Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 09, 1915, Sonntagsblatt, Image 11

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    Eiieavähner auf einer Ekkundigunqgiahrt in Ist Gegend von Art-s.
Dulgarigcheg Volkstum.
Ein neuer Kämpfer hat sich auf
dem Weltlriegischauplah eingefüer
Wohlbelannl ist er aus den letzten
beiden Balkonlriegen, in denen das
bulgorllche Vollstum die höchsten
Proben ehrenvoll bestanden nnd sich
nicht nur großer Leistungen fähig,
sondern nach schweren Prüfungen ge
wachsen gezeigt hat.
Unter den buntgemischten Völler
typen der Ballenländer pflegt man
gewöhnlich den Vulgaren und den
Sei-sen als Gegensöhe einander ge
genüber zu stellen. Der Sekte, schlank
gewachsen, elastlsch. von heller ova
ler nnd oft edler Gesichtsblldnng, gilt
sent-les lm Scihensrsiem
Französisch- Oandgranaten in der(
vordersten sinrnpslinie; zum Schuhe ge
en Gase rratxen die Mannschasten tits
kn vor den tmungsorganeu und eme
eitle-.
fiir den schönsten Schlag des Bal
ians. Die Butgaren haben iurze,
dirte, iriistige Schädel, Kinn und
Mund sind breit, die Nase ist groß
nnd von geradern Wuchse oder auch
adlerartig gebogen; die Stirn ist
art gewölbt, die Baaentnorben
springen hervor und tragen zur Ver
hiirtung der Gesichtszüge ber. haarel
und Augen sind dunkel, die Augen-z
brauen ost zusammengewachsen Meist !
tragen die butgarischen Bauern das
hour iur , dazu einen Schnurrbnrt«
den die Sisigiere gern tea ausztvirs
bein. Besonders in den Höhen und
in den Tälern des Balle-us trifft
rnan den buigarischen Bauern mitten
hier angedeuteten indischen Zügen
immer wieder an. Was die Frauen
betrifft, so muß man zwischen denen
der Gegend von Sofia und den Bau
ernfrauen der Gebirgsiandschairen
unterscheiden. Jn und bei Scfin sind
die gefälligen Erscheinungen nicht sei-l
ten, aber die Frau vorn Gebirge ist
in der Regel eine ungelente, schwere
Gestalt. Die hautfarbe ist duntel«
das Gesicht aber fahl, während das
trause haar schwar tfi und die klei
nen Augen ein sie endes Feuer ver
bergen. Aber hinter der rauben
Schale wobnen tüchtige innere Eigen
schaften, wohnt Milde, Oiite und
Klugheit, und musterhaft ist bei dem
dulgarischen Balle das Familienle
ben, dein sich die Frau rnit voller
Kraft und Hingebung widmet. !
So tote hier, so ist es überall: deri
sutgare gewinnt nicht durch bestesj
chende Eigenschaften, aber er impo
niert durch Gedicgenbeit des Choral
tertl und der Leistungen. Selbst bei
einem Gange durch die Straßen der
so schnell europiiisierten Hauptstadt
wird man alsbald inne, daß man
hier« ein Bauernboll vor sich bat. An
der Aaererde hängt und bastet der
Bulgare bar allem, silr sie arbeitet
und lebt er, und sie bat ihn zu dem
emacht, was er ist. Er ist solibe,
sparsam. fleißig, nüchtern, bart gegen
sich selbsi und andere; die Soliditiit
treibt er zuweilen bis zur Raubeit
und hörte, die Sparsamkeit bis zum
Geiz. Er siillt nicht lästig und ist
nicht schwasbast Er trinkt nicht und
nie wird er wie der moderne Grieche
imstande sein, lange Stunden tn ei
snem Rasseebaug Zu verbringen. Sein
Arbeitsvermögen si groß, die Bulga
Iren sind ein echtes Arbeitgvall, und
’die körperliche Leistungsfähigkeit
übertrisst weit die Erwartungen die
man etwa nach seiner äuße:en Er
scheinung sich bilden möchte. Jn der
Arbeit bat er Selbstsucht gelernt, die
ses Voll ist nicht durch plöyliche Wal
lungen seines Temperamentes hinzu
reißen und zu überrennen, wie man
che seiner ballanischen Nachdarvöller;
es achtet und hält das Gesetz. ed hat
sich in der Gewalt, und wie im Le
ben, so lennt es auch in det- Politik
leine andere Denkweise, als die nüch
terner Berechnung.
Vergegenwärtigt man sich bie Ge
schichte des Bulgarenbaltes, so muß
man die Fortschritte, die es gemacht
lhat, mit Bewunderung anerlennen.
