Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 23, 1915, Sonntagsblatt, Image 12

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    Gliick use-Segen
Kommt von TI. von Getsdstfi.
is« Heimwng .
Aus allen Siiinden waren sie,
vo- Gtaieu, Freiherrn. die das
Schloß ihrer Väter mit Geld wieder
heesieuen wollten, und iht alle Hoch
PCIM und Achtung dafür ver
pkc n, bis zu dem besseren Omb
Ivertee, de en Bildung weit über fei
nem Sinn war, der hoffte, daß sie
Um würde lieben können, denn et sei
sen höchst sympathischem Aeußeten
Erd feinem Wesen. Eine page Hoff
avkzg das irgend einer dieser Beiefe
est-si- Befesdeke5. Vetfiihkeeiiches
ihn-s Hetm Entsprechendes haben
wärt-. erfüllte sich absolut nicht. Sie
wurde immer tieialauiee nnd zag
ftet. bis endlich eine der allerlekien
Mitei- ssjr törichtes Herz höher Klop
fen ließ. Der recht grau gewordene
Himmel ihrer Ehe- und Liedezhoffs
wagen begann sich aufzuhellens
Ja —- oaa rannte der Jena-ins
ieint Dem konnte sie vertrauen; ver
eine Briesstih die Schrift so tlar
und sauber —- sast weibliche Buch
staben —- dns elegante Papier. —- Al
les ilapptr. Schade, daß er seinen
Namen nicht unterschrieb« sondern
sites Weitere der persönlichen Begatt
nttng überließ, utn die er für den
kommenden Sonntag bat.
Das war ja morgen schan! dachte
Märchen nusgeregt. Bei der zweiten
Lesung sah sie, daß noch aus der Jn
tienseite des Runerts getrihelt war:
«Stiidtifcher Beamter«, und eine
posttageenve Adresse, wenn fie ihsn
vielleicht einen anderen Vorschlag zu
machen hatte. —- Ganz angenehm war
ihr. daß er einen Freund mitbringen
Dache. So hatte tie nach das Recht,
einen Schuh vei sich zu haben. Von
den Schwestern würde natürlich keine
Mitten-US Aber wenn sie hörten
.Stiidtischer Beamter!« Oh —- der
Stets —- tvenn sie an dessen Arm an
larni Ein Schwindler. ein hoch
Intpier konnte ei dann schon nicht
ein! Sie dachte daran, die tleine
Schelm-n aus ihrem Geschäft mitzu
Iehtsety die hatte nicht so schwere ist-)
dense- bei so etwa-. Das wußte
Mart-. Aber ant Ende war es doch
nicht ganz klug, eine so sitt-s «
singe neben sich zu haben; wenn ie«
auch sagte, daß ein stiidtischer Be-;
anme, der ein Mädchen in reisen»
Jahren heiraten konnte, innen mehr;
jage-Mist sae. s
Rein. es tvar schon am besienJ
Denn sie allein sing. Denn so«
paßte nachper niemand, wie sie zit«
rtnn gekommen war. i
Und still schlich sich dein jgillen
Herzen der schönste Weinestraum von
Miit in die Tiefe, und leise und
zaghast bat es den Gott der Liebe
Inn seinen Segen, eine den iein Her
senkgliiet gedeihen kann, aus welchem
gewöhnlichen oder ungewöhnlichen
Wese es nach immer gewonnen
MI! .-7 s-· —
Der Sonntag wurde ein wichtiger
Ta- siir Mai-a- llem-hig, in schlecht
bezme Erreganq tat sie die ge
wiss-liebsten Dinge. Den Schwestern
seit-über benahm sie sich so, als
habe He die ganze Juseråtensatse aus
Iegelienx dabei toar sie ane sech. daß
nie-ans davon anfing. Es war
te der dritte Sonntag im Monat.
he Kirchgang atsa. Das war ihr
lieb. Es tat ihr wohl, den Ihrigen
Hunde heute aus Jen sagen zu koni
ettem denn sie hatte immer das Ges
unt, das sie irgendeine Ahnung von
Ihrem Unternehmen hätten. Ohne
eine Noillige würd: es doch nicht ab
gehen; sie mußte Muttelchen etwas
von dem Geburtstnge einer Kundin
weint-im zu dem sie auf dem Kirch
wege eingeladen worden. Denn wenn
sie die Wahrheit wüßten, würden
sie Märchen enn Ende doch nicht gehen
lassen vor lauter Angst.
