Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 13, 1916, Sonntagsblatt, Image 9

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    - Sonntag-blast de- -
Staats Anzetger und errold
Grn udJslau Nymb Don netsttss
sei-um« eines Final
dein-traten.
Der sozialdemokratische Schrift
steller Anton Fendrtch aus Frei
durg t. se. hat über seine Reisen
an verschiedene Fronten mehrere
Schrtsten herausgegeben Wie er in
eiuek dieser Schickt-u schildern hqil
er in Icandern nicht nur den Reichs
tanzser. sondern auch den Kaiser
seldst gesprochen. Die Frage, was er
nett dem Kanzler geredet, deantwortete ·
er einein bereits icn W. d'- A. verös-l
sentlichten Berichte nach dahin:
»Ueder ntchts anderes als über diej
Möglichkeiten wie noch dein Kriege«
dei alter Anerkennung der Notwendig
keit und Selbständigrett der Partei-its
des Bettes Kräfte doch so gefaßt wer- »
den tönnen, daß aus der immer grösj
seen Entfernung des zersetzenden
Mißtrauens dte wachsende Nähe schaf- s
sendet und ausdeuender Achtung wird.
Ueder das, was von oben her in Ge
setzgebung und handhadung des Ge
seses geschehen muß, um das Ver
trauen in die Regierung herzustellen.
aber auch über den Wahnsinn, der
darin besteht, wenn die Besahung ei
nes gestrandeten Schifsee, aus eine
einsame Jntel verschlagen, unter sich
in Streit und Zwiespalt und Zwie
tracht gerät«.
Und aiij seinem ljingern Empfang
beim Kaiser zog er zwei Schtiissu
»Der stärtne Eindruck, den tch vorn
Kaiser erhielt, war der der völligen
Aufrechttgteit seines Friedenswillend
bis-Juni letzten Magens-liest
UND Wcllccs
»Von sozialen Dingen tvoe die
Rede gar nicht. Ader ich hol-e die
feste Zuversicht, daß der Kaifee mit
seinem lebhaft fuchenden Verstand
ndch deneFeiedensychluß und nach
du iidemältigenden Einheit des Vol
«kes in der Verteidigung des Vater
londee noch einmal oie Gelegenheit
ergreifen wied, der Einigungotoiier
eines sozialen Staates mit all dem
Petiönllchteitieeichtum zu wetdem
dessen allein Deutschland, das -Land
der Seelenliebe und· das Reich der
Wtäw W WM Ewle
Zweifele gehört Anton Iendkich
iu Ienen fiiddeutfchen Sozialdemolms
ten, die, mehr m bürgerlichen An
fcheuungen wurzetnd, mit Gedanken
und Methoden eaditalek Elemente in
der deutschen Sozialdemokratie nicht
übereinstimmen In diesen Tagen
hatte man ini Industriegebiet Gele
genheit, den Freiouegee Sozialdemo
tmten zu hören, in zwei Vorträgen,
die er in Duisdutg und in Mitlheiin
nzi der Ruhr hielt. Er folgte ln
den beiden stiloten»einee Einladung
DII Ulllck Ucm Yoksls Uck UVCIUUP
gernleitter itedenden Ausjchüsie diiri
gertinser zireiie, die ieit tirtegsbegenn
in öffentlichen Vortragen Redner aus
allen Parteirichiungen zum Wort
tomlnen lassen. während Fendrich
in Mitlheim uber Metegserlebntsse
und Mktegserietintniste« sprach« halte
er sür den Vortrag tin Duioburger
Stadttlseater »Deutschlandn Julunft
dont sozialdemotratischen Standpunkt
aus« zu seine-n Gegenstand ge
macht. Vorersi gab er in Dniöburg
die Erilifrung ab, daß et in vielen
Punkten von den Anschauungen sei
ner Partei abweiche, besondern in der
Stellung zu religiösen Fragen; man
könne Ihn nicht einen vollen und
ganzen Sozialdemokraten nennen.«
Das sage er nicht gegen andere« er
hoiie oder. daß den Weg, den er gelie,
noch manche feiner Parteigenonen,«
und nicht die schlechteilem gingen, und !
daß dieser Weg in Zutunft noch voni
vielen gegangen werde. An die Spihe ;
seiner Gedanken stellte Fendrich drei
Rotwendigteit, umzulernen und die»
Folgerungen ans den Geschehnissen
unserer Zeit zu ziehen:
«Wag für ein politisches und so
ialen Leben hatten tvir denn in
eutschland bis zum Ausdrucks desl
Kriege-? Doch kein Leben der sruchtii
baten, ichspserifchen must, sondern’
neun nett-iß sich ineinander, und jeder
segte seine ganze Mast darein. zu
beweisen, daß er tlliger sei als andere.
