Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 27, 1916, Sonntagsblatt, Image 9

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    Sonntag-Statt de
Staats »An-eigner und Jserold
che— -..-—---.--.——-.- —-—-.-.
Gr« HJland ,Reb JDU Magst
.MIII·O
Von Dahin-nd Künzalmamk
Ein lieber Feuern der neulich-tutl
einer Karte erzählte, daß er ten-nett
noch tntt den Jtaltenerm dem Ge
ßndeL ein Wesen zu pflünen hät
te, schrieb steten Ellbrieß der mich
mitten tn der Rncht unter den darz
sergen aus dein Bette halte. »Ur
« laus!«, sagte der stief: Jlrlnub und
vier Abende Wien. Der erste soll,
tote sich's gew, der Mutter ge
hseem der wette ble, der drittebee
Welt, der vierte wieder der Mut
ter —- bis elf und dann wieder ble,
das beist, wenn du kommst. «
Gleich flatterten zwei Tele rarnnte
tn bl- Welt, eins nach T , eins
nach Men: —«- »Ja. ich lomine.«
Nun siehe ich in dem kleinen, nicht
sehe hellen Zimmer des alten ho
tels in der herrensase und warte
Der Freund is gestern gekommen,
ltt bei dee Mutter gewesen, hat
heute bei setneen Onlel,pem Fürsten,
zu Mkttag gegessen und tann nun
jeden Augenblick in dle Tür treten
Jch stehe arn Fenster und träume
in den lonnenlosen Tag hinaus und
lasse nllerlel Erinnerungen an mlr
vor-übergehen Grill-en an bersten
ung liegt das Palatt Von-ach mit
seiner schönen Galerte unl- dein
prunlvollen StlegenhaulL Und Ue
Schottenltrche ts da, wo lch vor so
vielen Jahren viele Monate lang
allenorgendllch vie erste Messe höre
Gin Mister tm roten Rock, ein halb
tgerwachjener kleiner Mann Intt einein
Ledergenqr und femer rnarrpoen
Stimmr, sammelte dte Opfer ein.
Liebttcher ate seine trockene Stimme
klingt mir noch all die schöne Musik
tm Ohr. vte ich im bösendsrfersaote
gehört habe, der in nun auch wol
f on Wunden ist« Aber d
f ttchstr Erinnert-n taucht na .nls
ich an die nldene racht des tech
enftetntchl tn ver santgasse
te... Und dann schweifen die
Cedanten ntdslith nach den Schäfers
der Lsechtenftetnssaterte in etnenr
anderen dtertel der-Stadt. nnd m
dort wandern sie nach Mdttng hin-»
enti, zu den fchsnen MM des
ttgen stießen Ltechtenstetm surn
usarentesnpet nnd manch anderem
schönen«Plas. Und als ich Inst-net
nen Gedanken in vie Stadt stells
tebre und auf dem Vallplas Halt»
mache, fällt mir ein« daß ich netts
demselben Freunde. den ich jeht erst
warte, schweigend vor dem untetk
Blumen und Kränzen begrabeneni
Sätze Aehrenthnlz vorbeigegangen
Doch das ift ein Bild, bat ich
schnell verjage, denn ich will nicht
an den Tod denken. Aber das
die Ossizieee damalt.ganz ufrieden
sagten, daß nun Gott sei ant die
Zeit des Friedens um ieden Preis
zu Ende wäre, das iiitlt mir doch
noch ein, und all ich mich gerade
daran erinnere. mit welch seita
rnen Gesichtern die Verren Micit rs
damals dem Sorge des Ministerpriis
sidenten folgten — wir standen dem
Operiiibeaier gegenüber und laben
zu —, gerade in diesem Augenblick
macht ein leichter Schritt var mei
ner Tiir halt, und der reund tritt
lachend und -Trsbtich, beltlirrend
und rau der. silbernen Muiit der
Sporen umtlingelt, ins immer,
und wir halten uns lange n den
Armen und lachen und freuen uns.