Hinter allem, was dies Voll tat und
tut, steht W i l le. Erst vor 80 Jah
ren wurde die erste bulgarische Volks
schule gegründet —- beute iit die Zahl
der Bulgaren, die nicht lesen und
schreiben können, nur gering. Jm
Jahre 1878 trat die Türkei im Frie
den von Sau Stesana aus Russland
Verlangen detn neu zu bildenoen buls
garischen Staate sast ganz Mazedai
nien und Thrazien ab, bis England
das neue Bulgarien zu einem Dun
dez - Staat berabdriicktr. Dann be
gann der Bulgare bebarrlich den bo
litischen Ausbau seine- neuen Reiches,
Die Matrofen des Untecfeedootei bege
ben sich an Bord des englischen
) Wandel-dampan
Fund unsere Generation M Zeuge da
fvoa geweser wie er Schritt vor
Schritt Gelände gewann. Dabei ging
mit ver territorialen Erweiterung des
bulgatifchen Staates auch feine m
siitiss in stinkt-sich
Tuns-l wars-u
Auf vie-sehn sc Urlaub-« ,
»Es-»Aut- ick I , de Mann-stand von dien Intentind II mißl·
netx und geistige Entwicklung nd
in nd. dandel und sen-erbe, er
wal ng und Berieljr wurden mit
praktischern Blicke efdrdett und auch
Werts-haft und unft wurden ort
stäudnisdoll ecepflagt Die Insel-Z
rigen der tu n Stände nisten viel
los Nation und holten lich dort ihre
sildungz zahlreiche sulgoren haben
an deutschen Dochichulen studiert. So
tonnte es geschehen, daß eine Kasse,
die vor einem Jahrhundert dein Un
tergange geweiht zu sein schien, sich
nicht allein erhielt, sondern an in
nerer Kraft und äußerer Macht dau
ernd gewann und zu einem entschei
denden Boltsdeitondteile auf dem
Baltan wurde.
Und nun schickt dies Bolt sich an,
einen weiteren großen Schritt seiner
Geschichte zu tun und seinen Macht
dereich über jene Landstrecten auszu
delinen, die ihm der ierbifche Bundes
druder entwunden hat. Was das
Bulgarenvolt militärisch leisten tann,
das hat es besonders in detn Kriege
gegen die Türten unzweideutig erwie
sen. Erst als das bulgarische Deer
nach den Siegen bei Kirktilisse, Lille
Burgas und Tschorlu auf die Linien
von Tschataldscha stieß, mußte es vor
dem zähen Widerstand der in der
Verteidigung stets glänzenden Tur
ten Halt machen, und während das
bulgariiche Voll an dieser Stelle die
schwersten Opfer brachte, konnten die
Serben jene Landstretlen besehen, auf
deren Ansall Bulgarien vertragsmä
Ißig Anspruch hatte. Wie sich der
dulgarische Soldat in den leßtrn
Kriegen ausgezeichnet bewährt hat,
so ist er von allen sachtundiaen Be
;obachtern von je höchst achtunggvoll
Jlteurteilt worden.
» Jn diesem Sinne ist z. B. das
Bild gehalten, das der Englander
ten-nun eise- vnen ""
s—
Sil-Vara, in Friedenszeiten als
Schilderee des Lands-mer Tage-i und
Jahre-leben- detannl, hat all Wie
ner Landftarmrnann bis zu feiner
Erkrankung den alizifehen Feldng
mitgemacht nnd ne Erlebni e in ei
nem kleinen cheiftchen g childert,
worin das Fiebethafte und innerlich
doch tief Geprdneie, das Ungeheuer
liche nnd doch bald Gewohnte des
Kråeges anschaulich herausgenrheiiet
n .
s Bei einem tleinen Begegnanggge
fechte sah Eil-Bord den Führer der
Iruffischen Truppr. einen Offizier, der
ganz in Gedanten vornnmnrschiert
war, dann, als er des Feindes ge
wahr wurde, den Säbel zog und feine
Leute offenbar zu sammeln, zu heru
higen und zum Widerstande anzu
fenern suchte. Der Ofsizier fiel nnd
Seil-Vorn erhielt später einigeSchrifts
stücte, die man bei ihm gefunden hat
te. Sie find merkwürdig genug.
Aus dem Duntel der ewigen Macht,
in die dieser fremde Osfizier hinüber
gegangen ifi, tritt durch diefe Schrift
stiicke plötzlich eine menschliche Gestalt
mit ihren Sorgen, Gedanken und
Zweifeln hervor. Jn einem franzö
sisch abgesaßten Briese an seine Frau
sagt er:
. »Meine kleine Maria, Du würdest
Hnich taum wiedererlennen; meine
Danke sind vor Schreck über all das,
fwas ich in diesen letzten Zeiten ge
isehen habe, weiß geworden. Die
Kämpfe sind blutiger als je nnd je
fden Tag bin ich nicht nur erstaunt.
noch am Leben zu sein, sondern auch.
daß es noch Menschen an der Iront
gibt, die den Krieg überlehen. . . .