"-Tieie Kliifte schieden das solt in
Parteien, und selbst Männer non gu
ter Erziehung hielten einen andern
r minderwertig weil er ein Sozial
rnolrat oder ein Konservativer war,
oder weil ee zur Zentrumspartet ge
hörte. Das war eine Benennung
die wir i erst sehen, fett file das
tlled die it vorbei ist« Aber das
sammen den und das Waden-er
des Liedes «J hatt« einen Ka
isewdcy einen ve ern sind«st du
Mc das alles wäre nicht len,
W niQt hinter dein Kund etwas
anderes gestanden hier-» der Kampf
« die deutsche Seel-. Wir sind in
, Initnaqein in einer merkt-lie
dices seit, tvli « es heißt »Ist-rate
mik- -Tauet. Istme M Seuch
ten«, der ausstehen soll, damit Never
in dein-andern den IMO still-at enen
Menschen ertennt. Die tm Schuhen
graden haben es gespürt, daß wir zu
tanniensehören Sollte, was da
draußen geschehen ist, nicht auch ftir
uns möglich sein? Ich din nichts we
niger als ein Dumanitiitsduseler.
Nicht jeder soll dem andern um den
Hals fallen, bei allem gleichen her
kommen find wir verschieden, aber wir
mitssen den innern Menschen erken
nen nnd achten lernen. Oft wird das
herzlich s wer a , s. B. mir von
meinen artei eno en. Ader das
weise ich, wenn ich wegen meiner Stel
lung zum Kriege angegriffen werde,
dann ist es nichts als ehrlicher Wille
und Absicht, die Zulunft der deutschen
Arbeiterschaft nicht gefährden zu las
sen. Da niuß noch unendlich viel ge
schehendisFrieden in Deutschland ist.«
Bei der Behandlung der Frage, wie
die Zutunft Deutschlands vorn sozial
demokratischen Standpunkt zu gestal
ten sei, stellte Friedrich eine Reihe For
derungen« auf, die dem Leser der so
zialdemokratischen Presse nicht neu
sind, die aber auch zum Teil in der
bürgerlichen Presse und in den Volls
dertretungen Förderung gefunden
hol-en. Der Vortragende wußte diese
Forderung in eindrucksvollen Darle
gungen zu begründen. Jm wefentli
chen sagte er:
»Aus den gegenwärtigen Ereignis
sen müssen wir das allettieffte her
auifchöpfen, nnd das ist eine fehri
schwere Sache. Das allererste, keins
praktifche ift daß alle nichtsozialdemo- »
tratischen Klassen ein für allemal un
ferer Partei nicht mehr den Schmerz
antun, uns fiir vaterlandsloö zu hal
ten. Das zweite ift. was in einem
vorn Reichstanzler herrührenden Arti
kel ver Ratt-deutschen Allgemeinen
Zeitung gesagt wurde: »Wenn der
Krieg zu Ende ift dem freien Volke
das freie Werks Frei sein heißt nicht,
lziigelloti sein und teine Schranien
»unm, frei fein heißt nur« dem ge
fanden Drang des innern die-Dissens
Ausdruck geben dürfen. Das haben
xdie Dunderttausende im Westen und
’Often, die sorgen dass die Ironten
Ishicht find und das wir hier in aller
sRuhe hören und reden könne-, niii ih- »
»rein Blut verdient, baß sie nachher
frei reden dürfen. Wer liebt, darf
reden. Wer das Vaterland fo sehr
liebt wie nnfere Leute, nicht zum
wenigsten unsere Arineetorps gewert
fchaftlich organisierter Arbeiter« die an
der Aisne und in der Champagne die
Iront gehalten haben, der muß frei
reden dürfen. Das wichtigste aber
.bleibi. dass wir alle wieder einen gro
ßen Glauben an das Aufwärts und
Borwörte der Menschheit bekommen,
und daß Deutfchlanv darin allen an
dern Böltern vorangehen foll Wir»
miiffen alle scheiden in solche, die;
glauben, und solche die nicht glauben. s
U- gror Ia Iesr III-un so mete, otez
sagen: Ach, hören Sie auf, es kommt s
nachher doch alles so, wie es vorheri
gewesen ist. Und diese Menschen tön
nen so viele Fälle anführen, ioo sie
recht gehabt haben, aber sie sind nicht
Schutd daran, ioenn es trotz ihnen in
der Welt und in der Menschheit int:
mer vorwärts und aufwärts geht.