Dein künftigen Gatten hatte sie eine
Konditorei in möglichster Ferne nli
Please-was manni. Bedriicki und
leide-es wie onsi nie war sie an die
sem Sonntag; was ihr doch, als
müßte sie um Verzeihung bitter-, das
sie das neue Glück mit Lug und
Trug sich erwerben ging. So saß
sie traurig auch in der Kirche«
Endlich kam die Nachmittagsstuns
be. Es war ihr lieb, daß es den
ganzen Tag dunkles, trübes Wetter
war. Sie zog ihr schwarzes» hüb
fches Atpatatieid nn, das lvie Seide
lässt, band einen schmalen, gestic
en Steiltngen daran und hängte
ein tleines, goldenes herz, in dem
sich die Bildchen der guten Eltern be
enden, an feiner Kette variiber auf
die Lenkt Ihr dünnes, hellwa
Haar hatte sie in Wellen gebrannt
em- einen lesen. modernen Locken
Gignan mn hintern-M qui ihren
Hasses inspir- rete se der Auf
eesusp me ife matten Is
Ists-r
sgekm ink- wikniq senken hin-ich ge
samten hände sehen lasen, rnit dein
allerbesten Gott-reisen daran. in dein
ein blaues Bergißnieinnicht — der
Verlobungereis Matteichens —
glänzte.
. Nun —- nicki nur sie selbst — nen
Ende konnte auch der städtische Benin
te rnit ihr zufrieden sein« und et
hätte es schlimmer irefsen tönnen mit
ver reichen Partie aus ver Zeitung:
eine ausgedonnette, geichrnintte alte
Jungfer etwa, anspruchsvoll und
hochmütig aus ihren GeldsaQ — Das
Leben-echt von der Familie war etwas
sehr flüchtig. Sie wollte ihre Tei
iettenousirengnngen nicht allzu genau
besehen lassen und Nieb zwischen Tür
und Angel stehen« sich mit größter
Eite entschuldigend: Es war schon so
spät, und der weite Weg zu der Da
ine nnd das Warten Sonntags an
det Daitestellr. —- Dnnn lies sie fast
die Treppe hinunter, unt nur nicht
etwa wieder zurüsgemsen zu werden;
sie wäre unter keinen Umständen run
getebrts Das vedeutete ja Un
clück.
Hastig ausschreiienb, erreichte sie
in einer guten halben Stunde bie
lleine Entonditorei von Selrna Sal
bei. Zögernd trat sie in das große
Vorder-immer ein. Es war — leert
Nur ein sebr mißmutig outside-thes
iiltliches Fräulein saß neit einer Zeit
schrift hinter dem Büsett und erhob
sich eintadenb, als sie eintrat. Und
plößlich erfaßte sie ber Schreck. daß
.et' sie Heer- Iieß. sie weswe« am
Ende, wie der hübsche Ausdruck hieß.
Dunkle Röte färbte var Entsetzen ihre
Wangen, unb ein rührender Aus
drua ver Hilslosigteit tarn in ihr an
genehmes Gesicht.
Da —- o Himmel! Sie fah im
tleinen Nebenzuntner neben den Fal
iten eines Vorhangez, zu dein Stu
zfen binausfiibrtern das schwarz unr
jhiillte Ende eines Männerbeinef.
Natürlich war er but Denn sonst
"pflegten herren doch nicht nrn Sonn
itag nuchrnittag in ver hinteritube ei
ner tleinen Konditorei zu sisem wenn
nicht ein Rendezbous sie dahin trieb!
Ich, wie gerne hätte sie nun noch ge
wartet oder gar Reißaus genomment
Der selben-tun mit dem sie bis
hierher gekommen, war ganz erlo
schen. Aber nun mußte sie vorwärisl
Ein Männergesicht bog sich vorsichtig
spähend an dem Vorhang vorüber.
Da ersiieg sie die Stufen. ;
An dein runden Marmortifchchenl
in der Fensterette hinter gelbeni
Scheibengarbinen saßen zwei in sei-l
erliches Sonntags chtoarz gelleibete
herren; beide kalten so elegant unt
frin aut, daß re beinahe erschrak —
sich selbst dazu denkend!