Unsere Verluste gehen iider alles hin
Eine Bildt-since un nistet-ständen Ins Im mstllchen Musfchauplas
Tit Unter fände sind mit ielbtqezimmetten Möbeln ausgestattet; bequem ange
legteh· tepfvcn führen su a höher am Bergsng gelegenen Viehe-usua
sen kam-.
Edtpard Dieey von ihm entworfen
hat. Er bezeichnet die bulgariichen
Soldaten als starke, kräftige Men
schen, die den ganzen lieben Tag
la exerzieren und den Eindruck von
tap eren, zustiedenen und lebengsroi
den Leuten machen. Es ist schwer,
so bemerkt er, sich eine besser geleitete
Truppe vorzustellen. Kein bulgari
scber Soldat ist betrunken oder macht
Lärm, oder söngt lhiindel an. Wenn
ihr Marsch aus den ersten Blick lei
nen elastischen Schwung zeigt, so sind
sie dafür in der Ueberwindung gro
ßer Wegstrecken ausgezeichnet lei
stungsfähig Ossiziere und Soldaten
verkehren, obwohl der Dimlt und
seine Formen stramm gehandhabt
werden, in freundlichem, ja vertrau
lichem Tone miteinander-, denn der
Butgare bat ein itarlez Freibeitsges
fühl« und hochmnt und Kastengeist
sind dem dulgarischen heete fremd.
Jm Grunde genommen sind ja Os
sizier und Soldat derselben Art, des
selben Schlages —- Bauernsöbne. Und
was schließlich diesem Heere eine ganz
besondere Widerstandss und Stoß
Irast gibt, das ist die Eigenschaft,
die der englische Ballanantrigant
Moel suxton den daliitarrigen Op
timistnus des Vulgaren nennt. Er
glaubt an sich, er glaubt an sein Land
und an dessen Zukunft.
Ssnppeklied.
In "n lüljlen Jravcn siy’ ick hier
U» meine Aletbn ital-en.
gleich los-tm »ec lnterolliziclz
ann heeßt et: stoben, jrcbenl
VI f ner sur del Vaterland
li- oed. Ick alter Knabe
Z net-us die Schippe in die Hand,
ck ital-e, Trabe, irthl
Sollt« ick mal buddeln new Zwil,
Sagt« jet: Nin in dle Tint.
Du ließ mit Zrllher alle-no kühl
Dcch je ll Du meine sütcl
Schon i isoliert das llosnmqndm horch.
Uet sika nich, du ils mupdlc
Nu brat· mit kenn- ecnen Storch,
set hudsdlr. bewle bnlsdlel
well Jck bnddlc hier wi: doll
ck wer’ mit doch inctn ziercnl
Iln lqunt mit ecnet klimm, den full
zel- Dcsbel frilaf«lc1«en·
pmml im: der od mal trink-säuseln
Alt-lief lcl ecnc Lippe-:
»Je- hpls vsk Ihnen lerne Zeil,
J- lchtm« schuppe- lclywchj
Max Frlcplandelx
i
I
aus, was man sich denken kann, denn
die Oesterreicher schießen aus une mit
der Genauigkeit von Maschinen. Un
sere Zeitungen, die in langen Zwi
schenräurnen hierher gelangen, verbrei
ten sich rnit Wohlgefallen über die
Verluste der Deutschen und Oesterreis
cher, ohne die Größe unserer Verluste
ins Auge zu fassen. Und abgesehens
davon, wie viele der Unseeigen sind
schon in Gefangenschaft geraten!. . .
Wir haten jeden Tag Bajonettangriffei
auszuhaltem aoer unsere Soldaten
wollten nicht mit dein Bajoneit an
greifen, und wir sind gezwungen, sie?
vorwärts zu treiben und immer wie-i
der vorwärts zu treiben.Aber ich weißJ
lange lann ich auf meine Soldaten;
nicht zählen, weil ich sehe, daß sie sich
nur widerwillig schlagen.« «
Die tiefe Meliincholie, die dieser
Brief offenbart, vetundete sich in ganz
eigentümlicher Weise auch in den Tas
gebuchauszeichnungen desselben Offi-»
ziers, von denen SiliVara einen
Teil veröffentlicht. Dieses Tagebuch
führt den Titel «Gedanten irns
Schützengraben«, und es zeigt einens
Mann, der unter oern ewaltigen Ers«
lebnisse des Krieges si iiher die Eesi
scheinung des Krieges selbst tlar zu?
werden versucht. CI ist eine Reihe
nbgerisfener Bemerkungen, doch nicht
ohne inneren Zusammenhang, die ins
dem Tagebuche auseinander folgen: I
»Krieg ist in unserer Zeit in jeder
Hinsicht unmodern. —- Wir haben
keine Zeit, lange Kriege zu sühren.