Sie sind diejenigen, dir in dem ganzen
Weltgeschehen nur eine Haltestation
sehen. Das sind die, bon- denen es
heißt: Wenn ihr doch talt wäret oder
warm; da ihr aber lau seid, werde
ich euch ausspeien aus meinem Mun
de. Das ist eine derbe altbiblische
Sprache, aber man weiß, was damit
gemeint ist. Wir brauchen Menschen,
die wissen, daß die neuen Register auf
der Orgel des deutschen Volkes gezo
gen werden, die mitniachen, mitftiir
men und mitsingen wollen. Der
Sinn der Welt liegt doch darin, daß
wir eine Aufgabe und einen Beruf
erfüllen. Und dieser Krieg ist der
größte Wahnruf an den Beruf, den
Deutschland jegt zu erfiillen hat« die
fes Deutschlan , das in seine Schick
salsstunde hineingestofzen wurde, um
über seinen Beruf ilar zu- werden,
gerade wie ein Mensch in seine Schick
salsftunde hineingestoszen wird, damit
er miirbe wird und begreift. Wer
das nicht begreift, ist ein armer
Mann. Es ist ein Fehler fiir ein
Polt, wenn es sich fiir auserwählt
hätt. Ich brauche das Volk nicht zu
nennen, das an diesem Glauben e
radezu zugrundegegangen ist. St
ein Volt auserwählt ist oder nicht,
das steht auf einer eganz andern Seite.
Aber ob ein Bot berufen ist, das
tann man wissen. Gewis. alte waren
einmal berufen, auch Frankreich. aber
dieses hat allem- Anschein nach feinen
Heruf oerseblt. Ob dieses Frantreich
feinen Ver-us erfiltlt bat, ais es die
Schwarzen, die Turios gegen uns
schickte, das Franckeeiak das fest de
sto-weh tote Deutsche seien alle eine
Oeseiischat von Jersinaiseu, das
krank , das 44 Jahre nach seiner
teiten Itiedeela nach auf derselben
Bevotterungsza l- sieb destndett
Frankreich ist ein siedetgelkndes
Land, das nur noch an seiner Mie
toxit Mitten-Ni- .M. ich W
——l
sage, to ist das kein Pharisäertnm.
Wer weiß, welche Sympalhlen wtr
Badener, wir Süddeutschen im be
sondern, immer noch silr Frankreich
hatten, Sympathien, die der Kaiser
teilte, der glaubte, daß er immer noch
mit den Franzosen , zurechttornmen
werde, erst der kann erfassen, wie ent
ieht wir waren, als wir den wirkli
chen Zustand von Frankreich, sein
Zersollen, erkannten
»Um unsere Jdeale zu erfüllen,
müssen wir Ausgaben auf sozialem
Gebiete gerecht werden. Wenn wir
nicht eine Wohnungiresorm allergröß
ten Stils bekommen, dann wird die
Gefahr der Abnuhme der Bevölkerung
bedrohlicher werden. Es gibt· Leute,
die sagen, das sei jth der erste mini
sche Krieg. J kann ihnen nicht un
recht geben. eh glaube nicht. daß
unsere Gegner, wenn wir sie niederge
rungen hoben, Ruhe geben werden.