»Daß dich oslchsm!«, tor- ich
«.Gut und braun und la and
fesch liebst du aus und re da
die Narbe nicht arti der Bange, die
flammerte Narbe, niemand dächte,
daß du aus dem Arie e tammst.·
»Geh, die Narbent , sagte er:
Eine Kleinigkeit Es ishnt nicht,
davon zu reden. Wir wallen leder
haupt nicht vom Kriege reden«.
Und nun muß er mich noch ein
mal ansehen. Und als ich bat inn
ge, heiße Leben, all diese Kraft. -
gend und Schönheit so dar mir «
be, kommt mir plöglich ein gr s
Entfegen —: welch ein Jan-mer«
wenn er gefallen wäre, er!
Welch ein Jammer am all d Ja
gend, die jegt sterben mirsj »
« Er versteht, was meine Irr en;
ohne Worte sagen. Und »er rdl
blaß und still und lage tete nnd
jagend: Rein! Rein erben.
par Les-ca in iq fass-.
Des Bringe- tsriedriib von pens
bserge Siedet echt It ttert ein
war Augenb lang f ne taper
SMIL i .
Tausend-rat näher, ist er nimmst
nein gen, als ieenn er san Tab
nnd terben nett den leichten see
stsese Ist-; setz-e re
letben....
S « wie I new-ges
kais-,an makes-miß m IX
Tisch n i. Idee Ue
Mön, an ein paar , die
ich eingetaust habe, lohnen sich doch,
wie ee sagt. Wenn et auch gerade
von Tisch aufgestanden ist« so tangt
er doch mit echtem Soldatenhunger
zu. Der Rennen der den Tee ge
-bracht hat, sieht sichauch mit freu
diger Idequ den hochgesiiciten
Teller des · sfizierd an.·. Und,
dann tann ee nicht anders —- er
neu ein kleines Gespräch beginnen.
nd als ee sum Dant
siie ein paar diidsche Worte die nd
Ieicht bekommt, geht er sira lend
on.
Der reund sieht then enit strah
lenden uqen W und sagt: »Du,
unser Loltt Oder eigentlich —:
unsere Usltekt Wie haben ja ar
nicht geahnt, tote, die wir oben -
den, was denn das e enttich sür
prachtvolle Leute sind. est, in oet
gemeinsamen Gesnhy hat nmn
tennen gelernt. Du, ich sag dir, es
lohnt sich, site tdre Freiheit und sitt
the Glitet zu sterben.«
Noch einer Stunde toted es uns
im Zimmer zu eng. Jch schlage vor
,Laß uns durch die hauptallee sah
ren.·
HGott ja, der Prater-P sagt ek,
.natü!1ich! Wir wollen durch den
Prater fahren und in der Krieau
ein Stika Guglhups essen. Das
heißt, wenn's den sent gibt.«
Aber aus dee Stiege hat er
besonnen. «Nein,« sagt er, ,Ivet t’,
laß uns tiedee nach Schdndrnnn sah
ren. Morgen komm ich nicht dazu
und übermorgen schon Be nicht, und
ich will doch nicht in gewesen
sein, ohne daß ich zu Kaisers
Fenstern hinaufgeiehen hol-U
Wie fahren also nach Schön
beumr. Der Wagen bleibt bequ
ßen ans der Straße. Wie gehen
dates den un eheuetn hof vor dem
essen Seht e mit den zahllose-I
sen-, wie due cheetten vie Tok
lle und sind im et, wo es schon
her-Meli
Uad dann sieben wie Arm in
Im Ihn-eigent- mieteu auf dem
M euret- Ieheu nachteiin
sees meen Was-L
lich ein Ruck durchbe
« Leib m
eine fhestkge Bewegung ver Band teilt
sich dem Säbel mit. Und ein Un
antspeechtiches kommt in das schöne,
stolze Gesicht —: die Augen leuch
ten, nnd die Lippen fressen sich ent
schlossen zufammen.