Jtn nächsten Augenblick aber sties
sie wirklich einen leisen Schreitens
fchrei aus — und nicht nur sie! Auch
der eine der herren, vie sich erhoben
patie- ibr bei-is Miene-zugeben
blieb sieben. wie oon Schrecken auf die
Stelle gebannt, und siannneltu »Herr
be- hirnmelii Nein ich das
tann doch nicht. —- Aber in —- Fräu
lein Mann Sie sind doch
Fräulein Klara Liebtingi!« schloß er
sassungtlos, sich nach seinein Gefähr
ten umsehentn als sollte ber ihm das
Schreckliche bestätigen.
Sie mußte sich« einer Ohnmacht
nahe« sey-, so daß ihr der andere
Herr schleunigsi mit einem Glase
Messer beisprang, vergnügt lächelnd«
sperl er Zeuge einer sehr unerwarteten
und peiniichen Erkennungsizene
wurde.
Der ceiratstanbidai, welcher eine
gute Partie in der Zeitung gesucht
butte, war der ihr wohlbekannte
Crit Trauburs der wegen Liebend
tpiirbigteit und Gewandtlseit ins
Dienste belebte Postietretir und —
heimlich Verlobte des Juli-Ege- Lice
chstxs-« « i
er war avee kon noc) erkmroaeners
als sie. Jn veinlichster Verlegenheii
griff er nach fein-m Qui, eine unver
ständliche Entschuldigung murmelnd
und ohne sich nach feinem Freunde
umzufehen, verließ er eilig das Jun
met und die Konditotei.
Ganz niedergelchmetieri blieb fee
sitzen. Welch ein Zusammentreffen!
Ja —- dat konnte allerdings nichts
werden. Den Rjährkgen Leichifuß
Trauburg —- heiraieni Und er sei
nerseits die Flora Liebling —- sit
ihrem doch eigentlich recht unbedeuten
den Vermögen! Und veer war er
ja auch! Bei-lobt und gebunden an
das arme, bluijnnge Ding. Lieschen
Schumann, dessen ganzes Lebensglück
und strahlendfie hoff-tangere in ihm
ruhten· Noch bei jener dentwiiesiseu
Geburtstagsfeier hatte sie die heim
liche Zärtlichkeit gesehen, M wie das
liebliche, atglose Geschöpf so glück
ielig und vertrauend zu dem Lieb
sten aufblickir. Und der schlechte. ver
riiierifehe Mensch « auf dunklen
Wegen und iie —- Ioit —- ste.
Märchen Liebling, Ins ihm bog -
nen! Die flammende Isie stieg i
in die bete-Linien W Ins
suchte ihre Argen Iriqe sc M
Ieise-: scheue-medizi- sn m due
Frist-sich befchänste III-Z -vpe ihm
Jend sagte We: wählt-H iß das
Inicht· Fräulein ENGEL Ei iß nur
ein schlechter Spaß. den fr der Re
gisseur Zufall mit Ihnen idea et
laubt hat. Ungern Sie sich nicht;
es gibe vielleicht noch andere Wege
zum —- Glück, oder sagen wir: zum
Frieden für Sie, liebes Fräulein
Jch fürchte. wir metken’ö noch alle
mehr oder weniger. daß vie bewußte
Tite, die wir dem Glück öffnen, eben
nicht immer die richtige ist. Gestat
ten Sie. daß ich rnich jest einp
feh1e.« Und et nahm verlegen
seinen Dut. verbeugte sich unsicher und
nenn.
Sie saß noch eine Weile oor ihrem
understhtnten Apfelluchen Der Re
gen rieselte langsamer an den nicht
sehr sauberen -Iensierscheiden hernie
der — eine lebensniiide Fliege troch
träge iiber den Kuchen.
Andere Leute betraten die Kondii
torei. —- Klara Liebling ging schnell
und scheu an ihnen voriiden hinaus
in den Regen. Die Bahnen waren
überfällt; drei hatte sie abgemattet
nun eilte sie zu Fuß nach lhause. Das
Gehen in der feuchten Luft tat ihrem
heißen, müden lion wohl.
Als sie daheim aniam, empfing sie
Lina mit vorwurfsoollen Blicken.
Hedwig hatte sie, um einen Spa
ziergang zu machen, adholen wollen
von der Gedurtitagdseier und war
zurückgetommen mit der wunderbaren
Nachricht, daß Klara gar nicht dort
gewesen sei; auch nicht eingeladen·
Und ei sei überhaupt tein Geburts
tag gefeiert worden.