Wir werden wach und start sein müs
sen. Dazu brauchen wir neue, gesun
de Menschen mit-roten Wangen, die
lämpsen tönnen, wenn es daraus an
lommt. Schon von diesem rein na
tionalen Standpunkt aus ist es not
wendig, daß wir in Deutschland eine
Wohnungsresorm allergrößten Stils
durchführen. Noch ein anderes ist
notwendig. Nachdem die Gleichheit
und der gleiche Wert des Blutes zwi
Schilßengraben erwiesen worden ist,
muß das gleiche Recht und die gleiche
und- direlte Wahl für alle Staats
bürger kommen. Das sind ztoei Din
ge. um die wir nicht herumlommen.
Wenn man sich dagegen sträuben soll
te, werden Sie mich auf dem äußer
sten linken Flügel der Sozialdemokra
tie sehen. Wenn man sich dagegen
sträuben sollte, dann gibt es nur ein
großes Wehe liber unser Vaterland,
das so wenig verstanden hätte, seinen
Söhnen für das u danten, tout sie
eleistet haben. zch durfte an den
Fronten in Flandern, in Rußland
und im Clsasz sein. Da war das
größte Erlebnis, taie unsere Leute das
Ungeheuer, von dem wir keine Ahnung
haben ertragen. Mit welchem Opsers
Laut mit welcher ingabe, Zähig teit
und Unerschtitter chleitk Natürlich
lontmt es vor, daß der eine oder der
andere einmal den Kon hängen läßt«
aber wenn der Befehl zum Sturm
kommt, dann ist es ein solches Auf
flammen, daß wir alle stolz fein dür
sen über das Volk in Waffen, das
uns da draußen verteidigt. Der alte
Friß hat das Wort geprägt. Gott
tei immer mit den größern Bataillo
IOGU Dosen Und Mchckll Okauscll m
l
llcls. U II Ulcl fll Anleile uschc
dies ser stelllrieg zu nichte gemacht hat,
gehört auch dieses Wort; denn die
Russen und andere hatten viel mehr
Trupp-en. Gott ist mit denen, deren
Seelenleden unter den Völkern am
meisten eniporgebliilzt ist« und das
ist das deutsche Voll und das deutsche
herr, und deswegen tonnten wir in
den Kämpsen in der Champagne durch
mehrtägiges Troninielseuer nicht zer
nitirdt werden« weil die deutsche
Seele nicht zermiirbt werden kann.
Das einzige, woran der Mensch al
leiti sich halten kann, ist eine lebendige
Seele, und alle Jdenlisinen und son
stige Jsmen stürzen zusammen, wenn
der Mensch nicht diesen lebendigen
Proinetheue in sich hat. Um dieses
Feuer miissen wir ringen. Dieses—in:
neie Feuer ist dae verbindende zwi
schen den Menschen, das das Große
erkennen und durch die Welt gehen
läßt, ungeachtet der Klassen und Ras
sen. Wenn man dieses Feuer de
siyt, wird alles einfach, werden alle
sozialen Fragen Selbstverstiiiidlichteit,
gegen die man sich nicht sträubt. Wenn
dieses Feuer die deutsche Arbeiterschaft
ergrissen hat, dann wird sie nicht
mehr mit den Fedlern der Marxisti
schen Lehren sich über die Mängel der
Welt trösten müssen, dann wird sie
vom Papier zum Leben durchgedrun
gen sein, zum Leben, das allein des
Lebend wert ist. nicht zum Vegetieren,
zum Leben aus jenem Feuer heraus,
gewalt dessen wir jetzt die Ironten
lzalten«.
Mit einer ernsten Mahnung schloß
der Vortragende. Wir seien, so
meinte er, besser, als wir wüßten, aber
um es zu messen, rniiszte es uns er
heblich schlechter gehen, als wir es
wünschten. Wenn es vorbei sei, dann
würden wieder menschliche Eigenschas
ten in die Erscheinung treten. Man
werde sagen: Ach sa. das war ein
herrlicher Kriegt Dann werde man
tbieder Kriegervereine geiinden und
eistert von sich und seinen Ta
ten se n. Demgegenüber seite der
Vortragende die mahnenden Worte:
Wir nilissen innerlich heller werden
und zuin ersten Male der Welt das
Schauspiel neben, daß ein Volk wie
das deutsche das Lärz der Welt wird.
Lassen wir nicht s Alltitgltche, das
Illlzumenschliche liber uns ergehen.