Und dann, als das innerliche, fei
eeliche Gelsbnis vorüber ist« einjnns
get, sonniges Lächeln. Und die lie
be Stimme sagt: »Jeder Jahre mei
nes Lebens gäbe ich demn, sank ich
dem alten deren jest die Band lüs
sen.«
- i e
Am anderen Tag nach einem
Abend, an dem das Erzählen kein
Ende nahm, sind wir durch das ade
lige Wien gegangen. Mit der Burg
und ter Augustinertirche haben wir
begonnen, mit dem Schwarzenberg
garten und dem Blick auss Belvedere,
wo Franz Jerdinand gewohnt hat,
meines Freundes über alles verehr
ter herr, haben wir Schluß genra t
—: es war so, als oh er sehen wo -
te, oh denn das Wien der Paläste,
der tatserliehen Pracht not-h stände.
Ja ei stand noch Nur war die
ses Wien, das immer so unendli
vornehm und schweigsam ist,n
stiller und schweigsamer als shnst
Das adelige Wien ist noch mehr als
sonst verhängt und ver andert.
,.'«WunderliQ sagt Freund
plötlich und eigt naeh der mächti
j Barocksasfa de eines schlasenden
i alastet hinaus: «Das da und die
Rennbahn und die Oper und der
Dienst, das war nun hislang meine
;Welt. Was haben wir uns abge
spektt und abgeschlossen in unseren
: usern. Nun tommt solch ein
- ieg und wirst alles über den
sen. Was wäre aus diesen S lös
isern und Gärten geworden, Bag:
»das Voll nicht da« sie zu sit
und zu verteidigen. Wir habensie
seist-s —- m Aber st- Wen
uns erobern Wir sind wieder —
es war it —- Bolt geworden, und
wenn rdas einmal vergessen soll
ten, wären wir nicht wert, daß uns
den unseren So liissern ein Stein,
von unseren Orten ein Hauen
bleibt-«
Das sa te der Freund, und ich
sah til-It in seinen Worten das
neue eich, das der W Ie
hoeea hat.
Instit-den Juchhe-AK dins-« där
, un n «
Fie sonderbar ist es, den-ex
das el einsal einesett
Irttt, shdie Mdt sdetdie IM
dendurgdie grgeee elde war.«
WI; Mistearm Ich Du fest
cr schsttelteden Mys
Isp
RIEMANN osmw
W
l
man ferti brächte, nicht an dieKasx
meraden raußen zu denken! Ader»
es ist schön, zu wissen, welche seligen
Klänge da in dem goldenen hause
schlafen« und ich freue mich darauf,
daß fie auch rnir einmal wieder klin
gen werden. Und dann werden sie
noch viel schöner sein als früher,
überhaupt alles Schöne wird schil
ner fein und tiefer wirken. Wer
den Krieg gesehen t, weiß erst,
was die Schönheit edeutet.«
Und dann ianz der Abend der
Welt, und es war leicht zu merken
ewefen, das sich der Freund darauf
freute, Hch endlich einmal wieder
nach fso langer Zeit in seiner Welt
mnzu eben.
Und schön fing der Abend an
und war ein prächtiges Stiick Le
densspieb serrliche Gemächer nah-«
Inen uns au , ein strahlender Saal
dereinigte uns an festlicher Tafel,
schöne Frauen lächelten niit huld
und Anmut, und verfchentten viele
Güte, Freundlichkeit und schöne
Wort-. Ein Ergherzog war kaiser
lich gnädig und taiserlich fern. Alle
herren lebten den fangen Offigier,
freuten sich über die Auszeichnungen
an seiner Brust, und stachen von
seinen Onleln und Gro onleln und
Großvater-in die auch tap ere Leute
ewesen waren. Verscho ene Ge
schicht-n wurden wach, und der M
ge Mann, dem sie erzählt wur ,
sund der einst selbst ein Meister etli
cher Anetdoten gewesen war, lächelte
erstaunt und ungläubigals wunder
te er sich, daß es so etwas geben
tiinnte... Ein paar Kameraden wa
ren da nnd wollten etwas vom Krie
e wissen. Man fah ihnen an, daß
enttäufchi und vielleicht iogar
ein wenig derörgert waren, weil er
nichts zu erzählen hatte, nicht ein
mal etwas, das Aufrequng bot und
wie ein Rennbericht tlang...
