was sie je erlebt. Rings
um alles in dem frühen Goldlicht der
Sonne. hochgebirgsfrieden in der
Natur. In kurzen- Intervallen Ge
schützbonner. Bis in das Herz Der
Bäume drang dieses lösende Ent
setzen. Die Berge wehrien sich und
gaben dumpf und böse diese drohende
Sprache hundertfach zurück.
Alles Stimmgeborene begann le
bendig zu werden. Abwehr lag im
Ateniholen jeden Platte-i Abwehr
zitterten die Nadeln der Bausnrielen
— Abwehr rhusehte der verdorgene
Quell
Und der kleine Dieter trank dur
stig feine Milch. Dabei schaute e
innner Bill an. «hörft du es, Die
lerleins Schau, das sind unsere Ti
roler Kaiserjägerl Gelt, vie hört ninn
weitl Wie wollen aber doch lieber
trachten, nach hause zu kommen.
Wer-i Zum Mutter-le und dann ·
ja dann —- ja da wirst Augen enn
ehen, mein lieber Bub s- tvo du dann
hintern-n — —- —"
So re e sieh Bill die Angst uni
ihren großen Dietee aus der Seele.
Dann gab sie dem Posten die hand,
darin ein ichiinei Ilemles Wall-stillt
lein las» und Hins. i Tage spä
ter fund ste Ml lten mit dein
Buben vor seiner Brette-. Es gab ein
Erzählen Ein fle- Weinen
und eln feil-ei- a n. Ein Zu-«
lerme nnd. eine Fahrt nach
stauen nnd einen
Z
Z
is
L
et tlang wie ein Jnchzer. Der ging
rente durch ein böse sein wellendes
grauenherz. Esther ei tut ja nur so.
W Letzto es Ich etiöet dile Kaiserin
innr- nte .- et. rz aus .aren
III-n auf den Buben hin. Das
sont des lleinen Dieter gliiåliche
«W.s Jin Handmndrehen war er
ten-z Bill-'s Armen verschwunden. Tun
te Elsede tostete seine Schwere und
all die liebe Wonne, diesen Buben
halten zu diitseer.
Und Lori Fußenbnehet stand blaß,
hold trosttoi nnd halb gliictlietp iln
ssimener. Do- schwnrze Knirschen
machte sie noch zarter und seiner
aussehen. Plöylieh fühlte sie eine
magere Hand aus ihrer Wange. Und
eine Stimme redete- irgend etwa-.
Es mußte wohl etwas recht Gutes
sein. Gleich daraus wurde sie neben
ihrem Kinde an eine Altjungsetni
beust gedrückt. Bill schaute und
schaute. Aus einmal sah sie nichts
mehr. Weil aus ihren schönen Augen
heiß und schwer die Tränen fielen.
Sieben Tage später wurde aus der
Jgeldueg die Kapelle mit herbstlich
bunten Kränzen geschmückt. Die al
ten Wandleuehter mit dein Jgelhauis
wappen lebten unter den seierlichen
Lichtern zu einer Stunde herrlichen
Glanzes aus. Auf zwei junge, ernste,
blosse Gesichter fiel dieser Glanz nnd
Schimmer. —- Bescheiden saß Bill
Jgelhaut hinter ihnen und lächelte
das alles-schönste, süßeste Lächeln: das
Lächeln, das aus tiefskeln Ernst, aus
selbstloser, werttäiiger Güte nnd ech
tem Menschentum geboren ist.
-.-«-—-——
Ter Icldmnrfchsllstnb·
Der Feldmarfehnllftad ift das Zei
chen der hätt-seen Kommende-gemalt
des Odeevefuhxnhaverr. Der Ge
brauch eines Stabe-z, ursprünglich
das Zeichen der höchsten Gerichtet-ur
teit, durch den Obertomniandierenden
war fchon in graute Vorzeit bekannt
Auf der berühmten Inpete von
Butter-L einem Städtchen der Nor
mandie, die aus der Mitte des U.