Wir miissen festhalten an dein Bergs,
den wir einmal erkannt haben. und
dieser Beru ist nicht der, tliiger zu
setnals an e Bitt-er, nicht-energi
HIF , , » -« F
Er zu sein als andere Völker, son
defn aufrichtiger zu sein als andere
BMee Den Ausriehtigen läßt S der
Oft gelingen!
Fee seid-use Felsensee-.
;Vnn ge Schrönghamet Hei-away
Leutnant der Landmeht
Im Kitchdoese hält das Post
a o, das von der drei Stunden
ensetnten Bahnstation kommt. Rat
teend steht es, ein Ruck, aus dem
gennitgepslasteeten Blase vor dem
«Casthos zur Post«. Die Hühner
slottekn guckernd zur Seite, ein paar
Reugierige stehen herum. Ueber das
Tiittbtett stopft eben der einzige
Jahrgasn »Jess’, ein Feldgtaaee,
mit Gewehr und Totnistee!« tust
die Mär-matten
.Jn. bös is in det Michi, der
anier2« schreit die Posthnltetiw
Mit tieses" Atemzuge steht dek«
Feldgroue zwischen Wagen und Leu
ten. Seit einem Jahre der erste
Schluck Heimatlust Wie seltsam
pas ist, wie wohl das tut! Und die
betannten Gesichter, die Posthalte
tin, die Btänmuttet, die Kindet...
»Jetzt geh nur glei eini in v’
Gnststubn, hast gwisz Hunger unb«
III-II Iass III OIUUIIIUIIIL aus
chiebi Michi vor sich her über die
ieinteeppen zum Posthause.
»Ja-« wehtt sich Michi, «i’ Mk
in bloß mehr drei Pfennina im
Sack« vn kann i’ heut nimmer ein
sehen Laßt’s mi« heim zu meine
ListP
Dös wiss noch bös Schönei,«
fast die Posthalietin.» A Feldgmw
er braucht kna Geld bei uns. Eini
gespr sag i, und ißt und tiinist
zekst, elf daß d’ himmqu zu Dei
ne Leut’. Wissen fies schon, daß
d«s-kiimmsi?«
«Na,« sagt der Michi, «i’ kimin
z unverhofft Gestein mittag
m Appell sagt der Hauptmann:
»Und-L Du ktiagst acht Tags Ut
lanb. Alle, die seit Anfang im Fefb
son, kriegn acht Tag. San und
se bloß mehr drei von der ganzen
sisinnanie. Mir-—- Iesiekn auf v'
Nacht no im Schii engtnbn im At
gonnerivnld — un bei-P auf d’
Nacht dnhooni im Böhinetwnld, bös
kinnni von gspnßi für! J kanns
no’ gar net glaub’n.«
Aber der Michl muß es wohl
glauben, daß er daheim ist. Jm
anizimniet sitzen sie schon nlle um
ihn herum; nn den «Herrentisch«l)at
et sich setzen müssen zum Herrn
Funkpr Und til-v Vsbfsk THI- infib
gar nicht, wie ihm geschieht. Jeder
schiebt ihm seinen Mnsztrng zu, und
von jedem soll er zuerst trinken. Die
Bräumutter bringt ein mordstrumm
Käse: »Da iß, was d magst, Michl,
und d« Posthalterin macht derweil a
Schöberlsupp’n und a Brail,bamit’s
d’ ebe Wams einitriegft in Mag’n.
Aus dem Schüßengraden limmt er!«
Jm Davongehen fährt sich die
Bräumutter mit dem Schürzenzipfel
über die Augen« Der Herr Pfar
rer schiebt dem Michl eine Hand
voll Ziaarren zu, der Herr Lehrer
läßt eine SchachtelZignretten brin
gen« Und die Bauern haben ihre
Tabaigläser in der hand, wenn et
wa der Michl schnupien möchte.