Darüber hatte sich die alte Mutter,
die ohnehin seit dern großen Glücks-(
tage sehr angegriffen war, so alteriert
und heliintrnert über Maras heim-;
lichleiten und Lügen. daß sie recht unis
wohl geworden nnd zu Bett gegans4
sgen war.
« Klaras furchtbaren Schrecken beru
Thigten sie freilich, aber das arme
IMiidchen war doch ganz gebrochen,
ale sie an das Bett Muttelcheno trat,
die so blaß und still dalag mit festge
schlohenen Augen« Ach, wie trau
rig war das Leben. das bisher so
friedlich gewesen« seitdem das mithe
lod gewonnene Geld im hause wart
o o -
Wenn ein Brautpaar still beieinans
derstgt und auf ihren Gesichtern tiegt
ungewohnter Ernst oder gar Trau
rigteit, dann toird alle- wieder gut
oder tann gut werden. Aber wenn
der trübe Ernst nur aus de- einen
Stirn liegt, und das Antlig des an
dern zeigt harmlose heiterteit — ja,
dann stehen sie am Kreuzwege.
Manfred Rennbrandt und sein
Ufährigei Lied standen anr Kreuz
weget lleher seinen fernen, männ
lichen Zügen log ein sasi finfterer
Ernst, während ihr httihendes, holdes
Gesichfchen freundlich nnd entziittt ten
Vorübergehenden den Läden,« den
Schaufenstern zugewandt war, als sie
heute nachmittag in einein schönen,
eteganten Auto ihrem Ziele, einem
Kasseegarten in hundeiehle, »zu
brauste-n
Herr von Sandersoe erwartete sie
schon. Minchen wurde dunlelrot nor
Ueberraschung und Freude. Ersten-:
War der verstehst und sein! Lange
nicht so hiihsch wie ihr Manfred,
aber er hatte ein get-Wes fiir man
che Frauenaugen sehr destechendes
Etwa-. Zweitens: Wie char
tnant griißte er sie, dabei so lieb —
so bewunderndl — Unterschiede kann
te sie noch sieht, wußte nicht, daß ern
here von Sandersee ihr mit diese-n
gemischten Gruß« teine besondere
Ehre erwies! Und der junge Kauf
manns-is sei-ps- -.d.s· uns-sausen
auch nicht. est-ein Gast mugu wer-»
die- besser als ee wissen, was je
denr an Artigteit galant- Der
überlegte ersi, ob ed nicht besser
gewesen wäre, bei dieser Land-partie
mit einer lleinen Telephonisiin Zi
oil anzulegen statt der ihm allerdings
besser stehenden Unisornk Dann nber
katn er zu der Ueberzeugung, daß
sich geschehene Dinge nicht andern
ließen. und nun machte er der liebli
chen kleinen Dame eifrig den hof und
verdreer ihr vollends das ohnehin
nicht sehr sesisisende Köpfchen.
Später winkte der junge Sonder
lee seinen anigeber leutselig zu.
,,Sie — Freundchen —- ich weiß
nicht —- ich glaube. gewisse schöne
Augen würden gar nicht sinster blit
ten, wenn wir so ’ner kleinen Pulle
den halt briichen —- nicht wol-ri«
.Se1bslverskiindlich, lieber here von
Sandeeieel' lachte Manfred, der
sich freute, das- sein Bränkchen so ganz
nebenher durch diesen Umgnng die
Sitten und Manieren der »Hei-sen
Welt« lernte. Machke sie doch jeden
Augenblick zu drvllige kleine Verstöße;
d. h. jesh von diesen Niährisen No
senl llangen sie urdwllig —
nber später, als roiirdi Osfizierss
rauft Sand-erste wills-tu ei lehr
In orientieren und Mansred war
Dankbar bestie.
Den Gesi, ohne den iiir Sonderl
W
liess-sue statt aus-den DI- » sch
Jan Das May lustige Kind da
drinnen im Da en stn auch ihm
in die siege-. « anieev ng an, Ich
zu ärgern. such über Verminr. Wie
lonnte sie nur is albern lachen nnd
sich iiber den verliessen Autosriien
amiifiereni sum Glück larn San
deriee ien Leben nicht auf solche Et
lapnden ihrer Augen« wo er doch
neben ihr faß! So dicht neben ihr.
daß er oft ihre Arme, die rosig durch
den Tüll ihrer Bluie schimmerten.
streifte. Einmal, als sie bei einer
scharfen Larve leise aufschreiend her
umgeschleudert wurde. umschlang er
sie schnell noch. wie um sie vor dem
Heenujfallen In reiten. — Aber er
hätte dann früher loslassen iönnen
— dachte Manfred nicht sehr er
baut. »
Dessen Gednnlcn waren nicht im
mer zur Stelle —- fre ichossen unstiit
hin und her im dunklen Lande der
Zukunft.