Jch ftand abseits nnd ließ ihn den
anderen, nnd er hatte die Miene ei
nes fremden Gattee in einer fremden
Weitm Jch unterhielt mich pracht
voll. Jch freute mich iiber die Ruhe
und Zuversicht, die in allen. lebte,
und freute mich noch me r, daß tei
ner M war-. niemand
drahite. Niemand war fröhlichen
ais es die Zeit erlaubt. Niemand
entbehrte die schli leit »von einli.
Alles und alle find chiichter gewor
den... Jch habe niemals in einem
Saion fp vernünftige Gefpriiche ge
hört, wie an diesem Abend, und ich
war beinahe böse, ais der Freund
plötzlich sagt-, wir wollten nach
us, und er müßte nach irgendwo
en Glas Piifener irinten und ei
waö Ordentlichei essen. Vor allen
Dingen aber könnte er diefe Men
Ken nicht mehr vertragen, die etwas
fonderes aus ihm machen wollten
--: er hätte feine Pflicht getan und
damit bafia, und man sollte ihn mit
gro en Sprüchen in Frieden lassen.
ir brachen alfo anf.
sit wie ans einem Beifl kamen
und in die Dereengasse einbagery
fagie er lachend: »Du, ich bin wie
aufgewacht und aufgeriittelt durch
den Krieg, und ich passe nicht mehr
in die rrenga e und in das feu
dale W hine n. Jch gehöre in
die neue Zeit, in das neue Oefieri
reiJ Ich will Gott bitten, daß er
mi leben löst, denn in dem neuen
Oefterreich möcht' ich fchaffen und
arbeiten, wie's meine Väter in dem
lalten getan haben.«
s i i i
Drei Tage Leben und Freude —
welch eine Ewigkeit sind sie, wenn
sie v..« uns liegen. Ei ist so, als
könnten sie gar lein Ende nehmen.
Und dann sind sie plöhlich vorüber
getauscht wie ien schönes Stiick sesis
ll r Musik« und nur ein Summen
un Klingen bleibt als Erinnerung
zurück. Wie ein Traum siiegt die
Zeit bin, nnd die Abschied-Hunde ist
pliiilich da, und niemand weiß, wo
bese sie gekommen ist.
Von der Mutter batte er am
Abend Abschied genommen, im Dau
se, eine halbe Stunde vor dem Zuge,
mit dein et nicht sabeen wollte
Dann waren wie noch einmal durch
die Stadt geschleudert, nnd waren
biet und dort eingetreten, um dem
Leben nnd Treiben der Stadt Wien
insusehem
.Jch mag nicht mehr,« sagte er
pliisliche .Das alles ist tlein nnd
M und dumm, its adlzeuet es tuts tåsie
web- e, ich o te
ei nicht OW. Und das sann
doch seinm uns nach hanc-«
Co en wie denn. Und plös
lich Ei ie Nacht um, und stets- m
chne vergangen, wie nne e ein
Hätt binden Abtschiådw gen-ist
WII W , un
bin alietn geblieben n meinem tleii
nen immer in dein alten hetel in
der renaassn denn e einen Ab
ans dem sahn , tot den
unt am Wegs-n sue
-
k
W
sind wir halt beide nicht gemacht
und ich wundere mich, daß ich allein
bin —: die Tasse steht noch da, aus
der er egetrunken hat, über dem Stuhl
hängte n Rock den ich zum Schnei
der schaffen foll, und in seinem Kis
sen ist noch der Eindruck seines Kop
es.
Und nun zu denken, daß er den
UKugeln der-Feinde, vielleicht dem
Tode ent egenreist.
- ere.· Das lalte Licht der
elektrischen Lampe tut meinen Augen
-tveb. Es soll nicht mehr brennen.