Der Posthalter bringt eine Maß
um die andere, und so vergeht die
Zeit, man weiß nicht wie. »Jetzt
muasz i« aber hoam,« sagt der Michl,
»meine Leut werden an schon schla-.
fen. Und mei’ Schuidigteit...«
»Mir Schuldigteit,« sagt die
Bräumutter, »wir san ma« entschul
dig. Wenn man denkt, wag 's al
les aussteh’n müßt’s, öd tapfere
seiden, tnnn mnn’s ja gar net der
zohi’n!«
Alle nicken, und der Bat-er sagt
«Michl, daß D’ fein am Sonntag
zum Riisieren kimmst! Und photo
graphiert wirst auch, nobel,als Feld
grauer. Koikt Di’ nix!«
»Und zu mir timmst an, gehtaus
a Trumm G’ielcht's net z'samm’!—
»Und zu mir aa, i’ hab aa no’ a
Fleisch!'«
»Er-at Nacht beinand'!« sagt der
Michl und geht. —- »Guate Nacht,
Michi, unZ timm sitsein g’w.iß!«
»Wenn i’ an Feldgrau’n «siehg’ 2
mir grad« allemal, als wenn a hei
liger um d’ Weg waar,« meint der
alte.Martinibauer, wie der Michl
draußen is.
»Was-r is’s,« nicken alle.
Derweilen sta ft der Michl in der
Sternennachi einem Deimatdörfli
u. Ost einmal bleibt er stehen nnd
schaut um sich. Zwei Jahre ist ee
nicht mehr dagewesen. Voriges
Jahr-, wie er Ernteurianb bekommen
hätte, hat er in den Krieg sortmtisi
ten, und daß er vorn Krieg noch ein
mal heimliime, das hat er nimmer
zu hassen gewagt. Und fest ist er
Hoch .
Und atwie hol-en sie ihn empfangen«
der Pfarrer-, der Lehrer. die Bräu-l
mutter nnd vie PosthaiterinZ Alle»
alle! Und daneben denkt er an die
Todesiingste und Strapazen, die sie·
draußen ausstehen mußten. Manch
mal hat der Mut schon anslnssen
wollen, weil gar kein Ende gekom
men ist. Aber jeht, in ·’det Heemai,
weiß er, warum sie es getan. Diet
guten Leute! Wie sie ihn ehren!
Das hätte er sich nie träumen las
sen.
Jeht geht er über die Steinbtiickes
über den Röhrenbach Da ist die!
Wiese, wo er vor zwei Jahren noch
Grummet gemäht hat, ehe er zu
den Pionieten eingeriickt ist nach Jn
gdlstndt. Und da ist der Heidocker.
heuet stehen Kartoffeln daraus; vor
zwei Jahren war es Sommers-Im
Da ist der Mittelncker und drüben
das Bresittrumm; es sindschon Korn
böckl aufgestellt.
Und nirgends ein Gratian-Ich
nirgends Kanonendröhnen. Nur eine!
Wnchtel hört et vom Doppelbrnnnl
herauf, und ein Sternschneuzer gehti
über den Hubichtstein nieder. Jn!
der Linde vor der Kapelle am Dorf-(
eingnng ist ein Sänseln. Einens
Maibnum haben sie auch, hoch ragt
er mit bunten Bändern und welken
Kränzen über die Dächet im Ster
nenuazr. »
Mit feinen Augen, die ans Spä
hen im Dunkeln gewöhnt sind, sieht
der Michel Vertrauies und Reueö.
Jetzt noch fünfzig Schritte, dann
steht et vor dem viiterlichen Hoftor.
Den Brunnen hört er schon plät
schern, in den Ställen ab und zu
einen Muhlaut und Sturm-few Jm
hause ist es aber ganz still; seine
Leute schlafen alle
Behutsarn schiebt er den Riegel
zurück, das hoftor knarrt; dann
sieht er vor der Haustüre Jetzt
schlägt ihm das herz an den hals.
Was werden sie sagen?
Nun klopfte er.
»Wer ist draußen?«
»Ich. der Michl!«
Eine Weile ist es still im haus,
dann hört er noch einmal
«Was siir ein Michl?«
»Der Pi ierts Urlaub heil-« i«!«
Jetzt hör er wieder die Mutter:
»Vater, Dirndl, steht’s aqu Der
Bua is da, der Michl!«
In der Stube wird Licht; die
Haustür geht. Die Mutter streckt
ihm beide Hände entgegen: »Ja,Bua
bist D« es wirllich? Grad hab’ i’
bet’t für ent« —- sie hat noch drei
Buben im Felde -—— »und da hör’
i« ? klopfen und denl mir, wird
ebbe doch net der Bun« sei'. txt
stickter Stimme fiigt sie noch bei:
»Ja, hab’n wir denn wirtli’ dös
große Glück, daß wir Di’ no’ amol
sehg’n dürf!n!«
Ein Dutzend Hände strecken sich
ihm entgegen, der Vater —- wie alt
ist er geworden! — die Dirndeln,
die jeßt alle Mannsarbeit auf dem
Hofe machen müssen, und daH
KnechtL ein Hüterbiibl mit sechzehn
Jährlein.