- --,.’
III III IM Mlllltillplllllcllllucsl
Vorgarten saßen, bekam er wieder»
mexr Interesse sitt die realen Dinges
der Gegenwart. Sie aszen Mel-W
und Herrnine hantierte damit so nie-»
nig hübsch, so ungewohnt, daß Man
sreb ihr die Tiere einsach aus der
Hand nahm und sie zerteilte. San
dersees spöttisches Lächeln ärger-te
ihn. Die Partie war siir ihn abso
lut tein Genuß. Später bekam dann
Minchen Trauburg aus dem klein
bürgerlichem soliden Gartenhang in
Wiltnersdors —- einen regelrechten
Schwin Sie trurde etwas sebe
»lattt und etwas srei in Bewegungen
Hund Worten. Nein — das war
gräßlich! Jmmersdxt überwachen und
erziehen, ermahnen und scherzend be
lehren tdnnte er doch bei seiner Frau
nicht! llnd«doch mußte sie lernen.
was ihr sehlte Zur ’rt igen Offi
ziersbameL —- Daran Peilich was
sie von der Zukunft wünschte und
hoffte, daran dachte der liebende
Brautigakn augenblicklich nicht.
Jn ihrem richtigen tleinen Rausch
sing sie ptögltch an, von ihrem Ta
lent zu sprechen und daß sie sich
tatsächtich der Bühne zu widmen ge
denke.
Elias-, bis wir heiraten können —
obgleich Ich doch später auch sehr gern
mitverdienen möchtel Atti Ende
tdtnmt mehr Geld in die Wirtschaft
lasse, wenn ich aus den Brettern stehe.
die die Welt bedeuten, als wenn
tnein herr Gemahl hinter den Bret
tern steht, die er Ladentisch nennt
sang bloß den heringsbiindiger an
den Nagel —- dn —- Jredell« bat
ste, lachend über sein brutntniges Ge
t
sich
Mansred sah in tödtlicher Verle
genheit nach Sandersee hinüber; der
tat aber gar nicht entrüstet oder er
staunt.
« »Aber selbstredend wird und will
er- das,·Gnödigste'. antwortete er tn
seiner überlegenen Art. »Sie find
ganz undencbur an seiner Seite hin
ter dein Ladentisch! Ader aus der
Bühne, in den satnosen sranzoftschen
Satpnstiiaen, in einer der wunderbar
Ieschen Tothen —- tl in baut-cur!
Meinen ergebensten Gliietwunsch zu
dein Gedankens Der muß unter
alten Umständen realistert werden, und
wenn ich setdft dil band dazu bieten
sollte, Sie ausdilden zu lasseatc . .
Er brach schnell ab, denn der Blic
den er aus Mansredt tiefverduntets
tetn Auge aussin war nicht besan
derz schmeichelha Das war der
warnende slia eines Manne- deni
andern gegenüber, der. wenn auch un
Scherz, gewisse « unsichtbare,undesiniers
bare Erwies itu Verkehr tnit einer
Dante überspringt Sandersee biß
sich in die Lippen und starrte säh-te
tnirschend die- tin-ausgesprochene Jst-L
eeiqtrvequng ein- —-— H
Die Nacht war hereingebrochen, die
editichen wnslaternen nnd hie grell en
vielen Farben suntelnden elektrischen
Birnen erhellten nur notdürftig den
Gatten, als sich die drei jungen Leute
erhoben.
Manfred mußte sich von dein ihni
betnnnten Zahltellner wieder vie net
koendige Sinn-ne bargen Es war
nun das zweit-e- ndet drittenraL Der
Vater hatte ihni tausend Mart ge
schenkt, denn arn Ende hatte nicht er
gespielt nnd gewonnen —- nnd davon
war nun nichts mehr übrig. . .
Spät trennte nian steh. Man
fred brachte hermine noch hie an
ihre Wohnungstiir. Da nahen er sie
erst einmal sest nnd innig in seine
Arme.