Ein grauen kalter Morgen steht
der dem Fenster und schaut zu mir
derein. ch öffne die Scheide und
sehe die ille, schmale Straer hin
auf und hinab. Schnell und leise
wie Schatten gehen ein paar Men
tschen hatt an den Häuser-n hin. Der
Gaum itn kleinen Garten des Palaie
harrach reett gespenstisch seine Aeste
durch den Morgennedel über die ho
lte, graue Mauer· Die Stadt schläft
einen unheimli en, schweren Schlaf,
einen Schlaf mt bangen Träumen
Ei ift eine Stunde, die zum Fürch
»ten ist.
Eine Glocke ruft von der Schot
tenlirche mit heller, dünne-, beinahe
zagender Stimme. Jch horche drei
Herzschläge lang. Dann gehe ist
khittiiber wie einfi, tvie damals vor
vielen Jahren Ich muß doch se
then, ab der alte Küster noch lebt der
falte Mann mit detn derfchrumpel
»ten Ge chi, und ich möchte wissen, ob
er n wie damals fein ,,Vergelt’s
Gott« sagen kann.
Ittarisa altm.
l
l
I
lEine stiegsjungzngeschichte von Enge-J
l
l
Statistik
- Wenn man vom Hause seitab iiber
seinen wilden A er schritt, auf dem
»Mir der Ginsier eine gelben Blüten
l nen schwentte, und um die »An
alt« bog, kam man an den Pfu?l«
« lassen-tsan Sand-hängen tesl
ebet und war so klein, wie eben
nur ein kleiner Pfuhl sein lann...
U r Beetus Henndrich nannte ihn
Sees und war strahlend über-.
glücklich, wenn er .Seebiider« nehmen
urste. Johannes, der zehnjährige
)Bruder, verschmähte das sefr ost stolz
»und naseriicnpsendz den lle nen sechs
Tjiibrigen Bertus aber störte das nicht.
sWilli Miit aber, der doch auch schon
lzebn Jahre alt war, badete mit Won
Hne mit. Papa henndrich saß zuweilen
;aus dein sandisen Userabhang und
Ischaute vergnü t den Jungen zu; er
swar Jnspelto an der Anstalt. Willi
sWitt war der Sohn eines Kollegen,
sder schon lan e irn Felde stand. Jn
iniitten des Pfubls ging dem Bertus
Jdas Wasser gerade bis ani Kinn·
! ,Du, Wappen seht spiel’ ich Unter
sseeäooM Und wupp —- da war er
suniergetauchh um einen Augenblick
Hspiiter wieder seinen Kopf wie einen
kleinen Mirbii über das Wa er zu
irecken und iiber das ganze Geicht zu
stachen. Ein seltsames Gesicht, wie ein
Komiker, der zugleich Philosoph ist«
Willi Witt probierte »Ve tspriin
ge« vorn User aus ins Wa er hin
ein, wobei ganze Wellen gelben San
des in den Psuhl rollten.
Jrn Pfuhl aber begetierten zwei
Karpfen. Die hatte Jnspeltor Henn
dtich einge est, die Iouten seine Weih
nachtstarp en werden.
»Bei-M Willit Kommt mal jehi
raus und se t euch neben mich, ihr
habt mir s on den ganzen Pfuhl
aufgewiihli, meine Karpfen iiinnen ja
niäte mehr schnappen!«
horsarn setzten die Jungens sich
neben ihn und s ienterten mit den
Beinen. Bertis eine ein bißchen
dünn... Bißchen diinn und schwäch
iich das ganze Kerlchen...
»O wenn ich doch wirklich Unter
seeboot wäre, du Pappe, tausend eng
lische Kriegsschisfe bohrte ich jeden
Ja in den Grund-« erklärte Verm-.
Inmitten schossen wie Kseile iiber
den suhl und berührten e Wasser
siii e, um im Fluåe einen Tropsen
Wa er zu nehmen. s war sonst kein
Wo er weit und breit.