Lang ist es still; nur ein Schauen
durch ver-träumte, schlastrunlene An
gen. Die Mutter schüttelt eg.
Sagt der Vater: ,,Seßt Euch alle
niederk«
Sagt die Mutter: »F toch’ Dir
gleich ’was.«
Sagt der Bub’: ,,Brauchst mir nir
kochen, Mutterl. Auf der Post im
Kirchdorf hal)’n s’ mi’ glei' eini
zog’n, und überhaupt, wir hab'ntoa
Not net, Mutterl.«
« »O liebe Frau, gelt’s Gott tau
sendmal, daß wir Di' nomnl selfn
diirf’n!«
E I s
Den Tornister und das Gewehr-,
ben helin und die Rüstung hängt
der Michl an den Kleiderrahmen
hinten in der Ecke, wo früher immer
sein Schultanzen hing. Dann setzt
er sich an den Tisch ans einen Platz,
wo er vor dem Kriege immer ge-4
sessen. Inzwischen hat ihm die
Mutter doch ein Sitpplein gewärmtJ
das er trinken muß. l
Jetzt, im vollen Licht beoLampeH
sehen sie erst, wie verändert der Bub"
ausschaui. Die lecken, übermütigen
Augen sind ernst und tief geworden,
wie geistesabwesend suchen sie von
einein zum anderen, und alle den
ken: Der Bub’ ist ja ein ganz an
derer jetzt, das ist ein Mann gewor
den. Erst 21 Jahre zählt er, aber
die Augen haben das Wissen einer
Ewigteit.
Am linken Auge hat er ein rotes
Mal. Wo ee das herhabe?
»Ja, ich hab's Euch nicht schrei
ben mögen. Bei einem Sturmwi
riss hakt mi« amal erwischt, a
Landgranakn Da, am Daumen
act-» Js gar net der Red’ wen.
hätt’ ja weit schlimmer aussall’n
tönnen.«
Sie'schauen nur und schauen nur.
Das Hüterbiibh jetzt Knecht, sitzt
mit sperrangelweitem Mund da und
getraut sich. laum zu schnaufen. Die
Dirnde1n, die ein Jahr lang Lie
bes-gaben um Liebes-gaben schicken,
haben ein Mitleid mit dem Buben,
gar nicht zum sagen. Der Vater
auch, weil er der Jüngste-ist« der
Bub’, von allen und das allermeiste
hat durchmachen müssen als Pionier.
Und der Mutter rinnt eine Träne
um die andere über die gramvurch
furchten Wangen.
»Was is denn dösW fragt jth
der Vater, »Du hast ja da am hin
ieriopf keine Haar mehr; fast saust
grosz is der Fleck. Gelt, g’wiß vom
Helm?«
,,J" woaß I wirM nei,« sagt der
Bub', »in-»der dös iicnmt. Aber amal
— hübsch am Anfang des Krieges
? I scho g’wes’n, da san ma drei
Tag im Feuer g’1eg’n. Von vorn
und von der Seii’n hanc s« herg’
schaffen, es is a sürchterlich's Feuer
g’wes’n. Die meisten san da g’
sall’n, und i’ had’ aa nimmer
»g!aubi, daß i’ no· davoniimm. Um
mi« rum hat sich inaner mehr g'
rühti; a paar haben no’ g’wimmert.
Dös is dös ärgste, wenns mans
hört, und kannst ioan helfen. Wie
's endli’ gar war dös Feuer, da «
hab’ i’ an heim ab’ian und hab’
bet’i. Und da is a Büfchl Haar
im Heim g".legn Von an Schuß
is net, die Plattm die Haar san
t- « t- - .DV-..--.