-—— ueberdieg kann rohe Gewalt nichts
beweisen. —- Der Mensch ist heute
überall, zninindest aber bei uns in
Ruszland, unter allen Staatsgütern
das am geringsten bewertete. Es ist
daher sinn: nnd zwecklos, gegen Men
schen Munition zu verschwenden. —
Der nächste terieg wird rein Kampf
von Mann gegen Mann sein, son
dern Maschine gegen Materiativert.
—- Das Liegen im Schiiængraben
tage- und wochenlang ist, wie sich
jth erweist, eine Zeit-, Energie- und
insbesondere Geldbetschwendung —
Jn unseren wirtschastlichen Betrieben
hat die Maschine sast überall den
Menschen verdrängt; sie wird und
musz ihn auch im Zeriegdbetriebe ver
drängen. Daß das Maschinenzeitai
ter des Krieges noch nicht hereinge
brochen ist« hat sicher nur Amortisa
tionsgriindr. Allerdings sind die 42
Strandpattouille —an Rügen.
Zentimeter-Mörser der Deutschen
(das triegstonsequenteste Volk der
Wen), die Mike-» Tokpedps unt-!
Mas inengetvehre die ersten fchiichtersl
nen nsänge einer Zukunftsperiode,’
die triegswirtschaftlich zweckentspre-:
chender organisiert sein wird-— Krieg’
entsteht und besteht nur durch seine
Unvollkommenheit Krieg tann nur
durch Krieg ad absurdum geführt
werden. —- Je wirksamer und in
humaner die Maschine im Kriege ar
beitet, desto rascher beendigt sie den
Krieg; desto humaner also ist sie.'«
Russenfchur.
Etwa vier oder fünf Tage nach ie
dem größeren Sie-g, bei dem eine gro
ße Zahl von Gefangenen erbeutet
wurde, läuft bei der Zentralstelle der
Solinger Stahlindustrie eine größere
Bestellung auf haarschneidemafchinen
ein. Sobald nämlich die gefangenen
Rufer das Kriegsgebiet verlassen und
ins Jnnere des Landes gebracht wer
den, müssen sie sich einer für die Si
cherung des Gefundheitszustandes der
deutschen Bevölkerung unbedingt not
wendigen, für die Rossen aber nichts
desto weniger sehr unangenehmen
Maßnahme unterziehen: dein haar
fchneiden. Unerbittlich fallen die dich
ten, mehr oder minder belebten Rus
fenlocken der Maschine des Barbiers
zum Opfer.
Chopin als Heilmittel.
Die Geschichte der seltsamen Hei
lung eines italienischen Soldaten ioeiß
der »Gott-irre della Sera« aus Mo
dena zu berichten. Der Korporal der
Jnfanterie Sturmino Squillaccioti,
ein Neapolitaner von Geburt, verlor
nach einem heftigen Kampfe infolge
eines Nervenchocs die Sprache. Er
wurde nach Modena gebracht und
sorgfältig von den Aerzten des dorti
gen Krankenhauses behandelt Doch
allen Versuchen zum Tros- blieb et
stumm. Schließlich verfiel ein Arzt
aus ein merkwürdigez Mittel. Da er
wußte, daß der Patient ein außeror
dentlich großer Musikliebhaber war,
setzte er sich ans Klavier und spielte
ein Nocturnv von Chopin. Schon
nach den ersten Akkorden geriet der
Korporal sichtlich in heftige Gemüts
Tie Glocke von Marquillies,
deren französiche Inschrift der Hoff
nung Ausdru ibt, eines Tages die
Wie ergabe El aß - Lotliringens km
Frankreich einzuläuten und die laut
neu eingefügter deutscher Inschrift ans
Tage des Sicgeö in Galizien und dann
sur Feier der Wiedereinnadrne von
Hemde-g von deutschen Soldaten geläu
tet wurde.
bewegung. Und bald darauf, wäh
’rend der Arzt immer-weiter spielte,
sprang der Korporal jauchzend aus
»und fiel mit dem Ausruf »Seht gut,
;bravo!'« seinem Retter um den Holz.
Er war vollständig geheilt . . . So
geschrieben im »Corriere della Srrn.«
Vor -,qeladeucm« Publikum.
..chtcn Sie bitte kin, meine Herren Nenn-alm, und spickeu Sie mitf·
Caqt John Bullt
curooöismes
meiner-.
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Nach dem 4. Akt haben die Nemmlcn genug nnd drücken sich schleuniqffl