«Minthen, ist das dein Ernst neit
dein Theaters«
»Gott — wenn wir doch noch nicht
heiraten tönnen.«. . .
Er wandte sich schweigend ab
Ihm var. als habe and ein
Tor, nor dem er nnd ptös
lieh weit vor ihn Ieössnet —- ttnh var
Muse eretnen breiten Weg« »und
W onst-zie- daraus mindert-S
es
S- attde vie er Donnerstag then
die Nacht nach schlaslas und tren
Ant andern case ee sitt San
dersee inter ins .
, M—
et auf ihm die Dom-a Weit-den
über et- Hetns von 7 ,000 Matt
das et w ein Anteils-n is der
Preusifchen isßeuiotterie gewonnen
hatte.
«Der alte. ekcheae, abgeschabte Geld
ichtaak. der einen Zweck schen jehe
zehntetcmg e fällt hatte, states ein we
nig offen, and man konnte darin
die verschied-etwa Gelt-fetten Sinken
und glisem ieheaz Wille-mild Resu
beande hatt-! ihn schen als Inst-«
wenn et hier feinen Großvater be
suchte, ehkfüechtig angestaunt Wie ein
Wunder war dem Kaufmannstinde
det Schrank erschienen, in dem nat
Geld Zag. für weiches man vie vie
.lea deutschen Waren, die stattlichen
Fsuckeehüth die leckeeen Eßpflaumen
Hund Mean Mandel-e uns Uosinea
spekunri Nun nichten er dem ol
’tetnvea Manne wieder wie ein Wun
der. Berg ee doch mit feinem tei
chen anhau eine Art Zaubetichsüssel
zu dideeeeSehäden und Henlichteiten set
Er . .« .
Aber dennoch fah der Mann, der,
ohne geldgierig zu fein, doch eine fehr
hehr Schasung file das Erwarbene
hatte, nicht entfprechenv beglückt aut.
Sehr ernft lehnte er in oem alten
Lehnstuhl gegenüber dem Regal mit
dem abgenutzien Shannon · Register
Ein riesiger Papierlrcb flano ne
ben ihm. An der Wand, die er fast
berührte, fland noch ein Schrank mit
Briefen, Papieren. Korrespondenzen
An ver alleragrnuen Tapete hingen
in sauberen Leinwandfiictchen Bun
vel oon Samen und Kräutern; b.:nn
der Kalender, eine Faorptantarte des
Reiches und ein alter Regulator- Das
mild beruhigenbe Ticktaa zeigte fried
lich die dahingleitenben Stunden an;
bisher viele zufriedene, tätige Stun
den, im Dienst einer geliebtern guter-;
konnten Arbeit; glückliche Stundenj
ihres tlingenden Erfolges, der led;g-J
lich durch Fleiß, Klugheit und feine!
große Begabung fin den Waren
tymvel erreicht-worden war. Denn
wenn einer, fo braucht per Kaufmanns
Begabung und Fähigleit zu fein.r
trockenen Arbeit. Und Hoffnung
Immer hatte Rennbrandt der alte
Sah vorgefchwebt. ·den fein einziger
Sohn ihm einft en goldener Schrift
und fchiin gerahmt zum Gefchrnt ge
macht halte:
«Arl:eit mit Aussicht auf Erfolg
th has größte Geheimnis les
Glut-IF —
llnd von biefrrn feinem einzigen
Sohn, dein Erben feiner Arbeit und
ihrer Erfolge-, war der Brief« der
on ihm auf der abzrfchabten grünen
Tuchplaite lag:
«Mein lieber Inieri
Der Inhalt meines Briefes wird
Dich lau-n iiberrafchen und hoffent
lich auch nicht betrüben. Verachten
wirft Du mich ficher nicht« wenn ich
meine Hitte erneuere den Beruf zu
wechfeln. Du hist.viei zu orrfliiuds
nitooll, unt nicht in Ruhe einzufehen
daß jeher Beruf, zu dein ein Mann
Neigung und Fähigkeit mitbringt, ver
rechte, der einzige fiir ihn ift! Und
das jeder Beruf gut ifi, ver gut ano
geiiillt vieh. —
Du hast nie einen Zwang auf inei
ne Neigung aus-eilst, lief-est mir in
den rneiften Dinan iede Freiheit- Nur
erwarteft Du, das ich gleich Dir und
deinem Vater den sianfrnanniftanv
ergreifen Iiirdr. »
Var einein Monat hat ich Dich,
Inich in den Offiziersstairb treten zu
lassen. Du haft rnich in rafchern ZLrn
abgewiqu und auch bei mir war der
Entfchluß noch nicht ganz gefestigt.