I s» LIUI HYUIIZIII
Wieder ist es eine Weile maus
chenstill in der Stube. Da schnarrt
die Wanduhr ab und schlägt mit
zwölf Schlägen den folgenden Tag
an. Aber dessenungeachtet denlt
niemand an einen Schlaf.
Das Knechtl brennt förmlich vor
Neugier, auch Heldentaten vorn Michl
zu hören. Er möchte zu gern wis
«sen, wieviele Franzosen dieser er
schossen hat; daß nämlich die Pio
niere im Argonnertvald die aller
ltapsersten sind, ist ja schon wie ost
im »Waldboten« gestanden. Aber
der Michl erzählt nicht viel.
»JS denn im Winter auch recht
lalt g’toesen im Argonnerwald?"
fragt ein Dirndl.
»Kat« Freili! Amal hab’ i«
a Paar z’rissene Stiefel g’babt, tvo
d« Zehen nauzg’schaut hkrb’n. Da
hab’ i’ halt meine Füaß in zwoa
Sandsäck’ g’steckt. Js a ganga...«
Jeht rurnpelt es dem hüterbübl
wirllich herauf-U »Wieviel Franzosen
hast D’ denn crschoss’n?·«
Da muß der Michl wirklich la
chen. »Alle net«, sagt er, ,,a paar
half i’ Dir scho’ übrig glass’n!«
Jetzt lachen auch die anderen, und
es löst sich erst die Rede. Es kommt
auch das Knechil aus seine Rechnung
mit seiner Neugier. Die Stunden
vergehen, und aus einmal läuten sie
den Tag ein. Die Mutter betet vor:
»Der Engel des Herrn brachte Ma
ria die Botschaft-. « Und nach
dem Beten fragt der Bub: »Was
sgibtg denn heut für a Arbat?«
i ,,’s Sonnnerlorn wär zum Schnei
den im Ebenacker’.«
..-——
iiistc an Otto
iTa siiiiii dciiii tticiliniiiiqciit dient«
diiicti sie ich iiiii Lsoiliclie iii
kziilslcii ein-:
,,Liei1er Otto! lig Geliebterl
Heil dor·t Jahr brach mein Herz
entz vor Graun weil Du rilg Her
Soldat rausaeinußt fort Vaterland.
Nu dist Du nocy draußen, ach ts,
iver hätte das gedz mir schrieb mein
Bruder Fri 12r soll et in Rußliiiid
jeden, ntinni Dir in in 8! Jcl tchiclc
Dir heite Wiirscht, Zijarren und Her
Käse-. Csse ertt ordentlich ehe Du
in vie Schl8 mußt. Der Brief drä
ger von unser itte4 schenkte mir ciii
zFreibillet zii Jras ESUI Die letzte
JUe war besonders scheenr. 2sle nicht
an meine Ze, lieber Otto, der is inir
zu jung. Wie er mir neulich uni
iiissen wollte, sagte ich ioat erssten
Sie sich? man immer s8e! Jetzt
muß iir erst die Suppe durch7, ent
schuldige eene Minute — — Nec,
unser Studenmächen is zu denilich, die
l80 immer erns, wenn ick von Dir
rede Den Herrn sein Bruder, der
titsche Major is verwundet. Heit inusz
ick bei«n Ziihnarzt, 13e oder 14e
müssen raus, also 7 Stück, un wenn
ick erst die 9 inhiibe wer ick Dir noch
mal so gut jesallen· Jestern waren
unsere Fräuleins zum Ball, schern
sahn sie aud. schlank wie die 11en.
DI. lftelzeug ist einjeinottet, da habe
ist och miil mit Pulwer hontiert.
Fräulein Elln hat von ihren Bräut
sain eine Feldposttarte getrigt, dii
druss steht: du bist mein Jliiet! un
Otto is in1, dachte ick niir da. Fräu
lein Ella spielt eben Klav4 und singt
die WZ ani Rhein. Nu ins aber bald
Schluß da draußen und trmnie zu
l
k»Deine
8e Jusie.
Beinah hätte iet’g vergessen, imse
Jiiiigste, Fräulein Elstra hat sich je
stern mit ihren Aiisäng verlobt.
Jrl wünschte wir feiern erst den 1u
Ra vielleicht heil-en die Feinde bafd
een stehen und ergeden sich· - .