Jehi kam auch eine Bachsteize her
st. ein richtiger Wippster , weiße
rast mit s war ern Regt
Und bis zum ehl en sielzte e ins
Wasser hinein, sing ihre Insekten und
wippte und nippte, reizend sah das
mis.
»Du, Beric, guck, da ist eine Bach
sieize,« beiehrte nspeitor Denndrich
s- »Motaeill« al — du sannst dir
Mich den iateinischen Rennen mer
. L
»Bei-da —- nein —- das kann ich
nichit«
,m,,heeiit —- Ranusi —- Motacillq
at s« —
- »M· —- nio —- rna —- illa snibai«
Willi Miit quieite der Lachen und
s lag sich ein Bein um den halt
we ein Schlangenmens t
s Berti sog den Man von einem
Ohr bis sum andern. halb Lachen,
lhs I Verlegenheit.
WH
.,Du, Puppe-, heut kann ich dass
nicht sagen, heut wie-lich qichi....l
aba ich lern das schon noch, — Pap
pa?!« — Und Bertuc überschlug sich
topsiiber — ein tadelloser Purzel
baum —- und putzelbäutnte so satt,
dalsiz er wie eine Kugel ins Wasser
ro te... -
»Bertl muß wirllich damalsan
werden« sagte Frau Renndrtch von
der Anstattsecke her; e karn, zurn
Abendbtot zu bitten. »
Bertus patschte im Wasser herum
und erklärte: «Jeßt bin ich auch Bach
stelz!" Und sehr possierlich ahrnte er
das Wippen nach...
Seit der Zeit hieß der Berti auch
noch Bachstekz . . .
»Na. Bachstelz, kannst du schon
Motaetlla allda sagen?« fragte der
Vater ost launig.
Bertuc traute sich hinterm Ohr,
machte sein altklugsphilosvphischstw
misches Gefecht und versicherte:
»Was-pa, heut —- heut noch nicht!«
Inzwischen aber war Bertlö Aus
mertsamkett durch Ietwas ganz Be
sonderes in Anspruch genommen:
durch sranzösische Gefangene! Die
waren in einem der Anstaltshäuier
unter-gebracht und fuhren aus einem
Leitetwagen jeden Tag am v»denn
drichschen Hause vorbei, um weit
draußen tm Feld mit Ackerbau be
schäftigt zu werden· Zwei deutsche
Mannschasten zue Bedeckung natür
lich mit. Bertus kannte nun schon
anz genau die Zeit, um die die
Franzosen vorbeikamen, und stand
am Zauntaex im heim und umge
schnallt,·Dtnge,» die iM»daZ»Fhrists
llllll gevcullyl yuuh Janus Wut ur
treuester Kamerad neben ihm. Jo
hannes, der Zehnjährige, emanzipierte
sich auch davon, tat noch naseriirnpk
sender und etepetettger als sonst und
verkehrte fast nur noch mit Direktors
Lotteline. Lotteline war schon drei
zehn·iihrig, ein sauerampserliche3,
diin elhiisies, bleichsiichtiges Geschiikß
dem die Grämlich eit seht schon m
Gesicht geschrieben stand. Willi Witt
und Berti-Z Henndrich konnten die
Lotteline in den Tod nicht leiden.
Nein, da standen sie lieber am Zaun
vtor und sahen sieh die Franzosen amj
Das waren also wirkliche Franzosen!
Wirklich im Krieg gefangen!
Bertus hatte kein Lächeln mehr im
Gesicht, und nichts Komisches mehr;
er Ivar jeht ganz Philosoph. Ernst
hast schaute er sich die Feinde an;
wenn er aber die deutschen Begleit
rnannschasten ansah, machte er ihnen
Honneun Die Deutschen salutierten
prornpt und die Franzosen lächelten·
Einer war darunter, der hatte ein
seltsam bleiche5, sbartlos junges Gess
sicht und Augen, so übergroß ioie
ganz große, schwarze, glühende Koh
len. Bertus saßte ihn immer ganz
besonders-. ins Auge, und einmal
konnte ers nicht anders, er mußte ihm»
zunictem Da nickte auch der junges
Franzose und wurde glührot im Ge-I
frcht... Und wieder einmal, da ver-!
trat der Bertug dem Wagen einsach’
den Weg. !