Jch hoffe aber, Du wirst jeßt in
vtuhe würdigen, wenn ich Dir nun
mehr, ha.allej in rnir zur Reife lam
die wohlerwogene Bitte unterbreitezu
Los min; Sologl diene-u ·e-u you
ein Vermögen gewonnen. das zu dem
Gewordenen hinzukom; das seht Dich
met-n Vater, in den Stund, mit die
eigene Wahl eines Berufe-H zu ge
statten. Und seit jenem Gleis-abend
weiß ich, was ich will: Ofsiziee will
ich werden, mich gut Wahl stellen vei
dem schönen, vornehmen Reginieni,
dem ich fest al- Iteitvilliger ange
höre! i
Jch bitt-e Dich. teurer Vater, mit
eine entsprechende Ziel-ge zu gewäh
ren. die mit eine Stellung unter den
Kameraden ermöglicht
Und daran schließt sich noch die
eine Frage und Bitte; Kannst Du
handelteeivendet Kaufmann icn ofte
nen Ladengeschäst bleiben, wenn Tu
einen Sohn im Regccnene Graf
Duan als Osfiziee hast«-l Neu-,
Vater! Ich weis es von Kameraden
un RegintenL n mußt den Kans
Inann. den ganzen Ladentrent an den
Regel dänsent Seie Dich sur Ruhe!
du hättest es schon seit langer Zeit
Ieionnt —- hnft Die genug eewoebenl
Ibet seht, nachdem Du 75,000 Mut-.
so einfach ins Spiel gewonnen hast,
bist Du ein reicher Mann und tannit
dem Sohne helfen, den Seins, den
ee liebt, In ergreile Dazu aber
Inst Du Dich iest freie-lachen Dich
endl entspannen aus dem alltägli
den —- und dee Jugend kund
etwas gönnen! —- seeianse das Ge
ldssn Dei disk Inn seh-Bäume
Md wird es übel
nehmen, aen wenigsten die Mutter
Skieist noch so in und hat eigent
ltchsstpenigvon ege sit VI
mesl se immer sent, ine cum-, sei
Leiter Arbeit, und abends lauft
VI Itsde seien und W ent
Ieeseseeez de W De seiten Lust.
noch mit ide nie-zugehen in Gefes
fchqfe sdee Theater and Ko rie, wo
sie sich ihrer Jugend und chönueit
ein wenig hsiie freuen Meinem fee bot
Die nie einen Vorwurf doean ge
mackii —- eine fs gxie Frau und Miit
iee. wie fee wer
Und Du few . Vater! Ich weiß
n: Du hattest auch andere gei
F Nei M und Freuden, die
u isngi haft ei eben, derdoreen
lassen Tiber Deinen Rechnungsbiichetn
mii den langen, langen Zahlenkeihem
—- Du hattest einen feinen Sinn fiie
feine Genüsse, fagt nie Mutter-. Du
ipielieft Masken ei war ein Genuß
Die zuzuhöeeni Dein Reiten —
Deine Passiv-n fiir fchiine Pferde fou
iefi Du auch wieder aufnehmen. Tie
der Vater! Das würde Deiner Ge
fundheit auffan; Du wirft fedr start
in fester Zeit. Reife edle Pferde,
lenke mutige, heftige Gönie vcm
Kntfchboct aus, daß alles fich fragt:
Ue- ifi der stattliche hübfche Mann
mit der fchiinem blonden Dame? ilnd
die Mutter würde dann den ewig wei
nerlichen Zug verlieren, würde wieder
ihr stolzes Löchein haben und glück
lich fein!
reciiiin neraus on Licht nnd Lini,
Vater. heraus aus dein dumpf rie
chenden Kontor, wie ich nie, nie auf
Deinem verlosienrn Thronsesiel vor
dein eilten Schreibtiich iipeii möchte ·.
Ich will hinaus ins stifcheste, gesin
ste, blumige Leben, einen echten Man
nerberus will ich mir erlieseii! Du
sollst ftolz aus Deinen Sohn, den
»Leutiiant, sein, ioenn er einmal mit
sieineei Kameraden zu Besuch in Teiiie
,reizende Villa kommt, in die Van mit
Zdeni goldenen Schilde an der hohen
guiieisernen Pforte: «Willibald Renn
lirandt, Reiitier."