Jahrhundert stammt« trägt Wilhelm
der Erobeeer bereits einen Ftonnnons
dafle in der Hand, der allerdings
nur ein einfacher Steeten ift. Auch
der Fetdcnarfehntlftav Derffliiigers,
der im Zenghnufe in Berlin aufde
wahrt wird, zeigt noch recht einfache
Formen. Die Marfchntlftäbe, die den
ifeldmarichöllen des Deutsch-Franzö
fifchen Krieges verliehen wurden« zei
gen auf einem Grunde aus blaue-n
Sammet abwechselnd Adler und
Kronen aus Gold· Auf den getobt-n
lich mit Brillanten und Perlen reich
verzierten Schnittfläenen der Knaufe
find Adler ans schwarzem Emaille
auf weißem Grundes-agedan
Jn dem Hand-schreiben Untier
Wilheltns l., das dein Grafen Mott
te die Erhebung zum Feldmarsnyall
nntiindigte, heißt es über den Ge
brauch des Feldmnrfchallstades:
»Der-selbe wird bei Bande-·eruh
rnngen von Tritt-den« wo foan der
Degen gezogen wird, tn der rechten
Hand geführt. Nur ivenn ein zetds
marschall als Chef fein Negitnem en
par-de führt« zieht er den Degen."
Ali Kaiser Friedrich bei feinem ste
gierungttnntritte den Grafen Blum
menthnl zum Genernlfeldtnarfchall
ernannte, überfdndte er thut zunaehft
feinen eigenen Ietdniarfehallftnd und
diesen fiihrte Graf Blument l beten
Begräbnis des Knifers Wil lrns l
Eine Gan-I auf Nachts-often
Gnr treu ist die Soldatenliehe, we
nigstens wenn wir die Liede zu den
Soldaten io nennen dürfen, und
manch weibliches Wesen ist oon ihrer
eigenen Treue zum jkeldgrouen ihres
Herzens til-erzeugt· —« Aber lnum eine
ist ic treu in der Soldatenliede, wie
die Gans wur, die im Jahre 1833
In Eßlingen bei einem bei der Raser
ne wohnt-often Bittrer aus deni Ei
schlüpftr. Soviild sie flugge war,
wählte sie sich einen Platz ne.en deni
Kosten Sie davon odzubringem
or vergeblich. Jhre Zuneigung zu
dein Posten war so groß, daß sie ihm
durch einen Flug uoer das Doktor
folgte, als er ins Jnnere des traiers
nenhofes oerlegi wurde. Schließlich
kaufte ein Ofsizier do- Tier vom
Bäcker und ließ ihm eine Hütte ne-«
den deni Schild-thun- errichten. Den
Soldaten, die Posten standen, leistete
sie gute Dienste, indem sie alle Non
den nnd Putrouillen rechtzeitig durch
Schnattern r.nnleldete.
Ali das stegiment von Eslingen
noch Ludwiglldurg oerlegt wurde,
nahm es die Gent natürlich mit und
sie leiftete auch dori dein Posten Ge
sellfihalt. Während der Manöoer
mußte die Gerne tin Kolernenhof zu
rückbleiben, ule aber das Reginienl
niit klingendem Spiel in die Stadt
zurückkehrte, eilte ihln das treue Tier
in freudiger Erregung auf hundert
Schriit entgegen sund blieb wieder un
unterbrochen in- der Seite des Po
llen-. Als Ite echzehn Jahre olt
toar wurde egiment oon Lud
angeln-pp mäm Ulin verlegt. Selbst
ich machte e den Gorniiont
wieder int. Jn- sont-ar
beitslos die Gans ihre militiis
tilde Laufbahn sie starb mit ab
MI- Wet
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—- sin »Das ist ein Meutre,
der die anderen u paaren treidik
»Wie meinen S
WWM ils. v«