»Halt mal —- halt doch mal an
rief er dem deutschen Wagenlenter zn.!
Er hatte in der Eßstube voni Regalj
Vaters eben angesangene Zigarren-«
tiste genommen. s
»Willi —- nu hilf doch mal, rasch «s
Und Willi Witi half... Die Deut-l
schen bekamen jeder drei igarren, die
Franzosen ijeder eine. arum der
Berius das tat, war ihm selbst wohl
nicht klar. Sie taten ihm eben doch
leid, die Gefangenen. Und nun freu
ten Euch sich so... Und der junge
Blei e, mit den schwarzen Kohlen
faugen, bog sich herab, legte ihm die
sebr länglich schmale Hand aufs
haupt und sagte: »Man ange —
Igardieni«
J Berti wußte nicht, was das hieß,
aber es stimmte ihn bis zum Herz
klopfen ernäh»
Dann fu r der Wagen weiter...
Der Vater wollte schimpfen, als
die Tat ruchbar wurde. Frau Ded
tvige Denndrich aber sagte in ihrer
ftillieben, versonnenen Art: »Laß
mal, Viktor, mitleidigesskinderherzen
soll man nicht beitren. Vielleicht tut
um Bettls willen irgendwer auch ei
nem deutschen Gefangenen in Frank
rei wohl...« -
is Frau hedlvige anderen Tags
na ittagö in der Jasminhecke den
Ka seelisch beste, sah sie sich verge
bens nach Berti um. Jhr Ruf blieb
ohne Antwort« Besorgt suchten
ihre Blicke den himmel Nach langer,
langer Diirre stani endnch ein Ge
witxer am himmel, schwer und dro-;
hen .
»Wer weis-, wo der Bachstei wie-s
der rumtvippt,« meinte Papa iitor.l
Die S walben streiften fast am Erd-s
bade in. Ueber den schwarzblauem
Gen- terhimmel raste seft wie eins
Luftschiff eine schmase, chwefeigeibe!
Wolkem Jm Augenblick wae’5, als
hielte die Natur den-Mem an in be-»
tiemmendee Stille. Frau Dedw e
raffte besonnen und schnell sdas sta -»
sseegeschier zusammen und enteiite ins.
Haut-. Kaum war sie drinnen, fette
es ein, —- erft ein Surren —- ein
huiariiges· Fauchen, dann biiarii der
Sturm, der sich zu wildesiem W rbels
sturm steigerte. Dabei Bitt auf ANY
Donner auf Donner. Endlich stütze
der Regen hernieder-, ein Wollens-ruch
All ihre Schleusen öffnete die Natur-.
Bin-war nur Berti? Ach — weit,
weit im Feld. Er hatte ch mit Willi
Witt beredet, das Dör chen Linden
berg zu stiirmen. Jn Lindenberg hat
ten sie ja auch einen Genossen, vom
Brotmann, der iiber die Dörfer fuhr,
den Sohn. Dei — den wollten sie
schrecken, wenn sie mit hnrra ins
Dorf itiirrnten». da brach der Ne
gen los . . . Beetuz machte ein pfiffig
verlegenej Gest t: »Ja, nu müssen
wir weiter, im rieg werden sie auch
naß-« —- Das Naßwerden fcherte den
Bertus nicht, er ließ sich sogar leiden
schaftlich gerne durchregnem aber die
Sturmböenl Da war eine Eichen
allee... Hinter einer alten Riesen
eiche suchten die Knaben vor dem
Sturme Schus. Blitz auf Blitz — als
stünden Erd und Himmel in laben
detn Brande . . .
»Du, Bettl, guck — da läuft einer
quer übers Feld,« sagte Willi Witt,
,,je —- ein Franzose!«
Ein Franzose? Bertls Haupt zuckt
hinter dem Eichenstamm hervor.