«Und so ioeiter und so weiter«.
tummelte der Kaufmann, absolut
nicht überzeugt oder begeistert, und
wars den Brief zu dein hausen
der eingegangenen Postsacheii in den
Lord.
Er langte nach der Feder und
schrieb Geichöslibriesel Ei —- wie
das ging, wie diie «sliiichie'! Da
war er zu hause -- dal verstand er!
Und ioie der Stapel wuchs und
wuchs. . . Da sreuie er sich mehr, ritt
wenn er, ein diiter, alter Herr, auf
eiuein schweren Gaul iin Tiergnrten ·
spazierenrittz gräßlich — iat Er
sollte sein altes, liebes Hand-vern
zeiig einoatten. Er sollte adiatieln
und nicht mehr arbeiten —- er bitte
et nicht mehr nötig. Der Vater lei
nej Herrn Leutnunts loute er sein.
Nichts tun iollie er. Jn einer Villa
sipen und Miiulasien feilhnlten. Und
freudezitierud den Herrn Sohn er
warten, wenn er niit einein Kamera
den ooin bunten Rock zii Belus- inm.
Dann natürlich Schulden bezahlen —
dein fein Erde schon liei Lebzeiten
auszahlen. Sich ausziehen. ehe er zu
Bette ging, das sollte er. . .
·Wer seinen Kindern gibt das Brot
Und leid’t im Alter selber Not,
Den schlage man mit Heulen idt'. .
brummte er grimmig vor lich hin.
Da tlaiig die tieine Glocke der
Außentiir. rasche Schritte durcyquers
ten den Laden. die seuntortiir wurde
energiich aufgemacht. Das ivar feine
Gattin. Er tuunie den elastikchen
Gang. das Felle-, «kiugreitende in ih
ren Bewegungen. Er dltitte qui. Ja
—- kiewiß, iie sah noch immer disp
hiidsch aus« Der lchwarzgetupite
Schleier ließ die feinen Scheistzuge
des nahenden Alters tauni erteiinen.
und das dunkelblaue Prineßtleid non
weicher Seide stand ihr vorzüglich zu
dein hellen, gepflegten Teiiii und der
welligen FiilIe deo rotblonden haaeet
O ja, sie nsußte gewiß recht gut aus
sehen aus dein Autlchotzu ded Seid-st
schier-. Ase-. nein, sur me Mone,
die ihm zugeweht war, fühlte et sich
noch ou kungl Ein vöjek zwielpalt
verdarb ihm die Lamm —- Daj hatte
et nun von dem GlücksfalL dem Ge
winnlosl Er hätte es nicht nötig ge
vath Genug hatte ee —- füt lich
nnd die Seinen genug. Er freute
sich auf die Zeit, Jem- leia Sohn
h t sisen würde, wie hatte ee sich ge
feeull — Seufzend legte er die Feder
hin und bot feiner Frau den Besuch
lessel neben dem Schrelblllch ou. Sie
nahm lachelnd Platz und sing sofort
an
«Ruu lag«, Willk, wag machen wie
mit dem vleien Geldes Es heißt, ge
wonnenes Geld soll man so schnell
wie möglich dem zutütlgebem dem es
ursprünglich gehörte-«
»Alle loll man es zum Teufel ge
hen lassen —- fo schnell wie möglich«.
sagte er herb.
Jst-et —- nbet, Mann. — Du bist
in tejuee glüalichen Stimmung. . .
Dabei hast du pas Glück-we doch
auch bezahlt. Zähl« mal zusamt-new
wieviel du gespielt hast, was das lo
ilet tu 20 Jahren. Nicht viel im
Vergleich freilich, aber wenn der Ge
bet nicht mehr verlangte. . . Ei war
doch rechtlich erworben. Willll —
llnp unn, Lieber, let vetguliqtl Ent
lchliese dich zu dem, wes Frau und
Mut von dir eilt-Meu- Sel nicht so
Mit lmd deute, das du ei hcch
lilt hu —- W Glä« —- Dann
sie la leichtste-a Ton lot-l- »Ich
M-Mslsel dem Male-knalle- wesen
der sitt-. Ich lage die —- geschenlll
Ikne lehr alodtkge Inst-plans und
Ists-in hypotheken, dle du Patan
EVEN-Mc Mit) .