Wirklich —- das war ein Franzose.
Der war wohl ausgerissen! Bertl be
griff das sofort, und wie der Fran
zofe die Straße queren wollte« schoß
Berti wie ein Pfeil mit förmlichem
Jndianergeheui hervor und versiellie
dem Franzosen den«Wea. Der junge
bleiche, bartlos junge Franzose war’s
mit den großen, dunkeln Augen.
»haltl Du daifsi nicht ausreißenl
Du must mit zurückl« Bertus rief es
und packte den Feind am Rock. Der
junge Franzose war zuerst zurückge
prallt, nun stand er starr... des
riihrendliebe Junge, der ihm die Zi
garre geschenkt... Und im tot-end
sten Unwetter weit von Zuhause ent
fernt... Und »vor den Eichen sollst
du weichen« heißt eine alte Gewitter-.
regel... Langsam — ganz langsam
—- dod der Franzose die hand und
strich über MS nasses, triefendes
Haar. »Mon ange —- ardien,« flü
sterte er leise . . . Die B ·tze fielen wie
Feuergarbem Eine Eiche sant schon
zersplittert zusammen. Da raffte der
bleiche Mensch sich auf. «Kornmt!«
sagte er auf französisch und ergriff
»die Jungen bei den händem Da wo
ein Graben durch die Wiesen lief,
unter einem Weidenwurzelstock suchte
er mit ihnen Deckung. Dann —- als
das Unwetter vertobte, ging er mit
den ungen den Weg zurück . . . Papa
Bi or stand vor der Tür und sah sie
tommen... Er hatte schon erfahren,
daß ein Gefangener entwichen war«
Und nun siihrte ihn der Bertl zurück,
mit beiden kleinen Händen des Fein
des Hand umtlammernd. Glühend
hitzige, hochrote Wangen hatte er.
Erschrocken legte ihn Frau Hedwige
ins Bett. Papa Viktor brachte den
Frau osen ins Lager, wo er betonte,
daß ieser seinem Bertus und dem
Willi Witt das Leben gerettet habe.
weshalb dem Flüchtling jede Strafe
erspart bleiben möge·« Dann ha
ftete er zum Arzt» .
Der kleine, dürftige Körper aber,
der in Eifer und Begeisterung sich
stets übernommen hatte, vermochte
das Fieber nicht zu überwinden . «
Andern Tages, als die Sonne
sank, tam die Krisis». Aber einmal
noch rafte Bertus sich hoch.
»Du, Pappa, jedt kann ichs sagen,
heute ja.«
»Was denn ,mein lieb Bachstelzeli«
»Das —- das schlimme Wort. Mo
—- motacilla albal«
Als habe er seine lehte große
Pflicht erfüllt, so legte der Bertl sich
um und lstarb mit leisem Gefliister
und heim ichem Lächeln, ein kleiner
deutscher Held! « -
—«---..—
—- ifiückssichtsvoll »Du willst
meine beste Freundin sein und hast
mir Deine Verlobung unterm Christ
baum nicht einmal mitgeteilt?«
»Ach Gott, ich wollte Dir nur die
«Weihnachtöfreude nicht verderben«.
— Abgeptallt. Gast (unzu
frieden mit der Bedienung): »Was
ist denn das hier fiir eine Wirt
ich0fl!«
Kellnen »Der »Meine hecht«, Herr;
Inhaber Karl Bader«.
, —- Schwere Arbeit. Arzt
Cam Krankenbeite des Mehenbauertn
der bereits auf dem Wege der Besse
rung war, aber wieder tlttifäll’ tout-·
dey »Ich iann mir den lickfall
nicht anders ertliiren, liebe Kleteni
bäuerin, als dcåß sich ihr Mann zu
früh bei einer rbeit überangestrengt
hat!« - .
Kleyenbiiuerim »Mag schon sein,
herr Dotier! Gestern vormittag hat
er zwar bloß die Wian abg’mäht;
aber nachmittags hat er einen Brief
g’schrieb’nl« » ,
,